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XI. Yermischre chernische Notizen; con J. Liebig .

6korjod. Bckanntlich giebt es zwei Verbindungen von Chlor mit Jod , eine, braun und flissig, mit geriogerem C.hlor;gchalt, und eine aodere, die gelb und fest ist, mit grofserem Chlorgebalt. Von lefzferer hat man nach den friiheren Versucheo von G ay;Ji u s s a c angenommen, sie bestebc aus 25 und 5C1, zerfalle within, bei Auflil- sung in Wasser, in Jods3ure und Chlorwasserstoffssure.

Dieser Aunahhe steht aber die Thatsache entgegen, dafs, nenn die Auflilsulig dieses Chlorjods io Wasser lnit kohlensaurem Kaji gesPtfigt wird, aiifser Chlorkalium und jodsaurem Kali, ein bedeutender Niederschlag von Jod entsteht, was unzweifelhaft beweist, dafs in dem fe- sten Chlorjod mehr Jod enthalten ist, als zur Rildung der J o d s h r e gehilrt.

Man kann trockues ChIorgas tagelang [iber t r o c h e s Jod streiclien lassen, obne jemals eiiie Verbiudung zu erhaltcn, die, io Wasser gelast uad rnit Kali oder Na- Iron gesaltigt, vollkomnien klar bliebe, uod nicht J o d in betr;ichlliclier Meiige fallen liefse. L)ie Auflilsung des fe- sten Chlorjods in Wasser ist daher zu betrachfeu als ein Gemenge yon Chlor\vasserstoffsrure, entrreder mit Jod- saure und J o d , oder mit einer noch uubekannten Oxy- datioiisstufe dCs Jods.

Diefs .Wes gilt jedoch nur von dem fcsten Chlor- jod oder dessen couceufrirfcr Liisuog, wclche man am besten erhzlt, wenn man 1 Th. Jod rnit 8 bis 10 1%. \Vasser iibergiefst, und Chlor in die Flussigkeit leitet, bis nichts mehr aufgenomuien wird und alles J o d gelast ist. Uebergiefst man J o d wit vie1 Wasser und ubersiit- tigt die Ldsung mit Clilor, so bekommt man allerdinge

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362 eine Fliissiglieit , die bei Sattigung init Alkalien kein Jod fallen liifst , soiidern g a i n klar und wasserhell bleibf.

Jodsaures Nutron erhalt man am ‘besten, wenn man J o d init vie1 M’asseF iibergiefst, Chlorgas Irineiiileitet so laiigc es noch aufgeiioininen wird, und danu kolilensau- res Nalron zusetzt. Mit eintrelender Satligung sclilagt sich eine bedcutende Mcnge Jod niederc Man leilet nun abermals so lange Ghlorgas liiiiein, bis .die Flussigkeit wieder ganz klar geworden ist, uod saltigt sie aufs Neue wit Natron. Sollte sich hiebei wieder J o d ausscheiden, EV rnufs natiirlich die Befiaodlung init Clilor wicderholt werden. Die klare .Flussigkeit dampfl inan nuii bis auf elwa den zehnten Theil ab , selzt derselben noch warm die Halfte ilires Voluins Weiiigeist Iiinzu, uod liifst sie dann erkalten. Das jodsaure Natron krystallisirt jetzt als eioe compacte Salzinasse, bestehend aus slernfilrrnig grup- pirteri aclitseitigen Saulen heraiis, inufs aber durcb W a - scben- mit Weingeist vom beigemengten Koebsalz befreit werden.

Das jodsaure Natroir ist ein vortreffliclies Reapeiiz ziIr Scheidung dcs finryls voi1 Sfroritinn. Die hnflii- sungen der Slrontiniisalze wcrden njlmlich durch jodsau- res n’atroii nicht gefdlt, die d r r Uarytsalze aber so voll- lioinincn, dafs in der iiher dein Nieilerwhlag betiiidlichen Flussigkeit oach eiriigen Miouten liein Baryt mehr zu ent- dcckeq ist,

Jodsiiure wird am vorthcilhaftcsten und cinfachsteii folgeii+rniaLsen dargestellt. Man rerschaflt sich arif die aiigeFebene Art cine init Clilor p j l t t i g t e Liisuiig ~ o i i

Clilorjorl im Maxiino, neutralisirt dieselbe, uiiter Beach tung der beiiii jodsaurcn Natroo gegeheiien Vorsichls- nialsregvln, mit kohlerisaurein Natron, und f i i l l t sie darin ini t Chlorbariuin. Uer niedcrgefallene jodsarire h r y t wird, nachdem er grwasclicn i i i i d getrocknel i s t , auf 9 ‘l’heile mit 2 Tlieilcn Vi:rioI61, verdiinnt mit der 10- his 12 fachcn Gewiclilsnienge Wasscr, ubergossen, cine balbc

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363 Stunde Ian; damit gekocht, und dano der schwefelsaure Bnryt abtiltrirt. Die durchgegangeoe LGsung giebt, nach Verduostung bis wr Syrupscoosisteuz und mehrtagigern Stelren an der Luft, sehr s c b h e und regeliu3fsige Kry- stalle r o n Jodsaure. Versucht man diese durch hbdam- pfung in der Warme zu krystallisiren, so bekomint inan eine weifse, durchaus unkrjstallioische Masse; hot man sie zu weit eiugeclalnpft, SO gerinnt sie beim Erkaltcn gleichfalls zu ciner weifseri Masse.

Die von S C r u I I a s empfohlene Zerselzung des Chlor- jods durch Alkohol (siehe d. Ann. Bd. XX S. 515) ist unter allcn Mcthoden zur Bereitung der Jodsaure die un- vorl heilhafleste. Kaum ein Siebentel des angen andten Jods erhslt mau als Jodsiiure *).

W e n n man 1 Th. jodsaures Natron in 1 Th. Schwe- felsaure und 1 Tb. Wasser heifs aufliist uiid die L6sung auf dem Saodbade verdunsten ISfst, erhalt man Krystalle, die das Eigeathulnliclie baben, dafs sie, aiif Fliefspapier gebracht , ganz nahe beim Trockneii auf cinmal flussig nerdcii , und sich in eine zahe durcbsichtige Masse ver- n aodeln, die fast g8nzlich VOIU Papier eitigesogcu \iird.

Chforsaures Kafi lifst sich sehr billig clarstellen, wenn man chlorigsauren Kalk (Chlorkalk) mit Wasser ZLI einem Brei anrubrt, zur Trocknc abdampft, uod den Rucbstnnd, der bekanntlich ein Getnenge vou chlorsau- rem Kalk uiid Cblorcalcium ist, mit Chlorkalium ver- setzt. Man erhvlt auf diese Weise , nach ooclimaliger

*) Neuerlich h a t Ilr. A r t h u r C o n n e l l ini f l e w Edinb. Philosoph. J o u m . Val. X I p. 72 die directe O x p l a t i o n des Jods dtirch m-

11;lltende~ Kochen mil r;lucliender Salpetcrsiure o h ein Mittel zur Darstcllung Jer Jodsjure empfolilen. Er bckain auf diese Wcirc nacli Eindunstuog der Fliinsigkcit die S iure in Kryslallen, die nacli ErliitLung uod melirmiliger Umkr)stallis;rung sich frei voo

SalpetersZui c crwiesrn. - Pi of. L i e L, i g hat, d i c e in tlicoreti- scher Hinsicht nicht uniotercssaotr Metliodr gcpriilt uod sic rich- tig betunden, keiorswegs aber in Praxis fur empfelileoswrrtli, Ja sic18 rioe grolse hlengc J o ~ dabci vet-flitlitigt. P.

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364 Umkrystallisirung, ein ganz reines chlorsaures Kali, des- sen Menge etwa ein Zwblftel von deln angervandten Chlor- kalk betriigt. D a der Chlorkalk sich nicht so leicbt in der W a r m e zersetzt, n i e niau gewiihiilich glault , so ist es vortheilhaft , soglcich bei seiner Bereitung das Cblor in lieilse Kalkinilch zu leiten.

Berfinerbfuu. Das im Handel vorkommende Pari- serblau, welclies kupfcrfarben aussieht, keioeu glhnzen- den, souderti einen matten Bruch besitzt, einen rein blaiien Strich giebt, uud, was hauptsschlich wichtig ist, sich iiu- fserst leiclit im Wasser vertheilt , wird folgendennafsen bereitet. Man liist 11 Th, Eisenvitriol in Wasser auf, versetzt die eiiie Hslfte der Lbsung wit 2 l'h. Salzsaure, und ecbuttet nun langsam einc Auflbsung von Chlorkalk hiuzri , bis alles Eisenoxydul vollkotnmen oxydirt ist. Dann mischt man die anderc Hiilfte der Vitriol-Ltkung binzu, und fa l l t das G a m e mit einer Auflbsung vou 10 Tlieilen Blutlaugcnsalz. Each 4 - bis Gmaligenr Waschen wird der feuchte Nederschlog mit Gummiwasser oder ei- ner Auflbsuog von gerdsteter Suirke aiigeruhrt, dann ge- prek t und in erlri)hter 'Temperatur getrocknet.

Man kaon auch die Liisriligetl dcs Vitriols und des Blutlaugeosalzes soglcich mit cinander mischen, und dann so lange eine Aufli)sting von Chlorkalk zu deui IVieder- schlage setzen, bis dieser tiel dunkelblau gen ordeti ist. Die Farbe wird rein blnu, wetin mati hernacb die Flussig- keit mit verdiinnter Salzsaure vcrsetzt, bis sie schwach sauer reogirt.

Chromgefb wird schr wohlfeil und von aufserst scliil- ner F a r l e erhalten, s e u u inan scliu efelsaurcs Bleioxyd, das so oft als Nebcnproduct gnnz rverlhlos i z t , nocli feiiclit mit einer LiJsung v o n chroinsaurein Kali iibergierd, von der es in der K;ille vollkoininea zersctzt wird. Zt1 gleiclictii Zmeck pflegt man auch wobl Bleiweifs mit chrom- saurein Kali zu ubergiefsen.

Schrv~elbarhrn und Schwefe fdronhm aus schw e-

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felsaiirem Baryt und Strontian danlistellen. gelingt am besten, wenn man so vie1 Kohle nimmt, dafs, der Sauer- stoff nicht als Kohlenssure, sondern als Kohlenoxyd weg- geht (eine Thatsache, welche den Natron-Fabrikaoten m Bezug auf die Zersetzung des Glaubersalzes durch Koble IZngst bekannt gewesen ist). Dann reicht Rothgliibhitzc zur Reduction vollkommen hin, und n c n n man das Ge- menge von Kohle und scliwefelsaureni Baryt oder Stron- tian, niit Melilkleister 211 cinern Teigc angestolsen und in CTlinder geforint, wit Holzkohlen in einem Windofen schichtct, so dais zwischen der untersten Lage uiid dein Eost ooch eine fufshohe Lage Kohlen bleibt, danil einige gluhende Kohlen oben aufschliuttet, das G a m e fortbren- Den lafst, bis der Ofen in voller Gltith ist, und nun alle Ziige verscbliefst, so sind nach 5 bis 6 Stunden die Cy- linder in Schwefelbarium oder Schwefelstrontium verwan: delt. Auf 4 Th. schwefelsauren Strontian oder 5 Th schwefelsauren Baryt wird 1 Th. Kohle, am besten von dem wohlfeilen Steinhohlenruk, genoinmen.

Cyunquecksilber. \Venn man Berlinerblau mit Qoeck- silberoxgd kocht, so erhiilt man meistens eine gelbge- fdrbte Flussigkeit, die nur ’schmutzige Krystalle giebt; dampft man aber dic Flussigkeit bis zur l’rockne ab, so erh;ilt man aus der L4~ifIBsun;; des Ruckstandes blendend weiise Krystalle. Die Flussigkeit verliert ihreo Eisenge- halt gZnzlicb, und es ist meder Kochen init Quecksilber noch Neutralisiren mi t Cgannasserstolfsliure uilthig.

Sehr practisch ist auch die von Des fosses gege- bene Vorscbrift: 1 TB. trockoes schwefelsaures Queck- silberoxyd (erhalten durch Erhitzung eiiies Gemenges von 2 Th. Quecksilber, 2 l’h. Schwefelsiure uud Th. Sal- yeters3ure) itlit einer .4ufIiisong voii 1 Th. Blutlaugen- salz i n 10 ’l’h. Wasser zu kochco his zum ganzlichen Verschwiriden dcs niedergefnllcnen basischsclirvefelsauren Quecksilberoxyds. Man e r M t 14 Th. Cyanquccksilber in ganz meifsen Krystallen.

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366 Aetzkali. Bekannt ist die Bereitung des Aefzkalif,

nicht aber vielleicht der Umstand, dafs bel dein Aetzentl- werden des kohlensauren Kalis das Wasse r eine Haupt- tolle spielt.

L6st man 1 Th. reines kohlensaures Kali, oder auch Pattasche in 4 T b . Wasser, und kocht die Lbsung niit g~l i i sch~em KaIk, PO wird dein Kali nicht die geringste Menge Kohlerisiiure entzogen. Es wird nicht Btzend, wie vie1 Kalk auch geoommen, oder wie lange auch gekocht worden ist.

Kocht man deninach 1 Tb. kolilensaures Kali und 1 TI]. gelbschleti Kalk niit 4 'I'h. Wasser einige Minutcn laog, so wird eine d a w n abfiltrirte Portion der Flussigkeit mit Salzsaure heftig brausen. Setzt ma0 aber der Masse alliniilig noch 6 Th. Wnsser hinzu, so wird man finden, dafs das Kali, ohne weiieres Sz'eden der Fliissiskeii, im- iner rnehr Kohlensaure verliert , bis es beim Zusatz der letzten Portion Wasser vollkommen afzend ist.

Diese Erscbeinung erklzrt sicli dadurch, dafs titzen- des Kali in conceniririer Lbsung dem kohlensauren Kalk KohlensGure entzieht. Urn sich von dieser Thatsache zu uberzeogen, koche man concenlrirte ganz kohlenslure- freie Kalilauge einige Minuten laog mit gepiilverter Kreide: die abtiltrirte Lasung' wird rnit Salzsaure lebhaft aufbrau- sen. (Ge ige r und L i e b i g ' s Magazin, Bd. 34 S. 2G, 133; Bd. 35 S. 17, 115, 226, 225, 257.)


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