Ketosemonitoring in der
Rhönland eG Dermbach
im Rahmen des
Forschungsprojektes
Q CHECK
Von der betrieblichen Eigenkontrolle bis zum
nationalen Monitoring
Q CHECK
Hintergründe
• Gesetzliche Verpflichtung zur betrieblichen Eigenkontrolle
(TschG, 2014)
• Aufbau eines nationalen Tierwohl-Monitorings (Empfehlung
wiss. Beirat für Agrarpolitik des BMEL, 2015)
• Nutzung von vorhandenen betriebsbezogenen Datenbanken
(Bundestierärztekammer, 2017)
?Tierwohl - Bezeichnung für Gesundheit und Wohlbefinden von Tieren
- umfasst die Aspekte körperliche Gesundheit, Ausführbarkeit von natürlichen
Verhaltensweisen und das emotionale Wohlbefinden der Tiere
Indikatoren sind bereits bekannt!
Problem - Datenflut
Die Zahl derer, die durch zu viele Informationen
nicht mehr informiert sind, wächst.
Rudolf Augstein (1923), Journalist
Datenfilter
Aufbereitung - Verarbeitung - Nutzung
Vorteil des MilchviehsektorsVier bestehende Analyse- und Datenerfassungssysteme
FreiwilligeKontrolle
88 % aller KüheEinzeltierebene
Milchkontrolle
(Freiwillige) Kontrolle
85 % aller BetriebeBetriebsebene
QM-Milch
Gesetzlichverpflichtend
100 % aller Betriebe
Milchgüteprüfung
Gesetzlichverpflichtend
100 % aller Betriebe
HI-Tier
➢ Entwicklung eines betrieblichen Eigenkontrollreports
▪ Serviceleistung und Hilfestellung für die Praxis,
Dokument zur „betrieblichen Eigenkontrolle“,
▪ Unterstützung des Herdenmanagements
➢ Aufbau eines nationalen Monitorings
▪ Nutzung anonymisierter, betrieblicher Daten
▪ Beitrag zur Versachlichung der Tierwohldebatte
▪ Proaktive Antwort auf Forderung des BMEL
➢ Früherkennung ketotisch gefährdeter Kühe
▪ Nutzung neuer Analysemethoden im Rahmen der Milchkontrolle
Q CHECK - Tierwohl in der Milchviehhaltung mit System
Ziele
Ketose: Häufigste Stoffwechselstörung der Milchkuh
Labmagenverlagerung
Puerperalstörungen
Reduzierte Milchleistung
Gebärparese
Azidose/Alkalose
Klauenerkrankungen
Fruchtbarkeitseinbußen
Schwergeburten
Ketose als Faktoren- oder Produktionskrankheit
Euterentzündung
Gesundheitsstörungen,
die maßgeblich mit
Haltung, Fütterung,
Leistung, Züchtung und
Management verbunden
sind.
Ketose erkennen
Klinische Ketose
• Frisst nicht, evtl. Heu
• Milchleistung sinkt
• Körperkondition sinkt
• generelle Schwäche
Subklinische Ketose
Risiko für Folgeerkrankungen steigt
• Infektionskrankheiten
• Fruchtbarkeitsprobleme
• Euterentzündungen
• Klauenprobleme
• Rückgang Milchleistung…
Abgang
+ Gebärparese + Gebärparese
Häufigkeit der Ketose
Wissenschaftliche Studien:
• 3-5% Inzidenz der klinisch manifesten Ketose,
• bis 50% Inzidenz der subklinischen Ketose,
• 40-50% aller Frischlaktierenden mind. 1 x positiv (BHB >1,2 mmol/l)
• ca. 20% aller Frischlaktierenden betroffen
Wirtschaftliche Folgen subklinische Ketose: ca. 250 €
+ Gebärparese
7% Gebärparese
> 40% Gebärparese
Wirtschaftliche Folgen subklinische Gebärparese: ca. 110 €
Analyse der Ketose?
Def.: nicht physiologischer Anstieg von Ketonkörpern im Blut der Kuh
Teststreifen
• Harn
• Milch
• Blut
verschiedene Tests
unterschiedliche Grenzwerte
Differenzierte Kosten
Blut im Labortest als „Goldstandard“
NEFA: 0,7 mmol/l
BHB: 1,2 mmol/l
Q CHECK in Thüringen
Nutzung neuer Analyseverfahren im Rahmen der Milchkontrolle
Wöchentliche Milch- und Blutprobenentnahme von Milchkühen 30 Tage pp
Rhönland eG (120 Tiere), LPVG Buttelstedt (25 Tiere)
Analyse der Milchproben
Spektraldaten
• Fett %
• Eiweiß %
• Zellzahl
• Harnstoff
• Laktose
• pH-Wert
• Aceton
• unges. FS
• BHB
Analyse der Blutproben
• NEFA
• BHB
Früherkennung ketotisch gefährdeter
Kühe im Rahmen der Milchkontrolle
Eigene Auswertung in der Rhönland eG Dermbach
Wöchentliche
Milch- und Blutprobenentnahme
Milchkühe 30 Tage pp
(120 Tiere)
500 Milchproben/Monat
• Fett %
• Eiweiß %
• F/E-Quotient
500 Blutproben/Monat
• NEFA
• BHB
Anteil Tiere F/E-Quotient >1,5 Anteil Tiere NEFA >0,7mmol/l;
BHB >1,2mmol/l
• 1600 Milchkühe + Nachzucht
• MLP Milchleistung ca. 10.200 kg (4,14% Fett;
3,39% Eiweiß)
• Zwischenkalbezeit 395 Tage
• Erstkalbealter 24 Monate
Kennzahlen Milchproduktion Rhönland eG Dermbach
Milch-kg
Harnstoff
Zellzahl
Überblick 12 Monate Milchkontrolle in Dermbach
Melktage
Fett
Eiweiß
Erkennung der Ketose anhand der MLP-Daten
Hinweis auf
Ketosegefahr
F:E > 1,5
MLP-Daten von Milchkühen 30 Tage pp
Laktation12345
MLP-Daten des Jahres 2018 (12 Monate) Rhönland eG
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Fett % 4,78 4,52 4,78 4,54 4,57 4,31 4,18 4,16 4,22 4,41 4,31 4,69
Eiweiß % 3,39 3,37 3,34 3,21 3,34 3,26 3,27 3,26 3,27 3,38 3,41 3,4
F/E Quotient 1,4 1,3 1,4 1,4 1,4 1,3 1,3 1,3 1,3 1,3 1,3 1,4
0
1
2
3
4
5
6%
bzw
. Q
uo
tien
tMilchinhaltstoffe im Jahresverlauf 2018
Eigene Auswertung in der Rhönland eG Dermbach
Wöchentliche
Milch- und Blutprobenentnahme
Milchkühe 30 Tage pp
(120 Tiere)
500 Milchproben/Monat
• Fett %
• Eiweiß %
• F/E-Quotient
500 Blutproben/Monat
• NEFA
• BHB
Anteil Tiere F/E-Quotient >1,5 Anteil Tiere NEFA >0,7mmol/l;
BHB >1,2mmol/l
Wöchentliche Milchproben Milchkühe 30 Tage pp
0
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Jan 18 Feb 18 Mrz 18 Apr 18 Mai 18 Jun 18 Jul 18 Aug 18 Sep 18 Okt 18 Nov 18 Dez 18
An
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1,5
Anteil an Tieren 30 Tage pp mit F/E-Quotient >1,5 im Jahresverlauf
Wöchentliche Milchproben Milchkühe 30 Tage pp
29
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31
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33
34
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30
35
40
Jan 18 Feb 18 Mrz 18 Apr 18 Mai 18 Jun 18 Jul 18 Aug 18 Sep 18 Okt 18 Nov 18 Dez 18
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Milch
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1,5
Anteil F/E> 1,5 M-kg 30 Tage pp
Anteil an Tieren 30 Tage pp mit F/E-Quotient >1,5 im Jahresverlauf
Eigene Auswertung in der Rhönland eG Dermbach
Wöchentliche
Milch- und Blutprobenentnahme
Milchkühe 30 Tage pp
(120 Tiere)
500 Milchproben/Monat
• Fett %
• Eiweiß %
• F/E-Quotient
500 Blutproben/Monat
• NEFA
• BHB
Anteil Tiere F/E-Quotient >1,5 Anteil Tiere NEFA >0,7mmol/l;
BHB >1,2mmol/l
0
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n %
Grenzwertüberschreitung NEFA >0,7 mmol/l; BHB >1,2 mmol/l
NEFA BHB
Milchkühe 30 Tage pp mit Grenzwertüberschreitung Blut
1. Halbjahr
NEFA 4,0%
BHB 7,8%
2. Halbjahr
NEFA 0,6%
BHB 1,7%
Stoffwechseldiagnosen 2018 in Dermbach
Laktation 1. 2. ab 3. ges. 1. 2. ab 3. ges.
Ketosen % 0,1 0,9 4,7 2,2 - - 1,1 0,4
Gebärparesen % - 0,2 4,7 2,0 - 0,2 1,2 0,5
1. HJ 2018
Klinische Stoffwechselerkrankungen
2018: 2,2% Ketosen
2,1% Gebärparesen
2. HJ 2018
Ketosen alle Laktationen
Gebärparese
Anteil Ketosen in Dermbach im Jahresverlauf 2018
Ketosen ab 2. Laktation
Quelle: vit, qlik Sense
Anteil Gebärparesen in Dermbach im Jahresverlauf 2018
Gebärparesen alle Laktationen
Gebärparesen ab 2. Laktation
Quelle: vit, qlik Sense
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Jan 18Feb 18Mrz 18Apr 18Mai 18Jun 18Jul 18Aug 18Sep 18Okt 18Nov 18Dez 18
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n %
Grenzwertüberschreitung NEFA >0,7 mmol/l; BHB >1,2 mmol/l
NEFA BHB
?
Auffälligkeiten in Milch, Blut und Klinik im Jahresverlauf 2018
Milch
Blut
Klinik
Was ist passiert?
Überprüfung der Prophylaxe von Gebärparese (Hypokalzämie)
- Vorbereitungsfütterung 2-3 Wochen -
Maissilage
Stroh
Heu
RES, RK
Mineral
Salz
Propylenglycol
gute Futteraufnahme
gute Körperkondition
MLP unauffällig
Analyse aller Silagen bzgl. DCAB
Ketose als Produktionskrankheit: Gesundheitsstörung, die mit
Haltung, Leistung, Züchtung, Management und Fütterung
verbunden sind
DCAB in meq/kg TM
Futtermittel angewandte Werte analysierte Werte
Stroh 100 360
Heu 400 77
RES -69 -83
Rapskuchen -47 -125
starke Abweichungen bei Stroh, Heu und RES/RK
ca. 40% der Ration der Vorbereiter
Konzept MilchfieberprophylaxeDCAB,
meq/kg TM
Ca-Gehalt,
g/kg TM
1 Calcium reduziert
Kein strategisches Konzept, „Notlösung“, schwierig
umsetzbar, Probleme häufig
> 200 < 4
2 Moderate DCAB
Berücksichtigung nativer DCAB
der eingesetzten/verfügbaren Futtermittel
z. B. Mais-Stroh-Rapsschrot-Rationen
100 bis 200 (150) 6
3 Anionische Fütterung
Strategisches Konzept, Einsatz Saurer Salze
CaSO4, MgSO4, BioChlor, CaCl2 (gekapselt)
Steuerung nach Harn-pH-Wert
0 bis -100 meq 9 - 14
Konzepte der „Gebärparese“-Prophylaxe unter Berücksichtigung
der DCAB und der Ca-Gehalte von Vorbereitungsrationen
Staufenbiel, Engelhard (2018)
0
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Dez 1
8
Ante
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Gre
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übers
chre
itung i
n %
Grenzwertüberschreitung NEFA, BHB
NEFA BHB
Rationsanpassungen
Ziel: Moderate DCAB
100-200 meq/kg TM und 6 g Ca/kg TM
Strategiewechsel
Jan18
Feb18
Mrz18
Apr18
Mai18
Jun18
Jul18
Aug18
Sep18
Okt18
Nov18
Dez18
An
teil
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tien
t >
1,5
Maßnahmeplan für die Zukunft
• regelmäßige Analysen aller Futtermittel inklusive DCAB, auch
Zukauf sowie eigenes Kraft- und Grobfutter
• regelmäßige TMR-Analysen der Vorbereiterration zur
Kontrolle
• wenn erforderlich Strategiewechsel bzgl. wirksame
Milchfieber-Prophylaxe (Gebärparese)
• Erfassung Gesundheitsdaten (Diagnosen), regelmäßige
Auswertung
• regelmäßige Stoffwechselanalysen bzgl. BHB, NEFA
(Stichproben)
Ausblick
1. Milchkontrolle als unverzichtbares Instrument zur
Herden- und Gruppenüberwachung
… denn Milch bietet mehr….
Beitrag zum Tierwohlmonitoring
2. zusätzliches Ketosescreening aus MLP-Proben als Option zur
Überwachung und Optimierung der Stoffwechselprophylaxe
3. Sinnvolle, übersichtliche Kopplung aller Informationen
4. Erfassung der Gesundheitsdaten spiegelt Klinik wider
5. Blutanalysen als sinnvolle Ergänzung
6. Aufwand – Kosten – Nutzen – Abwägung
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Jan18
Mrz18
Mai18
Jul18
Sep18
Nov18
An
teil
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/E-…
Viel Erfolg!
Tierwohl ist „messbar!“