Generalisierte Angststörung
Sophia Kuth, Arndt-Lukas Klaassen & Maria Rothen
AblaufEinleitungDiagnosekriterienKontraindikationenÄtiologiemodellStand der TherapieforschungZiele des BehandlungsansatzesBeschreibung der BehandlungFragenDiskussionLiteratur
Einleitung GAS als chronische Krankheit, schwer zu behandeln, schwer
zu erkennen Prävalenz: ca. 4-7% Komorbiditäten!! Angst als ständiger Begleiter, Sorgen im Mittelpunkt Sorgen um Krankheiten, Familie, Beruf, täglicher
“Kleinkram”…… Sorgenketten Anspannung und körperliche Symptome
(Muskelverspannung, Kopfschmerzen, Übelkeit…) Vermeidungs- und Rückversicherungsverhalten als
aufrechterhaltende Faktoren
Diagnosekriterien
Sorgen als Mittelpunkt des Störungsbildes (exzessive, mehrere Bereiche betreffend, unkontrollierbar)
Diagnosekriterien nach DSM 5:
⟾A: Übermässige Angst/Sorgen bezügl. mehrere Ereignisse, mind. 6 M, Mehrheit der Tage
⟾B: Kontrollschwierigkeiten⟾C: mind. 3/6 Symptome: Ruhelosigkeit, leichte Ermüdbarkeit,
Konzentrationsschwierigkeit, Reizbarkeit, Muskelspannung, Schlafstörung
Kontraindikationen
Keine andere,gleichzeitige (Angst)-Therapie Kombinationstherapie Medikamentöse Behandlung (chronische
Krankheit, hohe Rückfallquote, Neben-wirkungen) Psychosen Schwangerschaft und körperliche Erkrankungen Biofeedback, Desensibilisierung
Ätiologiemodell
Diathese-Stress-Modell Zusammenwirken von Vulnerabilitätsfaktoren (Diathese) und auslösenden Bedingungn (Stress)
Drei-Faktoren Modell (Magraf, 2000): Vulnerabilitäten, Auslöser + aufrechterhaltende Bedingungen
^ Aufrechterhaltende Bedingungen wichtiger Ansatzpunkt zur Therapie
^ Kritik: Sorgenprozess wird nur unzureichend berückschtigt
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Ätiologiemodell Vulnerabilitätsfaktoren^ Genetische Komponenten: keine spezifische
Veranlagung aber genetisch angelegter Temperamentsfaktor behaviorale Inhibition (Reaktion auf neue Stimuli mit Vermeidung u. Rückzug)
^ Biologische und physiologische Faktoren: nach bisherigem Kenntnisstand keine entscheidenden ätiologischen Variablen
^ Lernerfahrungen: Einflüsse der Familie (Trennung der Eltern, Krankheitsfälle), Misserfolg in der Schule
^ Kognitive Aspekte: Kognitive Schemata werden frühzeitig erworben u. durch bestimmte Auslöser aktiviert u. aufrechterhalten
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Ätiologiemodell auslösende Bedingungen^ Bedrohliche Ereignisse (drohende Arbeitslosigkeit,
hohe Anforderungen in der Familie oder Beruf)^ Erhöhtes Risiko wenn mehrere Ereignisse
zusammenkommen^ Krankheiten und chronische Schmerzen^ Geschlechterabhängig:⟾Männer: höhere Gesamtbelastung kombiniert mit
geringerer Erwartung diesen gewachsen zu sein; Panikstörung
⟾Frauen: vorherige psychische Probleme (andere Angststörungen und affektive Störungen); familiäre Belastungen
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Ätiologiemodell
aufrechterhaltende Faktoren^ Erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber bedrohlichen
Reizen ^ Fehlinterpretationen von ungefährlichen Situationen ^ Aktivierung dysfunktionaler Schemata (Meta-Sorgen)^ Unzureichende Kompetenzen der Emotionsregulation ^ Vermeidungs- und Rückversicherungsverhalten
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Ätiologiemodell
Vulnerabilität Auslöser
Genetisch: Ängstlichkeit
Lern-erfahrung:
Modelllernen
Eigene Erfahrungen
Kognitive Schemata:
wenig Ressourcen
geringe Kompetenz-erwartung
geringe Kontrollierbarkeit
Hohe Bedrochlichkeit
Gesundheitsängste
Lebensereignisse
Lebenskrisen
Stress
Überforderung
Krankheit
Schmerzen
Teufelskreismodell
Biologisch?
ÄtiologiemodellAufrechterhaltung
Reize
Vermeidung und Rück-versicherung
Kontroll-Versuche:
Kontroll-Verlust,
Themensprünge,
Keine emotio-nale Verarbei-tung
Aufmerksamkeits-verschiebung
Interpreta-tion als bedrohlich
Emotions-Regulation >Coping durch Sorge
Aktivierung des kogniti-ven Schemas
Affekt
Sorgen
Symptome
Sorge=Vorsorge
Meta-Sorgen
Teufelskreis-modell
Stand der Therapieforschung Kombinationsbehandlung^ Positive Effekte:
Compliance für Medikamente wird durch begleitende Psychotherapie erhöht
Erleichterung der Psychotherapie durch Medikamente
^ Negative Effekte: Nach Rückgang der Symptome durch Medikamente
entsteht Euphirisierung keine Motivation für anstrengende Psychotherapie
Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten (Aufmerksamkeit, Gedächtnis) durch Nebenwirkungen
Attributionsproblematik
Nur bei sehr schweren Fällen wird die zuätzliche medikamentöse Behandlung empfohlen. (Power et al., 1990)
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Stand der Therapieforschung Psychotherapeutische Behandlung^ Psychotherapien generell:
Ruhmland & Magraf, 2001: mittlere Prä-post-Effektstärken 0.46 bis 1.43 Klinische Bedeutsamkeit???
^ Kognitive und kognitiv-behaviorale Therapien: Ruhmland & Magraf, 2001: ES = 1.43 (KBT), ES = 1.2 (KT)
^ Angewandte Entspannung: ES = 1.65, jedoch häufige Therapieabbrüche (25%)
^ Verhaltenstherapeutische Einzeltechniken: Biofeedback und Desensibilisierung: ES von 0.78 bis 0.81
^ Psychodynamische Therapien: ES = 1.13, jedoch stärkste Reduktion von allen Verfahren
nur wenige Monate nach Therapieende (Ruhmland & Magraf, 2001)
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Ziele des Behandlungsansatzes
Konkrete Ziele:
^Allgemeine Informationsvermittlung^Emotionsregulation^Funktionale, kognitive Schemata^Rückversicherungsverhalten abbauen^Selbstbeobachtung, Sorgentagebuch
Ziele des Behandlungsansatzes
Überprüfung der Zielerreichung: Konkrete, individuelle Behandlungsziele Skalen, Einschätzungen, Fragebogen,
Patientenselbstberichte Tagebuch über Symptome Vermeidungs- und Rückversicherungsprotokolle Protokolle über Konfrontationsübungen Erfassung erster Angstanzeichen/
Entspannungszustände
Behandlung nach Becker und Margraf
Basiselemente der Behandlung^Verhaltenstherapeutische Elemente⟾Konfrontation in sensu⟾Konfrontation in vivo⟾Entspannungsverfahren
^Kognitive Therapie⟾Realitätsüberprüfung⟾Entkatastrophisierung⟾Umgang mit Meta-Sorgen
Behandlung nach Becker und Margraf
Behandlung nach Becker und Margraf
Sorgenkonfrontation in sensu^Therapieschritte⟾Einzelne Sorgen identifizieren⟾Hierarchie erstellen⟾Exploration einer besonders angsterzeugenden Sorge⟾Vorstellungsszenario entwickeln (evt. Vorstellungstraining)
^Problem⟾Sorge ist begründet
Behandlung nach Becker und Margraf
Konfrontation in vivo^Therapieschritte⟾Vermeidungs- und Rückversicherungssituationen identifizieren
Vermeidung Rückversicherung
Sorge um Andere
Den Kindern wird verboten bei Freunden zu übernachten
Häufiges telefonieren, um zu erfahren ob alles in Ordnung ist.
Gesundheit, Unfälle
Anstrengungen, die zu Herzklopfen führen können werden vermieden
Arzt wird häufig besucht.Ständiges nachfragen, ob Symptome auf was gefährliches hinweisen könnten.
Behandlung nach Becker und Margraf
⟾Vermeidungs- und Rückversicherungshierachien erstellen⟾Durchführung zu hause
^Probleme⟾„Es gibt so viele Situationen, die ich vermeide, dass schaffe ich
nie alles!“
Behandlung nach Becker und Margraf
Kognitive Therapie^Realitätsprüfung⟾„Wie wahrscheinlich ist es, dass die gefürchtete Situation wirklich eintritt?“⟾„ Ist es wirklich so wie sie meinen?“
^Entkatastrophisieren⟾„Was wäre wenn…?“
^Umgang mit Meta-Sorgen⟾Annahmen: „Meine Sorgen sind unkontrollierbar, ich werde verrückt“⟾Behandlung: Konfrontation oder Hinterfragung
Behandlung nach Becker und Margraf
Angewandte Entspannung^Zu erlernende Fertigkeiten⟾Selbstbeobachtung (Angst und Anspannung früh wahrnehmen lernen)⟾Schnelle Entspannung
^Therapieschritte⟾Progressive Muskelrelaxation (lange Version)⟾Progressive Muskelrelaxation (kurze Version)Entspannung verkürzt (8 Muskelgruppen)
Behandlung nach Becker und Margraf
Entspannung allein (Muskelgruppen vorher nicht mehr anspannen)Entspannung mit Selbstinstruktion (Entspannung durch Hinweiswort)Entspannung in allen Lagen (an verschiedenen Orten und in verschiedenen
Körperhaltungen)Schnelle Entspannung (in 20-30 Sekunden)
Fragen / Diskussion
LiteraturangabeBecker, E. & Margraf, J. (2007). Generalisierte Angststörung. Ein Therapieprogramm. Beltz: PVU.
Power, K.G., Simpson, R.J., Swanson, V., Wallace, L.A., Feistner, A.T.C. & Sharp, D. (1990). A controlled comparison of cognitive behaviour therapy, Diazepam, and placebo, alone and in combination, for the treatment for generalized anxiety disorder. Journal of Anxiety Disorders, 4, 267-292.
Ruhmland, M. & Magraf, J. (2001). Effektivität psychologischer Therapien von generalisierter Angststörung und sozialer Phobie: Meta-Analysen auf Störungsebene. Verhaltenstherapie, 11, 27-40.