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Doof geboren ist keiner Erika ist mies und fad, doch Pappi ist Regierungsrat, drum macht die ganz bestimmt das Abitur. Peter ist gescheit und schlau, doch sein Vati ist beim Bau, drum geht er bis zur neunten Klasse nur. Doof geboren ist keiner, doof wird man gemacht. Und wer behauptet: Doof bleibt doof, der hat nicht nachgedacht. Prolog .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. ...................... Gisela Gürtler Einigen hilft alle Welt, doch den meisten fehlt das Geld, die müssen dauernd kämpfen für ih Recht. Darum Kinder, aufgepaßt, daß ihr euch nichts gefallen laßt denn keiner ist von ganz alleine schlecht. Doof geboren ist keiner, doof wird man gemacht. Und wer behauptet: Doof bleibt doof, vor dem nehmt euch in acht! Text: Volker Ludwig, Musik: Birger Heymann; Quelle

„Bildung, Ausbildung oder Einbildung? Zum Bildungsverständnis in der Kinder- und Jugendarbeit“

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Prof. Stefan Bestmanns Vortrag auf dem Kongress "Grenzenlose Jugend" in Frankfurt/Slubice am 3.November 2011

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Page 1: „Bildung, Ausbildung oder Einbildung?  Zum Bildungsverständnis in der Kinder- und Jugendarbeit“

Doof geboren ist keiner

Erika ist mies und fad,doch Pappi ist Regierungsrat,drum macht die ganz bestimmt das Abitur.Peter ist gescheit und schlau,doch sein Vati ist beim Bau,drum geht er bis zur neunten Klasse nur.

Doof geboren ist keiner,doof wird man gemacht.Und wer behauptet: Doof bleibt doof,der hat nicht nachgedacht. 

Prolog

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Europäisches Institut für Sozialforschung Stefan Bestmann Berlin

Prof. Stefan Bestmann Prof.Dr. Stefan Bestmann [email protected]

Gisela Gürtler

Einigen hilft alle Welt,doch den meisten fehlt das Geld,die müssen dauernd kämpfen für ihr Recht.Darum Kinder, aufgepaßt,daß ihr euch nichts gefallen laßt,denn keiner ist von ganz alleine schlecht.

Doof geboren ist keiner,doof wird man gemacht.Und wer behauptet: Doof bleibt doof,vor dem nehmt euch in acht!

Text: Volker Ludwig, Musik: Birger Heymann; Quelle: Ernst Klusen, Walter Heimann (Hg.): Kritische Lieder der 70er Jahre, Frankfurt/Main (Fischer TB 2950) 1978

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„Bildung, Ausbildung oder Einbildung? Zum Bildungsverständnis

in der Kinder- und Jugendarbeit“

Beitrag zur Fachtagung

Grenzenlose Jugend1. Brandenburger Kongress der Jugendarbeit

03./04. November 2011 in Słubice und Frankfurt (Oder)

Themenblock 2„Was Hänschen nicht lernt…

Bildungsverständnis in der Jugendarbeit“

Europäisches Institut für Sozialforschung Stefan Bestmann Berlin

sowie Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin

Prof. Dr. Stefan [email protected]

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Gedanken zum Bildungsbegriff

Übersicht

Voraussetzungen für ganzheitliche Bildungsprozesse

Anforderungen an die Fachkräfte

Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

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Anforderungen an die Organisationen

Gisela Gürtler

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These 1

Bildung ist mehr als nur die Anhäufung von Faktenwissen in einem staatlichen Zwangskontext.

Bildung bedeutet Teilhabe am kulturellen, sozialen und ökonomischen Leben innerhalb der Gesellschaft.

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Gedanken zum Bildungsbegriff

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Der ‚erweiterte’ Bildungsbegriff bezieht sich auf Bildungsprozesse bzw. Lernarrangements

Formales LernenLernen, das üblicherweise in einer Bildungs- oder Ausbildungseinrichtung stattfindet, (in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung) strukturiert ist und zur Zertifizierung führt. Formales Lernen ist aus der Sicht des Lernenden zielgerichtet.

Nicht formales LernenLernen, das nicht in Bildungs- oder Berufsbildungseinrichtungen stattfindet und übli cherweise nicht zur Zertifizierung führt. Gleichwohl ist es systematisch (in Bezug auf Lernziele, Lerndauer und Lernmittel). Aus Sicht der Lernenden ist es zielgerichtet.

Informelles LernenLernen, das im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der Freizeit stattfindet. Es ist (in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung) nicht strukturiert und führt üblicherweise nicht zur Zertifizierung. Informelles Lernen kann zielgerichtet sein, ist je doch in den meisten Fällen nichtintentional (oder inzidentell/beiläufig). (Europäische Kommission 2001, S. 9, S. 32f. zit nach Overwien 2007)

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Gedanken zum Bildungsbegriff

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„Die Unterstützung und Förderung von Bildungsprozessen der jungen Generation muss sich einerseits an gesellschaftlichen Erfordernissen und andererseits an den lebensweltlichen Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen orientieren. […] Veränderungen in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und ihre Auswirkungen für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen deuten auf die Notwendigkeit einer Um- und Neugestaltung des derzeitigen Systems von Bildung, Betreuung und Erziehung hin.“

(12. Jugendbericht der Bundesregierung, 2005, Seite 29)

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Gedanken zum Bildungsbegriff

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Eine Bildung im erweiterten Verständnis, besser im ganzheitlichen Sinne, braucht individual-persönliche Voraussetzungen und zugleich sozial-infrastrukturelle Voraussetzungen!

Die Bildungsdiskussion darf nicht die Individualisierungstendenz in der kapitalistisch-globalisierten Gesellschaft reproduzieren.

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Voraussetzungen für ganzheitliche Bildungsprozesse

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Bei Bildung geht es nicht nur um Fakten und Informationen sondern um Kompetenzen, die Chancen und Risiken einer Lebensführung in einer individualisierten Gesellschaft zu bewältigen.

(Rauschenbach, 2005, S. 3).(Rauschenbach, 2005, S. 3).

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Vier basale Kompetenzdimensionen:

kulturelle Kompetenzen

instrumentelle Kompetenzen soziale Kompetenzen

personale Kompetenzen   (Olk, 2006, S.8)(Olk, 2006, S.8)

Voraussetzungen für ganzheitliche Bildungsprozesse

Page 9: „Bildung, Ausbildung oder Einbildung?  Zum Bildungsverständnis in der Kinder- und Jugendarbeit“

Bildungskonzepte dürfen daher nicht nur auf sog. Verfügungswissen abzielen, sondern müssen Orientierungswissen anbieten.

Über sogenanntes Verfügungswissen eignen sich Kinder und Jugendliche die Dinge der Welt an, und über Orientierungswissen erhalten sie ein reflektiertes Verhältnis dazu.

(vgl. Mittelstraß, 2002, S. 164)(vgl. Mittelstraß, 2002, S. 164)

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http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Philosophie/Mitarbeiter/mittelstrass/homepage.htm

Voraussetzungen für ganzheitliche Bildungsprozesse

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Nicht-formale und informelle Bildungssettings bieten einen guten Rahmen zur Erlangung von Orientierungswissen.

Gegenwärtig wird in der Schule vorrangig Verfügungswissen akkumuliert. Das Orientierungswissen ist eher schwach ausgeprägt, gewinnt aber für die Lebensbewältigung von Kinder und Jugendlichen rasant an Bedeutung.

(vgl. Mittelstraß, 2001)(vgl. Mittelstraß, 2001)

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Voraussetzungen für ganzheitliche Bildungsprozesse

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Böhnisch postuliert einen „eigenen sozialpädagogischen Bildungsansatz“, der mithelfen kann, Bewältigungskompetenzen und reflexive Bearbeitung unverschuldeter Krisenerscheinungen zu erhöhen und damit einen Beitrag zur handelnden Bewältigung sozialer Widersprüche zu leisten.

(Böhnisch, 2005, S.32)(Böhnisch, 2005, S.32)

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http://ais.badische-zeitung.de/piece/01/18/ac/b2/18394290.jpg

Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

"Lebensbewältigung meint [...] das Streben nach subjektiver Handlungsfähigkeit in Lebenssituationen, in denen das psychosoziale Gleichgewicht – Selbstwert und soziale Anerkennung – gefährdet ist".

Böhnisch, 2005:31Böhnisch, 2005:31

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Stellenwert und Wirkungen der Sozialisations-, Erziehungs- und Bildungsleistungen von Jugendarbeit

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Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

„Lernen muss im Hinblick auf die Förderung des aktiven und demokratischen Bürgers, auf persönliche Entfaltung bzw. Beschäftigungsfähigkeit erstrebenswerter gemacht werden. […] Lernen, vor allem nichtformales und informelles Lernen in allen Bereichen, muss anerkannt und belohnt werden (dies beinhaltet auch die Anerkennung desinhärenten Wertes von Lernen). Hierdurch können auch diejenigen zum Lernen ermutigt werden, denen Lernen völlig fremd geworden ist“.

(Europäische Kommission, 2001, S.25)

Page 13: „Bildung, Ausbildung oder Einbildung?  Zum Bildungsverständnis in der Kinder- und Jugendarbeit“

Familie heute hat sich gewandelt,

Schule kann im Bildungsbereich nicht alles kompensieren!

Die Kinder- und Jugendarbeit bietet wertvolle Chancen. ............................................................................................................................................................................................................. ...........................................................................

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Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

Page 14: „Bildung, Ausbildung oder Einbildung?  Zum Bildungsverständnis in der Kinder- und Jugendarbeit“

„Angebote und Dienste der Kinder- und Jugendhilfe bieten einen spezifischen Erfahrungs-, Erlebnis- und Erkenntnisraum und dienen der allgemeinen Förderung junger Menschen. Mit je eigenen Zielsetzungen und vielfältigen Inhalten, Methoden und Arbeitsweisen wird in der Kinder- und Jugendhilfe ein breites Bildungsangebot eröffnet, das in enger Wechselwirkung zu Familie, Schule und beruflicher Bildung steht.

Die direkten oder indirekten, bewusst geplanten oder impliziten Bildungspotenziale müssen in den Angeboten und Diensten sichtbar gemacht und weiterentwickelt werden.

Vor allem in der Differenz zu der Formalisierung schulischer Angebote liegt das spezifische Profil und die Chance der Kinder- und Jugendhilfe, junge Menschen zu erreichen und anzuregen“.

Bundesjugendkuratorium,

Sachverständigenkommission für den Elften Kinder- und Jugendbericht,

Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe, Juli 2002

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Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

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„Dabei versteht sich die Kinder- und Jugendhilfe neben Familie, Schule, Ausbildung und Beruf als eine eigenständige Bildungsinstanz, die sich auf der Grundlage eines erweiterten und subjektorientierten Bildungsbegriffs im Prozess der Gestaltung eines abgestimmten Systems von Erziehung, Bildung und Betreuung beteiligt.“

(AGJ, 2008)

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Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

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Bedingungen des Aufwachsens und Zusammenlebens der Generationen (Aigner 2006)

Ein Recht der Heranwachsenden sowie Erwachsenen und Alten – und zwar allen, nicht nur den Gefährdeten – auf ausreichend gute Bedingungen des Aufwachsens und Zusammenlebens innerhalb der gesellschaftlichen Widersprüche.

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Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

„Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“

(SGB VIII § 1 Abs. 1)(SGB VIII § 1 Abs. 1)

Gisela Gürtler

Page 17: „Bildung, Ausbildung oder Einbildung?  Zum Bildungsverständnis in der Kinder- und Jugendarbeit“

Unterstützungsfaktoren für informelles Lernen (zit n. Overwien 2005:344)

Zeit und Raum für Lernen schaffen

Umfeld auf (Lern-)Gelegenheit überprüfen

Aufmerksamkeit auf Lernprozesse lenken

Reflexionsfähigkeit stärken

Klima von Zusammenarbeit und Vertrauen schaffen (vgl. Marsick/Volpe/Watkins 1999, S. 91)

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Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

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Nach Livingston: „[…]. Informelles Lernen erfolgt selbständig, und zwar individuell oder kollektiv, ohne dass Kriterien vorgegeben werden oder ausdrücklich befugte Lehrkräfte dabei mitwirken. Informelles Lernen unterscheidet sich von Alltagswahrnehmungen und allgemeiner Sozialisierung insofern, dass die Lernenden selbst ihre Aktivitäten bewusst als signifi kanten Wissenserwerb einstufen. Wesensmerkmal des informellen Lernens ist die selbständige An eignung neuer signifikanter Erkenntnisse oder Fähigkeiten, die lange genug Bestand haben, um im Nachhinein noch als solche erkannt zu werden."

(Livingstone 1999, S. 68f.)

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Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

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Meine These lautet: Jugendarbeit kann ein Ort nichtformeller und informeller Bildungsprozesse sein, ist es aber nicht per se.

Entscheidend ist, ob die Profis dieses Potenzial nutzen!

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Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

Christoph Witt

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Was müssen die Fachkräfte dafür drauf haben? (vgl. CORSA 2008)

Eine kontinuierliche Nutzung von Grundwissen der Erziehungswissenschaften..

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Lebenslagen von Jugendlichen, zu handlungsfeldbezogenen Fragen, zu Methoden der Zugangsgestaltung und Interaktion.

Wissen um Grundbedingungen gelingender Kinder- und Jugendarbeit.

Sich selbst als Ermöglicher/innen zu verstehen, als Ko-Produzenten von Kinder- und Jugendarbeit und als Förder/innen zur Umsetzung von Impulsen.

Als professionelle Zugangsgestalter/innen zu Informationen und weiteren Ressourcen.

Ein Erschließen für und mit Jugendlichen von fördernden Umwelten im örtlichen Lebensraum, und das Er-Schaffen institutioneller, finanzieller und örtlicher Gestaltungsräume für junge Menschen.

Netzwerkerinnen im Gemeinwesen....Kommunikator/innen.

Impulsgeber/innen zu Selbst-Reflexionsprozessen..

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Anforderungen an die Fachkräfte

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Was kann die Einrichtung als Organisation tun?

Sie kann und muss Qualitätsstandards entwickeln und sich daran messen!

Entsprechend des 11. Kinder- und Jugendberichts des Jugendministeriums gehört „die Wahrnehmung von Bildungsaufgaben zu den traditionellen Aufgaben von Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit“ .

(BMFSFJ 2002:163)

Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit sind zu beschreiben,

Ziele sind diesbezüglich zu vereinbaren,

wahrnehmbare Kriterien und Indikatoren für diese Bildungsprozesse

sind herauszuarbeiten.

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Anforderungen an die Organisation

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„Eine über den Tagesbedarf und das berufliche Kerngeschäft hinausreichende Bildung war noch nie so unentbehrlich wie in einer Gesellschaft, die sich nicht nur als offene, sondern auch als beschleunigte Gesellschaft versteht und zu deren Credo Innovation um jeden Preis, Mobilität ohne Ende und chamäleongleiche Flexibilität gehören.

Bildung ist in erster Linie nichts Theoretisches, sondern ein Können und eine Lebensform, kein bloßes Sich-Auskennen in Bildungs- oder Wissensbeständen. Der Begriff der Bildung schließt im klassischen wie im modernen Sinne den Begriff der Orientierung ein. Orientierung, um die es in der modernen Welt nicht immer zum Besten bestellt ist (Stichwort ‚Orientierungsschwäche’). Ein aktuelles Paradox: Je reicher wir an Information und Wissen sind, desto ärmer scheinen wir an Orientierungskompetenz zu werden. Die Folge sind Orientierungsschwächen, Selbstzweifel und die Anfälligkeit gegenüber Fundamentalismen unterschiedlicher Art. Für diese Kompetenz aber stand einmal der Begriff der Bildung“

(vgl. Mittelstraß, 2002, S. 164)(vgl. Mittelstraß, 2002, S. 164)..........................................................................................................................................................................................................................................................................................

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http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Philosophie/Mitarbeiter/mittelstrass/homepage.htm

Bildungsprozesse in der Kinder- und Jugendarbeit

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