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Claudio HintermannDie digitale Revolution birgt auch

Gefahren, sagt der OstschweizerIT-Unternehmer. Seiten 11+12 www.ostschweiz-am-sonntag.ch

SG AZA 9001 St. GallenFr. 3.50 / € 4.–3. Januar 2016 b Nr. 1 Sonntagsausgabe von St. Galler Tagblatt b Thurgauer Zeitung b Appenzeller Zeitung

Toggenburger Tagblatt b Der Rheintaler b Wiler Zeitung b Werdenberger & Obertoggenburger

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Publikation: osso Pagina: 1 Ist-Farben: cmyk0Ressort: so-fr Erscheinungstag: 3. 1. 2016 MPS-Planfarben: cmyk

Der Gipfel der Perfidie ist:Es gibt weit und breitkeinen heiligen Berchtold.

Obacht

Der 2. Januar ist ein übler Unruhestifter

W ieder einmal gerutscht.Ja, wir sind im neuenJahr angekommen,nach all den aufrichti-

gen Wünschen für einen gutenRutsch musste es ja eigentlich klap-pen. Die neuen Vorsätze sind bereit,die alten abgehakt, die Festtage vor-bei. Ein richtig schönes Gefühl also:Das kommt gut, das Jahr ist bestensaufgegleist.

Und dann das. Dieser 2. Januarwieder, der sich nicht einmal ent-scheiden kann, wie er heissen soll.Berchtoldstag, Bächtelistag, Berch-telistag, Bärzelistag, Bechtelstag. Wasnun? Wenn Nomen Omen ist, dannist auch die Namenunschlüssigkeit

ein Omen. Tatsächlich ist dieser2. Januar ein hinterhältiger, üblerUnruhestifter und Verunsicherer.

Ist er nun ein Werktag? Ein Feier-tag? Oder einfach nur ein Ruhetag?Hier sind die Läden geschlossen,

dort geöffnet, da sind nur die gros-sen offen, oder ist es umgekehrt?Und kommt nun der Pöstler? Klar-heit herrscht immerhin beim Bahn-und Busfahren, der 2. Januar hat sichirgendwann klammheimlich in die

ehrenwerte Gruppe der Feiertagegeschmuggelt. Aber sonst: Verwir-rung pur. Was für ein kurioser Tagschon wieder im noch jungen Jahr!

Es wäre Zeit, diesem Berchtoldeinmal so richtig ins Gewissen zureden. Doch der Gipfel der Perfidieist: Es gibt ihn gar nicht, keine Spurvon einem heiligen Berchtold, nie-mand weiss, wie der Tag zu seinemNamen kam. Ein Vorschlag deshalb:Erfinden wir erst mal einen heiligenBerchtold. Und ernennen wir ihn,um seinem Tun wenigstens einehalbwegs offizielle Note zu geben,zum Schutzpatron des Chaos.

Beda Hanimann

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ServiceRadio/TV 24 Rätsel 26 Kinder 27Wetter, Comic 28 Kino 34

ClosacEin WCohne WasserMedikamentenrückständelanden in den Gewässern.Ein Grabser Unternehmengibt Gegensteuer. Seite 7

KommunikationOhne Handyvoll erreichbarKann man heute nochohne Smartphone leben?Fünf Ostschweizererzählen. Seiten 19+20

KrötenVierbeinigeProphetenVulkanausbrüche oderErdbeben: Erdkröten undZiegen spüren Unheilschon im voraus. Seite 21

Tour de Ski Enttäuschung für Cologna in Lenzerheide

Bild: ky/Gian Ehrenzeller

Dario Cologna (vorne, rechts) muss am zweiten Tag der Tour de Skiin Lenzerheide mit dem zwölften Rang eine bittere Niederlage hin-nehmen. Vor dem Verfolgungsrennen von heute liegt der Münster-

taler schon fast drei Minuten hinter dem überragenden NorwegerMartin Johnsrud Sundby zurück. Damit ist Cologna im Kampf umden Gesamtsieg bereits entscheidend zurückgebunden. é SEITE 29

Die Ostschweizer Skigebiete leiden seit Wochen unter Schneemangel und ausbleibenden Gästen.Nun ist Besserung in Sicht: Laut Meteo Schweiz soll es die ganze Woche über immer wieder schneien.

Skigebiete können aufatmenJULIA NEHMIZ/ROGER BRAUN

Jetzt soll er also endlich kommen, derWinter. Während es gestern vor allemim westlichen Teil der SchweizerAlpen zu schneien begann, soll auchdie Ostschweiz mit der weissenPracht beglückt werden. «Der Winterist in höheren Lagen im Anmarsch»,sagte Marco Stoll von Meteo Schweizgestern auf Anfrage. Die kommendeWoche über sei fast jeden Tag mitNiederschlag zu rechnen, die Schnee-fallgrenze variiere dabei zwischen 600bis 1200 Meter. «In höheren Lagen

dürfte der Schnee liegenbleiben»,sagt der Meteorologe.

Skifahrer bleiben wegSomit könnten die Skigebiete in

der Ostschweiz wohl bald aufatmen.Denn bislang verlief die Saison eherschlecht. Zwischen Weihnachten undNeujahr hiess es auf den meisten Pis-ten der Region: nicht befahrbar. Soauch im Skigebiet Pizol. Zwar warengestern zehn der elf Anlagen in Be-trieb, doch nur 18 der 40 Pistenkilo-meter waren geöffnet. «Wir hoffen aufbaldigen Schnee», sagte Medienspre-

cher Simon Meyer, «wir sind auf ihnangewiesen.» Die Situation überWeihnachten sei sehr schwierig ge-wesen. 1000 bis 1500 Gäste haben siezurzeit pro Tag. Bei guten Bedingun-gen tummeln sich 4000 bis 5000Gäste am Pizol. Im Dezember werdenrund 20 Prozent des gesamten Win-terumsatzes erwirtschaftet. «Es wirdschwierig, das wieder aufzuholen»,sagt Meyer.

Nur Bruchteil der Pisten offenAndere Ostschweizer Skigebiete

leiden ebenfalls unter dem Schnee-

mangel. Im Obertoggenburg sind der-zeit lediglich 11 von 60 KilometernPiste geöffnet, in Flumserberg 17 von65 Kilometern. Auch die Zahl derGäste liegt deutlich unter den Vorstel-lungen der Bergbahnen. Die Aussicht,im Grünen Ski zu fahren, schrecktviele Wintersportler ab – auch wenndie Bergbahnen mit 20 bis 30 Prozentreduzierten Ticketpreisen locken.Das Jahr bereits abschreiben wollendie Bahnbetreiber nicht. Wenn nuntatsächlich der Schnee komme unddas Wetter stimme, liege noch immerein gutes Jahr drin, sagen sie. é SEITE 8

Konflikt umZollstellenLäuft es nach dem Willen des Bun-desrats, wird es die Zollstellen inSt. Gallen, Buchs und Romanshornnur noch bis Ende dieses Jahresgeben. Zusammen mit neun weiterenZollstellen sollen sie geschlossen wer-den, um Geld zu sparen. Gegen dieSchliessung formiert sich nun Wider-stand. Gewerkschaften sowie die re-gionale Wirtschaft machen sich fürden Verbleib der Zollstellen stark. DieZollverwaltung relativiert die Kritik.Bei den Zollämtern in St. Gallen undBuchs handle es sich um Standorteim Landesinnern, deren Verschwin-den verkraftbar sei. Romanshorn fer-tige zudem nur sehr wenige Fahr-zeuge ab. (rob) é SEITEN 2+3

Saudis richten47 Menschen hinRIAD. Saudi-Arabien hat gestern47 Personen wegen Terrordeliktenhingerichtet, darunter auch den pro-minenten schiitischen GeistlichenScheich Nimr Baqr al-Nimr. Dieserhatte zu den Anführern der Schiiten-Proteste im Osten des Königreichs ge-hört, die im Zuge des ArabischenFrühlings 2011 ausgebrochen waren.Die Exekutionen lösten scharfe Kritikaus. Die EU sei gegen die Todesstrafeund besonders gegen Massenhin-richtungen, teilte die EU-Aussenbe-auftragte Federica Mogherini gesternin Brüssel mit. Es gebe ernste Beden-ken, unter anderem wegen des Rechtsauf freie Meinungsäusserung, sagteMogherini mit Blick auf Al-NimrsHinrichtung. (red.) é SEITE 4

Frauenfeld

Wil

MünchwilenAadorf

Rapperswil-JonaSchmerikon-Obersee*

Matzingen Steinach-Morgental

Amriswil-Moos

BodenseeTG

SG AI

ARAltstätten

Au-RosenbergsauSt.Gallen-Hofen

Thal-Altenrhein

St.Gallen-AuHerisau

Flawil-Oberglatt

bereits neue Stufe eingebautmüssen neue Stufe einbauen Ausbaubedarf noch nicht gegeben/in Prüfung

*Ausbaubedarf gegeben, wenn 24000 Einwohner erreicht

Buchs*

10 km

Publikation: osso Pagina: 7 Ist-Farben: cmyk0Ressort: so-os Erscheinungstag: 3. 1. 2016 MPS-Planfarben: cmyk

3. Januar 2016Ostschweiz am Sonntag Ostschweiz 7

Bild: Beat BelserPhilipp Untersander verspricht sich viel von seinem «Rollac».

Über das Abwasser gelangen Rückstände von Medikamenten in die Gewässer.Die Grabser Firma Closac will das Problem an der Wurzel packen – mit einer wasserlosen Toilette für Spitäler.

Ein Plumpsklo für sauberes WasserKASPAR ENZ

GRABS. Die Liftac AG ist kein Gross-unternehmen. Zwölf Mitarbeitendebeschäftigt Philipp Untersander ineinem Gewerbebau in Grabs. Für daserst kürzlich gegründete Tochterun-ternehmen Closac schrauben zweiLeute Geräte zusammen, derenZweck auf den ersten Blick schwer zuerraten ist. Erst wer den Deckel hebt,sieht Klobrille und Schüssel, beidesmit einer Kunststofffolie überzogen.Der «Rollac» verbindet den Nachttopfmit dem Robidog: Wer mal muss,setzt sich drauf, das Geschäft landetin der Folie, die automatisch dichtverschweisst wird: Untersander ver-spricht sich viel von seinem neustenProdukt. Interessenten melden sichlaufend. «Dabei haben wir noch garnicht Gas gegeben. Wir stehen eherauf der Bremse», sagt er. «Wir müssenkapazitätsmässig noch ausbauen.»

Wasser ist ein LebensmittelErfunden hat diese wasserlose Toi-

lette Claude Lüscher, Dozent an derFachhochschule Nordwestschweiz.«Wasser ist ein Lebensmittel», sagt er.«Und wir brauchen es, um unsereAusscheidungen zu transportieren.Das ist grotesk.» Gewöhnliches Haus-haltsabwasser könne man zwar reini-gen. «Aber wir konsumieren immermehr Produkte, die da nicht hinein-gehören.» Gerade Rückstände vonMedikamenten sind problematisch:Hormone, Antibiotika oder die Kon-trastmittel für Röntgen. Einmal ge-löst, sind sie nur schwer aus demWasser herauszubekommen. Dennfür solche Mikroverunreinigungensind die Kläranlagen noch nicht aus-gerüstet. «Und am Ende landen sie imGrundwasser.»

Im Lauf der nächsten 20 Jahre sol-len die grösseren Kläranlagen derSchweiz eine zusätzliche Klärstufeeinbauen, um auch diesen Mikrover-unreinigungen beizukommen. So willes das neue Gewässerschutzgesetz,das Anfang dieses Jahres in Kraft trat.«Noch besser wäre es aber, wenndiese Stoffe gar nicht in den Wasser-kreislauf gelangen würden», sagtClaude Lüscher. Eine Toilette, dieohne Wasser funktioniert, wäre einwichtiger Schritt dorthin. Diese Ideebeschäftigt Lüscher, seit er vor Jahrenan einem Sanierungsprojekt für einSpital in Basel-Land mitarbeitete.Denn die Ausscheidungen von Spital-patienten enthalten meist auchRückstände von Medikamenten. Inden Spitälern sollte seine Idee auch

zum Einsatz kommen – wenn sie sichdenn umsetzen liesse.

Komplizierte TechnikMan kann sich appetitlichere Ar-

beit vorstellen als die, auf die sichClaude Lüscher und sein AssistentJulien Furstos für die nächsten rundzehn Jahre einliessen. «Zwei Jahrelang suchten wir nach einer Folie, diedie Gerüche abhielt», sagt Lüscher.

Sie testeten die Folien mit ihren eige-nen Geschäften. Doch die Folie muss-te auch dicht verschlossen werdenkönnen. «Die wasserlose Toilette soll-te nicht höher sein als eine her-kömmliche», sagt Lüscher. Für denApparat, der die Folie zuschweissensoll, blieben nur wenige Zentimeter.Und der Apparat sollte statt glatteOberflächen einen rumpfligen Sackdicht schweissen. «Beim Institut für

Kunststofftechnik verwarfen sie dieHände. Das sei unmöglich.» Das bliebes auch, bis Lüscher und Furstosschliesslich einen Tüftler fanden, derin der Lage war, eine solche Schweiss-anlage zu bauen – das Herzstück des«Rollac».

Mit dem noch recht unförmigenPrototypen hausierte Lüscher beiHerstellern von Toiletten und Sani-täranlagen. Überall stiess er auf Inter-

esse. Produzieren wollte es aber nie-mand. Lüscher war kurz davor aufzu-geben, «bis ich den Tip bekam, nachGrabs zu gehen, zur Liftac von PhilippUntersander.»

Dabei hatte diese noch nie eineToilette gebaut. Die Liftac baut Liegenund Betten für Spitäler oder Arzt-praxen. «Deshalb kennen wir aberden Markt», sagt Philipp Untersan-der. «Und die Technologie hat michüberzeugt.» Er gründete die ClosacAG und machte sich daran, aus demunhandlichen Prototypen ein schnit-

tiges fahrbares WC zu machen. «Jedesneue Modell zeigten wir in den Spitä-lern», sagt er. Jeder neue Prototypwurde wieder ein Stück kleiner, bisder heutige «Rollac» entstand.

Praktischer als TopfDie Closac hat bereits eine wach-

sende Kundenbasis. Denn die was-serlose Toilette hilft nicht nur derUmwelt. «Das Pflegepersonal, dassonst mit Nachttöpfen arbeiten muss,reisst mir das Gerät aus der Hand»,sagt Untersander. Denn Handhabeund Reinigung sind simpel – derPatient sitzt auf der Folie, die danachzum Beutel geschweisst wird. So ver-ringert sich die Ansteckungsgefahrfür den nächsten Patienten und derBeutel kann bequem zur Stuhl- oderUrinprobe ins Labor gebracht wer-den. Und Untersander bietet den«Rollac» nicht zum Kauf an, er ver-rechnet einen Preis für jede Nutzung.«Und der ist gegenüber dem Nacht-topf konkurrenzfähig.»

Fünf oder sechs Rollacs würdenaber reichen, um die Mikroverunrei-nigungen in einem Spital stark zureduzieren, glaubt Claude Lüscher.«Man müsste sie auf Abteilungen ein-setzen, wo viele problematische Me-dikamente eingesetzt werden», sagtLüscher, bei Patienten der Chemo-therapie oder der Nuklearmedizin.Dass der «Rollac» eines Tages die her-kömmliche Toilette verdrängt, glaubtClaude Lüscher aber nicht. «Dassjeder Haushalt einen ‹Rollac› hätte,sehe ich nicht», sagt er. Allein wegender Folien-Säckchen. «Das gäbe nurschon ein logistisches Problem.»

Herisau als PionierDie Kläranlage in Herisau hat bereits eine zusätzliche Stufe eingebaut. Mindestens 13 OstschweizerARA müssen bis 2035 mit dem Bau beginnen. Sieben ARA im Kanton St.Gallen sind bereits in derPlanung. Dazu zählt auch Buchs, auch wenn dort noch nicht 24000 Einwohner angeschlossen sind.

Quelle: SG, TG, Karte: oas

Kläranlagen müssen aufrüstenKASPAR ENZ

Mikroverunreinigungen kommen nurin kleinen Mengen in den Gewässernvor. «Einige Nano- oder Mikrogrammpro Liter», sagt Irene Purtschert, Lei-terin der Abteilung Abwasser und An-lagensicherheit des Thurgauer Amtesfür Umwelt. Für den Menschen seiensie zwar ungefährlich. Aber für Klein-lebewesen könnten die Verunrei-nigungen zu chronischen Schädenführen. Ein Beispiel ist die Verweib-lichung von Fischen, die mancherortsfestgestellt wurde.

Wie stark die Gewässer durch Mi-kroverunreinigungen belastet sind,ist schwer zu beziffern. «Es kommenauch immer neue Stoffe hinzu», sagtIrene Purtschert. An Murg und Lüt-zelmurg führte der Kanton Messun-gen durch. Besonders häufig sei Di-clofenac, das in Schmerzmitteln wieVoltaren enthalten ist. Aber Mikrover-unreinigungen stammen nicht nuraus Haushalten. Auch Pflanzen-schutzmittel und Chemikalien, die inSpül- und Rostschutzmitteln vor-kommen, tauchen oft auf.

Der Kanton St. Gallen führt solcheMessungen seit 2002 regelmässig

durch. Diclofenac gehört auch dortzu den häufigsten Stoffen, aber auchBiozide von Fassadenanstrichen, einAntiepileptikum und Pestizide. DieMessungen lassen oft Rückschlüsseauf die Verursacher zu, sagt Chris-toph Baumann, Leiter der SektionAbwasser beim kantonalen Amt fürUmwelt. Das können Industriebetrie-be sein. «Wir können diese sensibili-sieren, mit diesen Stoffen sorgfältigerumzugehen oder andere Mittel zuverwenden», sagt er. Unter Umstän-den komme auch der Bau einer eige-nen Vorbehandlungsstufe für Abwäs-ser in Frage.

Über 100 KläranlagenAnfang Jahr trat das neue Gewäs-

serschutzgesetz des Bundes in Kraft.100 bis 120 grössere Kläranlagenmüssen bis 2035 eine zusätzliche Rei-nigungsstufe einbauen. Die Behand-lung mit Ozon oder Pulveraktivkohlesoll den Eintrag dieser Spurenstoffeins Wasser verringern. Erweiternmüssen Abwasserreinigungsanlagen(ARA) mit mindestens 80 000 ange-schlossenen Einwohnern. Anlagenmit über 24 000 angeschlossenen Ein-wohnern müssen ausbauen, wenn sie

im Einzugsgebiet von Seen liegen.Unter das Gesetz fallen auch ARA anGewässern, in denen mehr als zehnProzent Abwasser fliesst. Damit hofftder Bund, die Belastung der Gewässermit Mikroverunreinigungen um rund50 Prozent zu verringern.

In der Ostschweiz müssen zwi-schen 14 und 17 Kläranlagen die zu-sätzliche Stufe einbauen. Herisau tatdies bereits 2015. Im Kanton St. Gal-len müssen neun Kläranlagen um-bauen. Hinzu kommen bald auch dieARA von Buchs und Schmerikon-Obersee. Sie dürften die Kriterien inden nächsten Jahren erreichen.

Vier Thurgauer ARAGanz grosse Kläranlagen gibt es im

Thurgau zwar nicht. Trotzdem müs-sen vier ARA eine neue Stufe ein-bauen: Frauenfeld, Münchwilen undAadorf, deren Abwasser in die Murgund die Lützelmurg fliessen. DasWasser des Flusses stammt zu mehrals zehn Prozent aus Kläranlagen. EinGrenzfall in diesem Gebiet sei dieARA Matzingen. «Sie wird aber ehernicht ausgebaut», sagt Irene Purt-schert. Die ARA Moos bei Amriswilmuss aber eine neue Stufe einbauen.

«Wir brauchen Wasser,um Ausscheidungen

zu transportieren.Das ist grotesk.»

Claude LüscherDozent Ecopreneurship, FHNW


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