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Sprachwandel, Sprachreflexion Reinhard Wieser SoSe 2013

02 neu sprachwandel_sprachreflexion

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Präsentation für die 2. Einheit des Seminars "Sprachwandel und Sprachreflexion". Überblick Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch

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Sprachwandel, Sprachreflexion

Reinhard Wieser

SoSe 2013

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2. Treffenkurze Wiederholung –

AlthochdeutschTextproben, Lautverschiebung

Mittelhochdeutsch => NeuhochdeutschTextproben, Lautverschiebung

Lerntagebuch

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Alemannisches VaterunserFater unser dû in himile bist, dîn namo

uuerde geheiligôt. Dîn rîche chome, dîn

uuillo gescehe in erdo fone menniscon, alsô

in himile fone angelis. Unser tagelîcha brôt

kib uns hiuto, unde unsere sculde belâz uns,

alsô ouh uuir belâzen unseren sculdîgen,

unde in chorunga ne leitest dû unsih, nube

lôse unsih fone ubele.

Notker von St.Gallen, um 1000

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Hildebrandslied Ik gihorta

dat seggen,

dat sih urhettun

aenon muotin.

Hiltibrant enti

Hadubrant untar heriun tuem,

sunufatarungo iro saro

rihtun, garutun se iro

gudhamun, gurtun sih iro

suert ana, helidos, ubar

hringa, do sie to dero hiltiu

ritun.

Ich hörte das sagen, dass

sich als Herausforderer

einzeln bemühten: Hildebrand u.

Hadubrand zwischen zwei

Heeren. Sohn und Vater

richteten ihre Scharen aus,

richteten ihre Kampfgewänder,

gürteten sich ihre Schwerter

um, die Helden, über die

Rüstung, als sie zu dem Kampf

ritten.

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Althochdeutsch (750 – 1050)(Schreib)sprache der Kirche und

Klöster

Süd nach Nord, unterschiedlich

Niederdeutscher Sprachraum: nicht erfasst

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2. Lautverschiebung (Germ. => Ahd.)Verschlusslaute p, t und k

=> stimmlosen Reibelaute f, z und h p, t, k nach einem Vokal (=postvokalisch)=> ff, zz und hh (doppelte stimmlose Reibelaute)Im Anlaut oder nach Konsonanten => Affrikate pf, tz und kch

Althochdeutsch (750 – 1050)

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Althochdeutsch (750 – 1050)Beispiele: etan => ezzan, slepan

=> slāfan, skip => Schiff, cat => Katze, makon => machen, sittian => sitzen

Verschiebung der stimmhaften Verschlusslauteb, d und g => p, t und k (stimmlos) im Ahd verschoben, vor allem im Bairischen. bidden, mōder => bitten, muoter

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Althochdeutsch (750 – 1050)th => d (brothar => bruoder)

thaz, thenken, thegan, thurstag, môðer => daz, denken, degan, durstac, muoter

MonophthongierungGerm. ai, ou => Ahd. e, o

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Althochdeutsch (Beispiele)p → pf / ff (f)

nd. Pund -> hd. Pfund

nd. Appel -> hd. Apfel

nd. Dorp -> hd. Dorf

t → ts / zz (z) / ss

nd. Tid -> hd. Zeit

nd. Water -> hd. Wasser

nd. dat -> hd. das(s)

k → kch (ch) / hh (h)

nd. ik -> hd. ich

nd. maken -> hd. machen

nd. / hd. Kind Chind

(Schweizerdeutsch)

Anm.: die niederdeutschen

Formen sind anstelle der

germ. angegeben

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Begriffe 1 - Schreiborte

Die wichtigsten Schreiborte Quelle: König, W., & Paul, H.-J. (1978). Dtv-Atlas zur deutschen Sprache : Tafeln u. Texte. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.

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Begriffe 2 - Oberdeutsch

Sprachregionen

• Alemannisch• Bairisch

• Nordbairisch (Nürnberger Raum ...• Mittelbairisch (Nieder- und Oberbayern, Nieder- und Oberösterreich, Wien und Salzburg)• Südbairisch (Tirol, Kärnten, Stmk)

•Fränkisch •Ostfränkisch• Südrheinfränkisch (Baden, Teile von Württemberg)

Quelle: König, W., & Paul, H.-J. (1978). Dtv-Atlas zur deutschen Sprache : Tafeln u. Texte. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.

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Mittelhochdeutsch

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Under der lindenan der heide,dâ unser zweier bette was,dâ muget ir vindenschône beidegebrochen bluomen unde gras.Vor dem walde in einem tal,tandaradei,schône sanc diu nahtegal.

„Under der linden“ - Youtube, interpretiert von Estampie & Münchner Ensemble für frühe Musik.„Under der linden“ - Youtube, interpretiert vom Salzburger Ensemble für Alte Musik Dulamans Vröudenton

Walther von der Vogelweide

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Wolfram v. Eschenbach: Parzival

Bildquelle: Wikipedia

Knecht, P., Schirok, B.: Parzival von Wolfram (von Eschenbach). Walter de Gruyter. Berlin 2003. Google Books

Ist zwîfel herzen nâchgebûr, daz muoz der sêle werden sûr. gesmæhet unde gezieret ist, swâ sich parrieretunverzaget mannes muot,als agelstern varwe tuot

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Rittertugendenmâze [ˈmaːsə]: maßvolles Leben, Zurückhaltung

zuht [ˈtsʊxt]: Erziehung nach festen Regeln, Anstand

êre [eːrə]: ritterliches Ansehen, Würde

triuwe [ˈtrywə]: Treue

hôher muot [ˈhohɐ ˈmu.ɔt]: seelische Hochstimmung

höveschkeit: Höfischkeit, Höflichkeit

diemüete: Demut

milte: Freigiebigkeit, Großzügigkeit

werdekeit: Würde

staete: Beständigkeit, Festigkeit

güete: Freundlichkeit

manheit: Tapferkeit

Bildquelle: Codex Manesse

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Mittelhochdeutsch (Mhd.)1050 – 1350

Vokalsystem des Mhd.:Kurzvokale: a, e, I, o, u, ä, ü, öLangvokale: â, ê, î, ô, û , ae, oe, iu (=

langes ü)Diphtonge: ei, ie, ou, öu, uo, üe

„ei“ => e+i. „ie“ nicht „i“ gesprochen, sondern i+e.

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Mittelhochdeutsche LiteraturMinnesang: Walter von der

Vogelweide, Neidhart von Reuental, Oswald von Wolkenstein

Heldenepos: z.B. Nibelungenlied, Kudrunlied etc.

Höfisches Epos: Parzival, Eneid, Gregorius

Weitere Infos: www.wmelchior.com/mediaevistik/gattungen.html

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Vom Mhd. zum Nhd.Mhd. Nhd. Beispieleî => ei sîn = seiniu eu, äu niuwes, vriunt = Freundû au hûs = Hausie i liep = liebüe ü güete = Güteuo u muoter = Mutter

„nhd. Monophthongierung“ und „nhd. Diphthongierung“

Anm.: Im Mhd werden nur Eigennamen groß geschrieben.