8/3/2019 Rechte Mitte extreme Rechte - #03
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RechRechte Mite Mittette extr extremeeme Rech Rechtete(A(Ausgabe Nusgabe Nr. 3, 1r. 3, 12. Mai 2011)2. Mai 2011)
http://anarchosyndikalismus.blogsport.de
Letztes Wochenende marschierten Anhnger_innen von Pro Kln auf
jedoch nicht ohne auf Widerstand zu stoen, wie das Bild sichtbar
macht. Gruppierungen wie die Pro-Parteien werden durch Mainstream-
Medien und -Expert_innen hug als "Rechtpopulisten" dargestellt.
"Rechtspopulismus" wird dabei hug als "weiche" Form der extremen
Rechten prsentiert - oder auch als Scharnier oder Grauzone zwischen
dem Rechts"extrem"ismus und der demokratischen "Mitte".Trotz einer
seit dem Jahrtausendwechsel gestiegenen medialen Aufmerksamkeitbezglich der extremen Rechten, trotz beinahe unzhliger Studien
zur Verankerung rechter Positionen in der Mitte und trotz Thilo
Sarrazin hlt sich das Gespenst des Rechtsextremismus - auch dank
der Verknpfung mit dem Extremismuskonstrukt - als Antithese zur
parlamentarischen Demokratie.
Die Grenzen sind jedoch nicht nur ieend oder grauzonig, sondern
wegen der berlappung vieler Themen lediglich durch das
Hinwegsehen der miteinander verschrnkten Diskurse ziehbar.Dennoch knnen Konzepte und Kategorien wie Rechtspopulismus
helfen, sich berblicke ber verschiedene Phnomene zu verschaen.
Denn es bleibt festzuhalten, dass es trotz der Gemeinsamkeiten
durchaus benennbare Unterschiede zwischen dem gibt, was
beispielsweise NPD und/oder lose organisierte Neonazis sagen und
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tun und dem, was Gruppierungen wie Die Freiheit, den Pro-Parteien
und sozialdemokratische Ex-Bundesbanker wollen und (strategisch)
propagieren. Wir wollen in dieser Ausgabe schwerpunktmig nicht
nur die extreme Rechten beleuchten, sondern uns auch mit der
rechten Mitte auseinandersetzen.
Zunchst zeigt Ulrich Peters anhand des aktuellen Buchs Deutschlands
Neue Rechte von Volker Wei auf, wie nah Sarrazin rechten
Vordenkern wie Spengler ist. Michael Lausberg empehlt sodann den
bereits 2008 und von Alexander Husler herausgegebenen
Sammelband Rechtspopulismus als "Brgerbewegung", der laut dem
Rezensenten auch im Frhjahr 2011 eine grundlegende Einfhrung
in die Entwicklung und Strategie der Brgerbewegung Pro Kln
darstellt. Fritz Burschel kritisiert den neuen Rechercheband Heile Welt von Astrid Geisler und Christoph Schultheis und fragt sich: Wozu
das alles ein weiteres Mal?. Schlielich empehlt Richard Gebhardt
den umfrangreichen Sammelband zu den Strategien der extremen
Rechten, der sowohl fr die Theorie und Praxis interessant sein drfte.
Abgesehen vom Schwerpunkt haben wir auch dieses Mal weitere
Bcher, die einen Blick wert sein sollten: Fritz Gde zeichnet in seiner
Rezension zu dem mit dem Bookers-Preis prmierten Roman Wlfe
eine Verbindungslinie zwischen dem Staatsmann Cromwell unter
Heinrich VIII. und einem Tony Blair des 21. Jahrhunderts. In ihrer
Besprechung Natrlichkeit aus feministischer Perspektive lobt die
Rezensentin Anja Gregor das Bndchen Geschlecht von Heinz-Jrgen
Vo als gelungene Einfhrung in den medizinisch-biologischen
Geschlechterdiskurs. Zudem oenbaren wir aus unserem reichhaltigen
Archiv in dieser Ausgabe passend zum Schwerpunkt den Sammelband
Analysen und Essays des 2006 verstorbenen Wissenschaftlers und
Aktivisten Alfred Schobert. Laut Rezensent Sebastian Friedrich sinddie Texte besonders lesenswert, weil Schobert Mitdenken bzw. -
handeln frdert und fordert und nicht einfach spricht, sondern zum
Sprechen auordert. Anlsslich der drohenden Beugehaft im
laufenden Buback-Prozess haben wir auerdem die Besprechung von
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http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/kontinuitaten-rechter-kulturpessimistenhttp://www.kritisch-lesen.de/2011/05/kontinuitaten-rechter-kulturpessimistenhttp://www.kritisch-lesen.de/2011/05/rechte-anwalte-des-%E2%80%9Evolkes%E2%80%9C/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/mit-redundanz-gegen-rechts/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/handreichungen-gegen-die-extreme-rechte/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/handreichungen-gegen-die-extreme-rechte/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/das-urbild-des-tony-blair/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/%E2%80%9Anaturlichkeit%E2%80%99-aus-feministischer-perspektive/http://www.kritisch-lesen.de/2010/04/analysen-und-essays/http://www.kritisch-lesen.de/2010/04/analysen-und-essays/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/%E2%80%9Anaturlichkeit%E2%80%99-aus-feministischer-perspektive/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/das-urbild-des-tony-blair/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/handreichungen-gegen-die-extreme-rechte/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/handreichungen-gegen-die-extreme-rechte/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/mit-redundanz-gegen-rechts/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/rechte-anwalte-des-%E2%80%9Evolkes%E2%80%9C/http://www.kritisch-lesen.de/2011/05/kontinuitaten-rechter-kulturpessimistenhttp://www.kritisch-lesen.de/2011/05/kontinuitaten-rechter-kulturpessimisten8/3/2019 Rechte Mitte extreme Rechte - #03
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Fritz Gde zu Der zweite Tod meines Vaters von Michael Buback
ausgesucht.
Abschlieend sei nochmals auf unseren Newsletter hingewiesen. Wer
immer rechtzeitig ber die neuesten Ausgaben per Mail informiertwerden will, sollte sich unbedingt mit Email-Adresse bei unserem
Newsletter anmelden (siehe Spalte rechts).
Viel Spa beim (kritischen) Lesen!
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http://www.kritisch-lesen.de/2009/02/der-zweite-tod-meines-vaters/http://www.kritisch-lesen.de/2009/02/der-zweite-tod-meines-vaters/8/3/2019 Rechte Mitte extreme Rechte - #03
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KKoonntintinuiuitten rtten rechechter Kter Kulturpessimistenulturpessimisten
Volker Wei
Deutschlands Neue RechteAngriff der Eliten - Von Spengler bis Sarrazin
Von Ulrich Peters
Volker Wei zeigt in einem Essay die historischen Vorlufer Sarrazinsund deren Untergangsfantasien auf.
Sterben die Deutschen aus?, Verdummen die Deutschen? oder
auch: Wie viel Sozialstaat ist tragbar?. Diese und hnliche Fragen
geistern seit einiger Zeit durch die Medien und bedienen
Untergangsszenarien um den Erhalt Deutschlands. Die jngste und
immer noch anhaltende Debatte dreht sich um das mittlerweile zum
Bestseller avancierte Elaborat Deutschland schat sich ab vom
ehemaligen Berliner Finanzsenator und nach wie vor SPD-MitgliedThilo Sarrazin. Das Buch Deutschlands Neue Rechte Angri der
Eliten Von Spengler bis Sarrazin des Hamburger
Literaturwissenschaftlers und Historikers Volker Wei widmet sich
nicht nur der Frage, wieso die sogenannte Sarrazin-Debatte eine
so groe entliche Resonanz erfahren konnte, sondern auch den
historischen Vorlufern deutscher Untergangsliteratur.
Sarrazin, der SozialdemokratSarrazin, der Sozialdemokrat
Gerade Sarrazin und dem ebenfalls im Band erwhnten Sloterdijk
gelang es, eine groe entlichkeit zu erreichen, da sie im Gegensatz
zu den anderen dargestellten Protagonist_innen deutscher
Untergangsliteratur nicht eindeutig der extremen Rechten zugeordnet
werden knnen. Sarrazin selbst sieht sein Buch vielmehr in der
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Tradition des Kritischen Rationalismus und der berprfbaren Fakten.
Wei hebt dabei hervor, dass sich bei Sarrazin eine Reihe von Aussagen
nden, die sich tief aus der sozialdemokratischen Denktradition
speisen (S. 109) und sieht dies in jenen Fllen besttigt, in denen
konkrete politische Vorschlge dargestellt werden. Da er sich imGegensatz zur NPD nicht als Anwalt des kleinen Mannes inszeniert
und auch nicht der Abschaung des demokratischen
Verfassungsstaates das Wort redet, sind seine vertretenen Ansichten
vielmehr kompatibel mit den Positionen der sogenannten brgerlichen
Mitte und decken sich mit ihrem Leistungsfetisch. Eine positive
Bezugnahme der extremen Rechten funktioniert also nur unter
Ausblendung bestimmter politischer Schlussfolgerungen. Dennoch -
und das hebt Wei immer wieder hervor - hat Sarrazin den
Schulterschluss mit der extremen Rechten auf Grund seiner
sozialdarwinistischen Ausflle und der Bezugnahme auf
wissenschaftliche Studien aus dem neonazistischen Spektrum selbst
vollzogen.
Ein weiterer zentraler Widerspruch, der aber auch fr den
publizistischen Erfolg Sarrazins und weiterer Untergangsliteraten
ausschlaggebend ist, ndet sich in der Angst vor der Masse und der
daraus erwachsenen Notwendigkeit elitrer Fhrer. Das zeigt sichdaran, dass die schrfsten Verknder des angeblichen Kulturverfalls
ihr Lamento meist selbst uerst massenkompatibel vortragen und
dabei nicht selten den Beifall des Mobs suchen (S. 128). Gerade hierin
sieht Wei wesentliche Elemente einer Diskursverschiebung, die sich
auch im Handeln einer antifaschistischen Linken widerspiegeln muss.
Der von Autoren wie Sarrazin und Sloterdijk angestoene Diskurs um
Elite, Leistung und Vererbung hat damit Kreise erreicht, die etwa die
NPD niemals htte ansprechen knnen. (S. 131)
Um aufzuzeigen, dass sich die Grundzge der Positionen, wie sie von
Sarrazin vertreten werden, nicht grundlegend ndern, beginnt das
Buch von Volker Wei mit der bersicht wichtiger Vertreter der
Untergangsliteratur unterschiedlichen Epochen. Durch das
Herausstellen zentraler Argumentationsmuster, die sich auch in den
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aktuellen Debatten wiedernden, wird deutlich, dass die Objekte
austauschbar erscheinen, die fr apokalyptische Visionen des
Untergangs der deutschen Nation oder Kultur verantwortlich
gemacht werden. In der gelungenen bersicht werden verschiedene
Anstze beleuchtet, die sich zwar in ihren Erscheinungsformenhistorisch gewandelt haben, aber den gleichen Leitmotiven verhaftet
sind: das Verhltnis von Masse und Elite, Niedergangsdrohungen und
Trumen der nationalen Wiedergeburt.
HistoHistorische Betrachrische Betrachtung vtung voom Um Unntergang der Deutergang der Deutschentschen
Die Untergangsliteratur beschreibt wiederkehrend vermeintliche
Zerfallsprozesse dessen, was sie als deutsche Kultur versteht. Die
ersten Schriften erschienen in Deutschland whrend der ersten Hlftedes 20. Jahrhunderts. Die Autoren formierten sich aus einem
antidemokratischen Spektrum, das sich insbesondere nach der
deutschen Kriegsniederlage 1918 radikalisierte. Die bekannteste
Schrift aus dieser Zeit, Oswald Spenglers Untergang des
Abendlandes, ist Ausgangsbasis des historischen Streifzuges von
Volker Wei. Spengler erhob fr sich den Anspruch Nietzsches
berlegungen zum Zerfall der christlichen Kultur und die Suche nach
dem aristokratischen Element in der Geschichte zeitgem
weiterzufhren (S. 15). Wie wichtig diese Schrift fr die
selbsternannten Kulturpessimist_innen weiterhin ist, zeigt die auch
heute noch anhaltende Bezugnahme durch die extreme Rechte. Die
2004 erstmals erschienene Zeitschrift Blaue Narzisse rezensiert in
regelmigen Abstnden die Schriften Spenglers und stellt sich nur
allzu gerne in die Traditionslinie der Bewahrer vor dem kulturellen
Zerfall. Auch Sarrazin versucht in seinem einleitenden Exkurs mit den
Zyklen von Auf- und Abstieg der Kulturgeschichte in Spenglerscher
Manier den Untergang der deutschen Nation aufzuzeigen. Einewichtige Schrift der deutschen Rechten im Kampf gegen die Weimarer
Republik sieht Wei in dem 1927 verentlichten Band Die
Herrschaft der Minderwertigen. Ihr Zerfall und ihre Ablsung von
Edgar Julius Jung, der dem Umfeld Oswald Spenglers zuzurechnen ist.
Auch hier werden die Gemeinsamkeiten zur Verentlichung Sarrazins
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herausgearbeitet. Bleiben u.a. die Schriften Spenglers eher nebuls,
befasst sich Jung (gleichwohl dem Vorgehen Sarrazins) ausfhrlich
mit dem demograschen Zustand der Deutschen. Beide bedienen sich
hierfr empirischer Daten und nutzen diese zur Etablierung einer
Ideologie der Ungleichheit und der Verknpfung des Wertes und derErbmassedes Menschen (S. 18). Als letztes Beispiel dieser Epoche
dient das 1929 von Jos Ortega y Gasset geschriebene Buch Der
Aufstand der Massen. Der Autor beklagt den Verlust der Fhrung
und, hnlich anderen zeitgenssischen Vertreter_innen, die
Demokratisierung westlicher Gesellschaften. Gleichzeitig sieht er die
Welt des 20. Jahrhunderts als Endpunkt einer Vermassung und fhrt
dies auf dem selbstverschuldeten Fall der alten Eliten zurck.
Erwhnung durch Volker Wei ndet diese Schrift aber auch deshalb,weil sie eine grere Bekanntheit erst in der frhen Bundesrepublik
erfahren hat und sich damit deutlich von den Beweggrnden der
Untergangsliteraten im Nachkriegsdeutschland unterscheidet. Genau
in dieser Zeit lsst sich auch eine Neuausrichtung in der
Argumentation feststellen: War es bei den oben genannten
Protagonist_innen noch die Angst vor dem kulturellen Untergang
durch die Vermassung der Gesellschaft, wandte man sich nunmehr
dem Verlust der nationalen Gre und einer Fhrungselite inAnbetracht liberaler und demokratischer Gesellschaftsentwrfe sowie
eine kritisch werdenden Jugend zu.
Als einussreicher Vertreter dieser Zeit gilt Wei der Journalist
Friedrich Sieburg. Dieser war in den 1950er Jahren Chef des
Literaturressorts der FAZ und im Nationalsozialismus in der
Informationsabteilung des Auswrtigen Amtes ttig. Fr Sieburg
begann der Niedergang der Deutschen erst mit der zwischen zwei
Gromchten eingeklemmten und von ihm als Rumpfdeutschlandgeschmhten Nachkriegsdemokratie. (S. 25) Auch fr den
Philosophen Arnold Gehlen hatte sich Deutschland bereits mit der
Kriegsniederlage 1945 abgeschat. Er versucht jedoch seine Kritik
auf Grundlage einer sich verbreitenden Infragestellung autoritrer
Herrschaftsformen gerade unter studentischen Jugendlichen noch
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einen Schritt weiterzufhren. Nicht allein die bundesdeutsche
Demokratie ist fr den kulturellen Niedergang verantwortlich zu
machen, vielmehr die humanistische Ethik. Das Ergebnis war fr
Gehlen die programmatische Aufwertung des Minderwertigen in Form
einer philosophischen Begrndung der Zugnglichkeit der materiellenund geistigen Lebensgter fr Alle. (S. 35) Daraus erwachsen in
der Vorstellung Gehlens berzogene Ansprche des Brgers an den
Staat, die gleichzeitig die Macht der Institutionen beschneiden und
somit weder Bindung noch Fhrung daran zulassen. Ende der 1970er
Jahre wandelte sich der eingesetzte Selbstndungsprozess der
Konservativen in eine Oensive und fhrte zu einer Radikalisierung,
die Volker Wei u.a. in der Grndung des Studienzentrums
Weikersheim 1979 als konservativen Thinktank sieht. Der erste
Vorsitzende Hans Filbinger (CDU) strebte eine Strkung des rechten
Flges der CDU an. Diese innerparteiliche Rechtsopposition konnte
sich jedoch nie tatschlich durchsetzen. Allerdings gri in dieser Phase
der Orientierung eine Rechte, die sich nunmehr auf dem Terrain
zwischen Konservatismus und Neonazismus bewegte, wieder auf die
Untergangsrhetorik zurck. Doch ging es ihr diesmal darum, die
Deutungshoheit ber die deutsche Geschichte zu erlangen und sie um
den Nationalsozialismus herum zu konstruieren.
Die NDie Neue Recheue Rechtete
Dieser jngeren Generation publizistischer Akteure ging es nicht
mehr [um die] Klage [der] verlorenen imperialen Gre und
weltpolitische Bedeutung der Deutschen, sondern [um] die
Normalisierung des deutschen Nationalgefhls und der deutschen
Identitt (S. 46). Als wichtigste Plattform dieser hug als Neue
Rechte bezeichneten Strmung gilt Volker Wei die 1986 gegrndete
Wochenzeitschrift Junge Freiheit sowie der 1994 erschieneneSammelband Die selbstbewusste Nation, in dem sich eine Reihe
Rechtsintellektueller ber die Wiedergewinnung der nationalen
Identitt der Deutschen austauscht. Volker Wei zeigt an diesem und
weiteren Beispielen auf, dass die Fortfhrung des Elite-Masse-Motivs
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unter nationalistischen Vorzeichen nach 1945 wesentlich im
publizistisch-knstlerischen Raum stattfand.
hnlich wie Sarrazin wird auch der Philosoph Peter Sloterdijk im
Gegensatz zu den anderen vorgestellten Beispielen nicht der extremenRechten zugeschrieben. Allerdings haben auch seine Auslassungen
ber die Masse ohne Potential, fr die er im Wesentlichen die
Bildung, die dem Anspruch zur Verbesserung der Vielen diene und
dementsprechend fr den kulturellen Niedergang mitverantwortlich
zeichne, groen Zuspruch von Rechts erfahren.
Die Angst vDie Angst voor der Masser der Masse
Doch ist allen ein Misstrauen gegen das Zeitalter der Massen zu
bescheinigen. Dass dieses Zeitalter jedoch zwangslug mit der
Industrialisierung einsetzte, war bereits im 19. Jahrhundert anerkannt
und oss auch in Arbeitsbereiche der Wissenschaften ein, wie Wei
darlegt. Im Zuge dieser Erkenntnis treten aber noch weitere Punkte
auf. Hervorgehoben wird zum einen die Suche der demokratischen
Gesellschaft nach dem richtigen Verhltnis von Masse und Elite, die
immer auch von den Untergangsliteraten genutzt wurde. Zur Abwehr
der befrchteten Herrschaft der Massen postulierten Elitetheorien
die Ungleichheit als notwendiges Strukturprinzip der Gesellschaft.(S. 76) Der Anstieg der Bevlkerungszahlen in Europa befeuerte zudem
die Angst vor einer qualitativen Verschlechterung des hochwertigen
Menschenmaterials durch die Masse. Auch berbevlkerung bleibt
ein stndiger Begleiter dieses Phnomens. Wie Volker Wei betont,
wird Enge bei geopolitischen Autoren wie etwa Hans Grimm in
seinem Roman Volk ohne Raum zum nationalen Krisensymptom mit
dem aggressive Expansion begrndet. Diese Ansicht befrdert im
Wechselspiel die Sorge um die genetische Qualitt der Deutschenaufgrund der Einwanderung von auen. Jetzt hie es bei Edgar J.
Jung: Die Deutschen sterben aus! (S. 81) Mit der Annahme
vererbbarer menschlicher Intelligenz ndet sich eine extreme Nhe
zu den von Sarrazin verbreiteten Thesen. Mit dieser Argumentation
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verlsst er den rein elitentheoretischen Diskurs und schlgt einen
Bogen zu den Anfngen des wissenschaftlichen Rassismus. (S. 84)
Abschlieend zu betrachten ist die Konstante des Sprechers als Opfer
und Mrtyrer und die daraus erwachsene Wahrnehmung alsTabubrecher. Nach Wei wertet die defensive Pose das imaginre
Opfer moralisch auf und diese berlegenheit lsst sich wiederum in
Einklang mit dem Heroismus des Nationalisten bringen. Der Akteur
wird nicht als Aggressor wahrgenommen, sondern als
Widerstandskmpfer. Auch Thilo Sarrazin inszenierte sich als
Aufbegehrender gegen eine repressive bermacht. Sein Gegner war
das Heer der [] Gutmenschen [], gegen das er [] antrat. (S. 96)
Um einen eektiven Umgang mit diesem Problem zu entwickeln, istes notwendig, die zum Teil aufgeregte und hug von inhaltlichen
Schwchen begleitete Diskussion in einen greren Zusammenhang
zu stellen und so eine wirkungsvolle Strategie gegen eine Rechte zu
entwickeln, die sich aus Leistungsdruck, Ausgrenzung, Elitedenken
und Rassismus speist. Die Lektre des Buches von Volker Wei kann
hier eine sinnvolle Untersttzung bieten, ist sie doch darum bemht,
die Aussagen Sarrazins und anderer Untergangsliteraten analytisch zu
erfassen und die notwendige Auseinandersetzung darum dierenziert
zu begleiten.
*
Der Autor ist Mitglied im Redaktionskollektiv des Antifaschistischen
Infoblattes aus Berlin.
Volker Wei 2011: Deutschlands Neue Rechte. Angri der Eliten - Von
Spengler bis Sarrazin. Ferdinand Schningh, Paderborn.
ISBN: 978-3-506-77111-7. 141 Seiten. 16.90 Euro.
[Link zum Artikel]
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http://www.nadir.org/nadir/periodika/aibhttp://www.nadir.org/nadir/periodika/aibhttp://www.kritisch-lesen.de/?p=2333http://www.kritisch-lesen.de/?p=2333http://www.nadir.org/nadir/periodika/aibhttp://www.nadir.org/nadir/periodika/aib8/3/2019 Rechte Mitte extreme Rechte - #03
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RechRechte Ante Anwlte des wlte des VVolkolkeses
Alexander Husler (Hg.)
Rechtspopulismus als "Brgerbewegung"Kampagnen gegen Islam und Moscheebau und kommunale Gegenstrategien
Von Michael Lausberg
Die rechte Pro-Bewegung arbeitet mit der Instrumentalisierung von
Schwarz-Wei-Bildern des Politischen. Dabei werden komplexeProbleme in einfache, einprgsame Slogans transformiert.
Im Gegensatz zu alteingesessenen Parteien wie die NPD, DVUoder Die
Republikanergelang der rechten Brgerbewegung Pro Kln bei den
Kommunalwahlen 2004 in Kln ein unerwarteter Wahlerfolg von 4,7 %
der Stimmen. Ein gro angekndigter Anti-Islamisierungskongress
auf dem Klner Heumarkt im September 2008 entwickelte sich dank
eines breiten antifaschistischen Engagements zu einer politischen
Farce. Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 30.
August 2009 erzielte Pro Kln mit 5,36 % der Stimmen einen
Achtungserfolg. Mit einem antimuslimischer Rechtspopulismus feierte
die Brgerbewegung Pro Kln mit lokalen Kampagnen gegen einen
geplanten Moscheebau in Kln-Ehrenfeld erste kommunalpolitische
Erfolge. Dieses Modell soll nun sowohl landesweit (Brgerbewegung
Pro NRW) als auch bundesweit (Brgerbewegung Pro Deutschland)
ausgebaut werden. Die Brgerbewegung Pro NRWerreichte bei den
Kommunalwahlen landesweit 46 Mandate in den Kreistagen,Stadtrten und Bezirksvertretungen. Bei der Landtagswahl 2010 in
Nordrhein-Westfalen erreichte Pro NRW lediglich 1,4% der Stimmen.
In ihren Schwerpunkten im Rheinland rund um Kln sowie in den
groen Ruhrgebietsstdten holte Pro NRW jedoch mehr als 3% der
Stimmen.
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Unter dem Titel Rechtspopulismus als Brgerbewegung.
Kampagnen gegen Islam und Moscheebau und kommunale
Gegenstrategien erschien im Sommer 2008 ein von Alexander
Husler herausgegebener Sammelband, der den Versuch startet,
dieses Partei- und Kampagnenmodell im Kontext der Debatten umRechtspopulismus, Rechtsextremismus und Islamfeindlichkeit
detailliert zu beschreiben und systematisch wie phnomenologisch
einzuordnen. (S. 12) Dies geschieht in vier analytischen
Schwerpunktbereichen. Im ersten Teil wird der Begri des
Rechtspopulismus in den Beitrgen von Karin Priester und Alexander
Husler unter Heranziehung jngster Forschungsergebnisse der
Rechtspopulismusforschung nher untersucht. Diese beiden
Darstellungen gehen jedoch nicht auf die Tatsache ein, dass
Populismus als Politik und Regierungsstil in westeuropischen
Parteiendemokratien weit verbreitet ist.
Der zweite Teil beschftigt sich mit der Organisation sowie Agitation
der Pro-Bewegung und dem Verhltnis zu anderen extrem rechten
Organisationen in der BRD. Angesichts der Tatsache, dass die
Brgerbewegung Pro Kln bei den Kommunalwahlen 2004 ca. 10%
der Stimmen von ErstwhlerInnen bekam, ist der Beitrag von Hans
Peter Killguss und Jan Schedler zur Jugendarbeit von Pro Kln und ProNRWaufgrund der inhaltlichen Analyse der Schlerzeitung Objektiv
erwhnenswert.
Im dritten Teil werden die rechtspopulistischen Kampagnen in den
Zusammenhang von Konfrontationen um Islam und Moscheebau in
der BRD gestellt. Unter den qualizierten Beitrgen ist der Aufsatz
von Kemal Bozay ber die Auseinandersetzung um den geplanten
Moscheebau in Kln- Ehrenfeld besonders aufschlussreich. Bozay
arbeitet eine Ethnisierung des Sozialen heraus und deutet dies alsAusgrenzungsprozess, der in der Gesellschaft Minderheiten herstellt,
sie negativ beschreibt und dadurch Privilegien der herrschenden
Mehrheitsgesellschaft festigt.
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Im vierten Teil werden verschiedene Manahmen und Gegenstrategien
zu den antimuslimischen Kampagnen in den Kommunen diskutiert.
Diese Beitrge bieten eine kompetente Orientierung fr die Praxis..
Eine Darstellung aus internationaler Perspektive wie z.B. sterreich,
Niederlande, Belgien oder der Schweiz, wo rechtspopulistischeParteien in den letzten Jahren Wahlerfolge feierten, wre
wnschenswert, da die Pro-Bewegung vor allem von der
sterreichischen FP und dem belgischen Vlaams Belang
Strategieelemente und Argumentationsweisen bernahm. Es wird die
Prventivwirkung einer zivilgesellschaftlichen demokratischen Kultur
durch Frderung von lokalen Bndnissen gegen Rechts vorgestellt.
Weiterhin geht es darum, dass in parlamentarischen Gremien die
demokratischen Parteien gemeinsame Strategien entwickeln mssen,
um ein einheitliches Vorgehen gegen Pro Kln zu ermglichen.
Insgesamt gesehen bietet der Sammelband einen ersten Einstieg in
die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Brgerbewegung
Pro Kln und ihren landesweiten (Brgerbewegung Pro NRW) und
bundesweiten (Brgerbewegung Pro Deutschland) Ausdehnungen. Vor
allem die aufgezeigten Handlungsstrategien gegen die Pro-Bewegung
in den Kommunen verdient Beachtung. Dies kann jedoch nicht darber
hinwegtuschen, dass eine intensivere Auseinandersetzung vor allemmit der Brgerbewegung Pro Kln erforderlich ist. Neben der
antimuslimischen Agitation schaten es Pro Kln und Pro NRW
besonders mit den Themenbereichen Innere Sicherheit, Korruption,
Brgernhe und Abwehr des Multikulturalismus bei den
Kommunal- und Landtagswahlen zu punkten. Selbst im Frhjahr 2011
bietet der Sammelband eine grundlegende Einfhrung in die
Entwicklung und Strategie der Brgerbewegung Pro Kln. Dagegen
sind die kurzen Darstellungen ber die Brgerbewegung Pro NRWund
die Brgerbewegung Pro Deutschland (logischerweise) nicht mehr aufdem aktuellen Stand.
Alexander Husler (Hg.) 2008: Rechtspopulismus als
"Brgerbewegung". Kampagnen gegen Islam und Moscheebau und
kommunale Gegenstrategien. Verlag fr Sozialwissenschaften,
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Wiesbaden.
ISBN: 978-3-531-15919-5. 292 Seiten. 29.95 Euro.
[Link zum Artikel]
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MiMit Redt Redundanz gegen Rechundanz gegen Rechtsts
Astrid Geisler / Christoph Schultheis
Heile WeltenRechter Alltag in Deutschland
Von Friedrich Burschel
Das von den Mainstream-Medien allseits gelobte Buch von AstridGeisler und Christoph Schultheis oenbart wenig Neues.
Man knnte ja wirklich ein Fan von Astrid Geisler sein. Unvergessen
ihre wirklich schnen, pointierten und entlarvenden Reportagen zum
Themenfeld rechte Unkultur in der taz: wie sie den Brandenburger
Verfassungsschutz in dem Beitrag Wie Bin Laden nach Prenzlau kam
(4.7.2010) hochnimmt oder den wirren Rechtspopulisten und anti-
islamischen Unkenrufer Udo Ulfkotte demaskiert (Der Kreuzretter,
17.7.2007). Ganz toll! Ihr neues Buch aber, das sie gemeinsam mit demtaz-Kollegen Christoph Schultheis bei Hanser verentlicht hat, ist in
mehrfacher Hinsicht rgerlich.
AltbekannAltbekannte Ite Ideen sind selten odeen sind selten originellriginell
Das liegt nicht daran, dass die Reportagen nicht handwerklich gut
wren: durchaus nicht. Das Autor_innenpaar hat neun Orte
aufgesucht. Zum einen solche, die vor Kurzem noch im medialen
Rampenlicht standen (z.B. Delmenhorst, Krampfer, Halberstadt), zumanderen solche, an denen sich ein Phnomen aus dem Rechten Alltag
in Deutschland beleuchten lie (z.B. Neubrandenburg, Kln, Strehla,
Bargischow). Da geht es um ein kleines soziales Netzwerk in
Neubrandenburg, in dem sich unter den 140 000 Nutzer_innen vllig
unbehelligt harte Nazis tummeln wie die Fische im Wasser. Es geht
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um eine wohl situierte Mutter aus Bayern, deren Bub sich nach rechts
verabschiedet hat; um die nette NPD-Nachbarin, die auch im
Elternbeirat aktiv ist; um normale Menschen, deren Engagement
gegen Rechts ihnen das Leben schwer oder zur Hlle macht; um den
Mann hinter dem rechtspopulistischen Politically Incorrect-Webprojektoder um den Schildbrgerstreich um das Stadthotel in Delmenhorst.
Bleibt nur die Frage: wozu das alles noch mal, wozu noch mal den
Gestus der rasenden Reportage-Schreiber_innen, die ach so aufwndig
vor Ort recherchieren. Noch so ein Buch ber Rechtsextreme also?
fragen die Autor_innen selbst, um ihr Alleinstellungsmerkmal mit
Schwung zu prsentieren: Eben nicht. Wir haben uns auf den Weg
dorthin gemacht, wo sich gerade keine Kamerateams drngen. Das
wre originell, wenn auf diese Idee nicht auch schon anderegekommen wren. So z.B. Olaf Sundermeyer und Christoph Ruf 2009
mit In der NPD Reisen in die national befreite Zone, das auch schon
keinen mehr vom Schlitten gerissen haben drfte. Die Ergebnisse
lesen sich hnlich und werden mit dem immer gleichen Anspruch auf
Originalitt und Einzigartigkeit prsentiert. Diesem Anspruch werden
sie in den seltensten Fllen gerecht und sind einfach nur Sammlungen
von Reportagen, wie man tglich eine in den Medien lesen kann.
Auch der vermeintliche Tabu-Bruch, dass mit erklrten Nazis
gesprochen wird, ist schon lange keiner mehr und kann sptestens
seit Wiglaf Drostes Glosse Mit Nazis reden (1993/94) als berssig
erachtet werden.
Dann darf auch zum x-ten Mal der geradezu antike Hinweis nicht
fehlen, dass bei Nazis die 88 fr Heil Hitler steht. Und immer wieder
muss darauf hingewiesen werden, dass die Nazis gar nicht so weit
weg sind von der Mitte der Gesellschaft und ihre Ideen weit in diesehineinreichen. Da drfen natrlich die einschlgigen Studien etwa
von der Friedrich Ebert Stiftung nicht unerwhnt bleiben. Es liegt
auch an diesem immer gleichen ermdenden Strickmuster solcher
Verentlichungen, dass nichts besser geworden ist seit Kanzler
Schrders Aufstand der Anstndigen. Pressevertreter_innen, die sich
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fr irgendwie gerissener und schlauer halten als ihre Leser_innen und
meinen, ihnen komme eine kardinale Rolle bei der gesellschaftlichen
Aufklrung zu, wenn sie sich mit jenem Alltag jenseits der
Schlagzeilen befassen, langweilen einfach nur.
Der Alltag jenseiDer Alltag jenseits der Schlagzeilents der Schlagzeilen
Dass ihnen dabei immer noch der Verfassungsschutz als hchste und
unhinterfragte Referenzquelle etwa fr die Gefhrlichkeit oder
Wichtigkeit einer bestimmten nazistischen Aktivitt gilt, belegt ihre
eigene Erstarrung in diesem berheblichen Gestus. Nach einem satten
Jahr Diskussionen um Linksextremismus und Extremismus-Klauseln
und angesichts massiver Vorste des Verfassungsschutzes in allen
gesellschaftlichen Bereichen (Politik, Wissenschaft, Medien, politischeBildung), erscheint es geradezu rckwrtsgewandt, die zum Teil
bedenkliche Rolle und fragwrdigen Praktiken des Bundesamtes und
der Landesmter fr Verfassungsschutz unhinterfragt zu lassen.
Dazu passt, dass der (Rechts-)Extremismus-Begri gnzlich
unbeanstandet bleibt oder gar in behrdlicher Diktion einiet,
whrend unabhngige Rechercheure und Antifa-Gruppen keine
Erwhnung nden. Doch gerade sie leisten in jenem lndlichen Raum,
den die beiden Schreiber_innen so wagemutig bereisten, oftunschtzbare Arbeit, obwohl sie isoliert und vom Verfassungsschutz
kriminalisiert mit dem Rcken zur Wand stehen. Dieses Manko ihrer
Verentlichung scheint den Autor_innen irgendwie aufgefallen zu
sein, weshalb sie in einem kurzen Schlusskapitel rasch noch
nachschieben, es sei ihnen nicht um Tipps und Tricks gegen Rechts
gegangen, sondern darum die Sinne zu schrfen. Aber die
Redundanz des Formats Mutige Reportagen aus dem Herz der
Finsternis verhindert selbst das.
*
Die Rezension erschien zuerst am 15. April in Analyse und Kritik(Nr.
560, S. 12) und wurde uns freundlicherweise vom Autor zur Verfgung
gestellt (Update: kritisch-lesen.de, sfr, 5/2011)
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Astrid Geisler / Christoph Schultheis 2011: Heile Welten. Rechter
Alltag in Deutschland. Carl Hanser Verlag, Mnchen.
ISBN: 978-3-446-23578-6. 224 Seiten. 19.90 Euro.
[Link zum Artikel]
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HandrHandreicheichungen gegen die extrungen gegen die extreme Recheme Rechtete
Stephan Braun / Alexander Geisler / Martin Gerster
(Hg.)Strategien der extremen Rechten
Hintergrnde Analysen Antworten
Von Richard Gebhardt
Der voluminse Sammelband vereint 37 wissenschaftliche und
journalistische Beitrge, die nicht nur fr Wissenschaftler_inneninteressant sein drften.
In zahlreichen Medienberichten oder Politikerstatements wird
Rechtsextremismus immer noch auf ein Problem von Wahlprozenten
oder auf das vermeintliche Randphnomen depravierter Jugendlicher
reduziert. Jngere sozialwissenschaftliche Arbeiten betrachten
Rechtsextremismus jedoch als vielschichtiges Syndrom aus Parteien,
Netzwerken, Subkulturen, militanten und metapolitischen Strategien
sowie antidemokratischen Einstellungen auch in der sogenanntenMitte der Gesellschaft. Der von den sozialdemokratischen Landtags-
bzw. Bundestagsabgeordneten Stephan Braun und Martin Gerster
sowie dem Politikwissenschaftler Alexander Geisler herausgegebene
voluminse Sammelband zu den Strategien der extremen Rechten
bildet diese Vielfalt auf der Hhe des Forschungsstandes ab und
berzeugt insgesamt als fundierte Handreichung fr die politische
Bildungsarbeit. Die unterschiedlichen Perspektiven der Autorinnen
und Autoren des Bandes (darunter prominente Wissenschaftler wieWolfgang Benz und Micha Brumlik sowie Fachjournalisten wie Andreas
Speit und Patrick Gensing) umfassen diskursanalytische Texte ebenso
wie Darstellungen, die auf Grundlage des konventionellen
Extremismusparadigmas argumentieren.
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Die 37 wissenschaftlichen sowie journalistischen Beitrge sind
innerhalb drei groer Abschnitte zu Strukturen und strategische
Grundlagen, Strategieanalysen sowie Antworten und Gegenwehr
plausibel in jeweils einzelne Kapitel zu Politik und Parteien, Kultur
und Medien, Recht und Verfassung und Internationalaufgegliedert. Der Anhang mit einem Personen- und Sachregister
erhht den Gebrauchswert als Nachschlagewerk, um z.B. den
politischen Kontext von neo-nazistischen Aktivisten oder Solitren der
Neuen Rechten prfen zu knnen. bersichtsdarstellungen wie die
von Andrea Rpke zu Immobilienkufe durch Rechtsextremisten sind
nicht nur fr ein akademisches Publikum interessant, sondern gerade
fr Mitglieder demokratischer Brgerinitiativen gegen entsprechende
Spekulationsstrategien geeignet. Der Sammelband eignet sich
vorzglich, um auch jenseits der Seminare einer interessierten
entlichkeit Grundlagenwissen zu vermitteln. Beitrge exponierter
Forscher wie der von Gunter A. Pilz zu Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit im Fuballumfeld bieten Kennern zwar
inhaltlich wenig Neues, liefern aber konzise und anschauliche
Zusammenfassungen des Forschungsstandes. Die Unterwanderung
des Fuballs als Strategieelement der extremen Rechten wird
wiederum von den Herausgebern Geiler und Gerster prgnant
aufgezeigt. Lesenswert und eine Strke des Bandes sind dieBeitrge zu bislang wenig beachteten Fraktionen der extremen
Rechten. Helmut Kellershohn vom Duisburger Institut fr Sprach- und
Sozialforschung (DISS) liefert beispielsweise eine ausfhrliche
Darstellung des neu-rechten Instituts fr Staatspolitik und sowie
der Konservativ-subversiven Aktion (KSA), die auf den ersten Blick
berraschende Anleihen am Agit-Prop der Studentenrevolte von 1968
nimmt. Kellershohn zeigt, dass ad-hoc-Gruppen wie die KSA qua
Herausbildung eines jungkonservativen Provokationsstils medial
eektvoll in die ideenpolitischen Debatten eingreifen wollen. Das
Institut fr Staatspolitik dient dabei als Reemtsma-Institut von rechts
der Verbreitung neu-rechter Ideologie. Kellershohn verortet diese
(bislang nur eingeschrnkt wirkungsmchtigen) Projekte im Umfeld
der Wochenzeitung Junge Freiheit und zeigt entlang dieser
Scharnierstelle zwischen Nationalkonservatismus und Neofaschismus
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materialreich Traditionslinien und Unterschiede im Lager der Neuen
Rechten auf.
Thomas Grumke analysiert unter der berschrift Sozialismus ist
braun die sozialdemagogische Agitation und Globalisierungskritik imRechtsextremismus und bilanziert, dass klassische,
vergangenheitsbezogene Themen nicht mehr die alte Dominanz
haben. Stattdessen werden immer huger aktuelle Probleme wie
Arbeitslosigkeit, prekre Arbeitsverhltnisse, Krzungen im
Sozialbereich oder die Internationalisierung von Mrkten in den
Vordergrund gestellt. (S. 159) Jan Schedler beschreibt kenntnisreich
die bernahme von sthetik und Aktionsformen der radikalen
Linken durch die relativ neue Subkultur der Autonomen
Nationalisten (AN), deren Selbstverstndnis sich erheblich vom altenHabitus der Nazi-Skins mit Glatze, Bomberjacke und Springerstiefel
unterscheidet. Schedler zeigt, dass sich der vermeintliche
Antikapitalismus der AN auf die aus der NS-Ideologie tradierte
Unterscheidung von schaendem und raendem Kapital (S. 344)
reduziert. Eine Modernisierung des rechten Lagers sei dies nicht:
Schon Ernst Bloch habe frh auf die nationalsozialistischen
Entwendungen aus der Kommune (d. h. bernahme linker
Symboliken etc.) hingewiesen. Bei diesen informativen Vergleichender antagonistischen Akteure htte die Betonung der inhaltlichen
Dierenzen zwischen der extremen Rechten und ihrem
(vermeintlichen) linksradikalen Pendant noch schrfer ausfallen
knnen. Schlielich bernehmen NPD, AN und Freie
Kameradschaften jenseits phnomenologischer hnlichkeiten in
sthetik und Aktionsform nicht blo die linke Phraseologie gegen die
multinationalen Konzerne des High-Tech-Kapitalismus. Die
Globalisierungskritik von rechts richtet sich gegen Migranten, speist
sich wie gezeigt wird aus antisemitischen Quellen und formuliertwider die globale One World eine anti-modernistische Kritik, welche
die Zersetzung der kulturellen Reinheit beklagt. Universalismus gilt
als Kategorie des Feindes. Dies kennzeichnet als Pointe des Vergleichs
aber auch (zumindest idealtypisch) klar die zentralen Unterschiede
zwischen den politischen Lagern: Die extreme Rechte bernimmt nicht
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blo taktisch und unvermittelt linke Politiken und Aktionsformen
sie wandelt diese um und gibt ihnen autoritr-vlkische Inhalte, die
gleichzeitig konstitutiv fr die Weltanschauung sind. So wre es gem
dem Weltbild der extremen Rechten nicht mglich, dass linke Postulat
eines universalistischen Humanismus zu okkupieren. Eine Analyse derAneignungsstrategien von Form und Inhalt ermglicht so eine scharfe
begriiche Trennung zwischen links und rechts.
Mager fllt dagegen die theoretische Einleitung der ansonsten
verdienstvollen Herausgeber aus. Hier werden in Bezug auf
Terminologie, Konzept und Methodik Ansprche formuliert, die spter
nicht eingelst werden. Schon angesichts der in diesem Band
versammelten Vielzahl der Phnomene und Zugnge zum Thema
scheint eine kohrente Einigung auf eine Begrisbestimmung wieextreme Rechte kaum mglich. Zu wenig ausgearbeitet wird die
Problematik des Extremismusbegris (S. 14). Auch der nicht nur fr
die Titelwahl zentrale analytische[n] Mehrwert des Konzepts extreme
Rechte (S. 15) wird eher deklariert als argumentativ begrndet. Da
in dieser Publikation jedoch vom unionsnahen Studienzentrum
Weikersheim bis zur NPD ein breites Tableau an Parteien, Personen
und Positionen verhandelt wird, wre eine separate und vertiefende
Klrung des Kontextes sinnvoll gewesen. Ein einziges Schaubild zu denDierenzierungen des rechten Spektrums (ebd.) wird den oenen
Fragen kaum gerecht. Die Vorzge der Interpretation dieses
Spektrums im Sinne der Bewegungsforschung (ebd.) werden unter
Verweis auf die entsprechenden Referenzautoren denn auch zu knapp
benannt. Auerdem bercksichtigen zahlreiche Autorinnen und
Autoren die Grundlegung der Herausgeber gar nicht oder verwenden
Begrie eher beliebig. Da doch gerade das hier gewhlte Konzept
extreme Rechte unterschiedliche und eben auch nicht explizit
verfassungsfeindliche Gruppierungen umfasst, herrscht imumkmpften Feld der Begrispolitik weiterhin ein verstrkter
Klrungsbedarf. Auch deshalb, weil die aktuelle Bundesregierung im
Rahmen ihrer Programme zur Extremismusbekmpfung Rechts- und
Linksextremismus sowie Islamismus unter derselben Rubrik
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subsumiert, die Spezika extrem rechter Inhalte und Gewalttaten
derart jedoch nivelliert werden.
*
Die Rezension erschein zuerst im Dezember 2010 in der Politischen
Vierteljahresschrift (PVS) (4/2010, S. 759-762) und wurde uns
freundlicherweise vom Autor zur Verfgung gestellt
Stephan Braun / Alexander Geisler / Martin Gerster (Hg.) 2009:
Strategien der extremen Rechten. Hintergrnde Analysen
Antworten. VS Verlag, Wiesbaden.
ISBN: 978-3-531-15911-9. 667 Seiten. 39.90 Euro.
[Link zum Artikel]
Seite 23 von 44
http://www.vsjournals.de/index.php;do=viewmag/site=pvs/lng=de/area=pol/id=2/alloc=163/sid=a49f74ba797b415516635a425fd515c7http://www.vsjournals.de/index.php;do=viewmag/site=pvs/lng=de/area=pol/id=2/alloc=163/sid=a49f74ba797b415516635a425fd515c7http://www.kritisch-lesen.de/?p=2329http://www.kritisch-lesen.de/?p=2329http://www.vsjournals.de/index.php;do=viewmag/site=pvs/lng=de/area=pol/id=2/alloc=163/sid=a49f74ba797b415516635a425fd515c7http://www.vsjournals.de/index.php;do=viewmag/site=pvs/lng=de/area=pol/id=2/alloc=163/sid=a49f74ba797b415516635a425fd515c78/3/2019 Rechte Mitte extreme Rechte - #03
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Das UDas Urbrbild des Tild des Toonny By Blairlair
Hilary Mantel
Wlfe
Von Fritz Gde
Hilary Mantel schildert voll Sympathie die Gestalt des berchtigtenGewaltmenschen Thomas Cromwell zur Zeit Heinrichs VIII. Er tritt
als Reformer mit Augenma dem "verbissenen Schwrmer" Thomas
Morus entgegen.
Keine Geschichte fllt fter den Raum zwischen den Sendungen bei n-
tv als die der Tudors. Heinrich VIII. als Liebender und Gewalttter, der
seine erste Ehefrau verbannte, um eine zweite zunchst zu heiraten,
und sie dann zum Tode verurteilen zu lassen. Das alles ist als
Gruelgemlde aufzufassen ber die furchtbaren Verheerungen,welche Leidenschaft in den Mchtigen dieser Welt anrichtet. Dass es
bei all dem nicht nur um Erotik ging, hat man vermutet. Enteignung
der Klster und Durchsetzung der kniglichen Gewalt gegen die Kirche
hatten durchaus ihre Grnde - ganz ohne Sinnenglut im Hirn. Was in
Deutschland zur gleichen Zeit Herzge so gut wie freie Reichsstdte
betrieben, bekam in England damals andere Motive aufgesetzt. Ziel
war aber in allen Fllen der Wunsch der reicher gewordenen Brger im
Verein mit ihren Frsten, sich smtliche Einkommensarten im eigenenTerrain zur Verfgung zu bringen.
In der mehr katholisch ausgerichteten Literatur der historischen
Romane kamen beim spteren Brgertum allerdings die Gegner dieser
Politik weit besser weg als deren damalige Betreiber. So vor allem
Thomas Morus, der als Kanzler des englischen Reiches zurcktrat
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und schlielich die Hinrichtung auf sich nahm, nur um der bloen
Staatsgewalt nicht wehrlos zu Willen sein zu mssen. Ich selbst -
geboren im Jahr 1935 - bekam meinen zweiten Rufnamen nach Thomas
Morus, der im gleichen Jahr von Pius XI. heilig gesprochen und zum
Schutzpatron der Juristen erhoben wurde. Bei uns daheim sammeltensich die Biographien und die Kopien der verschiedenen Portrts, die
Hans Holbein angefertigt hatte. Als nsterer Knecht kniglicher
Absichten wurde er in all diesen Bchern immer wieder Thomas
Cromwell - dem spter Heiliggesprochenen - gegenbergestellt, schon
von Zeitgenossen "Hammer der Mnche" genannt. Welche
berraschung, eben diesen Thomas Cromwell, Sohn eines
trunkschtigen prgelnden Schmieds, im Roman von Hilary Mantel
wiederzunden als den umsichtigen Mann, der - mit gerade noch
ausreichender, nie bertriebener Brutalitt - ein modernes England
herstellt. Nach Mantel diente Cromwell lang und treu dem Kardinal
Wolsey und lernte bei diesem alle Tricks und Feinheiten der damaligen
Theologie und vor allem der Juristerei.
Heinrich VIII. und selbst die Autorin Hilary Mantel rechnen es
Cormwell hoch an, dass er seinem geistlichen Herrn die Treue hielt,
selbst nachdem dieser vom Knig seiner mter beraubt worden war
und von allen verlassen wurde. Gerade wegen solcher Treue darfCromwell dann in die Dienste des kniglichen Frh-Absolutisten
treten. Aus marxistisch inspirierten Schriften erfahren wir immer
wieder, wie das kaufmnnische Brgertum sich auf die absoluter
werdende Gewalt der Knige sttzte, um allmhlich die eigene Macht
- die des Geldes - gegen die der Geburt und des Landbesitzes der
Adligen durchzusetzen. Wie das konkret vor sich gegangen sein kann,
war bisher schwer vorzustellen. Mantel hilft dazu. Sie zeigt die
Zusammenknfte des - selbst ber Wollhandel reich gewordenen -
Cromwell mit den Stadtbrgern von London, die ihrerseits zunchstzu Morus als dem allerseits anerkannten gerechten Richter halten.
Erst in den letzten Kapiteln des Romans wird der Gegensatz zwischen
Cromwell und Morus scharf herausgearbeitet. Keineswegs ist
Cromwell auf die Hinrichtung Morus aus. Nur versteht er in keinem
Augenblick, wie einer Blut, Gut und Ehre opfern mag um einer bloen
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Eides willen. Morus nmlich weigert sich vor allem, die Vormacht
des Knigs ber die Kirche und damit die Losreiung von der
tausendjhrigen Geschichte der Christenheit anzuerkennen. Im letzten
Gesprch in der Zelle im Tower entspannt sich folgender Dialog
zwischen Cromwell und Morus:
"Ich bin froh, dass ich nicht so bin wie sie!"
"Zweifellos. Denn sonst sen sie hier."
"Ich meine, dass meine Gedanken nicht auf die nchste
Welt xiert sind. Ich schliee daraus, dass sie keine
Mglichkeit sehen, diese zu verbessern."
"Und sie tun es?" (S.738)
Die schrfste Verkehrung der bisherigen Vorstellungen. Morus, derAutor von Utopia , galt nach der allgemeinen Meinung gerade als
Denker des Vernderlichen, einer Welt ohne Privateigentum, in der
im Kontrast zum vorgestellten klassenlosen Zustand des damaligen
Englands als besonders unheimlicher Ort der Ausbeutung und der
Erziehung der Enterbten zum Raub erschien. Jahrhundertelang wurde
aus Utopia Morus Satz von den menschenfressenden Schafen
wiederholt, nmlich jener, die - im Besitz der Gutsherren - auf den
zwangsangeeigneten Gemeindeuren die Kleinbauern vertrieben. Die
adligen und brgerlichen Besitzer der Schafe und Proteure vom
Wollhandel waren demnach nicht besser als Wegelagerer.
Mantel macht den Utopisten im Buch mehr oder weniger verchtlich.
Auf Folterungen, die Morus in seiner Zeit der Kanzlerschaft
angeordnet hatte, wird immer wieder hingewiesen. Die viel hugeren,
die Cromwell geduldet oder angeordnet hatte, werden mehr beilug
abgehandelt.
Fr Mantel ist Cromwell der Mann, der zupackend, die
hochgeschobenen rmel voller Blut, die gegenwrtige Welt wirklichverndert.
Es kann nicht anders sein. Sie hat bei diesem Kraftprotz brgerlicher
Frhe an den gleichgesinnten Schwchling der Sptzeit gedacht: an
Blair und seinesgleichen. An Gewissenlosigkeit steht Blair dem frhen
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Cromwell nicht nach. Er bertrit ihn jedoch an Blindheit - und vor
allem an Erfolglosigkeit. Er kommt Cromwell in der schamlosen
Selbstzufriedenheit gleich. Ein Mann, der sich voller Selbstlob - ohne
Not - an den Verbrechen des Irak-Kriegs beteiligte, um sich nach
der Aufdeckung smtlicher Schndlichkeiten in den Memoiren seinerUntat noch zu rhmen, stellt den ohnmchtig gewordenen Schatten
eines bermchtigen Urbilds dar. Cromwell hatte diesem bisher letzten
seiner Art eines voraus: die Mglichkeit, auf den Aufstiegswillen einer
geschlossenen brgerlichen Klasse zurckzugreifen. Blair dagegen ist
zum Hampelmann geworden, der auer ein paar Lohnschreibern und
Sldnern gar niemanden mehr hinter sich hat.
Es ist Mantel gelungen, im Rckblick auf das Urbild die Windigkeit des
letzten Nachfahren (Blair) noch einmal ins schrfste Licht zu stellen.Ob sie das nun beabsichtigte oder nicht. Durchaus mglich, dass
Mantel, wenn sie sich zu theoretischen Aussagen ber gegenwrtige
englische Politik hinreien liee, sich nicht weniger antidemokratisch
und antikommunistisch uern wrde als Herta Mller bei uns. Darauf
darf es allein bei der literarischen Bewertung beider aber gar nicht
ankommen. Wichtig ist bei beiden einzig und allein die Kraft der
Darstellung der Durchhaltefhigkeit eines Charakters, wie sehr diesen
die moralische Beurteilung nachtrglich auch verurteilen mag.
PS: Angeblich arbeitet die Autorin an einem zweiten Teil, in dem Glanz
und Elend des Vorkmpfers der brgerlichen Klasse zur Zeit ihres
Aufstiegs vorkommen mssten. Einschlielich des Endes. Bekanntlich
musste der reichgewordene arme Mann am Ende sein Haupt genau so
auf den Richtblock legen wie einst Thomas Morus. Einem Diktator wie
Heinrich VIII. konnte keiner auf die Dauer genug tun.
Hilary Mantel 2010: Wlfe. DuMont Verlag, Kln.ISBN: 978-3-8321-9593-9. 768 Seiten. 22.95 Euro.
[Link zum Artikel]
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NNatrlichkatrlichkeieit aus ft aus feministischer Peministischer Perspektierspektivvee
Heinz-Jrgen Vo
GeschlechtWider die Natrlichkeit
Von Anja Gregor
Heinz-Jrgen Vo greift die Erkenntnisse seiner Dissertation (MakingSex Revisited) noch einmal pointiert auf und nimmt Debatten um
die Natrlichkeit (vs. gesellschaftliche Herstellung) der
Geschlechterbinaritt in den Blick.
Ausgehend von den berlegungen Simone de Beauvoirs in Das andere
Geschlecht , Judith Butlers Theorem der Konstruktion auch
krperlicher Zweigeschlechtlichkeit und Karl Marx
kapitalismuskritische berlegungen zu gesellschaftlichen Einssen
auf die Entwicklung von Menschen arbeitet sich Vo durch die
Geschichte der Geschlechtertheorien, um im Anschluss die
Forschungspraxis biologisch-medizinischer Wissenschaft einer
eingehenden Kritik zu unterziehen. Schlussendlich pldiert Vo dafr,
sich berhaupt mit den tatschlichen Lebensrealitten
von Menschen auseinanderzusetzen, die ber andere
Lebenserfahrungen verfgen als man selbst. [] Es geht
darum, Wissenschaft als Teil einer politischen Ttigkeitzu begreifen, die bislang meist auf die Bedrfnisse
Privilegierter ausgerichtet war. (S. 49)
Vo vertritt damit die Ansicht, dass Forschung ber und von Menschen
immer die gesamten Lebensumstnde in den Blick nehmen muss die
der Forschungssubjekte ebenso wie die eigenen als Forschende_r. In
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der Studie wird dies geleistet, indem zum einen neben der Kategorie
Geschlecht immer auch die Kategorien Bildungsmglichkeiten, race
und Klasse mitgedacht werden; zum anderen stellt Vo alle genannten
Forscher_innen immer auch in Zusammenhang mit ihren
Lebensumstnden, indem bedeutsame Aspekte ihrer Biographie in dieTexte einieen. Insbesondere zweites ist eine spannende Art, die
Texte zu verfassen: Der_die Leser_in wird immer wieder darauf
aufmerksam, dass es sich auch bei forschenden Personen immer um
Menschen mit einer gesellschaftlichen Positionierung und daraus
resultierendem Fokus des Forschungsinteresses handelt.
FFr eine Nr eine Natrlichkatrlichkeieit zwt zweier Geschlecheier Geschlechter fter fehlen stichhaltigeehlen stichhaltigeBewBeweiseeise
Im ersten Kapitel stellt er heraus, warum es sich lohnt, die
Natrlichkeit von Geschlechterdierenzen kritisch zu betrachten:
Biologie sei ebenso wie Gott eine machtvolle Instanz, die angefhrt
wird, um Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu belegen.
Problematisch dabei sei, dass jene Instanzen auerhalb der
Einussnahme von Mensch und Gesellschaft liegen, als vorgegeben
und unabnderlich daherkommen und so die Mglichkeiten von
Menschen unter Berufung auf den Glauben an sie beschrnken (vgl.
S. 19). Mit bedeutenden Streiterinnen vom 14. bis 17. Jahrhundert Christine de Pizan, Moderata Fonte, Marie le Jars de Gournay stellt
Vo heraus, dass sich bereits frh gegen biologistische Auassungen
von Geschlecht gewendet wurde: Jene frhen Feministinnen erstritten
mit ihrem Einspruch eine bessere gesellschaftliche Position von
Frauen.
Vo nimmt im zweiten Kapitel zunchst die Intersektionalitt, also
die Verschrnkung verschiedener Diskriminierungsformen wie
Geschlecht, Klasse, Bildungsniveau (und -mglichkeiten) und race in
den Blick und kritisiert, dass Geschlechterforschung immer eine
Forschung privilegierter Personen ist:
So ist es nicht ausschlielich der Quellenlage geschuldet,
dass arme Menschen kaum im Blick sind und dass
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beispielsweise die Ansicht verbreitet ist, seit der
Moderne seien stets Theorien nur zweier Geschlechter
vertreten worden. In dieser Behauptung spiegelt sich
vielmehr die Perspektive von jetzt Forschenden,
eingebunden in ihre Sozialisation und aktuellegesellschaftliche Debatten. (S. 45)
Im Anschluss an diese Wissenschaftskritik leitet Vo seine Prmisse
her, dass Menschen gesellschaftliche Wesen sind und zeigt, dass diese
berzeugung keine neue in der Wissenschaft ist: Lange vor den
berlegungen zur gesellschaftlichen Konstruktion von Geschlecht
(Baltimorer gender-Theory; nach John Money, Joan G. Hampson und
John L. Hampson in den 1950er/60er Jahren) stellte bereits Karl Marx
in seinen Schriften heraus, dass das Individuum [] dasgesellschaftliche Wesen ist. Seine Lebensuerung [] ist daher eine
uerung und Besttigung des gesellschaftlichen Lebens (Marx 1962
zit. n. Vo 2011, S. 54). Geschlecht sei, so Vo, ebenso einer genauen
Analyse zu unterziehen wie Marx dies fr Produktionsweisen bereits
tat. Dies sei der geeignete Weg, ein gutes Leben fr alle Menschen zu
erkmpfen, ohne Diskriminierungen und Ungleichbehandlung (vgl. S.
60).
In der nun folgenden Diskursanalyse historischer berzeugungen zur
Geschlechtsentwicklung zeigt Vo, dass es keine eindeutige Linie
gegeben hat, die schon immer von zwei und nur zwei Geschlechtern
ausgeht: Auch in Medizin und Biologie gab es sich widersprechende
Anstze Dierenz der Geschlechter auf der einen Seite, Gleichheit
auf der anderen.
Vo stellt immer wieder auch berlegungen verschiedener
Forscher_innen zum Bildungspotential oder krperlichen Konstitution
der Geschlechter heraus und zeigt damit, dass diese Anstze stets auchgenutzt wurden, um die gesellschaftliche Stellung der Geschlechter zu
begrnden oder eine Besserstellung der Frauen zu erstreiten.
Im letzten Kapitel wendet sich Vo den aktuellen Auassungen zur
Geschlechtsentwicklung zu und kommt mit Blick auf die eingangs
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beschriebene Wissenschaftskritik zu dem Schluss, das biologisch-
medizinische Forschungen eigentlich das Potential htten, den
Geschlechterdualismus in Frage zu stellen. Mit der Begrndung, die
Forschung msse weithin verstndlich bleiben, werden veraltete und
lckenhafte Theorien in populren Medien verentlicht. Die
Fachwissenschaftler_innen [] sind allerdings oftmals
der Meinung, der besseren Verstndlichkeit wegen
vereinfachen zu mssen. Damit hat die biologisch-
medizinische Wissenschaft selbst auch einen Anteil daran,
dass sich das populre Wissen ber genetische Ablufe
nicht aktualisiert, sondern sich ideologisch heute noch in
vielerlei Hinsicht auf dem Stand des 20. Jahrhunderts
bendet. (S. 157)
Die Wissenschaft stellt derartige berlegungen zugunsten ihrer
Popularitt aufs Abstellgleis und steuert mit veralteten Theorien
weiterhin gesellschaftliche Anerkennung der Zweigeschlechtlichkeit
und Pathologisierung weiterer Geschlechter.
Vo akzentuiert abschlieend mithilfe integrierender, systemischer
Betrachtungen, dass die Geschlechtsentwicklung kein simpler Ablauf
sein kann, sondern diverse Faktoren in den Prozess der Entwicklungeinwirken. Neben den Lebensumstnden der Personen, deren Eizelle,
Spermium und Gebrmutter beteiligt sind, spielen komplexe Ablufe
auf molekularer Ebene bei der Ausbildung und Spezikation von Zellen
eine Rolle. Gene und Genprodukte, Chromosomen, Keimdrsen,
Quantitten und Qualitten der krperlichen Merkmale, Fruchtbarkeit
alle diese Merkmale zusammen werden bei keinem einzigen
Menschen in eine eindeutige Richtung weiblich oder mnnlich
zusammenspielen. (S. 163)
Eine tatschliche Grundlage fr ausschlieende gesellschaftliche
Konzepte von Zweigeschlechtlichkeit gebe es damit nicht. Also
gilt [es], eine gerechte Gesellschaft zu erstreiten, die sich
an den wirklichen Bedrfnissen der Menschen orientiert
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und die jeden Tag neu erkmpft und gestaltet werden
muss, damit nicht ein Zustand entsteht, in dem Menschen
erneut bedrckt und benachteiligt werden. Fr diese
gerechte Gesellschaft ist Utopie ntig und eigenes Tun
gefragt. Fangen wir Du und Du und Du und Du und Ich jetzt damit an! (S. 166)
VVerstndlich, strerstndlich, streieitbar und gehaltvtbar und gehaltvolloll
Das Buch ist in sehr verstndlicher und angenehm zu lesender Sprache
verfasst. Vo nimmt den_die Leser_in mit durch das Buch, indem
immer wieder Zusammenfassungen gemacht werden und darauf
verwiesen wird, an welcher Stelle der Argumentation eine_r sich
gerade bendet. Das Buch ist ein sehr gutes Destillat der Erkenntnisseder oben genannten Dissertation, hier werden die dort ausfhrlich
und den Umstnden geschuldet hochwissenschaftlich formulierten
Erkenntnisse fr Menschen formuliert, die sich in der biologisch-
medizinischen Wissenschaft wenig bis gar nicht auskennen.
Zum einen ein toller Einstieg fr die Auseinandersetzung mit dem
biologisch-medizinischen Diskurs, der in der Diskussion um die Kritik
der Heteronormativitt immer wichtiger werden wird nicht zuletzt
aufgrund immer populrer werdender biologistischer
neurowissenschaftlicher Anstze, die den Essentialismus der
Zweigeschlechtlichkeit versuchen in das Gehirn zu verlagern und
ihn so weiterhin unzugnglich fr Kritik zu halten. Vo Arbeit bietet
die Mglichkeit, solchen Anstzen zu widersprechen, auch, indem
weiterfhrende Werke genannt werden, mit denen eine_r sich in
diverse Richtungen weiterbilden kann. Zum anderen auch eine
gelungene integrierende Arbeit: Die Intersektionalitt verschiedener
Unterdrckungsmechanismen wird im Buch immer wieder
hervorgehoben, die Lebensumstnde in ihrer Gesamtheit und ihremZusammenspiel als verantwortlich fr die gesellschaftliche Stellung
einer Person betont. Dieser stark feministisch geprgte Ansatz ist die
Basis aller berlegungen auch jener zur biologisch-medizinischen
Neuschreibung von Geschlechtsentwicklung.
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Insgesamt ein empfehlenswertes Bndchen der theorie-org-Reihe,
ber das es sich zu unterhalten gilt!
*
Die Rezension erschien zuerst im Mrz 2011 auf mdchenblog.de
(Update: kritisch-lesen.de, lj, 05/2011)
Heinz-Jrgen Vo 2011: Geschlecht. Wider die Natrlichkeit.
Schmetterling-Verlag, Stuttgart.
ISBN: 3-89657-663-1. 180 Seiten. 10.00 Euro.
[Link zum Artikel]
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http://maedchenblog.blogsport.de/2011/03/24/1211http://www.kritisch-lesen.de/?p=2319http://www.kritisch-lesen.de/?p=2319http://maedchenblog.blogsport.de/2011/03/24/12118/3/2019 Rechte Mitte extreme Rechte - #03
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AnalAnalysen und Essaysen und Essaysys
Alfred Schobert
Analysen und EssaysExtreme Rechte - Geschichtspolitik - Poststrukturalismus
Von Sebastian Friedrich
Der Band enthlt 30 posthum verentlichte Texte, die zum
selbstndigen Denken - und Handeln - einladen.
Brecht bezeichnete jene Intellektuelle, die sich aus Pragmatismus an
fetischisierten Sachzwngen orientierten und damit ihre politische
Emanzipation aufgaben, als Kopangerder herrschenden Klasse. Bei
der Betrachtung gegenwrtiger Debatten fllt auf, dass Brechts
Beschreibung nicht nur in Bezug auf Sloterdijk aktuell ist. Mal
abgesehen von der Frage, was Intellektuelle zu Intellektuellen macht,
trit sie jedoch nicht auf alle zu. Manche Intellektuelle handeln wider
vermeintlicher Wahrheiten, sprechen gewissermaen gegen den
Strich. Einer von ihnen war Alfred Schobert (1963-2006). Beim Unrast
Verlag (Edition DISS) erschien krzlich ein Sammelband von 30
ausgewhlten Texten aus dem fulminanten Fundus von etwa 500
Verentlichungen Schoberts. Die Herausgeber Martin Dietzsch,
Siegfried Jger und Moshe Zuckermann wollten die Arbeiten zu den
Themenbereichen Extreme Rechte, Geschichtspolitik und
Poststrukturalismus einem breiteren Publikum zugnglich machen,
weil sie in Form und Inhalt mannigfache Denkanste fr einenotwendige intellektuelle Debatte nicht nur in Deutschland zu
geben versprechen (S. 5). Dies soll anhand einiger exemplarisch
vorgestellter Analysen verdeutlicht werden, da aus Platzgrnden
leider nicht auf alle Arbeiten en dtail eingegangen werden kann.
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Schobert beschftigt sich nicht nur mit der hiesigen extremen Rechten,
sondern auch intensiv mit der in Frankreich. Im vorliegenden Buch
nden sich mehrere Arbeiten, die sich mit der Nouvelle Droite um
deren Weltanschauungsbastler und Interdiskursproduzenten Alain
de Benoist befassen. Nicht nur bei diesen Analysen stehen immer dieTexte oder genauer: Diskursfragmente der Untersuchten selbst
im Mittelpunkt. Dabei richtet sich der kritische Blick stets ber die
vermeintlich klar abgesteckten Grenzen hinaus, wenn zum Beispiel
die Allianzen zwischen rechten und angeblich linken
Globalisierungsgegner_innen genauer beleuchtet werden. Der Schlaf
der Vernunft zeugt Ungeheuer, wenn nicht notwendige theoretisch-
analytische Unterscheidungen gezeigt werden (vgl. S. 57). Hier knpft
auch der Artikel Nothing to worry about? an. Ein nicht autorisiertes
Interview der National-Zeitung mit Noam Chomsky wird zum Anlass
genommen, um der Frage auf den Grund zu gehen, was Chomsky
so attraktiv fr die extreme Rechte macht. Zum einen sei Chomskys
Engagement gegen den US-Imperialismus und Israels
Klientelpolitik anschlussfhig, zum anderen falle Chomsky immer
wieder durch umstrittene Solidarittsbekunden auf - so zum Beispiel
fr den Holocaust-Leugner Robert Faurisson (vgl. S. 116).
Dass es sich lohnt, losgetretene Debatten genauer nach derEntstehung und dem Nichtgesagten zu untersuchen, zeigt der
Artikel In der Mhle der binren Reduktion. Die gezielten
Missdeutungen einer Rede der indischen Aktivistin und Publizistin
Arundhati Roy bei Mumbai Resistance 2004 werden nachgezeichnet, in
der sie angeblich zum bewaneten Widerstand im Irak gegen die USA
aufgerufen haben soll. Es fllt auf, wie brgerliche und sich als links
denierende Medien zunchst voneinander abschreiben und spter,
trotz besseren Wissens, deutliche Klarstellungen Roys ignorieren. Die
scharfe Kritik des Autors richtet sich dabei nicht nur gegen Teile derJungle World, sondern auch gegen Autoren der Jungen Welt. Da sowohl
die Positionen der Befrworter_innen von Aktionen wie 10 Euro fr den
Widerstand im Irak, als auch linker Bellizismus abzulehnen sei, mahnt
Schobert, sich dieser idiotischen Alternativen zu entziehen (vgl. S.
102).
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Einen aktuellen Bezug weist die Arbeit ber Finkelsteins "Holocaust-
Industrie" auf. Nach der kurzen aber przisen Vorstellung der Thesen
Finkelsteins kritisiert Schobert dessen drftige Argumentation, die
hinter Jahrzehnte whrende Debatten zurckfalle. Das wird an der
przisen Rekapitulation der Diskussionen um die TV-Serie "Holocaust"und Paul Celans Gedicht "Todesfuge" verdeutlicht. Erst gegen Ende
der Arbeit wird sich wieder dem Titelthema Finkelstein gewidmet.
Die Genealogie des Begris Holocaust-Industrie zeigt, dass Finkelstein
den Begri oenbar von Holocaust-Leugner David Irving bernommen
hat, der bereits im 1990 von einer gigantischen Holocaust-Industrie
fabuliert haben soll, sptestens aber 1993 in der Nazi-Fernseh-Show
Race and Reason davon sprach. Nicht nur deshalb sei Finkelstein
laut Schobert ein Koschermacher der neonazistischen
Propagandaformel Holocaust-Industrie (S. 260).
Ein weiterer Schwerpunkt in den Arbeiten Schoberts besteht im
Aufdecken von Normalisierungsversuchen. Normalisierungen in dem
Sinne, dass versucht werde, Deutschland nach der Vereinigung wieder
als ganz normale Nation darzustellen die nun die Geschichte endlich
ruhen lassen sollte, und sich nach der Wende wieder auf ihre Strke
rckbesinnen sollte. So etwa Martin Walser mit seiner Friedenspreis-
Rede 1998. Diese wird von Schobert geschickt in den Kontext desGesamtwerks Walsers gestellt, womit verdeutlicht wird, dass die
umstrittene Rede Walsers nicht etwa ein Ausrutscher oder gar die
Folge eines Altersrechtsrucks war, sondern unmittelbar an frhere
Aussagen anknpft.
Schoberts Ausfhrungen zur Normalismus-Theorie von Jrgen Link
bildet einen von drei Schwerpunkten des letzten Kapitels zu
Poststrukturalismus. Die kritischen Auseinandersetzungen mit Link,
Foucault und zur Rezeption der Schriften von Derrida eignen sichals Einfhrungen in wissenschaftliche Debatten. Insbesondere die
Arbeiten zum Politischen bei Derrida sind hier besonders
hervorzuheben. Gerade weil sich Derrida eiliger Positionierungen
entziehe und lieber problematisiere, sei eine Auseinandersetzung mit
dessen Werk sehr ergiebig. Statt dem Registrieren klarer politischer
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Frontverlufe suchten Derridas Lektren auch nach dem, was die
Kontrahenten an problematischen Gemeinsamkeiten aufweisen, wo
und wie sich Positionen austauschen und verkehren usw. (S. 377)
Analysen und Essays regt zum Denken und vor allem Intervenierenan. Schobert selbst, der von den Herausgebern als eingreifender
Intellektueller im besten Sinne des Wortes gelobt wird (S. 5), war
jahrelang wissenschaftlicher Mitarbeiter im Duisburger Insitut fr
Sprach- und Sozialforschung (DISS), darber hinaus aber immer auch
in anderen Gruppen und Gebieten aktiv. Nie orientierte er sich nur an
wissenschaftlichem Fachpublikum.
Verdeutlicht werden die Verbindungen von [poststrukturalistischer]
Theorie und [politischer] Praxis. Es werden nicht einfach vermeintlicheWahrheiten den aus Passivitt bald eindsenden Rezipient_innen
prsentiert, sondern aktives Lesen gefrdert. Schobert kann als
spezischer Intellektueller (Foucault) bezeichnet werden. Nach
Foucault komme es nicht darauf an, die Wahrheit von jedem
Machtsystem zu befreien, sondern die Macht der Wahrheit von den
Formen der Hegemonie zu befreien, quasi die (sozialen, konomischen
und institutionellen) Produktionsordnungen der Wahrheit zu
verndern. Schobert gibt nicht einfach Beispiele fr das Wahre und
Gerechte und erklrt mit dem universellen Wissen aus erhhter
Position heraus den subalternen Rezipient_innen die Welt. Vielmehr
zeigt er die Strukturen auf, frdert und fordert aktives Mitdenken bzw.
handeln, spricht nicht einfach, sondern fordert zum Sprechen auf.
**
Die Rezension erschien zuerst im April 2010 aufstattweb.de (Update:
kritisch-lesen.de, ast, 01/2011)
Alfred Schobert 2009: Analysen und Essays. Extreme Rechte -
Geschichtspolitik - Poststrukturalismus. Unrast Verlag, Mnster.
ISBN: 978-3-89771-750-3. 500 Seiten. 29.80 Euro.
[Link zum Artikel]
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http://www.stattweb.de/baseportal/Buecher&zeigen=146http://www.kritisch-lesen.de/?p=289http://www.kritisch-lesen.de/?p=289http://www.stattweb.de/baseportal/Buecher&zeigen=1468/3/2019 Rechte Mitte extreme Rechte - #03
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Der zwDer zweieite Tte Tod meines Vod meines Vatersaters
Michael Buback
Der zweite Tod meines Vaters
Von Fritz Gde
Michael Bubacks Weg vom Staatsvertrauen zur Erkenntnis bserHintergrnde.
Schon vor seinem Buch hat Buback Junior viel Aufsehen erregt mit
seinen Beitrgen im Fernsehen und in Zeitschriften zu den ungeklrten
Problemen beim Attentat auf seinen Vater Ostern 1977. Sein Auftreten
wurde aufgegrien und ausgentzt fr eine Kampagne zur restlosen
Aufklrungspicht der ehemaligen RAF-Angehrigen ber ihre eigenen
Taten und die aller anderen Angehrigen der RAF. Sonst am besten
gar keine Haftentlassung zu Lebzeiten. Davon ndet sich im Buchselbst kaum noch etwas. Vielmehr stt Buback junior im Buch zu der
richtigen Forderung vor, dass die Strafbehrden, wenn sie schon Tter
verfolgen, das so tun sollten, dass die Vergangenheit erhellt wird, ohne
dass die Tter eine moralische Super-bung zu absolvieren haben.
Buback, von Haus aus Naturwissenschaftler, stt am Anfang nur auf
Ungereimtheiten bei der Darstellung der Vorgnge, die zum Tod seines
Vater fhrten. Er beteuert zu Beginn immer wieder sein kindliches
Vertrauen in die Behrde seines Vaters, die Bundesanwaltschaft. Juristische Details sind ihm zu Beginn fremd. So erfhrt er erst im
Gesprch mit Boock, dass Mord seit mindestens dreiig Jahren nicht
mehr verjhrt.
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Die ganze breite Literatur ber RAF und Terrorismus scheint ihm am
Anfang unbekannt. So kommt er erst im Lauf des Buches darauf, dass
sein Gewhrsmann Boock sich im grten Konikt bendet mit den
meisten der brigen Ex-RAF-Mitglieder und als Phantast bis Lgner
verschrien ist. Nicht zu Unrecht, was natrlich nicht ausschliet, dasser fallweise auch einmal wirkliche Kenntnisse weitergibt.
Eben dieser Boock verrt Michael Buback, dass gerade Klar wegen
geringer Schieausbildung gar nicht auf dem Motorrad sitzen durfte,
sondern allenfalls im Fluchtwagen. Auerdem sei auch der gerichtlich
verurteilte Knut Folkerts nicht beteiligt gewesen. Dafr nennt Boock
als wirklichen Tter Wisniewski. Dieser scheidet aber als Schtze aus,
der vom Soziussitz des Motorrads htte schieen knnen. Etwa auch,
weil er seiner Statur nach den Zeugenaussagen nicht entspricht.
Michael Buback durchschaut zunchst nicht das Schema der
Verurteilungen in Stammheim und anderswo. Nach der Reform des
Paragraphen 129 zu 129a gengte dem Gericht normalerweise der
Nachweis, dass jemand in einer terroristischen Vereinigung in
dem Fall also der RAF ttig geworden war, um dieser einen Person
vollkommene Mitwisserschaft und ein gemeinsames Wollen jeder
Straftat zuzuschreiben, die von der Gruppe aus begangen wurde. So
dass eine Verurteilung immer auch ohne grere Beweismhen
mglich war und auch erfolgte.
An dieser Pauschalisierungstechnik stt sich Michael Buback, ohne
sie genau zu erkennen und zu benennen. Er mchte den bestimmten
Tter oder die Tterin kennen, der/die auf seinen Vater, Chaueur
und Beifahrer geschossen hatte. Kam es Polizei, Bundesanwaltschaft
und den Gerichten wesentlich darauf an, mehr oder weniger
Verdchtige nachhaltig wegzusperren, so verlangt Bubackaltertmlicherweise einen vollkommenen Wahrheits- und damit
Schuldbeweis.
Das wirft ihm Peter Chotjewitz in seiner Besprechung in KONKRET vor
allem vor:
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Nur ein Gedanke scheint ihm [Buback] nicht zu kommen.
Dass es allen schnurzpiepe war, wer die Tat begangen
hatte. Hauptsache war, dass jeder, der mit der RAF
irgendwie mageblich verbandelt war, verknackt wurde.
Nur zu diesem Zweck wurden Indizien geflscht, Beweisegezinkt, Kronzeugen erpresst. (Konkret 2/2009, S. 29)
Chotjewitz setzt hier als bekannt voraus, was sich einem Buback erst
mhsam entschlsselt. Insofern enthlt Bubacks umstndliche
Herangehensweise trotzdem einen eigenen Erkenntniswert. Bubacks
Buch liee sich als negativer Entwicklungsroman verstehen der
Verlaufslinie nach etwa wie Flauberts Education sentimentale,
natrlich nicht nach dem literarischen Niveau.
Michael Bubacks Ausgang vom vollsten Vertrauen in Papas Behrde
ber beginnendes Misstrauen zu schlielich trauriger Gewissheit, dass
nicht alles so rechtlich zugeht, wie er es gern htte, zeichnet denen
einen Weg vor, die hnlich treuherzig sich in ihrem Staat geborgen
fhlen mchten, so lange es eben geht.
Und eines kommt hinzu: Die Pauschalbehandlung aller RAF-
Angehrigen trit auf eine Person gerade nicht zu Verena Becker. Sie
wird gestellt in Singen, schiet auf angeblich sechs Polizeibeamte,bekommt zweimal lebenslnglich und wird doch schon nach sechs
Jahren vom Bundesprsidenten begnadigt. Whrend ein Klar seine 26
Jahre abbrummt bis zum letzten Tag.
Bekannt war, dass Verena Becker nach der Verhaftung sich
ausgerechnet dem Verfassungsschutz an den Hals geworfen haben
soll. Sie htte erst dann ausgepackt in einer Lebensbeichte und
bei der Gelegenheit auch Wisniewski als Tter benannt. Nur was
Buback in einer przisen Feinarbeit herausbekam, schon unmittelbar
nach der Festnahme in Singen wurde aus den Ermittlungsakten und
den Ergebnissen der polizeilichen Spurensicherung alles
herausgenommen, was Verena Becker htte belasten knnen. Die
Zeugenaussagen, die eher auf eine Frau auf dem Sozius hindeuteten,
kamen vor Gericht nicht mehr vor. Haar-Untersuchungen unterblieben.
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Es wrde zu weit fhren, das alles im Einzelnen nachzuerzhlen.
Genug, dass Michael Buback nach przisestem Quellenstudium zu der
berzeugung, nein Erkenntnis kam, dass Verena Becker von den
ermittelnden Behrden systematisch aus der Schusslinie genommen
wurde, also gedeckt wie der Fachausdruck lautet. Und das alles,bevor sie sich dem Verfassungsschutz in der spter zugegebenen Form
oenbarte. Also folgert Michael Buback muss Verena Becker als
V-Frau schon vorher angeworben worden sein. Er ndet auch
allerdings schwache Beweise dafr in einem Stasi-Vermerk in der
DDR und einer angeblichen Aussage von Inge Viett (S. 220f.).
Wenn Bubacks Annahme stimmt, htten die Behrden auch noch ihre
Teilnahme am Attentat auf Buback senior billigend in Kauf genommen.
Die Bundesanwaltschaft htte auf Druck oder auf Bitten der Dienstehin die Beweislage nachtrglich bereinigt. Kritiker Michael Bubacks
waren an dieser Stelle schnell mit der Keule zur Hand:
Verschwrungstheorie. Wenn es aber geheime Verabredung zwischen
Behrden gibt, also Verschwrung, wieso soll dann eine Theorie
unerlaubt sein, die davon ausgeht, dass es diese gibt?
Methodisch htte Michael Buback einen Vergleich anstellen knnen,
um zu berprfen, ob es solche Verabredungen zwischen den Diensten
und der Justiz schon gegeben hat. Das Celler Loch erwhnt er nicht,
eine Straftat, nur begangen, um einem V-Mann das Vertrauen von
einsitzenden Staats-Feinden zu gewinnen. Das Zusammenspiel von
Rebmann, noch vor seiner Zeit als Generalbundesanwalt, in Stuttgart
mit Diensten, um das Abhren der Zellen der Stammheimer zu
ermglichen, wird an einer Stelle erwhnt, ohne Folgerungen daraus
zu ziehen. An den spteren Fall des V-Manns ist zu erinnern, der
oenbar den Trepunkt in Bad Kleinen verraten und die Festnahmen
dort ermglicht hat. Dass die diesen V-Mann fhrenden Behrdenziemlich weit gingen, und mglicherweise die Sprengung des neuen
Knasts in Weiterstadt unter seiner Beteiligung oder zumindest seinem
Mitwissen in Kauf nahmen, ist bekannt. Warum sollte es da nicht
einen Deal zwischen Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft zum
Schutz der V-Frau Verena Becker gegeben haben knnen?
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Nchster Einwand gegen Michael Bubacks Vermutungen: Was htte
der Verfassungsschutz von der Fhrung einer V-Frau gehabt, die nicht
einmal vor den grten Anschlgen rechtzeitig warnte. Wir wissen
nicht, was Verena Becker verriet, was nicht. Auf jeden Fall fhlen sich
die Dienste sicherer, wenn sie auch nur glauben knnen, sie htteneinen Einussagenten, der gewisse Entwicklungen nach Staatswunsch
hinbiegen knnte. Le Carr, selbst alter Geheimdienstler, schildert in
seinem letzten Buch genau solche Versuche, die mit riesigem Aufwand
unternommen werden.
Chotjewitz hakt sich an einem weiteren Urteil Michael Bubacks fest.
Wenn nmlich Klar gar nicht beteiligt war, wieso htte er dann
schweigend seine 26 Jahre abgebrummt? Laut Buback aus Fanatismus.
Das ist natrlich Unsinn. Nur ist schlielich auch Knut Folkerts erst jetzt mit seinem Alibi aus Amsterdam herausgerckt, und hat doch
auch die lange Zeit im Knast geschwiegen. Warum? Aus Fanatismus
freilich nicht. Er sagt: Die Justiz ist denkbar ungeeignet, etwas
Positives zur Aufarbeitung der Geschichte der RAF beizutragen
(SPIEGEL-Interview, bei Buback zitiert, S.171). Auerdem ging er nach
allen Erfahrungen mit Recht davon aus, dass er auf jeden Fall
verurteilt wrde. In diesem Bewusstsein ist es durchaus mglich, dass
auch Klar und andere schwiegen: Sie wussten, es wrde keiner denMut haben, ihnen zu glauben. Man vergleiche nur, wie es Irmgard
Mller ging: Ihre in sich schlssige Darstellung der Todesnacht
in Stammheim erschtterte nichts und niemand. Sie wurde mit
Schweigen bergangen.
Insofern hat Michael Buback das Verdienst, nicht nur zu zeigen, dass
ohnedies alle in einen Sack gesteckt wurden zu dieser Erkenntnis
trgt er am wenigsten bei. Er weist gerade umgekehrt nach, dass
neben die Bekmpfungsmethode des pauschalen Einsackens immerauch die der Spaltung und des subtilen Eindringens in die Strukturen
der Kmpfenden tritt. Sicher: Jeder htte lieber ein viel krzeres
Pamphlet gelesen, im Stil von Zolas Ich klage an. Aber es ist nicht
alles immer zugleich zu haben.
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In linken und halblinken Kreisen hat sich inzwischen eine Art
Mdigkeit und Nicht-Wissen-Wollen eingenistet. Nicht, weil viele
glaubten, es htte sich in Stammheim oder sonstwo alles genau so
zugetragen, wie entlich dargestellt. Sondern, weil niemand gern
in einem Staat leben mchte, in welchem die eigene Polizei und dieeigene Staatsanwaltschaft genau das tut, wovon man schaudernd aus
anderen Lndern liest. Gerade solche stt ein Michael Buback in
seiner pfotigen, zum Teil ausgesprochen leisetreterischen Gangart auf
eine Notwendigkeit: Sich vertraut zu machen mit der Erkenntnis, dass
die Seilsicherungen durch den sogenannten Rechtsstaat nicht
besonders fest halten. Und dass dahinter von berall her und
unversehens die Staatsgewalt zuschlagen und zugreifen kann.
**
Die Rezension erschien zuerst im Februar 2009 auf stattweb.de
(Update: kritisch-lesen.de, ps, 01/2011)
Michael Buback 2008: Der zweite Tod meines Vaters. Verlagsgruppe
Droemer Knaur, Mnchen.
ISBN: 978-3-426-27489-7. 361 Seiten. 19.95 Euro.
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