Düsseldorf. Für Kliniken sind Organtransplantationen finanziell sehr attraktiv. Mit jedem Patienten steigt der Umsatz beträchtlich. Die Kosten tragen die Krankenkassen des Empfängers. Die Pharmaunternehmen verdienen an den Medikamenten jährlich Milliarden Euro. Von Christian
Schwerdtfeger
Crossland X KonfiguratorKonfigurieren Sie den neuen Crossover von Opel im SUV Design ganz nach Ihren Wünschen!
Der im Organspendeskandal beschuldigte ehemalige Chefarzt der
Göttinger Uniklinik besaß einen Vertrag, der ihm neben seinem
Grundgehalt eine Prämie pro transplantierter Leber einbrachte. Der
Mediziner soll für jede Operation zusätzlich 2000 Euro erhalten haben.
Im Jahr 2010 führte die Klinik 56 solcher Eingriffe durch – demnach
kassierte der Arzt einen Bonus von 112.000 Euro. Ganz legal.
Denn diese umsatzbezogenen Vergütungen sind rechtens und an
deutschen Krankenhäusern gängige Praxis. Zwar stritt die Göttinger
Klinikleitung nach Bekanntwerden des Skandalsab, ihren Arzt gedrängt
zu haben, viele Transplantationen in ihr Haus zu holen. Dagegen wird sie
vermutlich auch nichts gehabt haben.
"Mit jedem Patienten steigt der Umsatz"
"Ein gut funktionierendes Transplantationsprogramm ist gut für jede
transplantierende Klinik", sagt Richard Viebahn, Chefarzt am Bochumer
Universitätsklinikum und Vorsitzender der Ethikkommission der
Deutschen Transplantationsgesellschaft. Jede Klinik bemühe sich darum,
so viele Eingriffe wie möglich vornehmen zu können. "Mit jedem
Patienten steigt der Umsatz", sagt Viebahn.
In Deutschland übernehmen die Krankenkassen des Organempfängers
die Operationskosten. Sie zahlen je nach Erkrankungsgrad einen festen
Satz an das Krankenhaus. Eine Lebertransplantation mit Vor- und
Nachbehandlung kann nach Angaben des Bochumer Chirurgen bis zu
200.000 Euro kosten. Eine Nierentransplantation kostet im Durchschnitt
zwischen 50.000 und 65.000 Euro.
Zum Vergleich: Eine Bypass-Operation am Herzen liegt bei etwa 18.000
Euro. Laut Krankenkassen gehören Transplantationen zu den teuersten
0 später lesen
8. August 2012 | 14.12 Uhr
Serie Organspende (Teil 4)
So teuer ist eine Transplantation
Seite 1 von 3Serie Organspende (Teil 4): So teuer ist eine Transplantation
17.05.2017http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/medizin/so-teuer-ist-eine-transplantation-ai...
Operationen überhaupt. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 4054
Transplantationen durchgeführt. "Wenn ein Organ verpflanzt werden
muss, geht es um Leben und Tod. Deshalb ist eine exzellente
medizinische Versorgung so wichtig. Ein wirtschaftliches Kalkül darf
dabei nicht im Vordergrund stehen", sagt Uwe Deh, geschäftsführender
Vorstand des AOK-Bundesverbandes.
Die Krankenhäuser steigern zwar ihren Umsatz durch die
Transplantationen. Gleichzeitig tragen sie jedoch auch ein
wirtschaftliches Risiko. "Wenn wir zum Beispiel eine Leber verpflanzt
haben, die nicht funktioniert, können die Kosten für die
Folgebehandlungen die Beträge übersteigen, die die Krankenkasse
erstattet", sagt Viebahn. Die ebenfalls für die Klinik anfallenden Kosten
für eine Organentnahme werden in festgelegten Pauschalen erstattet,
die zwischen den Spitzenverbänden der Krankenkassen, der Deutschen
Krankenhausgesellschaft, der Bundesärztekammer und der Deutschen
Stiftung Organtransplantation vereinbart sind. Im Jahr 2011 lag die
Pauschale bei 2226 Euro, bei einer Mehrorganentnahme bei 3587 Euro.
NierentransplantationNieren spenden. Tansplantation & Lebenserwartung organspende-info.de
Konkurrenzkampf um Patienten
In Deutschland gibt es derzeit 41 Transplantationszentren, die meisten
davon in NRW. "Für den Erfolg einer Transplantation ist es immens
wichtig, dass die Operation in einem hochqualifizierten Zentrum mit
einer ausreichenden Fallzahl erfolgt. Das zeigen uns die
Auswertungsergebnisse zu den Organspendeüberlebensraten", sagt
Deh.
Die AOK befürchtet, dass sich die Zahl der Kliniken, die transplantieren,
in den nächsten Jahren noch weiter erhöhen wird. Der Chefarzt der
Bochumer Transplantationsklinik spricht bereits schon jetzt von einem
kleinen Konkurrenzkampf um die Patienten zwischen den
Krankenhäusern in NRW. Nach Meinung des Bundesvorstandes der AOK
dürfe das nicht vorkommen "Denn dann ist der Patient der Leidtragende.
Und das kann und darf nicht sein", sagt Deh.
Ein Grund für den Wettbewerb ist die gesetzlich vorgeschriebene
Mindestzahl an Transplantationen, die ein Krankenhaus im Jahr erfüllen
muss, 25 bei Nieren-, 20 bei Lebertransplantationen.
Wird die Maßgabe nicht erreicht, droht den Kliniken die Aberkennung als
Transplantationszentrum. Den Betroffenen steht es frei, in welcher
Klinik sie sich behandeln lassen möchten. Das Transplantationsgesetz
hält fest, dass die Entnahme von Organen grundsätzlich allen
Krankenhäusern obliegt, die über eine Intensivstation mit
Beatmungsplätzen und einen Operationssaal verfügen.
Für die Krankenkassen sind besonders die medikamentösen
Nachbehandlungen teuer. Die Folgekosten für einen Nierenpatienten
liegen im Jahr bei etwa 14.000 Euro. Die Pharmaunternehmen
erwirtschaften jährlich Milliarden Euro mit dem Verkauf ihrer Präparate.
Das Schweizer Unternehmen Novartis etwa soll im vergangenen Jahr mit
Seite 2 von 3Serie Organspende (Teil 4): So teuer ist eine Transplantation
17.05.2017http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/medizin/so-teuer-ist-eine-transplantation-ai...