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Das ist die Vorlage für die Arbeit zum Thema “Der wirtschaftliche entwicklungsweg der volksrepublik china seit 1980”, die von unseren Autoren geschrieben wurde! Hinweis: Die obenerwähnte Arbeite wurde extra für unsere Kunden erstellt. Wir haben sie um die Erlaubnis gebeten, diese Arbeit zu posten
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Deckblatt
Diplomarbeit
Der wirtschaftliche Entwicklungsweg der Volksrepublik China seit 1980
von
2
Gliederung
Einleitung
1. Die Theoretischen Ansätze 6
1.1. Die Entwicklung Chinas aus der Sicht der Modernisierungstheorie 6
1.2. Der Fortschritt des Reiches der Mitte in Anbetracht der Dependenztheorie 10
1.3. Politisches System Chinas 13
2. Post-Mao-Periode 17
2.1. Die Rolle von Mao Zedong in der modernen Geschichte Chinas 17
2.2. Die Reformierung des Systems unter Deng Xiaoping 19
2.3. Jiang Zemin-Ära 21
2.4. Hu Jintao an der Machtspitze 23
2.5. Heutige Situation 25
3. Der wirtschaftliche Werdegang von VR China seit 1980 26
3.1. Sozialismus mit chinesischer Prägung 27
3.2. Natürliche Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg 34
3.3. Personalpolitik 35
3.4. Export- und Währungspolitik 38
3.5. Investitionen im Ausland 44
4. Probleme und Herausforderungen auf dem Weg zur Weltherrschaft 45
5. Die Prognosen für die Zukunft 50
Schluß 55
Literatur- und Quellenverzeichnis 63
3
Einleitung
Nach der Wende 1989-90 und dem Zerfall der Sowjetischen Union, schien unsere Welt einpolig zu
werden. Die Tatsache zeugte davon: nur ein Staat übte wirklich globalen Einfluss auf die vorgehenden
Prozesse aus. Die USA haben die führende Position in der globalen Politik/Wirtschaft eingenommen. Sie
betrachten alle Regionen der Welt als Sphäre ihrer Interessen und mischen sich in fast alle Konflikte auf
dem Planeten ein. Ihre Dominanz im militärischen, wirtschaftlichen Bereich ist nicht zu bestreiten.
Außerdem zwingen die Vereinigten Staaten auch ihre Lebensweise den meisten Ländern auf. Also könnte
man sagen, dass wir den einzigen Hegemon haben, der die Globalisierung antreibt und alle
nationalkulturelle Grenze löscht. Nur mit einem Zweck – die bedingungslose Herrschaft.
Doch wenn man näher die Situation analysiert, und die regionalen geopolitischen Aspekte
berücksichtigt, wird es klar, dass in Wirklichkeit die Welt multipolar ist. Zu dieser Zeit ist die
Gesamtbevölkerung auf dem Planeten über 7 Milliarden gestiegen. Die Ressourcen werden immer
knapper. Unter solchen Umständen gewinnen die regionalen Schwergewichtler langsam aber
unabwendbar an Bedeutung. Japan bleibt einer der wichtigsten Spieler auf der wirtschaftlichen Bühne.
Russland verfügt über den größten Territorium, riesigen Bodenschätzen und den größten
Atomwaffenarsenal. Die EU trotz der bestehenden Probleme, vereinigt sich immer enger und wird öfters
schon als eine komplexe Struktur – Konföderation betrachtet. Die EU gilt als die Vereinigung der Länder
mit den höchsten Lebensstandarden. Das Wort von Frankreich, Großbritannien und Deutschland bleibt
immer noch wichtig für die Weltgemeinschaft. Einzeln muss man solche bevölkerungsreiche und
wirtschaftlich wichtige Staaten zu nennen wie Brasilien, Indien, Indonesien, Malaysia, Mexiko, Nigeria,
Südafrikanische Republik, die ostasiatischen Tigerstaaten (Südkorea, Republik China (Taiwan),
Singapur). Die Liste könnte man fortsetzen, da die USA nicht überall ihre totale Überlegenheit einsetzen
oder in der Zukunft verlieren können.
Wir können sicher über die multipolare Welt sprechen, wenn wir noch einen mächtigen
geopolitischen Akteur erwähnen – China oder richtig - Volksrepublik China. Jeder von uns, wenn er über
die heutige Situation den Enkeln erzählen würde, würde unbedingt mitteilen, dass China unser Leben
Anfang des 21. Jahrhunderts, ohne Übertreibung gesagt, bestimmt hat. „Herr Gott hat diese Welt
geschaffen, alles andere wurde in China hergestellt“ sagt man im Volk. Der bevölkerungsreichste,
territorial viertgrößte Staat, Exporteur und Hersteller Nr1., der Staat, der die Atomwaffen auf Lager hat,
über die größte Armee (2,5 Mio.) verfügt, unabhängig sein Weltraumprogramm erfolgreich entwickelt,
und das wichtigste – schon mehr als 30 Jahren bisher noch nicht gesehenes Wirtschaftswachstum zeigt.
Diese kurz erwähnten Tatsachen sind schon verblüffend. China ist nicht nur eine der wichtigsten
4
geopolitischen Kräfte der Welt, es ist auch eine der ältesten Nationen der menschlichen Geschichte, die
zirka 5000 Jahre zählt.
Die Volksrepublik China ist die Weltwirtschaft Nummer 2 nach USA und setzt seinen
überraschenden Spurt fort. Die VR China ist das ständige Mitglied im UN-Sicherheitsrat und stellt damit
eine wesentliche Opposition den Vereinten Staaten dar. Wir sehen, dass viele wichtige Entscheidungen,
die von USA genehmigt werden, auf das Veto von China stoßen.
Also die Rolle von China ist auch global und betrifft schon fast jede Region der Welt. Außerdem
erwartet man sogar, dass China in der absehbaren Zukunft in 20-30 Jahren die führende Position in allen
Bereichen übernimmt, die USA überholt und zum einzigen Herrscher wird. Man sagt voraus, dass der US
Dollar durch RMB (Yuan) als Weltwährung ersetzt wird, und immer mehr Eltern denken schon darüber
nach, um den Kindern die chinesische Sprache beizubringen.
Haben diese Erwartungen den standhaften Boden? Wie realistisch sind die Prognosen der „Experten“
dass wir alle in 50 Jahren in den chinesischen Provinzen leben werden? Sehr aufregende und fast
fantastische Frage. Aber unsere Welt ist so dynamisch, dass wir alles erwarten können.
In der vorliegenden Diplomarbeit geht es um die Entwicklung von China nach Mao-Zeiten bis heute.
Das präzisere Thema berührt die phänomenale Erscheinung – den wirtschaftlichen Sprung dieser
Republik nach 1980. Es ist sehr weit und komplex. Die Hauptaufgabe der Arbeit ist die Ursachen, die
Hintergründe und Voraussetzungen des solchen enormen und mächtigen Aufschwungs des Drachen-
Staates zu erforschen.
Der erste Bestandteil der Arbeit ist mehr theoretisch. Man versucht die wichtigsten sozial-politischen
und wirtschaftlichen Entwicklungsfaktoren unter dem Gesichtswinkel der antagonistischen
Entwicklungstheorien – Modernisierungs- und Dependenztheorien zu betrachten. Im ersten Teil werden
die Hitergründe der Forschung gezeigt. Besondere Wichtigkeit widmen wir der Religionsüberzeugungen
der Chinesen, ihrer Weltanschauung und Mentalität. Z.B. die Lehre von Konfuzius. Diese Hintergründe
bilden die Basis für das in dieser Diplomarbeit betrachteten Phänomen der raschen wirtschaftlichen
Entwicklung. Wir versuchen festzustellen, inwiefern China in der Praxis mit diesen theoretischen
Grundlagen zusammenpasst. Wir betrachten die Besonderheiten der Modernisierung von China und
klären, ob die Richtigkeit der Dependenztheorie auf Chinas Beispiel bestätigt wird.
Im demselben Kapitel berichten wir auch über das Gerippe des heutigen Staates von China – das
politische System, das die Existenz dieses komplizierten und ungleichartigen Staates ermöglicht. Es wird
5
das interessanten politische Schema dargestellt. Das ist die Basis zum Verständnis der nachfolgenden
Schilderungen, Beschreibungen und Analysen. Das politische System zeigt auch die innere Philosophie
des Volkes in bestimmter Epoche.
Im zweiten Teil ist die Rede von der Rolle von Mao Zedong – dem bekanntesten Führer des
chinesischen Volkes aller Zeiten. Zuerst werden die Jahren der kommunistischen Erscheinungen wie
Großer Sprung und Kulturrevolution beschrieben, in dem werden auch den praktischen Einsatz der
maoistischen Ideen und die Lage der Nation in jener Zeit analysiert. Die Bedeutung von Mao, dem
Gründer des modernen vereinigten chinesischen Staates, ist nicht eindeutig, aber schon sehr wichtig für
weitere Seiten der Geschichte des größten Volkes der Welt. Dabei werden einige nützliche Gedanken und
Meinungen geäußert. Darüber reden wir auch in diesem Teil. Dann schildern wir die Nachfolger von Mao
in Form der kurzen Beschreibungen, die diese Zeiten und Jahrzehnten bis heute charakterisieren. Unter
Anderem erwähnt man auch die Rolle solcher Staatsmänner wie Deng Xiaopin, Jiang Zemin, Hu Jintao
und kommen bis den neugewählten Machthaber. So wird die Geschichte Chinas kurz seit Mao-Zeiten bis
heute geschildert.
Weiterhin zerlegen wir genauer den Entwicklungsweg von VR China seit 1980. Erstens werden die
Änderungen und Neueinführungen von Deng Xiaopin angegeben. Eigentlich er war der Antreiber des
rasanten Wachstums Chinas, denn Deng hat die präzedenzlosen Kurs des Staates angesetzt und den
Aufbau des Sozialismus mit chinesischer Prägung begonnen. Dann analysieren wir die Voraussetzungen
des erfolgreichen wirtschaftlichen Wachstums. Wir schenken besonders die Aufmerksamkeit der
Personalpolitik, Investitions-, Export- und Währungspolitik, sowie folgende Aspekte wie geographische
Lage, Umweltschutz und Menschenrechte. Danach lohnt es sich über die Probleme zu sprechen, die heute
China herausfordern. Die Lösung dieser Probleme spielt die bestimmende Rolle für die Bewahrung der
Tempi der wirtschaftlichen Überholjagd und für die geopolitischen Positionen von China in der Zukunft.
So kommen wir zu der Endphase unserer Arbeit – die Prognosen für die Zukunft. Dieser Teil ist sehr
heikel, aber gleichzeitig unentbehrlich für das vollständige Umschau des Themas.
Die höchste Aktualität des Themas ist nicht zu bestreiten. Jeder, der sogar kein Ökonom oder kein
Student oder Wissenschaftler ist, wird sich für diesen Wirtschaftsriesen, der unser Leben wesentlich
beeinflusst, interessieren. Die Ursache ist einfach: die Rolle Chinas ist so allseitig und massiv, dass es
schon jeden betrifft. Die Zusammenarbeit Deutschlands mit China ist strategisch wichtig. Die Folgen des
weiteren Wirtschaftswachstums (beides, wird es positiv verlaufen oder versagt) lassen von sich
unbedingt weltweit wissen und spüren.
6
Diese Forschung kann auch als eine Zusammenfassung der echten präzedenzlosen Erscheinung in der
Geschichte der Menschheit. Bisher noch keine Nation/Staat/Reich/Volk hat so schnell und mächtig sich
weltweit durchgesetzt und das System verändert. Es gab die wirtschaftlichen Wunder von Deutschland,
Korea, Japan, asiatischer Tigern, einen erfolgreichen und dramatischen Weg haben die USA geschafft,
aber in historischer Hinsicht, wenn wir über wirklich globale Rolle sprechen, hat noch kein Staat oder
Bund solchen spannenden Boom gezeigt. In unserer Zeit der Globalisierung, wenn alles jeden mittelbar
oder unmittelbar betrifft, ist es sogar nützlich die Eckdaten und Haupttendenzen über Chinas
Wirtschaftsweg zu erfahren.
1. Die Theoretischen Ansätze
1.1. Die Entwicklung Chinas aus der Sicht der Modernisierungstheorie
Die Modernisierungstheorien waren in den 1950er und 1960er Jahren das vorherrschende
entwicklungstheoretische Paradigma. Die führenden Vertreter waren u.a. Walt W. Rostow, Samuel P.
Huntington und David McCleland. Nachdem diese Theorien in den 1970er Jahren durch die
Dependenztheorien vorübergehend in die Defensive gedrängt wurden, befinden sie sich seit den 1980er
Jahren – begünstigt durch den Siegeszug neoliberaler Wirtschaftstheorien – wieder im Aufschwung.1
Die klassische Modernisierungstheorie wurde in den 1950er und 1960er Jahren in Abgrenzung zum
Sowjet-Marxismus entwickelt.2 Dem sowjet-marxistischen teleologischen Stufenmodell, wonach sich
eine Gesellschaft vom Feudalismus über den Kapitalismus zum Sozialismus entwickelte, wurde ein
eigenes teleologisches Stufenmodell entgegengestellt, wonach sich Gesellschaften von „traditionellen“ zu
„modernen Gesellschaften“ entwickeln. Die Dichotomie zwischen „traditionell“ und „modern“ findet sich
in allen Modernisierungstheorien.
–„Traditionelle Gesellschaften“ zeichnen sich in den meisten Modernisierungstheorien durch einen
geringen Urbanisierungs- und Industrialisierungsgrad, geringe Produktivität, Irrationalität,
Analphabetismus, eine starre gesellschaftliche Struktur, geringe Dynamik und soziale Mobilität, sowie
einen geringen Individualisierungs-, Domestizierungs- und Differenzierungsgrad aus.
–„Moderne Gesellschaften“ zeichnen sich der Theorie zufolge durch einen hohen Urbanisierungs-
,Industrialisierungs-, Individualisierungs- und Differenzierungs-, und Bildungsgrad, hohe Produktivität,
Massenkonsum, Rationalität, Demokratie, soziale Mobilität und Unternehmertum aus. Auch die
1 Rüland, Jürgen: Wirtschaftswachstum und Demokratisierung in Asien: Haben die Modernisierungstheorien doch recht? In: Schulz, Manfred (Hrsg.): Entwicklung – Perspektiven der Entwicklungssoziologie, Westdeutscher Verlag, Göttingen 1997. S.83-83 2 Hadi, Resasade: Zur Kritik der Modernisierungstheorien – Ein Versuch zur Beleuchtung eines methodologischen Basissyndroms, Leske Verlag und Budrich, Leverkusen 1984, S.13
7
Domestizierung der Natur ist weit fortgeschritten. Das wirtschaftliche Wachstum und die Entstehung
einer breiten Mittelschicht fördern die Demokratisierung der politischen Institutionen.3 Hinzu kommt,
dass die Mitglieder sich modernisierender Gesellschaften „in ihren Rollen als Erwerbstätige und Wähler
gut ausgebildete, mobile, flexible, leistungsbewusste Persönlichkeiten4 werden müssen.
Im großen Ganzen wenn von Modernisierungstheorie gesprochen wird, so ist vorauszuschicken, dass
es sich dabei nicht um ein konsistentes, geschlossenes Theoriegebäude, sondern um ein »Agglomerat von
ähnlichen Vorannahmen, Methoden und Argumentationslinien«5 handelt.
Zur Darstellung des Modernisierungsprozesses wird das Stadienmodell von Rostow verwendet. Es
zeigt wie die „klassischen“ Modernisierungstheoretiker gesellschaftliche Entwicklung vorstellen. Das
Modell umfasst fünf Stadien:6
–Das erste Stadium ist die traditionelle Agrargesellschaft, in der es zwar „Krisen und
Prosperitätsphasen, aber kein Wachstum“ gibt.
–Das zweite Stadium ist das Vorbereitungsstadium, in dem sowohl die ökonomischen Ersparnisse als
auch die Investitionsquote langsam steigen und „technische Erfindungen und unternehmerische Talente“
sich sammeln.
–Das dritte Stadium ist die Durchbruchphase („Take-off“), in der die Investitionsquote und die
Wachstumsraten so stark ansteigen wie – bildlich gesprochen – ein Flugzeug kurz nach dem Start. In
dieser Phase entstehen „die großen Industrien, die Großstädte [und] die Verkehrssysteme“
–Das vierte Stadium ist das Stadium des Massenkonsums, in dem nach einer langen Zeit der
Entbehrungen große Teile der Bevölkerung am gesellschaftlichen Reichtum teilhaben können. Hier wird
bereits die Annahme der Modernisierungstheorie deutlich, dass Wirtschaftswachstum und Massenkonsum
(= Reduzierung der Armut) nicht gleichzeitig stattfinden können, sondern dass Massenkonsum erst „mit
erheblicher Verzögerung [und] nach den Entbehrungen der Gründerzeit“ realisierbar ist.
Wirtschaftswachstum ohne Teilhabe der breiten Bevölkerung sei eine notwendige Voraussetzung für
späteren Massenkonsum. Diese Annahme hat erhebliche Auswirkungen auf die von der
Modernisierungstheorie beeinflusste Entwicklungspolitik („trickledown Effekt“: Erst muss Reichtum
geschaffen werden, bevor er breit verteilt werden kann.)
3 Rüland, Jürgen: Wirtschaftswachstum und Demokratisierung in Asien: Haben die Modernisierungstheorien doch recht? In: Schulz, Manfred (Hrsg.): Entwicklung – Perspektiven der Entwicklungssoziologie, Westdeutscher Verlag, Göttingen 1997, S.91 4 Zapf, Wolfgang: Entwicklung als Modernisierung. In: Schulz. Manfred (Hrsg.), 1997: Entwicklung – Perspektiven der Entwicklungssoziologie, Westdeutscher Verlag, Göttingen 1997, S.34
5 Mergel, Thomas: Geht es weiterhin voran? Die Modernisierungstheorie auf dem Weg zu einer Theorie der Moderne. In: Ders./ Welskopp, Thomas(Hg.): Geschichte zwischen Kultur und Gesellschaft. Beiträge zur Theoriedebatte. München: Beck 1997 (Beck’sche Reihe 1211), S. 205. 6 Zapf, Wolfgang: Entwicklung als Modernisierung. In: Schulz. Manfred (Hrsg.), 1997: Entwicklung – Perspektiven der Entwicklungssoziologie, Westdeutscher Verlag, Göttingen 1997, S.33
8
–Im fünften Stadium schwächt sich das Wirtschaftswachstum wieder ab und es kommt zur Suche
nach neuen Qualitäten, anderen Zielen und Lebensstilen (z.B. nachhaltiges und ökologisch verträgliches
Wachstum anstelle von Wachstum, das als einziges Erfolgskriterium die Steigerung der Produktivität
kennt). Rostow datiert den Beginn dieses Stadiums auf die 1970er Jahre.7
Die Modernisierungstheorien stehen unter Kritik. Die Kategorisierung der Welt in „traditionelle“ und
„moderne“ Gesellschaften führt zu zahlreichen verfälschenden Verallgemeinerungen. Sehr
unterschiedliche Gesellschaften werden in der Kategorie “traditionell” zusammengefasst (so z.B. alle
Länder der Peripherie und Semiperipherie). Auch ist die Trennlinie zwischen traditionellen und modernen
Gesellschaften in der Empirie deutlich unschärfer, als von den Theorien postuliert wird. Sowohl
„moderne“ Gesellschaften beinhalten „traditionelle“ Elemente, als auch umgekehrt. Auch wird
eingewandt, dass die Erhaltung von Traditionen bei gleichzeitiger Modernisierung kein Widerspruch
darstellen müsse.
Die Modernisierungstheorie berücksichtigt nicht, dass die historischen Rahmenbedingungen zu
jedem Zeitpunkt verschieden sind und somit auch die Entwicklungsmöglichkeiten einer Gesellschaft
unterschiedlich ausfallen. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass unter veränderten Rahmenbedingen
die gleiche Entwicklung eintritt. So ist z.B. nicht davon auszugehen, dass sich heute eine Gesellschaft so
entwickelt, wie sich die US-amerikanische Gesellschaft im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt hat.8 Es
wird nicht erkannt, dass sowohl “moderne” als auch “traditionelle” Gesellschaften Teile desselben Welt-
Systems sind und ihre Entwicklungen nicht unabhängig voneinander stattfinden. Vielmehr sind die
unterschiedlichen Entwicklungen entscheidend von den Abhängigkeitsverhältnissen, die zwischen diesen
Gesellschaften bestehen, bestimmt. Die Beschränkung der Perspektive der Modernisierungstheorie auf
einzelne Nationalstaaten sowie die Annahme, dass die gesellschaftliche Entwicklung innerhalb eines
Nationalstaats hauptsächlich durch endogene Faktoren bestimmt wird, führt dazu, dass nicht erkannt wird,
dass sowohl “moderne” als auch vermeintlich “traditionelle” Gesellschaften Teil desselben modernen
Systems sind und sich gegenseitig bedingen.
Auch hält die These, dass die Mittelschichten die Hauptträger der Demokratisierung seien, einer
empirischen Überprüfung nicht stand. Historisch betrachtet, war – zumindest in einigen untersuchten
Fällen – eher die organisierte Arbeiterschaft eine treibende Kraft der Demokratisierung.9
7 http://neuesoziologie.files.wordpress.com/2011/01/modernisierungstheorie-und-dependenztheorie.pdf, S.4
8 Ebd., S.4
9 Ebd., S.4
9
Richtig ist, dass eine sehr ungleiche Verteilung des ökonomischen Kapitals und die damit
einhergehende Ungleichverteilung von Macht Demokratien gefährdet, und umgekehrt eine relativ
egalitäre Einkommensstruktur (was der Entstehung einer breiten Mittelschicht letztendlich sehr nahe
kommen kann) die Entstehung von Demokratien fördern und ihr Überleben begünstigen kann.10 Die
meisten Modernisierungstheoretiker bewerten „moderne Gesellschaften“ implizit oder explizit als
grundsätzlich besser als „traditionelle Gesellschaften“. Die aktuellen globalen Probleme (Klimawandel
etc.) werden nicht zurückgeführt auf die Wirtschaft der „modernen Gesellschaften“, (die z.B. den größten
CO2-Ausstoß produzieren), sondern umgekehrt werden die „modernen Gesellschaften“ als die einzigen
Akteure betrachtet, die in der Lage sind, diese Probleme zu lösen.11
Auch dass die Vorstellung der „modernen Gesellschaft“ weitgehend deckungsgleich ist mit den
westlichen Nationen ist kein Zufall. Die Modernisierungstheorie hat – neben ihren unzweifelhaften
wissenschaftlichen Stärken – eine ideologische Funktion: Die Legitimierung der Vorherrschaft des
Westens.12
Wir untersuchen das Zusammenspiel von China im Rahmen dieser Theorien. Und zwar nach der
Betrachtung der theoretischen Ansätze der Modernisierung, kann man verstehen, dass die VR ihren
eigenen Modernisierungsweg gebahnt hat. Dies hat sich durch die Kombination der antagonistischen
Wirtschaftssysteme in einem Topf ausgedrückt. Überraschende konvergente Gesellschaft mit starken
regionalen und sozialen Unterschieden lässt sich nicht einfach auf die etablierten
Modernisierungsmodellen auflegen. Ja, die Kommunistische Partei nach Mao hat auf seinen Kurs
tatsächlich verzichtet und die Reformen eingeführt. Weiter wird diesen Prozess in unserer Arbeit genauer
beschrieben. Die Gründung der Sonderwirtschaftszonen an der Seeküste hat das ausländische Kapital ins
Land eingeladen. Rasante Urbanisierung und Industrialisierung wurde als Teil des chinesischen Lebens.
Aber nur teilweise, weil der andere westliche Teil von Volksrepublik weiter in Armut und Rückstand lebt.
Er hat die Eigenschaften der Entwicklungs- oder Agrargesellschaft. Obwohl das Privateigentum erlaubt
wurde, steht alles im Land unter Kontrolle der KP Chinas. Alle Medien und Internet werden zensiert, die
Richtlinien der Politik und Wirtschaft werden auf den Tagungen der Kommunistischen Partei bestimmt,
die Menschenrechte werden überall verletzt. Also geht es gegenüber China um einen nichtdemokratischen
Staat. Die Modernisierung geht also nicht nach europäischem/amerikanischem Schema vor. Außerdem
stützt die Bevölkerung Chinas (eine der ältesten Nationen der Welt) auf die fünftausendjährige
10 Rüland, Jürgen: Wirtschaftswachstum und Demokratisierung in Asien: Haben die Modernisierungstheorien doch recht? In: Schulz, Manfred (Hrsg.): Entwicklung – Perspektiven der Entwicklungssoziologie, Westdeutscher Verlag, Göttingen 1997, S.89 11 http://neuesoziologie.files.wordpress.com/2011/01/modernisierungstheorie-und-dependenztheorie.pdf, S.4
12 Ebd, S.4
10
Geschichte und Traditionen! Das Bewusstsein jedes Chinesen basiert sich auf den Postulaten der
gesellschaftlichen Ordnung, die noch bei Konfuzius gegründet wurden.
„Konfuzius lebte in einer Zeit politischer Umbrüche und Unruhen. Das aus vielen unabhängigen Teilstaaten bestehende China war feudalistisch orientiert und besaß keine offizielle Religion. Den politisch und gesellschaftlich instabilen Verhältnissen stellte Konfuzius eine konservative Staats- und Sittenlehre gegenüber, die ihre Ideale aus den traditionellen Werten der Vergangenheit schöpfte. Übergeordnetes Ziel zur Überwindung der Krise war das Streben nach individueller und kollektiver Harmonie sowie nach moralischer Vervollkommnung jedes Einzelnen. Hierzu stellte die konfuzianische Philosophie Kardinaltugenden auf: Menschlichkeit, Schicklichkeit, Rechtschaffenheit, Weisheit und Treue. Diese Pflichten sollen sich in den fünf grundlegenden zwischenmenschlichen Beziehungen verwirklichen: dem Gehorsam und der Achtung der Kinder gegenüber ihren Eltern, der Untergebenen gegenüber den Herrschern sowie zwischen Geschwistern, Gatten und Freunden. In allen konfuzianisch geprägten Gesellschaften bestimmen diese Tugenden bis in die Gegenwart die traditionell und hierarchisch geprägte Gesellschaftsordnung und kulturelle Mentalität.“13
Die Weltanschauung der Bevölkerung des Reiches der Mitte ist tief in die Verflechtung der uralten
Religions- und Sozialordnung eingewurzelt. Zum Wertsystem der „konfuzianischer Ethik“ gehören z.B.:
den Glauben an Hierarchien in der Gesellschaft, das Streben die Konflikte im Konsens und nicht durch
die Auseinandersetzungen zu lösen, großer Achtung der Familie und dem Alter. Die chinesischen
Gemeinden und Gruppen haben tatsächlich den erstaunlichen Zusammenhalt.14 Und dieses Phänomen ist
bisher noch nicht von der Modernisierung gelöscht. Daraus resultieren auch die Disziplin und die
Opferung des Eigenen zugunsten der Allgemeinen. Große Hartnäckigkeit und Geduld stammen auch
davon. Sie sind als Grundlagen zu Errungenschaften in der Bildung, Politik oder in der Wirtschaft.
Aber die Zeit zeigt, wie sich die kulturell bzw. national geprägten Eigenschaften in der absehbaren
Zukunft ändern/bewahren werden.
1.2. Der Fortschritt des Reiches der Mitte in Anbetracht der Dependenztheorie
Die Dependenztheorie entwickelte sich in den 1960er Jahren in Lateinamerika im Umfeld der
„Comisiуn Econуmica para America Latina y el Caribe“ (CEPAL) in klarer Abgrenzung und in
Frontstellung zur Modernisierungstheorie.15 Die zentrale These der Dependenztheorie ist, dass der
unterschiedliche Entwicklungsstand der verschiedenen Regionen der Welt nicht in erster Linie auf
endogene Faktoren, z.B. kulturelle Unterschiede, zurückzuführen sei, sondern von internationalen
13 http://www.wissen.de/lexikon/konfuzianismus?chunk=die-konfuzianische-philosophie
14 Hans van Ess: Ist China konfuzianisch? Center for East Asian and Pacific Studies, Trier University, Germany, China Analyses
No 23. 2003,S.10
15 http://neuesoziologie.files.wordpress.com/2011/01/modernisierungstheorie-und-dependenztheorie.pdf, S.4
11
Ausbeutungsverhältnissen verursacht wird. Wichtige Vertreter der Dependenztheorie sind u.a. Ral
Prebish, Andre Gunder Frank und Henrique Cardoso.
Die Abhängigkeit vieler Länder von den wenigen herrschenden Industrieländern drückt sich darin
aus, dass die weltweite wirtschaftliche Entwicklung weitgehend durch von den Industrieländern
determinierte Faktoren bestimmt wird, u.a. durch deren Importnachfrage/Exportangebot. Durch
Investitionsentscheidungen ausländischer Unternehmen, technische Weiterentwicklung und
Kreditbewilligung ausländischer Banken.
Dies führt nach Ansicht der Vertreter der Dependenztheorie dazu, dass die Entwicklungsländer in
den internationalen Handelsbeziehungen überwiegend Nachteile erleiden, die einen Abbau ihres
Entwicklungsrückstands verhindern und somit eine Ursache der Unterentwicklung darstellen. A.G. Frank,
US-amerikanischer Ökonom und Vertreter der Dependenztheorie, entwickelte seit dem Ende der 60er
Jahre eine viel diskutierte Weltwirtschaftskonzeption, deren Mittelpunkt die Analyse ökonomischer
Unterentwicklung ist. An erster Stelle steht für ihn historisch und theoretisch die Zirkulationssphäre. Dies
zeigt sich seiner Auffassung nach darin, dass die früheren Kolonien Lateinamerikas von Anfang an durch
ihre Einbeziehung in den kapitalistischen Weltmarkt geprägt waren und deshalb dort kapitalistische
Produktionsverhältnisse vorherrschen. Dies hat zur Konsequenz, dass sich seit der Kolonialzeit weder die
Klasseneinteilung noch die der ökonomischen Struktur innewohnenden Widersprüche wesentlich
verändert haben. Deshalb stand für ihn hier eine sozialistische Revolution unmittelbar auf der
Tagesordnung.16
Die zentralen Kategorien der Dependenztheorie sind „Zentrum“ bzw. Zentralstaaten,
„Semiperipherie“ und „Peripherie“.17 Die Grundannahme ist, dass es durch internationale
Ausbeutungsverhältnisse, durch die langfristige Verschlechterung der Terms of Trade und den daraus
hervorgehenden ungleichen Tausch zu einem kontinuierlichen Transfer von Mehrwert aus der Peripherie
und Semiperipherie in die Zentralstaaten kommt. Die ungleiche Entwicklung der verschiedenen Staaten
und Regionen der Welt ist demnach in erster Linie auf internationale Ausbeutungsverhältnisse, also
exogene Faktoren zurückzuführen, anstatt auf kulturelle, gesellschaftsimmanente, endogene Faktoren, wie
von der Modernisierungstheorie postuliert wird.
Während die lateinamerikanische Staaten wirklich von dem Eintritt in die globale Wirtschaft gelitten
haben, nimmt China seit der Öffnung zur Welt ab 1978 in diesem interessante Position ein. Im 19. und
Anfang des 20. Jahrhunderts war China wirklich von den kapitalistischen Kolonialmächten abhängig. In
zweiter Hälfte des 20. Jh. gab es schon ganz andere Situation auf der Weltkarte. Der kalte Krieg herrschte
16 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/dependenztheorie/dependenztheorie.htm
17 http://neuesoziologie.files.wordpress.com/2011/01/modernisierungstheorie-und-dependenztheorie.pdf, S.4
12
und China unter Mao hat sich für die Welt geschlossen. Die Folgen des Maoismus werden wir noch in der
Arbeit beschreiben. Nach Maos Tod war China ein schwach entwickeltes Agrarland. Man könnte damals
erwarten, dass das bevölkerungsreichte Volk wieder in Abhängigkeit von den mächtigen Staaten gerät.
Und dann könnte man sicher die Dependenztheorie gegenüber China anwenden. Doch alles hat sich
anders herausgestellt. China ist auf den Reformweg getreten und seine eigene national geprägte Politik zu
führen begann. Man kann diese Politik als wirtschaftliche Offensive an allen Fronten nennen. Durch die
Gründung der Sonderwirtschaftszonen ist es den Chinesen gelungen, die ausländischen Investitionen zur
Entwicklung der Volkswirtschaft hinzuziehen. China ist dank der Verbindung der Plan- und
Marktwirtschaft und dem Einsatz allerseitigen Ressourcen und anderen zahlreichen Voraussetzungen und
Ursachen, die wir später betrachten, exportorientiert geworden ist und im 21. Jahrhundert begonnen hat,
sogar der Welt seine eigene Bedingungen aufzuzwingen. China ist nach seinem BIP pro Kopf die
Wirtschaft Nr.2 nach den USA geworden.18 Der Dependenztheorie zuwider hat der Beitritt in die globale
Wirtschaft China nicht nur keine Abhängigkeit gebracht, sondern den schnellen Aufstieg dem Reich der
Mitte gewährleistet. Das hat auch den WTO-Beitritt 2001 bewiesen.
Die chinesischen Studenten schöpfen die Kenntnisse an den besten Universitäten der Welt. Sie sind
sehr wichtiges Gehirnpotential für weiteren Aufschwung der Heimat. Die chinesischen Geschäftsleute
bereisen die Welt. Sie sind schon angesehene Männer und nicht die Vertreter eines Entwicklungslandes.
Es ist schon schwierig, ein Land irgendwo zu finden, wo China keinen Einfluß auf einheimischen Handel
und lokale Wirtschaft nicht hätte. Renminbi ist schon sogar an US Dollar nicht gebunden. Von welcher
Dependenz/Abhängigkeit kann man reden? Die Volksrepublik China hat sich sicher von dieser Theorie
abgegrenzt und scheint heute sogar die ganze Welt von sich abhängig zu werden!
China führt weiter seine folgerichtige Politik Richtung Wachstum und Bereicherung. Es ist schon zur
Großmacht geworden. Ein 1,3-Milliarden Volk, die Nation (oder Bund mehreren Nationen) mit der
uralten Geschichte und sehr tief ins Gedächtnis jedes Bürgers eingeprägten Traditionen, den Menschen,
die gnadenlosen Mao-Zeiten überlebt haben, sind sie nicht zum Angriff gegen die Welt bereit? Die
Erfahrung und Praxis von VR China könnte die Anti-Dependenztheorie präsentieren. Aber alles kann sich
jederzeit ändern, da die Weltökonomie sehr feinfühlig ist, und in letzten Jahrzehnten zahlreichen Krisen
unterworfen wurde. Die heutige Position von China lässt sich alle wundern und überrascht mit dem
langen Wachstumsprozess. Es entsteht die Frage, bis wann dieser Zuwachs dauern wird und wann endlich
die nachhaltige Entwicklung Chinas beginnt? Oder ob sie irgendwann beginnt? Wird China zur
Großmacht Nr.1 und seine Hegemonie bestärkt oder verursacht die globale verheerende Krise?
18 http://www.auswaertiges-amt.de/cae/servlet/contentblob/570866/publicationFile/166989/Wirtschaftsdatenblatt_pdf.pdf
13
Die lateinamerikanischen und afrikanischen Länder, die oft als die Opfer hinsichtlich der
Dependenztheorie sind, kann man nicht im Vergleich mit China stellen. Andere Bedingungen, andere
Ressourcen, andere Systeme, andere Mentalitäten und andere Maßstäbe.
1.3. Politisches System Chinas
Das politische System der VR China hat in Europa ein zwiespältiges Image. Die Kritiker sehen in
China eine Diktatur mit "eiserner Faust", die im Innern alle Ansätze zu politischer Erneuerung
unterdrückt und nach außen rücksichtslos nationale Interessen durchsetzen will. China-freundliche
Politiker und Geschäftsleute hingegen verweisen auf die außerordentliche wirtschaftliche Dynamik des
Landes und vertrauen auf die Wirkung der Marktwirtschaft, die auch China den Weg zu einer politischen
Neuordnung und zu verlässlicher internationaler Kooperation weisen werde. 19
Die chinesische Regierung selbst lehnt die "westliche Demokratie" als für China untaugliches
Ordnungsmodell ab. Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) hält an ihrem Machtmonopol fest, lässt
keine unabhängigen politischen Kontrollinstanzen zu und unterdrückt organisierte oppositionelle
Aktivitäten. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die VR China ein autoritäres Regierungssystem ist. Seit
den 1990er Jahren beeinflussen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen auch die
wesentlichen politischen Wandel. Die gegenwärtige politische Ordnung hat sich weit vom Totalitarismus
der Mao-Ära, in dem die Kommunistische Partei total in das wirtschaftliche, gesellschaftliche und
persönliche Leben einmischte. Politische Entscheidungen kommen heute auf andere Weise zustande und
werden auch mit anderen Mitteln durchgesetzt als am Ausgangspunkt der Wirtschaftsreformen. 20
Der Staatsaufbau der VR China ist de System der ehemaligen Sowjetunion ähnlich. Die politische
Führungsrolle der Kommunistischen Partei, umfassende Durchgriffsbefugnisse der Zentralregierung
gegenüber regionalen Führungen, die Gewaltenkonzentration - also die ausdrückliche Ablehnung einer
politischen Machtbegrenzung durch Gewaltenteilung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative -
und der Vorrang der kollektiven Interessen vor den individuellen Rechten bis heute wesentliche
Prinzipien der Verfassungsordnung der VR China auszeichnen.
Bislang sind vier Verfassungen (1954, 1975, 1978, 1982) verabschiedet worden, in denen die
wechselnden politischen Ziele der KPCh zum Ausdruck kommen. Während insbesondere die
Verfassungen von 1975 und 1978 die Bedeutung des Klassenkampfes hervorhoben, spiegelt die derzeit
gültige Verfassung von 1982 (in Einzelelementen geändert in den Jahren 1988, 1993, 1999 und 2004) die 19 http://www.bpb.de/izpb/8861/charakteristika-des-politischen-systems
20 Ebd.
14
Bemühungen um eine "sozialistische Modernisierung" des Wirtschaftssystems und um eine Stabilisierung
der staatlichen Institutionen wider. 21
Unten werden die wichtigsten Verfassungsbestimmungen für Chinas politisches System angeführt.22
Die Hauptprinzipien der chinesischen Politik:
• Die Kommunistische Partei Chinas ist die einzige Regierungspartei Chinas
• Die demokratische Diktatur des Volkes
„Die Volksrepublik China ist ein sozialistischer Staat unter der demokratischen Diktatur des Volkes, der von der Arbeiterklasse geführt wird und auf dem Bündnis der Arbeiter und Bauern beruht.
Die demokratische Diktatur des Volkes bedeutet ihrem Wesen nach die Diktatur des Proletariats.
Die Arbeiterklasse ist die führende Klasse des Staates, die Bauernschaft ist ihre Verbündete.“
• Das sozialistische System
Das von der Arbeiterklasse geführte und auf dem Bündnis der Arbeiter und Bauern beruhende sozialistische System ist das grundlegende System der Volksrepublik China. Jede Organisation und jede Einzelperson, die das sozialistische System sabotiert, ist ein Feind des Staates und Volkes.
• Alle Macht gehört dem Volk
Die Organe, durch die das Volk die Staatsmacht ausübt, sind der nationale Volkskongreß und die lokalen Volkskongresse auf den verschiedenen Ebenen.
Das Volk verwaltet die Staatsangelegenheiten, die wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Angelegenheiten durch verschiedene Kanäle und in verschiedenen Formen.
Die Einheitsfront steht unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas. An ihr haben die verschiedenen demokratischen Parteien und Massenorganisationen, alle sozialistischen Werktätigen sowie alle Patrioten, die den Sozialismus unterstützen, und alle Patrioten, die für die Wiedervereinigung des Vaterlandes eintreten, teil.
Die Politische Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes ist eine Organisation der Einheitsfront mit umfassendem repräsentativem Charakter.
• Die grundlegende Aufgabe und das Ziel des Staates
Auf dem Weg des Aufbaus des Sozialismus chinesischer Prägung werden alle Kräfte auf die sozialistische Modernisierung konzentriert. Unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas und 21 http://www.bpb.de/izpb/8861/charakteristika-des-politischen-systems
22 http://german.china.org.cn/de-zhengzhi/1.htm
15
angeleitet durch den Marxismus-Leninismus, die Mao-Zedong-Ideen und die Deng-Xiaoping-Theorie werden die Volksmassen aller Nationalitäten an der demokratischen Diktatur des Volkes, dem sozialistischen Weg und der Reform und Öffnung festhalten, ununterbrochen die sozialistischen Institutionen vervollkommnen, die sozialistische Marktwirtschaft entwickeln, die sozialistische Demokratie ausbauen, die sozialistische Rechtsordnung perfektionieren und im Vertrauen auf die eigene Kraft hart arbeiten, um die Industrie, Landwirtschaft, Landesverteidigung und Wissenschaft und Technik Schritt für Schritt zu modernisieren und China zu einem starken sozialistischen Staat mit hochentwickelter Demokratie und Zivilisation aufzubauen.
• Der demokratische Zentralismus
Das organisatorische Prinzip der Staatsorgane ist der demokratische Zentralismus.
Die Volkskongresse aller Ebenen werden durch Wahlen gebildet. Die Volkskongresse aller Ebenen entscheiden über die wichtigsten Angelegenheiten im politischen Leben des Staates, rufen alle Organe der Staatsverwaltung, alle Staatsorgane der Rechtsprechung und alle Organe der Staatsanwaltschaft ins Leben.23
Tabellarisch kann man das politische System Chinas so darstellen:24
23 http://german.china.org.cn/de-zhengzhi/1.htm
24 http://www.bpb.de/izpb/8861/charakteristika-des-politischen-systems
16
Die führende Rolle Kommunistischen Partei ist das entscheidende Hindernis für eine Erneuerung der
staatlichen Institutionen. "Oberstes Organ der Staatsmacht" und Gesetzgebungsorgan ist laut Verfassung
der Nationale Volkskongress (NVK), der unter anderem zuständig ist für Verfassungsänderungen (mit
Zwei-Drittel-Mehrheit), Ausarbeitung und Änderung von grundlegenden Gesetzen, Wahl/Abberufung der
wichtigsten Mitglieder der Staatsorgane, sowie Prüfung und Bestätigung des Staatshaushaltes. Die rund
3000 Abgeordneten des NVK werden alle fünf Jahre von den Volkskongressen auf Provinzebene
bestimmt. Es findet also keine Volkswahl zum NVK statt. Mehr als zwei Drittel der NVK-Abgeordneten
gehören der Kommunistischen Partei an. Der NVK tritt nur einmal im Jahr zu einer ein- bis
zweiwöchigen Plenartagung zusammen. Den Charakter eines "Ersatzparlaments" besitzt deshalb der
Ständige Ausschuss des NVK, alle ein bis zwei Monate zu mehrtägigen Sitzungen zusammentritt und die
Mehrzahl der Gesetze verabschiedet sowie internationale Abkommen ratifiziert. 25
Als Staatsoberhaupt der VR China gilt der Staatspräsident, dem überwiegend formalrepräsentative
Funktionen zukommen. Er setzt mit seiner Unterschrift Gesetze in Kraft, ernennt und entlässt führende
Mitglieder von Staatsorganen nach Entscheidung des NVK und empfängt internationale Staatsgäste. Da
der Generalsekretär der KPCh - "Nummer 1" in der Parteihierarchie und damit der mächtigste chinesische
Politiker - seit 1993 zugleich auch das Amt des Staatspräsidenten bekleidet, hat dieses Amt ein größeres
Gewicht erlangt.
Der Staatsrat, die chinesische Zentralregierung, wird in der Verfassung als "Exekutivorgan" des NVK
und als "oberstes Organ der Staatsverwaltung" definiert. Dem Staatsrat gehören der Ministerpräsident,
dessen Stellvertreter sowie die Staatsratskommissare und Minister an. Der Ministerpräsident verfügt als
Leiter des Staatsrates über eine sehr große Machtfülle. Als "Kabinett" im engeren Sinne dient die
Ständige Konferenz des Staatsrates, die nur die höchstrangigen Regierungsmitglieder umfasst. Die
Kandidaten für alle Führungspositionen in der Regierung werden von Gremien der KPCh ausgewählt und
benannt; der NVK muss der Ernennung der wichtigsten Amtsträger zustimmen. 26
Lokale Volkskongresse und Volksregierungen aller Ebenen sind die örtlichen Organe der
Staatsmacht. Sie haben auf der jeweiligen Verwaltungsebene Kompetenzen, die im Wesentlichen mit
denen des NVK auf nationaler Ebene korrespondieren. Nur die Delegierten der Volkskongresse auf
Kreis- und Gemeindeebene werden direkt gewählt. Die lokalen Volksregierungen aller Ebenen "sind den
25 http://www.bpb.de/izpb/8861/charakteristika-des-politischen-systems
26Ebd.
17
Organen der Staatsverwaltung der nächsthöheren Ebenen verantwortlich und rechenschaftspflichtig".27
Gemäß Verfassung kann die Zentralregierung die Annullierung "unangemessener Entscheidungen"
lokaler Organe der Staatsverwaltung anordnen. Hierin kommt der zentralistische Staatsaufbau zum
Ausdruck, der in der Verfassung festgelegt ist, in der Verwaltungspraxis jedoch durch vielfältige
dezentrale Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume aufgelockert ist.
China hat sich seit Ende der 70er Jahre und förmlich mit seinem Ende 1990 beschlossenen
Zehnjahresprogramm langfristig zur Politik der wirtschaftlichen Reform und Öffnung bekannt. Das
Konzept der "sozialistischen Marktwirtschaft" wurde zunächst in die Parteistatuten, im März 1993
erstmals auch in die Verfassung aufgenommen und durch ergänzende Verfassungsänderungen vom März
1999 weiter präzisiert.
Das rasante Wirtschaftswachstum infolge der Reform- und Öffnungspolitik hat den Lebensstandard
der meisten Chinesen erhöht, allerdings zu großen Ungleichgewichten bei der Einkommensverteilung
zwischen Stadt und Land sowie Küsten- und Binnenprovinzen und zunehmender Arbeitslosigkeit geführt.
Das durchschnittliche Pro-Kopf-Jahreseinkommen (2011) der Landbevölkerung beträgt 6977 RMB(ca.
775 Euro); die in den Städten lebenden Chinesen haben ein durchschnittliches Pro-Kopf-
Jahreseinkommen von 21810 RMB (ca. 2.423 Euro).28 Die Zahl der in den Städten registrierten
Arbeitslosen wurde 2011 mit 4,1 Prozent angegeben. Die Asiatische Entwicklungsbank geht von bis zu
dreißig Prozent „überschüssigen Arbeitskräften“ auf dem Land aus.
2. Post-Mao-Periode
2.1. Die Rolle von Mao Zedong in der modernen Geschichte Chinas
Mao Zedong gehört zu den bekanntesten Staatsführern des 20. Jahrhunderts. Man nannte ihn „großer
Vorsitzende“, „großer Steuermann“. Die Tatsache, dass er im Oktober 1949 die Volksrepublik China
verkündet hatte, machte ihn zum Vater der Nation. Die weitere Politik war sehr grausam und traurig.
„Der Große Sprung nach vorn“ oder „die Kulturrevolution“ waren verheerend für das Land und
warfen es um viele Jahre zurück. Historiker schätzen heute, dass der Große Sprung nach vorn (1959-61)
bis zu 30 Millionen Menschen das Leben gekostet hat: die meisten verhungerten, weil Maos Politik zu
27 http://www.bpb.de/izpb/8861/charakteristika-des-politischen-systems
28 http://www.auswaertiges-
amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/China/Innenpolitik_node.html#doc334570bodyText6
18
gewaltigen Missernten führte.29 Während der Kulturrevolution (1966-1976) wurden in China viele
Schulen und Universitäten geschlossen, das wichtigste war nicht gebildet sondern "rot" (politisch korrekt)
zu sein. Trotzdem hat Mao nicht eindeutigen Eindruck über seine wirtschaftliche Tätigkeit gelassen:
einerseits wuchs das Bruttoinlandsprodukt zwischen 1952 und 1975 um jährlich durchschnittlich 6,7 %,
die Möglichkeiten für Bildung, medizinische Versorgung und soziale Sicherheit erreichten das höchste
Niveau in der Geschichte Chinas, und der Anteil der Industrie an der Wirtschaftskraft wurde von etwa 20
% 1952 auf 45 % 1975 gesteigert.30 Diese Resultate wurden dank dem Einsatz zusätzlicher Ressourcen
erreicht, die Investitionen wurden zunehmend ineffizienter, und das relativ hohe Wirtschaftswachstum
konnte nur zu einem sehr geringen Anteil in höheren Konsum der Bevölkerung umgesetzt werden. Mao
hat selbst anerkannt, dass sich seine Wirtschaftspolitik von utopischen Ideen geleitete wurde. Am Anfang
der 1970er Jahren ließ er die wirtschaftlich pragmatischen Politiker Deng Xiaoping und Zhou Enlai an die
Macht zurückzukehren.
Es gab und es gibt keine Entmaoisierung in China, wie es in den anderen posttotalitören Länders wie
z.B. in der Sowjetunion war. Das Kult der Person ist nicht mehr da, aber bis heute hängt auf dem
Tienanmen-Platz in China Maos Porträt, und dem "Platz des Himmlischen Friedens" steht das ihm zu
Ehren errichtete Mausoleum. Die Kommunistische Partei lässt China auf Mao nicht verzichten. In den
offiziellen Aussagen der Parteiführer wurde die Kulturrevolution als "gravierender Fehler" des "großen
Mao Zedong" bezeichnet. Deng Xiaoping, Maos Nachfolger, begann damit Maos Ideen zu relativieren,
ohne den Mythos des "Großen Vorsitzenden" zu vernichten. Plötzlich hieß es aus der Parteizentrale, Mao
habe viele gute und wahre und einige falsche Ideen propagiert. 70 Prozent der Mao-Ideen seien gut, 30
Prozent schlecht gewesen, so die Politrhetorik aus den Reihen der chinesischen Nomenklatur.31 Der
„Ruhm“ und Größe von Mao scheint einfach als Form als der Schleier zu sein, hinter dem das wahre
pragmatische Gesicht versteckt wird.
Als Zusammenfassung kann man auch hinzufügen, dass unter Mao China die möglichen
„kommunistischen“ Mittel zur Entwicklung in der Praxis erfahren hat. Die Folgen und Ergebnisse dieser
Experimente sind schrecklich. Aber unserer Meinung nach, hat die maoistische Periode sehr wesentlichen
Einfluß auf die künftigen Prozesse im Land ausgeübt.
29 http://www.china-zeichen.de/html/info_uber_china.html
30 Ebd.
31 http://www.planet-wissen.de/laender_leute/china/mao_zedong/china_mao_erinnerung.jsp
19
Erstens, die Chinesen hatten Angst vor gnadenlosen Aktionen der Mao-Anhänger und diese
unbarmherzigen Terrors haben dem Volk die zusätzliche Gehorsamkeit beigebracht. Also die Chinesen
waren schon gelernt die riesigen Taten im Namen der Idee zu vollbringen, ohne die Richtigkeit dieser
Prozesse zu bezweifeln. Mao Zedong hat die historisch riesige Einsatzbereitschaft des chinesischen
Volkes durch totalitaristische Mittel verstärkt. Heute vollbringen sie auch noch unvergleichbar größere
Taten, aber schon nicht im Namen der Idee, sondern im Namen der nationalen wirtschaftlichen
Entwicklung. Darum spricht man heutzutage über die Trendwende zum Nationalismus.
Zweitens, haben solche furchtbare Zeiten unter Kommunismus bei den chinesischen Bürgern die
gebändigte Energie zur Privattätigkeit, Privatgeschäft aufgeweckt. Diese gewaltige Energie wird heute in
die rasche Wirtschaftsentwicklung umgesetzt.
Drittens, die ideologische Vergangenheit war im großen Ganzen die negative Erfahrung für die
Chinesen. Jetzt werden sie schon keine solchen Experimente durchführen, sondern sich auf realistischen
Plänen und Projekten konzentrieren. Mao wollte wahrscheinlich bei dem Chinesischen Volk die riesige
Energie erwecken und ganz neue Generation großzuziehen. Die Folgen dieser Versuche sind in
umgekehrte Richtung gezielt und zwar – China wird mehr und mehr kapitalistisch bzw. liberal und
progressiv. Was ist nach dem großen Mao geblieben? Parteiausschuß? Zensur? Mausoleum? Die KP hat
schon die Kontrolle über das Wichtigste verloren – über das geistige Leben des Volkes.
2.2. Die Reformierung des Systems unter Deng Xiaoping
Nach dem Tod von Mao Zedong 1976 versuchte die so genannte "Viererbande" um Maos Ehefrau,
die politische Macht an sich zu reißen.32 Bis 1980 Hua Gofeng stand an der Parteispitze. Deng Xiaoping,
einer der fünf stellvertretenden Parteivorsitzenden, wurde in China zur treibenden Kraft der chinesischen
Wirtschafts- und Außenpolitik. Im Rahmen einer sozialistischen Marktwirtschaft plädierte er für die
Liberalisierung und Öffnung der chinesischen Wirtschaft. Parallel zur wirtschaftlichen Öffnung vollzog
sich eine Verbesserung der politischen Beziehungen zu den Industrieländern. Z.B. wurden 1978 mit den
Vereinigten Staaten die diplomatische Beziehungen angeknüpft und ein Handelsabkommen
unterzeichnet. Es wurde auch die Normalisierung in den Beziehungen mit Japan und der Sowjetunion -
die strategischen Nachbarn bemerkt.
Anfang der 80er Jahre erreichte die Bevölkerung Chinas eine Milliarde Menschen und der Zuwachs
ging weiter. Seit 1980 hat die chinesische Regierung die Gesetzte angenommen, die die Ein-Kind-Familie
32 http://www.laender-lexikon.de/China_%28Geschichte%29
20
verlangten. Damals waren Zhao Ziyang als neuer Ministerpräsidenten, Hu Yaobang als
Parteivorsitzenden und Deng Xiaoping als starker Mann im Hintergrund an der Machtspitze. Die
Nichteinhaltung dieser Gesetze drohten den Eltern Geldstrafen bzw. massive Benachteiligungen bei der
Wohnraumvergabe. In der vierten Verfassung von 1982 wurde der Reformkurs von Deng Xiaoping
offiziell als politische Leitlinie festgeschrieben. 33
Xiaoping war als Chefarchitekt der chinesischen Reformpolitik bekannt geworden. Der
Modernisierer Deng hat Ende der 70er Jahre die Reform- und Öffnungspolitik durchgesetzt, die ein
Wirtschaftswachstum mit durchschnittlich über 9 Prozent Wachstum in den vergangenen mehr als 30
Jahren zur Folge hat. Das wirtschaftliche Gesamtpotenzial Chinas hat sich damit mehr als vervierfacht.34
Die dritte Plenartagung des 11. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas (Dezember
1978) ging in die Geschichte des Volkes als offizieller Start für die Reformierung und Modernisierung
Chinas. Der neue Kurs und das neue Programm wurden von Deng Xiaoping festgelegt.
Deng Xiaoping sah zuerst die Landwirtschaft als Ziel der Reformen ein. Ende der 70er Jahre noch 80
Prozent der gesamten chinesischen Bevölkerung lebte und arbeitete auf dem Land. Der Wohlstand der
der Bauern sehr wichtig für die Garantie der Stabilität in der chinesischen Gesellschaft. Im Rahmen
seiner Agrarreform schuff Deng zunächst ein sogenanntes vertragsgebundenes Verantwortungssystem
für die Bauern, bei dem diese einen Teil des erwirtschafteten und überschüssigen Ertrages auf speziellen
Landwirtschaftsmärkten verkaufen und als eigenen Gewinn verbuchen konnten. Die Bauern hatten
Eigentumsrechte an ihren Produkten, Landbesitz war jedoch weiterhin nicht möglich.35 Diese
Reformmaßnahme hat entscheidend die Arbeitsproduktivität von mehreren hundert Millionen
chinesischen Bauern beeinflusst und eine historische Steigerung der Getreideproduktion ausgelöst.
Ab Mitte der 1980er Jahre wurden auch nicht-staatliche Unternehmen in der Industrie zugelassen
und die Staatsunternehmen mussten auf den sich entwickelnden Märkten mit Privatunternehmen
konkurrieren.36
Als nächster Schritt wurden die Reformmaßnahmen in den Städten getroffen. Dort wurde die
wirtschaftliche Struktur allmählich komplett reformiert. Damit hat Deng die Meinung widerlegt, dass es
einen unüberbrückbaren Widerspruch zwischen der Plan- und der Warenwirtschaft gebe, und hat seine
33 http://german.china.org.cn/archive2006/txt/2004-08/12/content_2126626.htm
34 Ebd.
35 http://www.china-zeichen.de/html/info_uber_china.html
36 Ebd.
21
Reform theoretisch und definitiv begründet. Aufgrund dieser Theorien wurde nun auch in den
chinesischen Staatsbetrieben das System des vertragsgebundenen Verantwortungssystems eingeführt. Es
wurde auch als Versuch eine Verwandlung der Eigentumsform einiger Staatsbetriebe in
Aktiengesellschaften durchgeführt. Das Gemeineigentum ist allmählich nur eine der Eigentumsformen
geworden. Dabei wurde das Gemeineigentum als Hauptstütze unter den anderen proklamiert.
In Shenzhen und Shanghai wurden zwei Wertpapierbörsen gegründet. Im Zusammenhang mit der
eingeleiteten Preisreform wurden Verhältnis und Ausmaß des Einflusses von Marktfaktoren auf die
Preisfindung erweitert. Die Ansichten und Entscheidungen von Deng Xiaoping haben direkt dazu
beigetragen, dass die KP Chinas immer deutlicher die Etablierung einer sozialistischen Marktwirtschaft
chinesischer Prägung als Basis der Reformen auf ihre Fahnen schrieb, was fortan den ungebrochenen
Fortschritt ermöglichte.
Heutzutage gehen immer mehr Chinesen ins Ausland, während immer mehr Ausländer nach China
kommen. China ist inzwischen auch der Welthandelsorganisation WTO 2001 beigetreten.37 Auf der
außenpolitischen Bühne spielt China als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates in internationalen
Angelegenheiten eine immer größere Rolle. All diese Errungenschaften und Erfolge sind in erster Linie
der Einführung der Öffnungspolitik zu verdanken. Also diese von Deng Xiaoping eingeführte Politik
ermöglichte, dass China sich nach mehr als 500 jähriger Abschottung wieder zur Welt öffnet. Der VR
China ist es gelungen, sich von der Praxis der Übernahme von Theorien und Praktiken der anderen
Länder zu befreien und einen neuen eigenen Weg zu einer Modernisierung chinesischer Prägung zu
bahnen.
2.3. Jiang Zemin-Ära
Im Januar 1987 wurde Zhao Ziyang zum Generalsekretär der kommunistischen Partei ernannt, Hu
Yaobang wurde zum Rücktritt gezwungen. Die Änderungen in der Führungsspitze begannen nach einer
Demonstrationswelle der Studenten, die mehr Demokratie und Selbstbestimmungsrechte forderten. Hus
Tod im April 1989 zog eine neue Welle prodemokratischer Demonstrationen nach sich. Diese erreichten
im Mai ihren Höhepunkt, als der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow Peking besuchte, um
die 30 Jahre andauernden Unstimmigkeiten zwischen der UdSSR und China zu beenden. Die
Demonstranten besetzten den Tian-an-men-Platz in Peking, bis am Morgen des 4. Juni bewaffnete
Militäreinheiten die Innenstadt stürmten und mindestens 400 Zivilisten töteten.38 In der darauf folgenden
Phase harten politischen Durchgreifens wurde Zhao Ziyang seiner Parteiämter enthoben. Neuer
37 http://www.china-park.de/geschichte/zeittafel.html
38 http://chroniken-asien.de/ch_china04.htm
22
Generalsekretär wurde Jiang Zemin, der Ministerpräsident wurde Li Peng. Der achte Nationale
Volkskongress wählte Jiang im März 1993 zum neuen Staatsoberhaupt Chinas. Im Oktober desselben
Jahres wurden erstmals in beschränktem Umfang Handelsbeziehungen zu Taiwan erlaubt. Der
Grenzverlauf zu Russland wurde im September 1994 vertraglich bestätigt.39
Im Jahre 1995 wies die Wirtschaft ein stabiles hohes Wachstum auf, das vorher isolierte Land war
der siebentgrößte Teilnehmer im internationalen Handel und der Lebensstandard wuchs schnell, wobei
die Konsumausgaben der Haushalte zu konstanten Preissteigerungen um jährlich mehr als 7 % führten.40
Im Rückblick erscheint Jiang Zemin als unspektakulärer, aber wirkungsvoller Reformer und Mann
des politischen Ausgleichs. Ihm gelang es, eine Periode sehr tief greifenden wirtschaftlichen sozialen
Wandels erfolgreich zu managen, indem er trotz einschneidender Reformschritte (u.a. Restrukturierung
des Staatssektors, WTO-Beitritt) wenig politische Angriffsfläche bot. Die politische Führung unter Jiang
Zemin war zweifellos die stabilste in der Geschichte der VRCh.41
Jiang hat sehr aufmerksame Taktik ausgewählt. Er minimierte politische Konflikte und vermied
offene politische Konfrontationen: stetige Respektbezeugungen gegenüber Parteiveteranen, Rückgriff auf
unkontroverse politische Formeln (typisch etwa Formel der „Dreifachen Repräsentation“), Geduld in der
Herbeiführung parteiinterner Konsensfindung, vorbereitete Entfernung innerparteilicher Kritiker aus den
Führungsgremien (etwa Chen Xitong, Qiao Shi), Überantwortung kontroverser wirtschaftspolitischer
Maßnahmen und politischer Risiken (etwa Inflationsbekämpfung, Finanzsystemreformen, WTO-Beitritt)
an den Ministerpräsidenten Zhu Rongji und andere Wirtschaftspolitiker.
Unter Jiang vollzog sich der Wandel des Entscheidungssystems weg von der charismatischen
Autorität eines Parteichefs hin zu einem System der kollegialen Führung mit stärker formalisierten
Verfahrensregeln. Die Vermeidung politischer Grundsatz- und Großkonflikte trotz massiver sozialer
Verwerfungen und wirtschaftlicher Neuerungen ist als Jiang Zemins politische Leistung anzuerkennen.
Allerdings blieben viele grundlegende Probleme in der Ära Jiang Zemin ungelöst oder verschärften sich
sogar (Korruption, soziales Gefälle, politische Repression im Falle der Falungong-Bewegung).42
39 http://chroniken-asien.de/ch_china04.htm
40 http://www.china-zeichen.de/html/info_uber_china.html
41 http://www.chinapolitik.de/resources/no_20.pdf
42 Ebd.
23
Im Juni 1997 übergab Großbritannien seine ehemalige Kronkolonie Hongkong an China zurück.43
Hongkong wurde zur Sonderverwaltungszone, die chinesische Führung hat das bestehende wirtschaftliche
System da bewahrt. Nur das Parlament in Hongkong wurde aber durch ein Peking-freundliches ersetzt.
Im März 1998 wurde der Wirtschaftsreformer Zhu Rongji neuer Ministerpräsident Chinas, Jiang
Zemin wurde für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren als Staatspräsident bestätigt, Li Peng blieb
wichtigster zweiter Mann im Staat, jetzt als Parlamentspräsident.44 Die chinesische Regierung wollte ein
WTO-Mitglied werden. Und erst nach der Senkung der Einfuhrzölle und weiterer Öffnung des
chinesischen Marktes wurde VR China in die WTO (World Trade Organisation,
Welthandelsorganisation) 2001 aufgenommen. Damals stand China unter der Kritik internationaler
Menschenrechtsorganisationen, die der chinesischen Staatsführung die wiederholte Verletzung der
Menschenrechte an Tausenden von Chinesen vorwarfen.
1999 gab Portugal die Kolonie Macao an China zurück. Wie auch in Hongkong wurde der
ehemaligen Kolonie die Aufrechterhaltung der Wirtschaftsform für zunächst 50 Jahre zugesichert (nach
dem Prinzip "Ein Land - zwei Systeme"). 45
Der chinesische Volkskongress verabschiedete im Januar 2002 ein Gesetz zur Bevölkerungsplanung,
das die Regierung zur Änderung der seit 1970 verfolgten Ein-Kind-Politik auffordert. In der Zukunft soll
der Staat nur noch im Bereich der Schwangerschaftsverhütung eingreifen; Zwangssterilisationen und
erzwungene Abtreibungen wurden verboten. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei stimmte im
Oktober 2003 einer Änderung der Staatsverfassung zu. In ihr sind jetzt die Grundrechte auf Streik und
Freizügigkeit sowie ein Recht auf Privatsphäre vorgesehen.
2.4. Hu Jintao an der Machtspitze
2003 wurde der neue Generalsekretär der KP, Hu Jintao, zum Staatspräsidenten gewählt. So ist der
macht sowie der Generationswechsel Seit 2004 ist Hu zusätzlich Vorsitzender der Zentralen
Militärkommission der Volksbefreiungsarmee. Hu Jintao setzt die Reformpolitik unter Beibehaltung des
von der KP geprägten politischen Systems fort. Er wird hierbei seit 2003 von Ministerpräsident Wen
Jiabao unterstützt. Themen sind verstärkt die Verringerung des sozialen Gefälles zwischen Stadt und
43 http://www.laender-lexikon.de/China_%28Geschichte%29
44 Ebd.
45 http://www.laender-lexikon.de/China_%28Geschichte%29
24
Land, aber auch der Schutz von Umwelt und Ressourcen. 2008 wurden fünf neue "Superministerien"
geschaffen, die sich künftig der innenpolitischen Prioritäten annehmen. Auf die sich häufenden
Meldungen von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen
Im Oktober 2003 ist China der dritte Staat geworden (nach UdSSR/Russland und den USA), der
allein den bemannten Weltraumflug schaffte. Der Ständige Ausschuss des NVK (Nationaler
Volkskongress) verabschiedete 2006 ein Gesetz, nach dem künftig alle Todesurteile der Bestätigung
durch das Oberste Gericht bedürfen. Aufgrund mehrerer spektakulärer Fehlurteile war es zu einer
öffentlichen Debatte über die Verhängung der Todesstrafe gekommen, die vor allem Provinzgerichte
oftmals exzessiv betreiben. Schätzungsweise werden im Jahr 8 000 Todesurteile ausgesprochen. 46
Im Frühjahr 2008 gab es erneut eine schwere Krise zwischen Tibet und China: Nach dem
Freiheitskampf tibetischer Demonstranten kam es zu blutigen Unruhen. China gelang es, Tibet nahezu
völlig abzuschotten, es entsandte tausende Soldaten und lehnte jegliche ausländische Berichterstattung ab.
- Mit Taiwan wurden dagegen im Juni 2008 nach zehn Jahren erstmals wieder direkte politische
Gespräche geführt. 47
Ein schweres Erdbeben erschütterte den Südwesten Chinas im Mai 2008. Die Naturkatastrophe
kostete nach Schätzungen 50 000 Menschen das Leben. Viele Bauwerke, darunter Staudämme, wurden
beschädigt. Schätzungsweise fünf Millionen Menschen verloren ihre Behausung. Es war das schwerste
Beben seit 32 Jahren, das China erlebte. Die chinesische Regierung schickte 130 000 Soldaten und
Angehörige paramilitärischer Einheiten in die betroffenen Regionen, die noch Tage später von
Nachbeben heimgesucht wurden.
Vor den Olympischen Spielen, die in Peking vom 8. bis 24. August 2008 stattfanden, gab es kritische
Stimmen aus aller Welt. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Menschenrechtsverletzungen, in
denen auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International eine Diskrepanz zwischen den Idealen
der Olympischen Bewegung und der politischen Realität Chinas erkannte und zur Sprache brachte. Im
Zuge der Tibetkrise im Frühjahr hatten mehrere Länder einen Boykott der Spiele erwogen. Die Bilanz
von IOC-Präsident Jacques Rogge zu den Spielen in Peking fiel überwiegend positiv aus.48 Zugleich
räumte Rogge die Machtlosigkeit des IOC im Umgang mit den Gastgebern ein. Insbesondere zur
46 http://www.laender-lexikon.de/China_%28Geschichte%29
47 Ebd.
48 Ebd.
25
Pressezensur und Unterdrückung von Protesten sagte er, die Situation sei "nicht perfekt" gewesen. 2010
ist China Japan aus der zweiten Platz abgelöst und die zweite Wirtschaft der Welt geworden.49
Das war schneller passiert, als die Experten erwartet hatten. Aber der erfolgreiche Werdegang Chinas
setzt sich weiter fort.
2.5. Heutige Situation
2012 hat sich chinesisches Wachstum etwas verlangsamt. Und zwar in diesem Jahr hat sich das
Wirtschaftswachstum von durchschnittlich rund zehn Prozent in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf
7,4 Prozent im dritten Quartal verlangsamt. Das offizielle Ziel der Regierung für das Gesamtjahr 2012
liegt bei 7,5 Prozent.50 Das Land hat längst eine Schlüsselrolle im Welthandel eingenommen. Laut
Internationalem Währungsfonds ist China mittlerweile für 78 Staaten der wichtigste oder zweitwichtigste
Handelspartner. Auch viele deutsche Firmen sind von der Konjunktur des Landes abhängig. 2011 betrug
das BIP-Wachstum 9,2 % und 2012 schon 7,8 %.51 Während der über 30 Jahren der erfolgreichen
Entwicklung, sind 500 Millionen Menschen aus der Armut geholt.52 Heute hat man hat begonnen über
den Untergang Chinas zu reden. Aber diese Enttäuschungsstimmung widerlegt das IWF mit seiner
Prognose für das Jahr 2013 mit 8,2. Diese kleine Rezession scheint auf dem großen Bild des 30-jährigen
Wachstums nur eine Ausnahme oder besser gesagt – kleine Pause zu sein. Eine Pause vor einem neuen
dauernden Aufschwung.
Am 18. Parteikongress hat der chinesische Staats- und Parteichef Hu Jintao seinem Volk eine
Verdoppelung des Einkommens bis 2020 versprochen.53 Und das ist trotz der langsameren
Wirtschaftsentwicklung. Zur Eröffnung des der chinesischen Kommunisten in Peking sagte der
scheidende Parteichef, dass sich auch die gesamte Wirtschaftsleistung der Volksrepublik bis dahin
verdoppeln solle. Es sei das erste Mal, dass die Partei konkrete Ziele für Wachstum und Einkommen
genannt habe.54 In seiner letzten Rede zum Volk rief Hu Jintao die Wirtschaftsentwicklung
49 China 2030. Building a Modern, Harmonious, and Creative High-Income Society. The World Bank Development Research Center of the State Council, the People’s Republic of China. International Bank for Reconstruction and Development / International Development Association or The World Bank. 2012, S.3 50 http://www.spiegel.de/politik/ausland/chinas-parteichef-hu-verspricht-dem-volk-reichtum-a-865997.html
51 http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2012/02/pdf/text.pdf
52 China 2030. Building a Modern, Harmonious, and Creative High-Income Society. The World Bank Development Research Center of the State Council, the People’s Republic of China. International Bank for Reconstruction and Development / International Development Association or The World Bank. 2012, S.XV 53 http://www.spiegel.de/politik/ausland/chinas-parteichef-hu-verspricht-dem-volk-reichtum-a-865997.html
54 Ebd.
26
"ausgeglichener, koordinierter und nachhaltiger" zu gestalten. Als Konsequenz müsse China die Wende
zu einem neuen - weniger auf Export und Investitionen gestützten - Wachstumsmodell beschleunigen.
Dafür sollte die heimische Nachfrage angekurbelt werden.55 Am 15.11.2012 wurde Xi Jinping zum
Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas gewählt.56 Mit ihm soll das neue Team der sieben
Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros das Land unter Kontrolle halten. Xi Jinping gilt als
ein vorsichtiger Reformer zu sein 57und versprach eine Fortsetzung der Reform- und Öffnungspolitik.
Das alte Team hat reiches Erbe für die Nachfolger hinterlassen. Also sie werden aus sehr guten
Positionen starten und verfügen über die grundsätzlichen Voraussetzungen für den neuen Boom. Solche
schnelle Entwicklung wurde von zahlreichen Errungenschaften begleitet. Das sind einige von ihnen:
� 2 der 10 Top-Banken sind schon chinesisch;
� 61 chinesische Unternehmen gehören zur Global Fortune 500-Liste;
� China besitzt das zweitgrößte Autobahnnetz,
� die 3 längste Seebrücken,
� und 6 der 10 größten Containerhäfen der Welt
� Der Staat hat große Erfolge in Medizin, Bildung, Wissenschaft, Technologien gemacht. Und
der Rückstand zu den hochentwickelten Ländern wird schnell aufgeholt.58
Weiter schauen wir um, wie diesen historischen Weg gebahnt wurde.
3. Der wirtschaftliche Werdegang von VR China seit 1980
In den 80er Jahren hat das wirtschaftliche Wachstum Chinas begonnen. Angefangen aus den
Reformen von Deng Xiaoping, ausgeglichene Politik von Jiang Zemin und über den Aufschwung bei Hu
Jintao bis heutige Zeit blieb die Erscheinung des chinesischen Wunders für alle Menschen der Welt von
besonderem Interesse. Schon drei Generationen der Bürger beobachteten diesen atemberaubenden Weg
des Milliarden-Volkes. Welche Faktoren hatten darauf Einfluß und welche Mittel und Mühe haben die
Chinesen dafür eingesetzt? Was liegt diesem Sprung zugrunde? Darum geht es weiter.
55 http://www.spiegel.de/politik/ausland/chinas-parteichef-hu-verspricht-dem-volk-reichtum-a-865997.html
56 http://www.weltalmanach.de/staaten/details/china_volksrepublik/
57 http://www.spiegel.de/politik/ausland/chinas-parteichef-hu-verspricht-dem-volk-reichtum-a-865997.html
58 China 2030. Building a Modern, Harmonious, and Creative High-Income Society. The World Bank Development Research
Center of the State Council, the People’s Republic of China. International Bank for Reconstruction and Development /
International Development Association or The World Bank. 2012, S.4
27
3.1. Sozialismus mit chinesischer Prägung
Seit 1978 hat die chinesische Wirtschaft eine auch international anerkannte enorme Entwicklung
genommen. 59 „Ein Land – zwei Systeme“ – mit dieser Parole läutete der stellvertretende chinesische
Ministerpräsident Deng Xiaoping im Jahre 1979 eine neue Phase der chinesischen Politik ein.60 Damals
spielte der Plan bei der Verteilung der Ressourcen in der Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Es gab
überhaupt keine Privatunternehmen in VR. Es gab nur staatliche und kollektive Betriebe.
Materialzulieferung, Produktion, Auslieferung und Vertrieb wurden von der Regierung kontrolliert.61
Ebenso war bereits vorher festgelegt worden, was und wieviel für wen produziert wird, und auch, was das
jeweilige Produkt kosten würde. So gesehen war der Staat eine einzige riesige Fabrik, andererseits war
jede kleine Werkstatt eine staatliche Produktionseinheit. Dazu gehöre auch, dass Beruf und Arbeitsstelle
der Menschen als Subjekt der Produktion planmäßig zugeteilt wurden und demzufolge unveränderlich
waren.
Eine Zentrale Staatliche Planungskommission plante und regulierte alle Wirtschaftsaktivitäten. Eine
staatliche Entwicklungs- und Planungskommission gibt es in China auch heute noch, allerdings hat die
wenig mit ihrer Vorgängerbehörde gemein.
Das System der Planwirtschaft war im Jahr 1949 unter den damals bestimmenden historischen
Umständen mit einer unterentwickelten Wirtschaftsbasis und –Struktur, verschärft durch die
Wirtschaftsblockade westlicher Länder, etabliert worden.
Das System hat viel zur Zentralisation der Arbeitskräfte, der Finanzen und der materiellen
Ressourcen, zum Bau von industriellen Schwerpunktprojekten, zur Entwicklung der Wirtschaft, zur
Stabilisierung des Marktes und zur Verbesserung des Lebens der Menschen beigetragen. Im Zuge der
Entwicklung der Wirtschaft in China konnte das System der Planwirtschaft aber nicht mehr an neue
Entwicklungstendenzen angepasst werden – das System wurde zum Hindernis für die weitere
Entwicklung.
Seit der Reform des Wirtschaftssystems gibt es in China zusammen mit den staatlichen und
kollektiven Betrieben, auch die Privatunternehmen, Jointventures, kooperative Unternehmen und rein
59 http://german.china.org.cn/archive2006/txt/2002-11/06/content_2048349.htm
60 Andreas Tank: Sonderwirtschaftszonen in China, Universität Kassel, Kassel, 2002, S.5
61 http://german.china.org.cn/archive2006/txt/2002-11/06/content_2048349.htm
28
auswärtige Unternehmen. Materialversorgung, Produktion, Zirkulation, Vermarktung und Konsum
werden für die meisten Betriebe in China nicht mehr vom Staat organisiert, sondern von den Betrieben
selbst auf dem Markt.
Die Betriebe sind für Gewinne und Verluste selbst verantwortlich. Die Preise der meisten Waren
und Dienstleistungen werden von den Betrieben nach Marktbedingungen festgesetzt. Die
Wirtschaftsreform hat somit die Entscheidungsbefugnisse und die Lebenskraft der Betriebe gestärkt.62
Noch wichtiger ist, dass die Subjekte der Produktion, die Menschen also, mittlerweile Beruf und
Arbeitsstelle frei wählen können. Dies hat übrigens ein beträchtliches Potential schöpferischer
Aktivitäten der Menschen freigesetzt.
Diese Veränderungen sind nicht sofort gekommen. Die erste Phase von 1978 bis 1983 kann als
Etappe des Beginns begrenzter und versuchsweiser Wirtschaftsreformen bezeichnet werden.63 Der
Schwerpunkt dieser Reformen lag auf dem Lande. Dort wurde nach entsprechenden Tests ein System der
vertragsgebundenen Verantwortlichkeit in Verbindung mit dem Produktionsertrag auf der Basis der
Haushalte eingeführt, eine Art Pachtsystem also, bei dem die Überschüsse den Pächtern zugutekamen.
Mit den dadurch freigesetzten Aktivitäten der Bauern entwickelte sich die Landwirtschaft sehr schnell.“
Die zweite Phase der Wirtschaftsreformen in China dauerte dann von 1984 bis 1991.64 In dieser
Phase konzentrierten sich die Reformen vor allem auf die Städte. Schwerpunkt der Reform waren die
staatlichen Betriebe, es ging um die Trennung von Regierung und Betrieben. Der Staat blieb weiterhin
Eigentümer der Betriebe, wobei die wirtschaftslenkenden Funktionen der Regierung deutlich auf
allgemeine Führungsaufgaben beschränkt wurden. Die Produktion, die Wirtschaftsführung, die
Verteilung und der Absatz waren fortan Sache der Betriebe selbst und von diesen zu organisieren und zu
verantworten.
Die dritte und bis heute andauernde Phase der Wirtschaftsreform in China begann dann 1992. Diese
Etappe wird als Phase der Vertiefung der Reform des Wirtschaftssystems bezeichnet. Im Frühling 1992
hatte Deng Xiaoping, der als Chefarchitekt der Reform und Öffnung Chinas gilt, in Reden in Shenzhen
und in Shanghai erklärt, wenn die Reformen der Befreiung und Entwicklung der Produktivkräfte, der
62 http://german.china.org.cn/archive2006/txt/2002-11/06/content_2048349.htm
63 Ebd.
64 Ebd.
29
Stärkung des umfassenden Potentials Chinas und einem höheren Lebensstandard der Bevölkerung
dienten, dann müsse man alle nur denkbaren Maßnahmen wagemutig ausprobieren. Von diesen Reden
gingen starke Impulse für die Reform des Wirtschaftssystems aus.65
Auf dem 14. Parteitag der KP Chinas legte Generalsekretär Jiang Zemin in seinem Bericht eindeutig
dar, dass in China ein System der sozialistischen Marktwirtschaft aufgebaut werden müsse. Damit traten
Wirtschaft und Gesellschaft in China in eine neue Entwicklungsphase ein. Das umfassende Potential
Chinas verstärkt sich immer weiter, und ebenso stetig erhöht sich das Lebensniveau der Bevölkerung.
Inzwischen ist in China der grundsätzliche Rahmen einer sozialistischen Marktwirtschaft fest etabliert.
Mit einem Blick zurück auf den Prozess der Reform des Wirtschaftssystems in den letzten über 20
Jahren sagte der Experte des Büros des Staatsrates für Reform des Wirtschaftssystems, Hu Deqiao:„Die
Reform des Wirtschaftssystems förderte die Reform auf dem Lande. Die Chinesen konnten ausreichend
mit Kleidung und Nahrung versorgt werden. Warenproduktion und Zirkulation, Marktwirtschaft und
Wettbewerbsmechanismen haben die Wirtschaft in Stadt und Land angekurbelt. Die Regulierung und
Vervollkommnung der Eigentumsstruktur in der Wirtschaft sowie die Entwicklung der Betriebe und die
Reform der Betriebsführung wurden gefördert.66
Bei der Reform der Regierungsorgane wurden die Funktionen der Regierung in großen Maßen
verändert. Gleichzeitig wurde die Wirtschaft Chinas im Zuge der Reform und Öffnung enger mit der
internationalen Wirtschaft verbunden.“
Also heute zeigt China ein einzigartiges Beispiel für kombinierte und ungleichzeitige Entwicklung,
einzigartig in Zusammensetzung und Ausmaß. Die anfänglichen Reformen gestatteten die Herausbildung
von Kapital innerhalb der VR China, aber die strikte Regulierung durch die Partei stellte sicher, dass die
im Inneren entstehende Kapitalistenklasse gegängelt und überwacht wurde. 67 Gleichzeitig lieferte die
Etablierung der Küstenenklaven ein Reservoir billiger Arbeitskräfte zwecks Ausbeutung durch die
chinesische Exilbourgeoisie. Obwohl das diese sicher bereichert hat, blieb sie doch im Exil gespalten und
war abhängig von Peking und der Kommunistischen Partei für die Garantie der Bedingungen, unter denen
sie aufblühen konnte.
65 http://german.china.org.cn/archive2006/txt/2002-11/06/content_2048349.htm
66 Ebd.
67 Peter Main: Von Mao zum Markt. Wie die chinesische KP den Kapitalismus zurückholte. Revolutionärer Marxismus 39,
August 2008. In http://www.arbeitermacht.de/rm/rm39/maomarkt.htm
30
Die streng kontrollierte Restauration des Kapitalismus unterhöhlte die Planwirtschaft, erlaubte
jedoch nicht nur viele Aspekte staatlicher Wirtschaftsüberwachung, sondern auch der vom degenerierten
Arbeiterstaat ererbten politischen Struktur beizubehalten, v.a. die Partei und den Sicherheitsapparat.
Alle chinesischen Konzerne, die „nationale Spitzenreiter“ werden sollen wie Sinopec, Huawei,
Lenovo, Baoshan Stahl, Schanghai Auto und Nanking Auto verdanken ihre Größe und Kapitalquelle
ihren Wurzeln im Staatssektor und haben alle sehr enge Beziehungen zu Staat und Partei aufrechterhalten.
Nur Haier, das Haushaltsverbrauchsgüter herstellt, scheint als unabhängige Gesellschaft von seinen
Ursprüngen aus einer bankrotten Fabrik des kleinen und mittleren Stadt-Land-Sektors her aufgebaut
worden zu sein.68
Wegen der andauernden Parteidiktatur ist es besonders aus der Ferne unmöglich, das Ausmaß zu
kennen, in dem die verschiedenen Bestandteile einer neuen chinesischen Kapitalistenklasse, die
zweifellos „an sich“ existiert, zu einer Klasse zusammengeballt sind, die sich ihrer Interessen bewusst
und fähig ist, diese in einem politischen Programm zu formulieren, dass die Bedürfnisse dieser Klasse
„für sich“ formuliert.
In anderen Ländern, wo die „kombinierte und ungleichmäßige Entwicklung“ eine neue Bourgeoisie
gegen ein politisches Regime formierte, das sich z. B. auf eine Grundbesitzerklasse stützte, traf es im
Allgemeinen zu, dass die Klasse ungeachtet der Unterstützung bürgerlicher IdeologInnen für
demokratische Rechte oder sogar Revolution selbst so schwach war, dass sie generell vor einer offenen
Konfrontation mit dem ancien régime zurückschreckte. Mehr noch, in Anbetracht der Perspektive, dass
ihr eigener Besitz durch die Klassenkämpfe der Arbeiterschaft und Bauernarmut in Gefahr geriet, würde
sie sich bei Bedarf auf die Seite selbst des unterdrückerischsten Regimes schlagen.
Doch in China steht die Sache etwas anders. Alle Kapitalisten leiten einigen Nutzen aus der
diktatorischen Macht der Partei ab. Die Partei aber ist in letzter Instanz Agentur einer bürokratischen
Kaste, keine sozial verwurzelte Klasse. Schon nennen sich 20% der Parteimitglieder „Geschäftsleute“. Es
ist kein Geheimnis, dass auf jeder Ebene Parteifunktionäre und -vorstände sicher dafür sorgen, dass ihre
Söhne und Töchter in Führungspositionen der ehemaligen Staats-Unternehmen aufrücken, die nun darum
wetteifern, große Aktiengesellschaften zu werden.
68 Peter Main: Von Mao zum Markt. Wie die chinesische KP den Kapitalismus zurückholte. Revolutionärer Marxismus 39,
August 2008. In http://www.arbeitermacht.de/rm/rm39/maomarkt.htm
31
Wie wir aber gesehen haben, hat das Privatkapital in den letzten Jahren stark zugelegt. Man kann
erwarten, dass es in Gegensatz zur Dauerherrschaft einer Partei gerät, die systematisch Ressourcen für
ihre Kumpane und ausgesuchte Unternehmen abzweigt. Auf ähnliche Weise wird wohl das chinesische
Bürgertum in Hong Kong und auf Taiwan niemals die „Kommunistische Partei“ als die ihrige ansehen.
Die Bourgeoisie auf Taiwan verfügt über eine eigene Partei und Erfahrung in der Ausübung von
Staatsmacht. Schließlich hätten die imperialistischen Mächte jeden Grund, die Zerstörung potenzieller
KonkurrentInnen und das völlige Aufbrechen des chinesischen Marktes als Kreuzzug gegen
KommunistInnen und Diktatur aufzuführen. So können wir davon ausgehen, dass ernsthafte
gesellschaftliche Erschütterungen in China das Überleben der Partei in der gegenwärtigen Form bedrohen
und deshalb eine Grundfrage aufwerfen: Wer soll herrschen?69
Mit der Abkehr von den maoistischen Zielen der kommunistischen Planwirtschaft und der Autarkie,
erhielten die Provinzen Guangdong und Fujian wirtschaftliche Sonderrechte für marktwirtschaftliche
Reformexperimente und die außenwirtschaftliche Integration. Für die Durchführung dieses Experimentes,
„die chinesische Planwirtschaft rationalen Wirtschaftsabläufen anzupassen und den Kriterien
ökonomischer Effizienz zu unterwerfen“70 wurden in den genannten Provinzen Sonderwirtschaftzonen
gegründet, welche ausländisches Kapital in Form von Investitionen, Technologien und Wissen anziehen
sollten. Die Sonderwirtschaftszonen lassen sich so definieren:
das abgegrenzte Gebiet eines Staates, in dem günstigere wirtschaftliche Rahmenbedingungen gelten als in den übrigen Teilen. Insbesondere werden Steuererleichterungen gewährt; ferner gelten liberalere Einfuhrverfahren, großzügigere Devisenzuteilung, vereinfachte arbeitsrechtliche Vorschriften usw. Sonderwirtschaftszonen stellen regelmäßig eine Diskriminierung der übrigen Landesteile dar. Sie legitimieren sich durch ihre Vorbildfunktion insbesondere in technischer und organisatorischer Hinsicht.71
Die Sonderwirtschaftszonen nahmen und nehmen eine Schlüsselrolle in der Transformation und
Modernisierung des chinesischen Wirtschaftssystems ein und etablierten sich seit der Gründung als
wichtigstes Intermedium zwischen der chinesischen Wirtschaft und den Weltmärkten. Mit dieser neuen
Politik setzte Deng Xiaoping „seine Landsleute in eine Zeitmaschine, die alle Entwicklungen, die wir
oder auch der asiatische Nachbar Japan in 150 Jahren bewältigten, nun in 15 Jahren durchraste“72. Und
bereits kurz nach der Gründung der Sonderwirtschaftszonen wies die chinesische Volkswirtschaft
69 Peter Main: Von Mao zum Markt. Wie die chinesische KP den Kapitalismus zurückholte. Revolutionärer Marxismus 39,
August 2008. In: http://www.arbeitermacht.de/rm/rm39/maomarkt.htm
70 Vetter, H.F.: Chinas neue Wirklichkeit: Gesellschaft, Politik und Wirtschaft nach Mao, Frankfurt am Main, 1983, S.57 71 http://www.wissen.de/lexikon/sonderwirtschaftszone?keyword=Sonderwirtschaftszone
72 Ederer, G.; Franzen, J. : Der Sieg des himmlischen Kapitalismus, Landsberg/Lech, 1996, S.260
32
wiederholt die weltweit höchsten Wachstumsraten auf. Während die USA, Japan und Europa mit
Marktsättigung und Rezession zu kämpfen haben, gilt China aus Sicht zahlreicher Ökonomen als Motor
der gesamten Weltwirtschaft.
Wirtschaftliche Sonderzonen haben ihren Ursprung im Jahre 1934. Zu diesem Zeitpunkt wurde in
den Vereinigten Staaten von Amerika ein Gesetz erlassen, welches die Umwandlung von 300 Städten in
Freihandelszonen erlaubte, in denen Importgüter von der Besteuerung freigestellt waren. Die Grundidee
von Freihandelszonen besteht darin, Regelungen und Begrenzungen aufzuheben, die Investitionen und
damit verbunden das Wirtschaftswachstum behindern.73
Sonderwirtschaftszonen fördern also den ausländischen Handel, erleichtern die Produktion von
Exportgütern, importieren zeitgleich moderne Technologie samt ausländischem Know-How und tragen zu
einem breiteren Angebot auf dem Binnenmarkt bei. Ausländische Investoren sollen so nach China
gelockt werden. Gleichzeitig wird allerdings auch dafür gesorgt, dass ausländische Firmen keine reinen
Tochterunternehmen in China gründen, sondern so genannte Joint-Ventures mit chinesischen Firmen, um
diese an den Gewinnen und am Know-How partizipieren zu lassen. 74
Das Konzept der Sonderwirtschaftszonen ist aufgegangen, denn die VR China hat seit ihrer
Gründung einen starken Wandel erlebt. Die ehemals kleinen Städte in der Küstenregion sind zu modernen
Millionenstädten geworden und die Wirtschaft ist stetig gewachsen. Auch durch den Erfolg der
Sonderwirtschaftszonen gilt China als eine der wichtigsten und exportstärksten Nationen der Welt, was
ohne finanzielle Investitionen von westlichen Unternehmen in dieser Form nicht möglich gewesen wäre.
Die Sonderwirtschaftszonen Chinas erwirtschafteten 1997 noch 20% des Bruttoinlandsprodukts, eine
Zahl, die momentan, aus Gründen die in nachfolgenden Kapiteln näher beleuchtet werden, eher
rückläufig ist.75 Zu den SWZ gehören z.B. solche Städte wie Shenzhen, Shantou, Zhuhai, Xiamen,
Shanghai und die ganze Insel Hainan.
Die Sonderwirtschaftszonen in China bieten verschiedene Vorteile gegenüber Städten und Regionen,
die diesen Status nicht haben. So dürfen ausländische Unternehmen, die in diese Zonen investieren ihre
erwirtschafteten Profite unbegrenzt in ihr Heimatland zurückführen. Importe können unbegrenzt
durchgeführt werden. Auf die Importe werden entweder sehr geringe oder gar keine Steuern und Zölle
erhoben (variiert zwischen den 5 Sonderwirtschaftszonen). Die unternehmerische Gewinnsteuer in diesen
Zonen wurde auf 15% gesenkt. Desweiteren wurde die Bürokratie abgebaut, der Kündigungsschutz
73 Andreas Tank: Sonderwirtschaftszonen in China, Universität Kassel, Kassel 2002, S.11
74 http://www.munich-business-school.de/intercultural/index.php/China_-_Sonderwirtschaftszonen
75 Ebd.
33
erheblich gelockert, sowie hervorragende infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen. Vom
Mutterkonzern eingesetzte Arbeiter sind weiterhin von der chinesischen Einkommensteuer befreit.
Außerdem können Produktionsmaterialien unbegrenzt genutzt werden (was in einer Planwirtschaft nicht
selbstverständlich ist) und sehr hohe Abschreibungen vorgenommen werden, was den zu versteuernden
Gewinn erheblich schmälert. Die Küstennähe war ebenfalls ein Anreiz für internationale Unternehmen,
da diese optimal für den Export ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die günstigen Arbeitskräfte in
China. Chinesische Arbeiter stehen in großer Zahl zur Verfügung womit gewährleistet wird, dass man
genug produzieren kann und keine Engpässe entstehen. Unternehmen können daher auf
Marktschwankungen flexibler reagieren. Internationale Unternehmen sehen außerdem die Chance sich
durch ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner den chinesischen Markt einfacher erschließen zu
können. Eine Ansiedlung in einer der Sonderwirtschaftszonen ist der ideale Ausgangspunkt dazu. In
China sind Beziehungen enorm wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg. Durch die Partnerschaft mit
einem chinesischen Partner kann man auch dessen Guanxi nutzen. Die Sonderwirtschaftszonen sind stark
exportorientiert. Aus den Küstengebieten Chinas werden Produkte in die ganze Welt verschifft. Der
Kontakt zu ausländischen Handels- und Geschäftspartnern ist sehr eng. Allerdings ist es für ausländische
Unternehmen seit einigen Jahren nicht mehr erforderlich in die Sonderwirtschaftszonen zu investieren,
um den chinesischen Markt zu erschließen. Ein Grund hierfür ist, dass die chinesische Regierung in den
letzten Jahren auch in anderen Regionen starke Investitionsreize geschaffen hat. Für viele Unternehmen
sind die Ballungsräume von Peking und Shanghai viel interessanter, da sie einen deutlich größeren
Absatzmarkt bieten. Sehnert stellt hierzu fest: „Die Finanzkraft transnationaler Unternehmen unserer Zeit
macht … einen Standort innerhalb einer chinesischen Sonderwirtschaftszone unnötig, da sie auf die
finanziellen Vorteile keine Rücksicht nehmen müssen.“ In der Realität zeigt sich heute, dass
Unternehmen aus den international bedeutendsten Exportnationen, wie bspw. die Bundesrepublik
Deutschland, fast nicht mehr in die Sonderwirtschaftszonen investieren.76 Die Sonderwirtschaftszonen
spielten bei der rasanten Entwicklung Chinas eine wichtige Rolle als Katalysator des Wachstums. Ohne
die Einrichtung solcher Zonen hätte die schrittweise Öffnung in Richtung kapitalistischer Märkte nicht in
einem so knappen Zeitraum bewerkstelligt werden können. Die Sonderwirtschaftszonen waren der Kern
der Wachstumspolpolitik und verhalfen der Küstenregion, vor allem in den 80er Jahren, zu einem starken
Wachstum.77
76 http://www.munich-business-school.de/intercultural/index.php/China_-_Sonderwirtschaftszonen
77 Ebd.
34
3.2.Natürliche Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg
Als Grundlage für die Entwicklung des Drachen-Staates sind die natürlichen Bedingungen und
geographische Lage. In erster Linie soll man sagen, dass VR China nach Russland, Kanada und USA das
viertgrößte Land der Welt ist. Die Fläche beträgt 9 572 900 km². 78 Diese riesigen Territorien werden auf
sieben Großlandschaften (von den höchsten Gebirgssystemen der Welt zu den Tiefebenen) geteilt und
liegen in zahlreichen Klimazonen (von heißer tropischer im Süden bis zur mäßigen im Nord-Westen mit
extrem kalten Wintern.79 China ist das Seeland, es hat Zugang zum Gelben und Ostchinesischen Meer,
und im Südosten zum Südchinesischen Meer. Landesgrenzen hat China mit Russland und der Mongolei
im Norden, im Osten mit der Volksrepublik Korea, im Süden mit Vietnam, Laos, Myanmar (früher
Birma), Bhutan, Nepal und Indien und im Westen mit Pakistan, Afghanistan, Tadschikistan, Kirgisistan
und Kasachstan.
Eine Vielzahl von Flüssen durchzieht China, der längste ist der Yangtsekiang mit einer Länge von
etwa 6 300 km, der zweitlängste der Huang He (Gelber Fluss) mit 5 464 km. Diese Flüsse entlang
bildeten sich die frühen uralten Zivilisationen auf dem Territorium von der heutigen VR China. Die
fruchtbaren Küstenebenen und die Flusstäler geben sicher die besten Voraussetzungen zum günstigen
Ackerbau. China hat zur Zeit etwa 130 Mio. ha Ackerland, das sich hauptsächlich in der nordost- und der
nordchinesischen Ebene, am Mittel- und Unterlauf des Jangtse, im Perlfluss-Delta und im Sichuan-
Becken verteilt. Der größte Teil der nordostchinesischen Ebene ist fruchtbarer schwarzer Boden, auf dem
Weizen, Mais, Sorghum, Sojabohnen, Flachs und Zuckerrüben angebaut werden. Der Hauptteil der
nordchinesischen Ebene ist brauner Boden, der für den Anbau von Weizen, Mais, Hirse, Sorghum,
Baumwolle und Erdnüssen geeignet ist. Am Mittel- und Unterlauf des Jangtse werden Wasserreis,
Orangen und Raps angebaut. Im Sichuan-Becken ist meistens rotbrauner Boden vertreten, dessen
Anbaukultur von Wasserreis, Raps, Zuckerrohr, Tee und Orangen geprägt ist.80
China ist reich an Bodenschätzen. Bis heute sind mehr als 160 Arten von Bodenschätzen im Land
gefunden worden. Mit seinen Gesamtvorräten steht China an der dritten Stelle in der Welt.81 Darunter
betragen die ermittelten Kohlenvorräte, die sich hauptsächlich in Nord- und Nordwestchina, insbesondere
in Shanxi, Shaanxi und dem Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei verteilen, 1006,3 Mrd. t. Die
78 http://www.laender-lexikon.de/China_(Geografie)
79 http://www.laender-lexikon.de/China_(Klima)
80 http://german.china.org.cn/german/shuzi-ger/gq/htm/zrzy11.htm
81 http://german.china.org.cn/german/shuzi-ger/gq/htm/zrzy3.htm
35
Erdölressourcen lagern vorwiegend in Nordwestchina, aber auch in Nordostchina, Nordchina und im
küstennahen Festlandsockel in Südostchina. Zu den ermittelten Vorkommen an Energieressourcen
gehören u. a. Erdgas, Ölschiefer, Uran und Thorium, zu den Schwarzmetallen Eisen, Mangan, Vanadin
und Titan. Die identifizierten Reserven an Eisenerz, die hauptsächlich in den Provinzen Liaoning, Hebei,
Shanxi und Sichuan lagern, betragen nahezu 50 Mrd. t.82 Alle bisher auf der Welt entdeckten
Bodenschätze sind in China zu finden. Mit seinen Vorräten an Buntmetallen wie Wolfram, Zinn,
Antimon, Zink, Molybdän, Blei und Quecksilber steht China weltweit an vorderster Stelle. Die Reserven
an Seltenerdmetallen machen beispielsweise etwa 80% der gesamten der Welt aus, die Reserven an
Antimon 40% der gesamten der Welt; die Reserven an Titan entsprechen den gesamten aller anderen
Länder in der Welt und die an Wolfram dem Vierfachen der gesamten aller anderen Länder.
Aus der oben genannten lässt sich schlussfolgern, dass die geographische Lage als Basis für
wirtschaftliche Erfolge sein kann. Die für die Europäer unglaublichen Weiten lagern alle für den
Fortschritt nützlichen Bodenschätze. Aus der chinesischen Bezeichnung Chung-kuo (Reich der Mitte)
entwickelte sich der im Westen seit dem späten Mittelalter gebräuchliche Namen China.83 Kein Wunder,
dass noch die Chinesen der frühen Dynastien ihr Land für die Mitte der Welt hielten. Diese Position auf
der Weltkarte vermittelt die Kontakte zu allen Ländern anzuknüpfen und als Schlüsselhandelspartner auf
der Weltwirtschaftsbühne aufzutreten.
3.3.Personalpolitik
Die mannigfaltige und kontroverse Natur hat gewissermaßen auch dem entsprechenden Charakter des
Staates und überhaupt der Lebensordnung der Chinesen zugeschrieben. Weiterhin muss man hinzufügen,
dass VR China der bevölkerungsreichste Staat ist. Mit dem Stand 2011 zählt man die Bevölkerung der
Volksrepublik mit 1.344.130.000 Menschen.84 Die Möglichkeiten der Ausnutzung des größten
Menschenpotenzials lassen sich nicht nur durch die Ankurbelung des Binnenmarktes äußern85, und nicht
nur durch einfache Schwarzarbeiterarmeen, sondern durch die Auswahl der klügsten und der begabtesten
Manager und Technologen. Um den letzten Faktor der erfolgreichen Entwicklung zu realisieren, braucht
man effizientes Bildungssystem.
82 http://german.china.org.cn/german/shuzi-ger/gq/htm/zrzy3.htm
83 http://www.laender-lexikon.de/China_(Geografie)
84 http://www.worldbank.org/en/country/china
85 http://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/kurz-und-schmerzhaft/zschaber-zuendelt-china-anleger-jammern-auf-
hohem-niveau/7106620.html
36
Wichtigste Aufgabe der chinesischen Bildungspolitik bleibt der Ausbau des Schul- und
Hochschulwesens mit dem Ziel der nachhaltigen Verbesserung der Bildung in Breite und Spitze. Ein
Problem ist das Bildungsgefälle zwischen Stadt und Land sowie zwischen einkommensstarken und -
schwachen Familien. Minderheiten, wie Tibeter und Uiguren, haben schlechtere Bildungschancen.86
Der Ende Juli 2010 verabschiedete „Nationale Bildungsplan 2010-20“ bildet die Grundlage für die
gegenwärtigen Reformbestrebungen in den Bereichen der Mittelschul-, Berufsschul- und
Hochschulausbildung verbunden mit dem Ziel, eine „lernende Gesellschaft“ aufzubauen, d.h. Bildung für
alle anzubieten. 87
Die Bildung ist für die Chinese zur sicheren Gewährleistung des sozialen Aufstiegs geworden. 88
Die Forschung und Entwicklung auf Weltniveau sollen Chinas Modernisierung voran bringen. Seit es
1986 erstmals aufgelegt wurde, wird das staatliche "863" oder "Fackel"-Programm immer weiter
ausgebaut und ergänzt. Es fördert besonders die Grundlagenforschung zu Schlüsseltechnologien, die zur
Verbesserung der Lebensqualität oder zur Innovation beitragen sollen. An diesem Programm haben bis
2001 mehr als 3000 Institute mit 20 000 Forschern teilgenommen.89 Die Kommunistische Partei muntert
auf, die Probleme der Gesellschaft wie Bevölkerungskontrolle, Ernährung, Gesundheit und Umweltschutz
"wissenschaftlich" zu lösen. Dafür stellte sie 1995 die Weichen für eine Strukturreform von Wissenschaft
und Technik nach Maßgabe der "sozialistischen Marktwirtschaft".
China wirbt mit besonderen Standortfaktoren um internationale Zusammenarbeit. Es bietet
großzügige Rahmenbedingungen auch für international umstrittene Forschung, etwa in den
Lebenswissenschaften, Humangenetik und Stammzellforschung. So ist die verbrauchende Erforschung
menschlicher Embryonen bis zum 14. Lebenstag erlaubt.90 Niedrige Personalkosten für gut qualifizierte,
hoch motivierte Arbeitskräfte bilden zusammen mit einigen Forschungsinstituten von Weltrang ein
starkes Potenzial für die künftige Entwicklung. Weltberühmt ist beispielsweise das Huada-
Genomforschungs-Zentrum in Beijing, dem die Entschlüsselung des Reisgenoms gelang.
86 http://www.auswaertiges-
amt.de/sid_01AC3614A6FEB4547A7E31EDBB7B2CA8/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/China/Kultur-
UndBildungspolitik_node.html
87 Ebd.
88 http://www.bpb.de/izpb/8886/bildung-und-forschung?p=0
89 Ebd.
90 Ebd.
37
Die chinesische Regierung ermutigt private Kapitalgeber zur Forschungsfinanzierung und fördert
unternehmerische Strukturen von Forschungsinstituten.91 Die Volksrepublik China den Anteil der
Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 0,90 Prozent (2000) auf 1,54 Prozent (2008) und zuletzt
rund 1,75 Prozent (2010) des Bruttoinlandsprodukts erhöht. Davon sind etwa ein Drittel öffentliche FuE-
Ausgaben, zwei Drittel stammen aus der Wirtschaft.92
Als Schwächen des chinesischen Forschungssystems gelten unterentwickelte Kontroll- und
Überwachungsmechanismen bei der Umsetzung von Gesetzen und Richtlinien und eine bislang
unzureichende Verankerung in der Gesellschaft. Den wissenschaftlichen Eliten wird in China große
gesellschaftliche Verantwortung zugewiesen. Wichtige flankierende bildungspolitische Maßnahmen
bleiben jedoch aus. Besonders fehlt es an einer Förderung potenziell kritischer Bildungsformen. Die
Sozial- und Geisteswissenschaften werden von der Modernisierung der Natur- und
Ingenieurswissenschaften abgekoppelt. In der einseitigen Ausrichtung auf Technologie und Eliten, ohne
entsprechende intellektuelle Wurzeln und Vermittlungsmechanismen in der Gesellschaft, liegen
mittelfristige Konfliktpotenziale. Aber zur Zeit wirkt die große Zahl der Ingenieure auf die immer
steigende Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt aus, also es werden die besten ausgewählt. Das hat auch die
Arbeitslosigkeit der Akademiker zur Folge, sowie auch die Tatsache, dass viele im Ausland studierenden
Chinesen nicht zurückkehren. Doch die riesige Zahl der Studenten bzw. Menschenressourcen (nur 2011
gab es 6 Mio. Absolventen)93 nivellieren diese Verluste. Darüber hinaus, beherrschen die Studenten im
Ausland die fremden Technologien und bringen die wertvolle Erfahrung und Information zugunsten der
Heimat. Hier muss man unbedingt erwähnen, dass alle Chinesen in der Welt als angeborene
Industrieschnüffler gelten. Die Gestalt eines auf einer Serviette eine Zeichnung einer Maschine geheim
schreibenden chinesischen Geschäftspartners ist typisch geworden. China genießt den Ruf als
Abkupferer.94 Man lernt kopieren und dann daheim billig produzieren. Trotzdem könnte ein China-
Anhänger so diesen Sachverhalt rechtfertigen: die Chinesen sind eine sehr listige Nation, und bevor die
Welt zu erobern, möchten sie diese Welt aus dem Inneren erforschen und dann die eigene einzigartige
Konzepte in die Praxis umsetzen.
91 http://www.bpb.de/izpb/8886/bildung-und-forschung?p=1
92 http://www.bmbf.de/de/818.php
93 http://www.auswaertiges-
amt.de/sid_01AC3614A6FEB4547A7E31EDBB7B2CA8/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/China/Kultur-
UndBildungspolitik_node.html
94 http://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/industriespionage-know-how-klau-china-legt-den-schalter-
um/7051400.html
38
Die zunehmende Integration Chinas in die internationale Gemeinschaft spiegelt sich auch in der
internationalen Kooperation und Einbindung chinesischer Wissenschaftler, der zunehmenden
Durchsetzung westlicher Qualitätskonzepte in Forschung und Lehre und der zunehmenden
Sensibilisierung auf chinesischer Seite für die Bedeutung des Schutzes von geistigem Eigentum wider.
Die Autonomie der chinesischen Akteure hat sich stark erweitert. Vor allem Hochschulen und
Forschungsinstitute sowie Wirtschaftsunternehmen haben im Laufe der letzten Jahre erhebliche
Freiheiten, verbunden mit Eigenverantwortung, hinsichtlich des Managements, der Verwaltung und der
Projektdurchführung erhalten. Chinesische Forscher sind aufgefordert, sich um die Umsetzung und
praktische Anwendung ihrer Ergebnisse zu bemühen, um einen Beitrag zur Lösung ökonomischer,
sozialer und ökologischer Probleme zu leisten. Diverse, vor allem ökonomische Leistungsanreize für
Institute und Wissenschaftler unterstützen diese Politik.95
Es lohnt sich unbedingt erwähnen, dass unter solchen Umständen der Wert jedes einzelnen
Spezialisten in China sinkt. Aber die Tendenzen ändern sich. So die meisten der Unternehmen beklagen
sich die stark gestiegenen Lohnkosten. Besonders in den Küstenstädten des Ostens wird es immer
schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Und wenn das einmal geglückt ist, verlassen viele der
Mitarbeiter das Unternehmen schon wieder nach kurzer Zeit. Die Fluktuation in manchen Branchen liegt
bei 20 Prozent. Manche Unternehmen berichten von Mitarbeitern, die nach einem Jahr im Betrieb eine
Gehaltserhöhung von 50 Prozent fordern.96
Und was die nichtqualifizierten Arbeitskräfte angeht, muss man hinzufügen, dass sie bereit sind für
ein paar Groschen zu arbeiten. Es betrifft besonders die armen Chinesen, die aus den Zentralgebieten
nach Osten ziehen. Diese Politik der billigen Arbeitskräfte nennt man eine der wichtigsten Ursachen des
raschen Wirtschaftsbooms in China.
3.4. Export- und Währungspolitik
Im Dezember 2001 ist China das Mitglied der WTO geworden.97 Die Bedeutung von Chinas Beitritt
zur WTO und sein Zeitpunkt sind kaum zu überschätzen. Bis dahin hatte Peking die kontrollierte
Restauration des Kapitalismus hinter den schützenden Schranken von Einfuhrregelungen,
eingeschränkten Handelsrechten und Zöllen vollzogen. Hier nutzte die Führung die Verfügung über das
Staatseigentum an Industrie und Banken, um ihren politischen Prioritäten nachzugehen. Das Was, Wo
95 http://www.bmbf.de/de/818.php
96 http://www.wiwo.de/politik/ausland/benachteiligungen-china-lockt-und-schockt-zugleich-seite-all/6685710-all.html
97 Peter Main: Von Mao zum Markt. Wie die chinesische KP den Kapitalismus zurückholte. Revolutionärer Marxismus 39,
August 2008. In http://www.arbeitermacht.de/rm/rm39/maomarkt.htm
39
und wie der Produktion wurde weitestgehend vom Weltmarkt bestimmt. Durch Anerkennung der
Mitgliedschaftskriterien der „Uruguay-Runde“ ließ Peking den Binnenmarkt für ausländische Waren
relativ offen. Zölle wurden von 42 auf 15% gesenkt und der Handel nicht mehr ausschließlich über
staatliche Gesellschaften abgewickelt.98 Nach kurzer Übergangszeit musste die Führung ab 2007 nun
auch die Durchdringung der gesamten chinesischen Geschäfts- und Finanzdienste mit Fremdkapital
gestatten. Kurzum: der Beitritt zur WTO öffnete potenziell die gesamte chinesische Ökonomie für das
internationale Wertgesetz. In der Theorie würde das bedeuten, dass Firmen, die bisher für den
Binnenmarkt produzierten, sich nun der Konkurrenz durch Produkte der fortgeschrittensten
kapitalistischen Ökonomien zu stellen hatten. Ihr Schicksal wäre, entweder vom Markt verdrängt oder
von internationalen Konzernen geschluckt zu werden. Zuvorderst würden die halbflüggen
Dienstleistungsbereiche, Banken, Versicherungen, Kommunikationswesen, Vermögensverwaltung,
Gesundheitsdienste und Bildung rasch von ausländischem Kapital beherrscht werden.
Die Annahme des „Washington-Konsens“ würde also bedeuten, dass China zu einer Halbkolonie
würde, die formal unabhängig, aber tatsächlich von den imperialistischen Mächten beherrscht wäre.
Im Weltmaßstab ergaben sich für China jedoch Ende 2001 unschätzbare Vorteile durch Umstände,
die in eine andere Richtung wiesen - dass China selbst zu einer imperialistischen Macht werden könnte.
In der asiatischen Region hatten sich die „Tigerstaaten“ noch nicht von der Krise 1997/98 erholt und
tasteten sich erst zu neuen Strategien vor, um ihre exportorientierten Industrien wieder flott zu machen.
Die chinesische Wirtschaft zog unmittelbar Nutzen aus dem Zugang zur WTO. Wie US-Protektionisten
niemals müde werden zu betonen, sind Chinas Ausfuhren in die USA, die schon bis 2001 erheblich
waren, danach sogar noch schneller gewachsen. Die Gesamtexportziffern kletterten in fünf Jahren nach
dem WTO-Beitritt von 20 auf 35% des Bruttoinlandsprodukts.99
Chinas Volkswirtschaft ist eng mit der Weltwirtschaft verflochten, wobei dem Außenhandel eine
zentrale Rolle zukommt. Im Jahr 2011 entwickelte sich der chinesische Außenhandel sehr dynamisch.
Ein- und Ausfuhren sind 2011 im Vergleich zu 2010 um 22,5 % auf insgesamt 3,64 Bill. USD gestiegen.
98 Ebd.
99 Peter Main: Von Mao zum Markt. Wie die chinesische KP den Kapitalismus zurückholte. Revolutionärer Marxismus 39,
August 2008. In http://www.arbeitermacht.de/rm/rm39/maomarkt.htm
40
Damit erreichte China sehr knapp hinter den USA (3,69 Bill. USD) den zweiten Platz der größten
Handelsnationen der Welt.100
China gilt zwar weiterhin als Hauptquelle für billige Textilien oder Schuhe, aber im Wert haben
komplexere Waren wie elektronische Artikel und Computer 2005 einen Anteil von 43% von Chinas
Exporten erobert. Von besonderem Belang ist der Anstieg bei Exporten von Stahlerzeugnissen und
Maschinen - ein Resultat des gewaltigen Aufschwungs in der Produktionskapazität seit der WTO-
Anbindung. Jüngste Zahlen zeigen, dass „Kapitalgüter“ schon mehr als 40% des Gesamtausfuhrwertes
ausmachen. China „verschiebt also die Produktkette nach oben.“ Das heimisch produzierte
Exportsegment dehnt sich aus, außer bei hochkomplexen Waren wie Elektronik. Die Produktion dieser
Sektoren ist jedoch entweder ganz im Besitz von Auslandsfirmen oder von gemeinschaftlichen
Unternehmen auf Fremdkapitalbasis dominiert.
Der wirklich große Wandel vollzog sich dementsprechend durch die Integration von China in das
internationale Handelssystem. Das Land ist zu einem Kanal geworden, durch den ein wachsender Teil des
Welthandels fließt, aber der Handel ist letztlich bestimmt für die Märkte der imperialistischen Nationen,
v.a. die USA. Dorthin gehen allein 21% der chinesischen Ausfuhren. Vor 10 Jahren war der Prozentsatz
noch wesentlich kleiner.101
Der chinesische Außenhandel ist in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um 21,7 Prozent
pro Jahr gewachsen. Diese Wachstumsrate ist doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt, teilte das
chinesische Hauptzollamt weiter mit. Ebenfalls in den vergangenen zehn Jahren ist die Privatwirtschaft
zur Hauptantriebkraft der chinesischen Wirtschaft geworden. Nach Angaben der Verwaltung für Industrie
und Handel lag die jährliche Wachstumsrate der privaten Unternehmen bei 15,5 Prozent.102 Das gesamte
Exportvolumen 2011 betrug 1,9 Bill. USD. Dies entspricht einem Zuwachs von 20,3%. China bleibt
Exportweltmeister vor den USA und Deutschland. Die wichtigsten Exportgüter sind: elektronische
Erzeugnisse, Textilien und Bekleidung, Elektrotechnik, Maschinen und chemische Erzeugnisse. Rund
zwei Drittel der chinesischen Exportgüter werden von circa 400.000 ausländisch investierten
100http://www.auswaertiges-
amt.de/sid_AB7DB6FCCD8189329898CA94D9715486/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/China/Wirtschaft_node.html
#doc334528bodyText3
101 Peter Main: Von Mao zum Markt. Wie die chinesische KP den Kapitalismus zurückholte. Revolutionärer Marxismus 39,
August 2008. In http://www.arbeitermacht.de/rm/rm39/maomarkt.htm
102 http://www.china-botschaft.de/det/zt/tzzzg/t976442.htm
41
Unternehmen hergestellt. Die EU bleibt Chinas größter Abnehmer mit 18,8% der Exporte, gefolgt von
den USA (17%), Hongkong (14,1%) und Japan (7,8%).103
Zwischen 1978 und 2008 wuchs Chinas Exportvolumen um jährlich 18,1%auf 1,471 Billionen US-$
im Jahr 2008.104 Nach einem leichten Rückgang 2009 auf 1.204 Mrd. US-$ geht man für das Jahr 2010
von einem Exportvolumen von 1.505 Mrd. US-$ aus. Chinas Exporte nahmen 2010 10,4% der weltweiten
Ausfuhren ein (Deutschland: 8,3 %).105 Die Warenausfuhr aus China hat sich in den letzten 15 Jahren
verzehnfacht. China wurde 2009 mit einem Export-Volumen von 840 Mrd. € zum ersten Mal Export-
Weltmeister und überholte dabei Deutschland, während man noch 1980 mit lediglich 1 % am globalen
Exportvolumen auf Platz 23 lag. Längst sind es nicht mehr nur Textilien und Spielwaren, die exportiert
werden; sie nehmen beispielsweise nicht einmal mehr ein Fünftel des Export-Volumens nach
Deutschland ein. Mobiltelefone, Unterhaltungselektronik, Halbleiter sowie PC und
Telekommunikationsausrüstung mit jährlichen Wachstumsraten von 25 % und mehr bilden den Motor des
steigenden Exportvolumens. Der Ausstoß von Mobiltelefonen erreichte in manchen der vergangenen
Jahre bis zu 500 Mio. Einheiten! Auch der Schiffsbau wird von China dominiert: 2010 entfielen 42%der
weltweiten Schiffproduktion auf China.106 Selbst im Maschinenbau, Domäne der deutschenWirtschaft,
bekommen chinesische Unternehmen immer mehr Gewicht. China gehört zu den weltweit wichtigsten
Herstellern von Werkzeugmaschinen. Chinesische Unternehmen dürften zunehmend den etablierten
Anbietern auch auf deren Heimatmärkten begegnen. Verschärfte Zollregeln für den Import von
Werkzeugmaschinen zur Stärkung der heimischen Industrie sowie die von der Regierung eingeführten
Exportzuschüsse zur Förderung der Internationalisierung chinesischer Hersteller unterstützen dabei. Im
Ergebnis macht Chinas Exportsektor heute ca. 33,4%des BIP aus. Besonders der Außenhandel mit
Deutschland hat stark an Bedeutung gewonnen. Sowohl Importe aus China als auch Exporte nach China
lagen 2010 auf einem Allzeit-Hoch. Während die chinesischen Ausfuhren um 32 % stiegen, legten die
Importe aus Deutschland um 40 % zu. China ist 2010 zu Deutschlands wichtigstem Lieferanten
aufgestiegen. Größtes Abnehmerland für chinesische Waren bleiben die USA, die Bedeutung
Deutschlands ist seit der Krise aber gewachsen; für die Zukunft wird erwartet, dass das Gewicht des 103 http://www.auswaertiges-
amt.de/sid_AB7DB6FCCD8189329898CA94D9715486/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/China/Wirtschaft_node.html#
doc334528bodyText3
104 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, S.8 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-
1247940-p174287277
105 Ebd., S.9
106 Ebd., S.9
42
deutschen Absatzmarktes weiter zunimmt: Deutsche Konsumenten werden mehr chinesische Produkte
auch in anspruchsvolleren Kategorien erwerben, weil diese in der nächsten Zeit noch preiswerter bleiben,
die Qualität aber immer mehr aufschließt. Mittelfristig wird sich allerdings auch China immer mehr vom
Billiglohnland verabschieden, was sich auch auf die Preise auswirken wird.
Interessant ist, dass im Jahr 2011 die deutschen Einfuhren aus China 79,2 Mrd. EUR, und Ausfuhren
nach China 64,8 Mrd. EUR entsprechend betrugen. Die Direktinvestitionen aus Deutschland schätzt man
mit zirka 1,12 Mrd. USD. 107 2011 belief sich das Saldo der Handelsbilanz auf +155,1 Mrd.USD. Dabei
zeigt BIP insgesamt 7,318 Bil. USD.108 Damit lässt sich verstehen, dass China exportabhängig ist. Die
Tendenzen der weiteren Entwicklungen zeigen, dass China seine Exportabhängigkeit deutlich reduzieren
und dafür den Binnenkonsum stärken will.109
.
Die Wettbewerbsfähigkeit von „Made in China“ gewährleistet unter anderem auch der künstlich
abgewertete Kurs von chinesischer Währung Renminbi (Yuan). Sie ist seit 2010 nicht mehr an Dollar,
sondern an nicht veröffentlichen Währungskorb gebunden.110 2011 betrug der Wechselkurs von RMB
1,00 USD=6,29 Yuan, und schon Mitte Dezember 2012 – 6.28 Yuan für 1 USD.111 Seit langem geht es
schon um das Exportdumping seitens Chinas. Das ist auch ein mächtiges Mittel im Kampf für einen
führenden Platz in der Welt. Und vielleicht wird es sehr verblüffend klingen, aber RMB wirklich die
guten Chancen hat, bald zur Weltwährung zu werden. Dazu trägt kleines Haushaltsdefizit, riesige Exporte
bei. China besitzt außerdem per Ende 2011 mit 3,2 Billionen Dollar über die weltweit größten
Devisenreserven.112 Fast 3 Billionen Dollar davon seien in den vergangenen zehn Jahren angehäuft
worden. Anders ausgedrückt bedeute das, dass die Devisenreserven Chinas pro Sekunde um mehr als
14.000 Dollar stiegen!113 Das heiße aber auch, dass Chinas Abhängigkeit vom Dollar umso größer werde,
je höher China eigene Devisenreserven aufgrund von Exportüberschüssen auftürme. Letztlich ist dies das
Resultat einer stark exportgetriebenen Wirtschaft. So verschließt sich der Kreis. Aber die neusten Trends
107 http://www.auswaertiges-
amt.de/cae/servlet/contentblob/570866/publicationFile/166989/Wirtschaftsdatenblatt_pdf.pdf
108 http://data.worldbank.org/country/china
109 http://www.chinabrand.de/publikationen/download-document/114-das-reich-der-mitte-baut-um-german.html
110 http://www.auswaertiges-
amt.de/cae/servlet/contentblob/570866/publicationFile/166989/Wirtschaftsdatenblatt_pdf.pdf
111 http://www.deviseninfo.de/html/devisenrechner.html
112 http://www.faz.net/aktuell/finanzen/chinas-renminbi-auf-dem-weg-zur-neuen-weltwaehrung-11652458.html
113 Ebd.
43
zeigen uns, dass die Akzente in der chinesischen Wirtschaft verschoben werden. Und zwar bewegt sich
China aus dem exportorientierten Aufschwung zum Zuwachs des Konsums auf dem Binnenmarkt. Diese
Balancierung kann in der Zukunft der Volksrepublik neuen Anstoß geben. Hier sehen wir, wie groß die
Potenziale Chinas sind: es hat riesigen binnenländischen Absatzmarkt. Also auf solche Weise kann man
die zu starke Exportabhängigkeit vermeiden. Weiterhin um Wachstum von einer rein exportorientierten
Wirtschaft hin zu einem nachhaltigen, konsumgetriebenen Wirtschaftswachstum zu verlagern, hat die
Chinas Zentralbank, die Währung leicht aufgewertet. Diese Aufwertung beträgt seit 2005 schon 25%. So
öffnet sich langsam der chinesische Kapitalmarkt für die Ausländer. Aber die Regierung trifft
Maßnahmen, damit es keinen verheerenden Sturz für die chinesische Industrie gibt, man gibt z.B. den
ausländischen Investoren beschränkten Zugang zur chinesischen Währung.114 Doch die
Exportabhängigkeit wird von der chinesischen Regierung langsam vermieden.
Vor der globalen Wirtschaftskrise übertrafen Chinas Ausfuhren die Importe noch um 300 Mrd. US-$.
Ausschlaggebend sind vor allem die 2010 um fast 40% gestiegenen Importe.115 Die Ausfuhren des
Exportweltmeisters stiegen um 31 %. Die wachsenden Einfuhren spiegeln Chinas aufkommendes
Binnenwachstum wider. Der private Verbrauch wuchs 2010 prozentual stärker als das
Bruttoinlandsprodukt; die Einzelhandelsumsätze kletterten 2010 um 19,1 % und damit schneller als in
den vergangenen Jahren. China arbeitet seit längerem daran, den privaten Konsum zu stärken, um
weniger von Investitionen und Ausfuhren abhängig zu sein. Gleichwohl stiegen auch 2010 die
Investitionen mit 23,8 % wiederholt deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft; vornehmlich der Bauund
Häusersektor gilt als überhitzt. China unternimmt ernsthafte Bemühungen für ein gesünderes Wachstum,
das auch nur noch bei 7 % liegen soll; bereits im vorigen Fünfjahresplan hatte Peking allerdings 7,5 %
pro Jahr vorgegeben: Am Ende kamen allerdings im Schnitt rund 11 % heraus. Es bleibt also eine
Herausforderung – auf der anderen Seite:Wie viele (stagnierende) Länder gibt es, die sich gerne
Gedanken machen würden, wie sie ihr Wachstum begrenzen könnten? Internationale Ökonomen sehen
indes gute Chancen, dass es China gelingen wird, das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren
zumindest ausgeglichener zu gestalten. Das Motto lautet: Exporte stabilisieren, Importe steigern und
damit einen niedrigeren Überschuss realisieren.
Die Einkommensunterschiede und die Abhängigkeit von Absatzmärkten im Ausland sollen gesenkt
werden und somit auch die Notwendigkeit, einer künstlich unterbewerteten Währung. China will zudem
114 http://www.faz.net/aktuell/finanzen/chinas-renminbi-auf-dem-weg-zur-neuen-weltwaehrung-11652458.html
115 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, (307 S.) S.10 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-
1247940-p174287277
44
weg von seiner Rolle als exportorientierter „Werkbank der Welt“ und sieben strategische
Wachstumsindustrien fördern: Biotechnologie, neue Energien, Energiesparen, neuartige Antriebe, neue
Materialien, hochwertige Ausrüstungsgüter sowie Informationstechnologie der nächsten Generation.
Zudem will China den Beitrag des Dienstleistungssektors zum Bruttoinlandsprodukt um vier Punkte auf
47 % erhöhen.116
3.5. Investitionen im Ausland
China öffnet sich nach außen und investiert strategisch im Ausland. Weltweit betrugen die
chinesischen Auslandsinvestitionen 59 Mrd. US-$.117 Wichtigste Zielregion bleibt Hongkong, aber immer
mehr Engagements gehen zwischenzeitlich in Länder, die begehrte Rohstoffe anbieten können. Als
Beispiel kann man Südafrika nennen. Vor wenigen Jahren noch kaum im Visier, verzehnfachten sich die
chinesischen Direktinvestitionen auf knapp fünf Milliarden US-Dollar. Zu den Hauptobjekten zählen
Unternehmen aus dem Öl- und Gassektor sowie dem Bergbau. Ohnehin kann festgestellt werden, dass
sich China bei dem strategisch wichtigen Thema „Rohstoffe“ viel systematischer und konsequenter
aufstellt als andere LCC-Länder und so manches westliche Land (natürlich auch bedingt durch die neuen
finanziellen Potenziale Chinas aufgrund entstandener Reserven). Nachdem in einem ersten Schritt
Anstrengungen zur Sicherung privilegierter Rohstofflieferbeziehungen mit anderen Staaten
unternommen wurden, sind in einem zweiten Schritt die Tendenzen zu erkennen, dass mit der
Verknappung und Verteuerung von Rohstoffen Einfluss auf die Weltmärkte genommen wird. Mit
gefragten Materialien wie den Seltenen Erden könnte China zum einen Monopolprofite realisieren und
zum anderen seinen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil bei der Entwicklung von
Zukunftstechnologien verschaffen: Seltene Erden (z. B. Lathan, Gadolinium, Scandium) kommen zu ca.
95 % aus China und sind deswegen von herausragender Bedeutung, weil sie von einer Reihe von
Zukunftstechnologien (v. a. Hybridautos, Windkraftanlagen, Brennstoffzellen)118 benötigt werden. Die
chinesische Regierung verschaffte dem größten staatseigenen Produzenten von Seltenen Erden, Baotou
Steel Rare Earth, ein Monopol auf die Rohstoffe in der autonomen Region „Innere Mongolei“, wo die
größten Vorkommen weltweit liegen. Durch die Konzentration auf Baotou möchte Peking mehr Einfluss
über die Preisentwicklung im globalen Markt erlangen.
116 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, S.10 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-
1247940-p174287277
117 Ebd., S.16
118 Ebd., S.17
45
China sichert sich durch Zukäufe und Beteiligungen im Ausland nicht nur Zugänge zu Rohstoffen.
Das Anlageninteresse erweitert sich auf IT, Maschinenbau und die Automobilindustrie. In Europa ging
ein Großteil der chinesischen Direktinvestitionen zunächst nach Großbritannien, während Deutschland
eine verhältnismäßig geringe Bedeutung aufwies. Seit Anfang 2011 werden allerdings verstärkt deutsche
Unternehmen gekauft. CQLT übernahm beispielsweise den insolventen Automobilzulieferer Saargummi,
Lenovo möchte Medion übernehmen, Dongfeng Motors zeigt Interesse an Getrag, BAIC ist immer wieder
als Kaufinteressent für Opel im Gespräch. Die Expansion ist Ergebnis einer langfristigen Strategie: Auf
Betreiben Pekings fusionierten Firmen erst innerhalb des Landes zu Großkonzernen. Ihnen wurde dann
2003 vorgegeben, international zuzukaufen. Diese Politik begann mit dem Abbau bürokratischer Hürden
und der Ausfuhr von Devisen. Von Beginn an wurde versucht, die Investitionen zu lenken. Bereits 2004
wurde ein Katalog zur „Orientierungshilfe für Investitionen“ herausgegeben. Diese Definition der
Regierungsinteressen ist grundsätzlich nicht bindend. Wenn die Unternehmen jedoch dem Katalog folgen,
bekommen sie leichter günstige Kredite sowie eine verbesserte Unterstützung. Zunächst „gingen“ nur
staatliche Firmen „hinaus“, die durch ihr Engagement bei Rohstoffen die Versorgung sichern sollten. Nun
ermutigt Peking auch kleinere und private Betriebe zur Expansion. Seit März 2011 dürfen Unternehmen
Auslandsinvestitionen bis 100 Mio. US-$ – bei Rohstoffprojekten sogar bis 300 Mio. – auf lokaler Ebene
genehmigen lassen anstatt von der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC). Ziel der
Investitionen sind in der Zwischenzeit technologisch hochwertige Unternehmen.119
4. Probleme und Herausforderungen auf dem Weg zur Weltherrschaft
Im Prozess des atemberaubenden wirtschaftlichen Aufschwunges setzt sich die Volksrepublik China
mit zahlreichen Hindernissen auseinander. Die Lösung dieser Probleme wird weitere Entwicklung vom
Reich der Mitte beeinflußen. Deswegen lohnt es sich über sie zu sprechen. Für den präzedenzlosen
Zuwachs der wirtschaftlichen Kennziffer zahlt China mit sehr seriösen Problemen in verschiedenen
Bereichen. Viele von ihnen sind nicht gestern entstanden, sondern häuften sich noch seit den Mao-Zeiten.
Zuerst berühren wir die sozialen Schwierigkeiten.
• Dabei scheint das Problem der ungleichen Entwicklung der Regionen sehr bedrohend. Während
die Provinzen im Osten die Blütezeit erleben, werden die westlichen, nördlichen und zentralen Gebiete in
Armut und Hoffnungslosigkeit gesteckt. Dieser Unterschied gleicht dem Vergleich unterschiedlichen
Planeten. Das Pro-Kopf-Einkommen städtischer und ländlicher Bewohner immer mehr auseinanderläuft.
119 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, (307 S.) S.18 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-
1247940-p174287277
46
Im Jahr 2007 war das Verhältnis fast 1:3,5. Küstenstädte und ländliche Regionen liegen heute praktisch
auf ganz unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist heute größer als
je zuvor, das sich sozialistisch nennende China ist eine der ungerechtesten Gesellschaften der Welt.120
Während so Shanghai auf dem Level des EU-Mitglieds Portugal liegt und Guandong auf dem Stand des
„kleinen Tigers“ Malaysia, landen die zurückgebliebenen Provinzen wie Guishou auf einer Ebene mit
afrikanischen Entwicklungsländern (Namibia).121 Dies führt zu den heftigen Migrationen zu den
erfolgreichen Regionen. Also Folge – hat man Arbeitslosigkeit, Kriminalität- und Korruptionswucherung.
Mehrere Millionen Wanderarbeiter größtenteils illegal und unangemeldet in den chinesischen Städten
leben und arbeiten. Die Urbanisierungsrate in China im Jahr 2020 zwischen 50 Prozent und 55 Prozent
liegen werde. Mit schnellem Wirtschaftswachstum sei die Urbanisierungsrate in China in den
vergangenen 10 Jahren von 20 Prozent auf 40 Prozent gestiegen. Die anhaltende Zunahme der
Urbanisierungsrate sei darauf zurückzuführen, dass zahlreiche Bauern in die Städte geströmt seien und
große Geldsummen in den Städtebau investiert würden.122
• Sehr kompliziertes soziales Problem ist mit der Bevölkerungszahl verbunden. Die seit 70er Jahren
des 20. Jahrhunderts geführte Ein-Kind-Politik hat zur Stabilisierung des Bevölkerungszuwachses
beigetragen. Doch dazu sind die anderen Probleme entstanden: Das Ungleichgewicht zwischen den
Männer- und Frauenzahl (da die Geburt der Mädchen nicht ermuntert wird), sowie die Alterung der
Gesellschaft. Das Altern einer Bevölkerung ist primär eine Folge des nachhaltigen Rückgangs der
Kinderzahlen (der Fertilität). Dieser Rückgang führt zwingend zur demographischen Alterung einer
Bevölkerung.123 Wachstum könnte mittelfristig vor allem durch die Überalterung beeinträchtigt werden;
denn diese dürfte dazu führen, dass Arbeitskräfte in China zunehmend knapper und dadurch die Löhne
steigen werden. Das bisher scheinbar unerschöpfliche Reservoir an Arbeitern sorgte für niedrige
Produktionskosten und machte China zur Werkbank der Welt. In China leben 1,34 Mrd. Menschen
(davon die Hälfte in Städten): 13 % sind älter als 60 Jahre, der Anteil der unter 16-jährigen liegt bei 17 %
(im Vergleich: jeder dritte Inder ist unter 14 Jahre alt).124 Besonders spürbar wird die Überalterung in
120 http://www.sueddeutsche.de/meinung/chinas-probleme-gigant-in-der-sackgasse-1.1518452
121 Hans Gebhardt: China – von den Sonderwirtschaftszonen zur integrierten Entwicklung der Megacities des Landes, Geographisches Institut der Universität Heidelberg, S.8
122 http://www.china-zeichen.de/html/info_uber_china.html
123 http://german.china.org.cn/china/2011-01/20/content_21783517.htm
124 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, (307 S.) S.12 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-
1247940-p174287277
47
Chinas Küstenregionen und in den Metropolen. Knapp ein Viertel aller Shanghaier sind über 60 Jahre alt
(rund 3,3 Mio. Menschen). Über eine Lockerung der Ein-Kind-Politik wird bereits nachgedacht.
• Nicht die letzte Rolle spielen auch in China die ethnischen Probleme. Seit grauem Altertum war
China kein einheitlicher nationaler homogener Staat. Sogar die im Mittelalter herrschenden Dynastien
sich wesentlich ethnisch unterschieden. Heutzutage kann man die Betonung auf die nationale Identität
von Tibeter (4,59 Mio.), Uiguren (7,2 Mio.), Mongolen (4,8024 Mio.), Mandschuren (9,8468 Mio.)125
usw. machen. Das herrschende Volk Han-Chinesen betragen 91% der Bevölkerung.126 Das Problem wird
größer, wenn wir die von Tibeter, Uiguren, Mongolen, Mandschuren usw. bewohnten Territorien uns
vorstellen. Die Flächen sind riesig, sowie die Versuchung mindestens eine Autonomie im Rahmen von
VR China zu gründen. Im schlimmsten Fall können sie auch die Unabhängigkeit bestreben. Und wenn
man die Zahl der „offiziellen“ Nationalitäten – 56 hinzufügen scheint das ethnische Problem ziemlich
klar zu werden.127 Daneben lohnt es sich die Nicht-Anerkennung von Taiwan oder Republik China zu
erwähnen. Die VR China hält diese Insel-Republik für eigene 23. Provinz. Diese Spannungen, die schon
seit 1949 zum Vorschein kommen, können in der Zukunft auch zum Funken im Pulverfass werden.
• Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft ist längst kein nachhaltiges mehr. Die Giganten der
Staatswirtschaft haben unter Hu Jintao den Zugriff auf die Ressourcen an sich gezogen, Peking hetzte oft
blind den Zahlen hinterher, es war ein Wachstum um jeden Preis, riesige Verschwendung und
Schuldenmacherei inklusive.128 China bleibt der größte Energiefresser der Welt. Man kann sogar ohne
Experten voraussehen, dass schon in der absehbaren Zeit die knappen Ressourcen auf unserem Planeten
für diese Riesenwirtschaft nicht reichen werden. Das Jahr 1990 markierte einen ersten Wendepunkt in der
Energieversorgung: China wurde zum Nettoimporteur von Energie. Ende 1993 wurde China auch zum
Nettoimporteur von Rohöl. Der größte Anteil an Energie wird jedoch nach wie vor aus der Kohle
gewonnen, die einen Anteil von etwa 70 % am Gesamtenergieverbrauch hat. Der massive Abbau von
Kohle forderte immer wieder einen hohen Preis. Die Gruben gelten als erbärmlich ausgestattet und
begraben immer wieder Kumpel unter sich. 80% der tödlichen Unfälle im weltweiten Kohlebergbau
geschehen in China. Um weitere Energiequellen zu erschließen, sind zahlreiche Atomkraftwerke in Bau,
das erste in Qinshan (Provinz Zhejiang) ist seit 1991 in Betrieb. Auch die zahlreichen
Wasserkraftwerksprojekte, etwa der berühmte Drei-Schluchten-Damm sind nicht zuletzt energiepolitisch
125 http://german.china.org.cn/de-shaoshu/
126 http://www.linksnet.de/de/artikel/23563
127 Ebd.
128 http://www.sueddeutsche.de/meinung/chinas-probleme-gigant-in-der-sackgasse-1.1518452
48
motiviert. Ernste Energie-Engpässe und regelmäßige Stromausfälle bzw. geplante Stromabschaltungen
sind in den großen Städten, vor allem in den Boom-Regionen, an der Tagesordnung; Bürger wie auch
Unternehmen werden ständig zu Energiesparmaßnahmen aufgerufen. China will die Erzeugung von
Atomstrom bis 2020 auf ca. 36 Gigawatt erhöhen. Der Anteil des Atomstroms an der chinesischen
Stromerzeugung wird somit von derzeit ca. 1,2 Prozent auf etwa 4 Prozent ansteigen.
• Eine große Herausforderung liegt in der Bekämpfung der Inflation. Im November 2010 kam es zu
einem 28 Monate-Hoch von 5,1 % Preissteigerung; die Immobilienpreise stiegen um 5,8 %. Die
Lebensmittelpreise legten sogar um 11,7 % zu (Obst kostete im Januar 2011 um 35 % als ein Jahr zuvor).
Im Mai 2011 stieg die Inflation sogar auf 5,5 %.129 aber im Jahresdurchschnitt 5,4% betrug.130 In der
Dekade bis 2009 lag die Inflationsrate im Schnitt bei nur 1,6 %: Die Menschen sind an niedrige
Inflationsraten gewöhnt, sodass hohe Inflation leicht zu sozialem Unfrieden führen kann. In vielen
Provinzen wurden die Mindestlöhne um mehr als 10 % erhöht, nicht nur um den Binnenkonsum zu
stärken, sondern auch um die steigende Inflation sozial abzufedern. Die chinesische Notenbank forciert
mit Zinserhöhungen den Kampf gegen die Inflation, um Kreditvergaben zu drosseln. Allein zwischen
Oktober 2010 und März 2011 wurden viermal die Zinsen erhöht. Die geforderten Mindestreserven für
Geschäftsbanken wurden zur Begrenzung der Geldmenge im Juni 2011 auf 21,5 % erhöht. Um die
Inflation zu bekämpfen, wird außerdem eine Aufwertung des Renminbi erwartet. Eine komplette Freigabe
des Wechselkurses würde derzeit allerdings nicht nur der chinesischen Exportwirtschaft schaden, sondern
auch die Schuldenlast der chinesischen Banken und Staats) Unternehmen verschärfen.
• Der Umgang mit der billigen Arbeitskraft wird auch sich davon wissen: nicht immer werden sich
die Chinese darin einwilligen für die niedrige Löhne zu arbeiten. Wegen der Vernachlässigung der
Sicherheitsregeln sowie wegen der veralteten Ausstattung, kommen auf den chinesischen Betrieben oft
die Unfälle vor.131 Irgendwann werden die Arbeiter die Erhöhungen, die sozialen Gewährleistungen
verlangen. Das wird unbedingt die Massenproteste hervorrufen.
• Noch ein Problem besteht darin, dass viele Arbeiter und „Spezialisten“ besonders auf den
staatlichen Unternehmen, ineffizient sind. Das betrifft auch die Studierenden und sogar die Ingenieure,
die in hoher Zahl in China präsent sind. Eine besondere Herausforderung bei der Erreichung dieses
129 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, (307 S.) S.10 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-
1247940-p174287277
130 http://www.auswaertiges-
amt.de/cae/servlet/contentblob/570866/publicationFile/166989/Wirtschaftsdatenblatt_pdf.pdf
131 Andreas Tank, Sonderwirtschaftszonen in China, Universität Kassel, Kassel, 2002, S.5
49
ehrgeizigen Ziels ist die Mobilisierung und Entwicklung des Humankapitals. Zu diesem Zweck wurde das
Erziehungs- und Bildungssystem seit dem Jahr 2000 massiv gefördert. Im Jahr 2008 erhielten 90 % der
Kinder, welche die Grundschule besucht haben, ihren Abschluss mit einer mindestens neun-jährigen
Schulbildung. Lediglich 4 % der Bevölkerung sind Analphabeten. Zwischen 2006 und 2010 haben 27
Mio. Chinesen die Hochschule absolviert.132 Die Zahl der Absolventen stieg von 830.000 im Jahr 1998
auf 6 Mio. in 2010. Trotz dieser Fortschritte reiht der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2009
China als eine effizienzgetriebene Volkswirtschaft ein und steht somit in einer Reihe mit Ländern wie
Argentinien, Brasilien, Ungarn und Südafrika. Die Haupttreiber dieser Volkswirtschaften sind
Skaleneffekte anstatt der Produktion einzigartiger und innovativer Produkte und Dienstleistungen. China
hat also noch einen langenWeg vor sich, bevor es sich auf Augenhöhe mit Ländern wie Dänemark,
Finnland, Deutschland, Israel, Japan und den USA befindet.45 Daher wird es auch aus diesem Grund für
absehbare Zeit das wichtige LCC bleiben. Man erreicht das Wachstum mit Menge, mit schneller
Ausbreitung und Billigkeit. Aber nicht immer wird es so bleiben: die Qualität wird mit der Zeit noch
auffälliger und irgendwann setzt sich in negative Folgen um.
• Der Mangel an Demokratie ist auch von den westlichen Experten als gravierender Nachteil von
China gesehen. Ständige staatliche Kontrolle und Überwachungen lassen das ursprüngliche Potenzial des
Volkes nicht völlig ausdrücken. Das Internet wird in China stark zensiert und überwacht. Internet-Cafes
müssen eine Überwachungssoftware installieren, Diskussionen im Internet stehen unter ständiger
Beobachtung. Immer wieder kommt es zu Verhaftungen von Bürgern, die mehr Demokratie und
Menschenrechte fordern. Ein AIDS-Aktivist wurde beispielsweise ohne Gerichtsverfahren auf
unbestimmte Zeit in ein Arbeitslager verschleppt, weil er einen AIDS-Skandal in der Provinz Henan
öffentlich machte, den die Regierung an Bauern verschuldet hatte.133
• Neben der sozial- wirtschaftlichen Problematik spielt ebenso die Umweltfrage eine bedeutende
Rolle als Schattenseite des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs. China ist in dieser Frage mit einer
besonderen Größenordnung konfrontiert, denn die chinesischen Gesellschaft muss sich gleichzeitig mit
Problemen auseinandersetzen, die in der Entwicklung der Industriestaaten aufeinander folgten: mit
Ressourcenzerstörung aufgrund vorindustrieller Übernutzung und der Belastung der Umwelt durch
Schadstoffemissionen aus Produktion und Konsum.134
132 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, (307 S.) S.20 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-
1247940-p174287277
133 http://www.china-zeichen.de/html/info_uber_china.html
134 Andreas Tank: Sonderwirtschaftszonen in China, Universität Kassel, Kassel 2002, S.6
50
Die Umweltverschmutzung in China hat zum Teil verheerende Ausmaße angenommen. Je nach Studie
befinden sich von den zehn schmutzigsten Städten der Welt sieben bis neun in China.135 Durch den hohen
Anteil von Kohle als Brennstoff ist die Belastung mit Schwefeldioxid sehr hoch, der Regen ist in weiten
Teilen des Landes sauer. In den letzten Jahren war der SO2-Ausstoß leicht rückläufig, wohingegen die
Belastung mit Stickoxiden, besonders aus dem Straßenverkehr, stark zugenommen hat. Das
Wachstumspotential an Fahrzeugen ist zudem sehr hoch. Die Verschmutzung betrifft nicht nur die Städte,
auch auf dem Land wird der Umwelt schwerer Schaden zugefügt. Einerseits befanden sich die
boomenden TVEs die meiste Zeit außerhalb jeglicher Kontrolle, andererseits wird in der Landwirtschaft
die doppelte Menge an Düngemitteln wie im Weltdurchschnitt verwendet. Das
Landwirtschaftsministerium schätzt, dass die verschmutzten Äcker genug Nahrungsmittel für etwa 65
Millionen Menschen liefern könnten. Etwa die Hälfte der Flüsse ist so verschmutzt, dass sie nicht einmal
die niedrigsten chinesischen Umweltstandards einhalten und nicht einmal zur Bewässerung benutzt
werden können. China ist nach den USA der weltweit größte Produzent von Treibhausgasen, wobei es
beim Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen noch recht weit abgeschlagen ist. Es produziert mehr als 36
% der weltweiten Schadstoffemissionen, muss jedoch als Entwicklungsland nach dem Kyoto-Protokoll
seinen CO2-Ausstoß nicht drosseln. Die Umweltverschmutzung ist für ein stark steigendes Auftreten von
Lungenkrankheiten und Krebs verantwortlich. Umweltzerstörung droht den erreichten sozialen und
wirtschaftlichen Fortschritt zu behindern oder gar wieder zunichte zu machen.136
Die hier kurz dargestellten Problemen und Risiken sind dringend zu lösen, sonst wird Volksrepublik
sogar wenn es irgendwann Nr1. in der Welt wird, sicher die Positionen schnell verlieren. Der Chinas
Untergang oder Verfall könnte, da es wirklich schon fast alle Länder der Welt beeinflusst, globale Krise
verursachen, die das ganze System und Weltordnung heftig betreffen würde. Deswegen hat man Angst
vor diesen Riesenschritten oder sogar Lauf Chinas und plädiert man für die Nachhaltigkeit. Und
irgendwann soll dieses Wunder anhalten, da die Ressourcen beschränkt sind.
5. Die Prognosen für die Zukunft
Jetzt sind wir zum atemberaubenden Teil der Arbeit gekommen: was folgt weiter? Worauf soll man sich
vorbereiten?
Die „China-Zweifler“ sehen schon bald den großen Einbruch kommen. Allerdings lassen sich einige
Gründe finden, die darauf hinweisen, dass China für die Zukunft nicht schlecht aufgestellt ist. „Im
Gegensatz zum Westen, wo von Strategie überhaupt keine Rede mehr sein kann, gestaltet China den
135 http://www.china-zeichen.de/html/info_uber_china.html
136 Ebd.
51
Übergang anhand eines Systems, um seine Nachhaltigkeitshindernisse zu lösen.“ Aus den Worten des
Staatsoberhaupts Hu Jintao, lässt sich entnehmen, dass Volksrepublik unter Motto „Wachstum,
Wachstum über alles“ nicht leben wird. Man will glauben, dass die Chinaführer weise Menschen sind,
und sie wirklich ihr Kolossenschiff richtig und nachhaltig lotsen werden. China verfügt sowohl über „die
Disziplin, als auch über die Mittel, seine Strategie erfolgreich durchzuführen.“137
Die chinesische Wirtschaft wird im Jahr 2020 fast so groß wie die der Vereinigten Staaten im Jahr
2012 sein.138 Das ging aus einer amtlichen Wirtschaftsprognose. Chinas Bruttoinlandsprodukt wird im
Jahr 2020 voraussichtlich 100 Billionen Yuan (12 Billionen Euro) erreichen. Das sagte Yang Weimin,
stellvertretender Leiter des führenden chinesischen Institutes für Wirtschaft und Finanzen auf einer
Pressekonferenz.139 Im Jahr 2020 werde Chinas Pro-Kopf-BIP wahrscheinlich mehr als 10.000 US-Dollar
(7.700 Euro) betragen, fast doppelt so viel wie im Jahr 2011, sagte Yang.
Bis zum Jahr 2020 werde das Land sein Pro-Kopf-BIP aus dem Jahr 2010 für die Stadt- und
Landbevölkerung gleichermaßen verdoppeln, sagte Präsident Hu Jintao vor kurzem bei der Eröffnung des
18. Nationalkongresses der Kommunistischen Partei Chinas.140 Yang sagte, das Ziel der Verdoppelung
des Pro-Kopf-Einkommens bis zum Jahr 2020 werde nur erreicht, wenn das verfügbare Pro-Kopf-
Einkommen der Stadtbewohner in den kommenden neun Jahren jährlich um sieben Prozent und das
Nettoeinkommen von Landbewohnern jährlich um 6,7 Prozent steigt. Da die zentralen und westlichen
Regionen Chinas ein enormes Potenzial für die wirtschaftliche Entwicklung haben, werde das
Einkommen der Bewohner in den nächsten Jahren dort schneller steigen als das in den östlichen
Regionen, sagte der Beamte.141
Weitere Gründe, die dafür sprechen könnten, dass sich in China eine grundsätzlich positive
Entwicklung fortsetzen wird: Durchsetzungskraft (außerdem hat China aus Krisen gelernt und ist in der
Lage, bei Bedarf seinen Kurs zu ändern), Rücklagen (die inländische Sparquote beträgt 50 %; damit
entsteht eine Investitionsbasis; enorme Fremdwährungsreserven zur Bewältigung externer Schocks sind
137 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, S.10 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-1247940-
p174287277
138 http://www.china-botschaft.de/det/zgyw/t994120.htm
139 Ebd.
140 Ebd.
141 Ebd.
52
vorhanden), Migration vom Land in die Städte (Grundlage für Investitionen in Infrastruktur und
Wohnungsbau), Entwicklungspotenzial Konsum, Potenzial bei Dienstleistungen, ausländische
Direktinvestitionen, Ausbildung und Innovation.142
Die Spezialisten der Weltbank haben die fünf strategischen Richtungen festgestellt, die den
erfolgreichen Fortschritt Chinas bis 2030 gewährleisten sollen:
Erstens, die Umsetzung der Strukturreformen, um die Grundlagen für eine marktbezogenen
Wirtschaft durch die Neudefinition der Rolle des Staates, die Reform und Umstrukturierung der
staatlichen Unternehmen und Banken, die Entwicklung des privaten Sektors, die Förderung des
Wettbewerbs und Vertiefung der Reformen auf dem Land, in der Industrie und auf den Finanzmärkten zu
stärken.143 Wenn eine Volkswirtschaft sich der Technologie-Grenze nähert und das Potenzial für den
Erwerb und Anwendung von Technologien aus dem Ausland erschöpft, soll die Rolle des Staates und
seine Beziehung zu den Märkten und dem privaten Sektor grundlegend geändert werden. Wenn die
Bereitstellung der relativ weniger materieller öffentlicher Güter und Dienstleistungen, wird die Regierung
mehr immaterielle öffentliche Güter und Dienstleistungen, wie Systeme, Regeln und Richtlinien, die die
Effizienz der Produktion erhöhen, den Wettbewerb fördern, Spezialisierung erleichtern, die Effizienz der
Ressourcenzuteilung anbieten, die Umwelt schützen und Risiken und Unsicherheiten reduzieren müssen.
Im Unternehmenssektor wird man weitere Reformen der staatlichen Unternehmen (einschließlich der
Maßnahmen, um die Rolle der öffentlichen Ressourcen neu zu kalibrieren, Einführung moderner
Praktiken der korporativen Regierung einschließlich eigentumsrechtliche Entflechtung von Verwaltung
und Umsetzung schrittweise Eigentum Diversifizierung falls erforderlich), Entwicklung des Privatsektors
und weniger Barrieren verlangen, um Ein-und Ausstieg, und der zunehmende Wettbewerb
in allen Bereichen, einschließlich der strategischen Branchen. In der Finanzbranche, wäre es erforderlich,
Kommerzialisierung des Bankensystems schrittweise zu ermöglichen die Zinsen durch die Marktkräfte zu
setzten, die Vertiefung der Kapitalmarkt und die Entwicklung der gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen
Infrastruktur finanzielle Stabilität zu gewährleisten und die glaubwürdige Grundlage für die
Internationalisierung der chinesischen Finanzsektors zu bauen. Auf dem Arbeitsmarkt muss China
schrittweise Reformen des Hukou-System zu beschleunigen, um sicherzustellen, dass bis 2030
chinesische Arbeiter die Reaktion auf Signale des Marktes entwickeln. Man muss auch die Maßnahmen
142 Faust P., Yang G.: China Sourcing. Beschaffung, Logistik und Produktion in China. XVI, 2012, (307 S.) S.10 in:
http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783642232633-c1.pdf?SGWID=0-0-45-1247940-
p174287277
143 China 2030. Building a Modern, Harmonious, and Creative High-Income Society. The World Bank Development Research Center of the State Council, the People’s Republic of China. International Bank for Reconstruction and Development / International Development Association or The World Bank. 2012, S.XV
53
zur Erwerbsbeteiligung zu treffen, die Lohnpolitik zu überdenken, und die Instrumente der sozialen
Sicherheit (Renten-, Gesundheits-, und Arbeitslosenversicherung), bundesweit einzuführen.
Zweitens, soll man das Tempo der Innovation und Schaffung eines offenen Innovationssystems
beschleunigen, in denen der Wettbewerbsdruck die chinesischen Unternehmen in Produkt-und
Prozessinnovation nicht nur durch eigene Forschung und Entwicklung, sondern auch durch die Teilnahme
an globalen Forschungs-und Entwicklungs-Netzwerke engagieren.144 China hat bereits eine Reihe von
Initiativen bei der Errichtung einer Forschungs-und Entwicklungs-Infrastruktur eingeführt und ist weit
vor den meisten anderen Entwicklungsländern vorangegangen. Seine Priorität für die Zukunft ist es, die
Qualität der Forschung und Entwicklung statt nur der Quantität zu erhöhen. Um dies zu erreichen, sollen
die politischen Entscheidungsträger auf Folgendes konzentrieren: Steigerung der technischen und
kognitiven Fähigkeiten von Hochschulabsolventen und ein paar Weltklasse-Forschungs-Universitäten mit
starken Verbindungen zur Industrie bauen.
Drittens, die Gelegenheit nutzen, um "go green" durch die Mischung aus Marktanreize,
Verordnungen, öffentliche Investitionen, Industriepolitik, und institutionelle Entwicklung zu realisieren.
Die Förderung grüner Entwicklung und Steigerung der Effizienz der Ressourcennutzung wird erwartet,
dass nicht nur das Niveau des Wohlbefindens und das nachhaltig schnelle Wachstum, sondern auch
zahlreiche Umweltherausforderungen bringt. Die Absicht ist Neuinvestitionen im Bereich der Low-
Verschmutzung, energie-und ressourceneffiziente Branchen, die grünere Entwicklung zu führen. 145
Viertens, die Verbesserung der Chancen und Förderung der sozialen Sicherheit für alle durch die
Erleichterung des gleichen Zugangs zu Arbeitsplätzen, Finanzen, Qualität der sozialen Dienstleistungen.
Diese Politik wird entscheidend bei der Umkehr steigender Ungleichheit sein, hilft Haushalten die
Beschäftigung-, Gesundheits-, und altersbedingte Risiken, und die Erhöhung der Mobilität der
Arbeitskräfte meistern. Chinas relativ hohe soziale und wirtschaftliche Ungleichheit (einige Dimensionen
von denen zugenommen haben) stammt zu einem großen Teil von den großen Stadt-Land-Unterschiede
beim Zugang zu Arbeitsplätzen, wichtigen öffentlichen Dienstleistungen und sozialem Schutz. Das
erfordert drei koordinierte Maßnahmen: die Bereitstellung von mehr und qualitativ bessere öffentliche
Dienstleistungen in den unterversorgten ländlichen Gebieten, um eine sichere soziale Sicherheitsnetze zu
gewährleisten und die Mobilisierung aller Segmente der Gesellschaft der öffentlichen und privaten,
staatlichen und gesellschaftlichen Organisationen, die Bereitstellung und Überwachung der Erbringung
der sozialen Dienstleistungen.
144 China 2030. Building a Modern, Harmonious, and Creative High-Income Society. The World Bank Development Research Center of the State Council, the People’s Republic of China. International Bank for Reconstruction and Development / International Development Association or The World Bank. 2012, S.XVI 145 Ebd.
54
Fünftens, das Steuersystem durch die Mobilisierung zusätzlicher Einnahmen und Sicherstellung der
lokalen Regierungen zu stärken. In den nächsten zwei Jahrzehnten wird die Tagesordnung für die
Stärkung des Steuersystems drei wesentliche Dimensionen beinhalten: Mobilisierung zusätzlicher
Steuereinnahmen zwecks der Steigerung der Haushaltsanforderungen; Umschichtung der Ausgaben für
die sozialen und ökologischen Ziele, und Sicherstellung, dass die Haushaltsmittel auf verschiedenen
Ebenen (Zentral-, Provinz, Präfekturen, Landkreis, Gemeinde, Dorf) zur Verfügung stehen. Ohne
entsprechende Steuerreformen, würden viele der anderen Reformelemente der neuen
Entwicklungsstrategie schwierig sein.
Sechstens, die Suche nach den Beziehungen mit der Welt, die vorteilhaft für beide Seiten wären,
indem man ein aktiver Akteur in der globalen Wirtschaft, aktiv mit multilateralen Institutionen und
Rahmenbedingungen und Gestaltung der globalen Verwaltungs-Agenda bleibt. Chinas Integration in die
globale Wirtschaft ging auch in den vergangenen drei Jahrzehnten. Die Integration des chinesischen
Finanzsektors mit dem globalen Finanz-System, muss stetig und mit großer Sorgfalt vorgenommen
werden. Es wird ein wichtiger Schritt in Richtung Internationalisierung des Renminbi als globale
Reservewährung werden. Schließlich muss China eine zentrale Rolle im Kontakt mit seinen Partnern in
multilateralen Einstellungen, um die globale Herrschaft mitzugestalten und drängende weltwirtschaftliche
Probleme wie Klimawandel, globale finanzielle und politische Stabilität zu managen.
55
Schluß
In der vorliegenden Forschungsarbeit haben wir die Geschichte, die Ursachen, Besonderheiten und
Folgen des wirtschaftlichen Aufschwungs Chinas analysiert und beschrieben. Das ist der kleine Beitrag
zum Verständnis dieser globalen Erscheinung.
Das erforschte Thema war sehr umfangreich, da die Schilderung des chinesischen Wirtschaftswegs
im Zeitraum seit 1980, aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert werden könnte. Man könnte sogar den
beschrieben Umfang teilen und einzelne Arbeiten entwickeln. Darin besteht die Flexibilität der Arbeit: sie
ist kompakt und informativ.
Die Erscheinung des Wirtschaftsbooms Chinas steht im Zentrum aller Darstellungen und
Überlegungen. Logisch auch scheint die zeitliche Grenze der Forschung zu sein – das Jahr 2012, in dem
und nämlich im November die Nachfolger der bestehenden Parteichefs gewählt wurden. Also steht die
analysierte Zeitspanne deutlich vor den Augen: Tod von Mao – 2013. Diese Tatsache konkretisiert das
Material und Forschungsfeld. Aber da die wirtschaftliche Entwicklung sehr dynamisch ist, und jeden
Monat neue Kennziffer als charakteristische Daten ausgibt, versuchte man auch in dieser Arbeit etwas
weiter zu schauen und die Zukunft Chinas vorzustellen. Der ganze Wirtschaftsweg des Reiches der Mitte
ist spannend und aufgrund der festgestellten Tendenzen kann man einige Prognosen machen.
Das Ziel der Diplomarbeit - die Ursachen, die Hintergründe und Voraussetzungen und mögliche
Weiterentwicklung des chinesischen Wirtschaftswunders zu betrachten, ist erfolgreich erreicht. Es
wurden die notwendigsten zur Darstellung der Thematik Bereiche des Lebens Chinas ausgewählt und
fasslich beschrieben.
Zuerst benutzten wir die theoretischen Momente – die Analyse durch Visier zweier einer der
bekanntesten sozial-wirtschaftlichen Entwicklungstheorien – Modernisierungs- und Dependenztheorien.
Die Modernisierungstheorie besteht im Übergang von „traditioneller“ (schwach urbanisierten, wenig
industrialisierten, gering produktiver; mit ausgebreitetem Analphabetismus, starrer gesellschaftlichen
Struktur, der geringeren Dynamik und sozialer Mobilität, usw.) zur „modernen“ (mit hohem
Urbanisierungs-,Industrialisierungs-, Individualisierungs- und Differenzierungs-, und Bildungsgrad,
hoher Produktivität, Massenkonsum, Rationalität, Demokratie, soziale Mobilität und Unternehmertum)
Gesellschaft. Dieser Übergang charakterisiert sich durch den Verzicht auf die Traditionen, starke
Urbanisierung und Industrialisierung, wesentliches Wirtschaftswachstum. China geht seinen eigenen Weg
und sich mehr den Kritikern dieser Theorie neigt. Die VR verbindet zwei antagonistische
56
Wirtschaftsmodelle, folgt sowohl den liberalen Marktregeln, als auch bewahrt die Planwirtschaft sowie
seine eigene traditionelle Lebensweise, Glauben, Traditionen und soziale Ordnung, die seit grauem
Altertum auf diesen Territorien herrschte.
Die Dependenztheorie steht der Modernisierungstheorie gegenüber. Die Öffnung eines Landes zur
Welt und seine Integration in die globalen Strukturen bedeutet die Ausbeutung dieser Länder von den
mehr entwickelten Industrieländern. Also diese Theorie sieht die Unterentwicklung eines Landes als
Folge des wirtschaftlichen Einganges ins globale Wirtschaftssystem.
Im Fall von Chinas geht es klar um die Abgrenzung von der Dependenztheorie, da China selbst die
wirtschaftliche Export-/Währungs-/Investitions-/Produktionsoffensive vorantreibt, ist offen zur Welt
geworden, das Mitglied aller wichtigsten internationalen Organisationen ist usw. Kurz gesagt, zwingt
China langsam und unabwendbar sogar seinen Willen der ganzen Welt auf.
Das politische System der Volksrepublik spiegelt unserer Meinung nach, das optimale Variante der
Lebensordnung des 1,3-Milliarden-Volkes wider. Sie zeichnet sich durch die Herrschaft einer Partei – der
Kommunistischen Partei Chinas aus. Die Gegner dieses Regimes weisen auf die Diktatur und
Nichteinhaltung der Menschenrechte im Land hin. Das System ähnelt der, der die Sowjetunion hatte. Die
anderen Wissenschaftler hingegen sind der Auffassung, dass dieses System gerade zur Anpassung zu den
modernen Herausforderungen in der Welt beiträgt. Das Regierungssystem ist wirklich autoritär. Die
westliche Demokratie und Ordnungsmodel werden abgelehnt und als untauglich für China gehalten. Die
Verfassung wurde ein paar Mal während der Existenz der Volksrepublik geändert und in der letzten
Version das Ziel des Staates „China zu einem starken sozialistischen Staat mit hochentwickelter
Demokratie und Zivilisation aufzubauen“ ist. Die KP bewahrt das Machtmonopol, es herrscht „die
Diktatur des Volkes“. China soll nach der „sozialistischen Modernisierung“ streben. Es ist klar, dass
diese Bestimmungen nur formalen Charakter tragen, aber diese Art und Weise der Staatsverwaltung ist
für China effizient. An der Machtspitze steht der Staatspräsident. Er soll nur formalpräsentative
Funktionen erfüllen, aber seit 1993 ist er auch zugleich der Generalsekretär der KPCh – also "Nummer 1"
in der Parteihierarchie und damit der mächtigste chinesische Politiker.
Der Machtwechsel wird normalerweise friedlich durchgeführt. Wie es letztes Mal im November 2012
war: auf der Volksversammlung der Delegierten aus allen Regionen die neuen 7 Mitglieder des Ständigen
Ausschußes gewählt werden. Der Vizepräsident Xi Jingping zum Nachfolger von Hu Jingtao wird, sein
Kollege der stellvertretende Ministerpräsident Li Keqiang wird zum Ministerpräsident. Solche
Machtübergabe ist sehr positiv für den dauernden Aufschwung der chinesischen Wirtschaft, da die
eventuellen Konflikte oder Auseinandersetzungen zur Verwirrung und zum Entwicklungskurswankel
57
führen könnten. Das politische System Chinas gilt als Befestigungsmittel der großen Nation. Ohne diese
autoritäre Ordnung würden die Bedrohungen der Ganzheit des Staates entstehen. Auf dieser Etappe ist
dieses Schema und Regierungsphilosophie optimal, aber mit der weiteren Entwicklung mit klaren
Tendenzen zur Demokratisierung werden sicherlich die Änderungen vorgenommen und neue
Verwaltungskonzeptionen erarbeitet.
Der spannende wirtschaftliche Weg nahm Ende 70er nach dem Tod von Mao Zedong den Anfang.
Sein Erbe war lästig für die ganze Nation: China war damals ein echt desolates Land mit zahlreichen
Problemen. Die grausame und gnadenlose Politik des Großen Sprunges hatte über 30-Millionen-Opfer zur
Folge. Die Kulturrevolution hat die jegliche normale Bildung im Staat niveliert und die maoistische
Indeologie im Volk zementiert. Doch die Rolle vom „großen Steuermann“ nicht eindeutig ist. Bisher hat
man offiziell auf seinen Kult nicht verzichtet. Sein großes Porträt hängt noch heute am Eingang durch
das Tor am Platz des Himmlischen Friedens. Seine Tätigkeiten wurden nicht verurteilt. Die neuen
Menschen in der Macht machten sich langsam auf den Reformenweg. Deng Xiaoping war als
Chefarchitekt der chinesischen Reformpolitik. In 80er Jahren wurde den Kurs auf den Ausbau der
sozialistischen Marktwirtschaft genommen. Man nannte ihn auch der Sozialismus mit chinesischer
Prägung. Der Reformenstart wurde noch 1978 von ihm auf der 11. Plenartagung vorgestellt. Deng
plädierte für die Liberalisierung und Öffnung der chinesischen Wirtschaft. Diese Politik hat gravierend
die Situation innerhalb des Staates als auch auf der Weltbühne geändert. Es wurden auch die Beziehungen
zu den strategischen Partnern wie USSR und Japan verbessert. Zuerst hat Deng die Änderungen in der
Landwirtschaft durchgeführt: im Rahmen vertragsgebundenes Verantwortungssystem für die Bauern
schuff man die günstigen Bedingungen für sie. Sie könnten den Überschuss ihrer Erträge auf den auf
speziellen Landwirtschaftsmärkten verkaufen. Die Getreideproduktion stieg sofort an. In den Städten hat
man die wirtschaftliche Struktur völlig geändert. Xiaoping hat theoretisch die Kombination der Plan- und
der Marktwirtschaft begründet und dann auch in Praxis umgesetzt. Das vertragsgebundene
Verantwortungssystem hatte seine positive Wirkung auch in den Betrieben und Fabriken. Einige
Staatsbetriebe wurden in die Aktiengesellschaften verwandelt. Es sind die verschiedenen
Eigentumsformen erlaubt. Aber das Gemeineigentum ist vorrangig verkündet. Das unter Mao beängstigte
verblutete Volk hat angefangen allmählich seine gebändigte Energie auszudrücken, und der
Reformierungspolitik zu folgen.
Die Tätigkeit von Deng Xiaoping hat die anderen Parteimitglieder so aufgemuntert, dass sie die
Etablierung einer sozialistischen Marktwirtschaft chinesischer Prägung als Basis der Reformen anerkannt
haben. Das war die wichtigste Grundlage zur nachfolgenden rasanten Entwicklung.
58
Der überraschende Wirtschaftsboom dauerte auch unter der Leitung von Jiang Zemin. Er galt als
unspektakulärer, aber wirkungsvoller Reformer und Mann des politischen Ausgleichs. Er sicherte die
Fortschritte in der Zeit des wirtschaftlichen sozialen Wandels. Er machte die Umstrukturierung des
Staatssektors weiter. Das Prinzip „Ein Land - zwei Systeme" hielt er folgerichtig ein. 1997 hat
Großbritannien China seine ehemalige Kolonie Hongkong übergeben. 1999 dasselbe ist mit dem
portugiesischen Macao passiert. Die beiden neuen Struktureinheiten fließen sich erfolgreich ins neue
chinesische System und wurden zu den Sonderverwaltungszonen. 2001 ist VR China der WTO
beigetreten. Damit ist China fest ein Teil des globalen Wirtschaftssystems geworden. Die politische
Führung unter Jiang Zemin wurde als die stabilste in der Geschichte des Staates anerkannt.
Der neue Staatspräsident Hu Jintao hat den Post 2003 übernommen. Er hat den erfolgreichen Kurs
seiner Vorgänger fortgesetzt. 2003 ist auch das historische Jahr, in dem China der dritte Weltraumstaat
geworden ist: der erste bemannte Flug ist gelungen. China hat inzwischen auch mehrere andere große
Erfolge erzielt. 2008 wurde die Olimpiade in Peking erfolgreich veranstaltet. 2010 überholte China Japan
und ist danach die Weltwirtschaft Nummer 2 geworden.
Die Ursachen des chinesichen Wunders sind im Komplex zu betrachten. Wir vesuchten sie möglichts
kurz und verständlich darzustellen und zusammenzufassen. Während dieser 30 Jahre ist der neue Gigant
und sogar der USA-Herausforderer erschienen. Die letzten Generationen waren die Zeugen einer
atemberaubenden Revolution – des Werdegangs der chinesichen Wirtschaft.
Zuerst lohnt es sich die natürlichen Voraussetzungen zu betrachten. Dazu kann man die günstige
geographische Lage, riesiges weltweit viertgrößtes Territorium, Zugang zu den Meeren und Pazifischem
Ozean, Reichtum an Bodeschätzen hinzuzufügen. Bedeutungswert sind auch die Flüßen, wovon die
uralten Zivilisationen stammen. Die Böden sind furchtbar und begünstigen den Agrarsektor. Nach dem
Anfang des Wirtschaftswachstums sind die Getreide höher geworden. Die erfolgreiche Reformpolitik hat
über 500 Mio. Chinesen aus der Armutlage gerettet. Die verkündigte Öffnung zur Welt wäre unmöglich
ohne lange Seeküste und den Ausbau der Häfen-Handelsstädete. Die Fläche von 9 572 900 km² ist nur
halb dicht besiedelt und zum Getreideanbau tauglich, die meisten Provinzen verfügen über keine gute für
Landwirtschaft geeignete Bedingungen. Da gibt es nur die Wüsten und Gebirge. Aber China verfügt über
alle bekannten Bodenschätze einschließlich solche wichtigen Fossilien wie Erdöl, Erdgas, Steinkohle
usw. Aber diese Bodenschätze sind für die absehrbare Perspektive nicht reichlich, also kämpft heute
China für den Zugang zu den anderen Energiequellen weltweit. Dabei investiert man enorm in die
anderen ärmeren Länder.
59
Die Ausnutzung der Seeküste als Tor zur Welt hat sich in das Schaffen der Sonderwirtschaftszonen
realisiert. Das war der nächste Schritt auf dem schwierigen chinesischen Wirtschaftsweg. Die
Sonderwirtschaftszonen sind die abgegrenzten Gebiete eines Staates, in denen günstigere wirtschaftliche
Bedingungen als in den anderen Teilen des Landes gelten. Da herrschen günstige Gesetzte bezüglich der
Steuer; die Einfuhr ist erleichtert; die großzügigere Devisen werden zugeteilt; es besteht vereinfachte
arbeitsrechtliche Vorschriften usw. Die bekanntesten SWZ sind Shenzhen, Shantou, Zhuhai, Xiamen,
Shanghai und Hainan. Dazu kann man auch die schon ohne China früher entwickelten
Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao zugeben. Die SWZ sind sehr wichtige Antriebskraft des
Wirtschaftsbooms. Der Handel durch diese Hafenstädte hat ermöglicht, dass China Hersteller Nr.1 und
Exporteur Nr.1 geworden ist.
Chinas Bevölkerungszahl ist die höchste. Sie zählt zirka 1.344.130.000 Menschen. Also VR hat
unglaublich riesiges menschliches Potenzial. Ausser den Armeen der billigen niedrigqualifizierten
Arbeitskräfte, ist China über die größte Ingenieurezahl bekannt. Das Bildungssystem Chinas wird auch
parallel zu den anderen Reformen verbessert und auf Volksmassen verbreitet. Die Probleme des
Analphabetismus wurden bekämpft. Das Problem besteht darin, dass die nationalen Minderheiten sowie
die Bauer aus den entfernten Provinzen wenige Bildungschancen haben. Der im Jahr 2010 angenommene
nationale Bildungsplan soll bis die Basis für die Wirtschaftsentwicklung in den Bereichen der
Mittelschul-, Berufsschul- und Hochschulausbildung schaffen. Das Ziel eine „lernende Gesellschaft“
aufzubauen, und die Bildung für alle anzubieten. Außer dem „Fackel“-Programm entwickelt China die
Programme der Forschungsfinanzierung durch private Kapitalgeber. 2011 wurde die größte Zahl der
Absolventen registriert – 6 Mio.! Sehr viele Studenten studieren an den ausländischen Universitäten.
Viele von ihnen wollen sich nicht zurückkehren, aber die meisten bringen die Erfahrung und nützliche
westliche Kenntnisse zugunsten der Heimat zurück. Man lernt Schüler und Studenten unter Drill, sie
pauken, das Studium ist wirklich hart. Die Konkurrenz ist hoch und steigt weiter zu. Aber auf solche
Weise unserer Meinung nach, werden die echten Soldaten für den Wirtschaftsfront vorbereitet. Man nennt
die Chinesen oft die Industrieschnüffler und Abkupferer. Sie streben wirklich nach dem Kopieren alles
progressiven, um dann etwas neues selbst zu erfinden. Es ist zu erwähnen, dass unter der riesigen Zahl
der Absolventen in Wirklichkeit nur wenige Spezialisten sind, aber daraus werden solche gesucht und
ausgewählt, die später in die Verwaltung geraten, um die chinesische Maschine weiter zu beschleunigen.
Die Chinesen gelten auch als angeborene Geschäftsleute und Händler.
China führt sehr aggressive und hinterlistige Exportpolitik. Wegen der Abwertung des RMB-
Währungskurses ist das Exportdumping möglich. Das ist eine der wichtigsten Ursachen, warum China
Exportweltmeister geworden ist. Das Exportvolumen im Jahr 2011 betrug 1,9 Bill. USD. 2011 betrug der
60
Wechselkurs von RMB 1,00 USD=6,29 Yuan, und schon Mitte Dezember 2012 – 6.28 Yuan für 1 USD.
Seit 2010 ist der RMB-Kurs nicht mehr an Dollar gebunden. Im Großen Ganzen ist China zur Zeit sehr
stark exportabhängig. Es wurde schon ziemlich viele Devisenvorräte aufgehäuft. Die Ergebnisse am Ende
des Jahres 2011 zeigten 3,2 Billionen Dollar. Also ist China noch vom Dollar stärker abhängig. Dies
resultiert sich aus dem Exportüberschuss. Der Exportüberschuss ergibt sich au dem wahnsinnigen
Wachstum der Wirtschaft. Die chinesischen Ökonomen wechseln langsam die Akzente. Sie steuern das
Land von der Exportabhängigkeit zum Anstieg des Binnenkonsums. Die Volksrepublik verfügt über den
riesigen binnenländischen Absatzmarkt. Auf solche Weise kann sich das weitere Wachstum auf eigenen
Verbraucher umorientieren. Damit erzielen die Chinesen nachhaltigen Aufschwung. Um diesen Prozess
zu vermitteln, hat die Chinas Zentralbank die Währung etwas aufgewertet. Seit 2005 beträgt die
Aufwertung schon 25%. Das schafft die Voraussetzungen zum sicheren Auftritt der Ausländer auf den
chinesischen Kapitalmarkt. Doch die chinesische Regierung trifft verschiedene Maßnahmen zur
Begrenzung dieses Prozesses.
2011 hat China sein Außenhandel um 22,5% erhöht, indem es die zweitgrößte Handelsnation der
Welt geworden ist. Der wichtigste Handelspartner für chinesische Waren bleiben die USA. Deutschland
ist auch von großer Bedeutung. In der Zukunft erwartet man, dass das Gewicht des deutschen
Absatzmarktes für chinesische Waren sich weiter vergrößern wird. In der mittelfristigen Perspektive
können die Löhne in China zunehmen, was sich die Preise der chinesischen Waren hochtreiben wird. Die
deutschen Einfuhren aus China beliefen sich im Jahr 2011 auf 79,2 Mrd. EUR, und die Ausfuhren nach
China auf 64,8 Mrd. EUR. Die Direktinvestitionen aus Deutschland schätzt man mit zirka 1,12 Mrd.
USD.
Nach der Öffnung zur Welt ist China nicht nur das Objekt, sondern das Subjekt der Investitionen.
Vor allem sind die Länder mit den großen Rohstoffvorräten das Ziel des chinesischen Interesses. Die
chinesischen Experten verstehen, dass solches enorme Wachstum immer mehr Rohstoffen verlangen
wird. Und China hat relativ spät im Vergleich zu den anderen Großstaaten seine strategischen
Rohstofffonds zu organisieren. Heutige Investitionspolitik zeugt davon, dass die Elite Chinas schon weit
in die Zukunft schaut. Die Hauptobjekte der chinesischen Investitionen sind die Betriebe aus den Öl- und
Gasbereichen, sowie aus dem Bergbau. Diese Betriebe befinden sich z.B. in afrikanischen Ländern, wie
Südafrika.
Zugleich ist China reich auch an seltene Erdmetalle, die in der Welt sehr selten vorkommen. Zum
Beispiel, die Lathan, Gadolinium, Scandium. Diese Elemente lagern auf 95% in China. Damit könnte
man sehr große Profite aus der Monopolsituation in der Zukunft ziehen. Und wenn man berücksichtigt,
dass diese Materialien für die perspektiven Zukunftstechnologien sind (Hybridautos, Windkraftanlagen),
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so sind die Chancen Chinas in den Schlüßelbereichen im 21. Jahrhundert seine Dominanz aufzuzwingen
und zu bewahren, sehr hoch.
Die bestehende Lage Chinas auf der Weltwirtschaftsbühne beschreibend können wir auch die
während der Wachstumsperiode aufhäufenden Probleme nicht aus der Sicht lassen. Die Lösung dieser
Probleme ist lebenswichtig, nicht nur für China, sondern auch für die ganze Welt. Diese Probleme sind
die Ergebnisse oder besser zu sagen, die Folgen des 30-jährigen Wirtschaftswegs des Drachen-Staates.
Als die besonders bedrohenden Probleme kann man folgende angeben:
• ungleiche Entwicklung der Regionen (die Abgrenzungslinie kann man zwischen Land-Stadt,
Osten-Westen, sehr Reichen - sehr Armen ziehen; das verursacht die Massenmigrationen
innerhalb Chinas und soziale Spannungen)
• Bevölkerungszuwachs (jetzt wegen der Ein-Kind-Politik hat sich die Situation stabilisiert,
man sagt voraus, dass nach 2050 die Bevölkerungszahl runtergehen wird)
• Bevölkerungsalterung (das Ungleichgewicht zwischen Männer- und Frauenzahl, hohe Rate
der Älteren)
• Das Problem der ethnischen Minderheiten (besonders scharf sieht die Situation mit den
Tibetern, Uiguren aus; dazu kann man auch die gespannten Beziehungen zu Taiwan nennen)
• Die wirtschaftlichen Problemen und Herausforderungen (Nachhaltige Entwicklung,
Inflationsbekämpfung, Korruption (in seiner letzten Rede hat Hu Jingtao die Korruption als
Überlebensfrage erklärt), Exportabhängigkeit)
• Qualitative Bildung der Bevölkerung auf allen Ebenen (viele chinesische Absolventen sind in
Wirklichkeit schlecht qualifiziert)
• Umgang mit den Arbeitskräften (niedrige Löhne, gefährliche Arbeitsbedingungen)
• Demokratisierung des Landes (die Verletzungen der menschlichen Rechte)
• Rohstofferschöpfung/Beschaffung (China ist der größte Energiefresser der Welt und das
Problem der Bewahrung der zuverlässigen Rohstofffonds wird heute schon von den
chinesischen Ökonomen als strategisch betrachtet)
• Das Problem der Umweltverschmutzung (kleine Ausgaben für die Maßnahmen gegen die
Umweltverschmutzung gelten auch als Ersparnisse für die chinesische Wirtschaft, aber das
wird nicht lange dauern: diese Vernachlässigung wird die Erschöpfung der
landwirtschaftlichen Territorien, sowie der Arbeitskräfte und die Vernichtung der
menschlichen Lebensareale, also riesige Katastrophe der globalen Maßstäbe verursachen).
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Diese Nebenwirkungen des wirtschaftlichen Fortschrittes sind dringend zu lösen, sonst riskiert das
größte Wachstum in der Geschichte verheerend versagen.
Das chinesische Institut für Wirtschaft und Finanzen hat überraschende Ziele für das Jahr 2020
gesetzt. Die chinesische Wirtschaft wird im Jahr 2020 fast so groß wie die der Vereinigten Staaten im
Jahr 2012 sein. Chinas Bruttoinlandsprodukt wird im Jahr 2020 100 Billionen Yuan (12 Billionen Euro)
betragen. Die Weltbank sieht auch den weiteren Aufschwung Chinas, aber nur unter der Voraussetzung,
dass die richtigen strategischen Maßnahmen diesbezüglich getroffen werden.
Unter anderem wurden die Umsetzung der Strukturreformen, zur Stärkung der Grundlagen für die
marktbezogene Wirtschaft, die effiziente Innovationspolitik, weitere Entwicklung unter dem Prinzip „go
green“, die Verbesserung der sozialen Sicherheit für alle durch die Erleichterung des gleichen Zugangs zu
Arbeitsplätzen, Finanzen, Qualität der sozialen Dienstleistungen, die Stärkung des Steuersystems durch
die Mobilisierung zusätzlicher Einnahmen, die Anknüpfung der gegenseitig vorteilhaften Beziehungen zu
anderen strategischen Partnern, aufgelistet.
Es ist bekannt, dass die Chinesen sehr gute Manager und Ökonomen sind. Historisch waren sie
immer als hervorragende Geschäftsführer und Händler berühmt. An die Spitze der Macht in VR China
kommen wirklich seriöse und kluge Menschen. Hoffentlich überwältigen sie die bevorstehenden
Probleme und führen China dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung und werden die friedliche und
umweltfreundliche Politik sichern. Die für die Europäer ungreifbare Größen und Maßstäbe bringen
verblüffende Resultate. Man will glauben, dass diese klugen chinesischen Großmanager auch die
riesengroße Verantwortung einsehen, die ihre Tätigkeit mit sich bringt. Die Wahrscheinlichkeit, dass
China in 20 Jahren die USA überholt und neuer Weltherrscher wird, ist auch hoch. In solchem Fall wird
das Schicksal aller in den Händen der Vertreter der anderen Kultur und Mentalität liegen. Das wird neue
Weltordnung sein und es werden wahrscheinlich neue Entwicklungskonzeptionen erarbeitet werden.
Das zusätzliche Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist die Studierenden und Wissenschaftler zum
Nachdenken anzuregen und die Hintergründe der neuen Epoche schon jetzt begreifen zu helfen, sowie die
Anpassungsfähigkeit zu neuen globalen Herausforderungen zu entwickeln.
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