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Ausgabe 1 / 2012 GESTERN HEUTE MORGEN INGOLSTäDTER KULTURMAGAZIN KOSTET NUR ZEIT ZUM LESEN...

Wir! in Ingolstadt und Region

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Wir! in Ingolstadt und Region ist ein Ingolstädter Kulturmagazin und erscheint alle zwei Monate.

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Page 1: Wir! in Ingolstadt und Region

Ausg

abe

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012

gestern heute

morgen

ingolstädter kulturmagazin

kostet nur zeit zum lesen...

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Page 3: Wir! in Ingolstadt und Region

herzlich Willkommen

„Er betete New York an. Er vergötterte New York über

alle Maßen – ach nein, es muss heißen: Er schwärm-

te über alle Maßen von New York. New York war seine

Stadt und würde es immer bleiben.“… Zitate aus Woody

Allens grandiosem Film „ Manhattan“. Keine Angst, Wir!

werden Ihnen jetzt nicht erzählen, wie wir Ingolstadt an-

beten oder vergöttern. Aber wir leben gerne in dieser

Stadt, die sich grämt, ausschließlich als „Herrin der vier

Ringe“ oder „Insel der Öligen“ wahrgenommen zu wer-

den oder auch mal abfällig als „Ingoldorf“ tituliert wird.

Dabei hat die Schanz einiges zu bieten. Sie ist eine pul-

sierende kleine Großstadt mit viel Potenzial – es ist an

uns allen, dies zu nutzen. Um dazu Impulse zu liefern,

haben wir diese Zeitschrift „erfunden“. Wir wollen Brü-

cken bauen – zwischen Politikern und Bürgern, zwischen

Jung und Alt, zwischen Einheimischen und „Zug’roasten.

Wir wollen zeigen, was gut ist und was noch besser sein

könnte, berichten aus Kunst, Kultur, Wirtschaft, Wissen-

schaft, aber auch aus dem „richtigen Leben“.

Unser Magazin soll Lust auf diese Stadt machen, auf ein

tolerantes und fruchtbares Miteinander – und zwar bei

allen Menschen aus unserer Region, egal, wo sie ihre

Wurzeln haben. Deshalb haben wir auch diesen Na-

men gewählt – Wir! sind Alle: Arbeiter, Geschäftsleute,

Künstler, Kleingärtner, Vereinsmeier, Beamte, Hausfrau-

en, Privatiers, Schüler, Studenten, Senioren, undundund

Wir! wandeln auf den Spuren der Vergangenheit; Zeit-

zeugen liefern Anekdoten und Histörchen, die den Äl-

teren manches Wiedererkennungs-Erlebnis bescheren

und den Jungen die Stadt an der Donau aus einer un-

bekannten Perspektive zeigen. Apropos Perspektiven:

Klar, dass Wir! unser Magazin auch als Ideenschmiede

für eine lebenswerte Zukunft betrachten – siehe unse-

ren Artikel über das „Projekt Tränktorstraße“…

Zwischen Gestern und Morgen liegt das Heute – heute

sind wir beispielsweise froh, dass die Kinotradition der

Altstadt wiederbelebt wurde. Auch darüber berichten

wir. Der Regisseur Marcus H. Rosenmüller meinte: „Ein

Kino gehört in die Stadt“. Recht hat er. Mit dem

erwähnten Woody Allen besitzt der junge Oberbayer

wenig Ähnlichkeit; eines haben die zwei Herren jedoch

gemeinsam: die große Lust am Filmemachen und die

Lust auf Menschen.

Wie viele tolle Menschen es in dieser Stadt gibt, wurde

uns bei der Arbeit an dieser ersten Ausgabe deutlich be-

wusst. Menschen, die viel zu erzählen haben, die etwas

erlebt haben, noch etliches vorhaben und unternehmen

wollen. Menschen wie Edmund Schuller oder Hansi Mayr.

Privatleute, Firmen und Institutionen waren von der Wir!-

Idee begeistert. Ohne sie und deren Unterstützung wäre

eine solche Zeitschrift nicht vorstellbar.

Eines konnten wir uns nicht verkneifen, nämlich den 21.

Dezember zu thematisieren. Wir tun dies gleich dop-

pelt – zwei Redaktionsmitglieder befassen sich mit dem

„Weltuntergang“ auf ihre ganz eigene Art. Ingolstadt ist

auch ein Pflaster für schrägen Humor, gepaart mit baye-

rischer Lebensphilosophie… Mensch Maya…

und jetzt?zurücklehnen, lesen

und genießen…

„Wir“ freuen uns auf Fragen und anregungen!

Machen sie mit!

gestern – heute – morgen

seite

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Page 4: Wir! in Ingolstadt und Region

Wir machen Wir!

Eine echte Schanzerin, die ihre Stadt liebt. Bisher hab ich meine

Kreativität großformatig (aus)gelebt – als Künstlerin. Mein Credo:

Kreativität ist auch, etwas bewegen zu wollen – im Sinne einer

positiven Veränderung. Ich meine, mit Wir! genau in diese Richtung

zu zielen. Nicht zuletzt dank der kreativen Mitstreiter/innen.

Geboren, gespielt, geträumt, studiert, Journa-

listin geworden, um Geschichten zu erzählen,

Menschen zu porträtieren, Dingen auf den

Grund zu gehen, Komplexes verständlich zu

machen.

Die Schanz ist seit langem meine Wahlheimat,

die viel mehr zu bieten hat als den ICE nach

München – ich muss es wissen, denn ich kom-

me abends immer freiwillig zurück… Auf die

Frage, ob Schreiben beschwerlich ist, antworte

ich mit Mark Twain: „Schreiben ist leicht. Man

muss nur die falschen Wörter weglassen.“

In „jungen Jahren“ aus Toronto nach Ingolstadt

gekommen – als Eishockey-Spieler. Als studierter

Foto-Journalist konnte ich mich anschließend –

nicht nur – in Ingolstadt als Presse-Fotograf und

FotoKünstler etablieren. Einen Traum habe ich

mir mit meinen eigenen Foto-Studio erfüllt.

Gehöre ich mittlerweile schon zum festen

„Inventar“ Ingolstadts? Ich fühle mich jedenfalls

so. Und ich träume immer vom perfekten Bild.

Chefredakteurin

Barbara schuster

Herausgeberin

maria Bentz

FotoKünstler

ritchie Herbert

GRAFIK

Grafik- und Kommunikationsdesign

levan lomidseigrafik-kreativbuero.de

Fabrizio VerniFAVEdesign.de

Ein Saarländer in Ingolstadt. Auf Umwegen

vor 20 Jahren auf der Schanz angekommen

– und geblieben. Als Heilpraktiker etabliert

– und jetzt mit neuem Wir!-Gefühl. Aber

immer das Neue im Blick…

V.i.S.d.P. & Marketing

stephan Arens

Page 5: Wir! in Ingolstadt und Region

Fo

tos:

rit

ch

ie h

erb

ert

geboren auf der Schanz, geheiratet auf der Schanz,

Kinder auf der Schanz geboren, in der Welt herum-

gekommen, wieder auf die Schanz zurückgekommen,

lebe gerne hier – über 100 000 Menschen können sich

schließlich nicht irren…

Anzeigen- und Vertriebsleiterin

Anita ihle

Geboren in der großen Stadt am kleinen Fluss

– München. Gekommen in die kleine Stadt

am großen Fluss – Ingolstadt. Geblieben –

und das gern und freiwillig – in der Altstadt.

Genug Raum und Zeit, um der Gedankenfülle

schreibend eine Heimat zu geben. Bei allem

(Selbst-)Zweifel höchst fruchtbringend.

Redaktionsmitglied – unser Philosoph

nick-in

Unsere Interview-Spezialistin –

Ingolstädterin, Studium in Eichstätt.

Redaktionsmitglied

Janine Bentz-HölzlIn München geboren. In der

Kindheit nach Ingolstadt

verschleppt und seitdem hier

eingewurzelt. Kabarettistin,

freie Journalistin – mit uner-

schütterlichem Optimismus

ausgestattet. „Humor ist das

Gleitmittel des Universums“

Kolumnistin und Redaktionsmitglied

maxi Grabmaier

„Wos ma grad so eifoid...“ darüber

schreibt unser „Stodschreiner“ in

seiner Kolumne. (siehe Seite 14)

Kolumnist

Hans Bichlmaier

seite

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Page 6: Wir! in Ingolstadt und Region

Wir! in ingolstadt Verlag, Tränktorstr. 10, 85049 Ingolstadt, Tel. 0841 993496-00, Fax 0841 993496-02, [email protected]

herausgeberin Maria Bentz

V.i.s.d.P. & marketing Stephan Arens

chefredaktion Barbara Schuster

redaktion Nick-IN, Janine Bentz-Hölzl, Maxi Grabmeier, Stephan Arens,

Hans Bichlmaier

redaktionelle mitarbeit Michael Klarner, Thomas H. Gehrke

grafik- und kommunikationsdesign Levan Lomidze, Fabrizio Verni

fotografie Ritchie Herbert

anzeigen & Vertriebsleitung Anita Ihle

druck Hofmann Druck Nürnberg

auflage 15.000 Exemplare

nächste ausgabe 16. Februar 2013

Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Herausgeber wieder.

impressum

07 galerie neWs

08 lausbub mit 92

13 es War einmal...

14 der stodschreiner

16 altstadtFlimmern

24 liebesbeichte ob lehmann

32 die „FünFte Fraktion“

38 lifePark max

40 der herr der krähne

42 Winterzauber

44 stromberg bei avus 48 knöllchenalarm

52 ingolstadts Finest...

58 Weltuntergangsalarm

60 jungbrunnen

62 helden der kunst

64 zukunftsVision

66 letzte Worte

der inhalt

Page 7: Wir! in Ingolstadt und Region

Absolut faszinierend: Papier

als Ausgangsmaterial für

Schmuck. Doris Häusler ar-

beitet mit Wellpappe, Tonpa-

pier oder echten Buch seiten.

Durch Rolltechnik und Über-

zug mit Lack sind sie stabil

und wasserfester.

Schmuck aus Buchseiten ist

absolut einzigartig und bietet

völlig neue, überraschende

Gestaltungs-Möglichkeiten.

Arbeitet seit 3 Jahrzehnten mit dem Material Ton.

Seit einiger Zeit setzt Sie sich mit der Objekt-

Keramik auseinander. Für diese Werke bevorzugt

Sie die Brenntechnik des Raku. Sie lebt und arbei-

tet in der Altstadt von Ingolstadt.

Computeranimation von

Anton Tyroller zur

Literaturperformance

„In my Head“.

Der 1963 in Augsburg

geborene Künstler lebt

und arbeitet in Ingol-

stadt. Seine Arbeitsge-

biete liegen neben der

Malerei und Objektkunst

zunehmend im multime-

dialen Bereich.

An diesem Tag stellen die Ingolstädter Künstler Maria Bentz, Anton Tyroller,

Doris Häusler und Susanna Smyczek-Schuhmann Ihre Arbeiten gemeinsam aus.

galerie neWs

Große eröffung der Galerie „Galerie am kunstpark“ an der tränktorstr. 10 in ingolstadtFr. 18.01.2013 um 19:00 uhr

„Tenor“

„In my head“

Künstlerin Maria Bentz stellt Ihre Arbeiten in

Acryl und Mischtechnik vor.

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lausbub mit 92

ingolstädter Geschichten mit edmund schuller

ein schanzer original

text: michael klarner

Fotos: ritchie herbert

Ganz ohne Zweifel: Edmund

Schuller ist einer, von dem

man mit Fug und Recht

behaupten darf, er sei ein

Schanzer Original. Einer, der durch seine unverwechsel-

bare Art einmalig ist. Viele Menschen haben ihn noch

gut im Gedächtnis, auch wenn er sich längst schon zur

Ruhe gesetzt hat. Einer breiteren Öffentlichkeit ist er

vor allem bekannt geworden durch seine jahrzehnte-

lange Tätigkeit als Führer in der Asamkirche Maria de

Victoria. Sie ist die prächtigste der Ingolstädter Kirchen,

die Jahr um Jahr die Besucher zu Tausenden begeis-

tert. Viele der heute Erwachsenen können sich noch

gut erinnern, als sie im Kindesalter gebannt seinen

Erzählungen gelauscht haben. Bildreich und detailliert

hat er über das barocke Kleinod der Gebrüder Asam

berichtet, die von ihnen erschaffenen Fresken und die

versteckten Besonderheiten in den Bildern.

Geredet hat er schon immer

gerne, und das tut er auch

heute noch – mit inzwischen

92 Jahren. Rüstig ist er ge-

blieben, auch wenn die Zeit und das Alter natürlich ihre

Spuren hinterlassen haben. Mit altbairischem Zungen-

schlag, einer gehörigen Portion Humor, vielen Anekdo-

ten und einem schier unerschöpflichen Repertoire an

Sprüchen weiß er seine Zuhörer zu faszinieren. Gele-

gentlich sitzt ihm auch gehörig der Schalk im Nacken,

wenn er etwa von seinen Lausbubengeschichten aus

Alt-Ingolstadt berichtet.

Aufgewachsen ist er in den 1920er Jahren, als die

Schanz noch rund 26.000 Einwohner zählte, also knapp

ein Fünftel der heutigen Population. Schuller hat die

Entwicklung seiner Heimatstadt von der ehedem grau-

en Kleinstadt-Maus zum aufstrebenden Wirtschafts-

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lausbub mit 92

ein schanzer original

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i weiß fei´ no ois!

standort selbst erlebt. Geboren 1920 im Paradiesgas-

serl, einer kleinen Straße, an der zwar wohl schon jeder

einmal vorbeigekommen ist, aber von deren Existenz

nur die wenigsten wissen. Auch in den meisten Stadt-

plänen sucht man sie vergeblich. Heute freilich ist sie

auch längst keine so beschauliche Gasse mehr, wie

es der Name eigentlich erwarten ließe. Droben, im

Osten des Holzmarkts, liegt sie gleich hinterm Kaufhof.

Dessen rückseitige Lieferzone, ein unscheinbarer und

etwas eintöniger Platz, trägt auch heute noch diesen

blumigen Namen.

Einst stand hier das Haus der Familie Schuller, der

Vater war Uhrmacher und hatte sechs Gesellen. Die

Kirchturmuhren fast aus der ganzen Region wurden hier

repariert und überholt. Gleich nebenan, am Holzmarkt,

fand selbiger einmal in der Woche statt. Bis aus dem

Donaumoos kamen die Händler, um hier neben Holz-

scheiten auch getrockneten Torf zum Heizen feil zu

bieten. Ganze Tagesreisen dauerte es damals, wenn

die Kleinbauern mit Fuhrwerken, gezogen von dür-

ren Kühen, nach Ingolstadt reisten. Ochsen- oder gar

Pferdegespanne konnten sich nur die wohlhabenden

Landwirte leisten.

Geprägt war Schullers Kindheit von Armut. Als der

Vater krank geworden und mit nur 50 Jahren gestorben

war, musste die Mutter die vier Kinder allein durch-

bringen. Zwar kam mit dem Verkauf des Anwesens ein

Haufen Bargeld in die Kasse, doch schon am nächsten

Tag war alles wieder perdu – mit der Inflation war das

kleine Vermögen ein Haufen wertlosen Papiers ge-

worden. Im zugigen Dachgeschoss durfte die Familie

wohnen bleiben, „a paar Markl“ vom Amt hat´s wohl ge-

geben, aber das hat bei weitem nicht gereicht. Bei den

Franziskanern im Kloster gab´s allerdings jeden Tag ein

Supperl. Als kleiner Bub hat Schuller hier in der Email-

lekanne das Mittagessen für die Familie geholt, zusam-

men mit einem Stück Brot, das, da kann er sich heute

noch gut erinnern, außerordentlich gut geschmeckt

hat. Die kargen Lebensumstände zwischen den beiden

Weltkriegen hat man geduldig ertragen: „Wir ham´s halt

so g´nommen wie´s kumma is, was andres ham wir auch

nicht gekannt.“

In der benachbarten Metzgerei Forster hingegen, da

waren die wirklichen Schmankerl daheim – unerreich-

bar für viele. Die Metzgermeistersgattin, eine kreuz-

brave und gottesfürchtige Frau, hat ihre Gesellen stets

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mir ham immer an spaß g´habt

angehalten, auch immer fleißig zur Beichte zu gehen,

hat gar deren Beichtzettel regelmäßig kontrolliert,

bevor der Lohn ausgezahlt worden ist. So ganz genau

weiß es Edmund Schuller nicht mehr, wer auf die Idee

kam, daraus ein Geschäft zu machen, er oder die Metz-

gergesellen. Allerdings ist er fortan brav zum Beichten

gegangen und hat die Beichtzettel anschließend gegen

eine deftige Brotzeit eingetauscht. Einfallsreich war er

halt schon immer!

Kindheit und Jugend hat er in der Altstadt verbracht,

mit dem was man damals halt so getrieben hat. „Com-

puter, Internet und so a Zeug hat´s net geb´n“, also

musste man sich selbst etwas einfallen lassen, „aber

mir ham immer an Spaß g´habt“. Auf blanken Sohlen –

„Schuhe ham wir nur im Winter getragen, wenn es wirk-

lich kalt war“ – sind die Burschen durch Stadt und Um-

land gestreift, nach Lenting raus und auch mal zur Burg

nach Nassenfels und haben dabei allerlei Schabernack

getrieben. Lausbuben halt, an denen ein Ludwig Thoma

seine wahre Freude gehabt hätte.

In einem Steinbruch bei Lenting etwa, in dem der Be-

sitzer einen künstlichen Teich für seine Enten angelegt

hatte, waren sie der Meinung, dass das Wasser aus

dem Teich einen wunderbaren Wasserfall abgeben

würde, wenn man nur den Erddamm an einer Stelle

etwas durchbohren würde. Und wie das Wasser nur

so aus dem Teich geschossen ist, gab es eine „wahre

Sturzflut“! Als diese allmählich wieder nachgelassen

hat, saßen die Enten im Sumpf und die Buben freu-

ten sich. Diese Freude nahm aber ein jähes Ende, als

der Steinbruchbesitzer mit hochrotem Kopf und wild

fuchtelnd um die Ecke kam – ein Jahr lang hatte er

gebraucht, den Teich für seine Enten mit Wasser voll

zu bekommen. Da haben sich die Burschen erst einmal

versteckt, etliche Stunden. Als es dunkel war, haben

sie sich dann ganz schnell und leise wieder auf den

Heimweg gemacht.

Wer sich mit Edmund Schuller heute auf einen Spazier-

gang durch die Altstadt macht, dem weiß der 92-Jäh-

rige viel vom alten Ingolstadt zu berichten, von der

ersten Tankstelle in der heutigen Ludwigstraße, von

drallen Wirtinnen, die oft mehr Bier vertragen haben als

ihre Stammgäste und von seinen zahlreichen Jugend-

sünden: Am Paradeplatz etwa, in der Wirtschaft im

Gewerkschaftshaus, in dem es regelmäßig Tanz und

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Trachtenvorführungen gegeben hat. Heimlich, durchs

Hintertürl, hat man sich hineingeschlichen, der Musik

gelauscht und sich an den Tänzen und Darbietungen

erfreut. Einmal allerdings hat sie der Organisator, ein

junger Mann, dabei erwischt und sie mit einer gehöri-

gen Watsch’n wieder hinauskomplimentiert. Das darf

man sich nicht gefallen lassen! Die paar Pfennig für

eine Schachtel Reißzwecken waren schnell zusammen-

gekratzt und das Ziel fest vor Augen: das Rennradl des

Organisators. „Mei hat der g’fluacht, wia eam die Luft

ausganga is!“, amüsiert sich Schuller und stellt stolz

fest: „Danach hat er uns in Ruh´g´lassen und mir durften

bei den Aufführungen wieder zuschau´n.“

Die Schutter war damals schon weitgehend unter

die Erde verbannt, nur an der Liebl-Klinik und an der

Schleifmühle verlief sie noch ein gutes Stück ober-

irdisch. Die Donau war daher für die Jugend ein Ort

regelmäßigen Freizeitvergnügens. Im Sommer beim Ba-

den, aber auch im Winter, wenn sie ganz oder teilweise

zugefroren war. 1928 etwa, ein „saukalter Winter“, kam

der „große Eisstoß“. Hoch türmten sich die Schollen,

„gekracht und geknackst hat´s bis in die Stadt hinein“.

An den Brückenpfeilern staute sich das Eis und die

Pioniere mussten ausrücken und mit Sprengungen die

Eismassen wieder lösen, damit die Gewalten keinen

Schaden an den Brücken anrichteten.

Bevor der Lauf des Flusses durch Staustufen reguliert

wurde, fror die Donau immer wieder zu – für die Kinder

der Altstadt ein herrlicher Abenteuerspielplatz. Mit

langen Stangen bewaffnet, sind sie auf Eisschollen spa-

zieren gefahren, ein nicht ungefährliches Vergnügen,

vom dem die Eltern tunlichst nichts mitbekommen durf-

ten - erst recht nicht, wenn einer von ihnen ins Was-

ser gefallen war. Durchnässt und bis auf die Knochen

verfroren sind sie dann triefend heim geschlichen, – mit

Eiszapfen an den Kleidern -, haben sich umgezogen

und sind schnell wieder raus auf die Straße. „Abgehär-

tet bis dortmals, an Katarrh ham mir gar ned kennt“.

Geschichten wie diese weiß Schuller zu Dutzenden

zu erzählen, und jede von ihnen liefert ihm ein neues

Stichwort, „da kannst a ganze Serie draus machen“, und

wer weiß, vielleicht machen wir das auch.

Später, seine Lehre zum Dachdecker hatte er noch

nicht richtig beendet, begann der Zweite Weltkrieg und

er wurde zum Arbeitsdienst eingezogen. Im Krieg hat er

einen Arm verloren. Danach war er als Betriebsmeister

bei der Bahn beschäftigt – von 1948 bis Anfang der

Siebziger Jahre als Schrankenwärter an der Ettinger

Straße, an der Bahnlinie nach Eichstätt. Anschließend,

bis 1988, war er Kirchenführer und „Aushilfs-Meßner“ in

der Maria de Victoria. Und wen er da alles geführt hat:

„Nette Leit und andere a“, Touristen und Einheimische,

Großkopferte und Bürgerliche und jedem hat er seine

G´schichterln erzählt. Wenn es so etwas wie einen „In-

golstädter Original“ gibt, dann ist Edmund Schuller ein

Paradebeispiel dafür.

Auch heute kommen manchmal noch liebe Gäste von

früher und dann beendet der 92-Jährige gerne für

kurze Zeit seinen Ruhestand und ist als Kirchenführer

wieder ganz in seinem Element. „Spaß macht´s, wie

früher“ und fügt er stolz hinzu „I weiß fei´ no ois!“ Das

glaubt man ihm gerne.

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Eine Aufnahme aus den 1950er Jahren, der Anfangszeit des Baugeschäfts Mayr in Ringsee

…in der 1950er Jahren: Eine Familie mit sechs Kindern

brauchte Platz und wollte ein Haus bauen. Ein so-

lider Bau sollte es sein, aber das Geld war nicht in

Überfluss vorhanden. Man kaufte ein Grundstück im

Nordosten und beauftragte ein Bauunternehmen.

Die Maurer begannen mit der Arbeit und schließlich

wurde der Traum für die Familie Wirklichkeit: Es stand

da, das Traumhaus, gut konstruiert und für damalige

Verhältnisse geradezu revolutionär, was Raumeintei-

lung und Wärmedämmung anging. Der Firmenchef

sagte zu der Auftraggeberin: „Wissen Sie, verdient

es War einmal in ingolstadt…

ein märchen aus dem richtigen leben

habe ich an dem Haus so gut wie nichts, aber es freut

mich, dass eine Familie ein schönes Zuhause hat.“ Der

Bauunternehmer war der im Januar 2012 verstorbe-

ne Hans Mayr senior (Vater von Hansi Mayr, unserem

Gesprächspartner beim Artikel über das Theresiencen-

ter), die Kundin war die Mutter einer Ingolstädter Ge-

schäftsfrau. In einer Zeit, in der Bauunternehmer gerne

als böse, raffgierig und korrupt dargestellt werden (zahl-

lose TV-Serien benützen dieses Klischee unverdrossen)

klingt unsere Geschichte wie ein Märchen. Aber sie ist

wahr!

text: barbara schuster

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Page 14: Wir! in Ingolstadt und Region

1950 im Juni war ich im Bauch von

meiner Mama noch im Volksfest. Aber

auf dem alten Volksfestplartz am

jetzigen Hallenbad. Am selben Tag

hab ich in der Liebeklinik das Licht

der Stod erblickt und bin gleich tauft

wordn, damit, wenn ich sterbn dat, nicht als Heidnkind

an der Himmespfortn abgwiesen würde.

Kurz drauf bin ich wieder raus aus der Innenstod und

heim Richtung Westen in die Haslangstraße eins. Da

hab ich dann schön gelebt mit

Mama, Papa und Schwester. Mei

war des as reinste Paradies.

Gwohnt im alten Festungsbau im

Bollwerk Haslang von 1854. Dicke

Mauern, einen Gußeisenofen zum

Arscherl aufwärmen im Wohnzim-

mer, sonst war ja keine Heizung

da, im heizungsfreien Zimmer

einen aufgwärmten Ziegelstoa als

Wärmflaschenersatz, zum Spuin

im Garten einen Verteidigungswall

mit dahinter einen umlaufenden

Wassergrabn, alles gebaut noch

von der königlich bayrischen Ver-

teidigungsbaumoasterei.

Dann mit eineinhalb Jahren hat mich meine Mama ins

Körberl gsetzt, vorn aufn Radllenker gesteckt und hin-

ein in´d Stod.

Mei erster unheimlich guter Eindruck von derer schö-

nen Stod, unserem Ingolstod. Wie ich so durchs Kreuz-

tor kommen bin, dahinter rechts, meine ersten Pferdl

gseng hab beim Kreuzschmied, aber davor links nach

dem Tor zum Lebensmittelkramer Wittmann-Bauer mit

rein dürfen hab zum Lebensmittelkauf.

kolumne: der stodschreiner

Seinerzeit a Migrant

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Page 15: Wir! in Ingolstadt und Region

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Dies hab ich die nächsten Jahre immer wieder glücklich

erlebn dürfen bis zu dem Moment wos mich ins Marien-

heim gsteckt ham, in den damaligen Kindergartn.

Da hab ich fast alle kennaglernt, die Stoderer. Alle

innerhalb der Stodmauer aufgewachsn und alle in den

oidn Häusern drin, alle mein Alter oder noch älter.

Aber alle hams mi so komisch angschaud. A Bua von so

weid draußen (2-3 km im Westen). Da Vadda a Münch-

ner, Mama aus Rosenheim, Schwester naja, jedenfalls

waren wir keine echten Stoderer sondern Migranten. In

der Zeit ist mein größter Wunsch entstanden „Ich möch-

te mal in der Stod leben oder arbeiten.“

In der Schui dann, damals no Moritzschui für Katholi-

sche ( jetzt Schule auf der Schanz) hab ich den einzigen

Vorteil gehabt daß ich wenigstens ned emphangelisch

war, aber trotzdem einfach noch einer von draußen,

denn kommen sans alle von der Stod drin.

Da Lenze von der Metzgerei Lipold Bauer in der Kupfer-

straße, da Bobby, auch ein Metzgerbua vom Forster aus

der Eselbräustraße, da Hanse ein Schäfflerbua von der

Schulstraße, da Hagn da andere Hansi vom Eisenhänd-

ler Fendt Am Stein, da Lautner Seppe Wirtsbua vom

Daniel und da Siegi da Malerbua vom Schulz Bolle in

der Ludwigstraße. Und noch ein haufen andere Lausbu-

ben, denn Madl warn nicht in der Klasse. Und wos war

ich – ein Migrant von drausserhalb. Hat aber nicht lang

dauert, dann hab ichs denen aber zeigt.

Hab mich überall neigwandelt, zu den Pfadfindern, zum

Schwimmverein TV, der dann mit den MTV Schwimmern

zum Delphin geworden ist, als Ministrant im Gnadenthal

hab ich auch Karriere gmacht und vor allem duckmau-

sert war ich schon gar ned.

Und schau, wenn ma überall mitmacht, sich zeigt und

angaschiert, was passiert?

Auf einmal bist nimma a Migrant, sondern mitndrin in

den Cliquen und anerkannt wirst auch. Also, alle die

irgendwo frisch hin kommen, machts es so, dann wirds

schon gut gehen.

Und wißt ihr wie es jetzt ist, mein Wunsch von damals

ist Wirklichkeit geworden. Ich arbeite seit Jahren jeden

Tag in der Milchstraße mitten in unserer schönen Stod.

Und wo sind die anderen Stoderer von früher? Ein bis-

serl weiter weg, da Fendt Hanse sogar bis auf Amerika

– der arme Hund.

Ois guade bis zum nächsten mal

Euer Stodschreiner

Bichlmaier Hansi

Page 16: Wir! in Ingolstadt und Region
Page 17: Wir! in Ingolstadt und Region

Cineastische Gefühle bewegen uns

text: nick-in

Fotos: ritchie herbert, stephan arens, nick-in

altstadt-

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Page 18: Wir! in Ingolstadt und Region

altstadtFlimmern

Wer‘s glaubt wird selig: Darsteller Maximilian Schafroth, Regisseur Marcus H.

Rosenmüller und Kinobetreiber Franz Fischer bei der Eröffnung.

Page 19: Wir! in Ingolstadt und Region

Es ist ein herkulisches Gefühl. Eine tiefe innerliche Fei-

erlichkeit, schmeichelnd der kulturell aufgeschlossenen,

über Jahre darbenden Seele. Trotzig den Trost aufs-

augend: „Das Warten hat ein Ende“. Eigentlich müsste

man hier schon mal drei Ausrufezeichen setzen. Die

Altstadt hat einen wichtigen Teil ihrer Identität, bes-

ser noch: seiner Intimität zurück. „Das Warten hat ein

Ende“. Eine kraftvolle Ansage, ein tätiges Versprechen

– eingelöst in den Abendstunden des 25. Oktobers

2012. Und wie!!! Drei Ausrufezeichen. Und in Groß-

buchstaben – für alle: ES IST KINO IN DER ALTSTADT.

Wieder, endlich wieder.

„Wer‘s gl aubt, Wird selig“.

Feinsinniger, geschliffener Humor, der uns da im Früh-

jahr des Jahres sehr plakativ in der Manggasse erreich-

te. Gut, wir haben es ja geglaubt. Gern geglaubt. Sind

wir jetzt selig? Hach, lasst uns doch einmal, nur einmal,

schwärmen, ohne rot zu werden: Glückselig. Glückse-

lig mag sich auch die Gastronomie im Zentrum sehen.

Ach ja: Zentrum. Die Altgriechen und Lateiner unter

uns nicken jetzt wohl verständig – Achspunkt, Kreis-

mitte. Die Ingolstädter Altstadt kommt dem „Zentrum“

wieder verdächtig nahe. Die wiedererstandene „zent-

rale“ Kino-Landschaft hat die Attraktivität der Altstadt

sogleich wahrnehmbar erhöht. So weiß Klaus Reichelt,

der „Ölbaum“-Wirt, zu berichten, dass „die Leut’ vor

und nach dem Kino hier reinschaun“. Andernorts soll es

ähnlich sein.

Tatsächlich soll es Menschen in Ingolstadt und der

Region geben, welche die Schanzer Innenstadt zu-

gunsten der Peripherie meiden – aus den hinreichend

bekannten Gründen, von der „Westpark“-Zeitung

gern und genüsslich zelebriert. Und diese Menschen

entdecken plötzlich das Ingolstädter Innenstadt-Bio-

top wieder neu. Eben „vor und nach dem Kino.“ Es

lässt sich in genau dieser verlockend entspannten

Kino-Stimmung schon mal lustvoll bummeln… Nicht

der Klassiker „Aufstieg und Niedergang“, sondern der

Ingolstädter Sonderweg der Umkehrung „Niedergang

und Aufstieg“ sind sogar Regisseur Marcus Hausham

Rosenmüller – „Wer‘s glaubt, wird selig“ – explizit auf-

gefallen. Kam dieser doch bei der Altstadt-Kino-Wie-

dergeburt am 25. Oktober regelrecht ins Schwärmen.

Während überall – auch in seiner oberbayerischen

Heimat – das Kino-Dasein auf Talfahrt sei, „schafft

Ingolstadt die Trendwende“. Ingolstadts OB Lehmann,

unter den Gästen, bekam zwar an diesem denkwürdi-

gen 25. Oktober ob dieses Kompliments keine roten

Ohren, aber immerhin gediegenen Applaus für seine

– in diesen Kreisen nennt man das so – launigen

Grußworte.

„das Warten hat ein ende“:

Wer in die 90er Jahre zurückblickt, wird sich noch gern

an die vier Altstadt-Kinos erinnern. Aber Mitte des

Jahrzehnts, kurz nach der Eröffnung des CineStar am

Westpark, verabschiedete sich das Roli an der Dollstra-

ße, dann das Kino-Center in der Spitalstraße. Und Mitte

2008 war dann endgültig Schluss – „Licht aus“ in den

Kinos in der Manggasse und der Josef-Ponschab-Stra-

ße – und 100 Jahre Kino-Tradition waren Geschichte.

Vier Jahre Altstadt-Kino-Abstinenz galt es zu ertragen.

So mancher Kino-Besuch wurde gestrichen; die Lust auf

das CineStar am Westpark hielt sich in engen Grenzen.

Nur-Film-und-dann-wieder-heim war und ist keine wirk-

liche Alternative.

es hat sich gelohnt,

das Warten…

Wer weiß, wer weiß – vielleicht hat das alte, neue

Altstadt-Flimmern, die alten, neuen Altstadt-Kinos noch

weitere, echt zukunftsweisende Aspekte: Im Kanon mit

Stadt- und Altstadttheater, den Museen, Neuer Welt

und Diagonal bis hin zum Open Flair ist die Altstadt nun

endgültig (wieder) der kulturelle Mittelpunkt Ingolstadts.

Und in Union mit dem – wie auch immer gearteten –

Hotel & Kongresszentrum am Rande der Fußgänger-

zone, mit einem hellsichtigeren und mutigeren IN-City

und einer sensibilisierten Stadt-Regierung könnte die

geschäftlich eher darbende Fußgängerzone, könnte die

Schanzer Altstadt zu neuer Blüte wach geküsst werden.

Man soll halt zusammenfügen, was zusammen gehört.

Schöne Aussichten…

da ist es ja Wieder – das altstadt-geFühl

seite

19

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Page 20: Wir! in Ingolstadt und Region

Die 2010er Jahre: Erst mal waren sie das erste Jahr-

zehnt des ersten Jahrhunderts im neuen Jahrtausend.

Und in Ingolstadt? Auch. Erst mal. Aber schalten Sie

doch selbst mal Ihr Kino im Kopf ein. Da war doch

noch… Genau! Wer bis Mitte der 2010er-Jahre die In-

golstädter Altstadt „erlebte“, hatte tatsächlich noch vier

Kinos in unmittelbarer Nähe – alle innerhalb weniger

Fuß-Minuten erreichbar: Den Central-Kino-Center in

der Spitalstraße, das Union in der Josef-Ponschab-Stra-

ße, das Cinema in der Manggasse und das Roli in der

Dollstraße.

Als erstes verabschiedete sich das Roli, die Rosen-

eck-Lichtspiele, mit seinen zwei Sälen Ende März 2005

recht unspektakulär. Und das knapp ein halbes Jahr

nach der Eröffnung des CineStar am Westpark. Der aus-

laufende Pachtvertrag wurde nicht mehr verlängert. Das

markante Gebäude mit seinem herrlichen Säulen-Portal

und dem Deckengewölbe wurde einfach abgerissen

und durch ein Studenten-Wohnheim ersetzt – womit

das Thema Baukunst direkt gegenüber Ingolstadts

ältesten Wirtshaus, dem Daniel, auch erledigt war.

Was bleibt, s ind

schöne erinnerungen…

Im gleichen Jahr wurde auch das Central-Kino-Center

geschlossen: Seit September 2005 wurden die Säle

Atelier und Palette bespielt. Im Central und Bambi fiel

am 28. September die letzte Klappe. Auch hier kamen

recht schnell die Bagger – und der Kino-Zweckbau mit

dem Charme der 1950er-Jahre wurde durch ein „wun-

derschönes“ Wohn- und Geschäftshaus ersetzt.

Was bleibt, s ind Wehmütige

erinnerungen…

Kein Wunder, dass der Donaukurier am Ende des

Jahres feststellt: 2005 ist das Jahr des Ingolstädter

Kinosterbens… Das war aber noch nicht das Ende der

Fahnenstange. Wir schreiben das Jahr 2008: Die Alt-

stadt-Kino-Gemeinde wurde aufgeschreckt. Erst waren

es Gerüchte, dann Gewissheit. Das Cinema und das

Union, mit je zwei Kino-Sälen, schließen. Über alle In-

golstädter Medien war im März 2008 zu erfahren, dass

den Betreiberinnen Jeanette und Karin Mengele zum

kinosterben x xlDer letzte macht

das lichtspiel aus –eine Chronik

Page 21: Wir! in Ingolstadt und Region

3 jahre, Welche die altstadt veränderten

30. Juni der Pachtvertrag gekündigt würde. Mit einem

Male war alle alarmiert – die Ingolstädter im Allgemei-

nen und speziell jene, die mit dem Westpark-Kino nicht

viel anfangen konnten oder wollten; selbst die Politik

erblasste. Das drohende Ende der beiden verbliebenen

Altstadt-Kinos – eine Vorstellung, mit der sich man/

frau sich absolut nicht anfreunden konnte und abfinden

wollte. Das wäre ja das endgültige Aus für die Altstadt

– so manch Eingeweihter. Unterschriften-Aktionen

starteten, der Donaukurier fragte am 15. April: „Wer

rettet die Altstadt-Kinos?“ – und erkannte: „Lebendige

Altstadtkinos sind nicht zuletzt auch eine Sache von

Stadtmarketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung.

Grund genug für Grünen-Stadträtin Petra Kleine, die

drohende Schließung der Mengele-Häuser im jüngsten

Beirat der städtischen Tochtergesellschaft IFG anzu-

sprechen.“

und dann passierte

tatsächlich das, Was nie

hätte passieren dürFen:

Am letzten Juni-Wochenende des Jahres 2008 war

alles vorbei. Quasi letzter Vorhang für das Union-Kino

und das Cinema, letzter Vorhang für die Schanzer Alt-

stadt-Kinos. Und das zum hundertsten Geburtstag der

Schanzer Kinogeschichte.

Was bleibt, s ind

schöne erinnerungen…

Und Tage später prangte – als letzter Gruß der Men-

gele-Schwestern an Ingolstadt – von den Cinema-Pro-

grammtafeln schlicht und ergreifend „Aus und vorbei“.

Wenn auch hinter den Kulissen weiter und weiter

verhandelt wurde: Es passierte – und passierte – und

passierte – nichts. Für mehr als vier Jahre blieben uns

einfach nur – Erinnerungen…

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Page 22: Wir! in Ingolstadt und Region

filmschnipsel

ingolstadt – der Film???

Ingolstadt hat seine Altstadt-Kinos wieder. Gott sei

Dank. Aber Ingolstadt hat auch noch die Asam-Kirche –

und Frankenstein und die Illuminaten. Ingolstadt besaß

die erste Universität Bayerns undundund. Ingolstadt als

mystische Stadt…

Wir! Konnten es uns nicht verkneifen, auch den „Wer‘s

glaubt, wird selig“-Regisseur Marcus H. Rosenmüller

entsprechend zu befragen:

Wir!: reizt sie das Thema ingolstadt – für einen

Film?

MARCUS H. ROSENMÜLLER: Ich weiß noch: Wie ich

„Frankenstein“ im Kino gesehen habe, da stand am An-

fang „Ingolstadt“. Ich hab mir damals gedacht: Hei, das

ist ja bei uns in Bayern, das ist ja unser Ingolstadt. Und

jetzt bin ich hier. Und da haben Sie recht – es gibt halt

noch kein Drehbuch. Aber mein Produzent, der auch

„Dreiviertelmond“ gemacht hat und mit dem ich meinen

nächsten Film dreh, der ist ja Ingolstädter. Da werden

wir gewiss mal drüber reden. Also nicht wundern,

wenn‘s was wird – mit dem Film…

Übrigens: „H.“, das Kürzel des zweiten „Vornamens“ von

Marcus H. Rosenmüller bedeutet „Hausham“ – und so

heißt sein Wohnort. Was aber kein Hinweis auf seine

Heimat-Verbundenheit ist. Vielmehr geht‘s darum, nicht

mit dem gleichnamigen Regisseur Marcus O. Rosenmül-

ler verwechselt zu werden.

Page 23: Wir! in Ingolstadt und Region

Wolfgang Schick, Geschäftsführer der wiedereröffne-

ten Altstadt-Kinos Cinema und Union, kann wohl recht

zufrieden in die Zukunft schauen. Das Publikum liebt

die Auferstandenen. Der Zustrom auf die cineastischen

Altstadt-Perlen ist ungebrochen:

DAS BLITZ-INTERVIEW – 25. NOVEMBER 2012

Wir!: Jetzt, einen Monat nach der äußerst gelungenen

Wiederbelebung der altstadt-Kinos, bitte eine kleine

zwischenbilanz…

WOLFGANG SCHICK: Es läuft hervorragend. Der Be-

such gerade im Cinema ist ausgezeichnet. Im Union

ist‘s auch in Ordnung für die Filme, die wir spielen. Ich

bin begeistert – die Ingolstädter haben ihre Altstadt-Ki-

nos mit offenen Armen empfangen. Sie nutzen auch

Filmreif

eifrig unser Eröffnungs-Angebot mit den 10er-Paketen.

Ich bin rundum zufrieden. Ich bin begeistert – über die

Resonanz, mit welcher Freude die Ingolstädter in die

Altstadt-Kinos kommen.

Wir!: Wie geht‘s dem Flügel – wird er oft bespielt?

WOLFGANG SCHICK: Noch nicht, weil das Café noch

nicht fertig ist. Aber der eine oder andere Gast lässt

es sich nicht nehmen, nach der Vorstellung darauf zu

spielen. Die anderen Gäste freut‘s natürlich…

Wir!: Gibt‘s das café bis Weihnachten?

WOLFGANG SCHICK: Wir sind fertig, wenn wir fertig

sind. Wann es so weit ist, kann ich jetzt noch gar nicht

sagen. Aber dann, dann werden es unsere Gäste mit

Sicherheit bemerken. Ich freu’ mich schon…

Zitat eines Gastes über die „Beinfreiheit“ der Kinosessel: Da könnt ich mein Radl mit raufbringen, bei den Vordersit-

zen hinstellen – und könnt meine Füß’ immer noch ausstrecken.“

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Page 24: Wir! in Ingolstadt und Region

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oberbürgermeister dr. alFred lehmann

interview: janine bentz-hölzl

Fotos: ritchie herbert

wir! waren dabei!

Page 25: Wir! in Ingolstadt und Region

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w i r i n i n g o l s ta d t. d e w i r i n i n g o l s ta d t. d e

ingolstadt – da bin ich daheim

liebesbeichte

Page 26: Wir! in Ingolstadt und Region

Eines wird schnell klar: Man ist und bleibt Bürgermeis-

ter auch nach Verlassens des Büros. Auf unserem

kurzen Spaziergang vom alten Rathaus zur neuen

Kunstgalerie müssen wir unser Gespräch mehrfach

unterbrechen. Passanten suchen offen den Kontakt zum

Bürgermeister und freuen sich, ein paar Worte mit dem

Mann zu wechseln, der seit zehn Jahren an der Spitze

der Ingolstädter Politik steht. Das offenbart Bürgernähe,

scheint aber anstrengend zu sein. Wie muss es sich

anfühlen, das Oberhaupt einer Stadt zu sein? Wir haben

genauer nachgefragt und dabei ein sehr persönliches

Gespräch mit einem humorvollen, aber auch nachdenk-

lichen Alfred Lehmann geführt.

für immer bürgermeister

alFred lehmann Wirkt sehr oFFen

und Freundlich, aber auch kontrol-

liert. man merkt soFort: er ist ein

medien-proFi . mal sehen, ob es uns

gelingt, ihn aus seiner rolle hervor-

zulocken.

Wie würden sie ihr Verhältnis zu ingolstadt beschreiben? War es liebe auf den ersten Blick?

Page 27: Wir! in Ingolstadt und Region

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Page 28: Wir! in Ingolstadt und Region

das klingt nicht aus-

Wendig gelernt, son-

dern sehr authen-

tisch. er spricht

energisch, seine stim-

me Wirkt Weniger

sachlich. die message

kommt an: seine arbeit

macht ihm grossen

spass.

OB: Ja! Früher habe ich im Norden von München

gewohnt und bin auf der Autobahn oft an Ingolstadt

vorbeigefahren. Da habe ich immer gedacht: Eigentlich

ist München nichts für dich, Ingolstadt passt zu Dir. Da

war es fast ein Witz, als ich ein Angebot aus Ingolstadt

bekommen habe. Ich fühle mich hier sauwohl und habe

in keiner anderen Stadt auch nur annähernd solange

gelebt. Ingolstadt ist meine Heimat.

Was bedeutet Heimat für sie?

OB: Heimat ist das Gefühl der Zugehörigkeit, der Ver-

trautheit. Besonders als Bürgermeister geht man durch

die Stadt und hat das Gefühl, dass man mit den vielen

Themen wirklich verbunden ist.

ursprünglich haben sie BWl stu-diert. Wodurch wurde ihr interesse an der Politik geweckt?

OB: Ich gehöre der Generation der 68er an. Damals

war das Interesse an Politik größer. Meine Eltern

stammen aus dem Osten. Da bist du Leidtragender der

Politik geworden, in ganz besonderer Weise. Du hast

die Mauer gesehen. Das hat dich berührt. Ich habe

oft über Politik diskutiert: Mit meinem besten Freund,

in der Schule und später in der Bundeswehr. Da war

die Angst, dass der Kommunismus ganz Deutschland

einnimmt. Da wollte ich dagegen drücken.

Das kann man heute nicht mehr so nachempfinden.

Die kommunalpolitik bietet im Gegensatz zur landes- oder Bundespolitik nicht die ganz große Bühne. Worin liegt der spezielle reiz für sie, das oberhaupt einer stadt zu sein?

OB: In meinen jungen Jahren konnte ich mir nur die

Bundespolitik vorstellen. Heute möchte ich auf keiner

anderen politischen Ebene als der Kommunalpolitik ar-

beiten. Das Schöne daran sind die konkreten Themen.

Man ist sehr nah dran an der wirklichen Welt und an

den tatsächlichen Problemen der Menschen.

Page 29: Wir! in Ingolstadt und Region

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w i r i n i n g o l s ta d t. d e

diese hände! s ie s ind ständig in beWegung ,

unterstreichen jedes Wort.

es sind Fliessende beWegungen.

von hektik keine spur.

Was empfinden Sie, wenn Sie mor-gens auf dem Weg zur Arbeit über den rathausplatz gehen?

OB: Ich gehe jeden Morgen gerne in die Arbeit. Das

ist, wie ich finde, mit das größte Glück. Jeder Mensch

verbringt einen erheblichen Teil seiner Zeit in der Ar-

beit und wenn man die nicht gerne macht, ist das etwas

Furchtbares, eine Strafe. Ich bin so froh, dass ich in

diesem Umfeld arbeiten kann.

Welche Aufgaben machen ihnen am meisten spaß, welche weniger?

OB: Es ist spannend, Entscheidungen systematisch

voranzubringen und Probleme zu lösen. Viele Projek-

te, wie der Bau eines neuen Schulzentrums, müssen

gut vorbereitet werden. Wir kümmern uns außerdem

nicht nur um die Stadtverwaltung, sondern auch um die

Tochtergesellschaften. Das Klinikum bietet heute eine

hochklassige Medizin für alle Bürger. Das allein ist eine

große Herausforderung. Was mir weniger liegt ist das

Spektakuläre, das Bad in der Menge. Manche Bürger-

meister laufen von einem Bierzelt zum anderen und

klopfen jedem auf die Schulter. Das bin ich nicht. Für

mich ist das nicht volksnah, sondern oberflächlich und

gönnerhaft. Wer setzt sich wirklich für die Menschen

ein? Derjenige, der den Menschen auf die Schultern

klopft oder derjenige, der in seinem Büro dafür sorgt,

dass jedes Kind einen Krippen- und Kindergartenplatz

bekommt, dass die Schulen in Ordnung sind, dass die

Krankenhäuser funktionieren.

erst mal tieF durchatmen.

Was sind das nur Für Fragen?

Page 30: Wir! in Ingolstadt und Region

Würden sie sich selbst als jung geblieben bezeichnen?OB: Unsere Vanessa ist jetzt elf, die hält uns schon

jung. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich schon ein

Pensionistenleben führe. Im Gegenteil: Ich bin im Leben

mittendrin.

Wann waren sie zum Beispiel das letzte mal im kino?OB: Nach einer langen Filmpause war ich jetzt bei

der Eröffnung der Altstadtkinos dabei. Und damit ist

bestimmt nicht nur für mich ein Wunsch in Erfüllung

gegangen.

Wo ist ihr lieblingsort in ingol-stadt? ihr lieblings-spazierweg?OB: Ich gehe sehr gerne die Donau entlang. Am Nordu-

fer hoch, über die Brücke und dann wieder zurück. Ich

habe damals diesen Weg gegen erheblichen Wider-

stand durchgesetzt und erfreue mich heute daran.

Wie sieht für sie ein perfekter Abend aus?(Jetzt wollen wir es genauer wissen!) OB: Boah (aha,

das wird er nicht so oft gefragt), am liebsten bin ich zu

Hause, trinke ein Glas Rotwein und unterhalte mich mit

meiner Frau. Also das absolute Gegenteil von einem

spektakulären Abend.

Wohin haben sie ihre Frau beim ersten Date ausgeführt?(schlägt mit der flachen hand auf den Tisch) OB: Das

weiß ich noch, aber das möchte ich jetzt nicht sagen.

Was bedeutet für sie Glück/unglück?OB: Für mich ist Glück ein innerer Zustand. Es bedeu-

tet, mit sich selbst im Reinen zu sein und mit jenen, die

einem nahe stehen, in einem positiven Verhältnis und

konstruktiven Austausch zu stehen. Glück kann man

auch in der Natur erfahren. Beim Schnorcheln empfinde

ich schon ein gewisses Glücksgefühl. Unglück ist für

mich Einsamkeit oder Krankheit oder wenn man Anhän-

ger des FC 04 in der letzten Saison war.

Worüber haben sie zum letzten mal so richtig lachen müssen?OB: Ich muss oft richtig lachen. Sehr viel gelacht habe

ich bei einem Buch, das ich in diesem Sommer gelesen

habe. Darin heiratet ein Deutscher eine Türkin, die aus

einer sehr konservativen Familie stammt. Ihre Eltern

stoßen dann auf seine Eltern, die alte 68er sind. Lachen

musste ich auch bei „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“, das

ich als Hörbuch auf dem Weg in den Urlaub gehört

habe. Ich lache auf jeden Fall viel. Es ist sicher nicht so,

dass wir verbittert im Rathaus sitzen und nie etwas zu

lachen haben. (Glauben wir sofort!)

sie engagieren sich sehr für die lebenshilfe, die auch in diesem Jahr einen Weihnachtsbasar und einen Plätzchenbackkurs anbietet. Was bedeutet ihnen diese Arbeit?

(Das ist ein Thema, das ihm gefällt und sehr wichtig

ist. alles an ihm signalisiert: hört jetzt gut zu!) OB: In

der Lebenshilfe kümmern wir uns um geistig behinderte

Menschen. Wir geben Ihnen eine Wohnung und eine

Arbeit.

Das zeigt auch den großen Wert der Arbeit. Selbst

der geistig behinderte Mensch erhält durch Arbeit ein

Selbstwertgefühl, Selbsterfüllung und Kollegialität. Die

Menschen sind begeistert von ihrer Tätigkeit in der

Lebenshilfe. Es macht mir ungeheure Freude, dass die

Lebenshilfe sich in den letzten Jahren so gut entwi-

ckelt hat. Wir tragen jetzt für fast 1000 Behinderte die

die nächste Frage ist

besonders heikel. ob er

uns die beant Wortet?

Page 31: Wir! in Ingolstadt und Region

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da ist es Wieder: dieses

herzhaFte und anste-

ckende l achen. Wir l a-

chen mit!

Verantwortung. Das ist ein Riesenbetrieb mit fast 300

Beschäftigten. Ich werde bei den Neuwahlen auch wie-

der kandidieren.

Wie feiern sie Weihnachten?OB: Ganz traditionell. Mit Christbaum und

Weihnachtsliedern.

Was war das beste Geschenk, das sie selbst bekommen haben?

OB: Das weiß ich nicht mehr. Das beste Geschenk mei-

ner Jugend war ein Fahrrad. Übrigens gebraucht.

können sie Plätzchen backen?OB: Nur unter Anleitung.

Page 32: Wir! in Ingolstadt und Region

die „fünfte fraktion“ vom le caFé

Page 33: Wir! in Ingolstadt und Region

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33

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

mannsbilder ag

interview: barbara schuster

Fotos: ritchie herbert

wir! waren dabei!

von montag bis Frei -

tag, immer von 11 .30

b is 12.30 uhr,

haben s ie ihren „ jour

Fixe“, die herren vom

stammtisch alFred

hagn. Wir haben die

so genannte „FünFte

Fraktion“ besucht.

„Jour fixe“

„samma wieder guad“

Page 34: Wir! in Ingolstadt und Region
Page 35: Wir! in Ingolstadt und Region

seite

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w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Manche deutschen Wörter lassen sich schlecht oder

gar nicht in Fremdsprachen übersetzen. „Gemütlichkeit“

gehört dazu und „Stammtisch“. Es scheint, als erlebe

dieser Begriff wieder eine Renaissance, was auch die

Politiker sehr wohl registrieren. Diese pflegen ein am-

bivalentes Verhältnis zu diesem Phänomen – es macht

ein bisschen Angst und ist gleichzeitig attraktiv. Zwar

ist es gut und klug, Menschen aufs Maul schauen zu

können, wenngleich es kaum schlimmere Vorwürfe für

die Volksvertreter geben mag, als den, Stammtischpoli-

tik zu betreiben oder Stammtischparolen zu äußern.

Laut einer Infratest dimap-Studie von 2005 treffen

sich 28 Prozent aller Deutschen regelmäßig in einem

Lokal zum Stammtisch. 40 Prozent von ihnen sind

Frauen. Von Flensburg bis Berchtesgaden wird analog

geratscht, geklönt, diskutiert, gestritten. Nun ist nicht

jeder Stammtisch politisch ausgerichtet, aber wenn

politische Themen besprochen werden, auch das ergab

die Studie von Infratest, decken sich die Meinungen mit

denen der Gesamtbevölkerung.

Anders als bei der führenden politischen Klasse „da

oben“ kennen die Stammtisch-Besetzungen keine Sach-

und Fraktionszwänge. Man redet Klartext und bringt

die Dinge auf den Punkt. Vielleicht ist ja der deutsche

Stammtisch auch weniger ein Ort dumpfer, bierseliger

Klüngelei, wie manche argwöhnen, als vielmehr ein

Demokratie-Trainingslager.

Eine Fotoausstellung, die 2011 im „Mo“ gezeigt wurde,

zeigte, dass auch die Schanzer ein Völkchen begeis-

terter Stammtischler sind. Der wohl bekannteste Treff

dürfte die „Le Café-Runde sein.

Als Bankdirektor Alfred Hagn in den „Un-Ruhestand“

ging, traf er sich gerne vormittags mit einigen Freunden

zum Kaffee in einer Bäckerei und später in einer Eisdie-

le. Allmählich wurden die Zusammenkünfte zur festen

Institution. Etliche Ingolstädter, wie beispielsweise

Staatssekretär und Stadtrat a. D. Hermann Regensbur-

ger, meinten damals: „Wenn ich mal im Ruhestand bin,

komme ich auch zu euch.“ Und so geschah es.

20 reife Herren zählt der Stammtisch jetzt, die „sich

täglich außer samstags und an Sonn- und Feiertagen

von 11.30 Uhr bis 12.30 Uhr im Le Cafe, und diens-

tags im Weißbräuhaus, Ingolstadt“, treffen. So steht

es in der Satzung, die 2006, allerdings nicht bie-

rernst, sondern mit einem Augenzwinkern erlassen

wurde. Anwesenheitspflicht wie bei Rotariern oder

Lions gibt es nicht. Wer nicht krankheitsbedingt mehr

als drei Monate weg geblieben ist, wird um einen

„angemessenen Aus- und/oder Einstand“ gebeten.

Was die Freunde zusammenhält? Wir mögen uns ein-

fach, erklärt Georg Chondros. Der gebürtige Grieche

und längst integrierter Bayer schätzt wie alle seine

Kollegen den „freien Gedankenaustausch“. Die Themen

sind vielfältig und reichen von der US-Präsidenten-Wahl

bis zum Betreuungsgeld, der Einkaufssituation in der

Altstadt und dem Audi-Kreisel am Westpark. „Wir alle

kommen aus verschiedensten Berufen, betont Präsident

Hagn, „jeder hat sein Spezial-Wissen, das er in die Dis-

kussion einbringen kann.“

Nicht von ungefähr kommt der Beiname „vierte Frakti-

on“ – klar, dass auch Kommunalpolitik diskutiert wird

und manchmal auch Statements in die offiziellen Gremi-

en gelangen. „OB Lehmann und der zweite Bürgermeis-

ter Wittmann waren auch schon mal bei uns zu Gast“,

erzählt Alfed Hagn. Die Stammtischkollegen Dr. Man-

fred Schuhmann, der früher im Landtag war, und Martin

Schlagbauer gehören dem Stadtrat an. Zwei Männer

der „Le Café-Fraktion“ haben in den vergangenen Jahr-

zehnten die Geschicke der Stadt maßgeblich bestimmt:

Alt-OB Peter Schnell und Hermann Regensburger, der

nicht nur im Landtag, sondern auch viele Jahre Stadtrat,

Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender der CSU war.

Ein Engagement, das auch offiziell hohe Anerkennung

fand: Die beiden sind wie Manfred Schuhmann Träger

des bayerischen Verdienstordens. Auch ein weiterer

Kollege, nämlich Claus Roser, wurde hoch dekoriert

– der Oberst a. D. bekam das Bundesverdienstkreuz

verliehen.

Über die Region hinaus bekannt wurde der Stammtisch,

als die Mitglieder an die Paulaner-Brauerei gegen die

Verpflichtung von Django Asül als Nockherberg-Predi-

ger protestierten. Einhellige Meinung: Nichts gegen den

Kabarettisten, aber wer bayerische Politiker derbleckt,

sollte auch aus dem Freistaat stammen.

Wie ist es um die Harmonie untereinander bestellt?

Bösen Streit habe es noch nie gegeben. Auch bei auf-

geregtem Wortwechsel heißt es anschließend: „Samma

wieder guad!“ Einer der Kollegen bietet seinem „Wi-

dersacher“ dann immer eine Zigarre an...Zweigeteilt

war die fünfte Fraktion, als ein Kollege die Mitstreiter

mit der Feststellung überraschte, dass es Bäche gäbe,

die auch ein kleines Stück aufwärts fließen. Die Herren

drängten nach Klärung. Ein Experten-Trupp mit Karl

Linzenkirchner an der Spitze (der Ingenieur war Werks-

leiter bei der Firma mit den vier Ringen) rückte an den

Tatort mit technischem Equipment wie einer Wasser-

Page 36: Wir! in Ingolstadt und Region

waage und stellte fest: Es stimmt! Demnächst wird die

Männer-Riege wieder auf eine geplante Bildungs-Ex-

kursion gehen: Alfred Hagn hat zum zweiten Mal eine

Fahrt zur Deutschen Bank nach Frankfurt arrangiert.

Und so sitzen sie täglich am Tisch und freuen sich

des Lebens: der temperamentvolle Rudi Buchberger,

der stille Werner Rimroth, der immer gut gelaunte

Franz Eisenmann, der „Zugereiste“ Norbert Böhler, der

Altstadt-Bürger Ludwig Hackl und alle anderen Freun-

de. Dieter Kutscha, Ingolstädter Anwalt, ist als „gele-

gentlicher Gast“ eingetragen.

Dass man sich für das Wohlergehen der Mitglieder in

„guten und in schlechten Tagen“, wie in der Satzung

vorgesehen ist, interessiert, ist nicht nur ein Lippen-

bekenntnis – Krankenhausbesuche und das Schreiben

von aufmunternden Briefen belegen dies.

Keiner hat je seine Stammtisch-Mitgliedschaft „gekün-

digt“ – im Gegenteil: Einige haben eine „Aufnahme“ be-

antragt. Aber die Herren sind sich einig: 20 ist genug.

Sonst wird es unpersönlich und unübersichtlich. Einer

meint mit galligem Humor: „Die Aspiranten müssen

halt dann auf die biologische Lösung hoffen...“ Apro-

pos biologische Lösung: Auch für diesen Fall gibt es

einen Passus in der Satzung, wonach alle bereits jetzt

Sorge tragen sollten, dass eine Einladung zum Leichen-

schmaus erfolgt...

Aber die Le Café-Runde weiß, dass es ein Leben vor

dem Tod gibt und so laden alle, die Großvater oder Ur-

großvater werden, zum Umtrunk ein. Namenstage oder

Geburtstage sind ebenfalls willkommener Anlass für ein

gemeinsames Gläschen oder auch ein Essen – jeder,

wie er mag. Barock-bayrisch geht es bei den „norma-

Page 37: Wir! in Ingolstadt und Region

seite

37

len“ Zusammenkünften nicht zu: die Herren sitzen und

diskutieren bei Kaffee und Wasser. Etliche der „fünf-

ten Fraktion“ sind auch samstags am Viktualienmarkt

vertreten, und da wird (wie die Autorin bestätigen kann)

gerne mal das eine oder andere an Hochprozentigem

genossen...

Längst ist der Stammtischbesuch für alle Freunde ein

schönes Ritual, das man nicht mehr missen mag. Ge-

rade montags ist das Mitteilungsbedürfnis besonders

groß – da wird vom Wochenende erzählt.

Was macht den Stammtisch so attraktiv, was ist das

Geheimnis der entspannten Atmosphäre? „Ich glaube“,

meint Alfred Hagn, „das liegt daran, dass wir nieman-

dem mehr etwas beweisen müssen.“

Chapeau, die Herren!

die mitglieder der

mannsbilder-ag:

Josef Beyer, Norbert Böhler, Rudolf Buchberger,

Georg Chondros, Franz Eisenmann, Erwin Gassner,

Ludwig Hackl, alFreD haGn (PräsiDenT),

Hans Hagn, Robert Ismaier, Karl Linzenkirchner,

Hermann Meyerle, Hermann Regensburger,

Werner Rimroth, Claus Roser, Martin Schlagbauer,

Peter Schnell, Manfred Schuhmann, Fritz Soos und

Alfred Womes.

W i r i n i n g o l s ta d t. d e

Page 38: Wir! in Ingolstadt und Region

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Da kochte im WestPark die Luft. An zehnten Novem-

ber-Abend – es war sinniger Weise ein Samstag –

wurde die vollendete Erweiterung des Live Park Max

maximal gefeiert. Und nicht nur dessen Chef Volker

Beitler konnte höchst zufrieden sein. Um die 4.000

Life-Park-Max-Fans, teils in gediegener Abend-Garde-

robe, erfüllten bis tief in die Nacht die Szenerie äußerst

aufgekratzt mit Leben.

Die Life-Park-Max-(Wieder-)Eröffnung war das Ereig-

nis – zumindest – des Wochenendes. Selbst OB Alfred

Lehmann amüsierte sich trefflich – und durchschnitt gar

zur „Freigabe“ der Räumlichkeiten das Band.

Endlich konnte das Publikum die neuen 3.800 Quadrat-

meter in Augenschein nehmen: Weiße Wände kontras-

tieren zu elegantem, dunklem Parkett. Exotisches Grün

harmoniert mit stilvollen Bambus-Bildern. Und der

„Geräte-Park“ ist alles andere als von gestern: Fitness

und Wellness im zeitgemäßen Ambiente – äußerst fit

für die Zukunft…

Schon lange hat das Angebot des Life Park Max die

reine Kultur des „Schwitz-Tempels“ hinter sich gelassen.

Dementsprechend wird sich auch aktiv um die „Problem-

zonen“ der Gesellschaft gekümmert: So bietet ein

Hypnose-Kurs die Gelegenheit, mit Anti-Stress-Tiefen-

entspannung stressfreier durch den Alltag zu gelangen.

Und gesundheitsbewusst „mit Biss“ ist der Life Park

Max auch bei der Ernährung: Gemeinsam mit dem

Backhaus Hackner wurde das „Fitness Brot“ kreiert.

Als einfachste Übung empfehlen wir den Besuch des

Life Park Max, übrigens ein zweites Mal im

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Page 39: Wir! in Ingolstadt und Region

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Page 40: Wir! in Ingolstadt und Region

ingolstadt ist stetsaufgeschlossen für neue ideen.

„Eine Stadt, in der keine Kräne zu sehen sind, hat Pro-

bleme“, meint Hansi Mayr. Keine Bautätigkeit – keine

Prosperität. Demnach ist es um Ingolstadt wohl sehr gut

bestellt. Hier entsteht viel Neues, auch wenn manche

Projekte eher skeptisch betrachtet werden. Doch das

ist ein anderes Thema. Einhellig positiv waren die Re-

aktionen, als bekannt wurde, dass das Theresiencenter

einem Total-Facelift unterzogen wird. Das große Objekt

mit seinen Schweifgiebeln und der Lüftlmalerei, das

sich perfekt in die pittoresken Fassaden der Theresi-

enstraße einfügte, drohte zum Schandfleck zu werden.

Und das in einem Straßenzug, der so wohltuend den

großbürgerlich-urbanen Charme der vergangenen Jahr-

hunderte ausstrahlte.

Keiner traute sich an das Projekt, bis der „Mayr Hansi“

beherzt angriff. Die sachliche Analyse des Bauunter-

nehmers lautete: „Das Gebäude war weder funktional

noch wirtschaftlich in einem marktgerechten Zustand

und energetisch auf dem Stand von 1975; der Investiti-

onsstau hatte entsprechend zugenommen.“ Nun ging

es darum, bei Erhalt der denkmalgeschützten Fassade

der Ladenzone und den Praxen wieder mehr Exklusivi-

tät zu verleihen und aktuelle Leerstände mit Leben zu

erfüllen. Planung, Ausführung und Vermietungskonzept

sind in einer Hand bei Mayr Bau. „Alles greift ineinan-

der und ist überschaubar, so der Unternehmer.

Im Frühjahr ging’s los: Täglich waren rund 35 Mitarbei-

ter seiner Firma, sowie unzählige Subunterunternehmer

am Werk, um dieses große Vorhaben zu stemmen. Han-

si Mayr betrachtet die Arbeit als „Operation am offenen

Herzen“, die allen Beteiligten viel abverlangt habe. „Wir

haben größten Respekt vor den Firmen und Praxen,

welche die ganze Zeit den Betrieb aufrecht erhielten

und dabei sicher an ihre Grenzen gegangen sind.

Die Passage, die gerade nachts nicht zum Durchgang

animierte – wer steigt schon gern über zerbrochene

hansi mayr hat das theresiencenter revitalisiert

der

herr

der

kräne

Die „Altstädtler“ freuen sich: Das theresiencen-ter erstrahlt bald wie-

der in voller schönheit. Wir unterhielten uns mit Bauunternehmer Hansi

mayr (im Bild rechts) über das Groß-Projekt.

Text: Barbara Schuster

Fotos: Ritchie Herbert

Page 41: Wir! in Ingolstadt und Region

Wir wollen, dass regionale Geldmittel auch inregionale Bauvorhaben fließen.

Bierflaschen und menschliche Exkremente –, wurde

geschlossen, das Dach erneuert und das Gebäude

wurde auch ökologisch auf Vordermann gebracht; es

verbraucht künftig 50 Prozent weniger Energie. Das

freut einen „grünen Schwarzen“ wie den Hansi Mayr

ganz besonders. Eine schwierige technische Heraus-

forderung war die Egalisierung der Passage. „Das hat

uns sehr glücklich gemacht, dass dieser Kraftakt so gut

geklappt hat“, lächelt der Bauingenieur.

Im Erdgeschoss wird demnächst Edeka mit einem

Vollsortiment einziehen. Auf 1500 Quadratmetern lässt

sich komfortabel einkaufen, zumal der Lebensmittelrie-

se ein modernes „Marktplatz-Konzept“ verwirklicht hat.

Die Anlieferung für den Handel erfolgt im rückwärtigen

Gebäudeteil über die Schulstraße. Dort ist auch die Ein-

fahrt zur Tiefgarage, in der die Mieter ihre Autos parken

können.

Hansi Mayr verspricht sich von dem 16-Millionen-Pro-

jekt ein Mehr an Urbanität, das den Bewohnern zugute

kommt, von dem aber auch die Geschäfte im Umfeld

profitieren werden. In der Revitalisierung sieht Hansi

Mayr einen Hauptmarkt für sein Unternehmen. Die

Stadt liegt ihm am Herzen; er ist dort zur Schule ge-

gangen, sein Vater, der den bereits 1923 gegründeten

Betrieb von einem Onkel übernommen hat, war Ingol-

städter. Hans Mayr senior startete 1953 in Ringsee und

in Neuburg mit einem Baugeschäft.

Hansi Mayr erwägt übrigens, das Theresiencenter zu

einem Beteiligungsfonds zu machen, denn „wir wollen,

dass regionale Geldmittel auch in regionale Bauvorha-

ben fließen.“

Die Region ist überhaupt ein gutes Terrain für Un-

ternehmer, findet er. „Ingolstadt ist keine Verhinde-

rungs-Stadt; sondern stets aufgeschlossen für neue

Ideen.

So wird auch Hansi Mayr dafür sorgen, dass in der

Schanz noch viele Kräne zu sehen sind. Beispielswei-

se soll 2013 ein DM-Markt an der Münchner Straße

entstehen, und in der Moritzstraße wird ein in die Jahre

gekommenes Objekt wieder zu neuem Glanz gebracht.

Eine Frage fällt mir noch ein: Wie viele Kräne besitzt

eigentlich eine große Baufirma? Die Antwort kommt wie

aus der Pistole geschossen: „Zehn eigene Kräne und

fünf Bagger. Bei jedem neuen Baugerät lege ich Wert

darauf, es als erster zu benutzen.“ Da huscht ein ver-

schmitztes Lächeln über sein Gesicht und er wirkt wie

ein kleiner Bub, der begeistert und stolz sein Spielzeug

präsentiert. Bauen und alles, was dazu gehört, macht

ihm immer noch sakrisch viel Spaß!

hansi mayr hat das theresiencenter revitalisiert

seite

41

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Page 42: Wir! in Ingolstadt und Region

magischemomente

charitygala mit traum-ergebnis

„Winterzauber“

interview: barbara schuster

Foto: stephan arens

Page 43: Wir! in Ingolstadt und Region

Kurz nach Mitternacht steht das offizielle Endergebnis

fest – fast 113.000 Euro zeigt der Spendenzähler im

Festsaal des Stadttheaters an. Strahlende Gesichter bei

den Vertretern von Hollerhaus, dem Peter-Steuart-Haus

und dem Projekt „Unicef-Kinderstadt Ingolstadt“. Ihrer

Arbeit kommen die Spenden zugute, die bei der 4.

Charitygala Winterzauber übergeben wurden. Eine

außergewöhnliche Initiative, die Klaus Mittermaier und

Michael Klarner ehrenamtlich organisieren.

So zauberhaft wie ihr Name ist die Veranstaltung

auch selbst. Im Foyer sägt und schnitzt der Münchner

Eiskünstler Thomas Tremml an einem überdimensi-

onalen Schwan, während die ersten Besucher zum

Defilee eintreffen. Neben Prosecco wird in diesem

Jahr, passend zum Anlass, auch Eisbock von Nordbräu

gereicht, ausgeschenkt aus einem eingefrorenen Holz-

fass. Tremml und sein Team sind auch für die Eisbar

im Foyer und die in Eisblöcken eingefrorenen weißen

Rosen, die zu Dutzenden drinnen auf den Tischen

stehen, verantwortlich.

Ein atemberaubender Anblick, wenn im Festsaal

langsam das Licht ausgeht und die Eisblöcke auf den

Tischen zu leuchten beginnen. Klaus Mittermaier und

Michael Klarner begrüßen die über 800 Gäste und

zünden ein Feuerwerk der Unterhaltung, mit Kaba-

rett, Artistik, Akrobatik, Showtanz und musikalischen

sie nutzten die gal a , um gutes zu tun:20.000 €: AUDI AG / AUDI AG – Belegschaft / 10.000 €: Rieter GmbH und Belegschaft / Reinhard Büchl / JR Hol-

ding – Peter Jackwerth / 5.000 €: Backhaus Hackner / 4.000 €: Ingolstadt Village / 2.500 €: Nordbräu Ingolstadt

/ Sozialverband VDK Kreisverband Ingolstadt-Eichstätt / 2.000 €: Unternehmensberater Dr. Ewald Lang / Easy Taxi

GmbH / Sparkasse Ingolstadt / Anonym / 1.500 €: Rotary Club Ingolstadt-Kreuztor / WK EDV GmbH / Donath Group

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Dr. Roland Vielwerth „Ingo hilft helfen“ / DonauClassic GmbH / GAP – Gesellschaft für Autopflege / 700 €: Kbumm,

Stefan Bösl / 500 €: Steuerkanzlei Petra Uhlmann / Gebr. Peters Gebäudetechnik GmbH / Immobilien Toni Ober-

meier / Michael Heubl Baustatik GmbH / Anonym / 300 €: Joachim Maier / Rechtsanwälte Hugger & Pollin / Huber

Immobilien / 250 €: Pflanzen Lintl / 200 €: TIP GmbH Werbemittel und Promotionwear / Maler Eder Werkstätte für

Anstrichtechnik / 150 €: B1 Systems / Firma Interbrok / 100 €: Steuerberater Oswald Haselbauer

Einlagen. Viele der Gäste sind nicht zum ersten Mal

dabei. Festliche Roben werden ausgeführt. Trotz des

dicht gedrängten Programms bietet sich immer wieder

Gelegenheit für einen Ausflug an die Cocktail-Bar aus

Eis, für dezentes Ballgeflüster und den einen oder an-

deren Flirt. Doch es ist mehr als nur ein unterhaltsamer

Abend: Es geht darum, Spenden einzusammeln. In meh-

reren Runden werden symbolische Schecks überreicht.

Fast 113.000 Euro kamen zusammen, und jeder Spender

legte fest, wie viel und an wen er spenden wollte. Drei

Organisationen wurden 2012 begünstigt, und die Aus-

wahl fiel schwer, denn jede leistet wertvolle Arbeit auf

ihrem Gebiet. Das Hollerhaus sorgt sich um Körper- und

Mehrfachbehinderte, bietet ihnen ein Zuhause, Betreu-

ung und Arbeitsmöglichkeiten. Im Peter-Steuart-Haus,

dem ehemaligen Waisenhaus, dessen Wurzeln bis ins

17. Jahrhundert zurückreichen, werden Kinder und Ju-

gendliche in schwierigen Lebenslagen betreut. Mit den

Spenden sollen deren Freizeitmöglichkeiten verbes-

sert werden. Das Unicef-Projekt Kinderstadt Ingolstadt

sammelt für den Aufbau von Schulen und Kindergär-

ten in der Partnergemeinde Legmoin in Burkina Faso.

Zudem bietet die Veranstaltung auch die Gelegenheit,

die Organisationen der Öffentlichkeit vorzustellen. Die

Besucher hatten einen tollen Abend mit vielen „magi-

schen Momenten“, und am Ende gab es nur strahlende

Gesichter.

seite

43

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Page 44: Wir! in Ingolstadt und Region

stromberg in ingolstadt

stromberg„sternenzauber in ingolstadt“

bei AVus

alle jahre Wieder… kommt ein Sternekoch ins Ingolstädter Restaurant AVUS.

In diesem Jahr konnten die Gäste mit dem eingeladenen Starkoch nicht nur über die gehobene Küche, son-

dern auch über Fußball fachsimpeln. Denn zu Gast war Holger Stromberg, der mit seinen Kochkünsten auch die

Deutsche Fußballnationalmannschaft umsorgt. Seine Mission: „Menschen so anzuregen, dass sie anschließend

mehr und dauerhaft über Nahrung im Allgemeinen sowie ihre eigene Ernährung nachdenken. Mal schockierend,

mal überraschend, mal provozierend, je nach Notwendigkeit immer anders, aber niemals berechnend.“ Das Menü

an diesem Abend überzeugt mit außergewöhnlichen Geschmackskombinationen: Der gebackene Lammfuß darf sich

zum Langustinentatar gesellen, während die gegrillte Jakobsmuschel mit Blaukraut-Bubble-Tea, geräuchertes Scha-

lottenconfit, Safran-Birne und Blutwurst angerichtet wird. Das Rezept für mein persönliches Highlight an diesem

Abend hat uns der Sternekoch verraten, und „Wir!“ wünschen viel Spaß beim kleinen Sternenzauber zu Hause.

Page 45: Wir! in Ingolstadt und Region

stromberg

interview: janine bentz-hölzl

wir! waren dabei!Wir!: sie gehören zum Betreuungsstab der Deut-

schen Fußball-nationalmannschaft, treten regelmäßig

im Fernsehen auf, bieten Kochkurse an, betreiben

locations wie die KOUnGe, das KUTchiin oder das

campus loft und haben eine eigene currywurst-Kette

ins leben gerufen. Muss ein sternekoch heute mehr

können, als „nur“ gut zu kochen?

HS: “Gut“ kochen genügt schon lange nicht mehr, als

Unternehmer ist man Teamleader, Küchenchef, Jurist,

Kaufmann, Coach, Tränentrockner, macht die Akquise

selbst, ist der erste und der letzte in der Küche.... Eine

Marke zu etablieren ist in der heutigen Zeit nicht damit

zu vergleichen, sich eine Creme brulée auf der Zunge

zergehen zu lassen. Es ist eher wie Artischocken put-

zen und sehr sehr mühsam. Das Durchhaltevermögen

dazu kann nur von Leidenschaft getragen werden.

Wir!: sie sind Gründungsmitglied der Köchevereini-

gung „Junge Wilde e.v.“ - wie hat sich die Kochkultur

in Deutschland in den letzten Jahren verändert?

HS: Die Kochkultur hat sich in meinen Augen sowohl

zum positiven als auch zum negativen verändert und in

zwei „Lager“ gespalten: die gut bürgerliche Küche tritt

bedauerlicherweise immer mehr in den Hintergrund,

Es gibt zusehends weniger Menschen, die in der Lage

sind, Basics bzw. Grundgerichte zuzubereiten und die

mit frischen Zutaten kochen. Auf der anderen Seite be-

gegne ich aber immer wieder jungen, kreativen Köchen,

die die gehobene Küche mit regionalem Einschlag ver-

binden und auf einem sehr hohen Niveau kochen.

Wir!: ein abend mit herrn stromberg. Worauf können

sich ihre Gäste freuen?

HS: Ganz sicher nie zweimal auf das Gleiche. Ob

Kochen für Hunderte von Personen auf der Bühne des

Gewandhaus Leipzig, der Staatsoper München oder

auf den Klippen Mallorcas, Hochzeiten in Lofts auszu-

richten, private Dinners in Villen oder Currywürste auf

Parkdecks zu servieren.... Das ist meine Welt, denn ich

liebe und lebe die Abwechslung. Wenn man ein guter

Gastgeber sein will, muss das „Geben“ von Herzen

stammen, das „Gast“ folgt nur einer Einladung bzw.

einem Angebot. Ich gebe von Herzen gerne.

Wir!: Welche Tipps haben sie für angehende

hobbyköche?

HS: In erster Linie sollten alle Lebensmittel natürlichs-

tem Ursprung entstammen und bei der Qualität keine

Kompromisse gemacht werden. Ich empfehle auch

immer, einfach mal nachzufragen, woher die Produk-

te kommen, weil man so ein besseres Gefühl und ein

höheres Maß an Aufmerksamkeit dafür bekommt, was

man isst. Wer sich mit ganz einfachen Mitteln gesün-

der ernähren möchte, a) der sollte weißen Zucker

gegen natürlichen, unraffinierten Zucker ersetzen, b)

Weißmehl gegen Vollkornmehl tauschen, c) und mehr

Kräutertees statt Limonade, gerne auch im Sommer in

Eistee-Form trinken. Damit wäre schon viel gewonnen!

Denn als Hobbykoch weiß man einfach, was auf den

Teller kommt. Und Kochen bedeutet für die meisten

Menschen, nach anfänglichen kleineren Küchen- und

Koordinations-Missgeschicken völlige Entspannung und

kann sogar zur meditativen Arbeit werden, bei der man

total abschalten kann.

Wir!: Welches Kompliment macht sie am

glücklichsten?

HS: Wenn mir meine Gäste sagen, dass der Abend nicht

schöner hätte sein können, ich das Funkeln und Strah-

len in den Augen sehe, sie mit einem Lächeln nach

Hause gehen und am nächsten Morgen damit aufwa-

chen. Dann haben wir alles richtig gemacht.

seite

45

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Page 46: Wir! in Ingolstadt und Region

»Das

Stadttheater Ingolstadt ist der

Shooting Star unter den bayerischen Bühnen« Christian Muggenthaler, Landshuter Zeitung/Straubinger Tagblatt

StadttheaterIngolstadt

Schlosslände 185049 Ingolstadtwww.theater.ingolstadt.de

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rezePt zum ausschneiden

Weisser heilbuttmit einer oliven-krokantkruste auf

gedämpften spinat und orangen-Butter

zutaten 50g Butter, Zimmertemperatur, 40g Zucker, 50g Mandeln, ganz, geschält, 20g Oliven schwarz,

getrocknet 1 Stängel Thymian (fein gehackt), Meersalz und weißer Pfeffer aus der Mühle, 300 ml

Orangensaft, 150 ml Krustentierfond, 2 Stck. Knoblauchzehen (zerdrückt), 2 Stängel Thymian,

1/2 El Rosa Pfeffer, 1 Tl Koriandersamen (zerdrückt),

25g kalte Butter, 50 ml Olivenöl, 400g Weißer Heilbutt, Erdnussöl zum Grillen, 200g Babyspinat,

etwas Butter und Muskat, Fleur de Sel de Guerande

zubereitung Für die Kruste den Zucker karamellisieren, die ganzen

Mandeln zugeben und mit einem Holzlöffel im Karamell

verrühren, dass sie komplett von ihm umhüllt sind.

Dann sofort auf ein Backpapier geben und auskühlen

lassen. Sobald der Mandelkrokant erkaltet ist, fein sto-

ßen oder/und hacken. Die Oliven ebenfalls fein hacken.

Die Butter in eine Rührmaschine geben und schaumig

schlagen. Den feinen Mandelkrokant, die Oliven, den

fein gehackten Thymian und etwas Pfeffer dazu geben

und zu einer glatten Masse rühren. Salz wird hier kei-

nes benötigt, da die Oliven salzig sind. Die entstandene

Oliven- Krokant- Kruste wird nun auf einer Klarsichtfolie

zu einer Rolle (Durchmesser ca. 4 cm) geformt und sehr

kalt gestellt oder gar eingefroren. Wenn die Masse

ganz kalt ist lässt sie sich gut in hauchdünne Scheiben

schneiden. Den rosa Pfeffer in einem Sieb zerreiben, so

dass die Schale, die aus dem Sieb rieselt aufgefangen

werden kann. Nur die rosa Schale wird zum Schluss für

die fertige Sauce verwendet. Den Orangensaft mit dem

Krustentierfond, dem Knoblauch, dem Koriander, die

im Sieb übrig gebliebenen rosa Pfefferbeeren und ein

paar Thymianstängel auf insgesamt 100 ml einkochen.

Anschließend die Reduktion durch ein feines Sieb in

eine Stilkasserole geben, die aufgefangene Pfeffer-

schale und die Butter und Öl dazugeben und mit einem

Stabmixer zu einer feinen, gebundenen Buttersauce

mixen. Mit Meersalz und weißem Pfeffer nachwürzen.

Eine beschichtete Pfanne sehr stark erhitzen. Den Heil-

butt in der Zwischenzeit mit etwas Erdnussöl einreiben

und anschließend in der Pfanne 1-2 Minuten auf beiden

Seiten goldbraun grillen. Dabei nicht salzen, nicht zu

häufig we den oder vom Feuer nehmen! Die Fischfilets

auf ein Backblech legen und mit dünnen Scheiben

Oliven- Krokant- Kruste belegen. Den Ofen auf Umluft/

Grill höchster Stufe vorheizen. Die Butter für den Spinat

in einer Pfanne schmelzen lassen. Den Spinat zugeben

und mehrmals wenden, bis der Spinat zusammenfällt.

Mit Salz und Muskat gut abschmecken. Den Fisch auf

der obersten Schiene so lange gratinieren, bis die Krus-

te goldbraun ist (ca. 3 Minuten). Sofort aus dem Ofen

nehmen und den Fisch auf den fertigen Spinat setzen.

anrichtenDen Spinat in eine vorgeheizte Schale geben, den

Heilbutt darauf betten und mit etwas Fleur de Sel de

Guerande bestreuen. Die Orangen- Pfeffer- Butter noch

einmal gut aufmixen und zum Fisch reichen.

Page 47: Wir! in Ingolstadt und Region

»Das

Stadttheater Ingolstadt ist der

Shooting Star unter den bayerischen Bühnen« Christian Muggenthaler, Landshuter Zeitung/Straubinger Tagblatt

StadttheaterIngolstadt

Schlosslände 185049 Ingolstadtwww.theater.ingolstadt.de

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Page 48: Wir! in Ingolstadt und Region

fünf tüten in zWei minuten und die Folgen

Wir! waren auf tour mit einemingolstädter Verkehrsüberwacher

Text & Fotos: Thomas H. Gehrke

Page 49: Wir! in Ingolstadt und Region

fünf tüten in zWei minuten und die Folgen

knöllchen -alarm

Aufgeschrieben, also notiert und natürlich auch fotogra-

fiert, werden Sie seit neuestem mit dem iPhone. Bei der

Verkehrsüberwachung hat das High-tech-Zeitalter be-

gonnen; und das ist auch bitter nötig, denn wie Sie sich

vorstellen können: Ein Verkehrsüberwacher hat es nicht

leicht. Er muss erst einmal beweisen, was er Ihnen vor-

wirft. Findige Köpfe haben deshalb eine spezielle App

zum Strafzettel-Schreiben entwickelt. Klingt urkomisch,

ist aber so. Nun wird ein Verkehrssünder anfangs mit

einem Foto „vor-notiert“: Die Uhrzeit wird übernommen,

auch die eventuell schon abgelaufene Zeit auf dem

Parkschein und das Kennzeichen. Sogar die Ventilstel-

lung der Reifen wird festgehalten.

Diese höchst aufwendige App, die Sie sich übrigens

auch selber auf Ihr Handy herunterladen können, heißt

„Winowig mobil“. Auf der sehr informativen Internet-Sei-

te finden Sie, neben Verkehrsschildern und –regeln,

die gesamte Straßenverkehrsordnung – plus Strafen,

die Ihnen bei Verstößen den Feierabend „versüßen“.

Wenn unser, übrigens überaus höflicher Ordnungshü-

ter , schließlich zum zweiten Mal das immer noch falsch

parkende Fahrzeug fotografiert, wird der Vorgang ak-

tenkundig und auch noch so phantasievolle Ausreden

können Sie getrost vergessen. Steht ja fest: Sie haben

einen Fehler gemacht und dazu muss man/frau ja auch

stehen. Das haben wir schon im Kindergarten gelernt.

Dass dieses nicht immer so ist und dass ein Verkehr-

süberwacher neben vielen anderen Qualitäten auch

ein dickes Fell und eine gehörige Portion Humor haben

muss, erzählt uns Markus M. (natürlich ein Pseudonym)

bei unserer Tour. Da war diese sehr elegante Dame, ihr

Gefährt am Holzmarkt ohne Parkschein parkend, die

doch glatt behauptete, „nur ganz kurz zwei Minuten“

weg gewesen zu sein. Ihre fünf randvollen Tüten aus

einem Ingolstädter Kaufhaus ließen freilich auf einen

ausgedehnten Shopping-Trip schließen, was der Stadt-

bedienstete sogleich bemerkte und konterte: „Sind Sie

verheiratet? Denn eine Dame, die in zwei Minuten fünf

volle Tüten Mode einkaufen kann, muss man sofort

heiraten…“ Bei dieser ultimativen Argumentation kapi-

Wir! waren auf tour mit einemingolstädter Verkehrsüberwacher

seite

49

W i r i n i n g o l s ta d t. d e

Page 50: Wir! in Ingolstadt und Region

tulierte die Lady. Ebenfalls verblüfft war wohl auch das

Pärchen, das gerade noch rechtzeitig zu seinem Auto-

mobil zurückkam. Die Parkzeit war abgelaufen, aber die

Verwarnung noch nicht ausgestellt. Nach einer freund-

lichen mündlichen Verwarnung, wurde den Beiden

ein Knöllchen erlassen, aber der Kavalier bekam die

Verpflichtung auferlegt, seiner Herzensdame Blumen

zu kaufen. Wer kommt dieser Aufforderung nicht gerne

und unverzüglich nach…

Humor und Einsicht sind angenehme menschliche

Tugenden, die manchen Zeitgenossen fehlen. Das weiß

auch unser Markus M. Da war doch dieser Herr mit dem

nagelneuen Nobelauto, der empört über die Verwar-

nung war und die Herausgabe des Strafzettels forderte.

Die Antwort unseres Verkehrsüberwachers „Nein, ich

schreib’ nur Autos auf, die mehr wert sind als der Straf-

zettel“ fand der hitzige Pilot nun gar nicht lustig und

beschwerte sich gar bitterlich.

Diese kleinen Beispiele aus dem Leben eines „Aufschrei-

bers“ sollen zeigen, dass man immer zwei Möglichkeiten

hat. Der alte Spruch „Der Ton macht die Musik“ hat auch

hier seine Berechtigung. Und selbstredend sind auch

Verkehrsüberwacher nur Menschen wie du und ich.

Wenn man diesen Vertretern der Stadt entspannt und

ehrlich gegenübertritt, wird, wenn es möglich ist, auch

mal ein Auge zugedrückt. Pädagogen würden jetzt be-

geistert von nachhaltigen Lerneffekten sprechen… Und

obwohl sich die wenigsten Menschen über ein Knöllchen

freuen (ein bayerischer Ausdruck ist der Redaktion leider

nicht bekannt), hat Markus M. aber auch viele nette

Begegnungen. Oft kommt es zu einem angenehmen

„Ratsch“ mit Passanten und Verkehrssündern, erzählt er.

Page 51: Wir! in Ingolstadt und Region

Was übrigens vielleicht noch nicht jeder weiß: Die

dunkelblau uniformierten Damen und Herren sind nicht

nur „Aufschreiber“. Sie sind auch dazu da, Ihnen und

den Rest der Menschheit mit Rat und Tat zur Seite zu

stehen. Haben Sie eine Frage zur Stadt, suchen Sie

eine Sehenswürdigkeit oder finden Sie gar Ihr Auto

nicht mehr? Verona Pooth würde sagen: „Hier werden

Sie geholfen.“

Und da sind wir schon wieder beim amtlichen Smart-

phone. Mit der offiziellen Ingolstadt-App informieren

Sie die Verkehrsüberwacher gerne und auf der Stelle

über Hotels, Events oder was auch immer. Und das

nicht nur auf Deutsch. Da in unserer Stadt auch viele

Ausländer leben, ist eine gewisse Internationalität

gefragt. Nach immer wieder auftauchenden, kleinen

Schwierigkeiten mit einigen türkischen Mitbürgern

meldete sich Markus M. kurzerhand beim Türkischkurs

an der VHS an und schon klappte es mit den Nach-

barn. Da ging es primär gar nicht darum, die Sprache

zu lernen, sondern die Mentalität zu verstehen. Wer

weiß, das es die Anrede: „Sie“ im Türkischen gar nicht

gibt, verhindert Missverständnisse, die sich leicht zu

ärgerlichen Situationen zuspitzen können. Andere

Kollegen sprechen auch Russisch – und Englisch so-

wieso. Sie haben es sicherlich schon gemerkt: Dieser

Artikel ist neben den vielen, hoffentlich brauchbaren

Informationen, auch ein Plädoyer für mehr Toleranz

und Freundlichkeit. Ganz allgemein und im speziellen

mit unseren sogenannten „offiziellen Organen“. Denn

eines ist ja wohl so klar wie Kloßbrühe: Der Verkehr-

süberwacher hat keine Schuld, wenn Sie erwischt

werden. Er macht nur seinen Job.

„nein, ich schreib’ nur

autos auF, die mehr Wert

sind als der straFzettel“

seite

51

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

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Espinosa an der Zaubergitarre in einer „Heilig-Drei-Königs“

Sonderversion am 6. Januar 2013 in der Werkstattbühne

des Stadttheaters (Beginn 19.30 Uhr; Karten zu 12 Euro an

der Theaterkasse)

Kabarett, Texte und improvisationstheater für jeden [email protected], Tel. 0178 8059527

anze

igen

W i r i n i n g o l s ta d t. d e

Page 58: Wir! in Ingolstadt und Region

21 . dezember: Weltuntergangs-al arm

sag beim Abschied leise

servUs

text: nick-in

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servUs

„Am 30. Mai ist der Weltuntergang“ hieß es dereinst in

den 1950er Jahren. Nicht der erste im christlich gepräg-

ten Abendland. Und der letzte war wohl pünktlich für

den 31.12.1999 vorgesehen. Die Zeugen Jehovas sind

auch schon von diversen, regelmäßig auftauchenden

(!) Weltuntergängen heimgesucht worden. Wikipedia

beschreibt dieses ultimative Ereignis so: Als Weltunter-

gang wird ein natürlich auftretendes, übernatürliches

oder künstlich herbeigeführtes Ereignis bezeichnet, das

die Menschheit, den Planeten Erde oder das Universum

insgesamt vernichtet oder zumindest die herrschenden

Lebens- und Begleitumstände massiv und desaströs

zum Negativen verändert. Aha.

Und jetzt – jetzt stehen wir also wieder mal auf der

Matte. Am 21. Dezember 2012 ist Weltuntergang. Uhr-

zeit unbekannt. Also Weltuntergang. Gehen wir es erst

mal so an: Was passiert hier eigentlich? Weltuntergang!

Die Welt geht unter. In welchem Medium? Von welcher

Sicht aus? Von woher nach wohin? Von oben nach un-

ten? Und wenn ja: Wo ist oben?

Wir sind allesamt äußerst fit bei der Vorstellung eines

Sonnenuntergangs. Da verschwindet die Sonne also

jeden Abend am Horizont. Hochprofessionell. Und

stehen wir am Gestade eines Meeres, sieht es tatsäch-

lich so aus, als ob unser Leuchtgestirn sanft im Wasser

untergeht. Aber: Wir wissen Bescheid!!!

Auch Schiffe haben zuweilen den Hang, unterzugehen.

Ist nicht schön – auch nicht, wenn wir dann cool vom

Absaufen reden. Wie auch immer, ob mit oder ohne

Bordkapelle – wir haben eine konkrete, nichtabstrakte

Vorstellung davon. Und Völker, Imperien, Staaten oder

politische Systeme gehen immer wieder mal unter. Seit

Menschengedenken. Unsere Geschichtsbücher sind

voll davon. Religiöse Fundamental-Hardliner sehen

weitgreifender, je nach Ausrichtung, mal das Abend-

land, mal das Morgenland untergehen. Wir sind daran

gewöhnt – an diese abstrakte Art des Untergangs. Das

so gedachte Versinken des Unsinkbaren ist jedoch kein

Versinken im Sinne der Titanic. (Dieser Satz hat es in

sich!!!) Dieses Versinken meint eher das Verschwin-

den - das Endgültige, nie Wiederkehrende. Aber die

Erde verschwindet ja nicht – plopp – sie geht nur unter.

Obwohl wir immer noch nicht wissen, wie. Aber immer-

hin, wann. Und wir sind zutiefst beeindruckt von dem

Gigantischen, Überlebensgroßen dieser Idee.

Also: Der Countdown läuft – der 21. Dezember ist schon

fast greifbar. Zeit, uns möglichst schnell zu erden. Der

21. Dezember – drei Tage vor Weihnachten. Erster

Gedanke: Weihnachten fällt aus, Weihnachtsgeschenke

einkaufen fällt aus. Für manche ein überaus verzücken-

der Gedanke, aber im Sinne von „Was dann?“ nicht

wirklich hilfreich.

Da ist tatsächlich dieser Eine, dessen Namen wir hier

lieber aus datenschutzrechtlichen Gründen untergehen

lassen, der hat sich auf den 21. Dezember vollinhaltlich

eingelassen. Seit über einem Jahr legt er – für sich und

sein soziales Nah-Umfeld – Lebensmittelvorräte an. Im

Keller stapeln sich Raviolibüchsen ohne Ende. Ausge-

rechnet Ravioli. (Nein – ehrlich, dann lieber tot…) Nahe

am Ereignis wird dieser Eine mehrere Single-Erdgruben,

etwa 30 Zentimeter tief, ausheben. In diese gilt es sich

zu gegebener Zeit hineinzulegen und zu bedecken.

Was man/frau halt so macht, wenn ein Riesen-Komet

der Erde zu nah kommt. Wenn Sie dieser These nach-

hängen, wird es allmählich Zeit…

Und schuld sind die Majas und deren Kalender, der

just zum 21. Dezember schließt. Das ist Roter Alarm für

diverse Esoteriker. Das ist normal, sagen Kundige, er

fange dann halt wieder von vorne an. Mensch Maja –

so einfach ist das.

Ganz am Rande noch „letzte Worte“ in eigener Sache:

Wenn wir schon keine Weihnachtsgeschenke einkaufen

müssen – warum machen wir uns dann die Mühe und

erscheinen mit Wir! erstmals paar Tage vor dem 21.

Dezember 2012? Ganz einfach – weil wir eitel sind.

und Vorsichts-halber Planen Wir schon mal die nächste ausgabe…

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sehen sie aber gut aus

jungbrunnentext: barbara schuster

„Ich will in Würde altern“, sagt manche Frau leicht

trotzig und will damit dokumentieren: Nie würde ich

meine Falten unterspritzen lassen oder mich gar einem

Facelift unterziehen! Das provoziert die Gegenfrage:

Bedeutet in Würde altern Falten zu haben? Sicher,

Lachfältchen zeugen von gelebtem Leben. Aber viele

Falten machen einfach nur alt, lassen einem müder

„Hyaluronsäure“

und kränker aussehen als man (und frau) ist. Eine gute

Möglichkeit, jünger und erholter zu wirken, ist Hyalu-

ron. Dieser „Filler“ hat sich als probates Mittel bei der

Faltenbehandlung etabliert. Der Heilpraktiker Stephan

Arens hat damit seit langer Zeit Erfahrung. Wir wollten

von ihm wissen, was Hyaluron ist, wie es angewendet

wird und wie es wirkt.

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jungbrunnen

Wir!: hyaluronsäure – das klingt giftig, chemisch. Was

ist hyaluronsäure genau?

Stephan Arens: Hyaluron ist eine Kette von Zuckermole-

külen, würde ein Chemiker sagen. Es ist allerdings kein

körperfremder Stoff, sondern kommt im menschlichen

Bindegewebe und in der Haut vor. Es besitzt eine sehr

hohe Fähigkeit, Wasser zu binden. Das hält die Haut

straff und elastisch. Weil mit zunehmendem Alter die

Vorräte an natürlichem Hyaluron schrumpfen, verliert

die Haut an Spannkraft und entwickelt mehr und mehr

Falten. Mit Injektionen können wir der Haut diesen Stoff

zuführen.

Wir!: Wie wird hyaluronsäure gewonnen?

SA: Zunächst gewann man den Stoff aus Tiermateri-

al, zum Beispiel Hahnenkämmen. Der enthielt aber

Fremdeiweiß und barg die Gefahr von Allergien. Heute

wird Hyaluronsäure-Gel biotechnisch hergestellt, hoch-

gereinigt und -vernetzt.

Wir!: Welche Falten können mit hyaluronsäure behan-

delt werden?

SA: Da sind viele zu nennen: Nasolabialfalten, die so

genannte Zornesfalte, Augen- oder Plisseefältchen –

eigentlich alle.

Wir!: hyaluronsäure kann aber auch noch mehr, oder?

SA: Ja, mit Hyaluron kann man Volumen im Kinn- und

Wangenbereich sowie in den Lippen platzieren und

Gesichtskonturen modellieren.

Wir!: Was geschieht bei einer Behandlung mit hyalu-

ronsäure?

SA: Nach einem eingehenden Gespräch wird der

Behandlungsbereich örtlich betäubt. Die Nadel wird so

eingestochen, dass sie exakt unter der zu behandeln-

den Falte liegt. Beim Zurückziehen der Nadel wird dann

die notwendige Menge Hyaluronsäure injiziert (zirka 0,1

bis 0,3 ml). Das geschieht bei der direkten Faltenunter-

spritzung, bei der man intracutan (in der Haut) arbeitet.

Man kann aber auch eingefallene Gesichtspartien mit

hochvernetzter Hyaluronsäure wieder anheben und

auf diese Weise die bestehenden Falten glätten. Dabei

arbeitet man subkutan, also unter der Haut.

Wir!: Kann es einstichnarben geben?

Stephan Arens: Nein, denn man verwendet kurze, dün-

ne Kanülen, die zum einen der Partikelgröße angepasst

sind und zum anderen aufgrund ihres speziellen Schliffs

die Bildung von Einstichnarben ausschließen.

Wir!: Das scheint ja ziemlich einfach zu sein.

SA: Es verlangt schon einiges Können und „handwerk-

liches“ Geschick. Der Behandelnde sollte ein gutes

Gespür für Proportion und Gesichtsausdruck haben.

Denn es gilt, so zu arbeiten, dass der Behandelte zwar

erfrischt und verjüngt wirkt, man aber nicht erkennt,

woran das liegt.

Wir!: ist die Behandlung damit beendet?

SA: Ja. Wenn es notwendig ist, wird das Gel noch et-

was in Form massiert.

Wir!: sind die ergebnisse sofort sichtbar?

SA: Ja!

Wir!: Gibt es unerwünschte nebenwirkungen?

SA: Nein. Manchmal treten leichte Schwellungen und

Rötungen auf. Spätestens einen Tag nach der Behand-

lung können Sie wieder unter die Leute gehen.

Wir!: Wie lange hält der effekt denn an?

SA: Etwa nach einem Jahr sollte die Behandlung wie-

derholt werden.

Wir!: Was kostet eine Behandlung?

SA: Das lässt sich nicht pauschal sagen. Die Preise rich-

ten sich natürlich nach der verbrauchten Menge an Gel

und differieren je nach Behandler. 300 Euro und mehr

sollten Sie einplanen.

sTePhan arens heilpraktiker

im medi-center

mitterstraße 18-20 · 85077 manching

telefon 08459-333222

mobil 0173-3931065

www.naturheilpraxis-in.deFo

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giVe me fiVe! helden der kunst

aufbruchFünf Finger einer Hand für den

kunst und kulturNur einen Steinwurf von der Post entfernt, in der Schulstr. 1 ½, finden wir sie, die glorreichen Fünf des neuen

Vielraumbüros gegen kulturelle und künstlerische Monokultur in Ingolstadt. Seit September haben sie dort Quartier

bezogen und agieren von dort aus in die Stadt und ihre Menschen bis in entlegene Winkel der Region 10 hinein.

Getragen von Idealismus Neugestaltungswillen und viel Elan, gestärkt von gründlicher, inspirierter Vorbereitung,

bescheren sie uns allen Ereignisse wie: - TaK(T)raUM FesTival (01: Daniel lanGe, GraFiK-KUnsTler aUs UnD

MUlTiTalenT), KUlTUrWerK, inTernaTiOnales TanzFesTival, BOOMTOWn raPs (02: MaTThias neUBUr-

Ger, PrOFiMUsiKer UnD JOUrnalisT), KünsTler an Die schUlen e. v (03: viKi haDerer, TheaTerPäDa-

GOGin hOchsTelzenKünsTlerin), MeDienWerKsTaTT (04: elizaBeTh alvarez, KOMMUniKaTiOnsWissen-

schaFTlerin), inTernaTiOales KUrzFilMFesTival 20Min | Max (05: BeTTina reinisch, FilMPrODUzenTin),

KUnsTaUssTellUnG iM KlenzeParK „versUs“, WerKsPOsT... ...um nur einige zu nennen. Denn tatsächlich

entsteht in diesem Kreis und seinem umgebenden Netzwerk noch s e h r V i e l m e h r.

Von all diesen Künstlern und Kulturschaffenden dieser Stadt, die zum Teil dauerhaft, aber auch temporär hier leben

und arbeiten, als dringend notwendige „Subkultur“ und Ergänzung neben den bereits vorhandenen und

„eingekauften“ Formen gesehen und gepflegt.Längst schon haben sich diese Angebote etabliert und quer durch die

Bevölkerung Liebhaber und Förderer gefunden. So wächst und gedeiht und schärft sich - manchmal auch mit und

trotz „ Gegenwind“ - ein Profil urbaner Kultur über das eher graue Image der Auto- und Arbeiterstadt hinaus. Nicht

zuletzt deshalb, weil diese Kreativen Pioniere sind, die Neuland erkunden, das dann für alle zugänglich sein soll.

Schließlich ist das „Fährtenlegen“ eine ureigene Aufgabe des Künstlers.

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aufbruch

Allen kommt dieses Angebot zugute – auch den

Vorsichtigen und denen, die mit anderen Aufgaben

beschäftigt sind. Das hebt den Blick einer Gesellschaft

über das alltäglich Erlebbare und gibt frische Impulse,

ermöglicht Draufsicht, Klarheit, Neuordnung, Bewe-

gung, Begegnung, Kommunikation und und und. Denn

der Mensch lebt nicht vom Brot allein, es darf auch

etwas Wurst drauf sein!

Spaß beiseite – bei allem Respekt vor den Menschen

und Funktionskreisen, welche die finanzielle Basis

bereiten: Um als Gesellschaft überhaupt die Luft zu

haben, mehr als nur das nackte Überleben zu sichern,

haben wir doch alle gerne noch etwas Schönes dazu.

Musik, Theater, Feste, Film, Neues und zauberhaftes

echtes Erleben, nicht wahr? Als Anreiz und Belohnung,

und nicht selten trifft man dabei einen potentiellen

Partner für zukünftiges (Er-)Leben, weil man ja auch ein

bisschen den gleichen Geschmack hat. Und noch aktiv

am Leben teilnimmt, anstatt nur virtuell zugange zu

sein, womöglich allein in der heimischen Höhle.

Kunst ist sicht- und erlebbares Können, Nahrung für

Herz und Seele!

Schön, dass wir diese Fünf im Herzen unserer Stadt

wissen und dort auch antreffen können!

Das WIR – Team wünscht Euch auch weiterhin viele

gute Ideen und Entwicklung der Projekte! WIR werden

mit diesen „Helden der Kunst“ auch zukünftig freund-

schaftlich kooperieren und berichten. Lesen Sie bitte

dazu auch die „Werkspost“, die gratis für Sie bereitliegt.

Künstler an die Schulen e.V. vermittelt darüber hinaus

aus einem großen Pool Künstler verschiedener Sparten

an Schulen und andere Institutionen, um Kindern und

Jugendlichen ihr Potential entdecken und entwickeln zu

helfen. Bildung und Ausbildung ergänzen auch hier das

bereits bestehende Angebot.

interview: maxi grabmaier

Fotos: ritchie herbert

wir! waren dabei!

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Page 64: Wir! in Ingolstadt und Region

kunstmeile sucht prinz

und denkmalgeschützt, gehört dem Freistaat, der sie

aufwendig und weitsichtig renoviert hat. Der Bau ist

Domizil des Museums für Konkrete Kunst, aber auch

für viele zauberhafte Ladenlokale – allesamt geräumig

und variabel nutzbar. Eine reizvolle Vorstellung, hier

Künstler, Kunsthandwerker, Designer, Goldschmiede

und andere schöpferisch Tätige zu vereinen!

ein guter anfang ist schon gemacht: Das Museum, das

Junge Theater und der WIR!-Verlag mit seiner Galerie

haben sich dort angesiedelt. – Was spräche dagegen,

wenn der Freistaat in Zukunft frei werdende Geschäfte

gezielt an Kreative zu moderaten Mieten vergibt?

Ingolstadt hat viele großartige Künstler und eine leben-

dige Kunstszene. Was fehlt, sind eine Präsentationsflä-

che und bezahlbare Ateliers. Dabei verfügt die Stadt

über ein Areal, das sich nach Ansicht der Wir!-Redakti-

on mit wenig Aufwand zu einer Künstlermeile umgestal-

ten lässt: Die alte Pionierkaserne in der Tränktorstraße.

Ein solches Projekt hätte gleich mehrfachen Nutzen:

Das städtebaulich sehr markante Ensemble würde

wieder stärker wahrgenommen und geschätzt, besser

ins Stadtleben einbezogen und böte Künstlern und

Kreativen eine hervorragende Arbeits- und Ausstel-

lungsfläche. Die alte Pionierkaserne, geschichtsträchtig

tränktorstrasseWer erWeckt mit uns die

aus dem Dornröschenschlaf ?

Page 65: Wir! in Ingolstadt und Region

Der Bürgersteig müsste um den jetzigen Radweg ver-

breitert und gepflastert werden, der denkmalgeschützte

Häuserzug bräuchte ein neues farbiges Gewand – und

schon ist eine Flaniermeile entstanden, die an Attrakti-

vität kaum zu wünschen übrig lässt. Auch die Rückseite

des Baus, die zum Kunstpark führt und einen wunder-

schönen Blick auf die Donau bietet, birgt viel Potential,

nämlich Raum zur freien Arbeit, zur Präsentation, für

Vernissagen, Künstlerfeste und andere Events, die

geeignet sind, dem Bürger die Kunst nahe zu bringen.

Auf diese Weise ließe sich am nördlichen Donauufer

zwischen Eisenbahn- und Konrad-Adenauer-Brücke ein

weiteres Forum urbanen Lebens etablieren.

sicher: Wir Schanzer können nicht allein über eine

solche Möglichkeit entscheiden. Der bayerische Staat

als Eigentümer hat das letzte Wort… aber da kennen wir

doch jemanden…

tränktorstrasseWer erWeckt mit uns die

Wir! haben dem herrn in einem offenen Brief unsere

vision geschildert:

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

sehr geehrter Herr Seehofer,

Sie sind Ihrer Heimatstadt verbunden und ganz gewiss

liegt Ihnen auch die Ingolstädter Kunstszene am Her-

zen. Diese wäre für eine Künstlermeile sehr dankbar.

Für Künstler, Kunstinteressierte, aber auch für die ganze

Stadt würde dies eine enorme Bereicherung bedeuten.

Wir hoffen auf eine Unterstützung des Freistaats in

Zusammenarbeit mit der Stadt. Helfen Sie uns, die

Tränktorstraße aus ihrem Dornröschenschlaf zu erlösen

– seien Sie ein Prinz!

Auf eine wohlwollende Entscheidung hofft

mit freundlichen Grüßen

Das WIR!-Redaktionsteam

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Page 66: Wir! in Ingolstadt und Region

und zu guter letzt

es lebe der

text: maxi grabmaier

In aller Munde – viel und

gern zitiert: Der Weltun-

tergang, basierend auf

dem Ende des Maya-Ka-

lenders, dessen Zeitrech-

nung pünktlich zur Win-

ter-Sonnwende, also am

21. Dezember 2012 aus-

läuft. Anlass gibt dieses

Kalenderfinale für allerlei

Spekulationen und Ängs-

te. Kurzum, es taugt nicht

nur als kurzweiliges Gedankenspiel aus der beliebten

Reihe „Was wäre wenn...“, sondern auch als Einstieg in

eine tiefere Ergründung des persönlichen Lebens. Da-

rüber hinaus selbstverständlich für ein Gesprächsduett

unter Partnern, Freunden, Eltern-Kind-Konstellationen

bis hin zum Diskussionsboden für Gruppierungen jed-

weder Art. Was ist zu tun und was zu lassen? Lohnt es

sich noch, die Fenster zu putzen? Ein Auto zu kaufen,

zur Schule zu gehen, Weihnachtsgeschenke zu besor-

gen? Wollen wir noch etwas sagen oder tun. Irgendet-

was, das so wichtig und von

Bedeutung, so groß, schön,

schwer, überfällig, liebevoll,

heimlich ist, dass es über

ein nahendes Ende hinaus

von Belang ist? Dann nichts

wie los! Denn egal, ob der

Weltuntergang nun dies-

mal klappt oder nicht, das

wirklich Wichtige will ge-

sagt, will getan sein! Es rei-

nigt und erleichtert auf be-

glückende Weise unsere Seele, so wie ein Lichtbad der

Augen im Flammenschein es vermag. Machen Sie sich

und anderen dieses Geschenk aus der Tiefe Ihres Her-

zens – solange es geht! „Und wüsste ich, dass morgen

die Welt unterginge, so pflanzte ich noch heute einen

Apfelbaum!“ so eines der wenigen mir zurückbleiben-

den Zitate Martin Luthers. Der das Prinzip Hoffnung der

Macht der Ängste entgegensetzte. Den man für die-

sen Reformationswillen aus der römisch-katholischen

Kirche entfernte. „Mittelalterlich!“ Oder? Wie gehe ich

um mit Menschen, Ideen, Neuerungen? Blockiere ich –

oder kann ich zulassen? Lassen wir die „alte Welt“ un-

tergehen, zugunsten etwas Neuem, eventuell Besse-

rem? Weil wir sicher sind und voller Vertrauen, dass

einmal gepflanzt schon ein fruchtbringender Baum da-

raus wird. Der Duft und Schatten spendet in der Hitze

des Sommers, im Herbst die Frucht uns nährt und im

Winter Licht in unsere Gärten fallen lässt... Lassen wir

die alten Schatten untergehen und setzen Sie Ihr ganz

persönliches Apfelbäumchen! Und bitte feiern Sie je-

den Tag, als könnte es ein guter Letzter sein in dem

Bewusstsein, dass die Sonne auf ihrer Laufbahn wen-

det – seit vielen tausend Jahren, auch schon lange vor

Erfindung des Kalenders!

WELTUNTERGANGS

GutscheinEinmal noch mit Dir im Kino knutschen

Dem Chef/Partner/Peiniger der Kindheit/Idioten

der Woche endlich die Meinung sagen

Laut und falsch vom Pfeifturm singen

In den Bergen Schlitten fahren, nach Hawaii flie-

gen und im Baströckchen tanzen

untergang

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