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Die Mädchen halten traditionelle Weizengestecke fürs rumänische Erntedankfest. � Foto: Klein

Erinnerungen ans AuswandernRumänischer Kulturverein hat beim Tag der offenen Tür in diplomatische Vergangenheit blicken lassen

Von Peter Klein

OFFENBACH � Am Tag deroffenen Tür des rumänischenKulturvereins Asociatia Români-lor (ARO) ging es auch umdeutsch-rumänische Geschichte.Die Organisatoren zeigten unteranderem Traditionen und denFilm „Ein Pass für Deutschland“,der für einigen Gesprächsstoffsorgte.

Zum Erntedankfest in derWalachei werden traditionellKränze aus Weizen gefloch-ten. Fanica Gherghe vom ru-mänischen Landwirtschafts-museum stellte die Bräuchevor und betonte die Bedeu-tung des Weizens für rumäni-sche Bauern. Das Getreidespielt überall eine Rolle, beider Geburt, bei der Hochzeitund beim Tod. Gherghe be-tont, dass das Landwirt-schaftsministerium bestrebtsei, die Traditionen für dieNachwelt zu erhalten.

Das ist auch das Anliegendes rumänischen Kulturver-eins ARO. Er organisiert seit2014 Veranstaltungen in Of-fenbach und Frankfurt undmöchte damit auf die reich-haltige Kultur Rumänienshinweisen. Neben rumäni-schen Sprachkursen für Kin-der bietet er in OffenbachDeutschkurse für rumäni-sche Zuwanderer an. Außer-dem organisiert er in Zusam-menarbeit mit der Caritaseine Formularhilfe für Zu-wanderer. Die rund 60 Mit-

glieder sind meist schon inden 1970er-Jahren nach Of-fenbach gekommen.

Bei seinem Tag der offenen

Tür im Zuge der interkultu-rellen Wochen zeigt ARORazvan Georgescus Film „EinPass für Deutschland“. Er

schildert, wie für die Über-siedlung von rund 250000Rumäniendeutscher zwi-schen 1968 bis 1989 rund 3

Milliarden D-Mark in Koffernden Besitzer wechselten. Einzwischenstaatlicher Deal, derbis 2013 streng geheim gehal-ten wurde. Es gab keinen Ver-trag, nur eine vertraulicheVereinbarung.

Das bietet so einigen Ge-sprächsstoff, denn viele Gästehaben lange nichts von demGeldtransfer gewusst. Soauch der Schauspieler Andre-as Adam, der den Aktionstagmoderiert. Er kam 1989 alskleines Kind kurz vor demSturz des Ceausescu-Regimesmit seinen Eltern nachDeutschland.

Ein anderer Weg, um aufdie begehrten Ausreiselistenzu kommen, war Bestechung.Die in Offenbach ansässigeZahnärztin Octavia Rosnerweiß, dass für ihre Ausreisebezahlt wurde. Nachdem ihreEltern 1973 das Land verlas-sen hatten, gaben sie zweiJahre später einem britischenDiplomaten einen größerenGeldbetrag um ihre Kindernachzuholen. Doch der Di-plomat verstarb, das Geldblieb in Rumänien ver-schwunden. Ihre Mutter seidamals in München öffent-lich in einen Hungerstreik ge-treten. Schließlich durftendie Kinder nachkommen.„Natürlich ist dafür dasDeutschland-Geld geflossen“,ist sich die Zahnärztin sicher.

➔ Weitere Informationen zumVereinsleben unter www.aro-rhein-main.de

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