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samstag, 14 . apr il 2018 wirtschaf t b a d i s c h e z e i t u n g 23

„Neue Märkte im Bereich Medizin“B Z - I N T E R V I E W mit dem Freiburger Physiker Peter Koltay zur Mikrosystemtechnik / Organe aus dem 3-D-Drucker sind eine Vision

FREIBURG. Sie steckt in Autos, Smart-phones und Haushaltsgeräten – Mikro-systemtechnik ist nicht mehr wegzu-denken. Das Netzwerk Microtec Süd-west mit Sitz in Freiburg organisiertjährlich eine Konferenz, bei der sich Ex-perten aus Wissenschaft und Wirtschaftaustauschen und vernetzen. Am Mon-tag, 16. April, beginnt die siebte Aufla-ge. Im Vorfeld sprach Kathrin Blum mitdem Physiker Peter Koltay.

BZ: Mit Mikrosystemtechnik verbindenviele in erster Linie technische Geräte.Wo begegnet sie uns noch?Koltay: Die Mikrosystemtechnik ist eineQuerschnittstechnologie – und findetdeshalb in sehr vielen Bereichen Anwen-dung. Neben jener in elektronischen Ge-räten und in Automobilen spielt sie auchin den Lebenswissenschaften, beispiels-weise in der Biologie, Medizintechnik,Biomedizin oder Biochemie, eine Rolle.

BZ: Um verschiedene Forschungsansätzeim Bereich der Medizin geht es auch inder Clusterkonferenz. Gibt es in der Regi-on Unternehmen, die sich in diesem Be-reich durch Innovationen hervorheben?Koltay: Mehrfach für ihre Innovationenausgezeichnet worden ist die CytenaGmbH, eine Ausgründung der Universi-tät Freiburg. Diese Firma, die von mir ge-meinsam mit Doktoranden meiner Ar-beitsgruppe gegründet wurde, hat einVerfahren ähnlich dem eines Tinten-strahldruckers entwickelt, mit dem ein-zelne Zellen gedruckt werden können.Dabei geht es um sehr kleine Objekte, dieetwa ein Hundertstelmillimeter großsind. Diese Technologie ist beispielsweisefür die Entwicklung und Produktion vonBiopharmazeutika bedeutend.

BZ: Welche Krankheiten können damitbekämpft werden?

Koltay: Solche Biopharmazeutika erzie-len gute Erfolge in der Krebsbehandlungund werden auch gegen Autoimmuner-krankungen wie Rheuma eingesetzt.

BZ: Liegt der Schwerpunkt der Mikrosys-temtechnik aktuell in der Medizin?Koltay: Sind Stück- oder Umsatzzahlender Maßstab, liegt der Schwerpunkt mitgroßem Vorsprung auf Konsumentenelek-tronik und Automobiltechnik. In jedemHandy, jedem Tablet stecken heute zwi-

schen zehn und 20 verschiedene mikro-systemtechnische Komponenten. Sehrinteressante neue Märkte gibt es aber tat-sächlich im Bereich der Medizin und Me-dizintechnik. In diese Richtung geht auchdie Forschung verstärkt.

BZ: Gibt es vielversprechende Entwick-lungen, auf die Patienten hoffen dürfen?Koltay: Ein ganz neues Forschungsfeld,in dem wir uns engagieren, ist das soge-nannte 3-D-Bioprinting. Dreidimensiona-le Drucker gehören schon seit einiger Zeitzu unserem Alltag. Beim 3-D-Bioprintinggeht es nicht um „tote“ Materialien wieMetall oder Kunststoff, sondern um le-bendige Zellen, beispielsweise Knochen-

und Hautzellen, um daraus künstliche Ge-webe zu drucken. Eine große Vision ist es,eines Tages Organe drucken zu können.

BZ: Wie weit ist die Forschung da?Koltay: Es gibt noch keine etabliertenFirmen für medizinische Anwendungen,aber zunehmend Forschungsanstrengun-gen. Unter dem Dach von Microtec Süd-west versuchen wir mit dem „3-D-Bio-Net-Projekt“ Akteure zusammenzubrin-gen, die auf unterschiedliche Art undWeise etwas zu diesem Thema beitragenkönnen. Das Ziel ist es, Wertschöpfungs-ketten aufzubauen. Geklärt werden sol-len Fragen wie: Welche Materialien be-ziehungsweise welche Zellen sind geeig-net? Woher können sie bezogen werden?Wie können entsprechende Druckprozes-se realisiert werden? Da es sich beim 3-D-Bioprint um hochgradig individualisierteProdukte handelt, ergeben sich viele Her-ausforderungen – und wir sind noch ganzam Anfang eines sehr langen Weges.

BZ: Das heißt, Sie engagieren sich in demBereich für nachfolgende Generationen?Koltay: Ja, vermutlich werde ich selbstdavon nicht mehr profitieren können.Aber vielleicht meine Kinder. Solche Ent-wicklungen brauchen sehr viel Zeit. Den-ken Sie an Computerchips: Die Grundla-gen für die Halbleiterindustrie wurden inden 50er- und 60er-Jahren gelegt. Bis dieersten Produkte herauskamen, vergingen15 bis 20 Jahre. Bis die Informationstech-nologie unser Leben verändert hat, sindnoch mal fünf Jahrzehnte verstrichen.Und das war zwar auch kompliziert – abernichts im Vergleich zu den Herausforde-rungen des 3-D-Bioprintings.

BZ: Mit Maschinen menschliche Ersatz-teile herstellen – das wirft ethische Fra-gen auf.Koltay: Die ethische Betrachtung ist na-

türlich ein wichtiger Aspekt, den man be-rücksichtigen muss. Die Stammzellenfor-schung wurde auch intensiv diskutiert,bis hierzulande Regeln gefunden wurden.Eine der Fragen ist, was man mit Stamm-zellen grundsätzlich machen sollte. Esgibt aber auch ganz andere Aspekte: Stel-len Sie sich vor, es wäre möglich, ein Herzzu drucken, und ein solches Herz würdezum Beispiel fünf Millionen Euro kosten.In Deutschland gäbe es 5000 Patienten,die ein solches Herz brauchen könnten.Würde eine Gesellschaft das bezahlenkönnen? Für wen würde sie es bezahlen?Da bekommt man schon Probleme, Ant-worten zu finden. Und es gibt ja sogarnoch weitergehende Visionen.

BZ: Die da wären?Koltay: Was, wenn es gelänge, ein le-bensfähiges künstliches Geschöpf zu dru-cken? Wäre das Tier, Pflanze, Bio-Maschi-ne, Objekt? Welche Rechte sollte so einGeschöpf haben? Solche Dinge werdenfraglos zu diskutieren sein, sollte dieTechnologie eines Tages entsprechendeMöglichkeiten eröffnen können.

Volkswagen bläst zumAngriff auf DaimlerWolfsburger wollen Nutzfahrzeugsparte an die Börse bringen

Von Thomas Magenheim-Hörmann

MÜNCHEN/WOLFSBURG. Der Groß-umbau bei Volkswagen soll auch die Kar-ten auf dem Weltmarkt für Lastwagen undBusse neu mischen. Schon im erstenQuartal nächsten Jahres könnte die VWTruck & Bus mit ihren HauptmarkenMAN und Scania an die Börse gehen. Daswill die Nachrichtenagentur Reuters voneinem Insider erfahren haben. Fest steht:Bei einem möglichen Börsengang willVW die Kontrolle über die Sparte behal-ten. Das sagte Aufsichtsratschef Hans Die-ter Pötsch am Freitag bei einer Pressekon-ferenz in Wolfsburg.

Pötsch bestätigte zudem, dass die Spar-te ihren Hauptsitz von Braunschweignach München verlagern wird. MAN hatals Teil des Nutzfahrzeuggeschäfts seinenSitz ohnehin in München. Der Börsen-gang scheint nur eine Frage der Zeit zusein. „Wir ebnen nun den Weg zur Kapi-talmarktfähigkeit“, sagte Truck-und-Bus-Chef Andreas Renschler. Erster Schritt seidie Umwandlung der heutigen GmbH ineine Aktiengesellschaft (AG).

Börsianer reagieren wegen der Eileskeptisch. Eine umfassende Modulstrate-gie wie im Pkw-Bereich sei zwischenMAN und Scania noch nicht umgesetzt,kritisierte Branchenanalyst Frank Schwo-pe von der NordLB. Bei einem Börsen-gang 2019 müsste VW hohe Abschläge inKauf nehmen. „Ein Börsengang in fünf biszehn Jahren könnte wesentlich lukrativersein“, so Schwope. Der aktuelle Wert derTruck-und-Bus-Sparte wird in Analysten-kreisen auf 25 Milliarden Euro geschätzt.

Die MAN-Zentrale in München und dievon Scania im schwedischen Södertäljeseien künftig gleichberechtigt, heißt es of-

fiziell bei VW. Die Verteilung der Zustän-digkeiten spricht eine andere Sprache.Neben dem rechtlichen Sitz München er-hält die bayerische Landeshauptstadtauch die Verantwortlichkeit für Strategieund Finanzen, Marketing und Kommuni-kation sowie Recht und Personal. Die Ver-lagerung ist dem Vernehmen nach nichtunumstritten. Niedersachsens SPD-Mi-nisterpräsident soll für einen Verbleib inBraunschweig votiert haben.

MAN gilt im Vergleich zu Scania nichtals die stärkere Marke. Einer operativenUmsatzrendite vor Zinsen und Steuernstanden den gut zehn Prozent von Scaniaknapp vier Prozent bei MAN gegenüber.Unter ein gemeinsames Dach gebrachthat VW die beiden Marken 2015. Insge-samt hat VW vergangenes Jahr rund205000 Nutzfahrzeuge verkauft, fastzwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. DerUmsatz der Sparte mit 81000 Beschäftig-ten kletterte um gut zwölf Prozent auf23,9 Milliarden Euro, der operative Ge-winn betrug 1,7 Milliarden Euro.

Der geplante Weg zum globalen Cham-pion dürfte früher oder später über dieBörse gehen. „Wir sind bereit, mit derHerstellung der Kapitalmarktfähigkeit ei-nen Gang hochzuschalten“, so Renschler.Mit dem japanischen Rivalen Hino, derzum Toyota-Konzern zählt, hat er soebeneine strategische Partnerschaft verein-bart. Bei Navistar als kleinstem US-Her-steller von Lkw ist VW vor eineinhalb Jah-ren eingestiegen. Gelder aus einem Bör-sengang könnten zur Aufstockung der An-teile und einer Übernahme von Navistarverwendet werden. Auch Investitionenin selbstfahrende und elektrische Lkwkosten viel Geld. VW bläst bei Lkw undBussen zum Angriff auf WeltmarktführerDaimler. Mit Material von dpa

Milliardengewinne fürGroßbanken in den USAWASHINGTON (dpa). Gesunkene Steu-ern, steigende Zinsen und unruhige Fi-nanzmärkte haben den großen US-Ban-ken einen starken Jahresauftakt beschert.Beim Marktführer JPMorgan Chase stiegder Gewinn im ersten Quartal im Ver-gleich zum Vorjahreszeitraum um 35 Pro-zent auf 8,7 Milliarden Dollar (7,1 Milliar-den Euro), wie die New Yorker am Freitagmitteilten. Auch die Rivalen Citigroupund Wells Fargo verdienten deutlich bes-ser als vor einem Jahr. Die Erträge (alleEinnahmen der Bank) stiegen um zwölfProzent auf 27,9 Milliarden Dollar. Damitlief das Geschäft der von der Bilanzsum-me her größten US-Bank sogar besser alsvon Analysten erwartet. Das schob auchden Aktienkurs an. Europas Banken legenihre Geschäftszahlen etwas später vor, dieDeutsche Bank etwa am 26. April.

• In der Tabelle sind nur Anbieter berücksichtigt, deren Netzkapazitäten nicht ständig überlastet sind und deren Preisgestaltung einigermaßen transparent und verlässlich ist.

Quelle: BZ/Sachs Stand 13.4.2018

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Peter Koltay F O T O : C O N N Y E H M

Unternehmen schreiben Geschichte(n) ...

Welchen Titel hätte der Film oder das Buch über Hekatron Manufacturing?Das besondere Unternehmen im Markgräflerland

Welchen Prominenten würden Sie als Unternehmens- berater gerne für einen Tag engagieren?Christian Streich – denn er nennt die Dinge beim Namen

Welche Headline würden Sie gerne 2025 über Ihr Unternehmen in der Badischen Zeitung lesen?Hekatron Manufacturing erhält EFQM-Preis der Europäischen Stiftung für Qualitätsmanagement

Michael Roth,Geschäftsführer

Hekatron Technik GmbH Brühlmatten 3a-9 79295 Sulzburg Tel. 07634 500 -0 [email protected]

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U nt er n e h m e n s c hr ei b e n G e s c hi c ht e( n) ...

W el c h e n Tit el h ätt e d er Fil m o d er d a s B u c h ü b er H e k atr o n M a n uf a ct uri n g ?D a s b e s o n d e r e U n t e r n e h m e n i m M a r k g r ä fl e rl a n d

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W el c h e H e a dli n e w ür d e n Si e g er n e 2 0 2 5 ü b er I hr U nt er n e h m e n i n d er B a di s c h e n Z eit u n g l e s e n ?H e k a t r o n M a n uf a c t u ri n g e r h äl t E F Q M - P r ei s d e r E u r o p äi s c h e n S tif t u n g f ü r Q u ali t ä t s m a n a g e m e n t

Mi c h a el R ot h,G e s c h äft sf ü hr er

H e k atr o n T e c h ni k G m b H Br ü hl m att e n 3 a- 9 7 9 2 9 5 S ul z b ur g T el. 0 7 6 3 4 5 0 0 - 0 m a n uf a ct uri n g @ h e k atr o n. d e

W oll e n Si e di e G e s c hi c ht e v o n H e k atr o n al s Mit ar b eit er mit s c hr ei b e n ?w w w. ar b eit e n- b ei- h e k atr o n. d e

W er di e ri c hti g e n Fr a g e n st ellt, b e k o m mt s p a n n e n d e A nt w ort e n.

Di e s e A nt w ort e n si n d di e B a si s f ür g ut e G es c hi c ht e n. U n d g ut e G e s c hi c ht e n err e g e n A uf m er k -s a m k eit, b e w e g e n M e n s c h e n, bil d e n V ertr a u e n, r e g e n z u m W eit er erz ä hl e n a n u n d tr a n s p or -ti er e n di e ri c hti g e n I n h alt e z u m K u n d e n. U n s er e L ei d e n s c h aft si n d di e G e s c hi c ht e n u n s er er K u n d e n.

Pri nt u n d Di git al – wir fi n d e n f ür I hr e ei nzi g arti g e n G e s c hi c ht e n d a s p a s s e n d e V er m ar kt u n g s k o n -z e pt i n ei n e m gl a u b w ür di g e n U m-f el d v o n Q u alit ät sj o ur n ali s m u s.

I nf o s u nt er: w w w. c o nt e nt 7 9. d e I hr e A n s pr e c h p art n eri n: Sil k e v o n Fr ey b er g v o n.fr ey b er g @ c o nt e nt 7 9. d e

Der promovierte Physiker forscht seit2000 am Institut für Mikrosystemtech-nik (IMTEK) der Universität Freiburg.Mit dem IMTEK und dem NetzwerkMicrotec Südwest befinden sich inFreiburg gleich zwei bedeutende In-stitutionen der Mikrosystemtechnik.Zur Clusterkonferenz (16. und 17. April)im Konzerthaus werden 200 in- undausländische Experten aus Wirtschaft,Wissenschaft und Politik erwartet, diesich über Zukunftstrends und neueAnwendungsfelder austauschen. kbl

Z U R P E R S O N

PETER KOLTAY (50)

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