27
Bildung Standards Zentrale Prüfungen Ein Sortierungsversuch Andreas Vohns Institut für Didaktik der Mathematik Alpen-Adria Universitt Klagenfurt GDM Jahrestagung, 11.03.2016

Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Ein Sortierungsversuch

Andreas Vohns

Institut für Didaktik der MathematikAlpen-Adria Universität Klagenfurt

GDM Jahrestagung, 11.03.2016

Page 2: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Tripelfugen sind dreistimmig aus drei gleichwertigenThemen, vor allem linear entwickelt – eigenständig,manchmal gegenläufig und doch ein Ganzes bildend.Das bedeutet nicht nur Wohlklang = Harmonie,sondern auch Irritation = Dissonanz.Erst dadurch wird das Projekt spannend, fördert Neugier,Aufmerksamkeit und Resonanz.

http://www.lohmart.eu/html/tripelfuge.html

Page 3: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

GDM Jahrestagung 2016 3

Tripelfuge: Bildung, Standards, zentrale Prüfungen

Präludium & ExpositionMotivationExposition: Themen

1. VariationAllgemeinbildung und Zentralmatura

2. VariationBildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP)

3. VariationMathematical Literacies (WIP)

Postludium

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 4: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 4

Falsche Dichotomien

(01.03.2015)

„Man muss nur noch wissen, wo es steht“ Statt Inhaltenvermitteln Schule und Hochschule nur noch Kompetenzen.Wer Lesen und Texte verstehen kann, hat Hochschulreife.

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 5: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 4

Falsche Dichotomien

(01.03.2015)

„Man muss nur noch wissen, wo es steht“ Statt Inhaltenvermitteln Schule und Hochschule nur noch Kompetenzen.Wer Lesen und Texte verstehen kann, hat Hochschulreife.

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 6: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 5

Falsche Dichotomien

Grundbildung / Literacy Allgemeine Menschenbildung

Pragmatisch Emphatisch

Kompetenzen Wissen

Überfachlichkeit Fachlichkeit

Utilitarismus Zweckfreiheit

Egalitär Elitär

Nivellierung Differenzierung

Anpassung Aufklärung

Verpflichtung Freiraum

Accountability Autonomie

Employability Selbstformung

Neoliberale Agenda Statuspanik der Mittelschicht

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 7: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6

Rekurs: Klafki (1985)

Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch

1. „Formatio“ als Komplementarität vonÉ Selbst-Formung des MenschenÉ An-Formung an die Gesellschaft

2. Inkongruente HintergrundtheorienÉ Christentum (Vorbild Gott)É Aufklärung (Vertrauen in Ratio)É Idealismus (das Wahre, Gute und Schöne)É Humanismus (Menschwerdung des Menschen)É Klassizismus (Fetisch Antike)

3. Widerspruch Ideale vs. Realitäten (Schleiermacher, Pestalozzi)É Gleichheit als Voraussetzung und Ziel von BildungÉ Radikaldemokratisch, egalitäre Programmatik (Pestalozzi)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 8: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6

Rekurs: Klafki (1985)

Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch

1. „Formatio“ als Komplementarität vonÉ Selbst-Formung des MenschenÉ An-Formung an die Gesellschaft

2. Inkongruente HintergrundtheorienÉ Christentum (Vorbild Gott)É Aufklärung (Vertrauen in Ratio)É Idealismus (das Wahre, Gute und Schöne)É Humanismus (Menschwerdung des Menschen)É Klassizismus (Fetisch Antike)

3. Widerspruch Ideale vs. Realitäten (Schleiermacher, Pestalozzi)É Gleichheit als Voraussetzung und Ziel von BildungÉ Radikaldemokratisch, egalitäre Programmatik (Pestalozzi)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 9: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6

Rekurs: Klafki (1985)

Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch

1. „Formatio“ als Komplementarität vonÉ Selbst-Formung des MenschenÉ An-Formung an die Gesellschaft

2. Inkongruente HintergrundtheorienÉ Christentum (Vorbild Gott)É Aufklärung (Vertrauen in Ratio)É Idealismus (das Wahre, Gute und Schöne)É Humanismus (Menschwerdung des Menschen)É Klassizismus (Fetisch Antike)

3. Widerspruch Ideale vs. Realitäten (Schleiermacher, Pestalozzi)É Gleichheit als Voraussetzung und Ziel von BildungÉ Radikaldemokratisch, egalitäre Programmatik (Pestalozzi)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 10: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7

Exposition

Thema/These 1:Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept niegegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstraditiongibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder diekonsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensuoriginali zu behaupten.

Thema/These 2:Es ist unredlich und gleichsam leer, das Ideal einer Bildung gegendie Realisierung einer anderen Bildung ausspielen zu wollen.

Thema/These 3:Gut gemeint ist nicht gut gemacht und konzeptionelle Überlegungenkönnen prinzipiell nicht von der Verantwortung für ihre faktischenRealisierungen entbunden werden.

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 11: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7

Exposition

Thema/These 1:Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept niegegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstraditiongibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder diekonsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensuoriginali zu behaupten.

Thema/These 2:Es ist unredlich und gleichsam leer, das Ideal einer Bildung gegendie Realisierung einer anderen Bildung ausspielen zu wollen.

Thema/These 3:Gut gemeint ist nicht gut gemacht und konzeptionelle Überlegungenkönnen prinzipiell nicht von der Verantwortung für ihre faktischenRealisierungen entbunden werden.

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 12: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7

Exposition

Thema/These 1:Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept niegegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstraditiongibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder diekonsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensuoriginali zu behaupten.

Thema/These 2:Es ist unredlich und gleichsam leer, das Ideal einer Bildung gegendie Realisierung einer anderen Bildung ausspielen zu wollen.

Thema/These 3:Gut gemeint ist nicht gut gemacht und konzeptionelle Überlegungenkönnen prinzipiell nicht von der Verantwortung für ihre faktischenRealisierungen entbunden werden.

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 13: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 8

Bildung von Individuum und Gesellschaft

Bildung ist die selbstreflexive Gestaltungvon Individuen und Kollektivenin wechselseitiger Bezugnahme

Fischer (2012a)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 14: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 9

Fächerorientierte Allgemeinbildung:Entscheidungskompetenz und Kommunikationsfähigkeit

Mathematik

Wozu Modellieren? Position 3: Fischer

9

Was soll man  (im Prozess der Bildung) getan haben?vs.Was soll (als Ergebnis des Prozesses) über bleiben?

Expertenausbildung

GrundwissenBegriffe, Konzepte,

Darstellungen

ExpertenausbildungOperatives

Wissen und KönnenGenerierung von Wissen, Problemlösung, Beweise

Reflexion(swiss)enBedeutung/Grenzen von

Begriffen/Methoden

Allgemeinbildung

Fischer (2001, 2012b)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 15: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 10

Grundbildungsspektrum (= Kompetenzspektrum(?))

im Detail festlegbar offen

Grundwissen operatives Wissen und Können Reflexion

WissenFertigkeitenKulturtechniken

Anwendung (kreative)Problemlösung

KritikBewertung

messbarprüfbar

nichtmessbar

nichtprüfbar

Fischer (2009, 2012a) bzw. Peschek (2009)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 16: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11

Bildung von Individuum und Gesellschaft

É Bildung als Aushandlung von Bildung

É Zentrale Vorgaben sind wichtigÉ Widerstand ist erwünscht

É mehr VerbindlichkeitenÉ mehr Freiraum

Fischer (2012a)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 17: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11

Bildung von Individuum und Gesellschaft

É Bildung als Aushandlung von Bildung

É Zentrale Vorgaben sind wichtigÉ Widerstand ist erwünscht

É mehr VerbindlichkeitenÉ mehr Freiraum

Fischer (2012a)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 18: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11

Bildung von Individuum und Gesellschaft

É Bildung als Aushandlung von Bildung

É Zentrale Vorgaben sind wichtigÉ Widerstand ist erwünscht

É mehr VerbindlichkeitenÉ mehr Freiraum

Fischer (2012a)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 19: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 12

Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP)

Baumert (2002)Deutschland im internationalen Bildungsvergleich

Messner (2003)PISA und Allgemeinbildung

Tenorth (2004)Stichwort: „Grundbildung“ und „Basiskompetenzen“

Benner (2005)Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?

Koch (2004)Allgemeinbildung und Grundbildung, Identität oderAlternative?

Ladenthin (2002)Bildung als Aufgabe der Gesellschaft: Prinzpien derBildungsplanung nach PISA

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 20: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 12

Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP)

Baumert (2002)Deutschland im internationalen Bildungsvergleich

Messner (2003)PISA und Allgemeinbildung

Tenorth (2004)Stichwort: „Grundbildung“ und „Basiskompetenzen“

Benner (2005)Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?

Koch (2004)Allgemeinbildung und Grundbildung, Identität oderAlternative?

Ladenthin (2002)Bildung als Aufgabe der Gesellschaft: Prinzpien derBildungsplanung nach PISA

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 21: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13

Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?

1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeinerMenschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere aufGrundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb undjenseits der Schule ausgelegt wird.

2. Es gibt durchaus die Gefahr einer Beschädigung allgemeinerMenschenbildung durch Schulbildung.

3. Umgekehrt: Auch grundlegende Schulbildung kann durchKonzepte allgemeiner Menschenbildung beschädigt werden.Dies ist immer dann der Fall, wenn [. . . ] es zu einerÜberdehnung der Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzenschulischer Bildung kommt.

Benner (2005)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 22: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13

Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?

1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeinerMenschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere aufGrundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb undjenseits der Schule ausgelegt wird.

2. Es gibt durchaus die Gefahr einer Beschädigung allgemeinerMenschenbildung durch Schulbildung.

3. Umgekehrt: Auch grundlegende Schulbildung kann durchKonzepte allgemeiner Menschenbildung beschädigt werden.Dies ist immer dann der Fall, wenn [. . . ] es zu einerÜberdehnung der Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzenschulischer Bildung kommt.

Benner (2005)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 23: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13

Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?

1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeinerMenschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere aufGrundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb undjenseits der Schule ausgelegt wird.

2. Es gibt durchaus die Gefahr einer Beschädigung allgemeinerMenschenbildung durch Schulbildung.

3. Umgekehrt: Auch grundlegende Schulbildung kann durchKonzepte allgemeiner Menschenbildung beschädigt werden.Dies ist immer dann der Fall, wenn [. . . ] es zu einerÜberdehnung der Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzenschulischer Bildung kommt.

Benner (2005)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 24: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

3. Variation Mathematical Literacies (WIP) GDM Jahrestagung 2016 14

Mathematical Literacies (WIP)

Mathematical literacy by

É progressivemathematization andtheorizing mathematics

É teaching modelling andapplications

É using mathematics as ameans for social critique

É using ethnomathematicsas cultural critique

É analyzing and evaluatingthe social use ofmathematics

Gellert, Jablonka, Keitel (2001)

Mathematical literacy for

É developing human capital

É cultural identity

É social change

É environmental awareness

É evaluating mathematics

Jablonka (2003)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 25: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

3. Variation Mathematical Literacies (WIP) GDM Jahrestagung 2016 14

Mathematical Literacies (WIP)

Mathematical literacy by

É progressivemathematization andtheorizing mathematics

É teaching modelling andapplications

É using mathematics as ameans for social critique

É using ethnomathematicsas cultural critique

É analyzing and evaluatingthe social use ofmathematics

Gellert, Jablonka, Keitel (2001)

Mathematical literacy for

É developing human capital

É cultural identity

É social change

É environmental awareness

É evaluating mathematics

Jablonka (2003)

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 26: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Postludium GDM Jahrestagung 2016 15

Postludium

Nur zwei fromme Wünsche

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen

Page 27: Bildung - Standards - Zentrale Prüfungen

Postludium GDM Jahrestagung 2016 15

Postludium

Nur zwei fromme Wünsche

Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen