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Page 1: Entwicklungsgeschichtliche und anatomische Studien über den Skleralsporn im menschlichen Auge

(Aus der I. Universit~ts-Augenklinik in Wien. - - Vorstand: Prof. Dr. J. Meller.)

Entwicklungsgesehiehtliehe und anatomisehe Studien iiber den Skleralsporn im mensehlichen Auge.

Von Dr. Franz Fischer,

Assis ten t a a der I . Augenkl in ik .

Mit 21 Textabbildungen.

Die anatomisehen Verh/tltnisse des Kammerwinke]s haben seit jeher besondere Beachtung gefunden, handelt es sich doch hier um dig wich- tigsten Abflul)wege der intraokularen Fliissigkeit. In den mit der Anatomie des Kammerwinkels sieh beseh/~ftigenden Arbeiten sind in erster Linie der Schlemmsche K~nal und das Gertistwerk berticksichtigt; die Angaben tiber den Skleralsporn sind weniger ausftihrlich gehalten. Dies mag wohl darauf beruhen, daG der Skleralsporn als Ansatzste]le des meridionMen Anteiles des Ciliarmuskels galt und damit sehien seine funktionelle Bedeutung ersch6pft zu sein. Wenn man abet in Betracht zieht, welch enge Lagebeziehungen zwischen dem Skleralsporn und den iibrigen Gebilden des Kammerwinkels bestehen, so ist man wohl ver- sueht, dem SklerMsporn such noeh eine andere Bedeutung als die oben- erw~hnte zuzuerkennen. Von diesem Gesiehtspunkte aus betraehtet, ersehien es der Mfihe were, den Skleralsporn einem neuerliehen Studium zu unterziehen. Es wurde der Skleralsporn sowohl in den Augen menseh- tieher Embryonen als aueh in normalen und pa~hologischen Augen Erwaehsener studiert. Von pathologischen Augen wurden nur solehe zur Untersuehung herangezogen, die entweder Fehlbildungen aufwiesen (HydrophthMmus) oder Ver/~nderungen meehaniseher Art als Folge yon Krankheitsprozessen (Glaukom, expulsive Blutung). Zu den en~wiektungsgesehieh~liehen Untersnehungen stand mir die Sammlung des Embryologisehen Institutes (Prof. A1]recl Fischel) zur Verftigung, zu den iibrigen Untersuehungen die Sammlung meines Chefs, Herrn Prof. Jose/ Meller.

In der Arbeit sind die Ergebnisse unserer Untersuchungen zusammen- gefagt; nur einzelne F/~lle, bei denen es sich als notwendig erweist, werden eingehender beschrieben. Die Darstellung der Entwieklung des Skleralspornes muBte aus bestimmten Grtinden ausfiihrlicher gehalten werden. Die Arbeit is~ in 3 Abschnitte eingeteilt. Im ersten wird die Entwicklung des Skleralspornes behandelt, im zweiten das Verhalten des Skleratspornes in normalen Augen gesehildert, im drit ten das Verhalten des Skleralspornes in pathologischen Augen dargestellt. In einem SehluB- wor~ sollen die Ergebnisse im Sinne der Physiologic ausgewertet werden.

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Anatomische Studien fiber den Skleralsporn im mensehliehen Auge. 319

a) Uber die Entwic]dung des Skleral~pornes beim Menschen.

Im Jahre 1906 ersehien eine Arbeit yon R. See/eider und Wol/rum, in der zum ersten Male eine zusammenfassende Darstellung der Ent- wieklung der Vorderkammer und des Kammerwinkels gegeben wurde. In dieser Darstellung fanden auch die Verh£1tnisse am Sklera.lsporn Berficksichtigung. Einige Jahre sparer wurde die Entwicklung der , ,Kammerbucht und ihres Gerfistwerkes" yon R. See/elder im Hand- bueh yon Grae/e-Saemi.sch (1910) ausffihrlieh geschildert. Die dort sieh findenden Angaben fiber die Entwicklung des Skleralsloornes sollen im nachfolgenden kurz zusammengefaBt wiedergegeben werden: Bei Feten yon 10--16 cm Liinge (4. Mpnat) ist das sklerale Geriistwerk yon der Anlage des l~Iuseulus eiliaris deutlieh abgegrenzt. Der weitaus grSI]te Teil des Gerfistwerkes endigt rfickw~trts an der Sklera. Die Sklera weist an dieser Stelle eine zirkuli~re Anordnung der Bindegewebsfasern auf; ein Sldera~twulst oder Skleralsloorn ist aber noch nieht ausgebildet. Der Skleralwulst t r i t t erst bei Feten yon 17--25 cm LCinge (5. Monat) all- m£hlieh hervor. Er liegt weir ab vom freien Kammerlumen. An ihn setzt die Haup~masse des Ciliarmuskels an. Bei einem Fetus yon 34,5 cm Ldnge (7. Monat) ist, wie See/elder angibt, wohl ein gut aus- gebildeter Skleralwulst vorhanden, aber noeh kein Skleralsporn. Info]ge des nun einsetzenden Sehwundes des uvealen Gerfistwerkes erweitert sich die vordere Augenkammer randw/~rts immer mehr; der Skleral- wulst riickt damit an das Ireie Kammerlumen niiher heran. Beim Neu- geborenen befindet sieh der Skleralwulst jedoeh noch immer nicht so nahe am freien Kammerlumen wie beim Erwaehsenen

In jfingster Zeit (1930, 1931) besch~ftigte sieh R. Sondermann mit der Frage der Entwicklung des Kammerwinkels. Naeh diesem Autor soll es durch Druek der sieh entwickelnden Sklera am Itornhautrande zu einer Hemmung des Blutlaufes in der sog. Vena irido-scleralis kommen. Als Vena irido-scleralis bezeichnet Sondermann ein Gefi~B, welches yon der Pupillarmembr~n aus in den Kammerwinkel zieht und sehliet~lich in die Randschiehten tier Sklera eintritt. Infolge der t temmung des Blutlaufes in diesem Gef~13e soll es zu einer sinu6sen Erweiterung jenes Gef£Babsehnittes kommen, weleher an der Irmenfl~che der Sklera ge- legen ist. Damit wird die Anlage des Schlemmsehen Kanales geschaffen. Die Ge~i~i~erweiterung setzt sieh dann nach rfickw£rts hin in die Sklera fort; auf diese Weise kommt ein Tell der Sklera auf die Innenseite des Sinus zu liegen. Dieser Tell der Sklera soll, wie Sondermann angibt, die Anlage des Skleralwulstes darstellen. (Fetus des 4. Monat). Die Binde- gewebsfasern dieses Skleralabschnittes sollen sp~ter an Umfang zu- nehmen und sich naeh vorne zwischen die sog. Caloill~rfasern vor- sehieben. (Unter Capillarfasern versteht Sondermann ver6dete Capit- laren der Urea, aus denen die Balken des Gertistwerkes hervorgehen

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sollen). In weiterer Folge sollen die Bindegewebsfasern mit einem Teil der Capillarfasern verschmelzen und auf diese Weiss erst den eigent- lichen Skleralwulst bilden.

Wir haben uns zur Aufgabe gestellt dnrch ein besonderes Studium des Skleralspornes die Kenntnisse fiber die Entwick]ung des Skleral- spornes za erweitern. Dariiber hinaus soll abet aueh die Kenntnis der normalen Anatomie des Skleralspornes gefSrdert werden. Unsere [Ynter- suehungen wurden an Embryonen aus der Sammlung des Wiener Embryologischen Insti tates (Prof. A1/red Fischel) durehgeffihrt. Der jfingste der bei der Ausarbeitung unseres Thema verwendeten Embryonen weist eine L/£nge yon 8 cm Sch. F. L. auf; der /~lteste hat eine L/~nge yon 49 cm Sch. F . L . Von fast allen Augen waren liickenlose Serien vorhanden, mit versehiedenartigen Fgrbungen, yon denen die Mallory- f/~rbung ffir nnser Studiam besonders vorteilhaft war.

Als Ausgangsstadium diente bei unseren Untersnchungen ein Em- bryo yon 8 cm Sch. F. L. (Abb. 1 und 2). Bei diesem Embryo ist das den Augenbecher umgebende Mesoderm bereits differenziert in Uvea (Abb. 1, U), Sklera (S) and periokul/~res Bindegewebe (B). Die Sklera ist im vorderen Abschnitte diinner als im rfickw/~rtigen. In der vorderen Sklera liegen die Bindegewebsfasern dicht beisammen; dadurch grenzt sieh die vordere Sktera yon dem umgebenden Gewebe deatlieh ab. Die Urea nimmt nach vorne l~n, gegen den Aagenbeeherrand, an Dieke zu und bildet in ihrem vordersten Absehnitte die Anlage des Ci]iar- kSrpers (Z). Das innere, unpigmentierte Blatt des Aagenbechers ist in diesem Bereiche zum Ciliarepithel geworden (Pars coeca retinae). Die Sklera geht unmittelbar in die hinteren Hornhautstromaschichten fiber, deren fibrill/~re Zwischensubstanz stark verdichtet ist (Abb. 1, V). Durch diese Verdichtung haben die hinteren Hornhautstromaschichten eine Ahnliehkeit mit der vorderen Sklera gewonnen. Von der vorderen Sklera aus erstreek~ sich eine Verdiehtungszone des mesodermalen Gewebes (CM) in schiefer gich~ung nach vorne auSen gegen das t torn- hautepithel (Corneo-Skleralmembran, Gli~cksmans); sie seheidet die vorderen, unverdichteten Hornhautstromaschichten yon der angrenzen- den Episklera and Conjunctiva bulbi.

Die vordere Sklera (s. Abb. 2, S) besteht der t tauptsache nach aus meridionalverlaufenden Bindegewebsfasern. Nur an der Innenfl~tche der Sklera sind vereinzelte scheinbar Kquatorialverlaufende Binde- gewebsfasern nachzuweisen. Von einer Anlage des Skleralspornes ist nieht.s zu erkennen. Das Hornhau~endothd (Abb. 2, E) biegt am Rande etwas nach innen urn. Zwischen diesen umgebogenen Randtefl des t tornhautendothels und der Innenfl/~che des Hornhautstroma sind Mesodermzellen (M) eingeschoben; aus ihnen geht sp/~ter die Spitze des slderalen Geriistwerkes hervor. In diesem StadiUm setzen sieh aber

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and anatomisehe Studien tiber den Skteratsporn im menschlichen Auge.

Z V CM

321

PC

A b b , 1. Y e r g r . 2 3 : 1 . E m b r y o h u m . 8 c m Seh. F . L . U = U y e a ; S = S k l e r a ; 33 = pe r ioku l~ i res B i n d e g e w e b e ; Z = Z i l i a r k S r p e r ; P C = P . c o e c a r e t i n a e ; C M ~= C o r n e o s k t e r a l m e m b r a n ; V = V e r -

d i e h t u n g s z o n e d e r l f f o r n h a u t ,

S U

A b b . 2, V e r g r . 1 4 5 : 1 . E m b r y o h u m . 8 c m Sch . F . L . U = U r e a ; S = S k l e r a ; C = C o r n e a ; M = Me- s o d e r m z e l l e n h i n t e r d e m : R a n d t e i l e des : I - Iornha ,u tendothe ls ; E := H o r n h a u t e n d o t h e l ; P = P u p i l i a r -

m e m b r a n ; P C ~ P . c o e c a r e t i n a e .

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die geschilderten Mesodermzellen ohne jedwede Abgrenzung nach rfickw£rts bin in die fibrigen Mesodermzellen der Uveaanlage (U) fort. In einer Anzahl yon Schnitten ist vorne an der Innenfl/£che der Sklera, innerhalb der uvealen Mesodermzellen, ein kleines rundliches Lumen sichtbar. Es dfirfte die Anlage des Schlemmschen Kanales darstellen.

Bei einem Embryo yon 10,5 cm Sch. F. L. (s. Abb. 3 und 4) ist es zu einer Fal tung des Pigmentepithels an der P. coeca retinae gekommen; diese niedrigen, vorl/iufig noch auf das Pigmentepithel sich beschr/~nken- den Falten, stellen die Anlage der Ciliarforts/itze dar (Abb. 3, CF).

SP

Abb. 3. g e r g r . 145:1. ]~mbryo hum. 10,5 cm Sch. .F .L. SP = Anlage Yon Sklera l sporn und Sklera l - wnls~-~'o~'mation (Vicehow); M = Anlage des sklera len Gerf is twerkes; U = Cornea; P = Pup i l l a r -

m e m b r a n ; Z F = Ciliarforts~itze.

Die Verdichtung der fibrill/~ren Zwisehensubstanz des Hornhaugstroma ha t in der ~ichtung gegen das tIornha.utepithel Fortschrit te gemacht. Ein wichtiger Behind ist nun im Bereiche der vorderen Sklera und Uvea zu erheben. Zwischen den uvealen Mesodermzellen, welche an die Innenfl~che der Sklera des vorderen Abschnittes angrenzen, sind zahlreiche Bindegewebsfasern aufgetreten, die gquatorialen Verlauf zeigen (s. Abb. 3 und 4, SP). Verfolgt man im meridionalen Schnitte (Abb. 3) die Sklerainnenf]a.che yore Hornhautendothelrande an nach riickw£rts hin, so tridft man in einiger Entfernung vom Kammerwinkel , etwa auf der It6he des Augenbecherrandes, auf die ersten Querschnitte

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dieser Bindegewebsfasern. Sic finden sich enttang der SklerMnnenfl~che bis weir naeh rfickwgrts hin. Sic sind z~dsehen den uvealen Mesoderm- ze]len locker angeordnet, bilden aber zusammen eine Gruppe, die un- gef~hr die Gestalt eines Keiles hat. Das vordere stumpfe Ende dieses Keiles liegt dort, wo wir den Skleralsporn zu vermuten haben; das hintere spitzauslaufende Ende finder sich welt riickw/~rts an der Innen- fl£che der Sklera. Die L~inge dieses Keiles yon £quatorialen Bindegewebs- fasern entspricht ungef/~hr der L~ngsausdehnung der P. eoeea retinae. Naeh augen schlieBt diese Gruppe yon £quatorialen Bindegewebsfasern

S

!P

Abb. 4. Vergr. 145:1. ]~mbryo hum. 10,5 cm Sch. F . L . Xqua to r i a l schn i t t durch Sklera und 0iliar- k6rper . S = 8klera; S P = Anlage yon Skleralsporn und Sklera lwuls t -Format ion; U = U r e a ;

PJ = Pigmentep i the l .

an die Sklera dicht an; nach vorne und nach innen zu, gegen die Uvea, is~ sic undeutlieh abgegrenzt. Wie aus der Art der Anlage (s. Abb. 3, SP) zu sehlieBen ist, stellen die geschilderten ~quatorialen Bindegewebs- fasern nicht nur die Anlage des Skleralspornes, sondern aueh der sog. Skleralwulst-Formation (Virchow) dar. Unter Skleralwulst-Formation (Virchow) versteht man in Augen Erwachsener jene inneren Sktera- sehiehten, welche sieh an den ,,Skleralsporn oder Skleralwulst" riiek- w~irts ansehliegen. Sic bestehen so wie der Skleralsporn aus/iquatoriat- verlaufenden Bindegewebsbfindeln; es sind aber doeh gewisse Unter- sehiede im Bau des Skleralspornes und der Skleralwulst-Formation vor-

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handen. Beim Erwachsencn ist einc Abgrenzung der Skleralwulst- Format ion yon den iibrigen Skleraschichten nur schwer durchffihrbar.

Aus unseren Untersuchungen geht hervor, dal~ der Skleralsporn und die Skleralwulst-Formation (Virchow) eine gemeinsame embryonale Anlage haben. Diese Anlage unterscheidet sich deutlich yon der meri- dionalgefaserten Sklera.

Aus den Mesodermzellen (Abb. 3, M), welche zwischen der Skleral- spornanlage und dem Hornhautendothelrande liegen, geht sparer das sklerale Geriistwerk hervor; in diesem Stadium ist der Mcsodermzell- haufen nach innen zu noch nicht abgegrenzt. Das Stiick Sklera-Innen- fl~che, zwischen der Skleraspornanlage und dem Hornhautendothel- rande gelegen, mul~ als Grund der Skleralrinne bezeichnet werden; die Skleralrinne ist allerdings in dicsem Stadium noch vSllig unausgepr~gt. Man finder nunmehr in vielen Schnitten am Grunde der Skleralrinne ein kleines einfaches Lmnen --- die Anlage des Schlemmschen Kanales.

Bei einem Embryo von 11,6 cm Sch. F. L. t r i t t die Faltung des Pigmentepithels an der P. coeca retinae zur Bildung der Ciliarforts~tze starker in die Erscheinung als bei dem jiingeren Embryo; an dieser Fal tung n immt nun auch das innere, unpigmentierte Blat t des Augen- bechers teil. Sonst linden sich ghnliche Verhgltnisse am vorderen Augcn- absehnitte wie bei dem vorherbeschriebenen Embryo. Auch hier sind in allen Schnitten zahlreiche ~tquatoriale Dindegewebsfasern zwisehen den uvealen Mesodermzellen an der Innenflgche der vorderen Sklera sichtbar. Sie zeigen eine ganz ~hnliche Anordnung wie im vorigen Falle. Die zwischen der Skleralspornanlage nnd dem Hornhautendothelrande sich findenden Mesodermzellen liegen nun dich~ beisammen; sie sind in meridionaler Richtung regelm~l~ig angcordnet. Dadurch unterscheiden sie sich als Anlage des skleralen Geriistwerkes yon den welter nach innen zu gelegenen Mesodermzellen des uvealen Geriistwerkes.

Bei einem Embryo yon 14,5 cm Sch. F. L. (s. Abb. 5) liegt der Augen- beeherrand nicht mehr hinter dem Hornhautendothelrande wie bei den jiingeren Embryonen, sondern vor ihm; er ist in der Richtung gegen die Mitte der Linsenvorderfl~tche vorgeriickt. Gleichzeitig ist es zur Ent- wicklung eines kleincn Abschnittes yon Irisstromagewebe (Abb. 5, J ) aus dem Mesoderm der CiliarkSrperanlage gekommen. Damit erh~lt der Kammerwinkel (KW) eine rfickw~rtige Begrenzung. Die vordere Sklera (S) ist dicker geworden; die Verdichtung der fibrill~ren Zwischen- substanz des Hornhauts t roma hat weitere Fortschritte gemacht. Die ~quatorialen Bindegewebsfasern, welche die Anlage (SP) des Skleral- spornes und der Skleralwulst-Formation (Virchow) bilden, haber~ an Zahl zugenommen; sie liegen dichter beisammen als in den jiingeren Stadien. Dadurch grenzt sich die ganze Anlage yon der Urea besser ab als friiher. Die Anlage yon Skleralsporn und Skleralwulst-Formation

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t r i t t aber auch deswegen deutlicher hervor, well es zu Differenzierungen des Gewebes in der Umgebung gekommen ist. Die Kerne der an die Anlage nach innen und r/ickw/~rts zu anschlieBenden uvealen Mesoderm- zellen sind l~nglich geworden, das Zellprotoplasma ist st/irker gef/irbt. und 1/~Bt L~tngsfibrillierung erkennen; es ist zur Umwandlung dieser Mesodermzellen in 1VIuskelzellen gekommen. Aus diesen Muskelzellen geht die meridionale Portion dos Ciliarmuskels (CM) hervor. DiG Anlage des skleralen Geriistwerkes (SG) unterscheidet sich deutlieh yon dem weiter naeh innen zu gelegenen uvealen Gerfistwerk. Zwisehen den

~W

SP

F

Abb. 5. Vergr . 145: L E m b r y o hum. 14,5 cm Sch. F . L . S = Sklera ; S P - - Anlage yon Sk le ra l spom und Sk le ra lwul s t -FormaNon; C = Cornea; S G = slderales Gerf is twerk; K W = K a m m e r w i n k e l ;

J = I r i s ; Z M = Anlage des Ci l iarmuskels ; Z ~ ~ = Ciliarfortsit tze.

zahlreiehen Mesodermzellen des skleralen Geriistwerkes sind zarte Binde- gewebsfibrillen aufgetreten. Vom skleralen Geriistwerk grenzt nur die vordere, hinter dem Hornhautendothelrande gelegene Spitze an das Kammerlumen; der iibrige Anteil des skleralen Geriistwerkes ist yon dem uvealen Gerfistwerk iiberlagert. Der Schlemmsche Kanal besitzt noch immer ein einfaches Lumen, das allerdings in den Schnitten h~u- figer anzut.reffen ist als bei den jiingeren Embryonen. In Randsehnitten des Auges ist dieses Lumen auf eine gr6Bere Streeke der L~inge nach ge- troffen; es zeigt ein gleiehmi~Biges Katiber.

Bei einem Embryo yon 17 cm Sch. F. L. ist das Irisareal grSBer ge- worden. Der Ciliark6rper ist nunmehr etwas abgeflacht. In der Anlage des Skleralspornes und der Skleralwulst-Formation linden sich zwischen

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den Querschnitten yon Bindegewebsfasern vereinzelte grSgere Quer- sehnitte yon Bindegewebsbiindeln. Die Zahl der Bindegewebsfasern hat am Sklera]sporne selbst zugenommen, wodureh dieser tiefer in das uveale Gewebe eingegraben erscheint. Die Skleralrinne hat dam.it eine deut]iehe Auspr/~gung erhalten. An ihrem Grunde sind vereinzelte £quatoriale Bindegewebsfasern vorhanden. I m skler~len Geriistwerk hat die ZaM der Bindegewebsfasern zugenommen; sie verlaufen in ver- sehiedenster I~ichtung. Das Lumen des SchIemmsehen Kanales ist nunmehr im Schnitte yon ]~nglieher Form; es n immt fast die ganze

SG SP

Abb. 6. Vergr . 1 4 5 : 1 . E m b r y o hum, 18,3 em S e h . F . L . S = Skler0~; C = Cornea; S P ~ Skterat- spo rn und Sk le ra lwt t l s t -Format ion ; S G == sklerales Gerfis~werk; J = I r i s ; Z M = Cilial~nusket.

Skleralrinne ein. In einzelnen Sehnitten sind vordere Ciliarvenen und ihre Verbindungen zum Schlemmsehen Kanal hin siehtbar.

Bei einem Embryo yon 18,3 cm Sch. F. L. (s. Abb. 6) ist der vordere Augenabsehnitt /~hnlieh besehaffen wie bei dem zuletzt besehriebenen Embryo. Die £quatorialen Bindegewebsfgsern, wetehe die Anlage (SP) des Skleralspornes und der Skleralwulst-Formation bilden, liegen dicht beisammen; sie haben sieh zum grSgten Teile zu Btindeln zusammen- gelagert. Die ganze Formation t r i t t sehgrfer hervor und grenzt sieh yore Ciliark6rper und vom sklerMen Gerfistwerk deutlieher ab als in den jtingeren Stadien. AuffMlend ist, wie sieh nunmehr die zahh'eiehen Zetlkerne innerhalb der Skleralsl~ornantage yon den Zellkernen der

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Uragebung unterseheiden. Die Zellkerne in der Skleralspornanlage (SP) sind yon rundlicher Form; sie sind in verschiedenster Richtung gelagert. Die Zellkerne ira skleralen Geriistwerk, in der Ciliarrauskelanlage und in der Sklera sind yon tanggestreckter ]~orm und raeridional gerichtet; in der Sklera liegen sie nicht so dicht beisaramen wie ira Skleralsporn. Die Gegend des Skteralspornes, weniger der Skteratwulst-Formation, erh~tlt durch diese besondere Form und Anordnung der Zellkerne in diesem Stadium ein eigentiiraliches Gepr~ge. Des sklerale Geriistwerk (SG) besteht neeh iramer haupts~chlich aus Zellen und weniger aus Fasersubsta,nz. Am Grunde der deutlich ausgeprg.gten Skleralrinne sind j etzt raehrere ovale Luraina des Schlemmschen Kanales sichtbar. Die meridionale Portion des Citiarmuskels (ZM) t r i t t deutlieh hervor. Die Muskelfasern endigen vorne am Skleralsporn.

Bei einera Embryo yon 24 cm Sch. F. L. sind die Ciliarfortsgtze reicher gegliedert als bei dera zuletzt beschriebenen Embryo. Sonst ist es, abgesehen yon der GrSl~enzun~hme, zu keiner weiteren wesentliehen Ver~tnderung am vorderen Angenabschnitte gekoraraen. Die Anlage des Skleralspornes und der Skleralwulst-Forraation besteht nun durch- wegs aus ~quatorialen, schraalen Bindegcwebsbtindeln, die r e g e l m ~ i g aneinandergelagert sind, so dal~ eine Art yon Laraellierung der ganzen Formation zutage tritt . Der Skleralsporn ist vorne abgeflacht; er grenzt sieh vora Geriistwerk deutlich ab. Ira skleralen Geriistwerk finder sich nunmehr eine grSf~ere Anzahl yon ~tquatorialen Bindegewebsfasern. Die Muskelbiindel der Meridionalportion des Ciliarrauskels endigen zum Teile am Skleralsporn, zum Teile ziehen sic an ihra voriiber und laufen in Fasern aus, die in des skterale und uveale Geriistwerk fibergehen.

Bei einem anderen Embryo, dessen L~tnge ebenfaHs mit 24 cm Sch.F.L. (s. Abb. 7) angegeben ist, ist der CiliarkSrper fhch ; ein Teil der Ciliar- forts~ttze finder sieh an der Hinterfl~che der Iris. Die Verdichtung der fibrill~ren Grundsubstanz des Hornhauts t roraa (C) ist soweit verge- sehritten, des nur mehr eine diinne, unter dem t tornhautepi thel liegende Schichte devon frei geblieben ist. Irn Skleralsporn und in der Skleral- wutst-Formation (SP) sind die /~quatorialen Bindegewebsbtindel dicker geworden; sic liegen dieht aneinander. Die Zellkerne treten in der Masse yon Bindegewebsfasersubstanz nicht mehr so deutlich hervor wie frfiher. Der Skleralsporn ist vorne nicht raehr abgeflacht; es haben sich dort neue /~quatoriale Bindewebsbiindel angesehlossen, so dab der Skleralsporn nach vorne hin, in das Geriistwerk, verl/£ngert erscheint. Ira skleralen Gertistwerk (SG) sind bereits Balken erkennbar, zwischen denen auch Lticken nachzuweisen sind. Die Muskelbiindel des Ciliar- muskels (ZM) gehen nunmehr in deutliche Sehnen tiber. Einige dieser Sehnen durchsetzen den Skleralsporn an seiner inneren vorderen Kante und ziehen in das sklera~le Gertist, werk hinein.

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Bei einem Embryo yon 30 cm Sch. F. L. ist die Anlage yon Skleral- sporn und Skleralwulst-Formation vom CiliarkSrper und yore Geriist- werk scharf abgegrenzt. Nach auBen geht sie aber unmit telbar in die Sklera fiber. Am Grunde der Skleralrinne sind ~iquatoriale Bindegewebs- biindel in grSt3erer Zaht aufgetre~en. I m skleraten Geriistwerk sind auch hier schon einzelne Balken zu unterscheiden, aber keine Liicken. Der Schlemmsche Kanal weist mehrere langliche Lumina auf, deren Ver- bindungen mit den vorderen Ciliarvenen deutlich nachweisbar sind.

Bei einem Embryo yon 33,5 cm Sch. ~'. L. hat das Irisareal an Aus- dehnung gewonnen. Der Skleralsporn, weniger die Skleralwulst-For-

Z~

Abb,~7. Yergr . 65 :1 . E m b r y o hum. 24 cm Sch. F . L . S = Sklera ; C = Cornea; S P = Sklera l sporn ~nd Sk le ra lwu l s t -Forma t ion ; SG = sklerales Ge;rfistwerk; UG = uveales Gerf is twerk; CO = Con-

junct iYa bu lb i ; Z M = mer id iona le r Ante i l des Ci l iarmuskels ; J = I r i s .

rnation, hat mit dem Wachstum des Auges an Dieke zugenommen, wo- durch die Skleralrinne im rfickwM'tigen Anteile vertieft erscheint. Die Anlage yon Skleralsporn und Skleralwulst-Formation ist yon der Sklera kaum mehr abgrenzbar.

Ein Embryo yon 37,5 cm Sch. F.L. zeigt gegenfiber dem zuletzt beschriebenen keine wesentliche Ver/~nderung des vorderen Augen- abschnittes. Die ~quatorialen ]3indegewebsbiindel des Skleralspornes und der Skleralwulst-Formation sind regelm~Big aneinandergelagert. Die ganze Formation grenzt sich yon der Sklera besser ab als bei dem jfingeren Embryo. I)er SkleraJsporn rag~ nach vorne in das sklerale Geriistwerk ein wenig vor. I)er Sklcralsporn ist ziemlieh dick, so dab

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die Skleralrinne im rfickw/irtigen Anteile erheblich vertieft erseheint. I m sk]eralen Gerfistwerke sind Balken erkennbar, deren aquatoriale Anordnung besonders in dem an den Skleralsporn angrenzenden Ab- schnitte deutlieh wird. Die Verbindungswege des Sehlemmschen Kanales mit den vorderen Ciliarnerven sind in vielen Sehnitten sichtbar ge- worden.

Bei einem Embryo, dessen L~nge mit 32 cm Sch. F. L. angegeben isG der aber einem /~lteren Entwicklungsstadium angeh6ren dfirfte, kann folgendes festgeste]lt werden (s. Abb. 8 und 9): Das Areal der Iris

SG

Abb. 8. Vergr. 65:1. Embryo hum. 32cm Sch .F .L . S = Sklera; C = Cornea; S P = Skleralsporn und Sklerahvuls t -Format ion; S G ~ sklerales Gerfistwerk; U G = uveales Gerfistwerk; J ~ h ' i s ;

Z M = Cfliarmuskel.

(s. Abb. 8, J) hat an Ausdehnung gewonnen. Die ganze Hornhautgrund- substanz ist nunmehr gleichmg6ig und stark verdichtet. Die Descemet- sehe Membran ist deutlieh siehtbar geworden. Der Skleralsporn (SP) ist gut ausgebildet; er ragt leicht hakenf6rmig gekrfimmt fiber das hintere Ende der Skleralrinne nach vorne in das sklerale Gerfistwerk (SG) vor. Der Skleralsporn setzt sich nach rfickw/~rts in die Skleral- wulst-Formation unmit telbar fort. Sie endigt spitzkeilf6rmig weir rfiek- w/~rts an der Sklerainnenfl~tche. An der Stelle des Skleralspornes (SP) sind die /~quatorialen Bindegewebsbfindel sehm/~ler, und lockerer ange- ordnet als in der "Skleralwulst-Formation. Es kann somit erst jetzt

v. Graefes Archiv ffir Ophthalmologie. 131. ]3d. 23

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zwisehen einem Skleralsporn und einer Skleralwulst-Formation unter- sehieden werden; eine deuthche Grenze 1/~Bt sich jedoch zwisehen diesen beiden Formationen nicht ziehen. Zahlreiche i~quatoriale Bindegewebs- biindel finder man aueh am Grunde der SMerMrinne und zwischen den meridionalen Bindegewebsbiindeln der v0rderen Sklera an der Corneo- Skleralgrenze, besonders in der Umgebung der AbfluBwege des Schlemm- schen Kan~les.

Am skleralen Gerfistwerk (s. Abb. 9, SG) t reten die Balken, die haupts/~chlich ~quatorial verlaufen, deutlicher hervor als in den jfingeren

SE SG K

G

Abb. 9. Vergr. 145:1. Embryo hum. 32era Sch .F .L . S = Sklera; C = Cornea; S P = Skleralsporn; S G = slderales Geri~tw~rk; U G = l lveales Gerfistwerk; Z M ~ meridionaler k n t e i l des Ciliar-

muskels; S E - - Muskelsehnen; K =,~ S c h l e m m s c h e r Kanal ; J = Iris.

Stadien; ob sie eine Glashiille besitzen wie in den Augen Erwachsener, kann nieht mit Sieherheit entschieden werden. Ein richtiges Ltieken- system im Geriistwerke ist nieht nachzuweisen. Das uveale Gerfist- werk (UG), welches aus locker und unregelm/~Big angeordneten Meso- dermzellen besteht, bedeckt fast. das ggnze sklerMe Gerfistwerk an seiner Innenseite. Die meridionale Portion des Ciliarmuskels (ZM) ist deutlich ansgebildet. Die Muskelbiindel gehen am Skleralsporn in Sehnen fiber. Die Sehnen der zuinnerst gelegenen Muskelbfindel ziehen am Skleralsloorn vorbei und verbinden sieh mit den BMken des skleralen und uvealen Geriistwerkes (s. Abb. 9). Die Sehnen der naeh augen anschlieBenden Muskelbfindel (Abb. 9, SE) durchsetzen die Zwisehen-

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und an~tomische Studien fiber den SklerMsporn im menschlichen Auge. 331

rgume der gquatorialen Bindegewebsbiindel an der Spitze des Skleral- spornes (SP), t re ten in das sklerale Gerfistwerk (SG) ein, in dem sie weir nach vorne verlau~en; sie werden so zu einem ]~estandtefl des Gerfist- werkes. Dieses Verhalten von Muskelsehnen wurde sehon bei einigen jiingeren Embryonen festgcstellt, Mlerdings nicht so eindentig wie in diesem Fa.lle. Der Eintr i t t der Sehnen dcr oberflgchlieh gelegenen Muskelbiindel der MeridionMportion zwisehen die Biindel der SklerM- wulstformation ist weniger deutlich. Es seheint sieh abet bier nut um kurze Muskelfaserenden zu handeln, die sieh zwischen die Bindegewebs- biindel an den genannten Stetlen einschieben. Der Schlemmsehe Kanal (Abb. 9, K) und seine Abflul3wege sind nahezu so ausgebildet wit in den Augen 3~3rwaehsener.

Bei einem Embryo yon 49 cm Sch. F. L. ist bereits eine breite Iris vorhanden. Die Ciliarforts/~tze sind hoch, und reich gegliedert; sic reiehen noeh immer auf die Hinterflgehe der Iris hiniiber. Es ist im allgemeinen zu einer bedeutenden Gr6BelLzunahme aller Anteile des vorderen Bulbusabseh~ittes gekommen. Der Skleralsporn ist m~tehtig entwiekelt; er sehiebt sieh hakenf6rmig naeh auBen gekriimmt zwisehen Geriistwerk nnd vorderem Ende des Ciliarmuskels ein. Er hat das Aus- sehen des SklerMsl?ornes in den Augen Erwaehsener. Im SMeralsporn sind die Bindegewebsbiindet sehmal; sie verlaufen streng /~quatoriM. In der Skleralwulst-Formation sind die Biindel dicker Ms im SklerM- sporn; sie zeigen nieht mehr den ausgesproehen gquatorialen Verlauf wie friiher. Die Slderalrirme erseheint dem dieken Skleralsporn entspreehend erheblieh vertieft. Infolge Sehwundes eines Teiles des uvealcn Geriist- werkes liegt der SklerMspom ngher am Kammerlumen als in den jiinge- ten Stadien.

Fassen wir die Ergebnisse unserer Untersuehungen kurz zusamlnen: Bei Embryoncn yon 8 cm Sch. F . L . (Abb. 1 und 2) und bei jiingeren Embryonen linden wit noch keine Anlage des SkterMspornes. Kurz darauf t r i t t dig gemeinsame Anlage yon Skleralsporn und sog. SklerM- wulst-~'ormation in die Erseheinung. Sic wird yon/~quatoriMen Binde- gewebsfasern, welche zwischen den Mesodermzellen der an die vordere Sklera angrenzenden Uveasehichten aufgetreten sind, gebildet. Diese zun/~ehst zwisehen den Mesodermzellen locker angeordneten l%sern, bilden zusammen eine GI'uppe, dig die Gestalt eines Keiles hat.. Das vordere stumpfe Ende dieses KeJtes yon Bindegewebsfasern liegt in einiger Entfernung vom Kammerwinkel; das hintere zugespitzte Ende befindet sich weir riiekwgrts an der Ilmenfl/~ehe der Sklera. Das vordere Ende der Bindegewebsfasergruppe entsprieht dem SklerMsporn, der ganze iibrige Anteil der Skleralwulst-~ormation (Virchow). Die gemein- same Anlage yon SMerMspolal und Sklerawulst-Formation sehlieBt an die Innenflgche der ursl0riingliehen Sklera dieht an; innen und vorne

23*

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332 F. Fischer: Entwicklungsgeschichtliche

grenzt sie sich infolge der lockeren Anordnung der Bindegewebsfasern yon tier Uvea und yon der Anlage des skleralen Geriistwerkes nicht deutlich ab. (Embryonen von 10,5 cm bis 11 cm Sch. F. L., s. Abb. 3 und 4). Die Zahl der ~quatorialen Bindegewebsfasern nimmt nun in der n~chsten Zeit allm~hlich zu; die Fasern lagern sieh dicht aneinander. Zu gleicher Zeit wandeln sich die an die Anlage von Skleralsporn und Skleralwulst-Formation angrenzenden Mesodermzellen der Urea in Muske]zellen (meridionale Ciliarmuskelportion) urn. Die zwischen der Skleralspornanlage und dem Randteil des Hornhautendothels gelegenen Mesodermze]len sind in meridionaler Richtung angeordnet und dicht aneinandergereiht. Sic bilden die Anlage des sklerMen Gerfistwerkes, die sich yon den nach innen zu ge]egenen Mesodermzellen des uvealen Gerfistwerkes deut]ich unterscheidet. Dutch diese Differenzierungen im Gewebe der Umgebung t r i t t die Anlage des Skleralspornes nnd der Skteralwulst-Formation deutlich hervor. (Embryo yon 14,5 cm Seh. F. L., Abb. 5). In weiterer Folge lagern sich die ~quatorialen Bindegewebs- fasern zu schmalen Bfindeln zusammen. In diesem Stadium unter- scheiden sieh die Zellkerne im Bereiehe der Anlage yon Skleralsporn und Skleralwulst-Formation dutch ihre Form und dureh die Art ihrer Lagerung yon den Zellkernen der Sklera, des skleralen Ger/istwerkes trod des Ciliarmuskels. (E. v. 17--18 em Sch. F. L., Abb. 6). Die/~qua- torialen Bindegewebsbfindel der Anlage yon Sk]erMsporn und Skleral- wulstformation nehmen allm/~hlieh an Dicke zu; sic lagern sich regel- m~Big aneinander, so dab eine Art yon Lamellierung der ganzen For- mat ion znm Vorschein kommt. Der Ze]lreichtum der Formation t r i t t mi t der Zunahme der Bindegewebsfasersubstanz allm~hlich zurtiek. Es sehliegen sich nun sehmale Bindegewebsbfindel an den SklerMsporn vorne an; der Skleralsporn wird nach vorne, gegen das Geriistwerk hin, verl/~ngert (E. v. 18--26 cm Sch. F. L.). An der Ciliarmuskelanlage bilden sieh Musketbiindel, die vorne in sehmale Sehnen i!bergehen. Die Sehnen der innersten Lagen des meridionalen Ciliarmuskels ziehen am Skleralsporn vorbei und verbinden sich mit dem skleralen und uvealen Geriistwerk. Die Sehnen der nach auBen folgenden Ciliarmuskelbfindet strahlen aber dureh die Zwischenrgume der gqu~torialen Bindegewebs- biindel an der Spitze des Skleralspornes hindureh; sic treten in das sklerale Geriistwerk ein und werden zu einem Bestandteil desselben. Verhgltnism/~gig wenige, kurze ~{uskelfaserenden der oberfl£ehlich ge- legenen Muskelbiindel schieben sieh zwischen die Btindel des Skleral- spornes in seinem riiekw~rtigen Anteile und zwisehen die Bfindel der Skleralwulst-Formation ein. Es zeigen sieh nun allm£hlieh aueh Unter- sehiede im Bau des SklerMspornes und der Skleralwulst-Formation, wo- durch erst jetzt eine richtige Unterscheidung zwischen diesen beiden Formationen zu maehen ist (E. v. 32 em Seh. F. L., Abb. 8 und 9).

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und anatomische Studien fiber den SklerMsporn im menschlichen Auge. 333

Am Grunde der SkleraMnne nnd zwisehen den meridionMen Bfindeln der Sklera an der Corneo-SklerMgrenze treten nunmehr zahlreiehe '/iquatoriMe ]~indegewebsbiindel auf. Die Skleralwulst-Formation litBt sieh yon der Sklera nieht mehr deutlieh abgrenzen.

b) Unter~uchungen an nor~aIen Augen Erwachsener.

AIs Sklera.twulst~ cder Skleralsporn wird jener Tell der Sklera be- zeichnet, welcher die hintere Wand der Skleralrinne bildet. Mit ibm stehen der Ciliark6rper und das sklerale Geriistwerk in Verbindung. Der SklerMwuIst besteht aus /~quatorialverlaufenden, schmalen Binde- gewebsbiindeln, die yon zahlreichen elastischen Fasern umgeben sind. ~qua.torialer Verlauf der ]~indegewebsbfindel finder s[ch aber nicht nu t im Skleralwulst, sondern auch in den an ihn rfickw~rts anschlieBenden inneren Skleraschichten, welche yon H. Virchow als SklerMwulst-Forma- tion bezeichnet wurden, und am Grunde der SlderMrinne. Die Gestalt des Skleralwulstes zeigt leichte Varianten, und zwar, wie Virchow angibt, sowoht bei den verschiedenen Species als auch wahrscheinlich bei ver- schiedenen Individuen. Insbesonders sol1 es vorkommen, dM3 sieh der Skleralsporn hakenf6rmig nach vorne kriimmt und eine feste Innenwand der Skleralrinne bildet. Es scheint, dab gerade ffir diese Form die Be- zeichnung ,,Skleralsporn" allgemein gebraueht wird, w~hrend sonst die Bezeichnung ,,SklerMwulst ': Anwendung finder. Die Auffassungen iiber den Gebraueh der Bezeichnungen ,,SklerMwulst" und ,,Skleralsporn" sind aber geteilt. Wit wollen bier gleich darauf hinweisen, dM~ wir in unseren Ausffihrungen die Bezeichnung ,,Skleralsporn" a.nwenden, a,us Grfinden, die aus der Arbeit ersichtlich werden; die Bezeichnung ,,Skle- ralwutst-Formation" (Virchow) sol1 abet, um Begriffsverwirrungen zu vermeiden, beibehalten werden. ~ber die Art der Verbindungen des Skleralspornes mit dem Cili~rk6rper und mit dem Geriistwerk, scheint keine geniigend klare Vorstellung zu herrschen. Nach Salzmann sol1 die Hauptmasse des skleralen Geriistwerkes in den SklerMsporn fiber- gehen; die Balken sollen sich dabei in das za,rte Bindegewebe, welches die Zwischenr/~ume der i~quatoriaten Biindel des SklerMspornes aus- fiillt, fortsetzen. P. Eisler gibt an, dab die BMken unter Verlust ihrer glasigen Hiille zwischen die ~quatoriMen Biindel des SklerMspornes eindringen; sie /~ndern d~bei zum grSgten Teile die Richtung ihrer Bindegewebsfibrillen zu schr/~gem oder meridionMen Verlauf und gehen entweder in meridionMe Sklerabfindel fiber oder sie verlieren sich all- m/~hlich zwischen den Biindeln der Sklera. Was die Verbindungen des Cilia.rmuskels mit dem Skleralsporn anbetrifft, so liegt die Angabe H. Virehows vor, dab derjenige Tell des Ciliarmuskels, welcher zur Ver- bindung mit dem Skleralwulste in Frage kommt, in 1Viuskelsehnen ~us- 1/~uft, die zwischen die Bindegewebsbfindel des Slderalwulstes ein-

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334 F. ~scher : Entwieklungsgeschichtliche

dringen, in zirkulgre Richtung umbiegen und in die Btindel selbst ein- treten dfirften. Salzmann gibt an, dab die meridionalen Muskelfaser- btindel am Skleralwulste in ein ~einfaseriges Bindegewebe fibergehen, dessert Fasern in meridionaler Richtung verlaufen. Dieses Bindegewebe dringt zwischen die zirkularen B/mdel des SkIeralwulstes ein und setzt sich, wie Salzmann vermutet, in die Lamellen des skleralen Gertist- werkes fort.

Nach H. Virchow stellt der Skleralwulst eine ~fir die Primaten eharak- teristische Eigentfimlichkeit dar. Bei den Allen t r i t t die Textur noeh klarer hervor als beim Menschen; es soll such bei ihnen zwischen dem Skleralwulst und der , ,Skleralwulst-Formation" deutlieh nnterschieden werden kSnnen. Bei den Huftieren und such bei Raubtieren (z. B. Pferd und Katze) fehlt der Schlemmsche Kanal; gleiehzeitig fehlt aber such der Skleralwulst. Es dtirften daher Skleralwulst und Sehlemmscher Kanal in einem gewissen 8inne voneinander abhgngig sein. Das Gertist- werk finder sich such bei Tieren, bei denen Sehtemmseher Kanal und Skleralwulst fehlen; das Geriistwerk besitzt demnaeh eine gewisse Selbstgndigkeit. Diese Tatsachen sind fiir die Beurteilung der Leistungen der versehiedenen Gebilde des Kammerwinkels yon Bedeutung.

Unsere Untersuehungen ~Tarden an 28 norm~len Augen durehge- fiihrt. Von 16 Augen waren vollstgndige, nahezu liickenlose Serien vorhanden; yon den fibrigen Augen stand eine kleinere Anzahl yon Sehnitten aus verschiedenen Serien zur Verfiigung. In allen Fgllen hat te die Gieson-Fgrbung Anwendung gefunden; der grSl~te Tell der Sehnitte war nach dieser Methode gefgrbt worden und nur ein kleiner Teil mit Hgmalaun-Eosin. Bei Hgmalaun-Eosinfgrbung ist die Abgrenzung des Skleralspornes vom skleralen Geriistwerk nut sehwer durchfiihrbar; in den naeh van Gieson gef~rbten Schnitten unterseheider~ sieh jedoeh die Bindegewebsbiindel des SkleraJspornes durch ihre intensive Rotfgrbung deutlieh yon den benaehbarten Balken des Geriistwerkes.

In unseren Ausft~hrungen finden sieh keine eingehenden Besehrei- bungen der Fglle; es werden nur Ergebnisse aus unseren Untersuchungen in zusammengefaBter Form mitgeteilt. Wir beginnen mit den Dar- legungen iiber die Gestalt des Skleralspornes: Die Gestalt des Skleral- spornes kann nur an liickenlosen Serien eines Auges einwandfrei beur- teilt werden. Von den einzelnen Schnitten gibt bei streng horizontaler Schnittriehtung der Sehnitt des horizontalen Meridians, bei vertikaler Schnittrichtung der Sehnitt des vertikalen Meridians am besten Auf- schlul~. In allen anderen zum horizontalen oder vertikalen Meridian parallelen Schnitten, besonders in den Randsehnitten, wird der ring- fSrmige Skteralsporn mehr oder weniger sehief getroffen. Es kann da- dutch im 8chnitte ein st~rkeres Vorragen des Skleralspornes in das sklerale Ger~stwerk vorget£useht werden. Selbstverst£ndlieh kSnnen

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und anatomisehe Studien tiber den Skleralsporn im mensehliehen Auge. 335

zur Beurteflung der Gestalt des Skleralspornes alle aus senkreehter Sehnittfiihrung auf die Bulbusoberfl/~che gewonnenen Schnitte heran- gezogen werden. Xhnliehes gilt, wenn wir die Gestalt des Skleralspornes bei versehiedenen Augen vergleichen wollen. Es miissen dazu Schnitte gleicher Lage und gleieher Schnittriehtung verwendet werden. Bei Be- riicksichtigung der oben angefiihrten Momente stellt sich im allgemeinen heraus, dab die Variationen in der Gestalt des Slderalspornes ver- schiedener Individuen nieht so unterschiedlieh sind, als man bei fliich-

K SP

Abb. 10. Yergr. 80:1. Normales Auge eines Erwachsenen. S P = SMeralsporn -- Typus I ; ]s: = S c h l e m m s c h e r XanaI.

tiger Untersuchung anzunehmen geneigt w~e. Es bestehen aber zweifellos Variationen in der GestMt des Skleralspornes und zwar in ganz typiseher Weise. Dariiber soil im nachfolgenden beriehtet werden.

Es wurde, was die Gestalt des Skleralspornes anbetrifft, ein Typus I, II , I I I , IV aufgestellt. Alle unsere F/~lle geh6ren entweder zu dem einen oder zu dem anderen Typus. Der Typus I (s. Abb. 10) kann folgendermaBen eharakterisiert werden (die Sehilderung bezieht sieh auf das Schnittbild). Der Skleralsporn verl/~uft entweder gerade naeh vorne oder er ist naeh innen zu leieht abgebogen. Er ragt nur wenig fiber das hintere Ende der Sk!eralrinne v o r u n d ist vorne abgestumpft; in einzelnen F/~llen nach auBen-rtiekw/trts schr~g abgeflacht. Bei

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3 3 6 F. Fischer : Entwicklungsgeschiehtliche

diesem Typus wechselt die Dicke des Skleralspornes in den verschie- denen Augen. Beim Typus t I (s. Abb, 11) r a f t der Skleralsporn nach vorne in das sklerale Gerfistwerk weir vor. Er ist aber nicht nur lang, sondern auch dfinn, vorne zugespitzt und k~nn aIs Ganzes nach innen zu abgebogen sein. Beim Typus I I I (s. Abb. 12) wSlbt sich der Skleral- sporn yon der Sklera aus gegen das Augeninnere vor und krf immt sich mi t seinem vorderen spitzen Ende hakenfSrmig nach auSen; es springt dabei der Skleralsporn fiber das hintere Ende der Skleralrinne weiter nach vorne vor als beim Typus I, aber nicht so welt wie beim Typus I I .

K SP

A b b . 11. V e r g r . 9 2 : 1 . hVormales A u g e . S P = S k l e r a l s p o r n -- T y p u s I I ; K = Schlemmscher X a n a l ; H -- H o r n h a u t ; J ~ I r i s .

Beim Typus IV (s. Abb. 13) ist der Sklera.lsporn plump, wulstfSrmig gegen das Augeninnere vorgewSlbt; er kr t immt sich aber doch in ~hn- lioher Weise wie beim Typus I I I . Wesentlich und chara.kteristisch fiir diesen Typus ist es, dal~ der Skteralsporn in diesem Falle als ein eigenes Gebitde der Sklerainnenfl/~che erkerf6rmig oder wulstfOrmig aufgese~z~ ist. Der Skleralsporn erhglt dadurch eine hintere Abgrenzung, die in den anderen F/~llen fehlt. Die unmit te lbar hinter dem Skleralsporn liegende Sklerainnenfl/*che befindet sich beim Typus IV in einer Flucht mit dem Grunde der Skleralrinne; beim Typus I, I I und I I I ist die Sklerainnenfl~che welter nach innen zu gerCickt, in eine Ebene mit der Innenfigche des Skleralspornes. Beim Typus IV vermag der Skleral-

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und anatomische Studien fiber den Skleralspom im mensehliehen Auge. 337

SP K VSP

Abb. 12. ¥e rg r . 9 2 : l . Normales Attge. S P = Sklera lsporn -- T y p u s l I I ; V S P = , ,vorderer Sk le ra l spo rn" ; H = ~ o r n h a u t ; K = S c h l e m m s c h e r K a n a l ; J = Ir is .

K S P

Abb. 13. Vergr. 92:1 . Normales Auge. S P = Sklera lsporn -- Typus IV; K = S c h l e m m s c h e r KanaL

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338 F. Fischer : Entwicklungsgeschichtliche

sporn gelegentlich in senkrechter Richtung gegen das Augeninnere vor- zuragen (s. Abb. 14). Zwischen Typus I, II, III, IV gibt es selbst- verst~ndtich lJTberg~nge; die meisten Falle lassen abet den einen oder den anderen Typus klar erkennen. ]?fir den Typus I wiirde, wie aus Beschreibung und Abbildung hervorgeht, die Bezeichnung ,,Skleral- leiste" am besten passen, ffir Typus II und III die Bezeichnung ,,Skleral- sporn", fiir den Typus IV ,,Skleralwulst". Am h~ufigsten vorzukommen scheint der Typus I und III, am seltensten Typus II und IV. Es ware daher die Bezeichnung ,,Skleralsporn" der Bezeichnung ,,Skleralwulst"

SG SP

Abb. 14. Yergr. 92:1. Normales Auge. S P = Skleralsporn - Typus IV; S G ~ sklerales Geriistwerk; S - Sklera; Z M ~ CiliarmuskeL

fiir den allgemeinen Gebrauch vorzuziehen. I n beiden Augen eines lndividuums ist die Gestalt des Skleralspornes yon gleichem Typus. Die ~hnlichkeit in der Gestalt des Skleralspornes in zusammengehSrenden Augen geht in manchen F£11en so welt, daI~ man zu dem einen Auge das andere Auge nach dem Typus des Skleralspornes ohne weiteres aus der S~mrnlung herauszufinden vermag. In ein und demselben Auge wechselt die Gestalt des Skleralspornes in den verschiedenen Abschnitten des Augenumfanges ffir gewShn]ich nur in geringem Ausmal~e. In einzelnen F~llen wurden freilich auch st~rkere Schwankungen festgestellt; immer abet wird doch der Typus festgehalten. In einer Anzahl yon Fallen wurde der Skleralsporn auf der nasalen Seite dicker gefunden als guf der

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und anatomisehe Studien fiber den Skleralsporn im menschlichen Auge. 339

temporalen; ob diem der Norm entspricht, mu8 dahingestellt bleiben, da der Befund nieht in allen Augen erhoben werden konnte. In hoehmyopi- schen Augen scheint der Skleralsporn nicht anders besehaffen zu sein als in sonstigen Augen.

Der Skleralsporn bildet regelm~Big die ganze hintere Wand der Skleralrinne. Die Gestalt des Skleralspornes beeinflu/3t daher Tie]e und Form des ri~ckwgrtigen Anteiles der SkleraIrinne. Je dicker beispielsweise der Skleralsporn ist, um so hSher ist die Wand, um so tiefer ist die Skleral- rirme in ihrem riickw~trtigen Anteile. Beim Typus II, I I I und IV, be- sonders beim Typus II, bildet der Skleralsporn eine feste Innenwand im riickw~rtigen Anteile der Sklerah'inne (s. Abb. 11, 12, 13); beim Typus I I (Abb. 11) scheint dis Skleralrinne nach riickwarts in die Sklera tief ein- geschnitten zu sein, weil mit der Spitze des Skleralspornes auch das vordere Ende des Ciliarmuskels nach vorne hin verlagert ist. Tats~Leh- lich ist aber die Form der Skleralrinne nut das Ergebnis aus der Ge- staltung des Skleratspornes. Dies geht auch ans unseren entwicklungs- geschichtlichen Untersuchungen hervor: Im Verlaufe der Entwieklung wird dis aus gquatorialen Bindegewebsfasern bestehende gemeinsame Anlage yon Skleralsporn und Skleralwulst-Formation an die urspriing- liche, meridionalfaserige Sklera des vorderen Abschnittes angefiigt; damit kommt es zu Ausbildung der Skleralrinne. Wenn also It. Virchow im Handbuch yon Grae/e-S6misch schreibt, dab der Skteralsporn durch die Anwesenheit der Skleralrinne eine besondere scharfe Ausprggung erhalte, so erscheint uns dies nieht ganz berechtigt. Es miiSte besser heiBen, daft die Skleratrinne dutch die Anwesenheit des Skleralspornes ihre Auspr~gung bekomme.

Naeh riickw~rts hin setzt sich der Skleralsporn in dis sog. Skleral- wulst-Formation (Virchow) fort, welche die inneren Skleralschiehten ein- nimmt. In dieser Formation herrscht ebenfalls £quatorialer Verlauf der Bindegewebsfasern vor. Sie reieht ffir gewShnlieh in der Sklera so weir nach rtickwarts, als der Lange des gefalteten CiliarkOrperteiles ent- spricht; in einzelnen Fallen erstreckt sie sich sogar noch viel weiter nach riickw£rts, bis in die Gegend des flachen CiliarkOrperteites. Der Ubergang aus der Formation des Skleralspornes in die ,,Slderalwulst-Formation" ist sin allm~hlicher. 1N-ur aus dem feineren Ban, auf den wir sparer noch eingehen wollen, l~8t sieh erschlieBen, wo beil£ufig die Grenze zwischen den beiden Formationen liegt. Deutlich abgrenzen, sozusagen schon im groben, ]gftt sich aber der Skleralsporn beim Typus IV. Darauf wurde schon bei der Besprechung der versehiedenen Gestalten des Skleral- spornes hingewiesen. Beim Typus IV wulstet sich der Skleralsporn gegen dam Augeninnere vor und erhglt dadurch aueh rtiekw£rts eine Be- grenzung. Die Skleralwulst-Formation ist nun bei diesem Typus voll- st~tndig unansgepr~gt; in den an den Skleralsporn rtickwarts angrenzen=

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340 F. t~iseher: Entwicklungsgeschiehtliehe

den Skleraschichten sind nur wenige £quatorialfaserige Bindegewebs- biindel vorzufinden; sie sind in den inneren Sklerasehichten nicht weir nach riickw~t.rts hin zu verfolgen. Die Sklerainnen~l~tche liegt in ether Flncht mit dem Grnnde der Skleralrinne. Es fehlt sozusagen die kom- pakte Masse der ,,Skleralwlflst-Formation" hinter dem SklerMsporn.

Uber den Ban de8 Skleral,spornes l~l~t sieh folgendes aussagen: Der Skleralsl0orn besteht aus Bindegewebsbiindeln, d e r e n Fasern, wie in erster Linie aus der Anordnung der elastisehen Fasern hervorgeht, £qua~orial verlaufen. Die Bindegewebsbtindel sind sehmal und werden naeh vorne gegen das sklerale Geriistwerk zu allm&hlieh sehm/~ler. Dieser Umstand ersehwert ja die Abgrenzung des Skleralspornes yon den anstol3enden /tquatorialen Balken des Geriistwerkes. An der inneren vorderen Kante des Sklerals]oornes liegen die Bindegewebsbtindel f/Jr gew6hnlieh dieht beisammen; an der AuBenfl£che des Skleralspornes, gegen das hintere Ende des Schlemmsehen Kanales zu, hingegen, sind die ]3indegewebsbiindel locker angeordnet. Dort sehieben sieh deutlieh erkennbar die Balken des skleralen Geriistwerkes zwisehen die Binde- gewebsbiindel des Skleralspornes ein. Die Zwisehenr/~ume der Binde- gewehsbiindel an der inneren vorderen Kante des Skleralspornes werden yon Sehnen des Ciliarmuskels durehsetzt; ein Befund, auf den wir sp/iter bet der Bespreehung der Verbindungen des Skleralspornes mit dem CiliarmuskeI n~her eingehen werden, tm iibrigen werden die Zwischenraume der Biindel des Skleralspornes yon einem feinfaserigen Bindegewebe unbestimmbarer Art ausgef/illt. Der Skleralsporn ist /~hnlieh wie das Geriistwerk reich an elastisehen Fasern. Der Bau des Skleralspornes war in allen yon uns untersuehten F~]len ziemlieh gleieh- artig. Jedenfalls fanden sieh keine wesentliehen Untersehiede im Bau des Skleralspornes bet versehiedenem Typus der Gestalt des Skleral- spornes. In der Skleralwulst-Formation (Virchow) seheinen die Binde- gewebsbiindel nieht so streng /tquatorial zu verlaufen wie im Skleral- sporn; zumindestens sind sie aber zu LamelIen yon gr61~erer meridionaler Ansdehnung zusammengesehlossen. Die Biindel sind dicker, sic liegen aueh diehter beisammen als die B/indel des Skleralspornes. Diese Untersehiede im Aufhau erm6gliehen doeh eine gewisse Abgrenzung des Skleralspornes yon der SklerMwulst-Formation. Die Grenze zwisehen den beiden Formationen ist aber durehaus versehwommen und einmal wetter naeh vorne, einmM wetter naeh riiekw~irts hin versehoben. Die Skleralwulst-Formation hat, soweit sie naeh augen und riiekw~rts hin yon der iibrigen Sklera iiberhaupt abzugrenzen ist, ungef~hr die Gestalt eines Keiles. Das vordere stumpfe Ende dieses Keiles wird yore SklerM- sporn gebildet; das hintere zugespitzte Ende des Keiles liegt riiekw~rts an der Innenfl~ehe der Sklera, ungef~h} dort, we der flaehe Ciliar- k6rperteil beginnt. Der Ban der Skteralwulst-Formation wird naeh

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und anatomische Studien fiber den Skleralsporn im menschlichen Auge. 341

aul~en und rfickw~rts hin dem der Sklera allm~thlich ~hnlich, infolge- dessen kann die Skleralwulstformation yon de," Sklera nicht scharf abgegrenzt werden. Dazu kommt, dab in vielen FMlen zahlreiche ~quatoriale Lamellen zwischen die meridionalen Lamellen der Sklera an der Corneoskleralgrenze eingeschoben sind, wodnrch eine weitere Angleiehung der Strukturen yon Sklera und Skleralwulst-Form~t.ion erfolgt. In diesem Zusammenhange sei daran erinnert, dal~ Skleralsporn und Skleralwulst-Formation in der Entwicklungszeit eine gemeinsame Antage haben (s. Abb. 3). Diese aus ~quatoriatverlaufenden Binde- gewebsfasern bestehende Anlage unterscheidet sich deutlich yon der Sklera. Erst am Ende der Entwicklungszeit kommen die Unterschiede zwischen dem Skleralsporn und der Skleralwulst-Formation zum Vor- schein; gleiehzeitig verschwinden aber die Unterschiede zwischen der Skleralwulst-Formation und der angrenzenden Sklera. Xquatoriale Bindegewebsbfindel finden sich nicht nur im Skleralsporn nnd in der Skleralwutst-Formation vor, sondern auch am Grunde der Skleralrinne (s. z. B. Abb. 12) ; abet nur in einer geringen Anzahl yon F~llen sind am Grunde der Skleralrinne ausschliel~lieh ~quatorialverlaufende Binde- gewebsbiindel vorhanden. I m allgemeinen herrseht die meridionale Verlaufsrichtnng vor. In FMlen, in welehen der Grund der Skleralrinne lediglich yon ~quatorialen Biindeln gebildet wird, ist aueh in der Skleral- wulst-Formation der Anfbau aus £quatorialen Biindeln ausgepr£gter als sonst; es gehen die Unt.erschiede zwischen Skleratsporn und Skleral- wulst-Formation verloren. Grund der Skleralrinne, Skleralsporn und SkleraRvulst-Formation werden dann yon einer einzigen Formation ge- bildet, die den Raum, in welehem der Schlemmsche Kanal liegt, yon au2en und hinten her zangenfSrmig umfalR. Sehr hg~ufig findet man im vorderen Anteile der Skleralrinne, unmit telbar vor dem Schlemmschen Kanal, aquatoriale Bindegewebsbiindel, die sich in ihrer Gesamtheit vom Grunde der Skleralrinne aus naeh innen erheben und eine vordere Wand der Skleralrinne andeuten. Diese Bindegewebsbiindel sind in /~hnticher Weise angeordnet und lassen Balken des Ger~istwerkes zwisehen sich durehtreten wie die Biindel des Skleralspornes. Sie stetlen eine Art yon ,,vorderem Skleralsporn" dar (s. Abb. 12, FSP).

Der aquatoriale Verlauf der Bindegewebsbfindel herrseht auch in der Umgebung der den Schlemmschen Kanat mit den vorderen Ciliar- venen verbindenden Gefa~en vor. ~4[quatoriale Bindegewebsbiindel kommen auch in der vorderen Sklera an der Corneoskleralgrenze vor; sie sehieben sich hier in anscheinend ganz gesetzmaSiger %Veise zwisehen die meridionalen Lamellen der Sklera ein.

Betraehten wir nun das Verhalten des Skleralspornes zu 8einer Um- gebung (s. Abb. 10, 11, 12, 13). Der Skleralsporn ragt in die Basis des skleralen Geriistwerkes so vor, dal] die Balken der inneren Lagen des

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342 F. Fischer: Entwicklungsgeschichtliehe

Gerfistwerkes an der inneren vorderen Kante oder Spitze des Skleral- spornes vorfiberziehen; sic treten mit dem Ciliark6rper in unmittelbare Verbindung. Die Balken der mittleren Lagen des Geriistwerkes endigen an der Spitze des Skleratspornes. Die Balken der ~ul~eren Lagen des Geriistwerkes finden an der Aul~enseite des Skleralspornes anscheinend ihr Ende. Die Art der Verbindungen des Balkenwerkes mit dem Skleral- sporn ist folgende: Die ~ul~eren Balken, d .s . die dem Schlemmschen Kanal zun/tchst liegenden, dringen zwischen die bier, wie bereits er- wghnt wurde, locker angeordneten Biindel des Skleralspornes ein und sind eine kurze Strecke nach riickw~rts zu verfolgen; ob sic in den Zwischenr/~umen der Bfindel endigen oder sich mit den Bfindeln selbs~ verbinden, ist nieht klarzustellen. Uber die Art der Verbindung der Ba.tken der mittleren Lage des Gerfistwerkes mit dem Sklera]sporn kann nichts Sicheres ansgesagt werden; es liegen die Bindegewebs- biindel an der Spitze des Skleralspornes dicht beisammen, so dab feine Einzelheiten nicht erkennbar sind. Die inneren am Skleralsporn vor- fiberziehenden Balken des skleralen Gerfistwerkes gehen, weim sic meridional verlaufen, direkt in die vorderen Enden der Muskelbfindel der Meridionalportion des Ciliarmuskels fiber, wobei sic allm/~hlieh mehr den Charakter yon Sehnen gewinnen, die aber dennoch bis weir naeh rfickwgrts yon einer glasigen Hiille umgeben sein k6nnen. Die ~quatorialen Balken aber verlieren sich attm~hlich nach rtickw~rts bin zwischen den Sehnen der meridionalen Muskelbfindel.

~be r die Verbindungen des Ciliarmusl~els mit dem Sl~leralsporn l~6t sich folgendes anssagen: Wir mfissen zu diesem Zweoke zwisehen 3 Lagen der meridionalen Ciliarmuskelportion unterseheiden, einer inneren, mittleren und ~ul~eren Lage. Die Muskelbfindel der inneren L~ge laufen in sehlanke Sehnen aus, die am Skleralsporn vorfiber- ziehen, in das Gerfistwerk eintreten nnd in ihm weir nach vorne ver- laufen kSnnen; diese Sehnen sind in vereinzelten Fallen in ihrer ganzen L~nge yon einer glasigen Hfille umgeben, /~hnlich wie die Balken des Gerfistwerkes. Asayama (1901) gibt an, daI] diese Muskelsehnen zwischen ~quatorialen Bindegewebsfasern hindurchtreten, die er zu dem ,,hinteren Grenzring" rechnet, w~thrend die welter aul3enliegenden Sehnen an dem Skleralwulst einen wirklichen Ansatzpunkt finden. Die Mnskelbfindel der nach aut3en folgenden mittleren Lage der Meridionalportion, wetche am weitesten nach vorne reichen, gehen ebenfalls in Sehnen fiber. Diese Sehnen treten in den Skleralsporn ein, durehsetzen in meridionalem VerL~ufe die Zwischenr/~ume der Bfindel des Skleralspornes (Abb. 15) und ziehen in das sklerale Gerfistwerk hinein. Wenn sie sich dort auch nieht welt nach vorne verfolgen lassen, so besteht doch kein Zweifel, dab diese Sehnen nicht im Sklera]sporn endigen, wie bis jetzt gedaeht wnrde, sondern dutch diesen hindurch in das Gerfistwerk hineinstrahlen.

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und anatomisehe Studien tiber den Skleralsporn im mensehliehen Auge. 343

Besonders deutlieh wird dieses Verhalten der Muskelsehnen an der inneren vorderen Kante des S!deralspornes; abet auch welter riickw/~rts sieht man Muskelsehnen den Skleralsporn in seiner ganzen Dieke durch- setzen. Dieser Befund konnte in allen Augen erhoben werden. Selbst- verst~ndlieh sind die Sehnen nur in einzelnen Sehnitten in ihrer ganzen L/~nge getroffen. Interessanterweise wurden diese Feststellungen zuerst an menschlichen Embryonen gemaeht; ich verweise auf die Abb. 8 und 9. Die MuskelbiindeI des /~ul~eren Anteiles der meridionalen Ciliarmuskel- portion dringen ebenfalls mit Sehnen in den Skleralsporn und in die

SE B

Abb. 15. Vergr. Immersion. NormalesAuge. D~lrchtrittvonTvluskelsehnen im Skleralsporn. B = Binde- gewebsbfindel des Skleralspornes; Z M = Ciliarmuskelbfindel; S E ~ hlusketsehnen.

angrenzende Skleralwulst-Formation ein. Ein ~bergang dieser Sehnen in das Gertistwerk jenseits des Skleralspornes ist jedoch nicht nach- zuweisen. Es ist auch nicht klarzustellen in welchem Verh/~lbnisse sie zu den /iuBeren, zwischen die Bindegewebsbiindel an der Aul3enfl/~che des Skleralspornes eindringenden Balken des Ger/istwerkes stehen. Im riickw/~rtigen Anteile der Skleralwu]st-Formation schieben sich mehr kurze Musketfaserenden und Bindegewebsziige zwisehen die Biindel der Formation ein.

Was das Verh~iltnis des gesamten Geri~stwerkes zum Skleralsporn anbelangt, lgl~t sich in einer Anzahl yon F/~l]en folgendes festste]|en: Bei diinnem, nieht weit vorragenden, gerade verlaufenden Slderal- sporn (Typus I, Abb. 10) zieht ein grol]er Teil des Balkenwerkes am

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Skteralsporn vorbei und nur ein kleiner Teil t r i t t mit dem Skleralsporn in Verbindung. Es steht also ein grolter Tell des Balkenwerkes mit dem Cilia, rmuskel in freier Verbindung. Beim Typus II, III , IV (Abb. 11, 12, 13) ist der Anteil des Balkenwerkes, welcher in freier Verbindung mit dem Ciliarmuskel steht, kleiner als beim Typus I. Die Dicke des skleralen Gerfistwerkes ist aber nicht immer die gleiche; sie variiert ebenso wie die Gestalt des Skleralspornes; es ergibt sich in vielen F~llen ein konstantes Verh£1tnis zwischen den beiden Gebilden. Die oben- gemach~en Feststellungen ~reffen also nur fiir einen Teil der F~lle zu. Die Angabe Sabas, da~ der ganze Ciharmuskel bei dfinnem Skleralsporn mit dem Geriistwerk in Verbindung steht und da[3 der ganze Ciliar- muskel an einem gutausgebildeten Skleralsporn endigen kann, kann nicht best£tig~ werden. Schon Salzmann hat darauf hingewiesen, da~ der Skleralsporn niemals die ganze Dicke des Gerfistwerkes einnimmt.

Wir haben nun noch folgende Frage zu erSrtern: Aus unseren Unter- suchungen ergab sich, dat~ Tiefe und Form des rfickw/~r~igen An~eiles der Skleralrinne yon der Gestalt. des Sklera]spornes abh/£ngig ist. Wir miissen uns nun die Frage vorlegen, ob der Sk]eralsporn aueh auf die Anlage des Schlemmschen Kanales irgendeinen Einf]ul3 gewinn~. Zu- sammenhgnge zwisehen Skleralsporn und Schlemmsehen Kanal etwa der Art, dal~ beispielsweise bei diekem Skleralsporn und vertieften hinteren Anteil der Skleralrinne die Lumina des Schlemmsehen Kanales welter klaffend w~ren als bei diinnem Skleralsporn und seiehter Skleral- rinne, konn~en nicht festges~ellt werden. Da aber in vielen F/~llen der Schlemmsche Kanal rfickw/~rts an den Skleralsporn angrenz~, kann sein rfickw~rtiger Anteil yon einem weir vorragenden Skleralsporn z .B. veto Typus I I fiberlagert werden. Aueh in diesen F~llen wurde keine bestimmte Anlage des Schlemmschen Kanales gefunden. Bei der Vielfalt in der Form des Schlemmsehen Kanales schon in versehiedenen Ab- schnitten des Augenumfanges ist es natfirlich aul~erordentlieh schwer, Beziehungen dieser Art zwischen Skleralspom und Schlemmschen Kanal klar zu erkennen.

c) Untersuchungen an pathoIogischen Augen Erwachsener.

Zum Stud~um des Sklera, lspornes wurde aueh eine Reihe yon er- krankten Augen herangezogen. Es handelte sieh um F~lle yon pri- mi~rem und sekundi~rem Glaukom, Staphylom, expulsiver Blutung und t tydrophthalmus. Es waren also vor allem Augen, deren Hfillen dureh eine intraokulare Drncksteigerung gelitten batten, oder die sonstige Ver/£nderungen mehr mechanischer Art als Folge yon Krankheitspro- zessen darboten. Man erwartete sieh yon diesen Untersuchungen Auf- sehlfisse fiber die mechanisehe Leistungsf~higkeit des Skleralspornes und nicht die Aufdeekung yon Beziehungen zwischen Skleralsporn und

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und anatomische Studien fiber den Skleralsporn im menschlichen Auge. 345

bestimmten Erkrankungell. Beim Hydrophthalmus kam es auf die Feststellung yon Fehlbildungen des Skleralspornes an. Studiert wurden 35 Al~gen, yon denen ganze Serien vorhanden waren, und die sich auf die obengenalmten Erkrankungen aufteilten. Voll F~rbungsmethoden hat te wiederum die Gieson-F&rbung in erster Linie Anwelldung ge- funden.

So wie ill unserem Beriehte fiber die normalell Augen, wollen wir yon eingehenden Beschreibungen der F~tlle Abstand nehmell und nur die Ergebnisse aus unseren Untersuchungen mitteilell. Es wird aber

SP K

Abb. 16. Vergr. 80:1. Glaukomauge. S P = Skleralsporn; K ~ S c h l e m m s c h e r Kanal; H = t torn- haut; J S = Iriswurzelsynechie.

auf den einen oder anderen Fall, der wertvotlere Aufschlfisse gibt, n£her eingegangen werden.

Wir beginnell mit der Schilderung des Verhaltens des S]cleral8pornes in Augen mit primgrem Glaukom. In F~llen von inkompensierten (ent- zfindlichen) Glaukom sind alle bei den normalen Augen gesehilderten Typen des Skleralspornes anzutreffen. Der Skleralsporn kann dfinn, vorne abgeflacht sein (Typus I), wie es beispielsweise in einem yon uns untersuchten Auge, das vor Jahren einen akuten Gtaukomanfa]l hatte, besonders ausgesprochen ist (s. Abb. 16). Er kann aber auch gut aus- gebildet, hakenf6rmig gekrfimmt sein (Typus III), wie Abb. 17 zeigt. In diesem Falle t r i t t die iiquatoriale Btindelanordnung auch am Grunde der Skleralrinne, ill der Skleralwulst-Formation und in der Sklera an

v. Graefes Archly ffir Ophthalmologie. 131. Bd. ~4

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346 F. Fischer: Entwieklungsgeschichtliche

der Corneoskleralgrenze deutlich hervor. Das sklerale Geriistwerk is~ in den Fallen yon inkompensiertem Glaukom verdichtet, besonders in seinem rfickw/~rtigen Anteile. Es schlieBen sieh dort die Batken so dicht zusammen, daI3 der Skleralsporn nach vorne hin verl/ingert erscheint. Der Schlemmsche Kanal ist in den mei~sten dieser F~lle noch often, besonders in seinem riickw/irtigen, an den Skleralsporn angrenzen- den Anteile. Je 1/~nger das Glaukom andauert, je ausgesproehener die anatomischen Ver£nderungen am vorderen Augenabschnitte werden, um so mehr verf/~llt der Skleralsporn der Atrophie. In Augen mit abso-

SG K SP

J S -

Abb. 17. Vergr. 80:1. Chron. infl. Gtaukom. S P ~ Skteralsporn; K ~ - S c h l e m m scher Kanal; .SG = sklerales Geriis~werk; J S ~ Iriswurzelsynechie.

lutem Glaukom ist er fiir gewShnlich kaum mehr zu erkennen. Abet nicht in allen Fgllen yon absolutem Glaukom atrophiert der Skleral- sporn in der ga.nzen Cireumferenz des vorderen BulbusabsehnRtes. Dies zeigen 2 yon unseren Fi~l]en. In dem ] Falle, bei dem seit 17 Jahren schleiehende Ersche inungen yon Glaukom bestanden hgtten, das Auge seit 2 Jahren erb]indet war, is~ der SkleraIsporn an verschiedenen Ab- sehnRten des Umfanges gut ausgebildet; er ist dick und ragt h~ken- f6rmig gekrfimmt in das sklerale Geriistwerk vor. Das Lumen des Schlemmschen Kanales ist im riiekwgrtigen Anteile der Skleralrinne noeh often, w~hrend es sonst gleichzeitig mit. dera Skleralsporn ge- sehwunden ist. I m 2. Falle (Abb. 18) trit~ ebenfalls der Skleralsporn (SP) an einzelnen Stellen der Circumferenz deutlieh hervor; vom Skleral-

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und anatomische Studien fiber den Skleralsporn im menschlichen Auge. 347

sporn aus iiberbriickt das sklerosierte, sklera~thnlich gewordene Gerfist- werk (G) wie eine Spange die Skleralrinne und begrenzt ein weitklaffen- des Lumen des S c h l e m m s c h e n Kanales (K).

Wie aus den Befunden der F£11e yon nicht weit vorgesehrittenem Glaukom hervorgeht, besteht keine Beziehung zwischen einem be- s t immten Typus des Skleralspornes und dem Glaukom. Dies solt des- wegen besonders betont werden, well man leicht auf den Gedanken kommen kSnnte, dal~ ein diinner, schlecht ausgeprggter Skleralsporn (Typus I) bei der Entstehung oder zumindestens Entwicklung des Gtaukoms begiinstigend wirke. Die Verdiinnung des Skleralspornes

G K S P

H

J S

Abb. 18. Vergr . 80 :1 . Absolu tes Glaukom. S = Sklera ; H = Korn tmut ; S P = Sktera lsporn; G = sklerales Ger t i s twerk; K = S c h l e m m scher K a n a l ; J S ~ I r isx~lrzelsynechie; Z = Ci l iarmuskel .

bei absolutem Glaukom ist lediglich eine Folge des Glaukoms. DaB der Skleralsporn bei absolutem Glaukom an einzelnen Stellen der Circum- ferenz des vorderen Bulbusabschnittes noch gut erhalten ist, kann durch die versohiedensten im Glaukom oder im Gesamtbau des Auges be- ruhenden Ursachen bedingt sein. Es besteht aber die MSglichkeit, dab der Sk]eratsporn yore Beginne an in verschiedenen Abschnitten der Circumferenz ungleich ausgebildet war, wie wi~- es auch in unseren nor- malen F~tllen gefunden haben, und dab er dort, wo er dick und gekriimmt war, der intraokularen Drucksteigerung einen st~trkeren Widerstand entgegengesetzt hat te als ~n den anderen Stellen.

Ferner l£Bt sich aus unseren Befunden erschlieBen, dal3 der SkleraI- sporn eine Art yon Schutzwirkung auf den riiekw~rtigen Anteil des

24*

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Schlemmsehen Kanales ausfibt. Erh6ht wird diese Schutzwirkung dureh den ZusammenschluB der dem Skleratsporne benaehbarten Balken des slderalen Geriistwerkes. Dat3 Skleralsporn und Gerfistwerk im Vereine den Schlemmsehen Kanal vor Kompression sehfitzen, zeigen die obenerw/~hnten F/~l]e yon absolutem Glaukom (s. Abb. 18). In jenen Sehnitten, in welchen der Skleralsporn gut ausgepr/~gt ist, fiber- brfiekt das sklerosierte Geriistwerk die Skleralrinne, in we]cher das offene Lumen des Schlemmsehen Kanales siehtbar i s t . - Es wurde aueh eine t~eihe yon Fallen yon Sekund£rglaukom studiert. Es handelte sieh fast durchweg urn jugend]iche Augen, bei denen es infolge des Sekund/~rglaukoms zu einer Ectasi~ bulbi gekommen war. Das So- kund£rglaukom war durch die versehiedensten Erkrankungen, wie z. ]3. Iridocyelitis, Iriseinheilung nach Hornhautgesehwfiren, verur- sacht worden. In diesen F/~llen besteheu ghnliehe Ver/~nderungen im Kammerwinkel wie beim prim/~ren Glaukom--Iriswurzelsyneehie, Sklero- sierung des Gerfistwerkes, Verengerung und Obliteration des Schlemm- sehen K~nales. Deutlieher abet wie beim prim~ren Glaukom sind hier die versehiedenen Stadien in der Ausbildung yon Staphylomen. Beim IntereMarstaphylom finden wit im Beginne die atrophische Iriswurzel im Bereiehe der vorderen Syneehie in die Skleralrinne hineingeprel3t, anf/~nglieh nut in den vorderen Anteil der l~inne; der Skleralsporn, der /£hnlieh wie beim prim/~ren Glaukom dutch Zusammensehlul3 der be- naehbarten Balken des Geriistwerkes naeh vorne hin verl~Lngert ist, Neibt unvergndert. In weiberer Folge wird die Iriswurzel aueh in den rfiekw/~rtigen veto Skleralsporn etwas fiberragten Anteile der Skleral- rinne hineingedr/~ngt; es handelt sieh meist nieht nur um Iris, sondern aueh um CiliarkSrpergewebe, das um den gegen die hintere Augenkammer vorragenden Skleralsporn herumgelagert ist und die Skleralrinne aus- kleidet. In diesem Stadium ist der Skleralsloorn neeh gut erhalten; er ist wie ein Pfeiler in seiner alten Stellung verblieben. Der fiber der Skleralrinne liegende Absehnitt der Corneo-Sklera beginnt sich nun naeh aul3en vorzuw61ben; die Ektasie breitet sieh allm£hlich naeh vorne lain aus. Das Ciliarstaphylom folgt gew6hnlieh erst dem Interealar- s taphylom naeh. Die Vorw61bung der Sklera beginnt bier unmit te lbar hinter dem Skleralsporn. D ie :Bulbusektasie beginnt also sowohl vor dem Slderalsporn als aueh hinter ihm. I m Verlaufe des Dehnungspro- zesses wird der SklerMsporn allm/LhHeh atrophiseh; or wird sehlieglich an seinem ganzen Umfange in die Bulbusektasie miteinbezogen. Wenn auch die yon der Bulbusektasie zuerst betroffenen Absehnitte der Corneo-Sklera haupts£ehlieh wegen ihrer anatomisehen Besehaffenheit der intraokularen DruekerhShung Ieiehter naehgeben als andere Stellen, so muB wohl andererseits angenommen werden, wie aus dem Ablauf der Bulbusektasie hervorgeht, dal3 der SklerMsporn der erhShten Augen-

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spannung einen st~rkeren Widerstand entgegensetzt, den Formver- ~.nderungen des Bulbus mehr entgegenwirkt als die anderen Teile der Corneo-Sklera. Die Widerstandskraft des Skleralspornes gegeniiber der erhShten Augenspannung wird besonders deutlich bei der Ausbil- dung des Intercalarst~phyloms.

In Fallen yon partiellen Hornhautstaphylomen naeh perforierenden Geschwfiren oder Wunden ist der Sk]erMsporn meis~ens nur wenig ver~indert; bei tota]en Hornhau~staphylomen ragt der Skleralsporn ringsherum dornartig in die hintere Augenkammer vor (s. Abb. 19), £hnlich wie in Fallen yon Ectasia bulbi aus anderen Ursachen.

SP

Abb. 19. Vergr. 92:1. Totales Hornhau~stal0hylom, S P - - Skleratsi~orn; Z = Ciliark6rper.

Es wurde auch eine Anzahl yon Fallen yon expulsiver Blutung studiert. In solchen Augen kann der Ciliark6rper vSllig abgetrennt und zus~mmen mit dem iibrigen Augeninhalt gegen die Perforationsstelle hin verlagert sein; in anderen Fallen ist der CiliarkSrper yon der skle- ralen Unterlage nut abgehoben und nach vorne bin gedreht, wobei er noch mit dor inneren vorderen Kante des Skleralspornes und mit den. Balken des skleralen Gertistwerkes zusammenh/~ngt. Am wenigsten haltbar scheint also die Verbindung des CfliarkSrpers mit der Innen- flache des Skleralspornes und der angrenzenden Skleralwulst-Formation zu sein; am widerstandsf~higsten zeigt sich die Verbindung mit der Spitze des Skleralspornes und mit dem skleralen Ger/istwerk. Bei v611iger Lostrennung des Ciliark6rpers reil3en die Ciliarmuskellamellen knapp am Slderalsporn ab, die Ciliarmuskellamellen, die aber mit dem

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Gerfistwerk in nnmit telbarer Verbindung stehen, 16sen sich yon ihren Sehnen, die in ihrer ganzen L~nge am Geriistwerk haften bleiben. Das Gerfistwerk scheint a/so eine durchaus feste Ansatzstelle des Ciliar- muskels zu sein. Ausgesprochene Lage- oder Formvergnderungen des Skleralspornes wurden bei expulsiver Blutung nieht beobaehtet. In- folge der Zerrung am Skleralsporn kSnnen die i~quatorialen Bfindel des Skleralspornes auseinandergeriickt sein, so dab das Durchstrahlen yon Muskelsehnen dureh die Spitze des Skleralspornes leicht erkennbar wird.

~Tir beriehten nun fiber das Verhatten des Skleralspornes bei Hy- drophthalmus. Die Ver~nderungen des Kammerwinkels bei Hydrophthal- mus sind in den A~'beiten yon Beis (1905), See~elder (1906) und in der zuletzt ersehienenen Arbeit yon Jaensch (1927) beschrieben. Nach diesen Autoren soll der Skteralsporn in den meisten F~lle11 yon Hy- drophthalmus rudiment/~r sein nnd zusammen mit dem verengten und zum Teil auch obliterierten Schlemmsehen Kanal hinter dem freien Kammerwinkel liegen. In einzetnen Fi~llen wurde i iberhanpt kein Skleralsporn angetroffen; es fehlte aueh der Schlemmsche Kanal. Der Kammerwinkel wurde auch noeh in anderer Weise verandert gefunden; es wnrde festgestellt: Abnorme Persistenz des fetalen Ligamentum pect inatum (uveales Gerfistwerk), nngenfigende nnd fehlerhafte Dif- ferenzierung des skleralen Gerfistwerkes. Durch diese fehlerhafte und auf embryonaler Stufe stehengebliebene Ausbildung des Kammerwinkels soll es zur Behindernng der normalen Fil tration der Augenflfissigkeit kommen und damit zur Entstehung der intraokularen Drucksteigerung.

Wit konnten 8 F/ille yon Hydrophthalmus untersuchen. Es liel3en sich folgende Feststellungen machen: In 5 FMlen ist der Skleralsporn diinn und unansgepr~gt, und liegt weir hinter dem freien Kammer- lumen (s. z. B. Abb. 20). Der Schlemmsche Kanal ist ebenso wie der Skleralsporn rfickwarts gelegen; er ist zum Tell verengt, zum Tell obliteriert. Das sklerale Gerfistwerk ist in diesen Fallen sehwerstens vergndert; die Balken sind nut zum Teile erkennbar, sie sind dicht aneinandergelagert and aueh miteinander versehmolzen; das Balken- werk ist stellenweise durch hyaline Snbstanz ersetzt. Nach innen zu sch]iel3t sieh an das sklerale Geriistwerk reiehlieh uveales Gerfistwerk an, das ebenfalls ver/~ndert ist. Das nveale Gerfistwerk ffi]lt den Kam- merwinkel aus nnd setzt sich in das Gewebe der Iris unmit te lbar fort. Die rtiekwgrtige Lage des Skleralspornes dfirfte durch das Persistieren des uvealen Gerfistwerkes bedingt sein. Es bestehen somit /~hnliche Verh£1tnisse wie bei embryonalen Angen (s. Abb. 3, 5 usw.). I n embryo- nalen Augen schliel3t sich an das sklerale Gerfistwerk naeh innen zu das uveale Geriistwerk an, das sozusagen den Kammerwinkel ausffiltt. Der Skleralsporn kommt auf diese Weise nach rfickwgrts vom freien Kammer lnmen zn liegen. Ers t am Ende der embryonalen Zeit und in

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den Anf£ngen der postembryonalen Zeit kommt es zu einem allm~h- lichen Schwunde des uvealen Gerfistwerkes und damit zu einer Er- weiterung des Kammer lumen in der Riehtung gegen den Skleralsporn. Wenn auch im allgemeinen die abnorm riickw~rtige Lage des Skleral- spornes in F£11en yon Hydrophtha lmus durch das Festhalten normaler embryonaler Verh~,ltnisse erkl~rt se~n diirfte, so gibt es aueh hier, wie in allem, Ausnahmen. In 1 Falle yon t tydrophtha lmus l~l~t sich folgen- des feststellen (Abb. 20): Der Skleralsporn (SP) ist rudiment~r und liegt welt nach hinten yore freien Kammerlumen. Das sklerale Go- riistwerk (SG) zeigt eine abnorme L£ngsa.usdehnung; es ist schwerstens

SG SP

UG--

Abb. 20. Vergr. 80:1. Itydrophthalmus. S P ~ Skleralsporn; S G ~ sklerales Gerfistwerk; U G ~= uveales Gerfistwerk; Z . M ~ Cilial-muskel.

verandert , zum Teile dureh hyaline Substanz ersetzt. •ach innen zu schliel3t sich uveales Geriistwerk an, das ebenfalls verandert ist. Nach aulten yore riickwartigen Anteile des Gerfistwerkes ]iegt das fast voll- st~ndig obliterierte Lumen des Schlemmschen Kana]es. Die s tark atrophische Iris entspringt vom Geriistwerke. CiliarkSrper und Iris scheinen gegeniiber dem Skleralsporn nach vorne hin gerfickt zu sein. Die ganze meridionale Ciliarmuskelportion (ZM) endigt vor dcm Skleral- sporne, am Geriistwerke. Allerdings ist es unter normalen embryonalen Verhaltnissen in einem best immten Stadium so, dal3 ein gro•er Teil des Ciliarmuske]s am Skleralsporn vorbeizieht und vor ihm im Gerfistwerk endigt. Immer ]aufen abet die oberflacMich gelegenen Muskelbiindel am Sklera]sporn selbst aus. Aus allen diesen Tatsachen lal3t sieh wohl schlie~en, dal~ die riickwartige Lage des Skleralspornes in dem ge-

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sehilderten Falle yon Hydrophthalmus nicht auf dieselbe Weise zu er- kl~ren ist wie in den anderen F/tllen; vielmehr dfirfte der Skleralsporn in der Entwicklungszeit abnorm welt riickw~,rts an der Sklerainnen- fl/~che angelegt worden sein. Der Sklera]sporn befindet sich aber bei t tydrolohthalmus nieht immer hinter dem freien Kammerwinkel, wie bis jetzt angenommen wurde, sondern er kann aueh, wie der nachfolgende Yall zeigt, vor dem KammerwinkeI gelegen sein. Wir wollen auch diesen Befund wegen seiner Besonderheiten, ausffihEieher wiedergeben. Der Kammerwinkel stellt sich in diesem Falle yon Hydrol0hthalmus in

SG SP

Abb. 21. Vergr. 80:1. Hydrophtha lmus . S P = Skte~'aIsporn; SG=sk te ra l e s Gerfistwerk; Z M = meridionaler Anteil des Ciliarmttskels; K W = KammerwinkeL

verschiedenen Abschni~ten der Circumferenz verschieden dar. Wir wol]en zungchst die Verh£1tnisse, wie sie im weitaus grSBten Tell der Circumferenz anzutreffen sind, sehildern (s. Abb. 21): Der Skleralsporn (SP) liegt weir vor dem Kammerwinkel, an der vorderen ~ a n d der Augenkammer. Er ist dfinn und unausgepr£gt. DaB es aber tats£chlich der Skleralsporn ist, ist an seinem Aufbau und an der Art der Bezie- hungen zu den inneren Skleralsehiehten, dem Ciliarmuskel und dem Schlemmschen Kanal zu erkennen. Die vor dem Skleralsporn gelegene Skleralrinne ist seicht. In ihr finde~ sich ein winziges offenes Lumen des Schlemmschen Kanales, der sonst vol]st£ndig obliteriert ist. Die Meridionalportion des Ciliarmuskels (ZM) ist schmal und Iang, und ragt 1/ings der Sklerainnenfl/iehe fiber den Kammerwinke] hinaus, bis

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an den Skleralsporn heran, an dem sie endigt. Das Gerfistwerk (SG), dessen vorderes Ende welt vor dem Skleralsporn hinter dem 1%andteil der Descemetschen Membran liegt, ist vollstandig homogenisiert und zum Teile in eine glasige Substanz umgewandelt. Es bildet eine dtinne Lage, welehe sich naeh riickw£rts hin am Skleralsporn vorbei erstreckt und in weiterer Folge die ganze InnenIlache der vorragenden Ciliar- muskelportion bis in den Kammerwinkel hinein tiberzieht. Der Kammer- winkel selbst (KW) ist yon Resten des uvealen Geriistwerkes erffillt.

In dem iibrigen kleineren Abschnitt der Circumferenz bietet sich folgendes Bild dar: Der Skleralsporn befindet sieh hier nicht vor dem Kammerwinkel, sondern auf der H6he desselben, in ganz normaler, riehtiger Lage. Aber auch bier ist die Meridionalportion des Ciliar- muskels diinn und langgestreckt. Zwischen ihr und dem CiliarkSrper schiebt sich bis welt nach riickwarts hin, uveales Geriistwerk ein. Diese Art der Anlage des uvealen Geriistwerkes seheint eine Reminiscenz an die normalen Verhalt, nisse bei manehen Tieren zu sein. W'ir k5nnten uns vorstellen, dab die abnorm vordere Lage des Skleralspornes in dem zuerst gesehi]derten Abschnitte der Cireumferenz dureh Schwund des auch dort vorhanden gewesenen nvealen Geriistwerkes zustande gekommen ist. Dies scheint aber doch nicht vollstandig riehtig zu sein; denn Skleralsporn und Ciliarfortsatze liegen welter auseinander als in dem Absehnitte, wo das uveale Gerfistwerk noch vorhanden ist. Dat3 bei de r Entstehung der abnormen Lage des Skleralspornes noeh andere Um- stande mitgewirkt haben, dafiir zeugt das Vorhandensein anderer Fehl- bildungen des CiliarkSrpers.

In 2 Fallen yon Hydrophthalmus konnten ~4r den Skleralsporn und den Schlemmschen Kanal iiberhaupt nieht naehweisen. In einem dieser Falle geht das sklerale Gertistwerk welt rfickw/trts in die Sklera fiber, die dort wohi einzelne aquatoriale Bindegewebsbiindel zeigt, aber keinen Skleralsporn erkennen lgl~t.. Der Schlemmsehe Kanal fehlt.

Wenn wit einen kurzen Riickblick halten, so konnten wir bei I-Iydr- ophthalmus folgendes feststellen: Fehlen des Skleralspornes bei Fehlen des Schlemmsehen Kanales, abnorm rfickwartige und vordere Lage des rudimentaren Skleralspornes bei gleiehzeitiger entsprechender Ver- lagerung des Schlemmschen Kanales. Skleralsporn und Schlemmseher Kanal scheinen demnaeh in ihrem Auf~reten voneinander abhangig zu sein; sie sind aber wahrseheinlieh aueh 6rtlich aneinander gebunden. Das sklerale Geriistwerk ist in allen Fallen vorhanden; es ist nur schwer- stens verandert. Wahrend also Skleralsporn und Schlemmscher Kanal nur zusammen auftreten, besitzt das Gerfistwerk eine gewisse Selb- standigkeit. Es ist aueh dann vorhanden, wenn der Skleralsporn fehlt. Der Skleralsporn diirfte daher engere Beziehungen zum Schlemmschen Kanat haben als zum Geriistwerk. Diese Fes~stellungen erhalten durch

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vergleichend-anatomische Tatsachen, die wir schon in der Einleitung zu dem anatomisehen Tell unserer Arbeit erw£hnt haben, einen be- sonderen Wert. Bei den Huftieren kommen n~mlieh Skleralsporn und Schlemmscher Kanal fiberhanpt nicht zur Ausbildung, wahrend das Gerfistwerk ausgebi]det wird. H. Virchow hat daraus seinerzeit den Schluft gezogen, daft das sklerale Gerfistwerk keineswegs die Aufgabe haben k5nne, a]s Klappenappara t ffir die vorderen Abfluftwege des Auges zu fungieren.

Am Schlusse unserer Darlegungen wollen wir uns mit der Frage der Leistungen des Skleralspornes im menschtichen Auge besch~ftigen. Wir k6nnen dabei nur anf einzelne wichtige Punkte in dieser Frage ein- gehen und da mit allem Vorbehalte, denn wit s t immen mit H. V#chow vollkommen iiberein, daft aus anatomischen Tatsachen allein keine gtiltigen physiologischen Theorien abgeleitet werden k6nnen. Den nachfolgenden Ausf/ihrungen kann daher nur ein begrenzter Wert zukommen.

In der Helmholtzschen Theorie fiber die Akkommodat ion wurde die vordere Anheftung des Ciliarmuskels am Skleralsporn als das Puncture f ixnm betrachtet, yon dem aus der Muskel einen Zug anf die Chorioidea ausiibt. Diese Theorie hat wiederholt Anfechtungen erfahren; ein be- sonderer Strei tpunkt war der, oh der vordere oder der hintere Ansatz- punk t des Muskels mehr beweglich sei. H. Virchow machte dann auf- merksam, dal~ der vordere Ansatz des Ciliarmuskels durchaus nicht gleichartig ist. Die Bfindel des Muskels setzen zum Tell an den Skleral- sporn, zum Teil an das sklerale Gerfistwerk, zum Teil sogar an das uveale Geriistwerk an. Es sei daher naheliegend, an dem Ciliarmusket Abschnitte yon verschiedener funktioneller Bedeutung zu unterscheiden; yon demjenigen TeiI des Muskels, der sich am Skleralsporn befestige, sei es einleuehtend, daft er hier eine feste Anheftung finde und yon da auf die Chorioidea wirke, dagegen seheine das sklerale Geriistwerk als vorderes Pune tum fixum wenig geeignet, und noch weniger das uveale Geriistwerk.

Aus dem geht hervor, daft friiher anscheinend allgemein die Meinung gehe~Tscht hatte, daft die Funktion des Skleralspornes in dem er- schSpft ist, da[t er dem Ciliarmuskel zum Ansatze dient. Der Bau des Skleralspornes soll, wie P. Eisler angibt, dureh die Beanspruchung seitens des Ciliarmuskels erkl~trt sein. I m Jahre 1929 hat dann A. _Fuchs in seiner Arbeit ,,I3ber die Festigkeit der Hornhaut und den Grenzring yon Schwalbe" darauf hingewiesen, da.l~ der Skleralsporn und die an- grenzenden Skleralschiehten ~hnlich wie der Schwalbesche Grenzring eine Bedeutung fiir die Gestaltung des Bulbus haben k6nnten.

Wir wollen nun diese Vorstellungen yon der Bedeutung des Skleral- spornes auf Grund unserer anatomischen Feststellungen fiberpriifen.

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Zu diesem Zwecke wollen wir uns zungchst die Frage vorlegen, ob der Skleralsporn n u t als Ansatzstelle ffir den Ciliarmuskel zu ge]ten habe.

Unsere entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen haben ergeben, dab Skleralsporn und Skleralwulst-Formation (Virchow)eine gemeinsame Anlage haben, in der es erst am Ende der Entwicklungszeit zu einer Unterscheidung zwischen den beiden obengenannten Formationen kommt. Wir kSnnen daher annehmen, dab die Leistungen des Skleral- spornes bis zu einem gewissen Grade ghnlicher Art sein werden wie die der Skterahvulst-Formation. %¥elche Aufgabe hat nun die Skteralwulst- Formation zu erfiillen ? Mit ihr t r i t t ein Teil der meridionalen Ciliar- muskelportion in Verbindung. Diese Verbindung ist aber keineswegs eine feste ; es dringen im vorderen Abschnitte der Formation nur wenige kurze Muskelsehnen zwischen die £quatorialen Bindegewebsbiindel ein, im riickw£rtigen zarte Muskelfaserenden und Bindegewebsziige. Zudem wissen wir, dab der grSBte Tell der meridionalen Ciliarmuskelportion vorne am Sklera,lsporn endigt. Der Bau der , , Sk lera lwuls t -Format ion" kann demnach mi~ der Beanspruchung seitens des Citiarmuskels nicht vollst~ndig erkl~trt werden. Die Skleralwulst-Formation wh'd wohl noch eine andere Aufgabe zu erffillen haben als die, dem Ciliarmuskel als Unterlage zu dienen. Ihr Bau weist darauf hin, daf~ sie fiir die Gestaltung des Bulbus nnd flit die Festigkeit seiner skleralen Wandung yon Be- deutung sein wird. Da aber, wie bereits erw/~hnt wurde, angenommen werden kann , dab die Leistungen der Skleralwulst-Formationen bis zu einem gewissen Grade £hnlicher Ar~ sind wie die des Skleralspornes, so muB das fiir die Skleralwulst-Formation festgestellte, auch fiir den Skleralsporn zumindestens in 3hnlichem Sinne Geltung haben. Dal~ der Skleralsporn den Formver£nderungen des Butbus entgegenwirkt, ist aus den yon uns untersuchten pathoIogischen F£11en hervorgegangen. Diese Fglle haben ferner gezeigt, dab der Skleralsporn auch ~eine schfit- zende Wirkung fiir den Schlemmschen Kanal besitzt. Wir miissen also die vorangestellte Frage in dem Sinne beantworten, dab der Skleral- sporn nicht allein die Bedeutung einer Muskelansatzstelle besitzt. Es kommen dem Skleralsporne noch andere, und zwar mechanische Lei- stungen zu, derea Art wir oben angedeutet haben.

"Wie verhalt es sich nun mit dem Skleralsporn als MuskeIansatz- stelle ? Zu dieser Vorstellung ist man auf Grund der ermittelten Tat- sache, dab die Muskelbfindel der Meridionalportion im Skleralsporn endigen, also an ihm fixiert sind, gekommen. Aus unseren Feststetlungen sowohl an Augen yon Embryonen ats auch yon Erwachsenen geht aber hervor, dab der grSBte Teil der Sehnen des meridionalen Ciliarmuskel- anteiles gar nicht im Skleralsporn endigt, sondern dal~ vielmehr diese Sehnen in meridionalem Verlaufe den Skleratsporn durchsetzen und mit dem skleraten Geriistwerk jenseits des Skleralspornes in Verbindung

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treten. Sie verbinden sieh also mit dem Gerfistwerk so, wie es bereits yon den anderen Anteilen des Ciliarmuskels besonders der radialen und zirkul/iren Port ion lfingst bekannt ist. Zum Unterschiede yon diesen Ciliarmuskelanteilen, verbinden sieh aber die genannten meridionalen Ciliarmuskelbiindel fiber den Skleralsporn mit dem skleralen Gerfist- werk; die anderen weiter naeh innen zu gelegenen Ciliarmuskelanteile t reten mit dem skleralen und uvealen Gerfistwerk in di rekte Verbindung. Nun gibt es folgende Ansieht fiber die Bedeutung des Geriistwerkes (s. Schwalbe, Asayama, Kiisel, Fortin u .a . ) : Das Gerfistwerk sehliel3~ den Zugang zum Schlemmsehen Kanal ab, verhindert ihn abet nieht vSllig. Durch den Zug des Ciliarmuskels wird der Zugang freigemaeht, w£hrend beim AufhSren der Kont rakt ion dureh die Wirkung der elasti- sehen Fasern der Weg wieder versehlossen wird. Derjenige Tell des Ciliarmuskels, der sieh am SklerMsporn befestigt, soll hierffir nieht in Bet.raeht kommen. Kiiset (1906) hat nur den zirkul~iren Muskelfasern und dem vorderen Teil der radi~ren Fasern eine solehe Leistung zu- erkamlt.

Es w~re nun naheliegend, in der yon uns ermittelten Tatsaehe, daft die Muskelsehnen durch den Skleralsporn hindurehstrahten und mit dem Gerfistwerk in Verbindung treten, eine Sttitze ffir die vorgebraehte Ansieht zu erblieken. Wir k6nnen uns aber nieht vorstellen, daft die zwischen die Bfindel des Skleralspornes diehteingelagerten Sehnen i rgendeine Gleiff/~higkeit besitzen. Augerdem hat H. Virchow (1910) gewiehtige Einw~tnde gegen diese Theorie erhoben, denen wir uns nieht entziehen kSnnen. So meinte H. Virchow u. a., dab die Funkt ion des Gerfistwerkes als Klappenapparat ffir den Schlemmschen Kanal fiber- haupt in Frage gestellt sei, durch die Tatsache, daft das Gerfistwerk bei Tieren vorkommt, bei denen ein Schlemmscher Kanal fehlt. Man mfisse ferner in Betracht ziehen, dab sich selbst aus den bestbeobachtetsten anatomisehen Tatsaehen die verschiedensten physiologischen Theorien ableiten ]ieften. Wir k6nnen also der obenerw£hnten Theorie nicht bei- stimmen. Aus unseren Festste]lungen mfissen wir folgern, dab der Skleralsporn nieht eine Muskelansatzstelle im gew6hnlichen Sinne dar- stellt, daft vielmehr hier eine besondere Art der Verankerung yon Bfindeln des meridionalen Ciliarmuskelanteiles am Sk]eralsporn und am skleralen Gerfistwerk vorliegt. ~relehe Bedeutung dem zukommt, bleibt un- gekl~rt.

}Vir gehen nun auf die Frage ein, wetehe Bedeutung der Skleral- sporn ffir die anderen Gebilde des Kammerwinke]s, wie Skleralrinne, Schlemmseher Kanal und Gerfistwerk, besitzt. Aus den entwiektungs- gesehiehtlichen Untersuchungen geht hervor, dag es erst mi t dem Auf: t re ten der gemeinsamen Anlage yon Skleralsporn und Skleralwulst- Formation in den an die vordere Sklera angrenzenden Uveaschiehten zur

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Ausbildung der Skleralrinne kommt. Wenn aueh st)i~terhin dureh Ein- schiebung neuer £quatorialverlaufender Bindegewebsfasern zwisehen die Bfindel des Skleralspornes und am GrUnde der Skleralrinne eine weitere Ausgestaltung der Skleralrinne stattfindet, so ist doeh die Form der Sklera]rinne mit der Ausbildung der Skleralspornanlage in ihren Grundzfigen festgelegt. Die Form der Skleralrinne ist also mehr oder weniger das Ergebnis aus der Gestaltung des Skleralspornes. Dieser Satz best~tigt sieh aueh an den Augen Erwaehsener. In diesen Augen ist, wie unsere Beobachtungen ergeben, die Gestalt des Sklera]spornes eine verschiedene; es lassen sich bestimmte Typen festhalten, die wir in unserer Arbeit eingehend besehrieben haben. Wie immer der Typus des Skleralspornes ist, der Skleralsporn bildet regelm/tBig die ganze hintere Wand der Skleralrinne. Je h6her diese Wand ist, um so tiefer erscheint die SklerMrinne in ihrem rfickw~rtigen Anteile. Aber nicht nur die Tiefe der SkleraMnne, sondern auch die iibrige Form der Slderal- rinne wird dureh den Sklera]sporn beeinfluBt. Beim Typus I erscheint die Skleralrinne an ihrem hinteren Ende reehtwinkelig, beim Typus I I spitzwinkelig, beim Typus I I I abgerundet. ~Vir mtissen uns nun aueh die Frage vorlegen, ob zu einer Skleratrinne yon bestimmter Form eine bestimmte Anlage des Schlemmsehen Kanales geh6rt, o b der Skleral- sporn auf dem Wege fiber die Skleralrinne oder auch direkt die Anlage des Schlemmsehen Kanal beeinflul~t. Diese Frage kann weder in dem einen noeh in dem anderen Sinne beantwortet werden. Die Beurteilung des am Umfange in seiner Form stetig weehselnden Schlemmsehen Ka- nales ist so sehwierig, dab keine klare Entseheidung in dieser Frage ge- troffen werden kann. DaB aber Skleralsporn und Schlemmseher Kanal in einem Abh/~ngigkeitsverh/~ttnis zueinander stehen, geht sowohl aus Tatsaehen der vergleiehenden Anatomie als aueh aus den Feststellungen am mensehliehen Hydrophthalmus hervor. Bei bestimmten Tieren fehlt der Schlemmsehe Kanal; gleiehzeitig fehlt aueh der Skleralsporn. In Fgllen yon Hydrophthalmus ist bei fehlendem Skteralsporn aueh kein Schlemmseher Kanal vorhanden. Wir k6nnen daher mit einer ge- wissen Bereehtigung annehmen, daft beide Gebilde in ihrem Auftreten voneinander abh~agig sind; naeh unseren Feststellungen sind sie aueh 5rtlich aneinander gebunden. Es w~tre dieses Ereignis in die Entwiek- lungszeit zu verlegen und wfirde das Beispiel einer abhgngigen Ent- wieklung darstellen. Beziehungen, wie die gesehilderten, k6nnten aueh zwischen anderen Gebilden des Kammerwinkels herrsehen. So sind beispielsweise sowohl bei Tieren als a.uch bei fehlgebildeten mensch- lichen Embryonen, bei denen Skleralsporn und Schlemmseher Kanal fehlen, Gerfistwerk und Ciliarmuskel vorhanden. Wenn wir aueh aus dieser Tatsaehe nieht zu weitgehende Sehltisse ziehen wollen, so deutet sie zumindestens auf die MSgliehkeit hin, dab zwisehen dem Skleralsporn

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und dem Schtemmschen K a n a l engere Beziehungen bes tehen als zwischen Sklera lsporn , Ci l ia rmuskel und Gert is twerk.

Der Sklera l sporn scheint bis zu e inem gewissen Grade auf d ie Ver- b indung des Ci l iarmuskels m i t dem Ger i i s twerk Einf Iug zu nehmen, a n d zwar in dem Sinne, dal~ bei T y p u s I e in gr6Berer Tei l des meri- d iona len Ci l ia rmuskelante i les mi t dem Gerf is twerk in freier Ve rb indung s~eht als bei T y p u s I I n n d I I I . Dies gi l t ansche inend nu r ffir b e s t i m m t e FSolle, en t sp r i ch t also n ich t der Reget u n d geh t nie so wel t ; d a g der ganze Ci l ia rmuskel in f re ier Verb indung m i t d e m Gerf is twerk s teh t oder d a g sich der ganze Ci l iarmuskeI fiber den Sktera l sporn m i t dem Gerf i s twerk in Verb indung setzt . D a es aul~er Zweifel steh~, daft Citia.rmuskel u n d Ger i t s twerk ihre T/~tigkeit m i t e inande r ve rb inden (in welcher A r t dies geschieht , i s t f re i l ich unbekann t ) , so m u g die M6glichkei t zugegeben werden, daft dem Skle ra l sporn bei d iesem Zusammensp ie t der Gebi lde des K a m m e r w i n k e l s eine l%olle zugete i l t sein kSnnte .

Aus unseren Ausff ihrungen geh t hervor , d a b die Anfgaben u n d Le i s tungen des Sklera lspornes im menschl ichen Auge marmigfa l t ige s ind; n ich t die ger ings te Aufgabe des Sklera lspornes dtixfte die sein, in i rgendeiner Weise am Abflusse der Augenf l i i ss igkei t mi tzuwi rken .

L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s .

1 Asayama, J., Zur Anatomie des Ligamentum pectinatum. Graefes Arch. 53 (1901). - - 2 Eisler, Paul, Die Anatomie des menschlichen Auges. Handbuch Sehieck-Briickner. 1930. - - 3 Fortin, E .P . , Wirkung des Ciliarmuske]s auf die Zirkula~ion des Auges. l~ev. Soc. argent. Biol. 5 (1929). - - 4 ~uchs, Adalbert, ~ber die Festigkeit der ttornha.ut und den Grenzring yon Schwalbe. Z. Augenheilk. 67 , 129 (1929). - - 5 Jaenseh, P. A., Anatomische und klinische Untersuehungen zur Pathologie und Therapie des Itydrophthalmus cong. Graefes Arch. 118 (1927). - - 6 Ki~sel, W., Uber die Wirkung der einzelnen Teile des Cili~rmuskels auf dug Ligam. pectin. Ktin. Mbl. Augenheilk. 44 (1906). - - 7 t~eis, Untersuchungen zur patho- logischen Anatomie und zur Pathogenese des angeborenen Hydrophthalmns. Graefes Arch. 60 (1907). - - s Saba, Vittorio, ~ber den skleralen Ansatz des Briickeschen Muskels beim menschlichen Auge. Ann. Oftalm. 56 (1928). 9 Salzmann, Maximilian, Anatomie und Histo]ogie des menschliehen Augapfels usw. F. Dentieke 1912. - - ~o Sehwa.lbe, Untersuchungen iiber die Lymphba~hnen des Auges und ihre Begrenzungen. Arch. mikrosk. Ana~. 6 (1870). - - 11 See/ehter u. Wol/rum, Zur Entwicklung der vorderen Kammer und des Kammerwinkels beim Menschen, nebst Bemerkungen fiber ihre Entstehung bei Tieren. Graefes Arch. 63, 430 ( t 9 0 6 ) . - - is See/elder, R., Klinische nnd anatomische Untersnchungen zur Pathologie und Thera.pie des Hydrophthatmus cong. Grge~es Arch. 63(1906).-- is See/elder, R., Das Verhalten der Kammerbucht und ihres Gerfistwerkes bis zur Geburt. Graefe-Saemischs ttandbueh I, I. Abt. (1910). - - 1¢ Sondermann, R., Beitrag zur Kenntnis der Entwicklung des Kammerwinkels und der angrenzenden Organe. Graefes Arch. 126 (193t). - - is Virchow, H., Mikroskopisehe Anatomie der ~u~eren Augenha.ut und des Lidapparates. Graefe-Saemischs Handbueh 1, I. Abt. (1910).


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