Integrale PMR bei akuten + chronischen Schmerzen
Ein ganzheitliches Modell:
von der Pathogenese zur Hygiogenese
Gerhard FÜRST [email protected]
Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation, LKH Murtal / STOLZALPE
Jahrestagung ÖGPMR Wien, 08.11.2019
Physikalische Medizin / Therapie: von der Pathogenese – zur Hygiogenese
Chronischer Schmerz Distress-Syndrom
Was kann / soll physikalische (Schmerz-) Therapie?
Hygiogenese: die Psycho-Physiologie der Gesundung
Vagus-Aktivierung Hygiogenese Selbstwirksamkeit
Etablierte Schmerz-Medizin pathogenetisch orientiert
Gesundheit als Norm – Schmerz bzw. Krankheit als Abweichung
Rationale Diagnose und spezifische Therapie: "Find it and fix it!"
Naturwissenschaftlicher Denkansatz (leider meist reduktionistisch)
"Psycho-Somatik" und "Bio-psycho- soziale Medizin: gescheitert?
Krankheitslehre
Diagnose-Algorithmen
Therapie-Leitlinien, "Evidence"
Mind-Body-Medizin hygiogentisch orientiert
Gesundheit vs. Schmerz/Krankheit als existentielle Gegebenheiten
genetische, biologische, familiäre, mental-emotionale, soziale Faktoren
Was bedeutet der Schmerz bzw. das Krank-Sein ?
Wie entsteht Gesundheit?
Autoregulation + Selbstheilung
Vagus-Aktivierung
Personalisierte Medizin
"Emergenz"
Vision: "Integrative Schmerz-Medizin"
Integrale Physikalische Medizin
und Rehabilitation
M
Mensch
Pathologie Ressourcen
Alle Organsysteme Gesamtorganismus
Wahrnehmung Verhalten Umfeld
Mittel & Methoden Physikalische Mittel
Neuraltherapie, Medica
Kommunikation, Edukation
Befunde Anatomie, Physiologie,
Pathologie, Biomechanik
Therapie-Konzepte
Befinden Empathie, Psychologie,
Kommunikation
Zustands-Management
Pathophysiolog. Veränderungen durch Schmerz Nozizeption Schmerzerlebnis Schmerz-"Gedächtnis"
Motorische Antwort
Schutzreflexe, Flucht, Abwehr
Tonus: hypoton oder hyperton
Ausweich- u. Hinkmechanismen
Schon- u. Vermeidungsverhalten
Vegetative Antwort
Adr, Cortisol
Schwitzen
Kreislauf: HF , RR ,
Atemfrequenz
akute Stressreaktion
Kognitive Bewertung (Bedeutung geben)
Emotionale Tönung (Angst, Unlust Lust)
Mimik, Körperausdruck
Verhaltensänderungen
Schmerz-"Gedächtnis" wann? – wo? – nur im Gehirn?
Chronifizierung = komplex: ZNS, PNS, VNS, Gewebe (!)
chronischer Distress
Problemfelder bei chronischen Krankheiten / – Schmerzen
Multimodale Therapie-Konzepte !
persönliche und
soziale Faktoren
Aktivitäts-Defizite
Störungen der Teilhabe
psycho-physischer
Zustand
Chronischer Distress Angst? Depression?
Psycho-Trauma ?
PTBS ?
Psycho-Diagnostik
Psycho-Therapie
symptomat. Schmerzdämpfung
struktur-bezogene Techniken
funktions-orientierte Therapie
Körper Strukturen + Funktionen
Schmerz Dysfunktion
Struktur-Pathologie
1. Symptom-Präsentation: Wie zeigt der Patient seinen Schmerz?
2. Achtsame Erst-Diagnostik: "Zuschauen – Zuhören – Zugreifen"
3. Schmerz-, Struktur-, Funktionsanalyse
4. Zeichen für Distress – Psy-Faktoren?
5. Arbeits-Diagnose Therapieplanung
Klinisch – physikalische Untersuchung: "3 Z"
Red Flags – Yellow Flags?
Aktualitätsdiagnose: akut – protrahiert – chronisch?
Zusatzuntersuchungen / Konsilien erforderlich?
Welche Medikation / Infiltration / Blockade passt?
Welche Physikalische Therapie verordnen?
Rehabilitation – Sekundär-Prävention?
Pain-Staging und therapeutische Strategien (LBP)
Akuter Schmerz Ziele: Schmerzreduktion – Back to Work
Chronischer Schmerz Ziele: Aktivierung, Rehabilitation – Back to Life
Kurze Entlastung, Schonung,
keine Bettruhe !
dosierte, rhythmische 3D-Bewegung,
Schmerzgrenze – Komfortzone
Spezifische Bewegungstherapie
Manuelle Therapie, Massagen
physikalische Anwendungen
symptomat. Schmerz-Therapie:
Medica, L.A.– Blocks, Akupunktur
Pathologie klären – "Kill The Pain"
"pathogenetische" Orientierung
oft monodisziplinär
Aktivierung trotz Schmerz !
Desensibilisierung durch progressive
Belastung, Verhaltensänderung
aktive Bewegungstherapie:
Spüren Üben Medizin. Training
Stress-Reduktion, Coaching
Psychodiagnostik + Psycho-Therapie
Focus: Befinden, Lebensqualität.
Manage Health – Not Pain
"hygiogenetisches" Vorgehen
immer multidisziplinär
Manuelle Therapie
Medizinische Massagen
Differential-Indikationen
Bewegungstherapie Einzel-Therapie, Gruppe, ATL-Schulung
Achtsames Bewegen und Entspannen
Medizinisches Training
Physikalische
Anwendungen
physiolog. Aktivierung
Wirkungsweise:
pathogenetisch
symptomatisch
palliativ
Überblick Physikalische (Schmerz-) Therapie komplexe Wirkfaktoren multimodale Therapie
Immer alle Therapiebereiche nutzen (Synergien!)
Aktivierung Selbstverantwortung Selbstwirksamkeit
Systematik der sensomotorischen Rehabilitation
Wahrnehmung
Bahnung
Bewegungsübungen
Schulung
Training
Gestörte Haltungs- u. Bewegungsmuster
entlernen – neu bahnen Bewegungsvielfalt
Dekonditionierung Training: Kraft, Ausdauer,
Beweglichkeit, Koordination, Atmung!
Gestörtes Selbst-Konzept sensorische Differenzierung
Verhaltensänderung Selbstwirksamkeit
Dysfunktionales Verhalten Resignation, Passivität
"fear – avoidance" "illness beliefs"
Pathologischer Tonus Hyper-, Hypotonie, Rigor Bewegen + Entspannen
Fazilitation, Eutonie
Muskuläre Dysbalancen Bahnen – Kräftigen
Mobilisieren – Dehnen Psycho-Sozio-Motorik
Hygiogenese in der PMR: Reiz-Reaktions-Prinzip und physiologische Adaptation modifiziert nach HILDEBRANDT / GUTENBRUNNER et al
Chronobiologie
des Adaptationsverlaufes
Sofortreaktionen
Regeneration
Superkompensation
funktionelle Anpassung
metabolische Aktivierung
Erholung / Heilung
strukturelle Adaptation
Neuroplastizität
sensomotorisches Lernen
Verhaltensänderung
Lebensstil-Modifikation
Thermotherapie Muskelschmerz
Kryotherapie Nervenschmerz
Elektrotherapie, z.B. TENS Zielgewebe: Muskulatur, Gelenk?
Plexus, Nerv, Dermatom?
Ultraschall-Therapie 3 MHz (oberflächliche Wirkung, Faszie)
1 MHz (tiefer, ca. 3 – 5 cm)
PEMF Pulsierende Elektro-Magnetische Felder
mit hoher Energie, z.B. PAPIMI®
starke Tiefenwirkung auf alle Gewebe
Physikalische Anwendungen
Vibrationsmassage
Motorschienen
Extension (eigentlich: Traktion)
oder Schlingen-Aufhängung
Stoßwellen-Therapie Muskulatur, Triggerpunkte, Insertions-
Tendopathien, Knochen, Wunden
Hydrotherapie (KNEIPP)
Balneotherapie
Inhalations-/ Klimatherapie
Organismus
Physiologische Reaktionen
lokal – segmental – systemisch
Reiz-Reaktions-Prinzip und Therapie-Effekte modifiziert und erweitert nach GUTENBRUNNER, HILDEBRANDT
Physikalische Reize
direkte Wirkungen Autoregulation
Anpassungsreaktionen
trophisch – plastische
Adaptation
Physikalische Effekte
Serielle Anwendung, Dosierung
Topographie der Therapie-Effekte
lokal (Oberfläche – Tiefe) – segmental
regional – systemisch
homo-/ kontralateral – diagonal
parietal – faszial – viszeral
neuro-vegetativ, vaskulär
metabolisch – energetisch
zellulär – humoral
sensomotorisch
mental – emotionale Resonanz (kortikal – limbisch)
Manuelle Therapie und Heilmassagen Effizienz schlägt "Evidenz"
Manuelle Therapie, Neuromob.
Osteopathie, Viszerale, CST
Faszientechniken
Manuelle Teilmassage (klassisch)
Komplexe Entstauungstherapie = Manuelle Lymphdrainage + Kompression
Druckstrahlmassage
Bindegewebsmassage
Fußreflexzonen-Therapie
Akupunktmassage, Shiatsu
Manipulativmassage nach TERRIER
Impuls-Strömen
Vegetatives Nervensystem – Polyvagale Theorie (PORGES 1995)
Vegetatives Nervensystem – Polyvagale Theorie (PORGES)
VNS funktionell und anatomisch:
Sympathisches Nervensystem
Parasympathisches Nervensyst.
Enterisches Nervensystem (ENS) Magen-Darm-Trakt
Dorsaler Vagus: Nucl. dorsalis nervi vagi (Medulla oblongata), unmyelinisiert.
Totstell-Reflex – Notprogramm bei Lebensgefahr. "Reptiliengehirn", Erstarrung
Ventraler Vagus: Nucl. ambiguus, myelinisiert: Verschaltung mit anderen HN:
N. trigeminus, facialis, glossophayryngeus, acessorius, hypoglossus.
Bewirkt Regeneration – Wachstum – Heilung – Immunmodulation
Aktiviert "Soziales Kontakt-System"= Begegnungs-Physiologie, Lernen!
"Smart Vagus" – der "Selbstheilungsnerv"
Sympathikus: Ergotropie, Leistung Eustress, "Alarmreaktion". Distress Adaptation Erschöpfung Burnout
Parasympathikus: Trophotropie, Erholung, Regeneration, Heilung usw.:
Distress und Polyvagale Theorie (nach Steven PORGES, 1995)
Vitale
Bedrohung
Erstarrung
Depression, Dissoziation, Ohnmacht
Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit
Dorsaler
Vagus
Totstell-Reflex
OXT Opioide
Ser
Gefahr
- - - - - - - - - - -
Mobilisation
Kampf Flucht
Frust, Wut Distress Angst – Panik
Aktivierung – Leistung – "Eustress"
Sympathicus
HHNN-Achse
AVP
CRF
Adr, NA
Cort
Dop
Sicherheit
Wohlbefinden
Erholung
"Soziales Engagement"
Begegnungs-Physiologie
Achtsamkeit – Offenheit
Lernen / Kreativität
Regeneration – Wachstum – Heilung
Ventraler
Vagus
vagale Bremse
"Smart Vagus"
Dop
OXT
AVP
Ser
Strategie bei Distress-Syndrom:
Stressoren identifizieren + meiden
Sympathicus-Dämpfung
Aktivierung des "Smart Vagus"
Wie können wir den "Smart Vagus" aktivieren?
A + 6B Achtsames….
Begegen: Empathie + Offenheit
Besprechen: Zuhören + Sprechen
Berühren: Pflege, Lagerung, "Touch"
Behandeln: Elektrostimulation,
Massagen, Manuelle Therapie,
Atemtherapie – Rhythmik !
Bewegen und Entspannen
Begleiten: Leitsätze (nach B. HELLINGER)
"Anerkennen was ist"
"Finden was wirkt"
"Leiden ist leichter als Lösen"
Zusammenfassung Integratives Schmerz-Management
Multimodale
Therapie
Medikation + Physikalische Schmerztherapie
Neuraltherapie + komplementäre Therapien
Ärztliche Begleitung, ggf. Psychologische Schmerz-Therapie
Schmerz-Analyse
klinisch: "3Z"
Schmerz-, Struktur- und Funktions-Analyse
Staging: akut – protrahiert – chronisch?
Distress und psycho-soziale Faktoren?
Wunderfragen
(Be-) Deutung
"Was will Ihnen Ihr Körper / Ihr Schmerz vielleicht sagen?"
"Wie wäre es, wenn Ihr Schmerz weg wäre?"
"Welche Veränderungen stehen an?"
Physikalische
Therapie
alle Bereiche nutzen: Bewegung, Massagen, Anwendungen
Vom Wahrnehmen zum Üben zum Trainieren
ein Therapeuten-Netzwerk bilden
Schmerz macht
Distress
Stress-Reduktion, Entschleunigung
Aktivierung des "Smart Vagus"
Achtsame Bewegung und Entspannung, Atemlenkung
Die Wissenschaft entdeckt
das Unsichtbare
Mind-Body-Medizin
G. DOBOS, Klinik für Naturheilkunde ESSEN
Lies was G´scheits !
Simple Talk & Simple Touch Integrale Medizin im LKH STEIERMARK
Achtsamkeit, Begegnungskultur und taktile Kommunikation
für Menschen in therapeutischen und pflegenden Berufen
a:sk – Workshops, buchbar ab Februar 2018 Leitung: Gerhard FÜRST, Manuela ROHRER
Inhaltliche Angebote (Modifikation nach Bedarf der Teilnehmer)
Entschleunigen – wie finde ich zur Achtsamkeit für mich selbst?
Dreiweig-Achtsamkeit: Sich-Spüren + Hinaus-Spüren + Kontext beachten
Balance zwischen: Einfühlung und Abgenzung – Tun und Nicht-Tun
Den "Begegnungsraum" öffnen: Achtsamkeit, Empathie und Resonanz
Begegnen und Berühren – Zuhören und Besprechen (Spiegelneurone)
Verspannung – Entspannung – Eutonie ( vegetative Balance)
Wie wirkt "Heilsame Berührung" und "Kommunikatives Bewegen"?
Berührungs-Qualitäten bei Untersuchung, Pflege und Therapie
Was hilft? Was heilt? – Ressourcen u. Selbstheilungskräfte aktivieren