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Fremdsprachenstudiu m in Serbien in Zeiten der Hochschulreform Doz. Dr. Jelena Kostić-Tomović Philologische Fakultät Belgrad Institut für Germanistik

Fremdsprachenstudium in Serbien in Zeiten der Hochschulreform, Humboldtkolleg 2010, Belgrad

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Fremdsprachenstudium in Serbien in Zeiten der Hochschulreform

Doz. Dr. Jelena Kostić-TomovićPhilologische Fakultät Belgrad

Institut für Germanistik

30. Oktober 2010 Doz. Dr. Jelena Kostić-Tomović 2

Fremdsprachenstudium in Serbien

Fremdsprachenstudiengänge - Bildungsangebote an mehreren staatlichen Hochschulen

Universität Belgrad - die einzige Hochschule in Serbien mit einer „Fremdsprachenfakultät“

Keine akkreditierten Fremdsprachenstudiengänge an privaten universitären Einrichtungen (Stand: 3. September 2010)

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Demotivierende Faktorenbeim Fremdsprachenstudium

Hoher Schwierigkeitsgrad Fehlende Arbeitsplätze Jobs mit mittelmäßigen Einkommen und

Prestige Fehlendes Prestige des Studienfaches selbst Festhalten an althergebrachten

Studienkonzepten

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Hoher Schwierigkeitsgrad des Fremdsprachenstudiums

Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen - ein mühevoller und langwieriger Prozess

Notwendigkeit von regelmäßigen Auslandsaufenthalten, lebenslangem Lernen und kontinuierlicher Fortbildung

Die mühevoll zu erwerbenden Sprachkenntnisse – nur die Voraussetzung für den Erwerb von eigentlichen Berufskompetenzen

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Fehlende Arbeitsplätze?

Konstant hohe Nachfrage am Arbeitsmarkt

- Landesweit: Englisch

- Regional bedingt: Deutsch, Ungarisch

Periodisch hohe Nachfrage (z. B. Russisch)

Konstant niedrige oder fehlende Nachfrage

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Mittelmäßiges Einkommen, niedriges Prestige

Beispiel: Literarische ÜbersetzerInnen

Honorarsätze: 2 bis 3 Euro pro Seite Extreme Verzögerungen bei der Auszahlung von Honoraren (mehrere

Monate oder sogar Jahre) Keine feste Anstellung Unsichere Auftragslage Kein regelmäßiges Einkommen = keine Bankkredite, keine

Kreditkarten… Keine Lohnfortzahlung im Krankeitsfall

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Mittelmäßiges Einkommen, niedriges Prestige

Beispiel: Fachübersetzer und Konferenzdolmetscher

Honorarsätze: 10-15 pro Seite (FÜ) / Stundensätze: um 50 € (KD)

Keine feste Anstellung Kein regelmäßiges Einkommen Unsichere Auftragslage Keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall Erschwerter Zugang zu gesetzlichen Krankenkassen Notwendigkeit einer privaten Rentenversicherung Keine Aussicht auf Bankkredite, Kreditkarten u. a.

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Mittelmäßiges Einkommen, niedriges Prestige

Beispiel: FremdsprachenlehrerInnen

Einst hatten die Lehrer fast die uneingeschränkte Macht…

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Die Zeiten sind (glücklicherweise) seit Langem vorbei…

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Die Lage sieht heute ganz anderes aus…

Niedriges Einkommen Niedriges Prestige Erhöhter Druck

(schwer erziehbare Jugendliche,

fehlende Unterstützung durch die Eltern)

Keine Aufstiegsmöglichkeiten

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Mittelmäßiges Einkommen, niedriges Prestige

Beispiel:

Einstige FremdsprachenkorrespodentInnen

Zu Sekretärinnen degradiert Keine Aufstiegschancen Leicht ersetzbar

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Mittelmäßiges Einkommen, niedriges Prestige

Die Hochschulbildung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Studentenzahlen steigen, es

werden neue Universitäten gegründet.

Bietet vielleicht die Lehre und Forschung an einer Alma Mater die Rettung?

http://www.xtranormal.com/watch/7451115/

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Fehlendes Prestige des Faches selbst

Niedriges Prestige der Sprache ↔ Niedriges Prestige des Landes ↔

Niedriges Prestige der Kultur ↔Animosität gegen die Sprachgemeinschaft

Mögliche Ursachen:wirtschaftliche, politische, historische Gründe,Vorurteile…

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Überholte Curricula

Fremdsprachenphilologien herkömmlicher Ausprägung:

Spracherwerb Übersetzungskompetenz Lehrkompetenz Literarische und literaturgeschichtliche Inhalte Kulturgeschichte verstanden als

Hochkulturgeschichte

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Die Ergebnisse des herkömmlichen Fremdsprachenstudiums:

Diplomphilologinnen bzw. Diplomphilologen

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Vorteile fehlender Spezialisierung

Mehrseitig einsetzbare AbsolventInnen (mangels adäquat qualifizierter Arbeitskräfte)

Anpassungsfähige Arbeitskräfte

(Learning bei Doing als wesentliche Konstante der Berufserfahrung)

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Nachteile fehlender Spezialisierung

Keine adäquaten Berufsfertigkeiten und -Fähigkeiten

Keine konkreten Fertigkeiten Bestenfalls: Allgemeinbildung und

„Kultiviertheit“

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Die Bologna-Hochschulreform:Formale Reformen

Eingeführt:

Kreditsystem Wahlfächer Bachelorstudium Masterstudium Doktorstudium

Abgeschafft:

Nachdiplomstudium Magisterarbeit Curricula ohne

Wahlfächer

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Inhaltliche Reformen

?

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Fremdsprachenstudium in Serbien nach der Reform

Formal:Neustrukturierung

Inhaltlich: Herkömmliches Fremdsprachenstudium Keine spezialisierten Studiengänge

(z. B. Lehrerstudium, Übersetzerstudium) Keine interdisziplinären Studiengänge

( z. B. Fremdsprachen + Jura / BWL…)

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Schlussfolgerungen(Einstellung zum Fremdsprachenerwerb)

Sensibilisierung für die Bedeutung der Sprachkenntnisse (L1 und L2) für unser Image, privat und beruflich

Sensibilisierung für die Bedeutung des Erwerbs von Fremdsprachenkenntnissen, aber vor allem für die Komplexität dieses Prozesses

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Schlussfolgerungen(Fremdsprachenstudium)

Tiefgreifende strukturelle und inhaltliche Reformen des Fremdsprachenstudiums

„Aufsplitterung“ der Fremdsprachenphilologie, wie wir sie heute kennen

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Schlussfolgerungen(Spezialisierte Studiengänge)

Herkömmliche Fremdsprachenstudiengänge Cultural Studies Lehrerstudiengänge Übersetzerstudiengänge:

Literarisches Übersetzen Fachübersetzen Konferenzdolmetschen Gesprächsdolmetschen

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Schlussfolgerungen(Interdisziplinäre Studiengänge)

Fremdsprachen + Rechtswissenschaften Fremdsprachen + BWL Fremdsprachen + Rechtswissenschaften +

BWL Fremdsprachen + Naturwissenschaften Fremdsprachen + Geisteswissenschaften Mehrere Fremdsprachenphilologien Fremdsprachen + Serbistik usw.

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Herzlichen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit!