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Dr. Sascha Bechmann Aspekte der Vermittlung grammatischer Kompetenzen im Schulunterricht -lich Willkommen!

Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

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Präsentation zum Seminar "Aspekte der Vermittlung grammatischer Kompetenzen im Schulunterricht" an der JLU Gießen, WS 2013/2014

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Page 1: Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

Dr. Sascha BechmannAspekte der Vermittlung grammatischer Kompetenzen im Schulunterricht

-lich

Willkommen!

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Grammatikunterricht?! Wozu das Ganze?

Grammatikunterricht?! Wozu das Ganze?

Plenumsfrage:

Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit? Erinnern Sie

sich?

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der Grammatikunterricht ist für Schüler verwirrend

der Grammatikunterricht ist nicht in der Lebenswelt

der Schüler verankert

der Grammatikunterricht bringt keinen unmittelbar

spürbaren Nutzen

der Grammatikunterricht erweist sich als wenig nachhaltig

Untersuchung von Hubert Ivo / Eva Neuland 1991

Ergebnis u.a.:

• Grammatisches Wissen wurde im Deutschunterricht so gut wie gar nicht dauerhaft erworben.• Anwendungsmöglichkeiten sind nicht bekannt.• Der Unterricht war unangenehm.• Was der GU wirklich hinterlassen hat, war ein diffuses Gefühl von Wichtigkeit. • Die Meinung vom Nutzen des grammatischen Wissens widersprechen den eigenen Erfahrungen …

Quelle: Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

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Schulunterricht

Komplexität und konstante Veränderung des Systems Sprache

Komplexität und konstante Veränderung der

linguistischen Beschreibungsmodelle

Notwendigkeit der „didaktischen Reduzierung“führt zu Vereinfachung des

Regelwerks (unter Weglassungder Sonder- und Problemfälle)

linguistische Grammatikmodelle sind für Nicht-Linguisten verwirrend

Schulgrammatik scheitert am ersten natürlichen Text

das schulische Grammatikmodell ist für Schüler (Nicht-Linguisten)

verwirrend

Das didaktische Grammatik-Dilemma:

??

Quelle: Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

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GRAMMATIK UND GRAMMATIKUNTERRICHT

Was ist das eigentlich? Weiß man das so genau?

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externe Grammatik= die Versuche von Menschen, dieses

Regelsystem zu erfassen (und davon gibt es viele! Schulgrammatik(en) nur ein(ig)e von

vielen!)

das Buch, in dem es um sprachliche Regeln geht

interne Grammatik = das der (einer) Sprache zugrunde liegende

Regelsystem (von dem man vermutet, dass es eines gibt); biologisch verankerte Fähigkeit /

angeboren (Chomsky)

Grammatik

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Quelle: Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

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Sprachreflexion: nach 1968 in den hessischen Rahmenrichtlinien eingeführt, um den traditionellen Grammatikunterricht zu überwinden und den Arbeitsbereich zu erweitern (Mündlichkeit, kommunikative Prozesse, etc.)

Terminologische Uneinheitlichkeit

Lern- oder Arbeitsbereich des DU

Sprachreflexion

Sprachunterricht

Grammatikunterricht

Sprachlehre

oder Ähnliches …

Grammatikunterricht also nur Teilbereich des umfassenderen Bereichs „Sprachreflexion“

Vorschlag:

z. T. als Synonyme gebraucht

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Quelle: Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

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Aspekte des Lernbereichs „Sprachreflexion“

(Auswahl)

Ursprünge der Sprache

Sprachwandel / Tendenzen

Sprachkritik

Manipulation

Sprache und Politik

Sprache in der Werbung

Muttersprache - Fremdsprache

Sonder-sprachen

Jugend-sprachen

Fach-sprachen

Männer- / Frauen-Sprache(?)

Mündlichkeit - Schriftlichkeit

Sprechen und DenkenStandardsprache - Dialekte

Sprache und Schicht

Sprache und Welt

Spracherwerb

Sprache als System

Stil

Kommunikation

Sprach-geschichte

LexikWortfelder

WortfamilienMorphologie

Wortarten Wortbildung Flexion

Syntax

Satzarten Satzglieder

Semantik

Textlinguistik

Quelle: Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

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Grammatisches Wissen?!Grammatisches Wissen?!

Was wissen angehende Deutschlehrer eigentlich über die

deutsche Grammatik? Ein Schreckensbericht.

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Ulrich Schmitz (Sprachdidaktiker, Uni Essen) fragt:

Welches Wissen bringen Studienanfänger heute mit an die Universität?

Ein 45-Minuten-Test zur Erklärung von 30 Fachausdrücken aus dem Deutschunterricht soll diese Frage beantworten.

Die Probanden: ca. 200 Germanistik-Studierende des Grundkurses Einführung in die Sprachwissenschaft (Uni Essen).

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Das Resultat seiner Studie:

Etwa 80% der Teilnehmer beantworten nur 8 bis 12 der insgesamt 30 Fragen korrekt.

Nur fünf Personen haben mehr als 50% der Fragen richtig beantwortet.

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Adverb“

Eigenschaftswort des Verb Adjektive nach dem Verb Mischung aus Verb und Adjektiv: Die Frau ist

schön

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Dialekt“

Eine Absonderung der offizielen [sic!] Sprache im Land (Bayern)

Redeweise

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Genitiv“

Grammatikalische Bestimmung der Person: Wer?

2. Fall (ihr Hut) 2. Fall, wem o. was liebst du? Mein Hund! Die besitzanzeigende Satzform (Kann mir

jemand sagen, wessen Schrift dieses hier ist?)

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Kasus“

Fall (der 1. Fall Singular, z.B. ich springe)

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Konjugation“

z.B. der Junge, von dem Jungen, dem Jungen, den Jungen, mit dem Jungen

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Konjunktiv II“

Wahrscheinlichkeitsform im Futur

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Konjunktion“

Umleitung Bestimmung von Nomen

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Konjunktiv I“

Zeitform, z.B. Ich gehen [sic!] ins Schwimmbad, wenn das Wetter schön ist.

Erzählte Rede, ich hörte die Schüler indiregte [sic!] Rede

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Konjunktiv II“

Wahrscheinlichkeitsform im Futur

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Modalverb“

Zeitverb

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Passiv“

gramatische [sic!] Form, die behandelt wird, z.B. Er wurde ausgesetzt

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Präposition“

Beschreibung wo Hinzufügung, Beistellg [sic!] Voranstellung zu einem Subjekt zur

Beschreibung

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Relativpronomen“

Im Nominativ stehender ersatz [sic] für Nomen

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Semikolon“

Komma, Strich, Punkt (Überbegriff) Satzabschluss vorbezüglich

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Subjekt“

handelde [sic!] Einheit im Satz Handelner [sic!] Teil im Satz oder Verb, das Teil der Handlung eines Satzes

[sic!]

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Fragen & ihre skurrilen Antworten:

„Substantiv“

Zusammengesetze [sic] Nomen

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Schmitz‘ polemisches Urteil

„Debakel? … Etwa zwanzig dieser dreißig Ausdrücke musste man vor zwanzig Jahren kennen, um den Hauptschulabschluss zu bekommen.“

„In dieser Häufung sind all das keine Einzelfälle, sondern alarmierende Symptome eines fort-geschrittenen Verfalls nicht nur sprachlicher Bildung.“

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Schmitz‘ polemisches Urteil

„Wir haben es hier mit einer Elite zu tun: Menschen Anfang 20 mit Abitur, die sich aus

welchen Gründen auch immer, jedenfalls freiwillig entschlossen haben, Germanistik zu studieren, zumindest also wissend, dass sie einen erheblichen Teil ihrer Bemühungen einige Jahre lang und womöglich den größten Teil ihres Lebens dezidiert und just auf Sprache richten werden.“

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Schmitz‘ polemisches Urteil

„Bei den allermeisten von ihnen hätten diese erbärmlichen Trümmer grammatischen Grundwissens nicht zur 250-Euro-Frage im Fernsehquiz gereicht.“

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Exkurs: Wie fit in Grammatik bin ich eigentlich?

Da den Adjektiven »traurig« und »enttäuscht« kein Begleiter mit Flexionsendung (z. B. »diesem«, »einem«) vorausgeht, müssen beide eine starke Adjektivendung haben.

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Exkurs: Wie fit in Grammatik bin ich eigentlich?

Bei der Verbindung aus zwei Adjektiven wird entweder der erste oder der zweite Bestandteil gesteigert. Auf keinen Fall darf man beide Bestandteile steigern.

Wenn bei der Verbindung die zwei Teile noch ihren eigenen Sinn bewahrt haben, dann steigert man den ersten Bestandteil. Das ist der häufigste Fall und trifft auch hier zu.

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Exkurs: Wie fit in Grammatik bin ich eigentlich?

Ein adverbialer Gebrauch liegt vor, wenn das Adjektiv sich auf ein Verb, auf ein unflektiertes Wort oder auf ein anderes Adjektiv/adjektivisch gebrauchtes Partizip bezieht.

Schnell« bezieht sich hier auf das Verb »spricht«.

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Plenumsfrage:

Inwiefern gibt ein solcher Test Aufschluss über das grammatische Wissen angehender Germanisten?

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Grammatisches Wissen – implizit oder explizit?

Nach Funke (2005) zeigt sich Wortartenkenntnis darin, die Funktion der Wörter im jeweiligen Kontext zu bestimmen.

Vorhandenes Sprachwissen tritt zumeist erst durch metasprachliche Kenntnisse in den Vordergrund.

Um Sprache also analysieren und vom Einzelfall abstrahieren zu können, braucht man „Werkzeuge“ zur Beschreibung.

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Köller (1997) erkennt ganz richtig:

„Was an grammatischen Phänomen begrifflich nicht erfasst werden kann, bleibt verborgen oder ist nur sprachgefühlsmäßig wahrzunehmen, da die Benennbarkeit eine wichtige Voraussetzung für die Unterscheidbarkeit sprachlicher Phänomene ist.“ (S. 387)

Wir stellen fest:Metasprachliches Wissen fehlt sicherlich, dies sagt aber noch nichts darüber aus, ob man Termini nicht doch intuitiv korrekt verwenden kann.

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LEGITIMATIONSVERSUCHEWodurch lässt sich Grammatikunterricht in der Schule begründen?

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Gruppenarbeiten

• Stellen Sie folgende Überlegungen an:– Gruppe 1: Sammeln Sie Pro-Argumente für den schulischen

GU!– Gruppe 2: Sammeln Sie Contra-Argumente gegen den

schulischen GU!– Gruppe 3: Sammeln Sie Ideen: Was macht einen guten GU

aus?– Gruppe 4: Sammeln Sie Ideen: Was macht einen

schlechten GU aus?• Sie haben dafür 30 Minuten Zeit!• Präsentieren Sie im Anschluss die Ergebnisse Ihrer

Gruppenarbeit dem Plenum.

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nterricht

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Plenumsfrage: (das große Hauptproblem?)

Welchen Gebrauchswert hat Grammatik bzw. das Wissen über Grammatik für die

eigene Lebenswirklichkeit?

(Reicht es zu sagen, Grammatikwissen sei eben Allgemeinbildung?)

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Standardbegründungen (nach

Boettcher/Sitta)

• GU dient dem Erlernen wissenschaftlichen Arbeitens• GU schult logisches Denken• Durch GU kann man Fremdsprachen besser lernen• GU hilft beim Begreifen von Rechtschreib- und

Zeichensetzungsregeln• Schüler machen durch GU weniger Fehler beim Reden • Schüler können durch GU Texte besser formulieren• Man braucht Grammatikkenntnisse zur Untersuchung

poetischer Texte• GU erleichtert das Textverständnis

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Standardbegründungen (nach

Boettcher/Sitta)

• GU schützt vor Verführung durch Werbesprache und politische Rede

• GU ermöglicht das Reden über grammatische Regeln und Normen

• Grammatikkenntnisse braucht man im Beruf• Grammatikkenntnisse braucht man zur Kindererziehung• usw.

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Sehen wir uns ein paar der Begründungen einmal näher

an...

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GU fördert die Sprachkompetenz?

jain!

ja nein

Ein direkter Zusammenhang zwischen gram-matischem Wissen und sprachlichem Aus-drucksvermögen kann

nicht eindeutig nach-gewiesen werden.

Außerdem: Laien verstehen unter Grammatik offensichtlich etwas anderes als Linguisten. Wenn

Laien der Meinung sind, Grammatik verhelfe ihnen zu dazu, sich besser ausdrücken zu können, dann meinen

sie wohl eher eine Kategorie wie Stil.

„... die Fähigkeit, Kommas zu setzen, und die Fähigkeit, Regeln und Ausnahmen zu nennen, [ist] für normale Schreiber nur im geringen Maße deckungsgleich.“ (Augst 1993, zitiert nach Steinig / Huneke 2001, S. 151).

Dies gelingt nicht einmal bei der Zeichen-setzung, wo man einen Zusammenhang noch am ehesten vermuten

sollte:

Grammatische Begriffe erleichtern das Sprechen über Sprache / Stil

dies ermöglicht eine bewusste Steuerung bei der Gestaltung von Äußerungen

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Auszug aus einer Präsentation des Lehrstuhls für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

Page 53: Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

GU erleichtert den Fremdsprachen-

unterricht?

jain!

ja nein

unterschiedliche Terminologien in verschiedenen Sprachen

Außerdem: Kann es (primäre) Aufgabe des Deutschunterrichts sein, dem Fremdsprachenunterricht

zuzuarbeiten?

grammatikalische Kategorien sind nicht 1:1 von einer Sprache in eine andere zu übertragen

Wissen um sprachliche Strukturen der Muttersprache erleichtert Zugang zu sprachlichen Strukturen der

Fremdsprache

dies ermöglicht einen leichteren Erwerb von Regelwissen in der Fremdsprache

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Quelle: Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

Page 54: Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

GU schult logisches Denken?

jain!

ja nein

Sprache ist kein logisches System(daher bemühen sich Mathematiker und Logiker ja um

eigene Kunstsprachen)

Außerdem: Kann es (primäre) Aufgabe des Deutschunterrichts sein, logisches Denken zu schulen?

gerade die in der Schule verwendete Grammatik ist voller logischer Ungereimtheiten

Grammatik basiert wesentlich auf Kategorienbildung

Kategorienbildung schult logisches Denken

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Quelle: Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

Page 55: Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

GU ermöglicht Sprachbewusstheit?

jain!

ja nein

Grammatikunterricht tendiert dazu, zunächst einmal das Werkzeug zur Sprachreflexion (d.h.

deklaratorisches Wissen über grammatische Kategorien) zu vermitteln.

…, wozu es allerdings nicht mehr kommt, weil dann die Schulzeit zu Ende ist.

Erst danach könnte dann über Sprache reflektiert werden …

Ein Nachdenken über sprachliche Strukturen liefert uns Erkenntnisse über ein essentielles Werkzeug des

Menschen und Einsichten in anthropologische Grundgegebenheiten.

Sprachbewusstheit beeinflusst unsere Wahrnehmung der Welt, unser Handeln und unser Miteinander.

Das ist fatal, denn der Aufbau einer Sprachbewusstheit ist ein primäres Ziel des Deutschunterrichts!

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Quelle: Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Bamberg

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Begründungstypen (nach Boettcher/Sitta)

• Grammatikkenntnis als direkte Steuerung eigenen sprachlichen Handelns

• Grammatikkenntnis als Hilfsmittel bei der Verständigung über sprachliche Wirkungen

• Grammatische Phänomene und Regeln als Gegenstand grundsätzlicher Auseinandersetzungen von Menschen über Normen und Geltungsansprüche

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Page 57: Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

Grammatikwissen als Steuerung sprachlichen Handelns (nach

Boettcher/Sitta)

• Sensibilisieren (Modifikation des sprachlichen Routinehandelns)

• Sichern (Erkennen von sprachlichen Mängeln)

• Operieren (Herstellung schriftlicher Texte)

• Lokalisieren (Problemstellen im eigenen Text erkennen)

• Diagnostizieren (Problematische Äußerungen anderer erkennen)

• Konstruieren (z.B. Übersetzungen dialektaler Texte)

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Page 58: Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

Grammatikwissen und sprachliches Handeln

• Unterschiedliche Deutungen:– Grammatische Kenntnisse wirken sich fördernd aus– Nicht die Kenntnisse selbst, sondern die im GU vermittelten

Verfahren und Operationen mit Sprache wirken sich fördernd aus

– Nicht die Kenntnisse oder die Operationen, sondern das Miteinanderreden im Grammatikunterricht allgemein wirkt sich fördernd aus

– Nicht der Grammatikunterricht, sondern der kommunikationsstarke Deutschunterricht insgesamt wirkt sich fördernd aus

– Nicht der Deutschunterricht speziell, sondern die schulische Sozialisation insgesamt wirkt sich fördernd aus

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Page 59: Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

Schlussfolgerung

• Je nach Deutung müsste der GU entweder ausgebaut oder abgeschafft werden

• Aber fest steht: – GU hilft bei der Sprachförderung, wenn er den

SuS ein Höchstmaß an aktiven Kommunikationsmöglichkeiten bietet und in den breiten Kontext schulischer und außerschulischer Situationen eingebettet ist

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Page 60: Legitimation des Grammatikunterrichts in der Schule

Seit wann gibt es eigentlich Grammatikunterricht?

Und wie hat sich der GU bis heute verändert?

Gruppenpräsentation

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