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Samstag, 27. Juni 2015SEITE 38 LANGEN/EGELSBACH

„Berufung Schritt für Schritt entdeckt“David Schroth wird in drei Wochen zum Priester geweiht - die Primiz feiert er in seiner Heimatgemeinde St. Albertus MagnusLANGEN � Mit David Schrothwird ein „echter Langener Bub“am Samstag, 18. Juli, im MainzerDom zum katholischen Priestergeweiht. Am darauffolgendenSonntag feiert der 28-Jährige inSt. Albertus Magnus, der Kirche,in der er 1996 die Erstkommuni-on empfing, seine Primiz. Im Ge-spräch mit Klaus-Dieter Vöglerspricht der katholische Theolo-ge über seine Berufung.

Wann und wodurch wurde dirklar, dass das dein Lebenswegsein wird?

Ehrlich gesagt gibt es beimir nicht diesen „einen Mo-ment“, in dem mir deutlichwurde, dass es mein Lebens-weg ist, Priester zu werden.In die Nachfolge Jesu zu tre-ten ist ja nicht einfach einEntschluss, den man eines Ta-ges fasst und der dann unan-gefochten bleibt. Vielmehrglaube ich, im Tiefsten seinesHerzens kennt man den eige-nen Weg. Diesen durfte ich inden vergangenen Jahren fürmich entdecken. Ich kann aufviele positive Erfahrungenund Begegnungen mit denMenschen in meinem Umfeldzurückblicken. Einige davonsind mir auch als Priesterzum Vorbild geworden, ha-ben mich ermutigt, und sohabe ich mich auf diesesAbenteuer eingelassen. Dafürbin ich sehr dankbar.

Bist du deiner „Be-rufung“ dann um-gehend ge-folgt?

Es hatsich bei mirSchritt fürSchritt ent-wickelt, die ei-gene Berufungzu entdecken. Nachdem Abitur wollte icheinen weltlichen Beruf er-greifen und habe erst einmalangefangen, Jura zu studie-ren. Mit der Zeit stellte ich je-doch fest, dass das für michwohl doch nichts ist. Irgend-wie war ich auf der Suche

nach „mehr“. Ich bin mitdem christlichen Glaubenaufgewachsen. Bei uns würdeman sagen, klassisch katho-lisch: katholischer Kindergar-ten, Messdiener, Jugendar-beit und am Ende wurde esdann das Theologiestudium.Rückblickend kann ich sa-gen, dass mich die PersonJesu und seine Botschaft fürdie Menschen schon als klei-ner Junge fasziniert haben.Aber auch die Fragen: Was istein Priester? Was macht ihnaus? Was sind seine Aufga-ben? Alles zusammen wardann vermutlich entschei-dend, um daran anzuknüp-fen und meiner Berufung zufolgen.

Wie waren die „Studien- undLehrjahre“?

Sehr gut. Auch das Jurastu-dium möchte ich nicht mis-sen. Auf der Suche nach dem„Mehr“ und den Fragen desGlaubens war dann aber einOrt wie Sankt Georgen, woich anschließend Philosophieund Theologie studierte,wichtiger und prägender. EinHighlight war auch das Studi-enjahr in Rom, wo ich überden Tellerrand schauen undWeltkirche in ihren verschie-denen Facetten erleben konn-te. In dieser Zeit sind wichti-ge Freundschaften entstan-

den. Ein entscheidenderSchritt war ferner der Besuchder Bibelschule im HeiligenLand. Bis heute zehre ich vonden Erfahrungen auf denSpuren Jesu und dem Lesen

der Bibel an den besonderenOrten. Dankbar bin ich auchfür die Zeit mit meinen Mit-brüdern im Priesterseminar.Der Austausch und das ge-meinsame Unterwegssein

sind enorm wichtig.Reich an Einsichten

und Begegnun-gen waren die

Praktika inden Gemein-den inDarmstadt,

Mainz undzuletzt in Hep-

penheim als Dia-kon. Aber auch an-

spruchsvolle Felder wiedie Gefängnisseelsorge ge-hörten dazu.

Wie gehst du damit um, dassdu keine eigene Familie habendarfst?

Ich habe versprochen, ehe-

los zu bleiben. Das heißtnicht, dass ich beziehungsloslebe. Ganz im Gegenteil: Esist mein Auftrag, mit denMenschen, die mir anver-traut sind, ganz bewusst inBeziehung zu treten. Die For-mulierung „eigene Familie“macht mich immer etwasstutzig, denn natürlich habeich eine eigene Familie – mei-ne Familie. Jeder Priester ent-stammt einer Familie, ist inihr aufgewachsen und hatmit ihr gelebt mit allem, wasdazugehört. Ich bin ein Fami-lienmensch und ich bin Gottsehr dankbar für meine Fami-lie. Ohne meine Familie undmeine Freunde im Hinter-grund könnte ich meinenDienst gar nicht ausüben. Siesind ein entscheidender Teilmeines Lebens und somitauch meiner Berufung. Auchwenn ich es mir gut vorstel-

len konnte, habe ich michentschieden, nicht zu heira-ten und keine eigenen Kinderzu haben, das ist richtig. Esist ein bewusster Verzicht,der nicht einfach ist, manch-mal sogar sehr schwer. Unddoch ist es kein Mangel, son-dern zunächst einmal einefrei gewählte Lebensform,die aus meiner Sicht ein Äu-ßerstes an Verfügbarkeit er-möglicht – ganz bewusst fürdie Menschen, die mir alsGeistlicher und Seelsorgeranvertraut sind. Und nichtselten ist es so, dass man be-sonders als Priester die Rolleeines Vaters ausfüllen muss,indem man Verantwortungfür junge Menschen über-nimmt. Ein guter Priestermuss meiner Meinung nachimmer auch ein guter Vatersein können. Auch dann,wenn er ehelos lebt.

4. Mai 2014: David Schroths erster Einsatz als Diakon in der Kirche St. Albertus Magnus, in der er 1996 zur Erstkommunion ging (kleines Bild). � Fotos: p

Diese Seite der evangelischen und katholischen Kirchengemeindenin Langen und Egelsbach erscheint monatlich in unserer Zeitung.Redaktion: Pfarrer Steffen Held, ViSdP (sh), Pfarrer Ulrich Neff (un),Pfarrer Tobias Geeb (tg), Stephanie Kunert, Ltg. (stk), Iris Borutta (ib),Heribert Gött (gt), Beate Kramp (bk), Gaby Melk (gm), Klaus DieterVögler (kdv), Daniel Untch (du) Kontakt: Evangelisches Dekanat Drei-eich, Bahnstraße 44, Langen, � 3007815

IMPRESSUM

Plausch im Café WelcomeBegegnung mit Flüchtlingen in gemütlicher Runde

LANGEN � Am Donnerstag,23. Juli, 15 Uhr, wird das CaféWelcome im PfarrzentrumSt. Albertus Magnus eröffnet.Dieses Begegnungscafé fürFlüchtlinge, das von der evan-gelischen und katholischenKirchengemeinde gemein-

sam getragen wird, findet zu-künftig an jedem ersten unddritten Donnerstag im Monatvon 15 bis 18 Uhr statt. Es sollden Kontakt zwischen Neu-bürgern und Einheimischenfördern und einen Beitrag zurIntegration leisten. � gt

Bin ich gemeint?

Es kommt überraschend. Kei-ner hat damit gerechnet. Sie sit-zen um einen Tisch. Darauf einBuch und Schreibutensilien.

Er schaut in das Licht und folgteiner Armbewegung. Seine zweiNachbarn sind mit anderen Din-gen beschäftigt. Sie zählen Geld.Sie sind so vertieft, dass sie ihreUmgebung gar nicht wahrneh-men. Einer weicht erschrocken zu-rück. Und der Fünfte im Bundebeugt sich nach vorne – die Hand

nah an der Waffe. Auch er blicktin das Licht. Er sieht und sieht esdoch nicht.

Wir, die Betrachter sehen, wo-rum es geht. Im Alltag geschiehtdas Unfassbare: Der italienischeMaler Caravaggio hat es festge-halten. Jesus erscheint am rechtenBildrand – und mit ihm Petrus.Den Arm erhoben, zeigt er aufMatthäus: Du bist hier und jetztgemeint.

Das Gemälde „Die Berufungdes heiligen Matthäus“ hat Cara-vaggio als Auftragsarbeit 1600gemalt. Es ist heute noch in Romin der Kirche San Luigi dei Fran-cesi zu sehen.

Es ist nicht erkennbar, ob Mat-thäus auf sich oder seinen Nach-barn zeigt. Es stellt sich die Frage:Woran merke ich, dass ich ge-meint bin? Woran merke ich, dassich gerufen werde? Das kann mannicht beantworten. Es passiertnicht von jetzt auf gleich. Es kannmir heute oder morgen passieren.

Es ist in gewisser Weise unverfüg-bar.

Jesus beruft Matthäus mittenin einer Tätigkeit. Nicht bei einerspirituellen Handlung. Er befin-det sich in keinem sakralen Raum.Es ist nicht erkennbar, ob er vorder Tür oder in einem Haus sitzt.Und er zählt Geld. Mitten in einerweltlichen Tätigkeit begegnet erJesus. Auf diese Begegnung gibt esverschiedene Antworten. Die ei-nen bekommen gar nichts davonmit. Die anderen sind ängstlich,unsicher oder blind. Diese Ant-worten sind frei. Der Ruf kommt –aber wir sind selbst gefragt, obwir ihn annehmen oder nicht.

Auch in meinem Vikariat istPlatz für die Frage nach der Beru-fung – nach dem Gerufen werden.Antworte ich dem Ruf, etwas inder Welt zu tun, etwas zu bewe-gen, etwas zu verändern? Waswill ich mit meinem Leben anfan-gen und wohin will ich? Der RufJesu betrifft den ganzen Men-

schen. Das habe ich in meiner ers-ten Zeit im Vikariat festgestellt.Ich bin immer und überall Vertre-terin der Evangelischen Kirche –in Worten und Handlungen.

Das kann erst mal verunsi-chern und auch anstrengend sein.Wer bin ich auf dem Bild von Ca-ravaggio? Wer bin ich jetzt aufdem Bild? Das kann sich ändern –je nachdem, in welcher Phase manist. Bin ich noch unsicher, ob ichdem Ruf folgen soll? Folge ich demRuf, etwas in der Kirche, in derGemeinde zu bewegen, Menschenzu bewegen, von der befreiendenBotschaft zu erzählen?

Die Antworten sind frei.All diese Überlegungen haben

Platz in der Zeit des Vikariats, ei-ner Zeit des Ausprobierens. Ichbin gerade diejenige auf dem Bild,die sich fragt: Bin ich gemeint?Und wer sind Sie?

Vikarin Katharina MeckbachEvangelische Kirchengemeinde

Langen

Katharina Meckbach

Kirchengemeindenals Arbeitgeber

Aktion für Schulabgänger – „Mach doch, was du glaubst!“LANGEN � Abitur oder Fach-hochschulreife geschafft –und was kommt dann? DieseFrage kennen wohl alle, diegerade die Schule beendet ha-ben. Manche nehmen ersteinmal eine Auszeit, ein Frei-williges Soziales Jahr (FSJ),um sich Klarheit über denkünftigen Weg zu verschaf-fen. Welcher Beruf könnteder richtige sein – einer, derinteressant ist, abwechs-lungsreich und anspruchs-voll, noch dazu mit Men-schen zu tun hat, und keines-falls langwei-lig ist. Hiersetzt die Akti-on: „Machdoch, was Duglaubst“ derEvangeli-schen Kirchein Hessen undNassau (EKHN)an.

„Die Kirchebraucht enga-gierte jungeMenschen, diein ihr Diensttun und Zu-kunft gestalten wollen“, be-schreibt Dr. Volker Jung, Kir-chenpräsident der EKHN, dieLage. Kirchliche Berufe seien„anspruchsvoll“, weil es beiihnen um Fragen gehe, die„alle Menschen bewegen“.Die beiden großen Kirchenbenötigen dringend Nach-wuchs an Theologen und Ge-meindepädagogen oder Ge-meindereferenten, aber auch

an Kirchenmusikern, da vieleder hauptamtlichen Mitarbei-ter in den nächsten Jahren inRuhestand gehen werden.

Die für die Nachwuchsge-winnung in der Evangeli-schen Kirche in Hessen undNassau zuständige PfarrerinAnja Schwier-Weinrich be-richtet von den Chancen, diedie genannten Berufe bieten:„Es sind Lebensjobs, also sehrsichere Arbeitsplätze. Hiergibt es keine Karriereleiterwie in der Industrie, dafürsehr breitgefächerte Möglich-

keiten.“ Da jedes Pfarramtanders ist, jede Kirchenge-meinde ihre eigene Prägunghat, ist auch der Beruf desPfarrers ebenso wie der desGemeindepädagogen oderGemeindereferenten vielfäl-tig und entsprechend ab-wechslungsreich.

Für die Gemeindepädago-gen ist der Schwerpunkt dieArbeit mit Kindern und Ju-

gendlichen, aber auch mit Fa-milien oder Senioren. DerSlogan „Mach doch, was Duglaubst“ weist schon daraufhin, dass die Wahl für denPfarrberuf oder die Gemein-depädagogik stark mit demeigenen Glauben und demWunsch zu tun hat, zu zei-gen, wofür man steht. Etwasvom eigenen Glauben weiter-zugeben und andere Men-schen zum christlichen Glau-ben einzuladen. AnjaSchwier-Weinrich: „Wir wol-len Mut machen, das mit uns

zu tun.“Dabei unter-

stützt die Kir-che die Studie-renden mitRat und kon-kreten Ange-boten bis zurpersönlichenBetreuungwährend desStudiums.Auch die fürdas Theologie-studium nöti-gen Sprachenkönnen wäh-

rend der Ausbildung erlerntwerden.

Die Internetseitenwww.machdochwasdu-glaubst.de und www.katholi-sche-theologie.info informie-ren Interessierte über die not-wendigen Voraussetzungen,Prüfungen und Abschlüssefür Berufe in der Evangeli-schen und Katholischen Kir-che. � gm

Zur PersonDavid Christopher Schroth wurde1987 in Langen geboren. Hierwuchs er auf und machte 2006 ander Dreieichschule Abitur. Danachstudierte er zunächst Rechtswis-senschaften, 2008 wechselte er andie Philosophisch-TheologischeHochschule Sankt Georgen inFrankfurt. Nach einem Auslands-studienjahr in Rom an der Päpstli-chen Universität Gregoriana tratSchroth 2011 ins Mainzer Priester-seminar St. Bonifatius ein. 2012schloss er sein Philosophie- undTheologiestudium in Sankt Geor-gen ab. Das Propädeutikum (eineVorbereitung für Theologiestuden-ten, die Priester werden wollen)absolvierte er im Priesterseminar inFreiburg, anschließend ging erzweieinhalb Monate an die Bibel-

schule nach Israel. Sein Pastoral-kurs (die praktische Ausbildungnach dem Studium) begann 2013;im Mai 2014 folgte die Weihe zumDiakon. Bis Ende April war er in derPfarrei St. Peter in Heppenheimeingesetzt, seit Anfang Mai ist erwieder im Mainzer Priesterseminarund bereitet sich auf die Weihe vor.Am Samstag, 18. Juli, um 9.30 Uhrwird ihn Karl Kardinal Lehmann imMainzer Dom zum Priester weihen.Von Langen aus fährt ein Bus dort-hin. Infos und Anmeldung über dasPfarrbüro St. Jakobus ( � 23542).Die feierliche Primiz, also die „ersteMesse“ des Neupriesters, findetam Sonntag, 19. Juli, 10.30 Uhr, inder Langener St. Albertus Magnus-Kirche statt, danach feiern Gemein-de und Gäste gemeinsam. � stk

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