Transcript

REISE UND ERHOLUNG Dienstag, 14. Mai 2013

Die Schweiz zeigt ihre SchokoladenseiteUnterwegs am Luganer See im Tessin

Von Ursula Angelika Küffner

Claudia Panico hat den schönstenBeruf der Welt. Mit strahlendemLächeln begrüßt sie die Besucherund winkt die kleinen Gäste einla-dend näher. Und schon stehen allevor dem Schokoladenbrunnen undjetzt ist Probieren angesagt. Diezarte Köstlichkeit zerschmilzt aufder Zunge und macht Appetit aufmehr.

Gleich darauf steht man mittenim kleinen Schokomuseum, Claudi-as Arbeitsplatz in Caslano am Lu-ganer See, und informiert sich aus-giebig über die Geschichte der sü-ßen Nascherei. Danach wird dieChance genutzt, den SchweizerChocolatiers ganz genau auf dieFinger zu schauen und fasziniertbeobachten die großen und kleinenGäste, was diese alles liebevoll ausder köstlichen braunen Masse kre-ieren. Natürlich hat man auch an-schließend die Gelegenheit sich indem kleinen angeschlossenen Ladenmit einem Jahresvorrat an Schoko-lade einzudecken.

Kalorien abtrainierenSpäter setzt das schlechte Gewis-

sen ein und es gilt, die Kalorien wie-der abzutrainieren. Dazu gibt esrund um den Luganer See im son-nenverwöhnten Schweizer KantonTessin zahllose Möglichkeiten. DerMonte Generoso erhebt sich amRande des Sees auf 1705 m. EineZahnradbahn tuckert von Capolagoam Luganer See aus in 40 Minutenauf den majestätischen Aussichts-berg.

Majestätische ViertausenderNoch ist entspanntes Zurückleh-

nen und Genießen angesagt, wäh-rend der Bahnführer die Fahrgästeimmer höher durch kleine Tunnels,

vorbei an steilen Abgründen undüber saftig grüne Wiesen kutschiert.Bequem oben angekommen, kannman eine einzigartige Aussicht aufden Luganer See genießen, die ma-jestätischen schneebedecktenSchweizer Viertausender bestaunenund an klaren Tagen einen Blick auf

die Po-Ebene mit Mailand erha-schen. Jetzt rückt man den über-flüssigen Pfunden zu Leibe, indemman einen der vielen Wanderwege(im ganzen 51 km) erkundet, stetsmit dem Ausweis in der Tasche, daman nie so genau weiß, ob man sichschon in Italien oder wieder in derSchweiz befindet.

Imposante VögelIn der Heimat der Gämsen, die

am Monte Generoso noch in größe-rer Anzahl vorkommen, kann manso imposante Vögel wie den Schlan-genadler oder den Schwarzmilanbeobachten und sich im Sommerzwischen Pfingstrosen und Alpen-

veilchen zu einem Picknick nieder-lassen, während bis ins Frühjahr hi-nein vereinzelt Schnee liegt. Nachso viel Bewegung ist Dolce-Far-Niente, süßes Nichtstun, angesagtund dazu eignet sich am besten einCafé an der Piazza Riforma in Lu-gano, bei Espresso und natürlich:

Schweizer Schokoladentorte. Hierfühlt man sich wie in Italien. Wenndie Sonne aus einem wolkenlosenHimmel auf die Piazza herunter-strahlt, finden sich sowohl Einhei-mische als Touristen ein und alleversuchen, einen der begehrtenSitzplätze in den Cafés zu ergattern.

Wie in ItalienDanach ist man auch wieder fit

für einen ausgedehnten Einkaufs-bummel und unter den schattigenArkaden findet man Läden für je-den Geschmack: Während In derVia Cattedrale und der Salita Chiat-tone am Hügel von Lugano vielekleine Läden Leben in die Straßen

bringen und die kleinen Mode- undGeschenkboutiquen, Schmuckge-schäfte und Büchereien ihre buntenAuslagen in den pittoresken Gassenausbreiten, findet man in der ViaNassa im Stadtkern von Luganoelegante Kleidergeschäfte und Ju-weliere unter langen Laubengängen

entlang der Seepromenade. Undvon der palmenbewachsenen Ufer-promenade spaziert man dann inden Parco Ciani, wo man zwischenkräftig pinkfarbenen Azaleen undrosa-weißen Magnolien immer wie-der auf Gruppen von Fächerpalmentrifft, in deren Schatten Bänke zumAusruhen einladen. Von der Ufer-promenade bietet sich mit den bei-den Hausbergen San Salvatore undMonte Brè ein grandioses Bild.

Häuser in PastellfarbenLugano ist auch der Startpunkt

von vielen Ausflugsbooten und eineFahrt auf dem See nach Morcotesollte man sich auf keinen Fall ent-

gehen lassen. „Das Schatzkästleindes Tessins“ wie der Ort in der blu-migen Ausdrucksweise der Tessineroft genannt wird, kann mit ver-schachtelten Häuschen in Pastell-farben, die sich eng ans Ufer desSees drängen und schmalen Gassen,die steil nach oben zur Kirche füh-ren, aufwarten.

Gullivers ReisenVon hier aus kann man einen Ab-

stecher nach Melide machen. DerOrt ist bekannt für Swissminiatur.Dieser Park wurde 1959 eingeweihtund auf einer 14.000 qm großenParkfläche werden dem Besuchermehr als 120 handgefertigte Model-le der bekanntesten Gebäude,Denkmäler und Transportmittel derSchweiz gezeigt, alle im Maßstab1:25. Als zusätzliche Attraktionfährt eine 3.560 m lange Modellei-senbahn mit 18 Zügen durch denPark, sowie über Brücken und inBahnhöfe, Schiffe kreuzen auf denSeen, Autos fahren auf den Auto-bahnen und Luft- und Standseil-bahnen schweben und fahren denBerg hoch und runter. Wie ein Riesewandert man durch diese Mini-Schweiz und hat die Möglichkeitalle Sehenswürdigkeiten im handli-chen Kleinformat zu bestaunen, diedie Besitzer des Parks wie Kunst-werke selbst gestalten.

Genussvolles FinaleWer noch nicht genug vom Wan-

dern, aber keine Puste für große Hö-henunterschiede mehr hat, der soll-te sich Gandria nicht entgehen las-sen.

Dieses sehenswerte Fischerdorfist ein einziges Gewirr aus kleinenInnenhöfen, steilen Treppen, engenGassen und Terrassenrestaurants,fast direkt in den See gebaut. Vondort aus führt ein Fußweg am Seeentlang nach Castagnola bei Luga-no.

Gemächlich läuft man immer amleise plätschernden See entlang,kann mit den Resten seiner Brotzeitdie Enten und Schwäne füttern undwer am Abend zu müde zum Zu-rücklaufen ist, der setzt sich einfachin ein Ausflugsboot und lässt sich zuseinem Ferienort zurückfahren undkann dabei beobachten, wie dieSonne langsam hinter den Bergenversinkt und sie in ein glutrotesLicht taucht.

Fahrt ins BlaueReise-Gedichte von Oskar Stock

Die Fahrt begann mit Sonnen-schein,

per Bus, hier war man nicht al-lein;

sie ging des Wegs, der Stundenvier,

dann gab es eine Pause schier.

Der Bus gefüllt, beinah’ zu viel,doch keiner wusste Ort und

Ziel;die Sonne lachte und im Ge-

fährt,da herrschte ringsum Spaß,

vermehrt.

Man hatte Sekt und Wein da-bei,

der Fahrer Bier, wie es auch sei;man stieß mit Pappbecher froh

an,und kam sich näher, dann und

wann.

Dann kleine Wölkchen in derHöh’,

veränderten die Stimmung jäh;obwohl im Bus man weiter

lacht,das Wetter Kapriolen macht.

Im letzten Abschnitt dieserFahrt,

hat trotz Alkohol, der Himmelnicht gespart,

mit Wolken, Regen, bis tief insGraue -

so ging die Fahrt fürwahr insBlaue.

Im UrlaubAm Anfang ist man noch agil,und unternimmt im Urlaub

viel;am Ende mag man ruhig sein,und lässt die Viere grade sein.

Ruhe und Natur atmen zwischen Gandria und Castagnola. Bild: Küffner

In vielen fränkischen Gärten fla-nierten einst Markgräfinnen,Fürst- und Erzbischöfe. Sie ließenum ihre Sommer-Residenzen aus-gedehnte Parks anlegen. Diese la-den noch heute, beispielsweise inAschaffenburg, Eichstätt undWürzburg, zum Spaziergang ein.Das später in Franken entstandeneSpektrum an Parks und Gärten istnoch breiter gefächert: Es reichtvon duftenden Aroma- bis zu asia-tischen Lotos-Gärten.

Viele Grünanlagen prägen dasBild fränkischer Stadt. So verbin-det der Coburger Hofgarten denzentralen Schlossplatz mit derrund 167 Meter höher gelegenenVeste.

Bauernblumen und LilienAm Duft von Bauernblumen

können sich die Besucher im Aro-magarten in Erlangen im Tal desFlüsschens Schwabach erfreuen.Die ätherischen Öle der über ein-hundert heimischen und exotischenPflanzen werden für Arzneimittel,Gewürze oder kosmetische Zweckegenutzt. Einen Nutzen bringenauch die Gewächse im Heilkräuter-

Lotosgarten im Bilderbuch-StädtchenFränkische Parks & Gärten: Website, App und Broschüre beschreiben 33 grüne Ausflugsziele

garten in Ansbach. Die Vorlage fürdie Pflanzenauswahl liefert das„New Kreuterbuch“ des LeibarztesLeonhart Fuchs aus dem Jahre1543. In Bamberg verstecken sichmanche Gärten hinter Holztoren.Dort wachsen typische Spezialitä-ten wie die seltene Kartoffelsorte„Bamberger Hörnla“ oder die Süß-holzwurzel, die nach Lakritzeschmeckt.

Eichstätter „Hortus“Andere Grünflächen sind Quel-

len des Wissens und der Inspirationfür Gartenliebhaber. Der Bastions-garten auf der Eichstätter Willi-baldsburg beherbergt - wie bereitsder Hortus Eystettenis im 16. Jahr-hundert - exotische und vom Aus-sterben bedrohte Pflanzen. Rund50 verschiedene Kräuter sind imKlostergarten von Rothenburg o.d.Tauber nach dem Wissen von Hil-degard von Bingen angebaut undgekennzeichnet.

Arche der LilienMit Schwertlilien, Lilien und

Taglilien allein der Familie der Li-liaceae gewidmet ist die Lilien-Ar-

che in Erlangen. Ziel der Garten-freunde ist es dort, bedrohte undbereits als ausgestorben geltendeExemplare zu verbreiten. Erholungfür Gäste und Einheimische bietenParks wie das Kulmbacher Naher-holungszentrum Mainaue am Zu-sammenfluss von Weißem und Ro-tem Main mit Blick auf die Plassen-burg. Mit Bootsverleih und Beach-volleyball-Platz ist die „Kies-wäsch“ ein Eldorado für Kinder.Die „grüne Lunge“ der Stadt mitdem Kleeblatt im Wappen, Fürth,ist der Stadtpark. In diesem Erho-lungsgebiet entlang der Pegnitz er-warten den Besucher ein histori-sches Café, eine Freilichtbühne undein Kinderspielplatz.

Japanische GärtenManche Grünanlagen schaffen

die Kulisse für andere Kultur-Er-eignisse. So wird in Bayreuth dieEremitage alljährlich zur Bühnefür das Sommernachtsfest. Der Fel-sengarten der Stadt mit dem Zu-schauerraum unter einem mächti-gen Naturkalkstein-Bogen dientals Open-Air-Panorama für Musi-cals und Theaterstücke. Bei den„Schönbusch Serenaden“ erklingt

in Aschaffenburg klassische Musikim rund 200 Hektar großen ParkSchönbusch, einem der frühestenLandschaftsgärten Deutschlands.

Auch Fremdländisches könnendie Gärten der fränkischen Städtevorweisen. Im mittelalterlichen Ro-thenburg o.d. Tauber gibt es seit2012 einen Lotos-Garten. In demnach asiatischem Vorbild gestalte-ten 5.000 Quadratmeter großenAreal laden Wasserfälle, Teiche,eine rote Brücke und ein japani-sches Teehaus zum entspannen ein.Würzburg zeigt durch einen japani-schen Garten die Verbundenheitmit seiner Partnerstadt Otsu. DieHügel, Wasserläufe und Rundwegefolgen der traditionellen Garten-bauweise, die ihren Besuchern zuinnerer Ruhe verhelfen soll. DieForm der Insel erinnert an eineSchildkröte - in Japan und Chinaein Symbol für Unsterblichkeit.

Info und KontaktDie Internetseite www.die-fra-

enkische-staedte.de beschreibtjetzt 33 sehenswerte grüne Aus-flugsziele. Zudem gibt es eine Bro-schüre und eine App, die auch dieReiseplanung erleichtern.

Recommended