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DONNERSTAG, 14. FEBRUAR 2019 SEITE 37

KÖLNER NORDENSingpause hiOft bei der soz alen IntegrationFörderverein „unisono will Gesang mit der Ward-Methode an Kölner Schulen etablierenVON ULRIKE WEINERT

Longerich. „Das ist ein Gummi-Gummi-Gummibär, haste einen,willste einen Gummibär? , sin¬gen die Kinder der Klasse 1 b inder Sternsingerschule und be¬wegen sich dazu unbefangen imRhythmus des schwungvollenLiedes. So klingt das, und sosieht das aus, wenn eine „Sing¬pause mit Ulrike Neukammnach 20 Minuten zu Ende geht.Natürlich mit Gesang wie schondie Begrüßung „Guten Mor en,Kinder“ und die Erwiderung„Guten Morgen, Frau Neu¬kamm“.

Die ersten Klassen, die in derAlt-Longericher Schule, in derMarienschule und der SchuleGartenstadt in Longerich sowiein Lindweiler an der Schule Sol-diner Straße Pausen fürs Singenmitten im Unterricht einlegen,

Wir engagierenuns nicht ganz

uneigennütz g, denndie Singpause ist frühemusikal sche Bildung,die Nachwuchs fürC öre eranzie enkann»

Manfred Kraus„unisono"-Vorsitzender

sind in Köln die ersten, die in denGenuss eines Angebots kom¬men, das in der NRW-Landes-hauptstadt längst etabliert ist.„Ich war erstaunt, dass in Düs¬seldorf seit 2006 bereits 70Grundschulen an der Singpauseteilnehmen, sie dagegen in Kölnnahezu unbekannt ist“, sa teManfred Kraus, Vorsitzender desFördervereins „unisono“ für Mu¬sik in Longerich/Lindweiler, beieiner Versammlung, in der dasAngebot vorgestellt wurde.„Unisono“ beschloss: „Wir1 tre¬

ten an, um das zu ändern.“

Dass die musikalische Bil¬dung von Kinder „im Argenliegt und Musiklehrer rar sind,sieht „unisono“ seit langem mitSorge. Die Mitglieder sind ent¬weder Profis wie Kirchenmusi¬kerin Maria Bennemann undGisbert Brandt von der Dom-

Die Ward-Methode

Mit dem Ziel, alle Kinder undnicht nur eine kleine GruppeBegabter musikalisch zu bilden,entwickelte die US-amerikani¬sche MusikpädagoginjustineWard die nach ihr benannte Me¬thode. Grundlage sind musika¬lische Erfahrungen, die in ersterLinie durch Singen und Bewe-

DREI FRAGEN AN...

Bei den Kindern der Sternsingerschule erfreut sich die Singpause großer Beliebtheit.

singschule oder erfahrene Chor¬sänger wie Michaela Pawlik vonder katholischen Kirchenge¬meinde St. Dionysius.

Sie bemühten sich erfolgreichum die Finanzierun der Sing¬pause für die kommenden ein¬einhalb Jahre. Die Umsetzungdes Vorhabens startete am 1.Februar 2018 mit zwei Pilotklas¬sen in der Grundschule Garten¬stadt. Bis September kamen jezwei Klassen in den drei anderenSchulen dazu.

gungen vermittelt werden, alsodurch Einsatz des eigenen Kör¬pers.

Ein wesentliches Element derMethode ist die Solmisation, einSystem, bei dem die Töne c, d,e, f, g, a, h auf die besonderssingbaren Silben „do, re, mi, fa,

Neben Ulrike Neukamm lei¬ten Daniela Berding und Irmkevon Schlichting die Singpausen.Für die ersten acht Klassen ha¬ben die Organisatoren einen Fi¬nanzierungsbedarf von 12 400Euro. Wenn die jetzigen Erst¬klässler in die zweite Klasse ver¬setztwerden, sollen die beleben¬den musikalischen Unterbre¬chungen des Unterrichts fortge¬setzt werden, möglichst bis zumWechsel auf weiterführendeSchulen. Da Erstklässler nachrü-

sol, la, si gesungen werden. Dieseit der Erfindung in den 1920erJahren ständig weiterentwickel¬te Methode bietetjedem Kinddie Chance, früh seine Musika¬lität zu entfalten durch Entwick¬lung von Klangvorstellungenund einem sicheren Rhythmus¬gefühl, (uwe)

clcen, wird sich der Finanzie¬rungsbedarf verdoppeln.

Bisher unterstützen in Kölndie Rheinenergie- und die Im-hoff-Stiftung die Singpause so¬wie die Aktion „wir helfen , dadas musische Bildungsangebotsozial-integrativ wertvoll ist.Weitere Sponsoren werden ge¬sucht. In Düsseldorf finden in¬zwischen jedes Jahr 18 Vormit¬tagskonzerte in der renommier¬ten Tonhalle statt, die Kölner In¬itiatoren fassen die Philharmo¬nie ins Auge. Eltern fordern be¬reits von der Schulpolitik, dassdie Singpause in Stundenpläneaufgenommen wird.

Singpausen laufen in sechsineinander übergehendenSchritten ab: Stimmbildungdurch einfache Übungen, die einGefühl für die eigene Stimmevermitteln, Gehörbildung durchTonleitersingen mit Hilfe vonGesten und Rhythmusschulungdurch Ticken von Notenlängenmit dem Finger in die Handflä-

Foto: Weinert

che sowie tänzerische Bewegun¬gen sind die drei ersten Schritte.Im vierten Schritt „Notation“wird gelernt, gehörte und gesun¬gene Melodien nach einem Zif¬fernsystem festzuhaltenund wiedie Schriftsprache zu lesen. Dieanschließende Improvisationerzieht zu musikalischer Selbst¬ständigkeit, da die Kinder nichtbekannte Musik wiedergeben,sondern „Spatzengespräche“führen, indem sie den letztenTon eines „Vorredners“ aufgrei¬

fen, mit selbst ausgedachter Me¬lodie im eigenen Rhythmus eini¬ge Töne weitersingen, bis sie anden nächsten „Spatz“ abgeben.Im letzten Teil der Singpausewird ein Liederrepertoire erar¬beitet.

„Wir engagieren uns nichtganz uneigennützig, denn dieSingpause ist frühe musikalischeBildung, die Nachwuchs für Chö¬re heranziehen kann“, räumtUnisono-Vorsitzender Krausein. „Was in Düsseldorf gemacht

Was ist für Sie das Besonderean der Methode?Mit den Sin pausen währendder Unterrichtszeit werden alleKinder erreicht. Das Angebotist eine Unterbrechung imSchulalltag, das Fähigkeiten wieKonzentration und Selbststän¬digkeit beim Lernen fördert.

Welche Erfahrungen habenSie seit dem Start der Sing-Pause in Köln zum Schuljahr2018/2019 gemacht?Es ist faszinierend, wie schnelldie Kinder unbefangen singenund sich bewegen. Die Anwe¬senheit der Lehrer ist dabei fürmich eine gute Stütze. Umge¬kehrt lernen die Lehrer ihre Klas¬sen aus einem anderen Blick¬winkel kennen. Sobald das gutzusammenläuft, wird die Sing-pause zu einem schönen Mit¬einander.

Interview: Ulrike Weinert

wird, ist grandios und hat Wir¬kung nach außen“, meint er, derseit 2011 Lehrbeauftragter fürSolmisation im Studiengang„Singen mit Kindern und Ju¬gendlichen“ an der Folkwang-Universität in Essen ist.

Wahrscheinlich noch in die¬sem Sommer, am 10. Juli, werdendie ersten Kölner Singpausen-Kinder in der Turnhalle desGymnasiums Weiler ein Konzertgeben.

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Ulrike Neukamm ist Mu¬siklehrerin und Spezialistinfür historische Oboen.

Angebot füralle KinderWie kamen Sie zur Singpause?Ein befreundeter Musiker, derbereits Singpausen-Leiter ist,machte mich auf die Ausbildungin der Ward-Methode an derKölner Jazz Haus Schule auf¬merksam. Ich nahm teil undleitete 2016 in Grevenbroich dieersten Singpausen. Von GisbertBrandt, dem Gründer des Ward-Zentrums Köln, erfuhr ich, dassmehrere Kölner die Idee haben,nach Düsseldorfer Vorbild inGrundschulen Singpausen an¬zubieten. So kam eine Initiato¬rengruppe zusammen.

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