44 Mittwoch, 7. Mai 2003 Nr. 104 ZÜRCHER KULTUR
Hope & Glory
NeuöZürcörZäitung
Genius Loci
Der Geist in der MaschineArchitekten, Künstler und Emigranten trafen sich in den dreissiger Jahren im Zett-Haus
Seit 71 Jahren steht an der Badener-strasse 16/18 das Zett-Haus, ein wich-tiger Zeuge des Neuen Bauens in Zü-rich. Das Gebäude am Stauffacher istnicht nur architekturhistorisch von her-ausragender Bedeutung: In den dreis-siger Jahren fanden hier Emigranten
Zuflucht vor Verfolgung, Schriftsteller,
Theaterleute und Künstler gingen einund aus. Doch nach dem Krieg begann
der Niedergang des Gebäudes, das sichheute kaum noch von anderen Ge-schäftshäusern unterscheidet.
Wo ist das Zett-Haus? Der konkrete KünstlerRichard Paul Lohse erinnerte sich im hohen Alteranlässlich eines Beitrags für einen Kunsthaus-Katalog noch an Emigranten, die in den dreissi-ger Jahren mit einem Koffer in der Hand durchdie Stadt Zürich irrten und im Zett-Haus Zufluchtsuchten. Sie hatten im Ausland von diesem eigen-artigen Soziotop am Tor zu Aussersihl gehört, wosich ein Teil der Zürcher Künstlerszene kristalli-sierte und politische Flüchtlinge Unterschlupf
fanden. Hier strandeten Arbeiter und Intellek-tuelle, die sich durch ihren Kampf gegen Hitlerexponiert hatten. Mittellos und von den Behör-den verfolgt, muss ihnen allerdings mulmig ge-
worden sein beim Anblick des Zett-Hauses, diesesstrahlend weissen Schlittens, Baujahr 1931/32,hochmodern und weltstädtisch, mit Kino, Restau-rant und dem Bijouterie-Geschäft Meyer, mittenin den ärmlichen Blockrandsiedlungen des Arbei-terquartiers. Hätten die Flüchtlinge den Swim-mingpool auf der Terrasse gesehen und die Tief-garage mit Drehscheibe oder gar die Konstruktiondes Kinodaches, das man in lauen Sommernäch-ten öffnen konnteder Mut, hier um Asyl nach-zufragen, hätte sie vielleicht ganz verlassen.
Köbi und Kroki in ZüriStephan Pörtner liest heute in der P 3Seit 1986 lebt Stephan Pörtner im Kreis 4. Seit
1998 schreibt er seine «Köbi»-Romane. 2002 hater den dritten vorgelegtwieder eine charmanteund muntere Hommage an sein Quartier, an seineHeimatstadt, inklusive Glossarium für jene, diedas hiesige Idiom nicht beherrschen; aber auchwieder ein Krimi von zweifelhaftem genretypi-
schem (geschweige denn literarischem) Reiz. SeinAmateurdetektiv Köbi ist diesmal zwischenIrchelpark und Seefeld und seiner eigenen Woh-nung an der Langstrasse unterwegs, um ein altesLiebespaar zusammenzuführen und den Greis vordem Burghölzli zu bewahren; er gerät ins Satanis-tenmilieu, dreht in einem Fitnessanfall seine«Forchrunden» auf dem «Renner», lernt eineschöne junge Frau und ein paar fiese junge Män-ner kennen, und abends erzählt er seinem Kroko-dil Gute-Nacht-Geschichten ohne Happy End.
In Stephan Pörtners Langstrassentrilogie«Köbi der Held» (1998), «Kein Konto für Köbi»(2000) und «Köbi Krokodil» (2002)schaut sichder in der Regel arbeitslose, treuherzige Heldohne Weinerlichkeit und ohne Weichmacher inseiner Stadt um, entdeckt die Pausenhöfe, aufdenen schon die Jüngsten verführt, vergewaltigt,zugedröhnt werden, die Territorien der Hurenund der Freier. Dann wieder fährt er, fast schonals «Tourist», am Bellevue vorbei. «Es hatteimmer etwas Beruhigendes gehabt, vom BellevueRichtung Stadelhofen zu fahren [. . .] Seit je warendort dieselben Läden: Sternen, EPA, Galli, Ta-bakfass, Apotheke, Fotohobby, ABM, Parfüme-rie, das Corso, ein Kiosk, der Teppichhändler.[. . .] Unterdessen waren Teppichhändler undABM eingegangen, ein schlechtes Zeichen.»Andere schlechte Zeichen, die von unserer schwa-chen Konjunktur künden, flicht Pörtner imNebenbei ein, das Firmensterben etwa oder die«Verspekulierung» neuer Zürcher Trendviertel.
Der 1965 geborene Schriftsteller, der seinemElternhaus im Seefeld als Jugendlicher denRücken kehrte, ist dem Kreis 4 treu geblieben,
denn nichts kratzt ihn mehr, an nichts möchte ermehr kratzen als an prätentiösen Fassaden. Diehat er nicht, und die, immerhin, haben auch seineRomane nicht. Es darf gekratzt werdenheute im«Klub der jungen Dichter» in der P 3, wo Ste-phan Pörtner im Rahmen des Hope-&-Glory-Fes-
tivals aus seinen «Köbi»-Romanen liest.
Alexandra KedvesZürich, Lesung heute in der P 3, Theaterhaus Gessnerallee,
22 Uhr. Stephan Pörtner: Köbi Krokodil. Krösus-Verlag, Zürich2002. 2 35 S., Fr. 35..
Beim Zett-Haus, hier in einer Aufnahme von 1935, sollten die Ideen des Neuen Bauens von A bis Zumgesetzt werden. (Bild Wolf-Bender, Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich)
worfen hatte. Der Erfolg von Bills sechs ganzseiti-gen Inseraten, die 1932 in der NZZ veröffentlichtwurden, hielt sich nämlich in Grenzen, wie dieAdressbücher der Stadt Zürich aus den Jahren1932 b is 1935 zeigen. Ein Teil der Wohnungen,
Läden und Büros blieb leer, wenn auch einige
Räume an Ärzte vermietet werden konnten, anReklameberater, Architekten, Photographen undeinen «Graphiker». Mit dieser Berufsbezeichnung
liess sich Richard Paul Lohse 1936 ins Adress-buch eintragen. Einer der hier ansässigen Archi-tekten war Emil Roth, später kam Werner Moser
nungsbild der Fassade hat mit dem ursprüngli-
chen Entwurf kaum mehr etwas zu tun: DieSchaufenster wurden ausgewechselt, Vordächerund Sonnenstoren verändert sowie die Eingänge
der Läden neu verteilt. Wie die Zürcher Denk-malpflege in ihrem Bericht 1995/96 schreibt, er-folgte 1953 ein erster Kinoumbau, später wurdeein kleines Studiokino eingefügt. Das Schwimm-becken auf dem Dach wurde vermutlich in densechziger Jahren zugebaut, nur die Garderobenund Duschen sind heute noch vorhanden.
Laut der Schweizerischen Lebensversiche-rungs-Gesellschaft Pax, die seit 1948 im Besitzder Liegenschaft ist, steht eine Restaurierunggegenwärtig nicht zur Debatte. Zwar wird dieKinobetreiberin Kitag demnächst das Metropolrenovieren, es handelt sich dabei allerdings ledig-
lich um eine routinemässige Erneuerung nachdem letzten Umbau vor zehn Jahren. Pläne einer«vollumfänglichen Rückführung des Kinos in diealte Form des Kinos Roxy», wie es sich die Denk-malpflege im erwähnten Bericht zum Ziel gesetzthatte, existieren nicht. Immerhin konnten 1995die originalen Fassadenplatten gerettet werden,indem sie nicht ersetzt, sondern nur gewaschen
und neu verankert wurden.1932 hat Max Bill das Zett-Haus in seinen Zei-
tungsannoncen als eine mit den neuesten techni-schen Errungenschaften ausgestattete Maschinedargestelltund wie eine Maschine wurde dasGebäude im Lauf seiner über siebzigjährigen Ge-schichte denn auch behandelt. Auf die Frage, wodas Zett-Haus stehe, könnte man folgerichtig
heute antworten: Sein Skelett ist noch da, derrevolutionäre Geist jedoch verflogen.
Urs Steiner
Gesucht: solvente MieterDoch hinter der Fassade aus korkisoliertem
Kunststein, damals Dernier Cri der Bautechnik,lebten und arbeiteten Menschen, denen der Sinnnicht nach schicker Repräsentation stand, son-dern nach Veränderung der Weltauch mit denMitteln der Architektur. Sie glaubten daran, dassmenschenwürdiges BauenLicht, Luft, Sonnesoziales Elend lindern kann. Der ArchitektRudolf Steiger (19001982) und sein Kompa-gnon, der Ingenieur Carl Hubacher (18981973),
wollten am Stauffacher die Ideen des Neuen Bau-ens von A bis Z realisieren und gaben ihrem Pro-jekt deshalb den Namen Zett-Haus. Nach dessenVollendung unterhielten sie hier ihre Büros;wahrscheinlich zu einem preisgünstigen Mietzinsnicht nur weil Hubachers Vater die Überbauung
finanziert hatte. Denn in den ersten Jahren war esschwierig, solvente Mieter für den Prachtbau imwenig prestigeträchtigen Kreis 4 zu finden.
Dies, obwohl der junge Max Bill nach seinemStudium am Bauhaus eine aussergewöhnlich auf-fällige Anzeigenkampagne für das Zett-Haus ent-
Genius LociSie kommen und gehen, Kulturschaffende aus
aller Welt. Die Redaktion spürt dem Geist vonOrten in Zürich nach, wo Persönlichkeiten ausKunst und Kultur gelebt und gewirkt haben.
KontrasteLiederabend mit Maltman und DrakeKontrastedarauf schien Christopher Malt-
man bei seinem Liederabend mit dem PianistenJulius Drake im Zürcher Konservatorium abzuzie-len. Schumanns Lieder nach Gedichten von Justi-nus Kerner bildeten den ersten Teil des Pro-gramms, und schon zu Beginn, in «Lust derSturmnacht», erwies sich Maltmans Vorliebe fürden Wechsel von dunkel-packendem Forte undaufgehelltem Piano. Dabei behielt sein Baritonstets die gleichen festen, klaren Konturen. Opti-mal im Sinne einer Ergänzung und eines Kon-t ras ts trat zu diesem Singen das Musizieren vonJulius Drake hinzu, der einen weichen Anschlagpflegte, die melodischen Linien aber mit der-selben Prägnanz wie Maltman zeichnete. DasWanderlied führte die künstlerische Partnerschaftzu einem ersten Höhepunkt: Mit Verve hobChristopher Maltman an und durchschritt leicht-füssig bewegte Passagen, was Drake durch rhyth-
misch pointierte Begleitung effektvoll unterstrich.
Kontrasteman erlebte sie auch in «Stille Trä-nen», wo Maltman in weiten Bögen grosse dyna-
mische Steigerungen erzielte; und man erlebte sieim zweiten Teil des Abends, in dem Mörike-Lie-der von Hugo Wolf zu hören waren. Grossartigwar, wie Maltman Wolfs ausgeprägtes Sensoriumfür das Wort deutlich machte, wie er dem Vortrag
ein sprachliches Relief gab und aus dem Dekla-matorischen eine Kantilene zu entwickeln ver-stand. Ein Extrem an expressiven Gegensätzen
war erreicht in der Ballade «Die Geister amMummelsee», wo Maltman durch abrupte Wech-sel ins Kopfregister etwas Unruhig-Flackerndes
evozierte. Kontraste? Die Lieder von Schumannund Wolf zählen zu den «Klassikern» in Liedpro-grammen; dass innerhalb dieser recht konventio-nellen und alles andere denn vielfältigen Zusam-menstellung der Eindruck grossen Kontrastreich-tums entstehen konnte, das zählte zum Bemer-kenswertesten des Abends.
Thomas BaltensweilerKonservatorium Zürich, 5. Mai.
dazu, Sohn des ETH-Professors und Erbauers derUniversität Zürich, Schüler von Frank LloydWright, der auch Pate von Werner Mosers inTaliesin geborenem Sohn war. Im Zett-Haus warfast die ganze Crew der Architektur-Avantgardis-
ten versammelt, die zu jener Zeit an einer revolu-tionären und programmatischen Gartensiedlung
arbeiteten: dem Neubühl in Zürich Wollishofen.Nicht im Adressbuch tauchen hingegen jene
Bewohner auf, deren Anwesenheit dem Kreisbüromit Vorteil verborgen blieb: «Im Geschäftstraktdes Zett-Hauses wohnte zwischen versetzbarenPavatexwänden, die Geräusche links und rechtsvernehmbar machten, die arme deutsche Emigra-tion», erinnerte sich Lohse zu Beginn der achtzi-ger Jahre. Ein Raum von 15 Quadratmetern habemonatlich zwischen 30 und 50 Franken gekostet,
und einer der ersten Flüchtlinge, die hier Unter-schlupf gefunden hätten, sei Cl´ ment Moreau ge-ewesen. Der deutsche Künstler und linke Politakti-vist hat im Zett-Haus seine spätere Frau NellyGuggenbühl kennen gelernt, Mitarbeiterin imBüro Steiger und Hubacher sowie Sekretärin der1928 gegründeten avantgardistischen Architekten-vereinigung CIAM (Congr`
s Internationaux d'Ar-echitecture Moderne).
Bekannt ist, dass der Dadaist Hans Arp insZett-Haus kam, der Schauspieler und RegisseurWolfgang Langhoff, die Oprechts, der Bühnen-bildner und Maler Teo Otto, die SchriftstellerAnna Seghers, Arthur Koestler und IgnazioSilone, um nur einige der bekanntesten Namen zunennen. Rudolf Steigers Gattin Flora Steiger-Crawford, die erste Frau mit ETH-Architektur-diplom, entwarf für das Restaurant im Zett-Hauseinen Stapelstuhl aus Metall, den Arthur Rüegg inseinem Standardwerk «Schweizer Möbel undInterieurs im 20. Jahrhundert» als ihr «Opusmagnum» bezeichnet.
Offenes Zürich«Crash the Box»Ausflüge durch Zürich
Theater ist kein Theater ist Theater . . . oder so.Jedenfalls heisst das Projekt «Crash the Box» undbricht auf, was gemeinhin als Bühne gehandelt
wird. Der 1973 geborene Berliner Performance-Künstler Thomas Keller und der drei Jahre jün-gere Berliner Plakatkünstler Dominik Schuma-cher begleiten ihr Publikumein, höchstens zweiZuschauer pro Spaziergang sind zugelassenaufdie Strasse, in Küchen, in Parks. Im Rahmen desTalentefestivals Hope & Glory steht für einmaldie Stadt, in der es stattfindet, im Rampenlicht
und die Menschen, die in ihr leben, sie auf ihreWeise entdecken. Den Auftakt machte ein Rund-gang mit einem Computercrack (es gibt sie nochimmer). Thomas Keller trug die grosse omnidi-rektionale Antenne, Ilja, der Crack, den kleinenLaptop, der mit der handelsüblichen Elektronikfürs Aufspüren von Computernetzen ausgerüstet
war. Der Crack erklärte, die Kritikerin passte (wieimmer, wenn Computerkönner ihr Können nocheinmal ganz langsam und fürs gemeine Volk über-setzen), der Computer computerte, und da unddort meldete sich ein Netz, fiepte, rauschte,sprach. Zwischen der Kaserne und dem Brunnenvor dem Völkerkundemuseum zippte es durch dieLuft («wie Mikrowellen»), zappte der Laptop
durch die Kanäle, und es war zu erfahren, dassdie Firmennetze in Zürich viel zu wenig geschützt
seien. Bei Swiss Cert komme man genauso gut
hinein wie bei Otto Normalverbraucher, der zuHause am Internet hänge. Wir stiegen denn auchin ein lokales Firmennetz ein, riefen von dortunsere E-Mails ab, schauten uns die Homepage
der NZZ an. «Nein, Hacken ist das nicht», beteu-ert Ilja, auch wenn sich damit für kriminelleHandlungen ein Spielraum öffnet. «Hacken ist,wenn man einbricht, wenn man Schlösser,
Schutzmechanismen aufbrichtich stell mich ja
bloss auf die Strasse, und schwupp, bin ich drin.»Schwupp und reingehen, vom Öffentlichen i ns
Private, vom Inszenierten ins (inszenierte) Unmit-telbare, «Authentische». Schwupp und reingehen,
Grenzen überschreiten ist das Konzept, das hinterden zwanzig T^ te-a-Tetes durch Zürich steht. Male ` ^dirigiert ein Blinder den Gang durch die Limmat-metropole, mal ein Homosexueller, mal eineFrau, die den Gast schliesslich in ihre Kücheführt, ihm Muffins bäckt und ihre Hochzeitsfotoszeigt. Ein ungewöhnliches, ein aufwendiges, dochzugleich simples Projekt haben Keller und Schu-macher da auf die Beine gestellt, eins mit beacht-lichem Irritationspotenzial: eine Erlösung desTheaters vom Theater. Aber, eben, kein Theater.
Alexandra KedvesZürich, Theaterhaus Gessnerallee, 5. Mai. Ab 7. Mai Treff-
punkt Kasse Theater Neumarkt, 19/19.30/20/20.30 Uhr.
GruppendynamikMigros-Kammermusikwettbewerb
Bereits zum zehnten Mal hat das Kulturprozent
des Migros-Genossenschafts-Bunds seinen Kam-mermusikwettbewerb durchgeführt. Ziel ist dieFörderung junger, talentierter Ensembles und dieStärkung der Kammermusikszene in der Schweiz.Den Gewinnern winken neben den Preisgeldern
auch Möglichkeiten, im In- und Ausland aufzu-treten. Von den 17 Ensembles des diesjährigen
Wettbewerbs hat die Jury 4 ausgezeichnet, wobeisie erstmals seit 1991 einen ersten Preis verlieh.Anlässlich der Preisverleihung im Migros-Hoch-
haus am Limmatplatz stellten sich die vier Forma-tionen ausschliesslich mit Klassikern vor, obwohlsie gemäss Reglement auch mindestens ein zeit-genössisches Werk im Repertoire haben. Gebotenwurde viermal Kammermusik auf einem absolutprofessionellen Niveauund dennoch zeigte sichjedes Mal ein ganz eigener Gruppengeist.
Das Basler Mondrian-Ensemble (3. Preis) fandbei Haydns Klaviertrio in A-Dur einen sinnvollenAusgleich zwischen spielerischer Leichtigkeit undtemperamentvollem Zugriff. Das Trio El´ giaqueeaus Polen (3. Preis ex aequo) erklärte seinenNamen bei Rachmaninows gleichnamigem Kla-viertrio in g-Moll gleich selbst und offenbarte inseiner Interpretation die slawische Seele dieserMusik. Den stärksten Eindruck hinterliess dasVega-Trio (2. Preis) mit Beethovens Gassenhauer-trio. Kommunikationsfähigkeit, Ausstrahlung undmusikalischer Witz vereinigten sich hier in idealerWeise. Den ersten Preis gewann das BaslerAsasello-Quartett. Die Streicher interpretiertenHaydns Quintenquartett als ernste und schwer-gewichtige Kunstmusik und gefielen mit einemabgestimmten Zusammenspiel. Der Primariuswirkte jedoch in seiner Spielhaltung nicht ganzfrei, und auch bezüglich der Ausstrahlung kamendie Sieger nicht an die Zweitplacierten heran.
Thomas SchacherZürich, Migros-Hochhaus, 5. Mai.
Der Niedergang
Die Querbezüge der Schweizer Kultur zumZett-Haus erscheinen unendlich: 1947 bauteBruno Giacometti, der Bruder des Jahrhundert-künstlers Alberto, das Restaurant Roxy im Zett-Haus-Annex an der Rebgasse 8 um. Heute befin-det sich in diesen Räumen der rustikal dekorierteGourmettempel Giangrossi. Bruno Giacometti er-gänzte das Restaurant um eine Galerie, weil sichder Auftraggeber eine Reduktion der Raumhöhevon fast sieben Metern wünschte. Giacometti ent-warf auch die Möblierung inklusive Beleuch-tungskörpern und Vorhängen neu. Die Metall-stühle von Flora Steiger-Crawford indes wurdenin leicht abgewandelter Form weiterverwendet.
Leider gingen nicht alle Architekten, die denGebäudekomplex in seiner 71-jährigen Geschich-te umgestalteten, ebenso sorgfältig mit der vor-handenen Bausubstanz um. Das heutige Erschei-
Neue Zürcher Zeitung vom 07.05.2003