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AnlässlicheinesbundesweitenAktionstagesder NPD zum Gipfeltreffen der G8 bautenam19.Mai43NeonazisausmehrerenStäd-tenOstbrandenburgsnacheinanderzweiIn-foständeinFrankfurt(Oder)undEisenhüt-tenstadtauf.Der fürdieRegionzuständigeKreisverband Oderland der Partei nutztedenTaginderNachbereitungzumAbfeiernseiner derzeitigen Mitglieder- undAusbrei-tungsbemühungen im Vorfeld der Bran-denburger Kommunalwahlen Ende 2008.

SoverfügtdieParteimitdermitderDurchführung des Infostands ein-hergehenden Gründung des „NPD-StützpunktesEisenhüttenstadt“mitt-lerweile über fünf Kreisverbände,zehn Ortsverbände und drei NPD-Stützpunkte. Das beabsichtigte Bildeiner in Brandenburg rasant anAk-tivität gewinnenden NPD muss je-dochkritischhinterfragtwerden.DieInfostände in Frankfurt (Oder) undEisenhüttenstadt können jedenfallskaum als Beweis für eine stärkereVerankerung der neonazistischenParteivorOrtherhalten.Zwargelanges,über40NeonaziszudenStändenzu mobilisieren. Aus den Städtenselbst kamen jedoch nur eine reich-

licheHandvollPersonen.Vielmehrentpupptesich derAktionstag als kaum beachteterWan-derzirkus langjährig aktiver NPDler aus di-versen Städten Brandenburgs. Mit dabei derLandesvorsitzende Klaus Beier aus Reichen-walde,dieimLandesvorstandsitzendeManuelaKokottausStorkow,derKreistagsabgeordneteausOder-Spree,LarsBeyer,derFürstenwalderNPDlerFrankOdoynebstdiversemAnhangundderEisenhüttenstädterJanWeiß.OffenbarzumSchutz der Infostände waren leicht verspätetnoch 15 Neonazis der 2006 scheinaufgelöstenNeonazikameradschaft „Lausitzer Front Gu-

ben“(LFG)perBahnangereist.AmFrankfurterInfostandließensichüberdenTagdannauchnur8Einheimischeblicken.DarunterRolandWeiß,der aus Berlin zurückgekehrteAndré Werner,Mario Schreiber, Martin Kreusch und BjörnSielaff.DerunterantifaschistischemProtestundenormerPolizeipräsenzkomplettausbleibendeBesuchvonBürgerInnenamInfostandderNPDließihnletztenendesnahtlosindiebisheräußerstmagereBilanzderAktivitätendesFrankfurterOrtsverbandeseinordnen.Solassensichindenvier Monaten seit seiner Reaktivierung ledig-lichnächtlicheFlugblatt-Verteilaktionenindie

Briefkästen der NeubaugebieteNeuberesinchen und Süd feststel-len. Öffentliche Wahrnehmung– Fehlanzeige. Geändert hat sichmit demneuenOrtsverbanddem-nachkaumetwas.ÄhnlichesistinEisenhüttenstadt zu erwarten. ImAuge muss jedoch weiterhin diezunehmende Unterstützung derNPDdurchfreieKameradschaftenbehalten werden, durch die sichnun auch die “Lausitzer FrontGuben” (LFG) hervortut. BereitsbeimerstenNPD-Stand inFrank-furt (Oder) im April 2006 warenAktivisten der LFG angereist.Die Neonazikameradschaft hattesich aus Angst vor einem Verbot

NPDbleibthinterErwartungenzurück

outputrechercheInformationsblatt zur Braunzone in der Region Frankfurt (Oder)

#3 Herbst 2007

rechercheoutput #3RolandWeiß(Bildmitte),MartinKreusch,BjörnSielaff,RobertNoakundweitereFrankfurterNPD-SympathisantenbeimNPD-Standam19.Mai2007.

EditorialHerzlichWillkommen.NachdemsechsMonatevergangensindundwirnundenSommerhinterunsgelassenhaben,könnenwireuchnundieaktuelleAusgabepräsentieren.IndiesemHeftinformierenwirüberdieaktuellenAktivitätendesNPD-OrtsbereichsFrankfurt(Oder)unddenInfostandderParteivom19.MaiinunsererStadt.DemTreibenderrechtenFCV-UltraswidmenwireinenkurzenFortsetzungs-artikel,dasichbisherkeinepositiveEntwicklungihrerAktivitätenabzeichnet.AußerdemwerdenwirineinerneuenRubrikjeweilseinenNeonaziderRegionporträtieren.DokumentierterechtsextremeÜbergriffeseitderletztenAusgabewerdenwieimmerineinerChronologieaufgeführt.DawirschonaufdiebeidenvorherigenAusgabendesRechercheOutputssehrvielResonanzbekommenhattenundwirunsnatürlichauchfürdieseAusgabesehrvielRückmeldungeneurerseitserhoffen,möchtenwireuchandieserStellenochmalsunsereKon-taktadressenahelegen:[email protected]önntihrauchgernenutzenwennihrSorgenoderBeobachtungenineurerNachbarschaftmacht,vondenenihrmeint,siekönnteninZusammenhangmitdenwiederstärkerauftretendenRechtsextremisteninFrankfurt(Oder)stehen.

EureantifaschistischeRecherchegruppeFrankfurt(Oder)

offiziell für aufgelöst erklärt ohne jedoch ihre Aktivitäten einzuschränken. Nach wiederhol-tenTeilnahmenderGubeneranVeranstaltungenund Demonstrationen der NPD/JN scheint esinzwischen ein offenes Geheimnis, dass dieLFGihreAktivitätenunterdemDachderBran-denburger Jungen Nationaldemokraten (JN)fortsetzen wird. Für die derzeit in Brandenburgabsolut bedeutungslose JN stellt das Kamerad-schaftssterben imLanddieChancedar.Und somüht sichder jungeSebastianSeidelausForst,derdemderzeiteinzigenBrandenburgerJN-Ver-

bandvorsteht, redlichumdieAnwerbungfreierNationalisten. Zumindest in der Lausitz scheinter damit inzwischen recht erfolgreich zu sein.1Anfang Juni verkündete er nach einem „Inte-ressententreff“ den Eintritt von 16 Personen indieJN.VielleichtbekommtdieNPDsozukünf-tigauchwieder inGubeneinenFuß indieTür.Eine Bildübersicht aller Teilnehmer des NPD-Standes findet ihr unter http://de.indymedia.org/2007/07/187583.shtml.

DurcheineausführlicheDokumentationihrerAktivitätenimRechercheOutput#1sahensichdieUltrasdesFrankfurterFußballverbandsli-gistenFFCViktoria ´91offenbarstarkunterDruck gesetzt.Als Konsequenz distanziertensichdie„Problemfans“sogarvonihrenTatenund entschuldigten sich. Ein rein taktischesVorgehen, wie sich schnell zeigte. Denn ihrerealen Aktivitäten untermauern die Gewalt-bereitschaft und neonazistische Ideologie derGruppe.

Es war erstaunlich, was für eine Lawine sichentwickelte, als wir vor knapp einem Jahr dasSteinchenRechercheOutputinsRollenbrachten.Auf vier Seiten dokumentierten wir ausführlichunsere Recherchen über die „FCV- Ultras“ undbelegten damit den Antisemitismus, Nationa-lismus und die Gewaltbereitschaft der Grup-pe. Die Publikation wurde durchgängig positivaufgenommenund war innerhalbkürzesterZeitvergriffen. Eine Vielzahl von Artikeln in derMärkischen Oderzeitung und anderen Regio-nalzeitungen stützten sich auf unsere Analyse.Erfreulicherweise nimmt die Presse das Thema

seitdemernst.Selbst derbrandenburgischeVer-fassungsschutz lehntesichunterderÜberschrift„Neonazistische Szene Frankfurt (Oder) unddie Verflechtung mit Hooligans“ in seinem Be-richt 2006 stark an unsere Veröffentlichung an.Die Offenlegung ihrer Gesinnung und Aktivi-täten verlangte nach Reaktionen von Verein,Stadt und Polizei. Um zu retten was zu rettenwar,veröffentlichtendieUltrasnurwenigeWo-chenspäter2eineStellungnahmeunterderÜber-schrift „Wir sind keine Nazi-Hools!!!“, die siemitBitteumVeröffentlichungauchandiePresseweitergaben.Daringabensiezu,nichtnäherbe-nannte „untragbareFehlerbegangen“zuhaben,undgaben an, sich „bei allenGeschädigten da-fürentschuldigen“zuwollen.Zudemhabeman„begriffen, dass Veränderungen innerhalb derGruppe erforderlich sind und diese umgesetztwerden müssen.“ Leider war nicht Reflexion überdieGesinnungunddarausresultierendeEin-sicht,sondernvieleheräußererDruckausschlag-gebendfürdieseZeilen.Vorallemdasbelastete„Verhältnis zur eigenen Familie“, „zu jewei-ligenArbeitgebernbzw.Lehrkräften“und„zumVerein“ wäre ihr Antrieb. In welche Richtungdie erwähnten Änderungsbemühungen gehensollten,verrietensieimletztenSatz:„FußballistFußballundPolitikbleibtPolitik!!!“.WennalsoüberhaupteineÄnderungzuerwartenwar,dann

bestehe sie darin, beideszu trennen, und nichtetwa auf Hooliganis-mus und Nationalismuszu verzichten. Eine soabrupte Wendung wäreauch kaum glaubwür-dig gewesen. Noch am28.Oktober war der Ul-tra-AnhangdesFFCVik-toria beimAuswärtsspielin Brandenburg u.a. mitdem Satz „Zug, Zug,Zug,ZugEisenbahn,werwill mit nachAuschwitzfahren“ zitiert worden.3Dass das Schreibenkeinen Bruch mit ihrer

RechteFrankfurterUltrasaktivwienie

VermummungundHitlergruß:FCV-UltrasaufdemWegzumAuswärtsspiel

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C h r o n o l o g i e 12.03.2007AmAbenddes12.Märzwurdegegen19UhraufdemBrunnenplatzeiniranischerStudentvonvierMännern angepöbelt und beleidigt. Ein 42-jäh-rigerTatverdächtigerrief„Ausländerraus!”undversuchte weitere Passanten unter AndrohungvonGewaltdazuzunötigen,indieParolenmiteinzustimmen.NachdemVorfallzogderTatver-dächtigegemeinsammitseinenBegleiternweiterdurchdieStadtundskandierte„Siegheil!”und„Ausländer raus!”. Die Polizei ermittelt wegenVolksverhetzungundversuchterNötigung.Quelle:MOZ

04.05.2007InderNachtvom04.aufden05.MaikamesaufdemVorhofdesStudentenInnenclubsGrottezueinem Übergriff eines stadtbekannten Neona-zis undAnhängers der FCV-Hooliganszene aufeinen alternativen jungen Mann. DerAngreiferschikanierteseinOpferbereitsindenRäumlich-keiten der Grotte.Als der Betroffene diese da-raufhinverließ,wurdeervondemNaziverfolgtundimEingangsbereichdesStudentenclubsnie-dergeschlagen.AmBodenliegendtratderTätermehrmalsaufseinOpferein.DerAngegriffeneerlitt Verletzungen im Gesicht und im BereichderHändeundArme.Quelle:Betroffener

17.05.2007Eine Gruppe von 30 Jugendlichen wurde am17.Mai gegen 19 Uhr an der Oderpromenadevon acht Personen angegriffen. Unter den An-greifernbefanden sichmindestensdrei stadtbe-kannteNeonazis.DieachtMännerstandenuntererheblichen Alkoholeinfluss. Sie bepöbelten die Jugendlichen, schmissen mit Glasflaschen nach ihnenundschlugenzweiPersonennieder.EinerPersonwurdeeinFingergebrochen.BeideOpfererlittenmehrereSchürfwundenundHämatome.SiemusstenimKrankenhausbehandeltwerden.DiePolizeiermitteltwegengefährlicherKörper-verletzung.Quelle:Betroffene

09.06.2007Am09.Juni fanddasVerbandsliga-Fußballspielzwischen dem EFC Stahl Eisenhüttenstadt unddemFrankfurterFCViktoria´91statt.BereitsimVorfelddesSpielskamesaufdemHauptbahnhofFrankfurt (Oder) zu einer Identitätsfeststellungder79Fußballfans,welchezumgrößtenTeilausdemHooligan-SpektrumdesFrankfurterFußballClubViktoria ‘91e.V.stammten. ImAnschlussderMaßnahmebegleitetediePolizeidieVikto-ria-Fans bis zum Stadion in Eisenhüttenstadt.

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rechten Gesinnung markiert, sondern einerein strategische Handlung war, ließ sichdann auch schnell aufzeigen. Bereits am Neu-jahrstag verfolgten die drei FCV-Ultras SvenFreimuth, Marcus Polenske und ChristophSchöfisch grundlos einen augenscheinlich al-ternativen Jugendlichen von der Straßenbahn-haltestelle Zentrum aus. Als dieser ein Hausbetrat verfolgte ihn Sven Freimuth, attackierteihn und versuchte ihn zu fotografieren. Exem- plarisch waren auch die Geschehnisse am Ran-dedesalljährlichenStadtfestes“BunterHering”am6.7.2007.OffenbaraufderSuchenachlinkenFestbesucherInnen streiften mehrere Kleingrup-pen neonazistischer Jugendlicher und FCV-Ul-trasausschauhaltenddurchdieMenge.Alssieeinpaar alternative Jugendliche ausgemacht hatten,wurdendieseverfolgt,umringtundmitSprüchenwie:”DasinddieKommunisten!AdolfistanderMacht!”angepöbelt.Dabeiwurdeu.a. auchderHitlergruß gezeigt. Kurz darauf warfen sie mitFlaschen nachden Jugendlichenund traktiertensiemitFußtrittenundFaustschlägen.DurchdieAngriffe wurden einigePersonen leicht verletzt.AuchimweiterenVerlaufdes Abends konnte dergleiche 30-köpfige Per-sonenkreisweiteragierenund versuchte Gäste ab-zufotografieren. Erst das Einschreiten der Polizeiberuhigte die Situation.4 Solche Angriffe werdengern als Einzeltaten ab-getan, in denen Leuteoft unter Alkoholeinfluß situativ bedingt über-reagieren. Gewalt undNationalismus sind je-doch konstitutive Ele-

mentedessen,wasdieGruppenkonstruktionderFCV-Ultras ausmacht. So verbreitet die GruppeseitdemFrühjahrAufkleber,aufdenendasVer-einssymboldesFCVorwärtsmitdemTotenkopfderSS-Totenkopfverbändekombiniertist.(Bild)Auch das von derWhite-Power-Bewegung ver-wendete stilisierte Keltenkreuz, welches für die„Überlegenheit der weißen, nordischen Rasse“steht, findet sich immer wieder im Zusammen-hangmitdenrechtenUltras.InderaktuellenAus-

gabe des Fußballfanzine„Blickfang Ost“ Nr.7, indemsichdieGruppeaufzwei Seiten präsentiert,tritt das Keltenkreuz anzentraler Stelle zutage.Eine Aufnahme zeigtSvenFreimuthinKampf-pose am Stadion derFreundschaftinFrankfurt(Oder)nebenderSprühe-rei „FCV-Zone“, die umein großes Keltenkreuzerweitert ist. Auch ananderen Orten der Stadtwurde so gesprüht. Einrauer Tonfall gegenübercouragierten Antifaschi-stInnen ist dann nur fol-

gerichtig.ImFanforumderGruppeheißtes:„DasgichegiltfürunsrenFreundFrankHammervonderlinksradikalenPDSundandiesogenannte„Anti-faFF/O“[...]EureGalgensindschongezimmertNimmteuchinacht“(AlleFehlerimOriginal).5Es ist zu konstatieren, dass sich weder Ge-waltbereitschaft noch ideologische Aus-richtung der FCV-Ultras gemäßigt ha-ben. Trotz des rechtsextremen Stigmas istes den Ultras gelungen, ihren harten Kern per-sonellzufestigen.NacheigenenAngabenbesit-zen sie mittlerweile ein Mobilisierungspotentialvon bis zu 110 Leuten,6 wenn auch teilweise

links:zuhundertenverklebterAufkleberderrechtenUltras/rechts:SvenFreimuth,einezentraleFigurdesgewalttätigenFFC-Anhangs

Gewaltbereite FCV-Ultras: Christoph Schöfisch (links, hier auf einer Neonazide-monstrationam21.10.2006inBerlin)undMarcusPolenske(rechts).

kameszueinerAuseinandersetzung,beidereinPolizeibeamtermiteinerFlascheangegriffenundamKopfverletztwurde.Der26-jährigeTäterausFrankfurt (Oder) wurde festgenommen und amdarauf folgenden Tag Haftbefehl erlassen. ImLaufe des Tages wurden insgesamt 17 weiterePersonenausdemFrankfurter„Fanblock“inGe-wahrsam genommen. Ein Strafverfahren wurdewegenVolksverhetzungeingeleitet.Quelle:OderlandSpiegel/MOZ

23.06.2007In den frühen Morgenstunden kam es in derInnenstadt zu einer Verfolgungsjagd von FCV-Hooligans auf einen Antifaschisten. Die zehnNeonazis,welchesichzunächstamMcDonaldsaufhielten,entdecktendenjungenMann,alsdie-seraufdemWegzurBushaltestellewar.Siebrülltenihmnach“Duläufsthierganzalleineanunsvorbei,wenndasnichtmalschiefgeht!”,“Zecke,wirkriegendich!”und“Dusolltestauf-passen!”.FünfderHooligansvermummtensichund verfolgten den jungen Mann. Glücklicher-weisekonntederBetroffenedieVerfolgerabhän-genundentgingsomiteinemmöglichenAngriff.Quelle:Betroffener

24.07.2007Eine Gruppe von zehn Jugendlichen, daruntermehrere Hooligans aus dem Umfeld des FFCViktoria ‘91 e.V., randalierten während einerPartyam24.JuniindenRäumlichkeitendesStu-dentInnenclubsGrotte.DabeientstandeinSach-schaden in Höhe von 500 Euro. Die alarmiertePolizei führte zunächst einige der RandalierermitHandschellenab,ließsienacheinerPersona-lienfeststellungundderDurchführungeinesAl-koholtestsjedochwiederfrei.SelbstalseinerderNeonazis auch während der Polizeimaßnahmeweiterhin BesucherInnen der Grotte anpöbelteunddenHitlergrußzeigte,tatendiePolizeibeam-tInnendiesmiteinereinfachenVerwarnungab.Quelle:Betroffene

09.08.2007Auf einem Zeltplatz am Helenesee kam es am09.August am frühenAbend zu einem EinsatzderPolizei.EineGruppevonzehnJugendlichenhissten an ihrem Lagerplatz eine Reichskriegs-flagge. Außerdem fanden die Einsatzkräfte ins-gesamt42CDs,welcheMusikmitvolksverhet-zendem Charakter enthielten. Die JugendlichenwurdenvomGrundstückdesHeleneseesverwie-sen.EbenfallswurdeihneneinPlatzverweisfürdie Stadt Frankfurt (Oder) ausgesprochen. DiePolizei ermitteltwegenVerwendensvonKenn-zeichenverfassungswidrigerOrganisationen.Quelle:Internetwache.de

Mit diesem Recherche Output eröffnen wireineneueRubrik,inderwirEuchinunregel-mäßigenAbständenNeonazisausFrankfurt(Oder)vorstellenwollen.WirbeginnendieseReiheheutemitAndréWerner. Der 1978 in Frankfurt (Oder) geboreneAndréWerner ist schon seit Mitte der 90er Jahre inderNeonaziszeneaktiv.ErgehörtegemeinsammitseinemengenFreundundNPD-Bundesvor-standsmitglied Jörg Hähnel zu den Führungs-personenderNeonaziszeneinFrank-furt(Oder).Gemeinsamorganisiertensie Busse zu Neonazi-Aufmärschenoder traten bei Veranstaltungen inErscheinung. Nach außen gab sichAndré Werner als politischer Soldatund Saubermann. Tatsächlich war erjedocheinerderKöpfedermilitantenAnti-Antifa. In diesem Zusammen-hangverübteStraftatenführtenEndeder 90er zu einem Gefängnisaufent-halt.WernerhattesichzuvorimMärz1998 maßgeblich an einem Angriffauf einenAntifaschisten beteiligt. ErhatteihmaufoffenerStraßeeineGas-pistoleandenKopfgehaltenundihngezwungen, sich für eine „Feindkar-tei“ fotografieren zu lassen, um sich

sodann mit den Worten „Viele Grüße von derAnti-Antifa“ zu verabschieden. Bei der an-schließenden Durchsuchung seiner Wohnungwurden u.a. Papiere gefunden, die darauf hin-deuteten,dassTeilederFrankfurterNeonazisze-neschonlängerdenAufbauvonTerrorgruppenversuchten.Sofandsichu.a.einPapiermitderAbbildung eines Sturmgewehrs auf einem Ha-kenkreuzunddenParolen„Klagtnichtan-rich-tet!“und„DasWorttrittindenHintergrund,esentscheidet die Tat!“. In einem weiteren Flug-blatthießes„Wirsindwiederda/SA/unddaranmüsst ihrEuchgewöhnen.“Unterzeichnetwar

dasPapiermit„1.SA-SturmFrankfurta.d.OderHorst Wessel“. Den Aufenthalt im GefängnisnutzteWernerzurAgitationandererStrafgefan-gener,sodasserschließlichvomJugendvollzugin den Männervollzug verlegt werden musste.Nach der Entlassung aus dem Gefängnis gingWerner nach Berlin, um in der dortigen Ne-onaziszene - gemeinsam mit seinem FreundJörg Hähnel - Fuß zu fassen. In Berlin warWerner hauptsächlich im Osten, überwiegendinPankowaktiv.Erbewegtesichdort imUm-feld von NPD, VNNO (Vereinte NationalistenNord-Ost), Kameradschaft Tor (Verbot durch

denBerlinerInnensenatoram6.März2005), BASO (Berliner AlternativeSüd-Ost, ebenfalls verboten am 6.März 2005) und MHS (Kamerad-schaft Märkischer Heimatschutz).Seit einigen Monaten lebt AndréWerner wieder in Frankfurt (Oder),gemeinsammitseinerLebensgefährtinunddreiKindern.SeinenpolitischenAktivitätentatderWegzugausBerlinkeinen Abbruch. So konnte Wernernun u.a. bei öffentlichen AktionendesNPD-KreisverbandesOderlandinFrankfurt (Oder) (Demonstration am27.01.2007,Infostandam19.05.2007)beobachtet werden. So wird auch inZukunftAndréWernerdesöfteren imRecherche Output Erwähnung finden.

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erweitert durch angereiste Unterstützer. AuchdieKontaktezuFangruppeninanderenStädtenkonnten gefestigt werden. So besteht regelmä-ßigerAustauschmitdem„Wuhlesyndikat“vonUnion Berlin und dem „Inferno Cottbus“ vonEnergieCottbus.BeidesFangruppen,diezumin-destalsrechtsoffenbezeichnetwerdenkönnen.AlsReaktionaufdieBerichterstattungüberdierechtenUltrasund ihreandauerndenGewaltta-ten vor allembeiAuswärtsspielen, hat die Po-lizei ihre Präsenz im Umfeld der Spiele deut-lich erhöht und legt ein deutlich repressiveresKonzept an Spieltagen an den Tag. StändigeBegleitung, die Durchsetzung von Alkohol-verbotenundderErlassvonAufenthaltsverbo-ten nach Spielen im Frankfurter StadtzentrumkennzeichendieseStrategie.NichtseltentreffendieFCVlerimStadionaufmehrBeamtealssieselbst Personen zählen. So kritisch diese stän-

dige Kontrolle auch zu betrachten ist, hat siedochzurFolge,dassdieGefahranWochenen-denaufderFahrtmitdemZugoder anBahn-steigenaufgrundvonHautfarbe,Herkunftoderpolitischer Überzeugung Opfer eines Angriffsdurchsiezuwerden,deutlichsinkt.Zudemwirdihnen so definitiv der Spaß an der Randale ge-nommen,derfüreinenGroßteilderGruppeMo-tivation für die Wochenendausflüge sein dürfte. DiePolizeialleinwirddasProblemeinesextremrechtenFananhangsjedochnichtlösenkönnen.Gefragt ist ein Zusammenspiel des gesamtenUmfeldes der Gruppe, in Familie, Verein, Ar-beit und Freundeskreis, die ihnen die Grenzenaufzeigen.SobetrachtenwiresalserfreulichesBeispiel, dass Sven Freimuth nach einer In-formation seines Arbeitgebers über Freimuthsausserbetriebliche Aktivitäten und sein anhal-tendes Fehlverhalten seine Ausbildung verlor.

DennfürnationalistischeAgitationundGewalt-tätigkeit darf es keine Duldung geben. In derVerantwortung bleiben auch weiterhin VereinundStadt,diesichdieAufgabegegenseitigzu-zuschiebenscheinen.DasProblemseierkannt,man habe aber keinen Einfluss auf das Treiben der FCV-Ultras. Dabei hätte die Stadt als Be-sitzerdesStadions-unddamitdesHausrechts- durchaus die Möglichkeit, über die Stadion-ordnung Druck auszuüben oder gar Stadion-verbotezuverhängen.Kritikwürdigbleibtauchdie Auffassung des Vereins, die FCV- Anhän-ger seien ja gar keine Fans ihres Vereins, desFFC Viktoria 91, und sie damit aus der Pflicht. Vielleichtbietendieüberden lokalenAktions-plan der Stadt zurVerfügung stehenden Mitteldem Verein eine Möglichkeit der Intervention.

Werwarnochmal...?

Neonazisuntersich-MaryEhrenbergundAndréWerner(rechts)amRandeeinesNPD-Standesam19.Mai2007inFrankfurt(Oder).

Das recherche output erscheint unregelmäßig als Infor-

mationsblatt der Antifa Recherchegruppe Frankfurt

(Oder). Die Verbreitung und der Nachdruck des Blattes

ist ausdrücklich erwünscht. Das recherche output ist über

die Mailadresse [email protected] zu erreichen.

Informationen, Anfragen und Anregungen sind sehr

willkommen.

Quellennachweis

1)InternetauftrittderJN-Spreewaldam02.06.2007 2)Stellungnahmevom05.12.2006imUltraboard 3)Tagesspiegelvom09.12.2006 4)http://de.indymedia.org/2007/07/187593.shtml 5)EINSTEIN&KIRAam03.05.2007imUltraboard 6)BLICKFANGOSTAusgabeNr.7Saisonausgabe06/07

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