FOOD FRAUD
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.20182
Food Fraud“, Definition (IFS Food, Vers. 6.1):
„Bewusste/r und vorsätzliche/r Austausch,
Falschetikettierung, Verfälschung oder Imitation von
Lebensmitteln, Rohmaterialien, Zutaten oder
Verpackungsmaterialien, die auf dem Markt platziert
werden, um einen ökonomischen Vorteil zu
erlangen.
Diese Definition ist auch auf ausgelagerte Prozesse
anzuwenden.“
FOOD FRAUD
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.20183
Beispiele für Lebensmittelbetrug:
Salatöl wird mit Chlorophyll eingefärbt und als Olivenöl verkauft
Garnelen werden zur Gewichtserhöhung mit Gel aufgespritzt.
Honig wird mit Zucker gestreckt.
Preiswerter Fisch wird als hochpreisiger Edelfisch verkauft.
Reis wird durch Reisimitat aus Kunststoff ersetzt.
Konventionell erzeugte Lebensmittel werden als Bio-Lebensmittel
verkauft.
Quelle: BVL
ANFORDERUNGEN DER STANDARDS
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.20184
bisherige Regelungen zu Food Fraud: IFS Food Vers.6
4.4 Einkauf: zugekaufte Produkte: Überprüfung auf „…Authentizität,
basierend auf der Gefahrenanalyse und Risikoeinschätzung…“,
Prüfung der Herkunft der zugekauften Produkte (wenn spezifiziert)
5.6 Produktanalysen: Gefahrenanalyse zu Produktrisiken mit Einfluss auf
die Lebensmittelsicherheit und/oder Qualität (inklusive Fälschung und
Betrug), … Kontrollplan / geeignete Maßnahmen
ANFORDERUNGEN DER STANDARDS
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.20185
IFS Food Version 6.1
4.21.1
Es ist eine dokumentierte Verwundbarkeitsanalyse („Vulnerability Assessment“)
für alle Rohmaterialien, Zutaten, Verpackungsmaterialien und ausgelagerte
Prozesse durchführt, um die Risiken in Bezug auf Austausch,
Falschetikettierung, Verfälschung oder Imitation zu ermitteln. Die Kriterien für die
Verwundbarkeitsanalyse sind definiert.
4.21.2
Ein dokumentierter Plan zur Verminderung von Lebensmittelbetrug liegt vor und
ist umgesetzt, um alle identifizierten Risiken zu steuern. Dieser Plan bezieht sich
auf die Verwundbarkeitsanalyse. Die Methoden der Kontrolle und Überwachung
sind identifiziert und umgesetzt.
ANFORDERUNGEN DER STANDARDS
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.20186
IFS Food Version 6.1
4.21.3
Im Falle eines erhöhten Risikos wird die Verwundbarkeitsanalyse überprüft.
Generell wird die Verwundbarkeitsanalyse mindestens jährlich überprüft.
Die Kontroll- und Überwachungsverfahren des Plans zur Verminderung von
Lebensmittelbetrug werden, wenn erforderlich, überprüft und angepasst.
ANFORDERUNGEN DER STANDARDS
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.20187
bisherige Regelungen zu Food Fraud: BRC Version 7
1.1 Verpflichtungen der Geschäftsführung: 1.1.6 System u.a. zu neuen
Gefährdungen der Authentizität von Rohmaterialien
3.5.1 Management von Zulieferern von Rohmaterialien und
Verpackungen: System zur Zulassung und Kontrolle von Zulieferern,… alle
potentiellen Risiken von Rohmaterialien (einschließlich Verpackung) für die
Sicherheit, Legalität und Qualität von Endprodukten
3.5.1.1 dokumentierte Risikobewertung für jedes Rohmaterial oder jede
Rohmaterialgruppe, um potentielle Risiken für die Produktsicherheit, -legalität
und –qualität zu identifizieren; …folgende Risiken berücksichtigen: …
Ersetzung oder Betrug
ANFORDERUNGEN DER STANDARDS
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.20188
bisherige Regelungen zu Food Fraud: BRC Version 7
5.4 Produktauthentizität, Behauptungen und Produktkette
5.4.1 Verfahren zu Informationen über historische und sich entwickelnde
Bedrohungen der Lieferketten, die möglicherweise ein Risiko der
Verfälschung oder des Einsatzes von Rohmaterialien darstellen. …
5.4.2 Eine dokumentierte Schwachstellenbewertung aller …, um das
potentielle Risiko der Verfälschung oder des Austauschs zu bewerten. …
ANFORDERUNGEN DER STANDARDS
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.20189
FSSC 22000, Version 4.1
2.1.4.4. Präventivmaßnahmen zum Lebensmittelbetrug
2.1.4.4.1. Bewertung der Betrugsmöglichkeiten
Gefahrenanalyse:
Identifizierung der Gefahren
Entwicklung von Korrekturmaßnahmen
Priorisierung der identifizierten Betrugsmöglichkeiten
Schwachstellen der Produkte müssen identifiziert werden
2.1.4.4.2. Korrekturmaßnahmen
Angemessene Korrekturmaßnahmen müssen ergriffen werden, um
Betrugsmöglichkeiten für die Produkte zu reduzieren oder zu beseitigen
ANFORDERUNGEN DER STANDARDS
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201810
FSSC 22000, Version 4.1
2.1.4.4.3. Planung
Aufstellung eines Planes zur Vorbeugung von Lebensmittelbetrug
Plan muss bestehende gesetzliche Anforderungen berücksichtigen/ einhalten.
FSSC 22000 Vers. 4.1, Part II: Requirements for
CertificationIFS Food Vers.6.1
Gemeinsamkeit: gefordert sind…
„vulnerability assessment“ Schwachstellenbewertung
„food fraud prevention plan“ /
„food fraud mitigation plan”Plan zur Risikominderung und
Bekämpfung
„control (-measures)“ Kontrollmethoden zur Beherrschung der
ermittelten Risiken
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201811
ANFORDERUNGEN DER STANDARDS
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201812
Food Fraud-Team
zusammenstellen,
Empfehlung: Team-Mitglieder aus
versch. Bereichen, z. B. Einkauf,
Produktion, QS/QM
VORGEHENSWEISE
Food Fraud ≠ HACCP !
Food Fraud:
kann eine
Lebensmittelsicherheits-
gefahr darstellen,
muss jedoch nicht immer
der Fall sein
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201813
FOOD FRAUD, BEISPIELE UND KATEGORISIERUNG
gesundheitsgefährdend
produktbezogen prozessbezogen
nicht gesundheitsgefährdend
Glykol im Wein,
Mineralöle in Speiseölen,
Melamin im Mi lchpulver
Unrichtiger Zuschnitt bei Fleisch, Glasierwasser bei
TK-Erzeugnissen(z. B. Garnelen); fehlerhafte Einwaagen
Methanol in Spirituosen durch fehlerhafte Fraktionierung,
MHD-Umetikettierung
Safran mit Färberdistel,Zuchtfisch statt
Wi ldfang (Fisch),gestreckte Gewürze in
Gewürzmischungen
Quelle: FOOD & RECHT PRAXIS, Behr’s Verlag
VULNERABILITY ASSESSMENT
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201814
Schwachstellenbewertung („vulnerability
assessment“)
• Schwachstellenbewertung dokumentieren
• alle Rohstoffe, Zutaten, Packmittel und
ausgelagerte Prozesse betrachten
• potentielle Risiken ermitteln: in Bezug auf
Austausch, Falschdeklarierung, Verfälschung
und Betrug
Aufzeichnungen
Auflistung aller
Rohstoffe, Zutaten,
Packmittel und deren
Lieferanten
Kriterien für die
Risikobetrachtung
definieren
Food Fraud- Prozess/
Verfahren
MITIGATION PLAN
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201815
dokumentierter Plan zur Risikominderung
und Bekämpfung
(„food fraud mitigation plan”)
• Bezug zur Schwachstellenbewertung
• ermittelte Risiken ansprechen
• Art der Messungen und Kontrollen definieren
und umsetzen
Verantwortlichkeiten
festlegen
Aufzeichnungen Plan
Food Fraud- Prozess/
Verfahren
Messungen/ Kontrollen:
priorisieren
(aus Risiko- und wirtsch.
Sicht)
REVIEW
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201816
Review
• Schwachstellenbewertung überprüfen: mindestens 1/a
oder bei ansteigendem Risiko
• Änderungen, die eine Neu-Bewertung ggf.
notwendig machen:
Lieferantenmanagement-Prozess
Situation des Lieferanten
Rohstoff-Verfügbarkeiten/ -kosten
Hinweise von Food Fraud – Fällen (verfügbare
Quellen)
• Weitere Kriterien oder Hinweise, die eine Neu-
Bewertung ggf. notwendig machen:
Missernten und damit einhergehend geringere
Verfügbarkeit),
auffällige Preisänderungen,
technologische Neuentwicklungen,
auffällige Angebote (z.B. im Vergleich sehr günstige
Angebote)
Food Fraud-
Prozess/
Verfahren
Messungen und
Kontrollen
überprüfen und
ggf. anpassen
Änderungen in
der Schwach-
stellenbewertung
?
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201817
Auswahl der Daten für die
Schwachstellenbewertung:
Welche Daten sind bereits vorhanden und
welche können/ müssen zusätzlich genutzt
werden?
INFORMATIONEN, DATEN
Beispiele:
Labore
RASFF
AAC-System (Administrative
Assistance and Cooperation
system, EU)
FCASA (Food Crime
Annual Strategic
Assessment, UK)
BVL
Medien
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201818
AAC-System:
Europäisches Behördennetzwerk zur
Bekämpfung von Lebensmittelbetrug
Nationale Kontaktstelle Deutschland: BVL
Anzahl der Food Fraud- Fälle, Beispiele aus
dem AAC-Report 2016 (Top 5):
Falschdeklarierung/ Zusammensetzung: 42
Austausch von Zutaten: 9
Beimengung von nicht deklarierten
Zutaten: 9
Gefälschte Dokumentation: 9
Nicht erlaubte chem. Behandlung: 7
INFORMATIONEN, DATEN
AAC-System
(Administrative Assistance
& Cooperation system)
AAC Annual Report 2016
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201819
AAC-System:
Anzahl der Food Fraud- Fälle je
Produktkategorie, Beispiele aus dem AAC-
Report 2016 (Top 5):
Fleisch/ -produkte: 28
Fisch /-produkte: 22
Fette / Öle: 20
Milch /-produkte: 17
Geflügel / -produkte: 9
INFORMATIONEN, DATEN
AAC Annual Report 2016
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201820
Wahrscheinlichkeit des Auftretens:
Wahrscheinlichkeit des Entdeckens:
VULNERABILITY ASSESSMENT PRODUKTE
Profitabel (ökonomische
Faktoren)
einfach umzusetzen
schwer zu entdecken
Anzahl der Fälle i. d.
Vergangenheit
Komplexität der Lieferkette
verfügbare
Analysemethoden
Verarbeitungsstufe
ANALYTIK
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201821
molekularbiologische Methoden: Bestimmung einzelner Fischarten
Analytische Verfahren zur Herkunfts- und Authentizitätskontrolle: Bestätigung,
geographisch, botanisch
Stabilisotopen- Analyse
Quantitative NMR- Spektroskopie, z. B. für Honig, Olivenöl
Kombination mit z. B. PCR, Protein-Muster (Maldi-Tof)
… setzt Labore voraus, die die Analysen durchführen können und entspr.
Datensätze / Referenzproben besitzen
Quelle: AGROLAB GROUP
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201822
Vertrauensbasis Lieferant:
EINSCHÄTZUNG DER LIEFERANTEN
Historie der geschäftlichen
Zusammenarbeit
kulturelle/ ökonomische
Ethik
Wirtschaftliche und
technische Beziehungen
Sehr hohes Vertrauen
Hohes Vertrauen
Mittleres Vertrauen
Geringes Vertrauen
Sehr geringes Vertrauen
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201823
EINSCHÄTZUNG DER LIEFERANTEN
Wie zu beurteilen bei relativ unbekannten Lieferanten?
OECD: Business
confidence index (BCI)
Corruption Perceptions
Index (CPI)
Quelle: https://data.oecd.org,
https://www.transparency.org
Beispiele für Möglichkeiten:
OECD
Transparency International
MITIGATION PLAN
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201824
Roh-
material,
Zutat,
Pack-
stoff
Usw.
Liefe-
rant
Produkt
Risiko
Liefe
rant
Risiko
Gesamt
Risiko
Beste-
hende
Überwa
chungs
maßnah
men
Ent-
schei-
dung
Begründ
ung
Aktuali-
sierte
Überwa
chungs
maßnah
me
PRIORISIERUNG DER LENKUNGSMAßNAHMEN
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201825
Verfügbarkeit des Produkts
Kosten
Bedeutung des Produkts
(Umsatz)
Einstufung des Risikos
Wareneingangskontrollen
Audits bei Lieferanten
Lieferantenfragebogen
Massenbilanzprüfung
Analysen
AKTUALISIERUNG
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201826
Änderungen beim Lieferanten
Management
Finanzielle Situation
Änderungen bei Kosten der
Rohmaterialien
Änderungen der Verfügbarkeit
Nachgewiesener Betrug
Änderungen analytischer
Methoden
QUELLEN:
Bernadette Dietze │Leitung Lebensmittel Deutschland │ Münster 16.05.201827
https://www.ifs-certification.com , IFS Management GmbH
https://www.bvl.bund.de , Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
BRC Global Standards
http://www.fssc22000.com
https://ec.europa.eu/food/safety/food-fraud/aas_en
The EU Food Fraud Network and the System for Administrative Assistance & Food Fraud,
Annual Report 2016
https://www.food.gov.uk/sites/default/files/fsa-food-crime-assessment-2016.pdf
https://ec.europa.eu/food/safety/rasff_en
FOOD & RECHT PRAXIS, Behr’s Verlag, Hamburg, Ausgabe 02/2015