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1 Feddes Repertorium I Band 89 I Heft 5-6 I Seite 375-377 I Berlin, 6. 10. 1978 I

Buchbesprechungen

RASBACH, K., RASBACH, HELGA & WILMANNS, OTTILIA, Die F a r n p f l a n z e n Z e n t r a l - europas . Gestalt, Geschichte, Lebensraum. 2. uberarb. u. erw. Aufl. 304 S., 154 Abb. Format 24 x 31 cm. Gustav Fischer Verlag. Stuttgart, 1976. ISBN 3-437-30223-X. Preis: Ganzleinen DM 79. - . Nach der ersten Auflage im Jahre 1968 liegt dieses hervormgende Werk auf den neuesten

Stand gebracht in erweiterter Form in der zweiten Auflage vor. Insgesamt werden 84 der 95 Arten umfassenden Farnflora dieses Gebietes abgebildet. Sieben Arten wurden neu auf- genommen und aus technischen Griinden im ,,Anhang" behandelt.

I m allgemeinen Teil werden unter Akzentuierung der Bedeutung des Generationswechsels ontogenetische und phylogenetische Grundlagen der Farnpflanzen behandelt. Dabei wird der Stammesgeschichte besondere Bedeutung beigemessen und die Rolle der Fossilien f i i r ihre ErschlieBung klar hervorgehoben. Die prinzipiellen Schritte der Hoherentwicklung mit den entsprechenden Evolutionstendenzen werden unter Berucksichtigung der Telom- theorie WALTER ZIMMERMANNS anhand von Beispielen erliiutert. Das Aufbliihen und der Riickgang dieser etwa 400 Mill. Jahre alten Pflanzengruppe wird unter verschiedenen Aspekten eng miteiriander verflochtener erd- und lebensgeschichtlicher Vorgiinge ein- drucksvoll dargestellt, wobei das Verstiindnis f i i r die Hauptlinien der Stammesgeschichte der Farnpflanzen durch eine konzise Behandlung der ,,Mechanismen der Sippenbildung" ergiinzt wird. Die geobotanische Behandlung der Sippe-Umwelt-Relationen schliel3t den allgemeinen Teil ab.

I m speziellen Teil werden die Farnpflanzen in ihren natiirlichen Lebensrtiumen gesehen, wie z. B. in Felsspalten, auf Schutthalden, an offenen FluBufern, im Wirtschaftsgriinland, in Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden, in Hoch- und tfbergangsmooren, in Bruch-, Fichten- und Auen wiildern, in Buchen- und Buchenmischwiildern und in Stillwiissern. Diese Betrachtungsweise erschlieBt wie keine andere die Besonderheiten der Sippe-Urn- welt-Beziehungen und die Bedingtheit des Pflanzenlebens. Sie offnet einem breiten Kreis die Augen fur Probleme des Pflanzenlebens in unserer Zeit, ganz besonders wenn, wie in diesem Falle, das Werk so groBzugig gestaltet, vorziiglich aufgemacht und in Inhalt und Form so hervorragend dargestellt und aufeinander abgestimmt ist.

W. VENT, Berlin

GRAF, JACOB, Tafe lwerk z u r P f l a n z e n s y s t e m a t i k . 162 S., 56 Taf., 31 Abb. J. F. Lehmann Verlag. Miinchen, 1975. GroBformat, kartoniert DM 48. - . Das unter Mitarbeit von H. & A. WEBER & I. KRISTEN geschaffene Tafelwerk wird im

Untertitel als ,,Einfiihrung in das natiirliche System der Blutenpflanzen durch neuartige Bildmethode" ausgewiesen. Es beschiiftigt sich hauptsiichlich mit den morphologischen Kriterien der Angiospermenbluten ; in einem abschlieaenden Kapitel wird der Generations- wechsel von Farnen, Biirlappgewiichsen und den Samenpflanzen vergleichend erliiutert.

Im Hauptteil sind, der systematischen Einteilung nach Ehrendorfer im Strasburger'- schen Lehrbuch der Botanik f i i r Hochschulen (30. Aufl. 1971) folgend, die charakteristi- schen Merkmale des Blutenbaues der verschiedenen Familien verbal und in Ubersichts- sowie Detailzeichnungen dargestellt (Blutendiagramm, die einzelnen Teile der Bliite einschlieBlich der Frucht). Dabei wurden jeweils typische Arten zur Charakterisierung einer Pamilie bzw. Unterfamilie ausgewiihlt. Die ubergeordneten Sippen (z. B. Unter- klassen, Ordnungen) sind im wesentlichen nur durch das Wort erliiutert. Fiir viele Fami- lien werden summarische Verbreitungsangaben gegeben sowie Zahl der Gattungen und Arten genannt. Der Text ist sehr knapp und priignant gehalten. Neben der Detailbeschrei- bung ist bei verschiedenen Sippen auch auf Entwicklungstendenzen, Progressionen und verwandtschaftliche Beziehungen hingewiesen. Text- und Bildteil sind nach Moglichkeit

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nebeneinander, d. h. auf gegenuber liegenden Seiten angeordnet. Die Objekte der Bild- tafeln sind wohl im wesentlichen aus den im Literaturverzeichnis aufgefuhrten Werkcn entnommen und zusammengestellt worden. Leider haben eine Reihe Abbildungen durch die notwendige Verkleinerung etwas an Klarheit eingebul3t. In einem dem Hauptteil vorangestellten Kapitel werden in kurzer informativer Form die Grundlagen der bluten- morphologischen Erkenntnisse dargestellt. Es enthiilt auch wichtige Hinweise zur effek- tiven bzw. interpretierenden Benutzung des Hauptteiles, die, allerdings nicht zum Nach- teil, dem unerfahrenen Leser beim Studium des Hauptteiles aufmerksames Mit- bzw. ,,Nach"-denken abverlangen.

Bedeutung und Vorteil des vorliegenden Tafelwerkes liegen in der didaktischen Anlage und konsequent durchgefuhrten Konzeption, die grundlegenden ,,Blutenbauplane" der verschiedenen Verwandtschaftsgruppen bildlich einpragsam darzustellen. In dieser Hin- sicht ist es Lernenden an Hoch- und Fachschulen und auch Lehrenden, zumindest im Bereich der hoheren Klassen allgemeinbildender Schulen, zu empfehlen. Dabei darf je- doch nicht unerwahnt bleiben, daf3 mit der vorliegenden Darstellung nur ein Teil der Grundlagon modernen botanischer Systematik dargestellt wird. Wesentliche Seiten dieses Gebietes, wie z. B. die Erkenntnisse aus biochemischen, substrukturellen und palynologi- schen Forschungen, um nur einige zu nennen, werden nicht erwahnt. Auf die Bedeutung dieses Wissens fur die Widerspiegelung der objektiv-realen Struktur der Sippen und Ver- wandtschaftsverhaltnisse sollte in einer moglichen Neuauflage unbedingt akzentuiert hin - gewiesen werden. Ebenso wiiren einige Erlauterungen uber Ziel und Stand des ,,natiir- lichen Systems" angebracht. Ansonsten best,ande der fatale Eindruck, als sei die verglci - chende Blutenmorphologie die cinzige Grundlage der ,,naturlichen Systeme" und das von den Autoren gewihlte in den Stand absoluter Wahrheit erhobon. Selbstverstiinglich sollten bei einer Neuauflage auch einige Fluchtigkeitsfehler, auf die aber hier nicht naher eingegangen werden sol1 und die eine Empfehlung im 0. g. Sinne nicht mindern, korrigiert werden. H. SCHMIDT, Berlin

NILSSON, S., PRAGLOWSKI, J. & NILSSON, L., A t l a s of a i r b o r n e pol len g r a i n s a n d s p o r e s in n o r t h e r n E u r o p e . Verlag Natur och Kultur. Stockholm, 1977. JSBN 91-27-00198-9. Preis: 170.- Sw. Kr.

Zwanzig Jahre nach dem klassischen Werk von HYDE t ADAMS uber luftverbreiteten Pollen wird von den Autoren jetzt ein Atlas vorgelegt, der den steigenden Bedurfnissen aeropalynologischer Forschungen in den skandinavischen Liindern Rechnung triigt und zugleich eindrucksvoll die grol3en Fortschritte dokumentiert, die durch die Anwendung neuer Techniken in der Palynologie erreicht wurden.

Bei der Auswahl der Sippen stand f i i r die Autoren weniger die artenmlil3ige Vollstiindig- keit als vielmehr der Gesichtspunkt einer exemplarischen, detaillierten Darstellung von Vertretern der wichtigsten Pollen- und Sporentypen im Vordergrund. Neben den anemo- philen Arten wurden auch solche entomophilen aufgenommen, deren Pollen in derLuft nachzuweisen ist. Von den Angiospermen werden 67 Vertreter vorgestellt, alphabetisch nach Familien geordnet, gefolgt von den Gymnospermen mit zwei und den Pteridophyten mit funf Arten.

Dem Anliegen des Bandes entsprechend wird vorwiegend von frischem, nicht azetoly- siertem Material ausgegangen, was bei den fotografischen Arbeiten mit LM und SEM einen zusatzlichen Aufwand erforderlich macht. Zum Verstiindnis der komplexen Morphologie des Pollens werden neben lichtmikroskopischen Fotos verschiedener Ansichten und Ein- stellungen, rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen und Details und in den meisten Fallen auch transmissionselektronenmikroskopische Aufnahmen der Pollenwand abge- bildet. Mit dieser Kombination von Methoden geht der vorliegende Atlas weit uber andere vergleichbare hinaus und spricht dadurch einen wesentlich grol3eren Kreis von Interessen- ten an.

Dem Abbildungsteil, der mit kurzen erklarenden Texten versehen ist, schlieaen sich ein Glossarium und die detaillierten Beschreibungen der Pollentypen an. AuBer in der Sub- struktur wird im wesentlichen ERDTMANS Terminologie verwendet. Sehr wertvoll fiir die Benutzung zur Pollenbestimmung in der Aeropalynologie sind die beigefugten Verbrei-


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