K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
ZusammenarbeitStiftung Lesenkultur+politik e.V.Landeshauptstadt WiesbadenAmt für Soziale ArbeitStadtteilkonferenz Schelmengraben
FörderungStiftung Kultur im Landkreis Mainz-BingenLandesbeauftrage für Ausländerfragen in
Rheinland-Pfalz
AuszeichnungMKN-Award 2008, 2. Platz für Heidesheim bunt
© Die Nachahmung von »meine Stadt« bunt ist erwünscht. Das Konzept und der Projektname sind durch das Urheberrecht fürgeistiges Eigentum gesetzlich geschützt. Die Nutzung ist nur mitRücksprache und ausdrücklicher Genehmigung gestattet. Dies gilt ebenfalls – auch auszugsweise – für die Verwendung des in der Broschüre verwendeten Text- und Bildmaterials.Kontakt: Siehe Umschlag Rückseite
ImpressumJuli 2011 · 1. Auflage · 500 StückIdee & Konzept: Tobias BoosGestaltung: boos+goeckel, Heidesheim a.R.Fotos (wenn nicht benannt): Tobias BoosProduktion: 80 g Natur / 170 g Bd matt (Einband)
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VIELFALT STATT EINFALT 4über Kunst-Kultur-Projekte
KULTUR-KALEIDOSKOP 6»meine Stadt« bunt
BUNTES-LEBEN 8Projekt: »Heidesheim bunt«
KULTUR-PROGRAMM 10Projekt: »Schelmengraben bunt«
AUGEN-BLICK 12Foto-Projekt: »Das Leben ist … bunt«
HEIMAT-KUNDE 14Projekt: »Heimat-Plakate«
ANSICHTS-KARTEN 16Postkarten-Projekt: »Andere Ansichten«
SCHILDER-ART 18Projekt: »Klingelschilder«
I N H A L T
StadtteilzentrumSchelmengraben
K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
5K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E» M E I N E S T A D T « B U N T
Die Besucherinnen und Besucher der Präsentationen
kommen miteinander in Kontakt. Es entsteht Empathie
und Interesse an der kulturellen Vielfalt. Darüber hi-
naus kann der Kommunikationsprozess auch von der
Politik (Stadtrat / Ortsgemeinderat) oder einer Kommu-
nalverwaltung für die Dorf- oder Stadtentwicklung ge-
nutzt werden. Interessengruppen treten in Dialog und
suchen gemeinsam nach Lösungen für erkannte Miss-
stände.
Wenn Sie ein eigenes Projekt in der Reihe
»meine Stadt« bunt initiieren möchten,
weiterführende Informationen benötigen oder Be-
ratung wünschen, nutzen Sie bitte die Kontakt-
möglichkeiten auf der Rückseite.
Ich freue mich von von Ihnen zu hören.
Tobias Boos
Diplom-Designer (FH)
Die in dieser Broschüre vorgestellten Projekte
behandeln die Themenbereiche Heimat, Migration
und Integration. Die Projekte gelingen als singuläre
Aktion oder können Teilaspekte eines längerfristigen
Kommunikationsprozesses sein. Sie wurden alle
bereits mindestens einmal erfolgreich durchgeführt
und werden zur Nachahmung bzw. Adaption
empfohlen. Dabei ist ihre einfache Struktur hilfreich
für die Anpassung an spezifische örtliche Begeben-
heiten.
Der übergeordnete Titel: »meine Stadt« buntwird regional entsprechend namentlich variiert
(z.B.: »Heidesheim bunt«, »Schelmengraben bunt«).
Eine erfolgreiche Durchführung der Projekte ist umso
vielversprechender, je mehr Einzelpersonen und Grup-
pen mit einbezogen werden können.
Durch ihre aktive Beteiligung und die positive Darstel-
lung der Kulturenvielfalt erfahren die Migrantinnen und
Migranten eine besondere Wertschätzung.
Mit Hilfe der Öffentlichkeitsarbeit (Präsentation, Aus-
stellung im öffentlichen Raum, Berichterstattung) kön-
nen Meinungsbilder und Vorurteile überprüft werden.
V I E L F A L T S T A T T E I N F A L T Kulturelle Vielfalt ist
unsere Chance auf
gegenseitige Befruchtung
und Bereicherung.
4
55
: Wanderschuhe
»Vor ca. 6 Jahren mussteich mich in Bingen einer OPunterziehen. Ich hatte Angstvor der Narkose. Etwas köst -liches ge schah in den letztenZentel sekun den vor der Nar -kose: vor meinem inneren Au -ge tat sich die ganze Hü gel-und Bergkette rund um denVierwaldstät ter see auf – derAnblick meiner Kindheit.
Das ist Heimat.
Mit den Wanderschuhen be -gebe ich mich noch regelmä-ßig in die Bergwelt.«
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Ursula Nolte
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: Gèmeskùt (Ziehbrunnen)
»Der kleine Ziehbrunnensteht immer auf meinemBücherregal. Ich habe ihnausgewählt, weil er mich anweidende Tiere, an warmeLuft, an weite Felder und anunbändige Freiheit erinnert…«
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Livia Sürek
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: Armband : Anstecker : Schmuckkassette : Tut-Ench-Amun-Büste
» Ich habe diese Gegenstän-de ausgewählt weil ich sie inDeutschland angeschafft ha-be!!! Als ich nach Deutsch-land kam hatte ich vergessensolche Sachen aus meinerHeimat mitzubringen – aberauf dem Flohmarkt habe ichsie gefunden.«
Übersetzung Bodenaufkleber:Hergestellt in China
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Mohammed Aschoor
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76 K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
M E I N E S T A D T B U N T
Eine Person, ein Gegenstand und die Ge-
schichte, die beide miteinander verbindet.
Migrantinnen und Migran-
ten stellten einen Gegen-
stand zur Verfügung, der
sie mit ihrem Heimatland
verbindet. In Interviews er-
zählen sie, wie und warum
sie zu uns gekommen sind
und welche Geschichte
sich hinter ihrem Objekt verbirgt.
Aus Textpassagen, einem Portraitfoto und geografi-
schen Daten entstehen Informationstafeln. Diese
werden für den Ausstellungskatalog mit einer Abbil-
dung des Gegenstandes auf Doppelseiten zusam-
mengefasst (siehe linke Seite).
»… vor meinem inneren
Au ge tat sich die ganze
Hü gel- und Bergkette rund
um den Vierwaldstät ter see
auf – der Anblick meiner
Kindheit – das ist Heimat.«
Ursula Nolte
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Objekte auf Holzstelen mit Informationstafeln
K U L T U R - K A L E I D O S K O P
9K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
H E I D E S H E I M B U N T
29 Migrantinnen und Migranten aus 24 Ländern
beteiligten sich an Heidesheim bunt.
Die Präsentation erfolgte auf dem Heidesheimer
Künstlerfest „Vielfalt statt
Einfalt“. Dieses bot einen
hervorragenden Rahmen
für Besucherinnen und Be-
sucher über Heimat,
Fremde, Migration und In-
tegration miteinander in
Kontakt zu kommen.
Die Herstellung der zur Präsentation verwendeten
Holzstelen gehörte ebenfalls zum Kommunikations-
prozess. Sie wurden im Werkunterricht
von Schülerinnen und Schülern produziert.
Die Klasse besuchte später im Unterricht
die Ausstellung.
Den Abschluss des Projekts bildete ein von
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu-
sammengestelltes internationales Buffet.
8
Woher kommen die Migran-
tinnen und Migranten, wel-
chen kulturellen Hinter-
grund haben sie und was
hat sie bewogen sich bei
uns niederzulassen?
N AT I O N A L I T Ä T E N V O R O R T
mit freundlicher Unterstützung von:
OrtsgemeindeHeidesheimGRUND- UND HAUPTSCHULE
OV HEIDESHEIMkultur+politikFORUM HEIDESHEIM
H E I D E S H E I M · B U R G W I N D E C K · B A H N H O F S T R A ß E 1 8S A M S TA G S | S O N N TA G S · 1 6 : 3 0 – 1 9 : 3 0 U H RU N D N A C H V E R E I N B A R U N GTO B I A S B O O S · B I N G E R S T R A ß E 1 5 · 5 5 2 6 2 H E I D E S H E I M · F O N 0 6 1 3 2 . 6 5 7 3 5 3
A U S S T E L L U N G
AU G U S T 2 0 0 56. | 7. 1 3. | 1 4. 2 0. | 2 1. 2 7. | 2 8.
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Abbildung oben: Postkarte mit AusstellungsobjektenFotos mitte: Vernissage und FinisageAbbildung unten:Fassadenbanner und Plakat
B U N T E S - L E B E N
10 11K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
S C H E L M E N G R A B E N B U N T
2009 startete im Schelmengraben, einer Wohn-
siedlung im Wiesbadener Stadtteil Dotzheim das
Langzeitprojekt: Schelmengraben bunt.
Träger ist die Stadtteilkon-
ferenz im städtischen Ju-
gendzentrum, kirchlichen
Einrichtungen sowie wei-
teren lokalen Gruppen und
Organisationen.
Die Projektgruppe »Schelmengraben bunt« hat ihre
Ziele wie folgt formuliert:
– Kulturenvielfalt deutlich machen (Projekt gibt
den Kulturen in unserer Siedlung ein Gesicht)
– Verbindungen zwischen verschiedenen Kultu-
ren schaffen
– Förderung eines Selbstbewusstseins für die
Siedlung (Identifikation mit der Siedlung)
– Positive Wahrnehmung der Siedlung in der Ge-
samtöffentlichkeit Wiesbadens ermöglichen
– Präventivangebot zur Arbeit gegen Rassismus
und Fremdenfeindlichkeit schaffen
– Interkulturelles Lernen und Demokratieerzie-
hung fördern
www.schelmengraben-bunt.de
Kulturelle Vielfalt wird
auf einfache und indivi-
duelle Weise erlebbar.Vernissage im Stadtteilzentrum Schelmengraben (STZ)
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K U L T U R - P R O G R A M M
12 13K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
D A S L E B E N I S T … B U N T
Ein Fotowettbewerb für die Bewohnerinnen und
Bewohner des Stadtteils (Schelmengraben). Mit der
Digitalkamera die nächst-
gelegene Umgebung zu
erkunden eröffnet neue
Sichtweisen. Der Blick
durch die Linse deckt
Stärken und Schwächen
des Wohnortes auf.
Der kreative Ansatz und die Einbeziehung digitaler
Medien macht das Thema auch für Jugendliche at-
traktiv.
Das Projekt wirkt bewußtseinsbildend und stärkt
die Identifikation mit der Wohnstätte.
Persönliche Einblicke in
das „fremde“ Leben, die
Kultur unserer Nachbarin-
nen und Nachbarn.
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Die ausgelobtenGewinne unter-streichen denStellenwwertdes Projekts.
Stadtteilzentrum
Schelmengraben
oder anmelden unter:
Anmeldeflyer erhältlich bei:
Stadtteilzentrum Schelmengraben
Hans-Böckler-Straße 5-7 · 65199 Wiesbaden
Fon: 0611/ 31-8701 · Fax: 0611/ 42747
www.schelmengraben-bunt.de
Schelmengraben
Veranstalter: Stadtteilkonferenz Schelmengraben
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H E I M A T - P L A K A T E
14
Nicht nur für Kinder und Jugendliche
In einem Workshop der Stiftung Lesen wurde
erprobt, wie in Schulen das Thema »Heimat« auf
Basis von »meine Stadt« bunt behandelt
werden kann.
Das Projekt »Heimat-
Plakate« ist modulartig
aufgebaut und besteht
aus einem Steckbrief,
einem Portraitfoto, dem
Foto eines persönlichen
Gegenstandes, dem dazu-
gehörigen Interview,
(Mein Gegenstand ist: …
Er ist mir wichtig, weil: … Er erinnert mich an: …
Mit ihm verbinde ich folgende Geschichte: …),
einem Zitat (Wenn ich an Heimat denke höre,
schmecke, rieche, sehe, erinnere, fühle oder spüre
ich …) und einer bildnerischen Arbeit (meine Stadt,
meine Straße, mein Haus, mein Zimmer, meine
Familie, meine Freundinnen und Freunde).
Format und Aufbau der Plakate sind vorgegeben.
Alle Arbeitsergebnisse werden zusammen in einer
Gesamtschau präsentiert.
Heimatmuseum, Heimatfilm,
rörender Hirsch, Sehnsucht,
Heimatforscher, Kuckucks-
uhr, Kitsch, Geborgenheit,
Heimatgefühl, Spießigkeit,
Klischee, Heimspiel, Familie,
Heimarbeit, Heimweh,
heimatlos, Heimatverein …
Plakat: Joanna Monika Schramm,Arbeitsergebnis aus dem Workshopder Stiftung Lesen, Leseclubseminar:»Heimat«
H E I M A T - K U N D E
Heidesheimat
16 17K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
A N D E R E A N S I C H T E N
Einen künstlerisch-kreativen Zugang zum Thema
»Heimat« bietet das Projekt »Andere Ansichten«.
2003 durchgeführt von dem Forum kultur+politik in
Heidesheim.
Die Bürgerinnen und Bür-
ger wurden dazu aufgeru-
fen ihren Wohnort genau
in Augenschein zu neh-
men. Einen neuen Blick
auf Bekanntes zu werfen
und etwas Außergewöhnliches oder Skuriles zu
entdecken. Als Folge sollten daraus Postkartenmo-
tive gestaltet werden. Erlaubt waren alle Techniken:
Fotografie, Zeichnung / Malerei, Textgestaltung /
Gedicht / Typografie oder eine Collage.
Die eingereichten Arbeiten (über 50 Werke) wurden
öffentlich ausgestellt und acht ausgewählte Motive
mit Unterstützung der Ortsgemeinde und einer
ortsansässigen Druckerei professionell reproduziert.
Die ungewöhnlichen Postkartenmotive sind in Ge-
schäften vor Ort käuflich zu erwerben.
Sich vertraut machen mit
dem eigenen Lebensraum,
hinschauen, wahrnehmen,
den Blick schärfen, kreativ
werden.
linke Seite von oben nach unten:»Heidesheimat in Flint, Michigan, USA«, Thomas & Thomas Design»Spargel trifft Apfel«, Angelika Richter»Straßenpflaster«, Tobias Boos»60 Nationalitäten leben in Heidesheim«, Jochen Schmidt
A N S I C H T S - K A R T E N
18 K U N S T - K U L T U R - P R O J E K T E
K L I N G E L S C H I L D E R
Zu einer besonderen Entdeckungstour laden Klingel-
schilder des Wohnviertels ein. Ihre Gestaltung und
Typografie ist oft individuell und einzigartig.
Von „improvisiert“
bis „durchgestylt“ ist
fast alles vertreten.
Die bezeichneten
Namen zeigen „Alt-
eingesessene“ und
„Zugereiste“. Manchmal dokumentieren die Schil-
der auch die Geschichte eines Hauses (z.B.: „ver-
gessene“ oder überklebte Namensschilder) oder
eines Straßenzuges (z.B.: Häuser erbaut und be-
wohnt von Kriegsflüchtlingen des 2. Weltkrieges).
Optionen für die Kinder- und Jugendarbeit:
Das Projekt ist auch als Workshop (ebenso ohne
Fotoapparat) mit alternativen Inhalten realisierbar:
Zahlen, Typografie, Texte in der nächsten Umgebung
(„mein Schulweg“ oder „meine Straße“). Aus den
„Fundsachen“ entstehen Geschichten (z.B. für die
Schülerzeitung). Ferner kann bildnerisch gestaltet
werden: (Foto)-Collagen, Zeichnungen oder Malerei.
»500 Heidesheimer Klingelschilder«, Tobias Boos, 2001Auffällig in Heidesheim ist die große Anzahl von Namen fremder Herkunft.Tatsächlich leben in dem knapp 8000 Einwohnern zählenden Dorf (10 kmvor der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz gelegen) Menschenaus 45 Ländern. Bedauerlicherweise wird diese Vielfalt im öffentlichenLeben nur wenig sichtbar.
S C H I L D E R - A R T
»Das Klingelschild ist die
Visitenkarte eines Hauses
und seiner Bewohnerinnen
und Bewohner.«
»meine Stadt« buntIdee & Konzept:Tobias Boos
Projektkoordination:Jochen SchmidtClemensstraße 855262 HeidesheimTel: 06132. 58 124