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Lisa Rosa Ne(x)t Generation? Bildung im Übergang von der Arbeitsgesellschaft zur selbstreflexiven Lerngesellschaft

LR_Ne(x)tGeneration? Bildung im Uebergang von der Arbeitsgesellschaft zur selbstreflexiven Lerngesellschaft

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Ne(x)t Generation?

Bildung im Übergang

von der Arbeitsgesellschaft zur selbstreflexiven Lerngesellschaft

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Aufgabe der Bildung

„Wir müssen unsere Schüler auf Berufe und auf Technologien vorbereiten, die es noch gar nicht gibt … um Probleme zu lösen, die wir noch gar nicht kennen.“ (Karl Fisch)

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den gesellschaftlichen Umbruch verstehen

Nicht: kontinuierliche Weiterentwicklung/Verbesserung/Evolution Sondern: radikale Transformation/Revolution/Formationswechsel neue Gesellschaftsformation

Michael Giesecke: „Informationsgesellschaft“ Daniel Bell: „Wissensgesellschaft“ Norbert Bolz: „Sinngesellschaft“ J. W. Erdmann/Georg Rückriem: „Lernkultur“

Transformationsprozesse Übergangsgesellschaft

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Kennzeichen einer Übergangsgesellschaft

gleichzeitiges Bestehen von Systemmerkmalen der alten und Emergieren von Merkmalen der neuen Formation

Verflüssigung alter Grenzen Ubiquität und Unumkehrbarkeit der neuen Merkmale Zuspitzung von Widersprüchen

abwehrende „Kulturkämpfe“vielfältige (vergebliche) Versuche zur Integration der neuen

Merkmale in das alte System

experimentelle Entwicklung von Übergangslösungen und Durchgangsstadien

alte Formen suchen neuen Platz im neuen System Herausbildung/Erprobung vielfältiger neuer Begriffe und

Modelle zur Welt-Erklärung

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ÜBERGANG: Web 2.0 transformiert das Arbeiten

NetzwerkbildungSelbstständigkeit statt Abhängigkeit atopische Praxisgemeinschaften Verflüssigung der Grenzen zwischen Organisationen

Lernende Systeme (intelligente Organisationen)Abbau von Hierarchie zugunsten von Netzwerkstrukturen (Projekt-

Teams, verteiltes Wissen)Kompetenzen statt formaler QualifikationEigeninitiative statt Anweisungen „von oben“Neuerfinden statt Abarbeiten gewohnter Tätigkeitsmuster

Verflüssigung der Grenzen zwischen Produzieren und Konsumieren (Prosument; Produser)

Verflüssigung der Grenze zwischen Arbeiten und Lernen Verflüssigung der Grenze zwischen Arbeiten und Spielen / Freizeit

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ÜBERGANG: Web 2.0 transformiert Wahrnehmung und Denken

von (ausschließlich) zu (immer mehr)

linear netzförmig

Kausalketten multikausal

monomedial multimedial

„objektiv“

„richtig/falsch“

kontextneutral

intersubjektiv; interaktiv

multiperspektivisch; divers;

kontextbezogen

allgemeingültige Bedeutungen

persönliche Sinnbildung (personal Relevance now);

Aushandlung von „Common Sense“

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ÜBERGANG:Web 2.0 transformiert das Lernen

Grenzen verflüssigen zwischen Arbeit und Lernen Spielen und Lernen / Freizeit und Lernen formellem Lernen (Unterricht) und informellem

Lernen „Lehrer“ und „Schüler“ „Schule“ und „Lebenswelt“

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Klage eines Mathematikprofessors 2009

„[Ich würde] mich freuen, wenn die Studenten bei uns handlungs- und kritikfreudiger ankämen. Am Anfang herrscht ein schüchternes Konsumverhalten vor, wie sie es halt aus der Schule gewohnt sind. Und das, obwohl wir Kleingruppen anbieten können. Rechnet ein Student eine Aufgabe vor, wird nicht unterbrochen, nicht nachgefragt, und nicht auf Fehler hingewiesen, allein schon, um niemanden bloßzustellen. In der Vorlesung wird man rot, wenn man eine Frage stellt, die sich vielleicht als dumm heraus stellt. Es ist dann oft die letzte Frage, die dieser Student stellt.Es dauert mehrere Semester, bis genügend Selbstvertrauen für eine echte Diskussion aufgebaut ist.“

(aus einem Blogkommentar)

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Bildungssystem „Schule, Unterricht & Erziehung“ - Systemeigenschaften

Im Zentrum: „die Lehrkraft“ Funktion: Weitergabe von vorgegebenen

„objektiven“ Wissensbeständen, an alle gleich –zeitig/-förmig

Formen: Instruktion in Lehrgang und Training Vorgegeben: Wege und Ergebnisse (Ziele,

Inhalte, Stoffe, Materialien, Fragestellungen, Aufgaben, Bedeutungen)

Ergebniskontrolle: Die Lehrkraft beurteilt „Leistungen“ und „Persönlichkeit“ der Lernkraft

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System Schule System Lerngesellschaft

lehrerzentriert: „Einer an Alle“; „Musik von vorne“

lernerzentriert: Lernende sind Knoten im Lernnetz

Weitergabe von festen Wissensbeständen

gemeinsame Problemlösung und Wissensbildung

an alle das Gleiche, gleichzeitig Individuell besonders

Hauptformen: Lehrgang, Training Hauptform: Lernprojekte

vorgegebene Stoffe (Kanons) – vorgegebenes Material

von den Lernenden bestimmte Stoffe und gefundenes Material

vorgegebene Ziele, Aufgaben und Fragestellungen

selbstbestimmte Ziele, selbst gestellte Aufgaben, selbst formulierte Fragen

vorgegebene Bedeutungen Erzeugung persönlichen Sinns

vorgegebene Bewertungen + Urteile; Bewertung der Schüler durch den Lehrer

„reflexive wertkonstituierende Urteils- und Entscheidungs-kompetenz“ (Erdmann)

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Praxis-Beispiel

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Praxisbeispiel: MMORPGs fördern die Fähigkeit,

spielerisch mit Problemlösungsstrategien zu experimentieren;

alternative Identitäten anzunehmen und zu erforschen;

dynamische Modelle realer Prozesse zu konstruieren, anzuwenden und zu analysieren;

unterschiedliche Wertesysteme wahrzunehmen und alternative Normen auszuhandeln

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notwendige Kompetenzen sind offiziell identifiziert

OECD 2001; EU 2006

die Fähigkeit zur eigenen Sinnbildung die Fähigkeit zur Kommunikation in heterogenen

Gruppen die Fähigkeit, selbstständig (kollaborativ)

Probleme zu erkennen, zu definieren und zu lösen

die Fähigkeit, selbstbestimmt zu handeln kompetenter Umgang mit Tools und Medien

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Wo wird das gelernt?

„Lernen und Bildung sind ins Alltagsleben eingebettet; ihr primärer Ort sind die Netzwerke des Social Web.“ (CEO Rolf Schmidt-Holz, CeBIT 2009 )

gilt für Individuen UND für Organisationen

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„Pferdekutschen lassen sich nicht einfach zum Auto weiterentwickeln –

das Auto folgt einer anderen (System-) Logik.“(Johannes W. Erdmann)

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Lernbegriff (alt) und Lernformen

1. „Nicht-Schule“implizites Lernen; informelles Lernen;

Sozialisationslernen; ErfahrungslernenLernen IN DER Tätigkeit: „learning by doing“;

(„Handlungswissen“)

2. „Schule“explizites Lernen; systematisches Lernen; Lehr-

Lernen; Lernen ALS Tätigkeit: „learning by knowing“

(„Buchwissen“ – „know-that“ + „know-how“)

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Lernbegriff (alt) und Lernformen

3. „Reformpädagogik“ Verknüpfung von Lernen als Tätigkeit

mit Lernen in der Tätigkeit: „learning by knowing about what we are doing“ „Häuser des Lernens“, „Lernlandschaften“,

„Lernwerkstätten“, „Lernbüros“ „Freiarbeit“, „Lernen durch Lehren“, „Projektzeiten“ …

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Neuer Lernbegriff entsteht

„Lernen 2.0“ Netzlogik erfahrungs- und wissensbasiert („Reformpädagogik“) + selbstgesteuert + vernetzt + sinnbildend, wertekonstituierend + selbstreflexiv (learning by learning about how and

about what we are learning about what we are doing) + gilt für Individuen und Systeme!

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Ist die Schule noch zu retten?

Lernen und Bildung sind ins Alltagsleben eingebettet. Ihr primärer Ort sind die Netzwerke des Social Web.

Mehr Netz in die Schule? Die Schule mehr ins Netz? Das Bildungssystem muss sich neu konstruieren –

im Netzmit dem Netzin der Netzlogik

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Die zentralen Lernmedien sind die jeweils aktuellen Informations- und Kommunikationsmedien des Internet

Suchmaschinen, RSS Feedreader Wikis, Blogs, Social Bookmarking, Flickr,

YouTube SchVZ, Facebook IM, Skype, Twitter GIS, GPS (Geo-Informations- und –

Navigationssysteme) Video Games …

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Bildung am Ende der Übergangsgesellschaft

Kinder und Jugendliche werden mit ihren eigenen mobilen Endgeräten den Tag nicht mehr (vorwiegend) an einem Ort -„Schule“- verbringen und unter Kontrolle und Aufsicht stehen. Stattdessen werden sie den ganzen Tag lernen. Dieses Lernen wird eine je individuelle und sich ständig verändernde Mischung sein aus systematischem und informellem Lernen, Spielen und Arbeiten – in Gruppen und allein sowie an verschiedensten Orten, lokal im Real Life und global im Internet. Sie werden dabei jederzeit erreichbare Menschen haben, die ihnen helfen, ihre Lern- und Lebensprozesse selbstbestimmt zu organisieren.

Es wird für jeden ein eigenes selbstbestimmtes „offenes Curriculum“ geben.