Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht über das Studium an der
Sussex University
2010/2011
Name Warner
Vorname Greta Johanna
Studienfach Psychologie
Gastuniversität University of Sussex
Gastland Großbritannien
Aufenthaltsdauer (Monat/Jahr – Monat/Jahr)
09 /2010 – 03 /2011
Einverständniserklärung Ich bin damit einverstanden, dass mein Erfahrungsbericht auf den Internetseiten des Akademischen Auslandsamtes veröffentlicht bzw. an interessierte Studierende weitergeleitet wird. X ja
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I. Einführung
Von Mitte September 2010 bis Mitte März 2011 hatte ich das Glück an der Universität Sussex in
Großbritannien studieren zu dürfen. Nicht nur war mein Auslandsaufenthalt eine der aufregendsten
Zeiten meines bisherigen Lebens, sondern auch eine sehr prägende und bildende Erfahrung. Besonders
fasziniert haben mich die feinen Unterschiede zwischen der deutschen und englischen Kultur. Das
englische Bildungssystem war eine Überraschung für mich, genauso wie das Leben und die Traditionen
der Engländer. Insbesondere aber hat mich die Stadt Brighton, in der ich sechs Monate gelebt habe, in
ihren Bann gezogen. Hier treffen Offenheit und Toleranz auf Lebenslust und Kreativität. Brighton hat mir
die Freiheit gegeben so zu sein wie ich bin ohne mich unwohl fühlen zu müssen. Hinzukommt, dass der
Campus und die Studierendenbetreuung der Universität Sussex äußerst freundlich und zuvorkommend
ist. In all der Zeit habe ich mich nie geschämt eine Frage zu stellen oder jemanden um Hilfe zu bitten.
Nicht umsonst wurde die Sussex Universität als achtbeste Universität in England eingestuft. Ich kann
jedem empfehlen an der Universität Sussex zu studieren. Es war eine unvergessliche Zeit!
II. Vorbereitung des Auslandaufenthaltes
Durch eine Erasmus-Informationsveranstaltung für Psychologie- Studenten hatte ich erfahren, dass die
Universität Potsdam einen Austausch mit der Universität Sussex anbietet. Es wurde darüber informiert,
dass im Gegensatz zu anderen Erasmus-Austauschplätzen, der Austausch an der Universität Sussex an
ein Praktikum gekoppelt ist und direkt durch Prof Dr. Krahé vergeben wird. Also reichte ich meine
Bewerbung zusammen mit meinem Lebenslauf und einem Überblick meiner Studienleistungen bei Frau
Dr. Krahé ein. Nachdem ich wenige Monate freudig erfuhr, dass ich den Austauschplatz bekomme, kam
auch schon wenige Wochen später ein Packen Postsendungen der Universität Sussex für mich an.
Darunter befanden sich ein Formular zur Bestätigung des Austauschplatzes, ein Formular zur Wahl
meiner Unterkunft in Brighton und ein Formular, welches persönliche Angaben als auch eine
vorübergehende Kurswahl verlangte. Austauschstudenten sollten sich durch letzteres nicht abschrecken
lassen, da Kurse noch zu Beginn des Auslandsaufenthaltes innerhalb zwei Wochen geändert werden
können. Außerdem wird von der Universität Sussex ein Englischnachweis gefordert. Nach Absprache mit
den Koordinatoren von Sussex, erfuhr ich, dass auch eine schriftliche Bestätigung meiner ausreichenden
Englischkenntnisse durch meinen Koordinator genügt.
Neben den auszufüllenden Formularen, schickte mir die Universität Sussex nach und nach
Informationsbroschüren und Blätter. Darunter befanden sich Informationen zu den monatlich
geschätzten Lebenskosten, Anfahrt der Universität, Veranstaltungen der Einführungswoche, sowie
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sonstige wichtige Information zur Universität, Studienbetreuung und studentischen Freizeitaktivitäten.
Falls Fragen trotzdem noch aufkommen sollten, ist es immer gut sich an die hilfsbereiten
Auslandskoordinatoren zu wenden.
III. Studium an der Gastuniversität
Das Psychologie-Studium an der Universität Sussex ist selbstverständlich in Bachelor- und Master-
Studiengänge eingeteilt. In meinen zwei Semestern habe ich ausschließlich Seminare aus dem dritten
Bachelor-Jahr belegt und war mit dieser Wahl sehr zufrieden. Lehrveranstaltungen, die im Abschlussjahr
des Bachelors angeboten werden, fokussieren sich in der Regel auf ein sehr spezifisches Themenfeld.
Dadurch konnte ich in sehr kurzer Zeit unheimlich viel und detailliert Wissen in einem mir unbekannten
Feld der Psychologie sammeln.
Die Dozenten erwarten von ihren Studenten, dass sie sich fortwährend über das kommende
Seminarthema belesen. Dazu werden Literaturvorschläge in einem sogenannten „course book“
angegeben, welches für jedes Seminar vom Dozenten verfasst wird. Neben der vorgeschlagenen
Literatur wird oftmals auch erwartet, dass der Student sich eigenständig und aus anderen Quellen über
die Themen informiert. In den meisten Seminaren wird ein Referat und ein Essay oder Klausur zur
Leistungsbewertung herangezogen.
Das Studienklima ist freundlich und offen. Meine Professoren waren immer für Kritik offen und sorgten
dafür, dass die Studenten untereinander einen kooperierenden und toleranten Umgang pflegten.
Gruppenarbeit und Gruppendiskussionen sind sehr üblich. Außerdem sind Dozenten und
Verwaltungspersonal höflich und bemüht auch wenn es um Fragen geht, die nicht in ihren
Zuständigkeitsbereich gehört. Wann immer ich ein Problem hatte, wurde mir schnell und effektiv
geholfen.
Überall auf dem Campus gibt es Computer-Pools, die mit Scannern und Kopierern ausgestattet sind.
Einige Computer-Clusters sind sogar 24 Stunden geöffnet, sodass theoretisch in der Nacht studiert
werden kann. Auch die Bibliothek ist rund um die Uhr innerhalb der Woche geöffnet. Nur am
Wochenende bleiben die Türen ab halb 8 abends geschlossen.
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IV. Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Mit Hilfe der Universität Sussex, die kontinuierlich Veranstaltungen für Austauschstudenten
organisierte, habe ich in meiner Zeit in Brighton sehr viele Leute aus der ganzen Welt kennen gelernt.
Besonders die Einführungswoche sorgte dafür, dass ich schon in den ersten Tagen auf interessante und
lebenslustige Menschen traf. Über das Semester hinweg werden außerdem kleine Ein-Tages-Trips zu
spannenden Ausflugszielen durch die Uni angeboten. Somit konnte ich nicht nur mehr von England
sehen, aber auch immer wieder auf neue Menschen treffen. Da englische Studenten sehr lustig,
weltoffen und freundlich sind, war es nicht schwer auch unter einheimischen Studenten Freunde zu
finden. Einige liebenswürdige Engländer halfen mir tatkräftig meine Sprache, meine Präsentation oder
meine Essays zu verbessern.
V. Sprachkompetenz vor- und nach dem Auslandsaufenthalt
Mein Englisch hat sich innerhalb der sechs Monate Auslandsaufenthalt enorm verbessert. Insbesondere
meine englischen Mitbewohner haben mir immer wieder versichert wie viel besser ich im Vergleich zu
meinen ersten Monaten in Brighton geworden bin. Am Anfang hatte ich vor allem Probleme mit
meinem Englischverständnis. Schnell hatte ich mich aber dann an den Akzent und die Intonation des
britischen Englisch gewöhnt und ich konnte sogar meinen murmelnden Mitbewohner verstehen. Mein
Englisch ist flüssiger geworden und mein aktiver Wortschatz ist enorm gewachsen. Dabei haben mir vor
allem die alltäglichen Gespräche mit meinen englischen Mitbewohnern und ausländischen Freunden
geholfen. Der Besuch eines Intensive Englisch Course war außerdem hilfreich um meine Grammatik
aufzufrischen und häufig vorkommende Fehler zu identifizieren.
VI. Wohn- und Lebenssituation
Wer an der Universität Sussex nur für das Herbst- und Frühlingssemester studiert, hat keinen Anspruch
auf einen Studentenwohnheimplatz, sondern nur ein Recht auf eine Gastfamilie. Ich entschied mich
gegen eine Gastfamilie und für das Suchen einer Unterkunft in eigener Verantwortung. Fündig
geworden bin ich im Internet, indem ich mich auf mehrere vielversprechende Anzeigen meldete. Die
Wohnungssuche per Internet war beschwerlich, da viele Vermieter einen 1-Jahres-Vertrag verlangten
oder zumindest ein persönliches Treffen voraussetzten. In den letzten Wochen vor meiner Abreise nach
England hatte ich jedoch Glück. Drei englische Freunde aus Nottingham, die in einem gemeinsamen
Haus in Brighton wohnten, entschieden sich mir eine Chance zu geben. Zurückblickend war das Leben
mit meinen englischen Mitbewohnern wohl das chaotischste Wohnerlebnis meines bisherigen Lebens.
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Da meine Mitbewohner aber liebenswürdige Menschen waren, fühlte ich mich in unserem
Chaoshaushalt wohl.
Die Lebenshaltungskosten in England liegen deutlich über dem deutschen Standard. Die Miete und das
Essen waren enorm teurer, aber auch alles andere kostete oft mehr als in Deutschland. Ich brauchte
mindestens 800 Pounds pro Monat zum Leben. Um sich in Brighton fortzubewegen, kann man sich 1-
Monat-Tickets für circa 30 Pfund (wahlweise auch 3-Monat-Tickets für 100 Pfund) bei der Brighton und
Hove Busgesellschaft besorgen. Mit der konkurrierenden und billigeren Busgesellschaft Lemon Bus kann
man vom Zentrum der Stadt bis zur Universität fahren. Die Buslinien des Lemon Bus sind jedoch stark
begrenzt und führen nicht in alle Teile von Brighton und Hove. Eine Besonderheit des Lemon Bus ist,
dass er die Umwelt schont indem er mit altem Küchenöl angetrieben wird. Da ich nur sechs Monate in
England war, entschied ich mich auf Anraten der Sussex University kein englisches Bankkonto zu
eröffnen. Meine Bank in Deutschland hatte ein sehr gutes Auslandspaket, welches mir erlaubte überall
in der Welt kostenlos Geld abzuheben.
Wer in Brighton wohnt, der wird keine Probleme haben Freizeitangebote zu finden. Die Universität
Sussex bietet sehr viele Kurse von Schauspielen, Pole Dancing bis hin zu Kickboxing an und verfügt auch
über ein eigenes Fitnessstudio, das gegen eine Mitgliedsgebühr jeder Zeit genutzt werden kann. Die
Stadt Brighton ist außerdem eine sehr lebendige Stadt, in der immer etwas los ist, ob es nun um
Töpfern, kulturelle Angebote oder Nachtclubs geht.
VII. Rückblick
Leider ging meine Zeit im Ausland viel zu schnell vorbei, daher rate ich jedem Austauschstudenten so
viel wie möglich aus seiner Zeit im Ausland zu machen. Neben dem Studieren, sollte man auf jeden Fall
Brighton erkunden und versuchen so viele Menschen wie möglich kennen zu lernen. Besonders gefallen
hat es mir auch in entferntere Städte zu reisen und Neues zu sehen. Von Brighton braucht es nur eine
Stunde Zugfahrt bis zur Metropole London und etwa zwei Stunden zu den geschichtsträchtigen und sehr
schönen Universitätsstädten Oxford und Cambridge. Auch Lewes, Chichester und Arundel sind sehr
nahegelegene Städte, die mir in guter Erinnerung geblieben sind.
Abschließend lässt sich nur sagen: Genießt die Zeit und macht das Beste draus und viel Spaß!