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358 L i e b i g , uber die Beziehunge~r der aerbrenntichen

langsatneres Fortrucken und gleichmarsigere Verbreilung des Oeles bcw irk te.

Jedenfalls geht aus tliesen vier letzlen Versuchen hervor, dafs die Gegenwart tles pancrealisclien Saftes nirlrt die Ursache der Fellresorption seyn kann.

Ueber die Reziehungen der verbrennlichen Bestand- theile der Nahrung ZLI dein Lebensprocers ;

von J. Liebig.

(Fortsetzimg und Sclilufs voii S. 221 des vorhergelienden Heftea.)

Wenn wir in's Aoge faassen, dars dcr lhierisclie Iiiirper, nichl blol's eine Quelle von Kraft untl von vitden Wirkun- gen, sondern aucli ein Apparal von \Viirineerzcugung isf, d a b die in dcrn Lcibe eines erwachsenen Mcnsclien taglid erzcugte Wiirmeincnge hingcreiclit haben wiirde , um in einem Jahr zwanzig bis Siinfundzwanzig tausend PFund Wasser von d t w

Gefrierpunkt bis zum Sicdepunkt zu erliitzen ; wenn wir uns erinnern, dafs die animulisclie Warme eine Folge der Yerbin- dung des im Athmungsprocefs aufgenomnienen Sauersloffs isf, der sich im Leibe mil gewissen Bestandlheileir der Nahrung oder des Korpers verlindet , und dafs die tiiglicli erzeugle Wiirme- menge in besliinmlem Verhiillnirs steht zii dcr Menge des ver- brauchlm Saiierslofls, so giebt die oberfliclilicliste Beobachtung zu erkennen , dafs die Eleniente tler plastischen Nahrungsstoffe an der Hervorbringung tler taglich erzeugten Wlrmcmenge nur einen sehr anlergeordnelen Anlheil haben konnten.

Vergleiclien wir in der That die Menge der tlglich ver- zehrten plaslischen Nahrung mit der in derselben Zeil verbrauclilen

Bestandfheile dcr Nahrung air Clem Lebcnsprocers. 359

Sauersloffmenge, so finden wir, d a b die verbrennlichen Elemenle der ersteren bei weitem nicht hinreichen, um den in des Blut ubergegangencn Sauersloff in Kohlenslure und Wasser zu ver- wandeln. Der tliierische liorper niniml weit mehr Sauersloff auf, ein Pferd funfinal, ein Schwein sechsmal rnehr, als zur vollstan- digsten Verbrennung der plastischen Nahrung erfortlerlich ware.

Wenn demnach die brennbaren Elemenle der plastischen Nahrungsstoffe ziir Wiirmeerzeugung dienten, so wiirde die ganze Menge, wclclic ein Pferd in dem Heu und Hafer, ein Schwein in den Karloffeln Ilglicli verzehrl , nur liingereichl haben , urn deren Athmungs - und demsufolge W%rmcbildungsprocefs, beim Pferde 4; Stunden, beim Schwein 4 Stunden liiglich zu unler- liallen, oder sie werden funf - bis sechsnial soviel von diesen Nnhrongsmitteln geniefscn miissen.

Aber selbst in diesem lctzlerii Fall is1 es ausnelimcnd zwei- felliaft, ob diese Stoffe ihren Eigenscliaflon nach unler den Ver- haltnissen , in dencn sic im Organisnins dem SnuersloB darge- liolen wertlen , dic den1 Leibe niilhige Temperatur hervorge- Iirncht und den Warmeverlust erselzl haben wurden; denn untcr allen organischen Subslanzen gehiiren die plaslischen Bestand- theile der Nahrung zu denen, welche die Eigenschaft der Ver- brennlichkeit und Warmeentwicklung ini allergeringsten Grade besilzen.

Unler den Elemenlen des Thierkiirpers besilzt der Slicksloff die schwlchste Anziehung zum Siiuersloff und WAS noch weit auflullendcr ist , cr rnubt allen verbrennlichen Elernenten , n i t denen er sich verbindet, mehr oder weniger ihre Fahigkeit, mit deni Sauerstoff eine Verbindung einzugehen, d. h. zu vcrbrennen.

Jedermann kennt die ausnehrnende Entziindlichkeit des Phos- phors und Wasserstoffs , aber durch ihre Verbindung mit Slick- stoff entstehen Korper , denen unler den gewiilinlichslen Ver- haltnissen die Eigenschaft der Entziindlichkeit und Verbrennlich- keit vollig abgeht. Der Pliosphor fur sich erilziindet sich schon

360 L i e b i g , iiber die Beaiehungen der verbrennlichen

bei der Temperalur des menschliclien Kiirpers, er is1 leiclit oxydirbar durch vcrdunnle SalpclersPurc ; der weitc, der Kreide iihnliche Phosphorsticksloff wird erst in der Rolhgliihhilze und im SauerstolTgasc vcrbrennlicli , ohne fortzubrcnnen , und wird durcli vcrdiiiirite Salpelersiure niclit melir aiigcgriffen. Das Aminoniak , die Wnsserslo~verbindurlg des SicksIolTs, enlhiill in zwci Volum tlrci Yolum Wasserstofi, aber lrotz den1 grorsen Cehalle an diescm so lcicht enlziindlichen und verbrcnnliclien Brslandllieil ist dils Aminoniakgas tlurch einen gluhenden liiirprr iiiclit melir entziindlich , es brennt srlbst in reincm Sauersloff- gas nichl melir fort. Die ineislen Fticltstoffverliindungen sind, vorglirhen niil andern, scliwerverbrennlicli, sic sind schwerenl- ziindlicli uiid werden nicht zu drn BrennslolTen gerechnet, weil sie wiihrcnd der Yerhennuiig nur eineii geringen \lriirmegrad entwiclceln , welclier niclit hinreicht , urn die zunlchsl licgenden Theilclien auf (lie Enlzunclungstemperalul. zu bringen. Nur dsls kolilensloffreiche Cyan und die Blausiiure sind in G. ds f orm enl- ziindlich und brennen nngrziindet fort.

In ganz Ihnlicher Weise verhllt sich das Allminin in deni alkalischeii Blul; vcrgleicht man seine Fahigkeit , sich niil dein SauersloB zu verbinden, niit der, welclie die slickslofffreien Ver- bindungen Milclizucker , Traulrenzucker und Felt besilzen , so stelit es zu diescn in einein iihnlichen Verhiillnifs , wie elwa Silber Zuni Eisen, wid wenn wir die Beslandlheile tles thieii- schen Kiirpers nach ihrer Verbrennlichkeil, \vie die Melalle , in edle und unedle ordnen wollteii, so beslehen dic geformten Theile desselbcn aus den cdclsten , \velche die organische Natur her- vorbringt .

Ueberall, wo es den bliitlcn Siiinen des Blensclien vergiiniit isl, eintm Blick in dic Tiefe der Sclriipfung zu werfen, erkcnnt er die Grofse und Weisheil des Urhebers der Welt; das griifsle Wunder, was er zu begreifen fiiliig isl, das sind die unendlich einfachen lMille1, dureh deren Zusanimenwirken die Ordiiuiig itn

Beslandfheite der Nahrung 5u dem Lebensprocefs. 361

Wellall wie im Organismus erhallen, und das Lehen und die Fortdauer der organischen Wesen gesichert ist. Ohne den machliyen Widerstand, welchen die stickstofflialtigen Bestand- theile des Thierkarpers , ihrer eigenthiimlichen Nalur gemab, vor allen andern der Einwirkung der Almosphare enlgegen- zuselzen vermogen, wiirde das organische Leben nichl be- slehen.

Wenn das aus den plaslischea Nahrungssloffen entstehende Blutalbumin im groberen Grade das Vermopen besake, die Respiralion zu unterliallcn , so wiirde es vollkommen unfahig fiir den Ernahrungsprocet seyn. Wiire das Albumin fur sich zerslorbar oder verlnderlich durch den eingeathmelen Sauer- sloff, in dein Kreislauf des Blules, so wiirde der verhaltnifs- mabig kleine Antheil , welcher tiiglich den Blutgefiifsen durch die Verdauungsorgane zugefiihrt wird , sehr rasch vcrschwinden, die geringste Slarung in der Function der lulzleren wiirde dem Leben eine Grenzc selzen iniissen.

So lange das Blul neben dem Albumin noch Materien enl- hi l t , die es in seiner Verwandtschaft aum Sauerstoff iiherlreflen, so lange wird der Sauersloff keine zerstiirende Wirkung auf diesen Hauptbestandlheil des Blutes ausiiben konnen , und die Bedeulung der slickstofffreien Beslandlheile der Nahrung ist damil erlrlart.

Das Slirkmehl, der Zucker, dtls Fell, sie dienen zum Schutze der Organe und, in Folge der Verbindung ihrer Ele- menle niit dem Sauersloff, ziir Erhaltung der Temperatur des Kiirpers.

Die schwefel- und stickstofflialtigen Bestandtheilc der Nah- rung vcrmilteln die Forldauer der Kranwirkungen , die stick- stoff freien dienen zur Warmeerzeugung; die ersleren sind die Formbildner und Kraflerzeuger , die andern unterliallen den Respiralionsproceb, cs sind Respirationmittel.

Dic Nolhwendigkeil des gleichzeitigen Vorhandenseyns der Aiiual. d. Cliemie 11. Phnrm. L X X I X . Bd. 3. Heft. 24

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plastisclicn und dcr Respirationsmillel und ihrer richtigen Mi- schung in dcr Nahrung is1 hicrnacli einleuchlend. Die Summe beidcr, wclclic dcr Kiirper tiiglicli bcdarf, ist abhiingig von der aufgetioinnicncn SaucrslolTtncnge, ihr relatives Verhiihnifs ist ubhiingig voii dein \.\'lrnicverlust und von dem Verbrauch an liraft.

Bci glcicheni I<raftvcrbrauch in der Arbeil bedarf der 1\Icnsch iin Soninier cin klcincrrs Verliiillnifs an Respirations- initlcln, als i i n Wiiiler , iin Siidcn wcniger als itn Norden, und wcnn tlcr Mcnsch dcni Gewiclite nach, gleiche Quanlilllen ~ l ~ v o i i i n vcrscltictlencn Jahreszeikn oder Iiliinaten geniefst , so sirid dicsc, in clcin cineii Fall, wic dic organischen Sluren und tler Zucker, reicher an Sauersloff, in deui andcrn, wie tler Thran uiitl Sycck dcs Polarlindcrs , rcicltcr an vcrbrcnnliclcn Ele- mcnlcn.

Wcdcr dic Bildung der Organe aus den Beslandtlieilen dcs Blutos, noch Prc Vcrwcndung zu Iirafiwirkungen kann gedacht wcrtlen, ohnc die Gegenwart dcr sticksloll'frcien Matcrien. Wir fiiitlcn in deiu I#iihncrei auf 10 Tlieile Albumin is Thcile stick- stoflfreic Subslnnz (Felt in Sliirkniulil ausgcdriickl), von welcher tlcr griifstc Tlicil wllircnd der Bcbriilung verschwindet. Durcli die Verbindung dcr Beslandlhcile dcs Pettes mil dem SauerstoB tlcr Lufl wurde cine gcwisse Wiirmcincngc cntwiclcclt iind die Wirhung dcr Bebriitungswiinne unlcrsliilzl , es wurdc Kohlcn- siiure und Wasscr gel~iltlct , und durch lclzleres das vcrdun- stcnrlc Wasscr zuin Thcil crsetzt; durch die Gegcnwart des Fc.tles wurdc zulclzt die Wirkutig dcs SuucrstolTs itn Glcich- gcwiclite gehalten und auf das riclitigc Maas seines zu Erzeu- gung tlcr Ccbildc niilliigcn .4ntheils zuriickgefuhrt. Dus atb- iiiondc Tlrier vcrbraucht sber eiiie weit griifscre Mcnge Sauer- sloff, ids zu glcichen Zwccken das Ei wlhrcnd seiner Bebriitung, utitl cs iiiufs tlc'iitgciniib die Bietigc dcr sticlisloll'freien Beslantl- Ilicilc scitirr Ndirung itti Va'lilillnifs zu dicscrii Mohrverbraucli

L i e 2, i g , iilcr die Betiehungen dm* t.n.brmrrlr'chen

Bestandlheile der Nahrung zit4 den4 Lebensprocefs. 363

an Sauersfoff stehen. Man kann vielleicht hieraus schlieken, dafs das Yerhiil1nif.s der slicksioflfreicn zu den plaslischen Sloffen im Hiihnerei das Minimum istJ welclies die warmblutigen Thiere in Beziehung auf den Gehalt an diesen lelzleren in ilirer Nah- rung bediirfen.

Der Milchzucker und Traubenzucker (der sich BUS dem S(arkmeh1 und Rohrzucker in dem Verdauungsprocessc Iddet) verscliwinden iin Blute mit ganz aufserordenllicher Schnelligkeit, so daB es nur in sehr wenigcn Fallen gelungen ist, diese Ma- lerien im Blute nachzuweisen. In gleicher Weise verschwindet in einem Mensehen oder Thiere, dessen Gewicht sich von Tag zu Tag niclit Indert, das taglich genossene Fett.

Wenn der Nahrung der Thiere eine griifsere Menge Felt zugesetzt wird, als dcm eingeathmeten Sauerstoff enlspriclit, so hiiuft sich dieser Ucbersclwl% in Zcllen an, deren Hiillen aus der nlmlichen Substanz bestehen welche den Hauptbestandlheil der Membranen und der Knochen ousmacht. Wenn die Bestandlheile des Blutes oder der Nahrung fur diese Zellenbildung nicht aus- reichen, so wird die Subslanz der Muskeln dazu verbraucht, das Thier gewinnt an Felt und nimmt alt an Fleisch; uber dicsen Punkt hiaaus lduft sich bei den Glinsen z. B. das Felt irn Blule an, es tritt [Crankheit, zuletzt der Tod ein. (Persoz in Ann. rle chiin. et de phys. T. XIV, p. 417. N. S.)

Wenn die Thiere in ihrer Nahrung ein griifseres Quantum von plaslischen und stickstoff freien (nicllt fellen) Nahrungssloffen geniehen, als zur Unterhallung ihres Lebens - und Atlimungs- processes erforderlich ist, so hjiufen sich die plastischen Bestand- theile in der Form von Fleisch und Zellgewebe an, die slick- sloRTreien (Zucker, Milchzucker etc.) verwandeln sich in Felt.

Diese wichlige Thalsache, dafs der aus dem Stilrkmehl der KBrnerfriichte, der Kartoffeln , dcr Samen dcr Lepuminosen in der Verdauung entstehende Zucker bei ausreichcndem Material fiir die Zcllenbildung, im Leibe der Tliiere iii Felt iibergefiihrt

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wird, ist durch die Versuclic von Persoz und Boussingaul t (a. a . 0. S. 419) aufser Zweifel geslellt.

Es ist burcits hervorgehoben worden , d a t Traubenzucker und lllilclizuclicr eirie der I(ohlcnsiure ahnliche Zusainmenselzung besilzen; auf cin Aeq. Kohlensloff enllillt die Kohlensaure zaei Aeq. Sanersloff, der Trauben - und Milchzucker enlhalten auf dieselbe Menge Kohlensloff ebenfalls zwei Aequivalcnle, niiinlicli ein Aeq. Sauerstoff und an der Stelle des zweilcn Aeq. Sauer- slofls cin Aeq. Wasserstoff. Die IJeberfuhrung des Zuckers in Kohlensaurc beslehl deinnach in lelzler Forin in einer Wasser- bildung ; der iin Athmungsproccfs aufgenommene Sauersloff ver- bindcl sic11 mil dein Wassersloff des Zuckers zu Wasser, und wrnn tlcr Plalz des ausgelrelencn Wasscrstoffs eingenommen wird yon dcssen Aeqiiivalent Sauerstoff, so geht der Zuckcr ruckwarts gerade auf in Kohlensiiure uber. Nach dieser Vor- slellung Gndcl in dem lebendigen Korper keine eigcntliche Ver- brennung des Kohlensloffs slalt , sondern die Kohlensiiure wird durch cinen sogenaniilen Subslilulionsprocefs , in diesem Fall Verwesungsproccfs , BUS einem an Wasserstoff reichen Kiirper gebildet, dcssen Wasserstoff oxydirl und hinweggenornmen und durch cin oder mehrere Aequivalente Sauerstoff erselzt wird.

Die niiclisle Bedingung der Fellbildung, oder der Ablagerung dcr vcrbrennliclien Elemenle dcr Respiralionsmiltel im Zellge- webe des Kiiryers, is1 Mangel an Saaerstoff; wiire dessen Menge zureichend gcwesen , uni den Kohlensloff und Wassersloff der- selben in Kohlensaurc und Wasser zu vcrwandeln, so wiirden diesc Elementc wieder ausgetreten seyn ; kein Theil derselben hiille sicli in der Form von Felt in dem Korper anhiiufen kiinnen.

Die Bekaiintscliaft mit den Erscheinungen der Giihrung verslallet uns einen Blick in die Vorglnge, durch welche im Leibe der Tlriere der sauersloffreirlie Ziirker in das sauerstoff- arnie Felt iibcrgefiilirl wird.

Bestand theife der R'ahrung zu dem Lebeiisprocefs. 365

Die Gahrung ist slets in ihrem Resultate eine Spallung eines zusammengeselzlen Aloins in eine sauersloffreichc und in eine sauerstoffarine Verbindung; indem sich in der Alkohol- gahrung eine gewisse Quantitiit von Sauersloff von den Ele- nienlen des Zuckers i n der Form von Kohlenslure trennf, erhallen wir den brennbaren , leichlentzundlichen , sauerstofl- armen Alkohol ; durch Austrelen von KohlensSiure und einer gewissen Mcnge Wasser erhallen wir aus denselben Zuckcrarlen das Puseliil, welches in seincn physikalischen Eigenschaflen den Felten noch weit naher sleht ; wenn die Abscheiclung der Koh- lensaure von dein Zucker bcgleitet ist von der Trennung einer gewissen Menge Wassersloff, so erhallen wir die Bullersaure, eine wahre fette Saure.

Ganz gleiche Bedingungen setzt die Enlstehung des Felles in dein thierischen Organismus voraus ; wir betrachten die Fett- bildung als die Folgc zwcier Processe , welche gleichzeilig nebeneinnnder vor sic11 gehen, der eine ist ein unvollkornniener Oxydations - (Verwesungs-) Proceb, durch welclien eine ge- wisse lcnge Wassersloff, der andere ist ein Spallungs- (Gah- rungs-) Proceb , durch welchen eine gewisse Menge Sauersloff in der Form von Kohlenslure sich von den Elemenlen des Zuckers Lrennt. (s. d. Thierchemie S. 102.)

Die Meinung, dafs diese Umwandlung vermiltelt werde durch ein Ferment in der Leber, welches gegcn den Zucker in der Fettbildung sich lhnlich verhiilt wie der Speichel gegen das Starkmehl , oder wie die Magcnschleimhaut in dcr Vcrdauung, dafs also die Lcber tler Silz dieses Proccsses scy, ist nicht un- wahrscheinlich , sie bedarf aber einer naheren Begrundung *).

*) Wenn man cine frische Kalbsleber in Stiicke schneidct und mit Wasser bedeckt einer Temperatur von 37 his 40° C. aussetzt, so stellt sich nach 4 bis 5 Stunden ein nierkwiirdiger GahrungsproceP ein; die Leber bedeckt sich niit einer klenge Blasen eines Gases,

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Alle Nahrungssloffo dcr Thiere und Menschen enlhallen slels und unler allen Umslanden eine gewisse Quanlitat von Felten, oder den Felten in ihrem Verhallen ahnlichen Subslanzen ; das Flcisch der wildcn Tliiere is1 in dcr Regel fclllos.

In allen denjenigeti Fiillen , in welclicn das Korpergewicht und dor Fcllgehalt dcs Iiiirpcrs unveriindert bleibt , kann defs- Iialb vori1usgcsetzt wcrden, d a b Felt, Zucker, Sliirkmehl aus- schlicfslich fiir die Respiration und dic lelzteren nicht zur Fell- bilclung ucrwendet werden. Die Bildung von Felt uber die Grcnze hinaus, in welcher cs der Tbierkorper zur Vermillelung der plaslischen Processc bedarf, odcr die Ablagerung von Fctt in dcr I\llslun,n, ist stcls die Folge cines Mifsverhallnisses it1

dein Alhriiungs- und Erniihrungsproccb, und cher ein Zeichen cines krankhaftcn , als eines normal gesunden Zustiindes. Die Natur hat die slickstofffreien Nahrungsmitlel zur Unterhallung der Wiirmequelle iin Thierkiirper bestirnmt und alle Nahrung findcn wir a u k weisesfe fiir diesen Zweclr gemischb; sie hat den Organismus mit dem Vermiigen begabt, eine jede Slorung der Lcberisfunclionen durch Anltaufung von verbrennlichen Sub- stanzen itn Blutc auf ein Minimum von Schadlichkeit zuruck- zufuliren; inderrt diem Stoffe in Fell umgewandelt , voni Blutc abgcsontlcrt, und aurserhalb des Blulgefaksystems, geeignel fur cine ltutiftige Verwendung, abgelagert werden , behiilt das Blut seinc norrnale Miscliung. Durch die Abscheidung der verbrenn- lichen Elerncnle wird dein Mange! an dem fiir andere vilale

welclies zum grofsen Theil aus Wasserstoflgas besteht ; beini in die Hohe steigen l G t t sich jede einzelne Blase an der Oherfliiche ent- xiinden. I n eineia ofknen GcWse he~nerkt nian in den ersten Stun- drn dcr Giihrong lteinen fiiuligen Geruch. EY ist hiernrch obnbar, dnfs die I,eber eine Suhstanz enthslt, welche in einem gewisseii Zns~andc cler Zerseizung in ein Ferment ubergeht , kraftig genug uni \Vasser Z U zersetzeii , dessen Sauerstoff in Beschlag genom- men wird.

Beslandlhede der Nahrung zu dem Lebensprocefs. 367

Zwecke unenlbehrlichen SauersloP im Blule vorgebeugt und ein Gleichgewichtszustand hergestellt.

Die Thatsache, dab auch die plaslischen Nahrungsmittel in gewissen Zersetzungsprocessen , wie in der Faulnifs , beinahe gerade auf in Amnioniak und felle Saurcn (Rultersiiure und Valeriansaure) zerfallen , schliefst die Meinung nicht aus , d a t auch diese Malerien zur Erzeugung von Felt im Thierorganis- mus unler gewissen Umstiinden dienen konnen. Bedeulungsvoll fur die Feltbildung im lebendigen Korper scheint es jedenfalls zu seyn, dafs die Bildung von felten Sluren, von Bullersaure z. B. , aus sticlrstoflfreien Materien aufserhalb des Korpers nur durch solche Fermente bewerkslelligl werden lrann , deren Ele- mente sich im Zustande der Bullersaurebildung selbst befinden, und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dafs auch in dem leben- digen Korper xwischen den plastischen und slickslofffreien Stoffen in der Feltbildung eine ahnliche Beziehung besteht.

Gleiche Gewichte der verschiedenen Respirationsmittel enl- halten hochst ungleiche Mengen von brennbaren Elementen, wie folgende Uebersicht anschaulich macht :

Traubenzucker. Rohrzucker. Stgrkmehl. Alkohol. Kohlensloff 40,OO 42,iO 44,44 52, 1 8 Wassersloff 6,66 6,43 6,i7 13,04 Sauerstoff 53,34 51,47 49,39 34,78 ___- --

io0,oo i00,oo 100,oo io0,oo

Der Kohlensloff und Wasserstoffgehalt der fclten Korper ist weit griifser; Olivenol z. B. enlhiilt 77 pC., Schweineschmalz und Hammelslalg 79 pC. KohlensloIf uiid 11 bis 12 pC. Was- serstoff, alle andern Fetle haben eine zwischen dicsen beiden slehende Zusammensetzung.

Da nun die Flhigkeit dieser Korper, durch ihre Verbindung init dem Sauersloff Warme zu enlwickeln, abhangig ist von der Menge von brennbaren Elementen, die sie in gleichen Ge- wichlen enlbalten, und die Menge des zu ihrer Verbrennung

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nolhigen Sauersloffs in demselben Verhlllnisse wie diesc steigt, so I a t t sich ihr relalivcr Warmeerzeugungswerlh oder Respi- ralionswerlh annaherungsweise leicht berechncn. Die folgende Tabelle cnlhall clic verschiedenen Respiralionsmiltel in einer Reihc gcordnet ; die Zalilen drucken aus, wie viel dein VeIhiill- nifs nacli uon tlenselben niilhig ist, um eiiie gegebene Menge Sauersloff in Kohlensaure und Wasser zu verwandeln, oder annaherungsweise, wic viel man von denselben genieken rnufs, um bei demselben Sauerstoff verbrauch gleiche Zeiten hindurch den Korper auf einerlei Temperatur zu erhalten.

100 Felt, 240 Slarkmehl, 249 Rohrzucber, 263 Traubenzuclter, Milchzucker, 266 Brannlwein von 50 pC. Alkoholgehalt, '770 frisches, fellloses Muskelfleich.

Es ist hicrnach einleuchlend, d a t 1 Pfund Felt in Bezie- hung iluf dcn Alhinungsprocefs dasselbo leislet, wie 2% Pfd. Starkmehl, oder wic 2;r Pfd. Rohrzucker, oder wie 7& Pfd. Muskelfaser.

Das Fett ist unlcr allen das Icsle, die Musltclraser er- scheint 111s das schlechlcsle Rcspiralionsrnitlel. Bei der Bercch- nung des Respiralionswerlhes der Riluskelfaser ist angenominen worden, dars das genossene Muskclfleisch im Leibc in Harnstoff, Kohlensaure und Wasser verwandelt werdc. Dicse Voraus- setzung ist nur zu cinem Theile wahr; dean in dcm Harn und den Absonderungen des Darmcanals in den Faces trclen noch aiidere Slicltsloffverbindungcn aus, welchc cin weit grofse- rcs VwhhIlniLs yon Kohlenstoff wie der Harnstoff enlhalten ; der in tlrr Form ciner SLickstoffverbiiidung. auslrelende Kohlenstoff niinrril jcdcdalls a n der Wiirmcerzeugung im Korpcr nur einen sehr gcriogen Anlhei l .

Die plaslischen Nahrungssloffe enlhallen Slicksloff und

Bestandtheile der A'uhrutig EU dm, Lebensprocefs. 369

Kohlensloff im Verhallnifs \vie i : 8 Aeq. ; enlliielle de r Harn nur Harnstoff, so wurde d e r Harn in d e r Analyse auf i Aeq. Stickstoff nur i Aeq. Kohlensloff liefern durfen; aber in seinen Versuchen iiber den Erniihrungsprocefs des Pferdes und d e r Kuh erhiell B o u ss i n g a u I t in dcm Pferdeharn Stickstoff und Kohlenstoff im Verhillnifs wie 1 : 6,6, iin Kuhharn das Ver- haltnifs w ie 1 : 16. *) (Ann. d e chim. e t d e phys. LXXI, p. i22). Die Excremenle eines Schweins (Harn und Faces zusammengenommcn] , welches Karloffeln als Fulter erhallen halle, enlliielten , nach Abrechnung d e r Holzraser de r Karlofleln, Stickstoff und Kohlenstoff im Verhiiltnifs von i : 10. Auf diese Thatsachen lielse sich vielleicht de r Schlufs begrunden, dafs die brennbaren Elemente de r plastischen Nahrungsiniltel bei vielen Thieren enlweder g a r niclit, oder nur zu einem sehr kleinen Theil durch Haut und Lunge aus dein Korper trclen und d a k ihnen an der Erzeugung der lhierischen WIirme kauni ein An- theil beigcmcssen wertlen kann.

Ueber einen Meteorstein von Bishopville in Siid- Carolina ;

yon W. Sartorius eon Wccltershazclsen.

In Bezug auf vcrschiedene Unlersuchungen uber den Feld- spalh, woinit ich mich in der lclzlen Zeit vielfacli beschaftigle, schien es inir von Irileresse , die Zosammensctzung einer im Miirz 1843 zu Bishopvillc niedergehllenen Meteormasso zu be-

*) I n besonders zu diesem Zwecke hier angertellten Analysen wurde im Pferdeharn auf 1 Acq. Stickstoff, 5 Aeq., im Kuhharn 8 Aeq., im Menschenharn 1,s Aequivalente Kohlenstoff gefunden.


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