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VIOLAU TODAYHerausgegeben von: Bernd Brinkmann, Daniel Fischer, Silvia Kowollik, Britta und Robert Schwebel

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Ausgabe 2/2007Seite 1 von 2

Montag, 28.05.07

Große Taten eines kleinen Satelliten

Das soll erst mal einer nachmachen: 10- bis 30-mal besser als dieSpezifikationen vorsahen ist die Sternphotometrie des euro-päischen Minisatelliten CoRoT, über dessen Leistungen dasdeutsche Teammitglied Eike Günther brandheiß berichtete! DieGründe sind mannigfaltig: Nach zwiespältigen Erfahrungen mitdem noch einfacheren kanadischen Satelliten MOST war man imVorfeld extra vorsichtig gewesen, so viel wie möglich der Satel-litenhardware war bereits anderswo im Weltraum erprobt, und dieinternen Streulichtblenden des Satelliten sorgten für geradezuunheimlich präzise Messungen der Helligkeiten tausender Sterne,seit CoRoT letzten Dezember in den Orbit gelangte. Wegen derzahlreichen beteiligten Parteien fließen detaillierte Informationenüber die Leistungen des Satelliten nur spärlich, aber bereits dieerste Lichtkurve eines von ihm entdeckten Transitexoplanetenlässt – verglichen mit entsprechenden Messungen von der Erdeaus – den Fortschritt erkennen, den das erste dediziertePhotometer im Orbit gebracht hat. Schon jetzt lässt sich

voraussagen, dass die Daten, dieCoRoT in den kommenden paarJahren aufnehmen wird, dieAstronomie auf ein Jahrzehntbefruchten werden, und das nichtnur in den beiden ureigenenForschungsfeldern des Projekts,erdähnliche Exoplanetenjagd undAsteroseismologie. DieMessungen der schwankendenLeuchtkraft fremder Sonnen z.B.sind so gut wie die besten

Messungen der Helligkeit unserer Sonne auf Erdsatelliten durchInstrumente wie ACRIM: Dieses sieht immer wiederSchwankungen der Solar-„Konstanten“ durch großeSonnenfleckengruppen – und CoRoT erkennt bereits in denRohdaten vergleichbare Signale in der Photometrie andererSterne. Ein weiterer CoRoT-Spinoff wird die Überwachungtausender unverdächtiger Sterne auf starke Flares sein, einziemlich unterbelichtetes Feld der Astronomie (weil dieMessungen so zeitraubend und meist frustrierend sind) vonpotenziell großer Bedeutung. Vielleicht noch dieses Jahr wirdCoRoT seine erste Exo-Erde fangen, dieser optimistischenEinschätzung schließt sich im Prinzip auch Günther an. Der danngerne wieder kommen wird, um aus erster Hand erneut zuberichten. Und bis dahin sollte auch die mögliche Einbindungphotometrisch begabter Amateure in gezielte Nachbeobachtungenvon CoRoT-Transitkandidaten, die jetzt noch durch all dieGeheimniskrämerei der Satellitenforscher behindert wird, für dieaber am Rande der Tagung Frank Sohl warb, konkretere Formenangenommen haben.

DF

Mars in 3D

Pünktlich mit den ersten Wolken nach dem Mittagessen setztesich der Autokorso in Richtung Sternwarte und PlanetariumLaupheim in Bewegung, dank biologischem Navi erreichtenschließlich alle Teilnehmer rechtzeitig das freundliche Anwesenam Rande von Laupheim. Ein blauer Frosch am Eingang des Ge-bäudes trug das Universum auf dem Rücken und lud zum Staunenein. Gemütliche Sessel im Planetarium so kurz nach demMittagessen verleiteten zum „Augenausruhen“, aber die 3-D

Ansichten unseres Nachbarplaneten vertrieben jede Müdigkeit.Beeindruckend wurde die Landung der Marsrover mit den Air-bags, der Flug durch das Vallis Marineris und die Caldera desOlympus Mons gezeigt. Auch die unzähligen anderen Mars-formationen faszinierten durch ihre fantastische Auflösung dieBesucher. Die Stunde verging wie im Flug, allzuschnell hielt unsdie Realität in ihren Armen. Einen Aufschub vor der Heimreisezum Bruder-Klaus-Heim gab es noch – die Besichtigung der

Sternwarte. „HimmlischerTeppichboden“ in der Kuppel undder Schiebedachhütte erzeugt auchbei Tageslicht das richtige„Beobachtungs-feeling“. Zumkrönenden Abschluß lugte auch dieSonne hinter den Wolken hervor undSonnenbeobachtung im H-Alphalichtam 80 mm Refraktor ließ die Herzenhöher schlagen. Die Rückfahrt nachViolau zog sich etwas in die Länge,doch zum Fest waren ale wieder da...

SK

Von Streifenden Reguli undHubble-Konkurrenz-Satürnen

Den astronomischen Auftakt des Sonntags bildete die Beobachter-Börse und Postersession. Erfreulicherweise gab es in diesem Jahrreichlich Material zu begutachten. Ein Highlight wird diestreifende Regulusbedeckung am Mondrand am Sonntag, dem 07.Oktober 2007 bilden, die von Alfons Gabel vorgestellt wurde: dieGrazeline liegt im Bereich Hildesheim/Salzgitter; wie aus gutunterrichteten Kreisen zu erfahren war, werden die Experde' sichdabei möglichst weit gen Osten begeben, weil dort mit einerhöheren Verschwindibus-Rate zu rechnen ist.

Frank Sohl präzisierte die Pläne der DLR Profis, Amateure indie CoRoT Campagne mit einzubeziehen. Allerdings ist hierbei

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derzeit noch unklar, wie die Modalitäten bei der Weitergabe derDaten genau aussehen werden.

Alle Highlights der kommenden Uranus-Kantenstellung wurdenvon Daniel Fischer im Überblick vorgestellt. Als Informationspoolwurde hierzu die MEPCO Webseite mißbraucht, auf der sich nunalle wesentlichen Daten befinden:

http://astro.uni-bonn.de/~dfischer/mepcoSchließlich wurden von Ralf Gerstheimer Ergebnisse seiner

Planeten-Aktivitäten der letzten Jahre präsentiert. Neben einerumfangreichen Mars-Serie aus 2006, 3D-Bildern vom Venus-Durchgang und Montagen von Mars/Uranus Oppositionsschleifenkonnte vor allem eine Saturnaufnahme beeindrucken.

RS

Violauer Venüsse:Durchbruch in die Fachwelt?!

Endlich!!! Nach genau 25 Jahren deutscherPlanetentagungen der neuen Serie (richtig:Die erste war 1982) ist das geschehen, aufdas der Berichterstatter – und Teilnehmerjeder Violauer Planetentagung – seitAnbeginn gewartet hat. Ein Fachreferentaus der aktuellen Planetenforschungerklärte auf der Bühne: Ja, die Aufnahmender Amateure sind zur Einordnung derBilder „seiner“ Raumsonde potenziellhöchst nützlich! Immer wieder waren aus eigenen Aufnahmentolle Einzelresultate erzielt worden, man denke nur an diesuperben Märse von Gährken et al. von 2003, aber in der Fachweltwurde all das unseres Wissens nie zur Kenntnis genommen. DieMarssonden forschten vor sich hin, die Papers rauschten durch dieFachjournale, aber die Amateurergebnisse gediehen in einemParalleluniversum. Allenfalls die Positionsmessungen vonJupiterfeatures von JUPOS erschienen in profinahenPublikationen (ohne dass allerdings z.B. in Galileo-Papers großdarauf Bezug genommen wurde). Mit dem Venus Express auf der„einen“ und den UV-Venuswolken aus Amateurhand auf der„anderen“ Seite könnte sich das nun ändern: Richard Moissl,Doktorand in Lindau und Teammitglied der Venus MonitoringCamera, zeigte sich schwer beeindruckt von den Venusbildern derletzten Wochen und Monate aus dem Kreis der Violauer Venus-Freunde, insbesondere natürlich (wegen der 80 cm Öffnung …)der Gährken’schen aus München. Denn die VMC kann auf demgegebenen Orbit immer nur kleinere Ausschnitte derVenusatmosphäre in einem Bild erfassen, und selbst dieaufwändig zusammengedengelten Mosaike zeigen immer nurTeile einer Hemisphäre. Die Amateuraufnahmen – und das giltauch für ausgewählt gute mit viel kleineren Teleskopen (Kowollikmit 20 cm) – sind mithin geradezu ideal, um den Kontext derVMC-Bilder zu liefern. Und was diese alles zeigen: Ein großerTeil der Resultate des ersten Orbitjahres, die Moissl in rascherFolge an die Leinwand warf, sind noch gar nicht publiziert undenthüllen gänzlich neuartige Phänomene der vielfältigen oberenVenusatmosphäre, insbesondere ausgeprägte periodischeStrukturen. (Hinter denen übrigens keine „Gravitationswellen“stecken, die „gravitational waves“ wären, sondern „gravitywaves“, was auf Deutsch meist „Dichtewellen“ genannt wird.)Vielleicht schon im Juni werden die allerersten Venus-Express-Papers in der Fachliteratur erscheinen – und in den folgendenVersionen könnten dann erstmals auch Amateurbilder eine Rollespielen. Auch Planetenprofi Frank Sohl ist sicher, dass sie in derFachwelt Aufsehen erregen dürften und sollten: Mindestens einPoster mit einem „Best of Violau“ sollte seiner Meinung nach aufden wichtigsten Fach-Planetentagungen dieses Jahres präsentiertwerden. Denn man los!

DF

Das FeschtWie in jedem Jahr fand auch diesmal das Fest am Sonntag Abend

ab 20 Uhr statt. Neben den ausgezeic-hneten kulinarischen Genüssen, beidenen sich die Küche des Bruder-Klaus-Heims wieder einmal selbstübertroffen hatte, sorgte dieBlaskapelle Violau für denstimmungsvollen musikalischen Rah-men. Festzuhalten bleibt, daß dasRepertoire immer umfangreicher wurdeund selbst der schwierig zu spielendeViolau-Marsch in exzellenter Umset-zung unter Gastdirigent Daniel Fischer

dargeboten wurde. Leider war dieser Abend bei Wein, kein Weibund Gesang viel zu schnell vorüber.

BB

Skandal: Doping beim Sport in Violau!


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