Ausg
abe
1 / 2
012
gestern heute
morgen
ingolstädter kulturmagazin
kostet nur zeit zum lesen...
herzlich Willkommen
„Er betete New York an. Er vergötterte New York über
alle Maßen – ach nein, es muss heißen: Er schwärm-
te über alle Maßen von New York. New York war seine
Stadt und würde es immer bleiben.“… Zitate aus Woody
Allens grandiosem Film „ Manhattan“. Keine Angst, Wir!
werden Ihnen jetzt nicht erzählen, wie wir Ingolstadt an-
beten oder vergöttern. Aber wir leben gerne in dieser
Stadt, die sich grämt, ausschließlich als „Herrin der vier
Ringe“ oder „Insel der Öligen“ wahrgenommen zu wer-
den oder auch mal abfällig als „Ingoldorf“ tituliert wird.
Dabei hat die Schanz einiges zu bieten. Sie ist eine pul-
sierende kleine Großstadt mit viel Potenzial – es ist an
uns allen, dies zu nutzen. Um dazu Impulse zu liefern,
haben wir diese Zeitschrift „erfunden“. Wir wollen Brü-
cken bauen – zwischen Politikern und Bürgern, zwischen
Jung und Alt, zwischen Einheimischen und „Zug’roasten.
Wir wollen zeigen, was gut ist und was noch besser sein
könnte, berichten aus Kunst, Kultur, Wirtschaft, Wissen-
schaft, aber auch aus dem „richtigen Leben“.
Unser Magazin soll Lust auf diese Stadt machen, auf ein
tolerantes und fruchtbares Miteinander – und zwar bei
allen Menschen aus unserer Region, egal, wo sie ihre
Wurzeln haben. Deshalb haben wir auch diesen Na-
men gewählt – Wir! sind Alle: Arbeiter, Geschäftsleute,
Künstler, Kleingärtner, Vereinsmeier, Beamte, Hausfrau-
en, Privatiers, Schüler, Studenten, Senioren, undundund
Wir! wandeln auf den Spuren der Vergangenheit; Zeit-
zeugen liefern Anekdoten und Histörchen, die den Äl-
teren manches Wiedererkennungs-Erlebnis bescheren
und den Jungen die Stadt an der Donau aus einer un-
bekannten Perspektive zeigen. Apropos Perspektiven:
Klar, dass Wir! unser Magazin auch als Ideenschmiede
für eine lebenswerte Zukunft betrachten – siehe unse-
ren Artikel über das „Projekt Tränktorstraße“…
Zwischen Gestern und Morgen liegt das Heute – heute
sind wir beispielsweise froh, dass die Kinotradition der
Altstadt wiederbelebt wurde. Auch darüber berichten
wir. Der Regisseur Marcus H. Rosenmüller meinte: „Ein
Kino gehört in die Stadt“. Recht hat er. Mit dem
erwähnten Woody Allen besitzt der junge Oberbayer
wenig Ähnlichkeit; eines haben die zwei Herren jedoch
gemeinsam: die große Lust am Filmemachen und die
Lust auf Menschen.
Wie viele tolle Menschen es in dieser Stadt gibt, wurde
uns bei der Arbeit an dieser ersten Ausgabe deutlich be-
wusst. Menschen, die viel zu erzählen haben, die etwas
erlebt haben, noch etliches vorhaben und unternehmen
wollen. Menschen wie Edmund Schuller oder Hansi Mayr.
Privatleute, Firmen und Institutionen waren von der Wir!-
Idee begeistert. Ohne sie und deren Unterstützung wäre
eine solche Zeitschrift nicht vorstellbar.
Eines konnten wir uns nicht verkneifen, nämlich den 21.
Dezember zu thematisieren. Wir tun dies gleich dop-
pelt – zwei Redaktionsmitglieder befassen sich mit dem
„Weltuntergang“ auf ihre ganz eigene Art. Ingolstadt ist
auch ein Pflaster für schrägen Humor, gepaart mit baye-
rischer Lebensphilosophie… Mensch Maya…
und jetzt?zurücklehnen, lesen
und genießen…
„Wir“ freuen uns auf Fragen und anregungen!
Machen sie mit!
gestern – heute – morgen
seite
3
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
Wir machen Wir!
Eine echte Schanzerin, die ihre Stadt liebt. Bisher hab ich meine
Kreativität großformatig (aus)gelebt – als Künstlerin. Mein Credo:
Kreativität ist auch, etwas bewegen zu wollen – im Sinne einer
positiven Veränderung. Ich meine, mit Wir! genau in diese Richtung
zu zielen. Nicht zuletzt dank der kreativen Mitstreiter/innen.
Geboren, gespielt, geträumt, studiert, Journa-
listin geworden, um Geschichten zu erzählen,
Menschen zu porträtieren, Dingen auf den
Grund zu gehen, Komplexes verständlich zu
machen.
Die Schanz ist seit langem meine Wahlheimat,
die viel mehr zu bieten hat als den ICE nach
München – ich muss es wissen, denn ich kom-
me abends immer freiwillig zurück… Auf die
Frage, ob Schreiben beschwerlich ist, antworte
ich mit Mark Twain: „Schreiben ist leicht. Man
muss nur die falschen Wörter weglassen.“
In „jungen Jahren“ aus Toronto nach Ingolstadt
gekommen – als Eishockey-Spieler. Als studierter
Foto-Journalist konnte ich mich anschließend –
nicht nur – in Ingolstadt als Presse-Fotograf und
FotoKünstler etablieren. Einen Traum habe ich
mir mit meinen eigenen Foto-Studio erfüllt.
Gehöre ich mittlerweile schon zum festen
„Inventar“ Ingolstadts? Ich fühle mich jedenfalls
so. Und ich träume immer vom perfekten Bild.
Chefredakteurin
Barbara schuster
Herausgeberin
maria Bentz
FotoKünstler
ritchie Herbert
GRAFIK
Grafik- und Kommunikationsdesign
levan lomidseigrafik-kreativbuero.de
Fabrizio VerniFAVEdesign.de
Ein Saarländer in Ingolstadt. Auf Umwegen
vor 20 Jahren auf der Schanz angekommen
– und geblieben. Als Heilpraktiker etabliert
– und jetzt mit neuem Wir!-Gefühl. Aber
immer das Neue im Blick…
V.i.S.d.P. & Marketing
stephan Arens
Fo
tos:
rit
ch
ie h
erb
ert
geboren auf der Schanz, geheiratet auf der Schanz,
Kinder auf der Schanz geboren, in der Welt herum-
gekommen, wieder auf die Schanz zurückgekommen,
lebe gerne hier – über 100 000 Menschen können sich
schließlich nicht irren…
Anzeigen- und Vertriebsleiterin
Anita ihle
Geboren in der großen Stadt am kleinen Fluss
– München. Gekommen in die kleine Stadt
am großen Fluss – Ingolstadt. Geblieben –
und das gern und freiwillig – in der Altstadt.
Genug Raum und Zeit, um der Gedankenfülle
schreibend eine Heimat zu geben. Bei allem
(Selbst-)Zweifel höchst fruchtbringend.
Redaktionsmitglied – unser Philosoph
nick-in
Unsere Interview-Spezialistin –
Ingolstädterin, Studium in Eichstätt.
Redaktionsmitglied
Janine Bentz-HölzlIn München geboren. In der
Kindheit nach Ingolstadt
verschleppt und seitdem hier
eingewurzelt. Kabarettistin,
freie Journalistin – mit uner-
schütterlichem Optimismus
ausgestattet. „Humor ist das
Gleitmittel des Universums“
Kolumnistin und Redaktionsmitglied
maxi Grabmaier
„Wos ma grad so eifoid...“ darüber
schreibt unser „Stodschreiner“ in
seiner Kolumne. (siehe Seite 14)
Kolumnist
Hans Bichlmaier
seite
5
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
Wir! in ingolstadt Verlag, Tränktorstr. 10, 85049 Ingolstadt, Tel. 0841 993496-00, Fax 0841 993496-02, [email protected]
herausgeberin Maria Bentz
V.i.s.d.P. & marketing Stephan Arens
chefredaktion Barbara Schuster
redaktion Nick-IN, Janine Bentz-Hölzl, Maxi Grabmeier, Stephan Arens,
Hans Bichlmaier
redaktionelle mitarbeit Michael Klarner, Thomas H. Gehrke
grafik- und kommunikationsdesign Levan Lomidze, Fabrizio Verni
fotografie Ritchie Herbert
anzeigen & Vertriebsleitung Anita Ihle
druck Hofmann Druck Nürnberg
auflage 15.000 Exemplare
nächste ausgabe 16. Februar 2013
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Herausgeber wieder.
impressum
07 galerie neWs
08 lausbub mit 92
13 es War einmal...
14 der stodschreiner
16 altstadtFlimmern
24 liebesbeichte ob lehmann
32 die „FünFte Fraktion“
38 lifePark max
40 der herr der krähne
42 Winterzauber
44 stromberg bei avus 48 knöllchenalarm
52 ingolstadts Finest...
58 Weltuntergangsalarm
60 jungbrunnen
62 helden der kunst
64 zukunftsVision
66 letzte Worte
der inhalt
Absolut faszinierend: Papier
als Ausgangsmaterial für
Schmuck. Doris Häusler ar-
beitet mit Wellpappe, Tonpa-
pier oder echten Buch seiten.
Durch Rolltechnik und Über-
zug mit Lack sind sie stabil
und wasserfester.
Schmuck aus Buchseiten ist
absolut einzigartig und bietet
völlig neue, überraschende
Gestaltungs-Möglichkeiten.
Arbeitet seit 3 Jahrzehnten mit dem Material Ton.
Seit einiger Zeit setzt Sie sich mit der Objekt-
Keramik auseinander. Für diese Werke bevorzugt
Sie die Brenntechnik des Raku. Sie lebt und arbei-
tet in der Altstadt von Ingolstadt.
Computeranimation von
Anton Tyroller zur
Literaturperformance
„In my Head“.
Der 1963 in Augsburg
geborene Künstler lebt
und arbeitet in Ingol-
stadt. Seine Arbeitsge-
biete liegen neben der
Malerei und Objektkunst
zunehmend im multime-
dialen Bereich.
An diesem Tag stellen die Ingolstädter Künstler Maria Bentz, Anton Tyroller,
Doris Häusler und Susanna Smyczek-Schuhmann Ihre Arbeiten gemeinsam aus.
galerie neWs
Große eröffung der Galerie „Galerie am kunstpark“ an der tränktorstr. 10 in ingolstadtFr. 18.01.2013 um 19:00 uhr
„Tenor“
„In my head“
Künstlerin Maria Bentz stellt Ihre Arbeiten in
Acryl und Mischtechnik vor.
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
seite
7
dori
s hä
usle
rsu
sann
a sm
ycze
k-sc
huhm
ann
gale
rie
am k
unst
park
anto
n ty
rolle
r
lausbub mit 92
ingolstädter Geschichten mit edmund schuller
ein schanzer original
text: michael klarner
Fotos: ritchie herbert
Ganz ohne Zweifel: Edmund
Schuller ist einer, von dem
man mit Fug und Recht
behaupten darf, er sei ein
Schanzer Original. Einer, der durch seine unverwechsel-
bare Art einmalig ist. Viele Menschen haben ihn noch
gut im Gedächtnis, auch wenn er sich längst schon zur
Ruhe gesetzt hat. Einer breiteren Öffentlichkeit ist er
vor allem bekannt geworden durch seine jahrzehnte-
lange Tätigkeit als Führer in der Asamkirche Maria de
Victoria. Sie ist die prächtigste der Ingolstädter Kirchen,
die Jahr um Jahr die Besucher zu Tausenden begeis-
tert. Viele der heute Erwachsenen können sich noch
gut erinnern, als sie im Kindesalter gebannt seinen
Erzählungen gelauscht haben. Bildreich und detailliert
hat er über das barocke Kleinod der Gebrüder Asam
berichtet, die von ihnen erschaffenen Fresken und die
versteckten Besonderheiten in den Bildern.
Geredet hat er schon immer
gerne, und das tut er auch
heute noch – mit inzwischen
92 Jahren. Rüstig ist er ge-
blieben, auch wenn die Zeit und das Alter natürlich ihre
Spuren hinterlassen haben. Mit altbairischem Zungen-
schlag, einer gehörigen Portion Humor, vielen Anekdo-
ten und einem schier unerschöpflichen Repertoire an
Sprüchen weiß er seine Zuhörer zu faszinieren. Gele-
gentlich sitzt ihm auch gehörig der Schalk im Nacken,
wenn er etwa von seinen Lausbubengeschichten aus
Alt-Ingolstadt berichtet.
Aufgewachsen ist er in den 1920er Jahren, als die
Schanz noch rund 26.000 Einwohner zählte, also knapp
ein Fünftel der heutigen Population. Schuller hat die
Entwicklung seiner Heimatstadt von der ehedem grau-
en Kleinstadt-Maus zum aufstrebenden Wirtschafts-
lausbub mit 92
ein schanzer original
seite
9
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
i weiß fei´ no ois!
standort selbst erlebt. Geboren 1920 im Paradiesgas-
serl, einer kleinen Straße, an der zwar wohl schon jeder
einmal vorbeigekommen ist, aber von deren Existenz
nur die wenigsten wissen. Auch in den meisten Stadt-
plänen sucht man sie vergeblich. Heute freilich ist sie
auch längst keine so beschauliche Gasse mehr, wie
es der Name eigentlich erwarten ließe. Droben, im
Osten des Holzmarkts, liegt sie gleich hinterm Kaufhof.
Dessen rückseitige Lieferzone, ein unscheinbarer und
etwas eintöniger Platz, trägt auch heute noch diesen
blumigen Namen.
Einst stand hier das Haus der Familie Schuller, der
Vater war Uhrmacher und hatte sechs Gesellen. Die
Kirchturmuhren fast aus der ganzen Region wurden hier
repariert und überholt. Gleich nebenan, am Holzmarkt,
fand selbiger einmal in der Woche statt. Bis aus dem
Donaumoos kamen die Händler, um hier neben Holz-
scheiten auch getrockneten Torf zum Heizen feil zu
bieten. Ganze Tagesreisen dauerte es damals, wenn
die Kleinbauern mit Fuhrwerken, gezogen von dür-
ren Kühen, nach Ingolstadt reisten. Ochsen- oder gar
Pferdegespanne konnten sich nur die wohlhabenden
Landwirte leisten.
Geprägt war Schullers Kindheit von Armut. Als der
Vater krank geworden und mit nur 50 Jahren gestorben
war, musste die Mutter die vier Kinder allein durch-
bringen. Zwar kam mit dem Verkauf des Anwesens ein
Haufen Bargeld in die Kasse, doch schon am nächsten
Tag war alles wieder perdu – mit der Inflation war das
kleine Vermögen ein Haufen wertlosen Papiers ge-
worden. Im zugigen Dachgeschoss durfte die Familie
wohnen bleiben, „a paar Markl“ vom Amt hat´s wohl ge-
geben, aber das hat bei weitem nicht gereicht. Bei den
Franziskanern im Kloster gab´s allerdings jeden Tag ein
Supperl. Als kleiner Bub hat Schuller hier in der Email-
lekanne das Mittagessen für die Familie geholt, zusam-
men mit einem Stück Brot, das, da kann er sich heute
noch gut erinnern, außerordentlich gut geschmeckt
hat. Die kargen Lebensumstände zwischen den beiden
Weltkriegen hat man geduldig ertragen: „Wir ham´s halt
so g´nommen wie´s kumma is, was andres ham wir auch
nicht gekannt.“
In der benachbarten Metzgerei Forster hingegen, da
waren die wirklichen Schmankerl daheim – unerreich-
bar für viele. Die Metzgermeistersgattin, eine kreuz-
brave und gottesfürchtige Frau, hat ihre Gesellen stets
mir ham immer an spaß g´habt
angehalten, auch immer fleißig zur Beichte zu gehen,
hat gar deren Beichtzettel regelmäßig kontrolliert,
bevor der Lohn ausgezahlt worden ist. So ganz genau
weiß es Edmund Schuller nicht mehr, wer auf die Idee
kam, daraus ein Geschäft zu machen, er oder die Metz-
gergesellen. Allerdings ist er fortan brav zum Beichten
gegangen und hat die Beichtzettel anschließend gegen
eine deftige Brotzeit eingetauscht. Einfallsreich war er
halt schon immer!
Kindheit und Jugend hat er in der Altstadt verbracht,
mit dem was man damals halt so getrieben hat. „Com-
puter, Internet und so a Zeug hat´s net geb´n“, also
musste man sich selbst etwas einfallen lassen, „aber
mir ham immer an Spaß g´habt“. Auf blanken Sohlen –
„Schuhe ham wir nur im Winter getragen, wenn es wirk-
lich kalt war“ – sind die Burschen durch Stadt und Um-
land gestreift, nach Lenting raus und auch mal zur Burg
nach Nassenfels und haben dabei allerlei Schabernack
getrieben. Lausbuben halt, an denen ein Ludwig Thoma
seine wahre Freude gehabt hätte.
In einem Steinbruch bei Lenting etwa, in dem der Be-
sitzer einen künstlichen Teich für seine Enten angelegt
hatte, waren sie der Meinung, dass das Wasser aus
dem Teich einen wunderbaren Wasserfall abgeben
würde, wenn man nur den Erddamm an einer Stelle
etwas durchbohren würde. Und wie das Wasser nur
so aus dem Teich geschossen ist, gab es eine „wahre
Sturzflut“! Als diese allmählich wieder nachgelassen
hat, saßen die Enten im Sumpf und die Buben freu-
ten sich. Diese Freude nahm aber ein jähes Ende, als
der Steinbruchbesitzer mit hochrotem Kopf und wild
fuchtelnd um die Ecke kam – ein Jahr lang hatte er
gebraucht, den Teich für seine Enten mit Wasser voll
zu bekommen. Da haben sich die Burschen erst einmal
versteckt, etliche Stunden. Als es dunkel war, haben
sie sich dann ganz schnell und leise wieder auf den
Heimweg gemacht.
Wer sich mit Edmund Schuller heute auf einen Spazier-
gang durch die Altstadt macht, dem weiß der 92-Jäh-
rige viel vom alten Ingolstadt zu berichten, von der
ersten Tankstelle in der heutigen Ludwigstraße, von
drallen Wirtinnen, die oft mehr Bier vertragen haben als
ihre Stammgäste und von seinen zahlreichen Jugend-
sünden: Am Paradeplatz etwa, in der Wirtschaft im
Gewerkschaftshaus, in dem es regelmäßig Tanz und
seite
11
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
Trachtenvorführungen gegeben hat. Heimlich, durchs
Hintertürl, hat man sich hineingeschlichen, der Musik
gelauscht und sich an den Tänzen und Darbietungen
erfreut. Einmal allerdings hat sie der Organisator, ein
junger Mann, dabei erwischt und sie mit einer gehöri-
gen Watsch’n wieder hinauskomplimentiert. Das darf
man sich nicht gefallen lassen! Die paar Pfennig für
eine Schachtel Reißzwecken waren schnell zusammen-
gekratzt und das Ziel fest vor Augen: das Rennradl des
Organisators. „Mei hat der g’fluacht, wia eam die Luft
ausganga is!“, amüsiert sich Schuller und stellt stolz
fest: „Danach hat er uns in Ruh´g´lassen und mir durften
bei den Aufführungen wieder zuschau´n.“
Die Schutter war damals schon weitgehend unter
die Erde verbannt, nur an der Liebl-Klinik und an der
Schleifmühle verlief sie noch ein gutes Stück ober-
irdisch. Die Donau war daher für die Jugend ein Ort
regelmäßigen Freizeitvergnügens. Im Sommer beim Ba-
den, aber auch im Winter, wenn sie ganz oder teilweise
zugefroren war. 1928 etwa, ein „saukalter Winter“, kam
der „große Eisstoß“. Hoch türmten sich die Schollen,
„gekracht und geknackst hat´s bis in die Stadt hinein“.
An den Brückenpfeilern staute sich das Eis und die
Pioniere mussten ausrücken und mit Sprengungen die
Eismassen wieder lösen, damit die Gewalten keinen
Schaden an den Brücken anrichteten.
Bevor der Lauf des Flusses durch Staustufen reguliert
wurde, fror die Donau immer wieder zu – für die Kinder
der Altstadt ein herrlicher Abenteuerspielplatz. Mit
langen Stangen bewaffnet, sind sie auf Eisschollen spa-
zieren gefahren, ein nicht ungefährliches Vergnügen,
vom dem die Eltern tunlichst nichts mitbekommen durf-
ten - erst recht nicht, wenn einer von ihnen ins Was-
ser gefallen war. Durchnässt und bis auf die Knochen
verfroren sind sie dann triefend heim geschlichen, – mit
Eiszapfen an den Kleidern -, haben sich umgezogen
und sind schnell wieder raus auf die Straße. „Abgehär-
tet bis dortmals, an Katarrh ham mir gar ned kennt“.
Geschichten wie diese weiß Schuller zu Dutzenden
zu erzählen, und jede von ihnen liefert ihm ein neues
Stichwort, „da kannst a ganze Serie draus machen“, und
wer weiß, vielleicht machen wir das auch.
Später, seine Lehre zum Dachdecker hatte er noch
nicht richtig beendet, begann der Zweite Weltkrieg und
er wurde zum Arbeitsdienst eingezogen. Im Krieg hat er
einen Arm verloren. Danach war er als Betriebsmeister
bei der Bahn beschäftigt – von 1948 bis Anfang der
Siebziger Jahre als Schrankenwärter an der Ettinger
Straße, an der Bahnlinie nach Eichstätt. Anschließend,
bis 1988, war er Kirchenführer und „Aushilfs-Meßner“ in
der Maria de Victoria. Und wen er da alles geführt hat:
„Nette Leit und andere a“, Touristen und Einheimische,
Großkopferte und Bürgerliche und jedem hat er seine
G´schichterln erzählt. Wenn es so etwas wie einen „In-
golstädter Original“ gibt, dann ist Edmund Schuller ein
Paradebeispiel dafür.
Auch heute kommen manchmal noch liebe Gäste von
früher und dann beendet der 92-Jährige gerne für
kurze Zeit seinen Ruhestand und ist als Kirchenführer
wieder ganz in seinem Element. „Spaß macht´s, wie
früher“ und fügt er stolz hinzu „I weiß fei´ no ois!“ Das
glaubt man ihm gerne.
Eine Aufnahme aus den 1950er Jahren, der Anfangszeit des Baugeschäfts Mayr in Ringsee
…in der 1950er Jahren: Eine Familie mit sechs Kindern
brauchte Platz und wollte ein Haus bauen. Ein so-
lider Bau sollte es sein, aber das Geld war nicht in
Überfluss vorhanden. Man kaufte ein Grundstück im
Nordosten und beauftragte ein Bauunternehmen.
Die Maurer begannen mit der Arbeit und schließlich
wurde der Traum für die Familie Wirklichkeit: Es stand
da, das Traumhaus, gut konstruiert und für damalige
Verhältnisse geradezu revolutionär, was Raumeintei-
lung und Wärmedämmung anging. Der Firmenchef
sagte zu der Auftraggeberin: „Wissen Sie, verdient
es War einmal in ingolstadt…
ein märchen aus dem richtigen leben
habe ich an dem Haus so gut wie nichts, aber es freut
mich, dass eine Familie ein schönes Zuhause hat.“ Der
Bauunternehmer war der im Januar 2012 verstorbe-
ne Hans Mayr senior (Vater von Hansi Mayr, unserem
Gesprächspartner beim Artikel über das Theresiencen-
ter), die Kundin war die Mutter einer Ingolstädter Ge-
schäftsfrau. In einer Zeit, in der Bauunternehmer gerne
als böse, raffgierig und korrupt dargestellt werden (zahl-
lose TV-Serien benützen dieses Klischee unverdrossen)
klingt unsere Geschichte wie ein Märchen. Aber sie ist
wahr!
text: barbara schuster
seite
13
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
1950 im Juni war ich im Bauch von
meiner Mama noch im Volksfest. Aber
auf dem alten Volksfestplartz am
jetzigen Hallenbad. Am selben Tag
hab ich in der Liebeklinik das Licht
der Stod erblickt und bin gleich tauft
wordn, damit, wenn ich sterbn dat, nicht als Heidnkind
an der Himmespfortn abgwiesen würde.
Kurz drauf bin ich wieder raus aus der Innenstod und
heim Richtung Westen in die Haslangstraße eins. Da
hab ich dann schön gelebt mit
Mama, Papa und Schwester. Mei
war des as reinste Paradies.
Gwohnt im alten Festungsbau im
Bollwerk Haslang von 1854. Dicke
Mauern, einen Gußeisenofen zum
Arscherl aufwärmen im Wohnzim-
mer, sonst war ja keine Heizung
da, im heizungsfreien Zimmer
einen aufgwärmten Ziegelstoa als
Wärmflaschenersatz, zum Spuin
im Garten einen Verteidigungswall
mit dahinter einen umlaufenden
Wassergrabn, alles gebaut noch
von der königlich bayrischen Ver-
teidigungsbaumoasterei.
Dann mit eineinhalb Jahren hat mich meine Mama ins
Körberl gsetzt, vorn aufn Radllenker gesteckt und hin-
ein in´d Stod.
Mei erster unheimlich guter Eindruck von derer schö-
nen Stod, unserem Ingolstod. Wie ich so durchs Kreuz-
tor kommen bin, dahinter rechts, meine ersten Pferdl
gseng hab beim Kreuzschmied, aber davor links nach
dem Tor zum Lebensmittelkramer Wittmann-Bauer mit
rein dürfen hab zum Lebensmittelkauf.
kolumne: der stodschreiner
Seinerzeit a Migrant
Fo
to B
ich
lma
ier:
Rit
ch
ie H
erb
ert
seite
15
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
Dies hab ich die nächsten Jahre immer wieder glücklich
erlebn dürfen bis zu dem Moment wos mich ins Marien-
heim gsteckt ham, in den damaligen Kindergartn.
Da hab ich fast alle kennaglernt, die Stoderer. Alle
innerhalb der Stodmauer aufgewachsn und alle in den
oidn Häusern drin, alle mein Alter oder noch älter.
Aber alle hams mi so komisch angschaud. A Bua von so
weid draußen (2-3 km im Westen). Da Vadda a Münch-
ner, Mama aus Rosenheim, Schwester naja, jedenfalls
waren wir keine echten Stoderer sondern Migranten. In
der Zeit ist mein größter Wunsch entstanden „Ich möch-
te mal in der Stod leben oder arbeiten.“
In der Schui dann, damals no Moritzschui für Katholi-
sche ( jetzt Schule auf der Schanz) hab ich den einzigen
Vorteil gehabt daß ich wenigstens ned emphangelisch
war, aber trotzdem einfach noch einer von draußen,
denn kommen sans alle von der Stod drin.
Da Lenze von der Metzgerei Lipold Bauer in der Kupfer-
straße, da Bobby, auch ein Metzgerbua vom Forster aus
der Eselbräustraße, da Hanse ein Schäfflerbua von der
Schulstraße, da Hagn da andere Hansi vom Eisenhänd-
ler Fendt Am Stein, da Lautner Seppe Wirtsbua vom
Daniel und da Siegi da Malerbua vom Schulz Bolle in
der Ludwigstraße. Und noch ein haufen andere Lausbu-
ben, denn Madl warn nicht in der Klasse. Und wos war
ich – ein Migrant von drausserhalb. Hat aber nicht lang
dauert, dann hab ichs denen aber zeigt.
Hab mich überall neigwandelt, zu den Pfadfindern, zum
Schwimmverein TV, der dann mit den MTV Schwimmern
zum Delphin geworden ist, als Ministrant im Gnadenthal
hab ich auch Karriere gmacht und vor allem duckmau-
sert war ich schon gar ned.
Und schau, wenn ma überall mitmacht, sich zeigt und
angaschiert, was passiert?
Auf einmal bist nimma a Migrant, sondern mitndrin in
den Cliquen und anerkannt wirst auch. Also, alle die
irgendwo frisch hin kommen, machts es so, dann wirds
schon gut gehen.
Und wißt ihr wie es jetzt ist, mein Wunsch von damals
ist Wirklichkeit geworden. Ich arbeite seit Jahren jeden
Tag in der Milchstraße mitten in unserer schönen Stod.
Und wo sind die anderen Stoderer von früher? Ein bis-
serl weiter weg, da Fendt Hanse sogar bis auf Amerika
– der arme Hund.
Ois guade bis zum nächsten mal
Euer Stodschreiner
Bichlmaier Hansi
Cineastische Gefühle bewegen uns
text: nick-in
Fotos: ritchie herbert, stephan arens, nick-in
altstadt-
seite
17
W i r i n i n g o l s ta d t. d e
altstadtFlimmern
Wer‘s glaubt wird selig: Darsteller Maximilian Schafroth, Regisseur Marcus H.
Rosenmüller und Kinobetreiber Franz Fischer bei der Eröffnung.
Es ist ein herkulisches Gefühl. Eine tiefe innerliche Fei-
erlichkeit, schmeichelnd der kulturell aufgeschlossenen,
über Jahre darbenden Seele. Trotzig den Trost aufs-
augend: „Das Warten hat ein Ende“. Eigentlich müsste
man hier schon mal drei Ausrufezeichen setzen. Die
Altstadt hat einen wichtigen Teil ihrer Identität, bes-
ser noch: seiner Intimität zurück. „Das Warten hat ein
Ende“. Eine kraftvolle Ansage, ein tätiges Versprechen
– eingelöst in den Abendstunden des 25. Oktobers
2012. Und wie!!! Drei Ausrufezeichen. Und in Groß-
buchstaben – für alle: ES IST KINO IN DER ALTSTADT.
Wieder, endlich wieder.
„Wer‘s gl aubt, Wird selig“.
Feinsinniger, geschliffener Humor, der uns da im Früh-
jahr des Jahres sehr plakativ in der Manggasse erreich-
te. Gut, wir haben es ja geglaubt. Gern geglaubt. Sind
wir jetzt selig? Hach, lasst uns doch einmal, nur einmal,
schwärmen, ohne rot zu werden: Glückselig. Glückse-
lig mag sich auch die Gastronomie im Zentrum sehen.
Ach ja: Zentrum. Die Altgriechen und Lateiner unter
uns nicken jetzt wohl verständig – Achspunkt, Kreis-
mitte. Die Ingolstädter Altstadt kommt dem „Zentrum“
wieder verdächtig nahe. Die wiedererstandene „zent-
rale“ Kino-Landschaft hat die Attraktivität der Altstadt
sogleich wahrnehmbar erhöht. So weiß Klaus Reichelt,
der „Ölbaum“-Wirt, zu berichten, dass „die Leut’ vor
und nach dem Kino hier reinschaun“. Andernorts soll es
ähnlich sein.
Tatsächlich soll es Menschen in Ingolstadt und der
Region geben, welche die Schanzer Innenstadt zu-
gunsten der Peripherie meiden – aus den hinreichend
bekannten Gründen, von der „Westpark“-Zeitung
gern und genüsslich zelebriert. Und diese Menschen
entdecken plötzlich das Ingolstädter Innenstadt-Bio-
top wieder neu. Eben „vor und nach dem Kino.“ Es
lässt sich in genau dieser verlockend entspannten
Kino-Stimmung schon mal lustvoll bummeln… Nicht
der Klassiker „Aufstieg und Niedergang“, sondern der
Ingolstädter Sonderweg der Umkehrung „Niedergang
und Aufstieg“ sind sogar Regisseur Marcus Hausham
Rosenmüller – „Wer‘s glaubt, wird selig“ – explizit auf-
gefallen. Kam dieser doch bei der Altstadt-Kino-Wie-
dergeburt am 25. Oktober regelrecht ins Schwärmen.
Während überall – auch in seiner oberbayerischen
Heimat – das Kino-Dasein auf Talfahrt sei, „schafft
Ingolstadt die Trendwende“. Ingolstadts OB Lehmann,
unter den Gästen, bekam zwar an diesem denkwürdi-
gen 25. Oktober ob dieses Kompliments keine roten
Ohren, aber immerhin gediegenen Applaus für seine
– in diesen Kreisen nennt man das so – launigen
Grußworte.
„das Warten hat ein ende“:
Wer in die 90er Jahre zurückblickt, wird sich noch gern
an die vier Altstadt-Kinos erinnern. Aber Mitte des
Jahrzehnts, kurz nach der Eröffnung des CineStar am
Westpark, verabschiedete sich das Roli an der Dollstra-
ße, dann das Kino-Center in der Spitalstraße. Und Mitte
2008 war dann endgültig Schluss – „Licht aus“ in den
Kinos in der Manggasse und der Josef-Ponschab-Stra-
ße – und 100 Jahre Kino-Tradition waren Geschichte.
Vier Jahre Altstadt-Kino-Abstinenz galt es zu ertragen.
So mancher Kino-Besuch wurde gestrichen; die Lust auf
das CineStar am Westpark hielt sich in engen Grenzen.
Nur-Film-und-dann-wieder-heim war und ist keine wirk-
liche Alternative.
es hat sich gelohnt,
das Warten…
Wer weiß, wer weiß – vielleicht hat das alte, neue
Altstadt-Flimmern, die alten, neuen Altstadt-Kinos noch
weitere, echt zukunftsweisende Aspekte: Im Kanon mit
Stadt- und Altstadttheater, den Museen, Neuer Welt
und Diagonal bis hin zum Open Flair ist die Altstadt nun
endgültig (wieder) der kulturelle Mittelpunkt Ingolstadts.
Und in Union mit dem – wie auch immer gearteten –
Hotel & Kongresszentrum am Rande der Fußgänger-
zone, mit einem hellsichtigeren und mutigeren IN-City
und einer sensibilisierten Stadt-Regierung könnte die
geschäftlich eher darbende Fußgängerzone, könnte die
Schanzer Altstadt zu neuer Blüte wach geküsst werden.
Man soll halt zusammenfügen, was zusammen gehört.
Schöne Aussichten…
da ist es ja Wieder – das altstadt-geFühl
seite
19
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
Die 2010er Jahre: Erst mal waren sie das erste Jahr-
zehnt des ersten Jahrhunderts im neuen Jahrtausend.
Und in Ingolstadt? Auch. Erst mal. Aber schalten Sie
doch selbst mal Ihr Kino im Kopf ein. Da war doch
noch… Genau! Wer bis Mitte der 2010er-Jahre die In-
golstädter Altstadt „erlebte“, hatte tatsächlich noch vier
Kinos in unmittelbarer Nähe – alle innerhalb weniger
Fuß-Minuten erreichbar: Den Central-Kino-Center in
der Spitalstraße, das Union in der Josef-Ponschab-Stra-
ße, das Cinema in der Manggasse und das Roli in der
Dollstraße.
Als erstes verabschiedete sich das Roli, die Rosen-
eck-Lichtspiele, mit seinen zwei Sälen Ende März 2005
recht unspektakulär. Und das knapp ein halbes Jahr
nach der Eröffnung des CineStar am Westpark. Der aus-
laufende Pachtvertrag wurde nicht mehr verlängert. Das
markante Gebäude mit seinem herrlichen Säulen-Portal
und dem Deckengewölbe wurde einfach abgerissen
und durch ein Studenten-Wohnheim ersetzt – womit
das Thema Baukunst direkt gegenüber Ingolstadts
ältesten Wirtshaus, dem Daniel, auch erledigt war.
Was bleibt, s ind
schöne erinnerungen…
Im gleichen Jahr wurde auch das Central-Kino-Center
geschlossen: Seit September 2005 wurden die Säle
Atelier und Palette bespielt. Im Central und Bambi fiel
am 28. September die letzte Klappe. Auch hier kamen
recht schnell die Bagger – und der Kino-Zweckbau mit
dem Charme der 1950er-Jahre wurde durch ein „wun-
derschönes“ Wohn- und Geschäftshaus ersetzt.
Was bleibt, s ind Wehmütige
erinnerungen…
Kein Wunder, dass der Donaukurier am Ende des
Jahres feststellt: 2005 ist das Jahr des Ingolstädter
Kinosterbens… Das war aber noch nicht das Ende der
Fahnenstange. Wir schreiben das Jahr 2008: Die Alt-
stadt-Kino-Gemeinde wurde aufgeschreckt. Erst waren
es Gerüchte, dann Gewissheit. Das Cinema und das
Union, mit je zwei Kino-Sälen, schließen. Über alle In-
golstädter Medien war im März 2008 zu erfahren, dass
den Betreiberinnen Jeanette und Karin Mengele zum
kinosterben x xlDer letzte macht
das lichtspiel aus –eine Chronik
3 jahre, Welche die altstadt veränderten
30. Juni der Pachtvertrag gekündigt würde. Mit einem
Male war alle alarmiert – die Ingolstädter im Allgemei-
nen und speziell jene, die mit dem Westpark-Kino nicht
viel anfangen konnten oder wollten; selbst die Politik
erblasste. Das drohende Ende der beiden verbliebenen
Altstadt-Kinos – eine Vorstellung, mit der sich man/
frau sich absolut nicht anfreunden konnte und abfinden
wollte. Das wäre ja das endgültige Aus für die Altstadt
– so manch Eingeweihter. Unterschriften-Aktionen
starteten, der Donaukurier fragte am 15. April: „Wer
rettet die Altstadt-Kinos?“ – und erkannte: „Lebendige
Altstadtkinos sind nicht zuletzt auch eine Sache von
Stadtmarketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung.
Grund genug für Grünen-Stadträtin Petra Kleine, die
drohende Schließung der Mengele-Häuser im jüngsten
Beirat der städtischen Tochtergesellschaft IFG anzu-
sprechen.“
und dann passierte
tatsächlich das, Was nie
hätte passieren dürFen:
Am letzten Juni-Wochenende des Jahres 2008 war
alles vorbei. Quasi letzter Vorhang für das Union-Kino
und das Cinema, letzter Vorhang für die Schanzer Alt-
stadt-Kinos. Und das zum hundertsten Geburtstag der
Schanzer Kinogeschichte.
Was bleibt, s ind
schöne erinnerungen…
Und Tage später prangte – als letzter Gruß der Men-
gele-Schwestern an Ingolstadt – von den Cinema-Pro-
grammtafeln schlicht und ergreifend „Aus und vorbei“.
Wenn auch hinter den Kulissen weiter und weiter
verhandelt wurde: Es passierte – und passierte – und
passierte – nichts. Für mehr als vier Jahre blieben uns
einfach nur – Erinnerungen…
seite
21
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
filmschnipsel
ingolstadt – der Film???
Ingolstadt hat seine Altstadt-Kinos wieder. Gott sei
Dank. Aber Ingolstadt hat auch noch die Asam-Kirche –
und Frankenstein und die Illuminaten. Ingolstadt besaß
die erste Universität Bayerns undundund. Ingolstadt als
mystische Stadt…
Wir! Konnten es uns nicht verkneifen, auch den „Wer‘s
glaubt, wird selig“-Regisseur Marcus H. Rosenmüller
entsprechend zu befragen:
Wir!: reizt sie das Thema ingolstadt – für einen
Film?
MARCUS H. ROSENMÜLLER: Ich weiß noch: Wie ich
„Frankenstein“ im Kino gesehen habe, da stand am An-
fang „Ingolstadt“. Ich hab mir damals gedacht: Hei, das
ist ja bei uns in Bayern, das ist ja unser Ingolstadt. Und
jetzt bin ich hier. Und da haben Sie recht – es gibt halt
noch kein Drehbuch. Aber mein Produzent, der auch
„Dreiviertelmond“ gemacht hat und mit dem ich meinen
nächsten Film dreh, der ist ja Ingolstädter. Da werden
wir gewiss mal drüber reden. Also nicht wundern,
wenn‘s was wird – mit dem Film…
Übrigens: „H.“, das Kürzel des zweiten „Vornamens“ von
Marcus H. Rosenmüller bedeutet „Hausham“ – und so
heißt sein Wohnort. Was aber kein Hinweis auf seine
Heimat-Verbundenheit ist. Vielmehr geht‘s darum, nicht
mit dem gleichnamigen Regisseur Marcus O. Rosenmül-
ler verwechselt zu werden.
Wolfgang Schick, Geschäftsführer der wiedereröffne-
ten Altstadt-Kinos Cinema und Union, kann wohl recht
zufrieden in die Zukunft schauen. Das Publikum liebt
die Auferstandenen. Der Zustrom auf die cineastischen
Altstadt-Perlen ist ungebrochen:
DAS BLITZ-INTERVIEW – 25. NOVEMBER 2012
Wir!: Jetzt, einen Monat nach der äußerst gelungenen
Wiederbelebung der altstadt-Kinos, bitte eine kleine
zwischenbilanz…
WOLFGANG SCHICK: Es läuft hervorragend. Der Be-
such gerade im Cinema ist ausgezeichnet. Im Union
ist‘s auch in Ordnung für die Filme, die wir spielen. Ich
bin begeistert – die Ingolstädter haben ihre Altstadt-Ki-
nos mit offenen Armen empfangen. Sie nutzen auch
Filmreif
eifrig unser Eröffnungs-Angebot mit den 10er-Paketen.
Ich bin rundum zufrieden. Ich bin begeistert – über die
Resonanz, mit welcher Freude die Ingolstädter in die
Altstadt-Kinos kommen.
Wir!: Wie geht‘s dem Flügel – wird er oft bespielt?
WOLFGANG SCHICK: Noch nicht, weil das Café noch
nicht fertig ist. Aber der eine oder andere Gast lässt
es sich nicht nehmen, nach der Vorstellung darauf zu
spielen. Die anderen Gäste freut‘s natürlich…
Wir!: Gibt‘s das café bis Weihnachten?
WOLFGANG SCHICK: Wir sind fertig, wenn wir fertig
sind. Wann es so weit ist, kann ich jetzt noch gar nicht
sagen. Aber dann, dann werden es unsere Gäste mit
Sicherheit bemerken. Ich freu’ mich schon…
Zitat eines Gastes über die „Beinfreiheit“ der Kinosessel: Da könnt ich mein Radl mit raufbringen, bei den Vordersit-
zen hinstellen – und könnt meine Füß’ immer noch ausstrecken.“
seite
23
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
oberbürgermeister dr. alFred lehmann
interview: janine bentz-hölzl
Fotos: ritchie herbert
wir! waren dabei!
seite
25
w i r i n i n g o l s ta d t. d e w i r i n i n g o l s ta d t. d e
ingolstadt – da bin ich daheim
liebesbeichte
Eines wird schnell klar: Man ist und bleibt Bürgermeis-
ter auch nach Verlassens des Büros. Auf unserem
kurzen Spaziergang vom alten Rathaus zur neuen
Kunstgalerie müssen wir unser Gespräch mehrfach
unterbrechen. Passanten suchen offen den Kontakt zum
Bürgermeister und freuen sich, ein paar Worte mit dem
Mann zu wechseln, der seit zehn Jahren an der Spitze
der Ingolstädter Politik steht. Das offenbart Bürgernähe,
scheint aber anstrengend zu sein. Wie muss es sich
anfühlen, das Oberhaupt einer Stadt zu sein? Wir haben
genauer nachgefragt und dabei ein sehr persönliches
Gespräch mit einem humorvollen, aber auch nachdenk-
lichen Alfred Lehmann geführt.
für immer bürgermeister
alFred lehmann Wirkt sehr oFFen
und Freundlich, aber auch kontrol-
liert. man merkt soFort: er ist ein
medien-proFi . mal sehen, ob es uns
gelingt, ihn aus seiner rolle hervor-
zulocken.
Wie würden sie ihr Verhältnis zu ingolstadt beschreiben? War es liebe auf den ersten Blick?
seite
27
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
das klingt nicht aus-
Wendig gelernt, son-
dern sehr authen-
tisch. er spricht
energisch, seine stim-
me Wirkt Weniger
sachlich. die message
kommt an: seine arbeit
macht ihm grossen
spass.
OB: Ja! Früher habe ich im Norden von München
gewohnt und bin auf der Autobahn oft an Ingolstadt
vorbeigefahren. Da habe ich immer gedacht: Eigentlich
ist München nichts für dich, Ingolstadt passt zu Dir. Da
war es fast ein Witz, als ich ein Angebot aus Ingolstadt
bekommen habe. Ich fühle mich hier sauwohl und habe
in keiner anderen Stadt auch nur annähernd solange
gelebt. Ingolstadt ist meine Heimat.
Was bedeutet Heimat für sie?
OB: Heimat ist das Gefühl der Zugehörigkeit, der Ver-
trautheit. Besonders als Bürgermeister geht man durch
die Stadt und hat das Gefühl, dass man mit den vielen
Themen wirklich verbunden ist.
ursprünglich haben sie BWl stu-diert. Wodurch wurde ihr interesse an der Politik geweckt?
OB: Ich gehöre der Generation der 68er an. Damals
war das Interesse an Politik größer. Meine Eltern
stammen aus dem Osten. Da bist du Leidtragender der
Politik geworden, in ganz besonderer Weise. Du hast
die Mauer gesehen. Das hat dich berührt. Ich habe
oft über Politik diskutiert: Mit meinem besten Freund,
in der Schule und später in der Bundeswehr. Da war
die Angst, dass der Kommunismus ganz Deutschland
einnimmt. Da wollte ich dagegen drücken.
Das kann man heute nicht mehr so nachempfinden.
Die kommunalpolitik bietet im Gegensatz zur landes- oder Bundespolitik nicht die ganz große Bühne. Worin liegt der spezielle reiz für sie, das oberhaupt einer stadt zu sein?
OB: In meinen jungen Jahren konnte ich mir nur die
Bundespolitik vorstellen. Heute möchte ich auf keiner
anderen politischen Ebene als der Kommunalpolitik ar-
beiten. Das Schöne daran sind die konkreten Themen.
Man ist sehr nah dran an der wirklichen Welt und an
den tatsächlichen Problemen der Menschen.
seite
29
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
diese hände! s ie s ind ständig in beWegung ,
unterstreichen jedes Wort.
es sind Fliessende beWegungen.
von hektik keine spur.
Was empfinden Sie, wenn Sie mor-gens auf dem Weg zur Arbeit über den rathausplatz gehen?
OB: Ich gehe jeden Morgen gerne in die Arbeit. Das
ist, wie ich finde, mit das größte Glück. Jeder Mensch
verbringt einen erheblichen Teil seiner Zeit in der Ar-
beit und wenn man die nicht gerne macht, ist das etwas
Furchtbares, eine Strafe. Ich bin so froh, dass ich in
diesem Umfeld arbeiten kann.
Welche Aufgaben machen ihnen am meisten spaß, welche weniger?
OB: Es ist spannend, Entscheidungen systematisch
voranzubringen und Probleme zu lösen. Viele Projek-
te, wie der Bau eines neuen Schulzentrums, müssen
gut vorbereitet werden. Wir kümmern uns außerdem
nicht nur um die Stadtverwaltung, sondern auch um die
Tochtergesellschaften. Das Klinikum bietet heute eine
hochklassige Medizin für alle Bürger. Das allein ist eine
große Herausforderung. Was mir weniger liegt ist das
Spektakuläre, das Bad in der Menge. Manche Bürger-
meister laufen von einem Bierzelt zum anderen und
klopfen jedem auf die Schulter. Das bin ich nicht. Für
mich ist das nicht volksnah, sondern oberflächlich und
gönnerhaft. Wer setzt sich wirklich für die Menschen
ein? Derjenige, der den Menschen auf die Schultern
klopft oder derjenige, der in seinem Büro dafür sorgt,
dass jedes Kind einen Krippen- und Kindergartenplatz
bekommt, dass die Schulen in Ordnung sind, dass die
Krankenhäuser funktionieren.
erst mal tieF durchatmen.
Was sind das nur Für Fragen?
Würden sie sich selbst als jung geblieben bezeichnen?OB: Unsere Vanessa ist jetzt elf, die hält uns schon
jung. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich schon ein
Pensionistenleben führe. Im Gegenteil: Ich bin im Leben
mittendrin.
Wann waren sie zum Beispiel das letzte mal im kino?OB: Nach einer langen Filmpause war ich jetzt bei
der Eröffnung der Altstadtkinos dabei. Und damit ist
bestimmt nicht nur für mich ein Wunsch in Erfüllung
gegangen.
Wo ist ihr lieblingsort in ingol-stadt? ihr lieblings-spazierweg?OB: Ich gehe sehr gerne die Donau entlang. Am Nordu-
fer hoch, über die Brücke und dann wieder zurück. Ich
habe damals diesen Weg gegen erheblichen Wider-
stand durchgesetzt und erfreue mich heute daran.
Wie sieht für sie ein perfekter Abend aus?(Jetzt wollen wir es genauer wissen!) OB: Boah (aha,
das wird er nicht so oft gefragt), am liebsten bin ich zu
Hause, trinke ein Glas Rotwein und unterhalte mich mit
meiner Frau. Also das absolute Gegenteil von einem
spektakulären Abend.
Wohin haben sie ihre Frau beim ersten Date ausgeführt?(schlägt mit der flachen hand auf den Tisch) OB: Das
weiß ich noch, aber das möchte ich jetzt nicht sagen.
Was bedeutet für sie Glück/unglück?OB: Für mich ist Glück ein innerer Zustand. Es bedeu-
tet, mit sich selbst im Reinen zu sein und mit jenen, die
einem nahe stehen, in einem positiven Verhältnis und
konstruktiven Austausch zu stehen. Glück kann man
auch in der Natur erfahren. Beim Schnorcheln empfinde
ich schon ein gewisses Glücksgefühl. Unglück ist für
mich Einsamkeit oder Krankheit oder wenn man Anhän-
ger des FC 04 in der letzten Saison war.
Worüber haben sie zum letzten mal so richtig lachen müssen?OB: Ich muss oft richtig lachen. Sehr viel gelacht habe
ich bei einem Buch, das ich in diesem Sommer gelesen
habe. Darin heiratet ein Deutscher eine Türkin, die aus
einer sehr konservativen Familie stammt. Ihre Eltern
stoßen dann auf seine Eltern, die alte 68er sind. Lachen
musste ich auch bei „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“, das
ich als Hörbuch auf dem Weg in den Urlaub gehört
habe. Ich lache auf jeden Fall viel. Es ist sicher nicht so,
dass wir verbittert im Rathaus sitzen und nie etwas zu
lachen haben. (Glauben wir sofort!)
sie engagieren sich sehr für die lebenshilfe, die auch in diesem Jahr einen Weihnachtsbasar und einen Plätzchenbackkurs anbietet. Was bedeutet ihnen diese Arbeit?
(Das ist ein Thema, das ihm gefällt und sehr wichtig
ist. alles an ihm signalisiert: hört jetzt gut zu!) OB: In
der Lebenshilfe kümmern wir uns um geistig behinderte
Menschen. Wir geben Ihnen eine Wohnung und eine
Arbeit.
Das zeigt auch den großen Wert der Arbeit. Selbst
der geistig behinderte Mensch erhält durch Arbeit ein
Selbstwertgefühl, Selbsterfüllung und Kollegialität. Die
Menschen sind begeistert von ihrer Tätigkeit in der
Lebenshilfe. Es macht mir ungeheure Freude, dass die
Lebenshilfe sich in den letzten Jahren so gut entwi-
ckelt hat. Wir tragen jetzt für fast 1000 Behinderte die
die nächste Frage ist
besonders heikel. ob er
uns die beant Wortet?
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
seite
31
da ist es Wieder: dieses
herzhaFte und anste-
ckende l achen. Wir l a-
chen mit!
Verantwortung. Das ist ein Riesenbetrieb mit fast 300
Beschäftigten. Ich werde bei den Neuwahlen auch wie-
der kandidieren.
Wie feiern sie Weihnachten?OB: Ganz traditionell. Mit Christbaum und
Weihnachtsliedern.
Was war das beste Geschenk, das sie selbst bekommen haben?
OB: Das weiß ich nicht mehr. Das beste Geschenk mei-
ner Jugend war ein Fahrrad. Übrigens gebraucht.
können sie Plätzchen backen?OB: Nur unter Anleitung.
die „fünfte fraktion“ vom le caFé
seite
33
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
mannsbilder ag
interview: barbara schuster
Fotos: ritchie herbert
wir! waren dabei!
von montag bis Frei -
tag, immer von 11 .30
b is 12.30 uhr,
haben s ie ihren „ jour
Fixe“, die herren vom
stammtisch alFred
hagn. Wir haben die
so genannte „FünFte
Fraktion“ besucht.
„Jour fixe“
„samma wieder guad“
seite
35
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
Manche deutschen Wörter lassen sich schlecht oder
gar nicht in Fremdsprachen übersetzen. „Gemütlichkeit“
gehört dazu und „Stammtisch“. Es scheint, als erlebe
dieser Begriff wieder eine Renaissance, was auch die
Politiker sehr wohl registrieren. Diese pflegen ein am-
bivalentes Verhältnis zu diesem Phänomen – es macht
ein bisschen Angst und ist gleichzeitig attraktiv. Zwar
ist es gut und klug, Menschen aufs Maul schauen zu
können, wenngleich es kaum schlimmere Vorwürfe für
die Volksvertreter geben mag, als den, Stammtischpoli-
tik zu betreiben oder Stammtischparolen zu äußern.
Laut einer Infratest dimap-Studie von 2005 treffen
sich 28 Prozent aller Deutschen regelmäßig in einem
Lokal zum Stammtisch. 40 Prozent von ihnen sind
Frauen. Von Flensburg bis Berchtesgaden wird analog
geratscht, geklönt, diskutiert, gestritten. Nun ist nicht
jeder Stammtisch politisch ausgerichtet, aber wenn
politische Themen besprochen werden, auch das ergab
die Studie von Infratest, decken sich die Meinungen mit
denen der Gesamtbevölkerung.
Anders als bei der führenden politischen Klasse „da
oben“ kennen die Stammtisch-Besetzungen keine Sach-
und Fraktionszwänge. Man redet Klartext und bringt
die Dinge auf den Punkt. Vielleicht ist ja der deutsche
Stammtisch auch weniger ein Ort dumpfer, bierseliger
Klüngelei, wie manche argwöhnen, als vielmehr ein
Demokratie-Trainingslager.
Eine Fotoausstellung, die 2011 im „Mo“ gezeigt wurde,
zeigte, dass auch die Schanzer ein Völkchen begeis-
terter Stammtischler sind. Der wohl bekannteste Treff
dürfte die „Le Café-Runde sein.
Als Bankdirektor Alfred Hagn in den „Un-Ruhestand“
ging, traf er sich gerne vormittags mit einigen Freunden
zum Kaffee in einer Bäckerei und später in einer Eisdie-
le. Allmählich wurden die Zusammenkünfte zur festen
Institution. Etliche Ingolstädter, wie beispielsweise
Staatssekretär und Stadtrat a. D. Hermann Regensbur-
ger, meinten damals: „Wenn ich mal im Ruhestand bin,
komme ich auch zu euch.“ Und so geschah es.
20 reife Herren zählt der Stammtisch jetzt, die „sich
täglich außer samstags und an Sonn- und Feiertagen
von 11.30 Uhr bis 12.30 Uhr im Le Cafe, und diens-
tags im Weißbräuhaus, Ingolstadt“, treffen. So steht
es in der Satzung, die 2006, allerdings nicht bie-
rernst, sondern mit einem Augenzwinkern erlassen
wurde. Anwesenheitspflicht wie bei Rotariern oder
Lions gibt es nicht. Wer nicht krankheitsbedingt mehr
als drei Monate weg geblieben ist, wird um einen
„angemessenen Aus- und/oder Einstand“ gebeten.
Was die Freunde zusammenhält? Wir mögen uns ein-
fach, erklärt Georg Chondros. Der gebürtige Grieche
und längst integrierter Bayer schätzt wie alle seine
Kollegen den „freien Gedankenaustausch“. Die Themen
sind vielfältig und reichen von der US-Präsidenten-Wahl
bis zum Betreuungsgeld, der Einkaufssituation in der
Altstadt und dem Audi-Kreisel am Westpark. „Wir alle
kommen aus verschiedensten Berufen, betont Präsident
Hagn, „jeder hat sein Spezial-Wissen, das er in die Dis-
kussion einbringen kann.“
Nicht von ungefähr kommt der Beiname „vierte Frakti-
on“ – klar, dass auch Kommunalpolitik diskutiert wird
und manchmal auch Statements in die offiziellen Gremi-
en gelangen. „OB Lehmann und der zweite Bürgermeis-
ter Wittmann waren auch schon mal bei uns zu Gast“,
erzählt Alfed Hagn. Die Stammtischkollegen Dr. Man-
fred Schuhmann, der früher im Landtag war, und Martin
Schlagbauer gehören dem Stadtrat an. Zwei Männer
der „Le Café-Fraktion“ haben in den vergangenen Jahr-
zehnten die Geschicke der Stadt maßgeblich bestimmt:
Alt-OB Peter Schnell und Hermann Regensburger, der
nicht nur im Landtag, sondern auch viele Jahre Stadtrat,
Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender der CSU war.
Ein Engagement, das auch offiziell hohe Anerkennung
fand: Die beiden sind wie Manfred Schuhmann Träger
des bayerischen Verdienstordens. Auch ein weiterer
Kollege, nämlich Claus Roser, wurde hoch dekoriert
– der Oberst a. D. bekam das Bundesverdienstkreuz
verliehen.
Über die Region hinaus bekannt wurde der Stammtisch,
als die Mitglieder an die Paulaner-Brauerei gegen die
Verpflichtung von Django Asül als Nockherberg-Predi-
ger protestierten. Einhellige Meinung: Nichts gegen den
Kabarettisten, aber wer bayerische Politiker derbleckt,
sollte auch aus dem Freistaat stammen.
Wie ist es um die Harmonie untereinander bestellt?
Bösen Streit habe es noch nie gegeben. Auch bei auf-
geregtem Wortwechsel heißt es anschließend: „Samma
wieder guad!“ Einer der Kollegen bietet seinem „Wi-
dersacher“ dann immer eine Zigarre an...Zweigeteilt
war die fünfte Fraktion, als ein Kollege die Mitstreiter
mit der Feststellung überraschte, dass es Bäche gäbe,
die auch ein kleines Stück aufwärts fließen. Die Herren
drängten nach Klärung. Ein Experten-Trupp mit Karl
Linzenkirchner an der Spitze (der Ingenieur war Werks-
leiter bei der Firma mit den vier Ringen) rückte an den
Tatort mit technischem Equipment wie einer Wasser-
waage und stellte fest: Es stimmt! Demnächst wird die
Männer-Riege wieder auf eine geplante Bildungs-Ex-
kursion gehen: Alfred Hagn hat zum zweiten Mal eine
Fahrt zur Deutschen Bank nach Frankfurt arrangiert.
Und so sitzen sie täglich am Tisch und freuen sich
des Lebens: der temperamentvolle Rudi Buchberger,
der stille Werner Rimroth, der immer gut gelaunte
Franz Eisenmann, der „Zugereiste“ Norbert Böhler, der
Altstadt-Bürger Ludwig Hackl und alle anderen Freun-
de. Dieter Kutscha, Ingolstädter Anwalt, ist als „gele-
gentlicher Gast“ eingetragen.
Dass man sich für das Wohlergehen der Mitglieder in
„guten und in schlechten Tagen“, wie in der Satzung
vorgesehen ist, interessiert, ist nicht nur ein Lippen-
bekenntnis – Krankenhausbesuche und das Schreiben
von aufmunternden Briefen belegen dies.
Keiner hat je seine Stammtisch-Mitgliedschaft „gekün-
digt“ – im Gegenteil: Einige haben eine „Aufnahme“ be-
antragt. Aber die Herren sind sich einig: 20 ist genug.
Sonst wird es unpersönlich und unübersichtlich. Einer
meint mit galligem Humor: „Die Aspiranten müssen
halt dann auf die biologische Lösung hoffen...“ Apro-
pos biologische Lösung: Auch für diesen Fall gibt es
einen Passus in der Satzung, wonach alle bereits jetzt
Sorge tragen sollten, dass eine Einladung zum Leichen-
schmaus erfolgt...
Aber die Le Café-Runde weiß, dass es ein Leben vor
dem Tod gibt und so laden alle, die Großvater oder Ur-
großvater werden, zum Umtrunk ein. Namenstage oder
Geburtstage sind ebenfalls willkommener Anlass für ein
gemeinsames Gläschen oder auch ein Essen – jeder,
wie er mag. Barock-bayrisch geht es bei den „norma-
seite
37
len“ Zusammenkünften nicht zu: die Herren sitzen und
diskutieren bei Kaffee und Wasser. Etliche der „fünf-
ten Fraktion“ sind auch samstags am Viktualienmarkt
vertreten, und da wird (wie die Autorin bestätigen kann)
gerne mal das eine oder andere an Hochprozentigem
genossen...
Längst ist der Stammtischbesuch für alle Freunde ein
schönes Ritual, das man nicht mehr missen mag. Ge-
rade montags ist das Mitteilungsbedürfnis besonders
groß – da wird vom Wochenende erzählt.
Was macht den Stammtisch so attraktiv, was ist das
Geheimnis der entspannten Atmosphäre? „Ich glaube“,
meint Alfred Hagn, „das liegt daran, dass wir nieman-
dem mehr etwas beweisen müssen.“
Chapeau, die Herren!
die mitglieder der
mannsbilder-ag:
Josef Beyer, Norbert Böhler, Rudolf Buchberger,
Georg Chondros, Franz Eisenmann, Erwin Gassner,
Ludwig Hackl, alFreD haGn (PräsiDenT),
Hans Hagn, Robert Ismaier, Karl Linzenkirchner,
Hermann Meyerle, Hermann Regensburger,
Werner Rimroth, Claus Roser, Martin Schlagbauer,
Peter Schnell, Manfred Schuhmann, Fritz Soos und
Alfred Womes.
W i r i n i n g o l s ta d t. d e
IM WESTPARK
Am Westpark 6, 85057 Ingolstadt
Tel. 0841 81333
IM DONAU CITY CENTER
Frühlingstr 35, 85055 Ingolstadt
Tel. 0841 379490
6.300 m2 FITNESS TOTAL – 3.800 m2 im WestPark und 2.500 m2 im Donau City Center
6 KURSRÄUME für Aerobic, Indoor Cycling, Mentalkurse, mit über 250 Stunden pro Woche
2 SAUNALANDSCHAFTEN mit Finnischer Freiluftsauna, separater Damensauna,Sanarium und Dampfbad täglich durchgehende Öffnungszeiten
L IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DE
Pulsgesteuertes Heizkreislauftraining
Neueste Fitnessgerätegeneration
Betreuung durch Fachpersonal
Fitnesstraining an 363 Tagen im Jahr
Kinderbetreuung
Sonnenbänke
FÜR UNENTSCHLOSSENETesten Sie den neuen LifePark Max in unserem unverbindlichen Probetraining. Anruf genügt.
AZ_LifePark-Max_Lay2.indd 1 05.12.12 12:39
3.800 aktive Quadratmeter
Da kochte im WestPark die Luft. An zehnten Novem-
ber-Abend – es war sinniger Weise ein Samstag –
wurde die vollendete Erweiterung des Live Park Max
maximal gefeiert. Und nicht nur dessen Chef Volker
Beitler konnte höchst zufrieden sein. Um die 4.000
Life-Park-Max-Fans, teils in gediegener Abend-Garde-
robe, erfüllten bis tief in die Nacht die Szenerie äußerst
aufgekratzt mit Leben.
Die Life-Park-Max-(Wieder-)Eröffnung war das Ereig-
nis – zumindest – des Wochenendes. Selbst OB Alfred
Lehmann amüsierte sich trefflich – und durchschnitt gar
zur „Freigabe“ der Räumlichkeiten das Band.
Endlich konnte das Publikum die neuen 3.800 Quadrat-
meter in Augenschein nehmen: Weiße Wände kontras-
tieren zu elegantem, dunklem Parkett. Exotisches Grün
harmoniert mit stilvollen Bambus-Bildern. Und der
„Geräte-Park“ ist alles andere als von gestern: Fitness
und Wellness im zeitgemäßen Ambiente – äußerst fit
für die Zukunft…
Schon lange hat das Angebot des Life Park Max die
reine Kultur des „Schwitz-Tempels“ hinter sich gelassen.
Dementsprechend wird sich auch aktiv um die „Problem-
zonen“ der Gesellschaft gekümmert: So bietet ein
Hypnose-Kurs die Gelegenheit, mit Anti-Stress-Tiefen-
entspannung stressfreier durch den Alltag zu gelangen.
Und gesundheitsbewusst „mit Biss“ ist der Life Park
Max auch bei der Ernährung: Gemeinsam mit dem
Backhaus Hackner wurde das „Fitness Brot“ kreiert.
Als einfachste Übung empfehlen wir den Besuch des
Life Park Max, übrigens ein zweites Mal im
Donau-City-Center aktiv, via Internet: livepark-max.de
Wenn der WestPark zum
life parkWird
Text: Nick-IN
Fotos: Stephan Arens
IM WESTPARK
Am Westpark 6, 85057 Ingolstadt
Tel. 0841 81333
IM DONAU CITY CENTER
Frühlingstr 35, 85055 Ingolstadt
Tel. 0841 379490
6.300 m2 FITNESS TOTAL – 3.800 m2 im WestPark und 2.500 m2 im Donau City Center
6 KURSRÄUME für Aerobic, Indoor Cycling, Mentalkurse, mit über 250 Stunden pro Woche
2 SAUNALANDSCHAFTEN mit Finnischer Freiluftsauna, separater Damensauna,Sanarium und Dampfbad täglich durchgehende Öffnungszeiten
L IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DEL IFEPARK-MAX .DE
Pulsgesteuertes Heizkreislauftraining
Neueste Fitnessgerätegeneration
Betreuung durch Fachpersonal
Fitnesstraining an 363 Tagen im Jahr
Kinderbetreuung
Sonnenbänke
FÜR UNENTSCHLOSSENETesten Sie den neuen LifePark Max in unserem unverbindlichen Probetraining. Anruf genügt.
AZ_LifePark-Max_Lay2.indd 1 05.12.12 12:39
ingolstadt ist stetsaufgeschlossen für neue ideen.
„Eine Stadt, in der keine Kräne zu sehen sind, hat Pro-
bleme“, meint Hansi Mayr. Keine Bautätigkeit – keine
Prosperität. Demnach ist es um Ingolstadt wohl sehr gut
bestellt. Hier entsteht viel Neues, auch wenn manche
Projekte eher skeptisch betrachtet werden. Doch das
ist ein anderes Thema. Einhellig positiv waren die Re-
aktionen, als bekannt wurde, dass das Theresiencenter
einem Total-Facelift unterzogen wird. Das große Objekt
mit seinen Schweifgiebeln und der Lüftlmalerei, das
sich perfekt in die pittoresken Fassaden der Theresi-
enstraße einfügte, drohte zum Schandfleck zu werden.
Und das in einem Straßenzug, der so wohltuend den
großbürgerlich-urbanen Charme der vergangenen Jahr-
hunderte ausstrahlte.
Keiner traute sich an das Projekt, bis der „Mayr Hansi“
beherzt angriff. Die sachliche Analyse des Bauunter-
nehmers lautete: „Das Gebäude war weder funktional
noch wirtschaftlich in einem marktgerechten Zustand
und energetisch auf dem Stand von 1975; der Investiti-
onsstau hatte entsprechend zugenommen.“ Nun ging
es darum, bei Erhalt der denkmalgeschützten Fassade
der Ladenzone und den Praxen wieder mehr Exklusivi-
tät zu verleihen und aktuelle Leerstände mit Leben zu
erfüllen. Planung, Ausführung und Vermietungskonzept
sind in einer Hand bei Mayr Bau. „Alles greift ineinan-
der und ist überschaubar, so der Unternehmer.
Im Frühjahr ging’s los: Täglich waren rund 35 Mitarbei-
ter seiner Firma, sowie unzählige Subunterunternehmer
am Werk, um dieses große Vorhaben zu stemmen. Han-
si Mayr betrachtet die Arbeit als „Operation am offenen
Herzen“, die allen Beteiligten viel abverlangt habe. „Wir
haben größten Respekt vor den Firmen und Praxen,
welche die ganze Zeit den Betrieb aufrecht erhielten
und dabei sicher an ihre Grenzen gegangen sind.
Die Passage, die gerade nachts nicht zum Durchgang
animierte – wer steigt schon gern über zerbrochene
hansi mayr hat das theresiencenter revitalisiert
der
herr
der
kräne
Die „Altstädtler“ freuen sich: Das theresiencen-ter erstrahlt bald wie-
der in voller schönheit. Wir unterhielten uns mit Bauunternehmer Hansi
mayr (im Bild rechts) über das Groß-Projekt.
Text: Barbara Schuster
Fotos: Ritchie Herbert
Wir wollen, dass regionale Geldmittel auch inregionale Bauvorhaben fließen.
Bierflaschen und menschliche Exkremente –, wurde
geschlossen, das Dach erneuert und das Gebäude
wurde auch ökologisch auf Vordermann gebracht; es
verbraucht künftig 50 Prozent weniger Energie. Das
freut einen „grünen Schwarzen“ wie den Hansi Mayr
ganz besonders. Eine schwierige technische Heraus-
forderung war die Egalisierung der Passage. „Das hat
uns sehr glücklich gemacht, dass dieser Kraftakt so gut
geklappt hat“, lächelt der Bauingenieur.
Im Erdgeschoss wird demnächst Edeka mit einem
Vollsortiment einziehen. Auf 1500 Quadratmetern lässt
sich komfortabel einkaufen, zumal der Lebensmittelrie-
se ein modernes „Marktplatz-Konzept“ verwirklicht hat.
Die Anlieferung für den Handel erfolgt im rückwärtigen
Gebäudeteil über die Schulstraße. Dort ist auch die Ein-
fahrt zur Tiefgarage, in der die Mieter ihre Autos parken
können.
Hansi Mayr verspricht sich von dem 16-Millionen-Pro-
jekt ein Mehr an Urbanität, das den Bewohnern zugute
kommt, von dem aber auch die Geschäfte im Umfeld
profitieren werden. In der Revitalisierung sieht Hansi
Mayr einen Hauptmarkt für sein Unternehmen. Die
Stadt liegt ihm am Herzen; er ist dort zur Schule ge-
gangen, sein Vater, der den bereits 1923 gegründeten
Betrieb von einem Onkel übernommen hat, war Ingol-
städter. Hans Mayr senior startete 1953 in Ringsee und
in Neuburg mit einem Baugeschäft.
Hansi Mayr erwägt übrigens, das Theresiencenter zu
einem Beteiligungsfonds zu machen, denn „wir wollen,
dass regionale Geldmittel auch in regionale Bauvorha-
ben fließen.“
Die Region ist überhaupt ein gutes Terrain für Un-
ternehmer, findet er. „Ingolstadt ist keine Verhinde-
rungs-Stadt; sondern stets aufgeschlossen für neue
Ideen.
So wird auch Hansi Mayr dafür sorgen, dass in der
Schanz noch viele Kräne zu sehen sind. Beispielswei-
se soll 2013 ein DM-Markt an der Münchner Straße
entstehen, und in der Moritzstraße wird ein in die Jahre
gekommenes Objekt wieder zu neuem Glanz gebracht.
Eine Frage fällt mir noch ein: Wie viele Kräne besitzt
eigentlich eine große Baufirma? Die Antwort kommt wie
aus der Pistole geschossen: „Zehn eigene Kräne und
fünf Bagger. Bei jedem neuen Baugerät lege ich Wert
darauf, es als erster zu benutzen.“ Da huscht ein ver-
schmitztes Lächeln über sein Gesicht und er wirkt wie
ein kleiner Bub, der begeistert und stolz sein Spielzeug
präsentiert. Bauen und alles, was dazu gehört, macht
ihm immer noch sakrisch viel Spaß!
hansi mayr hat das theresiencenter revitalisiert
seite
41
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
magischemomente
charitygala mit traum-ergebnis
„Winterzauber“
interview: barbara schuster
Foto: stephan arens
Kurz nach Mitternacht steht das offizielle Endergebnis
fest – fast 113.000 Euro zeigt der Spendenzähler im
Festsaal des Stadttheaters an. Strahlende Gesichter bei
den Vertretern von Hollerhaus, dem Peter-Steuart-Haus
und dem Projekt „Unicef-Kinderstadt Ingolstadt“. Ihrer
Arbeit kommen die Spenden zugute, die bei der 4.
Charitygala Winterzauber übergeben wurden. Eine
außergewöhnliche Initiative, die Klaus Mittermaier und
Michael Klarner ehrenamtlich organisieren.
So zauberhaft wie ihr Name ist die Veranstaltung
auch selbst. Im Foyer sägt und schnitzt der Münchner
Eiskünstler Thomas Tremml an einem überdimensi-
onalen Schwan, während die ersten Besucher zum
Defilee eintreffen. Neben Prosecco wird in diesem
Jahr, passend zum Anlass, auch Eisbock von Nordbräu
gereicht, ausgeschenkt aus einem eingefrorenen Holz-
fass. Tremml und sein Team sind auch für die Eisbar
im Foyer und die in Eisblöcken eingefrorenen weißen
Rosen, die zu Dutzenden drinnen auf den Tischen
stehen, verantwortlich.
Ein atemberaubender Anblick, wenn im Festsaal
langsam das Licht ausgeht und die Eisblöcke auf den
Tischen zu leuchten beginnen. Klaus Mittermaier und
Michael Klarner begrüßen die über 800 Gäste und
zünden ein Feuerwerk der Unterhaltung, mit Kaba-
rett, Artistik, Akrobatik, Showtanz und musikalischen
sie nutzten die gal a , um gutes zu tun:20.000 €: AUDI AG / AUDI AG – Belegschaft / 10.000 €: Rieter GmbH und Belegschaft / Reinhard Büchl / JR Hol-
ding – Peter Jackwerth / 5.000 €: Backhaus Hackner / 4.000 €: Ingolstadt Village / 2.500 €: Nordbräu Ingolstadt
/ Sozialverband VDK Kreisverband Ingolstadt-Eichstätt / 2.000 €: Unternehmensberater Dr. Ewald Lang / Easy Taxi
GmbH / Sparkasse Ingolstadt / Anonym / 1.500 €: Rotary Club Ingolstadt-Kreuztor / WK EDV GmbH / Donath Group
/ 1.200 €: Anonym / 1.000 €: Werner Widuckel / Westpark / Manfred Wagner / Medela Medizintechnik / Froschmeier
GmbH / Espresso Mediengruppe / Bayernoil Raffineriegesellschaft Neustadt / 800 €: Dr.a Anton Böhm / 750 €: Prof.
Dr. Roland Vielwerth „Ingo hilft helfen“ / DonauClassic GmbH / GAP – Gesellschaft für Autopflege / 700 €: Kbumm,
Stefan Bösl / 500 €: Steuerkanzlei Petra Uhlmann / Gebr. Peters Gebäudetechnik GmbH / Immobilien Toni Ober-
meier / Michael Heubl Baustatik GmbH / Anonym / 300 €: Joachim Maier / Rechtsanwälte Hugger & Pollin / Huber
Immobilien / 250 €: Pflanzen Lintl / 200 €: TIP GmbH Werbemittel und Promotionwear / Maler Eder Werkstätte für
Anstrichtechnik / 150 €: B1 Systems / Firma Interbrok / 100 €: Steuerberater Oswald Haselbauer
Einlagen. Viele der Gäste sind nicht zum ersten Mal
dabei. Festliche Roben werden ausgeführt. Trotz des
dicht gedrängten Programms bietet sich immer wieder
Gelegenheit für einen Ausflug an die Cocktail-Bar aus
Eis, für dezentes Ballgeflüster und den einen oder an-
deren Flirt. Doch es ist mehr als nur ein unterhaltsamer
Abend: Es geht darum, Spenden einzusammeln. In meh-
reren Runden werden symbolische Schecks überreicht.
Fast 113.000 Euro kamen zusammen, und jeder Spender
legte fest, wie viel und an wen er spenden wollte. Drei
Organisationen wurden 2012 begünstigt, und die Aus-
wahl fiel schwer, denn jede leistet wertvolle Arbeit auf
ihrem Gebiet. Das Hollerhaus sorgt sich um Körper- und
Mehrfachbehinderte, bietet ihnen ein Zuhause, Betreu-
ung und Arbeitsmöglichkeiten. Im Peter-Steuart-Haus,
dem ehemaligen Waisenhaus, dessen Wurzeln bis ins
17. Jahrhundert zurückreichen, werden Kinder und Ju-
gendliche in schwierigen Lebenslagen betreut. Mit den
Spenden sollen deren Freizeitmöglichkeiten verbes-
sert werden. Das Unicef-Projekt Kinderstadt Ingolstadt
sammelt für den Aufbau von Schulen und Kindergär-
ten in der Partnergemeinde Legmoin in Burkina Faso.
Zudem bietet die Veranstaltung auch die Gelegenheit,
die Organisationen der Öffentlichkeit vorzustellen. Die
Besucher hatten einen tollen Abend mit vielen „magi-
schen Momenten“, und am Ende gab es nur strahlende
Gesichter.
seite
43
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
stromberg in ingolstadt
stromberg„sternenzauber in ingolstadt“
bei AVus
alle jahre Wieder… kommt ein Sternekoch ins Ingolstädter Restaurant AVUS.
In diesem Jahr konnten die Gäste mit dem eingeladenen Starkoch nicht nur über die gehobene Küche, son-
dern auch über Fußball fachsimpeln. Denn zu Gast war Holger Stromberg, der mit seinen Kochkünsten auch die
Deutsche Fußballnationalmannschaft umsorgt. Seine Mission: „Menschen so anzuregen, dass sie anschließend
mehr und dauerhaft über Nahrung im Allgemeinen sowie ihre eigene Ernährung nachdenken. Mal schockierend,
mal überraschend, mal provozierend, je nach Notwendigkeit immer anders, aber niemals berechnend.“ Das Menü
an diesem Abend überzeugt mit außergewöhnlichen Geschmackskombinationen: Der gebackene Lammfuß darf sich
zum Langustinentatar gesellen, während die gegrillte Jakobsmuschel mit Blaukraut-Bubble-Tea, geräuchertes Scha-
lottenconfit, Safran-Birne und Blutwurst angerichtet wird. Das Rezept für mein persönliches Highlight an diesem
Abend hat uns der Sternekoch verraten, und „Wir!“ wünschen viel Spaß beim kleinen Sternenzauber zu Hause.
stromberg
interview: janine bentz-hölzl
wir! waren dabei!Wir!: sie gehören zum Betreuungsstab der Deut-
schen Fußball-nationalmannschaft, treten regelmäßig
im Fernsehen auf, bieten Kochkurse an, betreiben
locations wie die KOUnGe, das KUTchiin oder das
campus loft und haben eine eigene currywurst-Kette
ins leben gerufen. Muss ein sternekoch heute mehr
können, als „nur“ gut zu kochen?
HS: “Gut“ kochen genügt schon lange nicht mehr, als
Unternehmer ist man Teamleader, Küchenchef, Jurist,
Kaufmann, Coach, Tränentrockner, macht die Akquise
selbst, ist der erste und der letzte in der Küche.... Eine
Marke zu etablieren ist in der heutigen Zeit nicht damit
zu vergleichen, sich eine Creme brulée auf der Zunge
zergehen zu lassen. Es ist eher wie Artischocken put-
zen und sehr sehr mühsam. Das Durchhaltevermögen
dazu kann nur von Leidenschaft getragen werden.
Wir!: sie sind Gründungsmitglied der Köchevereini-
gung „Junge Wilde e.v.“ - wie hat sich die Kochkultur
in Deutschland in den letzten Jahren verändert?
HS: Die Kochkultur hat sich in meinen Augen sowohl
zum positiven als auch zum negativen verändert und in
zwei „Lager“ gespalten: die gut bürgerliche Küche tritt
bedauerlicherweise immer mehr in den Hintergrund,
Es gibt zusehends weniger Menschen, die in der Lage
sind, Basics bzw. Grundgerichte zuzubereiten und die
mit frischen Zutaten kochen. Auf der anderen Seite be-
gegne ich aber immer wieder jungen, kreativen Köchen,
die die gehobene Küche mit regionalem Einschlag ver-
binden und auf einem sehr hohen Niveau kochen.
Wir!: ein abend mit herrn stromberg. Worauf können
sich ihre Gäste freuen?
HS: Ganz sicher nie zweimal auf das Gleiche. Ob
Kochen für Hunderte von Personen auf der Bühne des
Gewandhaus Leipzig, der Staatsoper München oder
auf den Klippen Mallorcas, Hochzeiten in Lofts auszu-
richten, private Dinners in Villen oder Currywürste auf
Parkdecks zu servieren.... Das ist meine Welt, denn ich
liebe und lebe die Abwechslung. Wenn man ein guter
Gastgeber sein will, muss das „Geben“ von Herzen
stammen, das „Gast“ folgt nur einer Einladung bzw.
einem Angebot. Ich gebe von Herzen gerne.
Wir!: Welche Tipps haben sie für angehende
hobbyköche?
HS: In erster Linie sollten alle Lebensmittel natürlichs-
tem Ursprung entstammen und bei der Qualität keine
Kompromisse gemacht werden. Ich empfehle auch
immer, einfach mal nachzufragen, woher die Produk-
te kommen, weil man so ein besseres Gefühl und ein
höheres Maß an Aufmerksamkeit dafür bekommt, was
man isst. Wer sich mit ganz einfachen Mitteln gesün-
der ernähren möchte, a) der sollte weißen Zucker
gegen natürlichen, unraffinierten Zucker ersetzen, b)
Weißmehl gegen Vollkornmehl tauschen, c) und mehr
Kräutertees statt Limonade, gerne auch im Sommer in
Eistee-Form trinken. Damit wäre schon viel gewonnen!
Denn als Hobbykoch weiß man einfach, was auf den
Teller kommt. Und Kochen bedeutet für die meisten
Menschen, nach anfänglichen kleineren Küchen- und
Koordinations-Missgeschicken völlige Entspannung und
kann sogar zur meditativen Arbeit werden, bei der man
total abschalten kann.
Wir!: Welches Kompliment macht sie am
glücklichsten?
HS: Wenn mir meine Gäste sagen, dass der Abend nicht
schöner hätte sein können, ich das Funkeln und Strah-
len in den Augen sehe, sie mit einem Lächeln nach
Hause gehen und am nächsten Morgen damit aufwa-
chen. Dann haben wir alles richtig gemacht.
seite
45
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
»Das
Stadttheater Ingolstadt ist der
Shooting Star unter den bayerischen Bühnen« Christian Muggenthaler, Landshuter Zeitung/Straubinger Tagblatt
StadttheaterIngolstadt
Schlosslände 185049 Ingolstadtwww.theater.ingolstadt.de
Theaterkasse(0841) 305 47 [email protected]
rezePt zum ausschneiden
Weisser heilbuttmit einer oliven-krokantkruste auf
gedämpften spinat und orangen-Butter
zutaten 50g Butter, Zimmertemperatur, 40g Zucker, 50g Mandeln, ganz, geschält, 20g Oliven schwarz,
getrocknet 1 Stängel Thymian (fein gehackt), Meersalz und weißer Pfeffer aus der Mühle, 300 ml
Orangensaft, 150 ml Krustentierfond, 2 Stck. Knoblauchzehen (zerdrückt), 2 Stängel Thymian,
1/2 El Rosa Pfeffer, 1 Tl Koriandersamen (zerdrückt),
25g kalte Butter, 50 ml Olivenöl, 400g Weißer Heilbutt, Erdnussöl zum Grillen, 200g Babyspinat,
etwas Butter und Muskat, Fleur de Sel de Guerande
zubereitung Für die Kruste den Zucker karamellisieren, die ganzen
Mandeln zugeben und mit einem Holzlöffel im Karamell
verrühren, dass sie komplett von ihm umhüllt sind.
Dann sofort auf ein Backpapier geben und auskühlen
lassen. Sobald der Mandelkrokant erkaltet ist, fein sto-
ßen oder/und hacken. Die Oliven ebenfalls fein hacken.
Die Butter in eine Rührmaschine geben und schaumig
schlagen. Den feinen Mandelkrokant, die Oliven, den
fein gehackten Thymian und etwas Pfeffer dazu geben
und zu einer glatten Masse rühren. Salz wird hier kei-
nes benötigt, da die Oliven salzig sind. Die entstandene
Oliven- Krokant- Kruste wird nun auf einer Klarsichtfolie
zu einer Rolle (Durchmesser ca. 4 cm) geformt und sehr
kalt gestellt oder gar eingefroren. Wenn die Masse
ganz kalt ist lässt sie sich gut in hauchdünne Scheiben
schneiden. Den rosa Pfeffer in einem Sieb zerreiben, so
dass die Schale, die aus dem Sieb rieselt aufgefangen
werden kann. Nur die rosa Schale wird zum Schluss für
die fertige Sauce verwendet. Den Orangensaft mit dem
Krustentierfond, dem Knoblauch, dem Koriander, die
im Sieb übrig gebliebenen rosa Pfefferbeeren und ein
paar Thymianstängel auf insgesamt 100 ml einkochen.
Anschließend die Reduktion durch ein feines Sieb in
eine Stilkasserole geben, die aufgefangene Pfeffer-
schale und die Butter und Öl dazugeben und mit einem
Stabmixer zu einer feinen, gebundenen Buttersauce
mixen. Mit Meersalz und weißem Pfeffer nachwürzen.
Eine beschichtete Pfanne sehr stark erhitzen. Den Heil-
butt in der Zwischenzeit mit etwas Erdnussöl einreiben
und anschließend in der Pfanne 1-2 Minuten auf beiden
Seiten goldbraun grillen. Dabei nicht salzen, nicht zu
häufig we den oder vom Feuer nehmen! Die Fischfilets
auf ein Backblech legen und mit dünnen Scheiben
Oliven- Krokant- Kruste belegen. Den Ofen auf Umluft/
Grill höchster Stufe vorheizen. Die Butter für den Spinat
in einer Pfanne schmelzen lassen. Den Spinat zugeben
und mehrmals wenden, bis der Spinat zusammenfällt.
Mit Salz und Muskat gut abschmecken. Den Fisch auf
der obersten Schiene so lange gratinieren, bis die Krus-
te goldbraun ist (ca. 3 Minuten). Sofort aus dem Ofen
nehmen und den Fisch auf den fertigen Spinat setzen.
anrichtenDen Spinat in eine vorgeheizte Schale geben, den
Heilbutt darauf betten und mit etwas Fleur de Sel de
Guerande bestreuen. Die Orangen- Pfeffer- Butter noch
einmal gut aufmixen und zum Fisch reichen.
»Das
Stadttheater Ingolstadt ist der
Shooting Star unter den bayerischen Bühnen« Christian Muggenthaler, Landshuter Zeitung/Straubinger Tagblatt
StadttheaterIngolstadt
Schlosslände 185049 Ingolstadtwww.theater.ingolstadt.de
Theaterkasse(0841) 305 47 [email protected]
fünf tüten in zWei minuten und die Folgen
Wir! waren auf tour mit einemingolstädter Verkehrsüberwacher
Text & Fotos: Thomas H. Gehrke
fünf tüten in zWei minuten und die Folgen
knöllchen -alarm
Aufgeschrieben, also notiert und natürlich auch fotogra-
fiert, werden Sie seit neuestem mit dem iPhone. Bei der
Verkehrsüberwachung hat das High-tech-Zeitalter be-
gonnen; und das ist auch bitter nötig, denn wie Sie sich
vorstellen können: Ein Verkehrsüberwacher hat es nicht
leicht. Er muss erst einmal beweisen, was er Ihnen vor-
wirft. Findige Köpfe haben deshalb eine spezielle App
zum Strafzettel-Schreiben entwickelt. Klingt urkomisch,
ist aber so. Nun wird ein Verkehrssünder anfangs mit
einem Foto „vor-notiert“: Die Uhrzeit wird übernommen,
auch die eventuell schon abgelaufene Zeit auf dem
Parkschein und das Kennzeichen. Sogar die Ventilstel-
lung der Reifen wird festgehalten.
Diese höchst aufwendige App, die Sie sich übrigens
auch selber auf Ihr Handy herunterladen können, heißt
„Winowig mobil“. Auf der sehr informativen Internet-Sei-
te finden Sie, neben Verkehrsschildern und –regeln,
die gesamte Straßenverkehrsordnung – plus Strafen,
die Ihnen bei Verstößen den Feierabend „versüßen“.
Wenn unser, übrigens überaus höflicher Ordnungshü-
ter , schließlich zum zweiten Mal das immer noch falsch
parkende Fahrzeug fotografiert, wird der Vorgang ak-
tenkundig und auch noch so phantasievolle Ausreden
können Sie getrost vergessen. Steht ja fest: Sie haben
einen Fehler gemacht und dazu muss man/frau ja auch
stehen. Das haben wir schon im Kindergarten gelernt.
Dass dieses nicht immer so ist und dass ein Verkehr-
süberwacher neben vielen anderen Qualitäten auch
ein dickes Fell und eine gehörige Portion Humor haben
muss, erzählt uns Markus M. (natürlich ein Pseudonym)
bei unserer Tour. Da war diese sehr elegante Dame, ihr
Gefährt am Holzmarkt ohne Parkschein parkend, die
doch glatt behauptete, „nur ganz kurz zwei Minuten“
weg gewesen zu sein. Ihre fünf randvollen Tüten aus
einem Ingolstädter Kaufhaus ließen freilich auf einen
ausgedehnten Shopping-Trip schließen, was der Stadt-
bedienstete sogleich bemerkte und konterte: „Sind Sie
verheiratet? Denn eine Dame, die in zwei Minuten fünf
volle Tüten Mode einkaufen kann, muss man sofort
heiraten…“ Bei dieser ultimativen Argumentation kapi-
Wir! waren auf tour mit einemingolstädter Verkehrsüberwacher
seite
49
W i r i n i n g o l s ta d t. d e
tulierte die Lady. Ebenfalls verblüfft war wohl auch das
Pärchen, das gerade noch rechtzeitig zu seinem Auto-
mobil zurückkam. Die Parkzeit war abgelaufen, aber die
Verwarnung noch nicht ausgestellt. Nach einer freund-
lichen mündlichen Verwarnung, wurde den Beiden
ein Knöllchen erlassen, aber der Kavalier bekam die
Verpflichtung auferlegt, seiner Herzensdame Blumen
zu kaufen. Wer kommt dieser Aufforderung nicht gerne
und unverzüglich nach…
Humor und Einsicht sind angenehme menschliche
Tugenden, die manchen Zeitgenossen fehlen. Das weiß
auch unser Markus M. Da war doch dieser Herr mit dem
nagelneuen Nobelauto, der empört über die Verwar-
nung war und die Herausgabe des Strafzettels forderte.
Die Antwort unseres Verkehrsüberwachers „Nein, ich
schreib’ nur Autos auf, die mehr wert sind als der Straf-
zettel“ fand der hitzige Pilot nun gar nicht lustig und
beschwerte sich gar bitterlich.
Diese kleinen Beispiele aus dem Leben eines „Aufschrei-
bers“ sollen zeigen, dass man immer zwei Möglichkeiten
hat. Der alte Spruch „Der Ton macht die Musik“ hat auch
hier seine Berechtigung. Und selbstredend sind auch
Verkehrsüberwacher nur Menschen wie du und ich.
Wenn man diesen Vertretern der Stadt entspannt und
ehrlich gegenübertritt, wird, wenn es möglich ist, auch
mal ein Auge zugedrückt. Pädagogen würden jetzt be-
geistert von nachhaltigen Lerneffekten sprechen… Und
obwohl sich die wenigsten Menschen über ein Knöllchen
freuen (ein bayerischer Ausdruck ist der Redaktion leider
nicht bekannt), hat Markus M. aber auch viele nette
Begegnungen. Oft kommt es zu einem angenehmen
„Ratsch“ mit Passanten und Verkehrssündern, erzählt er.
Was übrigens vielleicht noch nicht jeder weiß: Die
dunkelblau uniformierten Damen und Herren sind nicht
nur „Aufschreiber“. Sie sind auch dazu da, Ihnen und
den Rest der Menschheit mit Rat und Tat zur Seite zu
stehen. Haben Sie eine Frage zur Stadt, suchen Sie
eine Sehenswürdigkeit oder finden Sie gar Ihr Auto
nicht mehr? Verona Pooth würde sagen: „Hier werden
Sie geholfen.“
Und da sind wir schon wieder beim amtlichen Smart-
phone. Mit der offiziellen Ingolstadt-App informieren
Sie die Verkehrsüberwacher gerne und auf der Stelle
über Hotels, Events oder was auch immer. Und das
nicht nur auf Deutsch. Da in unserer Stadt auch viele
Ausländer leben, ist eine gewisse Internationalität
gefragt. Nach immer wieder auftauchenden, kleinen
Schwierigkeiten mit einigen türkischen Mitbürgern
meldete sich Markus M. kurzerhand beim Türkischkurs
an der VHS an und schon klappte es mit den Nach-
barn. Da ging es primär gar nicht darum, die Sprache
zu lernen, sondern die Mentalität zu verstehen. Wer
weiß, das es die Anrede: „Sie“ im Türkischen gar nicht
gibt, verhindert Missverständnisse, die sich leicht zu
ärgerlichen Situationen zuspitzen können. Andere
Kollegen sprechen auch Russisch – und Englisch so-
wieso. Sie haben es sicherlich schon gemerkt: Dieser
Artikel ist neben den vielen, hoffentlich brauchbaren
Informationen, auch ein Plädoyer für mehr Toleranz
und Freundlichkeit. Ganz allgemein und im speziellen
mit unseren sogenannten „offiziellen Organen“. Denn
eines ist ja wohl so klar wie Kloßbrühe: Der Verkehr-
süberwacher hat keine Schuld, wenn Sie erwischt
werden. Er macht nur seinen Job.
„nein, ich schreib’ nur
autos auF, die mehr Wert
sind als der straFzettel“
seite
51
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
inGOlsTaDT`s FinesT...
Hieronymusgasse 7, 85049 Ingolstadt
men-ingolstadt.de
Am Stein 10, 85049 Ingolstadt
arnold-fashion.de
anze
ige
Fo
to:
by
ritc
hie
.co
m,
De
sig
n:
wir
inin
go
lsta
dt.
de
, h
air
sty
lin
g:
sch
ne
ide
ku
nst.
de
inGOlsTaDT`s FinesT...
mauthstr. 10 · 85049 ingolstadt, telefon 0841 931 52 22
schmidt-optik-am-theater.de
sehen sie die
WElT durch unsere
BRIllEN...
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
Fo
to:
by
ritc
hie
.co
m,
de
sig
n:
wir
inin
go
lsta
dt.
de
anze
ige
W2W Möbelsystemelöst Stauprobleme für
Wohnen, Schlafenund Büro
Nicht nur praktisch, sondern schick:Glasgleittüren in unserer Ausstellung
Milchstr. 14 | 85049 Ingolstadt | Telefon 0841-490120
www.schreinerei-bichlmaier.de | [email protected]
Wir! empFehlen
Der Herrnbräu Weizenbock ist bei
Europas größtem Bier-Wettbewerb,
dem European Beer Star 2012,
in der Kategorie South German
Style Weizenbock Dunkel mit der
Gold-Medaille ausgezeichnet
worden! Der Herrnbräu Weizenbock ist ein traditionelles,
kraftvolles Starkbier. Schon seit dem vorigen Jahrhundert
wird er als schokoladig-würzige dunkle Spezialität einge-
braut. Beim European Beer Star werden alle Biere von einer
Jury in einer Blindverkostung getestet, und zwar nach
Farbe, Geruch, Schaum und natürlich Geschmack –
Kriterien, die für alle Biertrinker wichtig sind.
das bestein aller munde
eine besondere, saisonale spezialität ist das
Weihnachtsbier von herrnbräu. Das bern-
steinfarbige, untergärige Getränk verspricht
ein herzhaftes Geschmackserlebnis und passt
zu vielen festlichen Gerichten.
Am Stein 10, 85049 IngolstadtTel. 0841–3794840, www.arnold-fashion.de
Der Pariser chiGnOn
Kein anderer Look repräsentiert den Pariser Glamour so
wie der Chignon. Der Style lenkt gekonnt die Aufmerk-
samkeit auf den Hals der Trägerin und verleiht ihr so
einen Hauch Raffinesse und Sinnlichkeit.
Ihr Friseur mitten in Ingolstadt,
eingebettet in der Stadtmauer,
in idyllischer Atmosphäre.
Unterer Graben 51, 85049 Ingolstadt, Tel. 0841 33299www.helga-hair.de
aB sOFOrT WinTer-sale
30 - 70 % reDUzierT !auf unsere angesagten Designer, wie z. B. ETRO, Diane von Furstenberg,
Schumacher, Steffen Schraut, Drykorn, Patrizia Pepe uvm.
es sind bereits die ersten Teile der
Frühjahr/sommer-Kollektionen eingetroffen!
Wir freuen uns auf Ihren Besuch bei Glühwein und Plätzchen
und wünschen Ihnen eine schöne Adventszeit!
ihre Marianne und Melanie arnold
chrisTKinD-TiPP – Dieses GeschenK
Will GaranTierT Keiner UMTaUschen!
Kabarett-Abend mit „Schrotkehlchen“: Das witzig-feinsinni-
ge Programm von und mit Maxi Grabmaier, musikalisch um-
spült an der Ukulele von Sebastian Hantzsche sowie Alex
Espinosa an der Zaubergitarre in einer „Heilig-Drei-Königs“
Sonderversion am 6. Januar 2013 in der Werkstattbühne
des Stadttheaters (Beginn 19.30 Uhr; Karten zu 12 Euro an
der Theaterkasse)
Kabarett, Texte und improvisationstheater für jeden [email protected], Tel. 0178 8059527
anze
igen
W i r i n i n g o l s ta d t. d e
21 . dezember: Weltuntergangs-al arm
sag beim Abschied leise
servUs
text: nick-in
servUs
„Am 30. Mai ist der Weltuntergang“ hieß es dereinst in
den 1950er Jahren. Nicht der erste im christlich gepräg-
ten Abendland. Und der letzte war wohl pünktlich für
den 31.12.1999 vorgesehen. Die Zeugen Jehovas sind
auch schon von diversen, regelmäßig auftauchenden
(!) Weltuntergängen heimgesucht worden. Wikipedia
beschreibt dieses ultimative Ereignis so: Als Weltunter-
gang wird ein natürlich auftretendes, übernatürliches
oder künstlich herbeigeführtes Ereignis bezeichnet, das
die Menschheit, den Planeten Erde oder das Universum
insgesamt vernichtet oder zumindest die herrschenden
Lebens- und Begleitumstände massiv und desaströs
zum Negativen verändert. Aha.
Und jetzt – jetzt stehen wir also wieder mal auf der
Matte. Am 21. Dezember 2012 ist Weltuntergang. Uhr-
zeit unbekannt. Also Weltuntergang. Gehen wir es erst
mal so an: Was passiert hier eigentlich? Weltuntergang!
Die Welt geht unter. In welchem Medium? Von welcher
Sicht aus? Von woher nach wohin? Von oben nach un-
ten? Und wenn ja: Wo ist oben?
Wir sind allesamt äußerst fit bei der Vorstellung eines
Sonnenuntergangs. Da verschwindet die Sonne also
jeden Abend am Horizont. Hochprofessionell. Und
stehen wir am Gestade eines Meeres, sieht es tatsäch-
lich so aus, als ob unser Leuchtgestirn sanft im Wasser
untergeht. Aber: Wir wissen Bescheid!!!
Auch Schiffe haben zuweilen den Hang, unterzugehen.
Ist nicht schön – auch nicht, wenn wir dann cool vom
Absaufen reden. Wie auch immer, ob mit oder ohne
Bordkapelle – wir haben eine konkrete, nichtabstrakte
Vorstellung davon. Und Völker, Imperien, Staaten oder
politische Systeme gehen immer wieder mal unter. Seit
Menschengedenken. Unsere Geschichtsbücher sind
voll davon. Religiöse Fundamental-Hardliner sehen
weitgreifender, je nach Ausrichtung, mal das Abend-
land, mal das Morgenland untergehen. Wir sind daran
gewöhnt – an diese abstrakte Art des Untergangs. Das
so gedachte Versinken des Unsinkbaren ist jedoch kein
Versinken im Sinne der Titanic. (Dieser Satz hat es in
sich!!!) Dieses Versinken meint eher das Verschwin-
den - das Endgültige, nie Wiederkehrende. Aber die
Erde verschwindet ja nicht – plopp – sie geht nur unter.
Obwohl wir immer noch nicht wissen, wie. Aber immer-
hin, wann. Und wir sind zutiefst beeindruckt von dem
Gigantischen, Überlebensgroßen dieser Idee.
Also: Der Countdown läuft – der 21. Dezember ist schon
fast greifbar. Zeit, uns möglichst schnell zu erden. Der
21. Dezember – drei Tage vor Weihnachten. Erster
Gedanke: Weihnachten fällt aus, Weihnachtsgeschenke
einkaufen fällt aus. Für manche ein überaus verzücken-
der Gedanke, aber im Sinne von „Was dann?“ nicht
wirklich hilfreich.
Da ist tatsächlich dieser Eine, dessen Namen wir hier
lieber aus datenschutzrechtlichen Gründen untergehen
lassen, der hat sich auf den 21. Dezember vollinhaltlich
eingelassen. Seit über einem Jahr legt er – für sich und
sein soziales Nah-Umfeld – Lebensmittelvorräte an. Im
Keller stapeln sich Raviolibüchsen ohne Ende. Ausge-
rechnet Ravioli. (Nein – ehrlich, dann lieber tot…) Nahe
am Ereignis wird dieser Eine mehrere Single-Erdgruben,
etwa 30 Zentimeter tief, ausheben. In diese gilt es sich
zu gegebener Zeit hineinzulegen und zu bedecken.
Was man/frau halt so macht, wenn ein Riesen-Komet
der Erde zu nah kommt. Wenn Sie dieser These nach-
hängen, wird es allmählich Zeit…
Und schuld sind die Majas und deren Kalender, der
just zum 21. Dezember schließt. Das ist Roter Alarm für
diverse Esoteriker. Das ist normal, sagen Kundige, er
fange dann halt wieder von vorne an. Mensch Maja –
so einfach ist das.
Ganz am Rande noch „letzte Worte“ in eigener Sache:
Wenn wir schon keine Weihnachtsgeschenke einkaufen
müssen – warum machen wir uns dann die Mühe und
erscheinen mit Wir! erstmals paar Tage vor dem 21.
Dezember 2012? Ganz einfach – weil wir eitel sind.
und Vorsichts-halber Planen Wir schon mal die nächste ausgabe…
seite
59
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
sehen sie aber gut aus
jungbrunnentext: barbara schuster
„Ich will in Würde altern“, sagt manche Frau leicht
trotzig und will damit dokumentieren: Nie würde ich
meine Falten unterspritzen lassen oder mich gar einem
Facelift unterziehen! Das provoziert die Gegenfrage:
Bedeutet in Würde altern Falten zu haben? Sicher,
Lachfältchen zeugen von gelebtem Leben. Aber viele
Falten machen einfach nur alt, lassen einem müder
„Hyaluronsäure“
und kränker aussehen als man (und frau) ist. Eine gute
Möglichkeit, jünger und erholter zu wirken, ist Hyalu-
ron. Dieser „Filler“ hat sich als probates Mittel bei der
Faltenbehandlung etabliert. Der Heilpraktiker Stephan
Arens hat damit seit langer Zeit Erfahrung. Wir wollten
von ihm wissen, was Hyaluron ist, wie es angewendet
wird und wie es wirkt.
jungbrunnen
Wir!: hyaluronsäure – das klingt giftig, chemisch. Was
ist hyaluronsäure genau?
Stephan Arens: Hyaluron ist eine Kette von Zuckermole-
külen, würde ein Chemiker sagen. Es ist allerdings kein
körperfremder Stoff, sondern kommt im menschlichen
Bindegewebe und in der Haut vor. Es besitzt eine sehr
hohe Fähigkeit, Wasser zu binden. Das hält die Haut
straff und elastisch. Weil mit zunehmendem Alter die
Vorräte an natürlichem Hyaluron schrumpfen, verliert
die Haut an Spannkraft und entwickelt mehr und mehr
Falten. Mit Injektionen können wir der Haut diesen Stoff
zuführen.
Wir!: Wie wird hyaluronsäure gewonnen?
SA: Zunächst gewann man den Stoff aus Tiermateri-
al, zum Beispiel Hahnenkämmen. Der enthielt aber
Fremdeiweiß und barg die Gefahr von Allergien. Heute
wird Hyaluronsäure-Gel biotechnisch hergestellt, hoch-
gereinigt und -vernetzt.
Wir!: Welche Falten können mit hyaluronsäure behan-
delt werden?
SA: Da sind viele zu nennen: Nasolabialfalten, die so
genannte Zornesfalte, Augen- oder Plisseefältchen –
eigentlich alle.
Wir!: hyaluronsäure kann aber auch noch mehr, oder?
SA: Ja, mit Hyaluron kann man Volumen im Kinn- und
Wangenbereich sowie in den Lippen platzieren und
Gesichtskonturen modellieren.
Wir!: Was geschieht bei einer Behandlung mit hyalu-
ronsäure?
SA: Nach einem eingehenden Gespräch wird der
Behandlungsbereich örtlich betäubt. Die Nadel wird so
eingestochen, dass sie exakt unter der zu behandeln-
den Falte liegt. Beim Zurückziehen der Nadel wird dann
die notwendige Menge Hyaluronsäure injiziert (zirka 0,1
bis 0,3 ml). Das geschieht bei der direkten Faltenunter-
spritzung, bei der man intracutan (in der Haut) arbeitet.
Man kann aber auch eingefallene Gesichtspartien mit
hochvernetzter Hyaluronsäure wieder anheben und
auf diese Weise die bestehenden Falten glätten. Dabei
arbeitet man subkutan, also unter der Haut.
Wir!: Kann es einstichnarben geben?
Stephan Arens: Nein, denn man verwendet kurze, dün-
ne Kanülen, die zum einen der Partikelgröße angepasst
sind und zum anderen aufgrund ihres speziellen Schliffs
die Bildung von Einstichnarben ausschließen.
Wir!: Das scheint ja ziemlich einfach zu sein.
SA: Es verlangt schon einiges Können und „handwerk-
liches“ Geschick. Der Behandelnde sollte ein gutes
Gespür für Proportion und Gesichtsausdruck haben.
Denn es gilt, so zu arbeiten, dass der Behandelte zwar
erfrischt und verjüngt wirkt, man aber nicht erkennt,
woran das liegt.
Wir!: ist die Behandlung damit beendet?
SA: Ja. Wenn es notwendig ist, wird das Gel noch et-
was in Form massiert.
Wir!: sind die ergebnisse sofort sichtbar?
SA: Ja!
Wir!: Gibt es unerwünschte nebenwirkungen?
SA: Nein. Manchmal treten leichte Schwellungen und
Rötungen auf. Spätestens einen Tag nach der Behand-
lung können Sie wieder unter die Leute gehen.
Wir!: Wie lange hält der effekt denn an?
SA: Etwa nach einem Jahr sollte die Behandlung wie-
derholt werden.
Wir!: Was kostet eine Behandlung?
SA: Das lässt sich nicht pauschal sagen. Die Preise rich-
ten sich natürlich nach der verbrauchten Menge an Gel
und differieren je nach Behandler. 300 Euro und mehr
sollten Sie einplanen.
sTePhan arens heilpraktiker
im medi-center
mitterstraße 18-20 · 85077 manching
telefon 08459-333222
mobil 0173-3931065
www.naturheilpraxis-in.deFo
to:
rit
ch
ie h
erb
ert
seite
61
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
giVe me fiVe! helden der kunst
aufbruchFünf Finger einer Hand für den
kunst und kulturNur einen Steinwurf von der Post entfernt, in der Schulstr. 1 ½, finden wir sie, die glorreichen Fünf des neuen
Vielraumbüros gegen kulturelle und künstlerische Monokultur in Ingolstadt. Seit September haben sie dort Quartier
bezogen und agieren von dort aus in die Stadt und ihre Menschen bis in entlegene Winkel der Region 10 hinein.
Getragen von Idealismus Neugestaltungswillen und viel Elan, gestärkt von gründlicher, inspirierter Vorbereitung,
bescheren sie uns allen Ereignisse wie: - TaK(T)raUM FesTival (01: Daniel lanGe, GraFiK-KUnsTler aUs UnD
MUlTiTalenT), KUlTUrWerK, inTernaTiOnales TanzFesTival, BOOMTOWn raPs (02: MaTThias neUBUr-
Ger, PrOFiMUsiKer UnD JOUrnalisT), KünsTler an Die schUlen e. v (03: viKi haDerer, TheaTerPäDa-
GOGin hOchsTelzenKünsTlerin), MeDienWerKsTaTT (04: elizaBeTh alvarez, KOMMUniKaTiOnsWissen-
schaFTlerin), inTernaTiOales KUrzFilMFesTival 20Min | Max (05: BeTTina reinisch, FilMPrODUzenTin),
KUnsTaUssTellUnG iM KlenzeParK „versUs“, WerKsPOsT... ...um nur einige zu nennen. Denn tatsächlich
entsteht in diesem Kreis und seinem umgebenden Netzwerk noch s e h r V i e l m e h r.
Von all diesen Künstlern und Kulturschaffenden dieser Stadt, die zum Teil dauerhaft, aber auch temporär hier leben
und arbeiten, als dringend notwendige „Subkultur“ und Ergänzung neben den bereits vorhandenen und
„eingekauften“ Formen gesehen und gepflegt.Längst schon haben sich diese Angebote etabliert und quer durch die
Bevölkerung Liebhaber und Förderer gefunden. So wächst und gedeiht und schärft sich - manchmal auch mit und
trotz „ Gegenwind“ - ein Profil urbaner Kultur über das eher graue Image der Auto- und Arbeiterstadt hinaus. Nicht
zuletzt deshalb, weil diese Kreativen Pioniere sind, die Neuland erkunden, das dann für alle zugänglich sein soll.
Schließlich ist das „Fährtenlegen“ eine ureigene Aufgabe des Künstlers.
03
05
04
aufbruch
Allen kommt dieses Angebot zugute – auch den
Vorsichtigen und denen, die mit anderen Aufgaben
beschäftigt sind. Das hebt den Blick einer Gesellschaft
über das alltäglich Erlebbare und gibt frische Impulse,
ermöglicht Draufsicht, Klarheit, Neuordnung, Bewe-
gung, Begegnung, Kommunikation und und und. Denn
der Mensch lebt nicht vom Brot allein, es darf auch
etwas Wurst drauf sein!
Spaß beiseite – bei allem Respekt vor den Menschen
und Funktionskreisen, welche die finanzielle Basis
bereiten: Um als Gesellschaft überhaupt die Luft zu
haben, mehr als nur das nackte Überleben zu sichern,
haben wir doch alle gerne noch etwas Schönes dazu.
Musik, Theater, Feste, Film, Neues und zauberhaftes
echtes Erleben, nicht wahr? Als Anreiz und Belohnung,
und nicht selten trifft man dabei einen potentiellen
Partner für zukünftiges (Er-)Leben, weil man ja auch ein
bisschen den gleichen Geschmack hat. Und noch aktiv
am Leben teilnimmt, anstatt nur virtuell zugange zu
sein, womöglich allein in der heimischen Höhle.
Kunst ist sicht- und erlebbares Können, Nahrung für
Herz und Seele!
Schön, dass wir diese Fünf im Herzen unserer Stadt
wissen und dort auch antreffen können!
Das WIR – Team wünscht Euch auch weiterhin viele
gute Ideen und Entwicklung der Projekte! WIR werden
mit diesen „Helden der Kunst“ auch zukünftig freund-
schaftlich kooperieren und berichten. Lesen Sie bitte
dazu auch die „Werkspost“, die gratis für Sie bereitliegt.
Künstler an die Schulen e.V. vermittelt darüber hinaus
aus einem großen Pool Künstler verschiedener Sparten
an Schulen und andere Institutionen, um Kindern und
Jugendlichen ihr Potential entdecken und entwickeln zu
helfen. Bildung und Ausbildung ergänzen auch hier das
bereits bestehende Angebot.
interview: maxi grabmaier
Fotos: ritchie herbert
wir! waren dabei!
01
02
seite
63
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
kunstmeile sucht prinz
und denkmalgeschützt, gehört dem Freistaat, der sie
aufwendig und weitsichtig renoviert hat. Der Bau ist
Domizil des Museums für Konkrete Kunst, aber auch
für viele zauberhafte Ladenlokale – allesamt geräumig
und variabel nutzbar. Eine reizvolle Vorstellung, hier
Künstler, Kunsthandwerker, Designer, Goldschmiede
und andere schöpferisch Tätige zu vereinen!
ein guter anfang ist schon gemacht: Das Museum, das
Junge Theater und der WIR!-Verlag mit seiner Galerie
haben sich dort angesiedelt. – Was spräche dagegen,
wenn der Freistaat in Zukunft frei werdende Geschäfte
gezielt an Kreative zu moderaten Mieten vergibt?
Ingolstadt hat viele großartige Künstler und eine leben-
dige Kunstszene. Was fehlt, sind eine Präsentationsflä-
che und bezahlbare Ateliers. Dabei verfügt die Stadt
über ein Areal, das sich nach Ansicht der Wir!-Redakti-
on mit wenig Aufwand zu einer Künstlermeile umgestal-
ten lässt: Die alte Pionierkaserne in der Tränktorstraße.
Ein solches Projekt hätte gleich mehrfachen Nutzen:
Das städtebaulich sehr markante Ensemble würde
wieder stärker wahrgenommen und geschätzt, besser
ins Stadtleben einbezogen und böte Künstlern und
Kreativen eine hervorragende Arbeits- und Ausstel-
lungsfläche. Die alte Pionierkaserne, geschichtsträchtig
tränktorstrasseWer erWeckt mit uns die
aus dem Dornröschenschlaf ?
Der Bürgersteig müsste um den jetzigen Radweg ver-
breitert und gepflastert werden, der denkmalgeschützte
Häuserzug bräuchte ein neues farbiges Gewand – und
schon ist eine Flaniermeile entstanden, die an Attrakti-
vität kaum zu wünschen übrig lässt. Auch die Rückseite
des Baus, die zum Kunstpark führt und einen wunder-
schönen Blick auf die Donau bietet, birgt viel Potential,
nämlich Raum zur freien Arbeit, zur Präsentation, für
Vernissagen, Künstlerfeste und andere Events, die
geeignet sind, dem Bürger die Kunst nahe zu bringen.
Auf diese Weise ließe sich am nördlichen Donauufer
zwischen Eisenbahn- und Konrad-Adenauer-Brücke ein
weiteres Forum urbanen Lebens etablieren.
sicher: Wir Schanzer können nicht allein über eine
solche Möglichkeit entscheiden. Der bayerische Staat
als Eigentümer hat das letzte Wort… aber da kennen wir
doch jemanden…
tränktorstrasseWer erWeckt mit uns die
Wir! haben dem herrn in einem offenen Brief unsere
vision geschildert:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter Herr Seehofer,
Sie sind Ihrer Heimatstadt verbunden und ganz gewiss
liegt Ihnen auch die Ingolstädter Kunstszene am Her-
zen. Diese wäre für eine Künstlermeile sehr dankbar.
Für Künstler, Kunstinteressierte, aber auch für die ganze
Stadt würde dies eine enorme Bereicherung bedeuten.
Wir hoffen auf eine Unterstützung des Freistaats in
Zusammenarbeit mit der Stadt. Helfen Sie uns, die
Tränktorstraße aus ihrem Dornröschenschlaf zu erlösen
– seien Sie ein Prinz!
Auf eine wohlwollende Entscheidung hofft
mit freundlichen Grüßen
Das WIR!-Redaktionsteam
seite
65
w i r i n i n g o l s ta d t. d e
und zu guter letzt
es lebe der
text: maxi grabmaier
In aller Munde – viel und
gern zitiert: Der Weltun-
tergang, basierend auf
dem Ende des Maya-Ka-
lenders, dessen Zeitrech-
nung pünktlich zur Win-
ter-Sonnwende, also am
21. Dezember 2012 aus-
läuft. Anlass gibt dieses
Kalenderfinale für allerlei
Spekulationen und Ängs-
te. Kurzum, es taugt nicht
nur als kurzweiliges Gedankenspiel aus der beliebten
Reihe „Was wäre wenn...“, sondern auch als Einstieg in
eine tiefere Ergründung des persönlichen Lebens. Da-
rüber hinaus selbstverständlich für ein Gesprächsduett
unter Partnern, Freunden, Eltern-Kind-Konstellationen
bis hin zum Diskussionsboden für Gruppierungen jed-
weder Art. Was ist zu tun und was zu lassen? Lohnt es
sich noch, die Fenster zu putzen? Ein Auto zu kaufen,
zur Schule zu gehen, Weihnachtsgeschenke zu besor-
gen? Wollen wir noch etwas sagen oder tun. Irgendet-
was, das so wichtig und von
Bedeutung, so groß, schön,
schwer, überfällig, liebevoll,
heimlich ist, dass es über
ein nahendes Ende hinaus
von Belang ist? Dann nichts
wie los! Denn egal, ob der
Weltuntergang nun dies-
mal klappt oder nicht, das
wirklich Wichtige will ge-
sagt, will getan sein! Es rei-
nigt und erleichtert auf be-
glückende Weise unsere Seele, so wie ein Lichtbad der
Augen im Flammenschein es vermag. Machen Sie sich
und anderen dieses Geschenk aus der Tiefe Ihres Her-
zens – solange es geht! „Und wüsste ich, dass morgen
die Welt unterginge, so pflanzte ich noch heute einen
Apfelbaum!“ so eines der wenigen mir zurückbleiben-
den Zitate Martin Luthers. Der das Prinzip Hoffnung der
Macht der Ängste entgegensetzte. Den man für die-
sen Reformationswillen aus der römisch-katholischen
Kirche entfernte. „Mittelalterlich!“ Oder? Wie gehe ich
um mit Menschen, Ideen, Neuerungen? Blockiere ich –
oder kann ich zulassen? Lassen wir die „alte Welt“ un-
tergehen, zugunsten etwas Neuem, eventuell Besse-
rem? Weil wir sicher sind und voller Vertrauen, dass
einmal gepflanzt schon ein fruchtbringender Baum da-
raus wird. Der Duft und Schatten spendet in der Hitze
des Sommers, im Herbst die Frucht uns nährt und im
Winter Licht in unsere Gärten fallen lässt... Lassen wir
die alten Schatten untergehen und setzen Sie Ihr ganz
persönliches Apfelbäumchen! Und bitte feiern Sie je-
den Tag, als könnte es ein guter Letzter sein in dem
Bewusstsein, dass die Sonne auf ihrer Laufbahn wen-
det – seit vielen tausend Jahren, auch schon lange vor
Erfindung des Kalenders!
WELTUNTERGANGS
GutscheinEinmal noch mit Dir im Kino knutschen
Dem Chef/Partner/Peiniger der Kindheit/Idioten
der Woche endlich die Meinung sagen
Laut und falsch vom Pfeifturm singen
In den Bergen Schlitten fahren, nach Hawaii flie-
gen und im Baströckchen tanzen
untergang