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Lokales S i e g e n e r Z e i t u n g 3t M i t t w o c h , 3 0 . N o v e m b e r 2 0 1 1

Statiker diskutieren nochWILNSDORF Autobahnkirche soll im Sommer stehen / Samtweiche Betonbänke mit Sitzheizung

Differenzen mitPrüfstatikern sollen heute

geklärt werden.

dima t Eine Kirche, in der man aufbeheizten Sitzen Platz nehmen kann: Fürdiesen Komfort musste man bisher bis ansNordkap fahren. Ab dem kommendenSommer kann man sich die Reise sparen,dann soll nach „Plan B“ des FördervereinsAutobahnkirche Siegerland das „Kirch-lein“ am Autohof in Wilnsdorf stehen – in-klusive 55 Sitzplätzen aus samtweichem,elektrisch beheiztem Beton.

Seit Juli pausieren die Bauarbeiten.Der Grund: Differenzen zwischen Stati-kern und Prüfstatikern. Am Montag be-richtete der Verein im Rahmen einer Ver-sammlung in der Wilgersdorfer CVJM-Bildungsstätte über den Stand der Dinge.Der Bau der Holzkuppel im Inneren desmarkanten Gebäudes sei komplex – erstwenn sich die Statiker einig wären, könnees weiter gehen, so Hartmut Hering, Vor-sitzender des Fördervereins. Das sollheute an einem runden Tisch in Holzhau-sen geschehen. Statiker, Prüfstatiker, derArchitekt sowie der Holzbauer sollten„ihre Meinungen aufeinanderbringen“.

„Die Differenzen müssen beseitigt wer-den“, so Hartmut Hering. „Wir wollen end-lich bauen.“ Ziel sei es, die Kirche im Som-mer 2012 einzuweihen.

Den Mitgliedern des Fördervereinspräsentierte der Frankfurter ArchitektMichael Schumacher Details. So sollendie Bänke aus Werkstein, einem Betonmit samtweicher Oberfläche, entstehen.Der Clou: Ein elektrischer Draht heizt zu-gleich Bänke und Gebäude auf. Gelöstwerden könne diese Aufgabe „mit Dingenaus dem Baumarkt“, erklärte Schuma-cher den erstaunten Siegerländern. EinFördervereinsmitglied berichtete von be-heizten Bänken in einer Kirche am Nord-kap. In Deutschlands Autobahnkirchensei diese Art der Heizung aber einmalig,so Kassenwart Michael Kahm. Die würdenin der Regel kaum beheizt.

Vor dem Hintergrund von Rezessionund zahlreichen Kirchenschließungenfragte ein Mitglied des Fördervereinsnach dem Preis der Sitzbänke. „Wir glau-ben, dass wir die Kosten im Griff haben“,antwortete Hartmut Hering. WilhelmHundhausen, Bauunternehmer und Vor-standsmitglied des Fördervereins,mahnte dagegen, zunächst „mit allerMacht“ die Kirche zu bauen. Die noch zurVerfügung stehenden Finanzmittel – laut

Kassenwart Michael Kahm handelt es sichdabei um 438 000 Euro – werde man für dienoch anstehenden Arbeiten „mehr alsbrauchen“. Notfalls könne man in der Kir-che auch stehen. „Die Spender werdenallmählich unruhig“, so Hundhausen.

Zur Finanzlage präsentierte MichaelKahm konkrete Zahlen: Das gesamte Pro-jekt sei auf 990 000 Euro veranschlagt.498 406 Euro seien bisher ausgegebenworden. Für die noch anstehenden Arbei-ten kalkuliere man mit 498 209 Euro. Dieangesparten Mitgliedsbeiträge in Höhevon 25 600 Euro müsse man von den vor-handenen 438 000 Euro abziehen, da dasGeld für Anschaffungen nach Baufertig-stellung benötigt werde. Insgesamt benö-tige man daher noch 85 000 Euro.

„Wir sind guter Dinge, dass wir dasGeld aufbringen können“, erklärte Hart-mut Hering. Der Pastoralverbund Südli-ches Siegerland (Sitz in Wilnsdorf) habefür 2012 Sonderkollekten in der katholi-schen Kirchengemeinde angekündigt.Außerdem habe sich der Pastoralverbundim Förderverein angemeldet, steuere 400Euro pro Jahr bei. Geplant sei ein Benefiz-konzert des Luftwaffenmusikkorps in derFesthalle. 87 Mitglieder zahlten jährlich11 400 Euro. Das decke jedoch nicht ganzdie Betriebskosten, so Michael Kahm.

Seit Juli ruhen die Bauarbeiten an der Autobahnkirche. Das Sockelgeschoss steht, jetzt wurde ein Schild aufgestellt. Foto: dima

Neuer Schauplatz fürzwei Streithähne

Oliver Beel hat seinen Arbeitgeber bei der Polizei angezeigt

jak Siegen/Neunkirchen. Obwohl die 1.Kammer des Siegener Arbeitsgerichts inSteinwurfweite zu den Indianertipis aufdem Siegener Weihnachtsmarkt tagt,zündeten sich gestern weder die FirmaSSI Schäfer noch Kläger Oliver Beel dieFriedenspfeife an. Beel liegt seit Jahrenmit seinem Arbeitgeber im Clinch, derihn zunächst fristlos gekündigt hatte.Nach der vor dem Landesarbeitsgerichterzwungenen Wiedereinstellung verlangtBeel nun gemeinsam mit seinem AnwaltDr. Bernd Roos, dass er adäquat beschäf-tigt werden möchte. Das Arbeitsgerichts-Verfahren verlief gestern weitgehend imSande, wenngleich die Anwälte beiderParteien signalisierten, dass es hinter denKulissen Gespräche gebe, „wie man aus-einanderfinden kann“ (Richter Dr. GuidoMareck). Neuigkeiten gibt es allerdingsauf einer anderen Baustelle. Oliver Beelhat Anzeige bei der Polizei erstattet, weiler vermutet, dass sein Arbeitgeber mitHilfe eines Peilsenders bespitzelt hat.

Im Anschluss an die Verhandlung deu-tete Beel aber an, dass er weiter für SSISchäfer arbeiten wolle: „Ich glaube da-ran!“ Beel betonte, dass es für seinen Ar-beitgeber nicht leicht werde, ihn vor dieTür zu setzen, da er auch Betriebsratsmit-glied sei: „Ich versuche, mich im Jahr 2012wieder wählen zu lassen.“ Oliver Beel warnach dem Wiederantritt seiner Tätigkeitin einen Kellerraum gesetzt worden undmusste Kabel sortieren. Später erhielt erdie Aufgabe, sich mit Windows 7 ausei-nanderzusetzen. „Herr Beel ist System-Administrator“, gab Anwalt Roos zu be-denken und zog einen Vergleich der jetzi-gen zu der früheren Tätigkeit: „Das ist einAusbremsen von 100 auf 0.“ Des Weiterenkritisierte der Kläger, dass eine tariflicheEinmalzahlung nicht ausgezahlt wordensei und es im Falle der tariflichen Ge-haltserhöhung zu Unregelmäßigkeitengekommen sei. „Die tarifliche Erhöhunghat man mir nur zur Hälfte gewährt“, be-richtete Beel gestern gegenüber derPresse. In Sachen Büro hat sich mittler-weile eine Verbesserung eingestellt. „Ichbin jetzt wieder in meinem alten Büro“, soBeel. Allerdings habe er vorher mit fünfKollegen im Team gearbeitet, diese dürf-ten aber offenbar keinen Kontakt zu ihmaufnehmen. „Personen, die mit mir ge-sprochen haben, wurden danach schonzum Rapport gebeten.“

Derweil könnte es demnächst einenweiteren Schauplatz geben, auf dem derIT-Fachmann gegen seinen Arbeitgebervorgehen will. Beel behauptet, eine De-tektei habe zwischenzeitlich einen Peil-sender an seinem Privatwagen ange-

bracht. Wie die Polizei gestern auf SZ-An-frage bestätigte, ist eine entsprechendeAnzeige Anfang Juli eingegangen. Daringeht es u. a. um einen Verstoß gegen das

Bundesdatenschutzgesetz sowie ver-suchte Körperverletzung. Der 42-Jährigeberichtete gestern von einer Verfolgungs-jagd, die sich ein Detektiv und seine Frauvon Wilnsdorf bis kurz vor die heimische

Haustür geliefert hätten. „Kurz vor demZiel ist der Detektiv aus dem Auto ge-sprungen und hat unter dem Auto meiner

Frau herumgefummelt.“ Dabei habe er, soBeel, den Peilsender abgerissen.

Die ermittelnde Behörde wollte zu denVorwürfen gestern nicht Stellung bezie-hen. „Ich kann bestätigen, dass es ein Ver-fahren gibt, derzeit ermitteln wir abernoch“, so Polizei-Pressesprecher GeorgBaum.

Die Firma SSI Schäfer wollte gesternnach einer Anfrage der SZ weder zu demVerfahren vor dem Arbeitsgericht, nochzu den neuen Vorwürfen Stellung neh-men.

Internetportal zuBildungsangeboten

sz Siegen. 40 Studierende des Master-Studiengangs „Bildung und Soziale Arbeit“an der Universität Siegen haben eine Erhe-bung der Bildungsangebote im Siegerlanddurchgeführt. Die gesammelten Informa-tionen sollen Anfang nächsten Jahres inein Internetportal eingestellt und somitder Öffentlichkeit zugänglich gemachtwerden. Das Projekt fand im Rahmen desSeminars „Das Siegerland als Bildungs-landschaft?“ statt und wurde von Prof. Sa-bine Hering und H.-Georg Lützenkirchengeleitet.

Für das geplante Portal wurden lautMitteilung im Sommer 2011 sämtliche Bil-dungseinrichtungen und -angebote in ei-nem Umkreis von 30 Kilometern rund umdas Siegener Krönchen erhoben und syste-matisch zusammengestellt: Von Kinderta-gesstätten über Heimatmuseen bis zuSprachkursen für Migranten. Die Auswahlder Einrichtungen erfolgte bewusst nut-zerorientiert, es wurde also von möglichenZugängen der Interessierten ausgegangenund nicht von Ländergrenzen oder Zustän-digkeiten. Der Anlass: Die Ansprüche derNutzer haben sich verändert. So suchtetwa eine Mutter den Kindertagesstätten-platz nicht mehr ausschließlich im nahenUmkreis, sondern nach weiteren Kriterienaus. Neben der Umkreissuche sind des-halb auch eine Stichwortsuche sowie einKategorienfilter in dem Online-Portal ge-plant.

Entstanden ist eine umfangreiche Über-sicht, die eine Stadt, vier Landkreise unddrei Bundesländer mit ihren Angebotenumfasst. „Am besten wäre es natürlich,wenn der Kreis Siegen-Wittgenstein dasPortal auf seine Internetseite eingliedernkönnte. Die Pflege würde dann an denKreis übergeben werden. Da sind wir inGesprächen“, sagt Prof. Hering bei derPräsentation des Projektes.

ANCO Spanndecken!Ernst Hermann Schmidt e.K. · www.baederschmidt.de

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