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Mediennutzungs-Situationen als Rahmungen ein theorie-angebot Sebastian Deterding Universität Hamburg/Hans-Bredow-Institut für Medienforschung DGPuK Jahrestagung FG Rezeption, München, 29.01.2011 cbn

Mediennutzungs-Situationen als Rahmungen. Ein Theorie-Angebot

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Vortrag auf der Jahrestagung 2011 der DGPuK-Fachgruppe Rezeptions- und Wirkungsforschung "Neue Medienumgebungen, neue Rezeptionssituationen, andere Wirkungen? Theoretische Herausforderungen für die Rezeptions- und Wirkungsforschung", 27.-29. Januar 2011, München.

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Mediennutzungs-Situationen als Rahmungenein theorie-angebot

Sebastian DeterdingUniversität Hamburg/Hans-Bredow-Institut für MedienforschungDGPuK Jahrestagung FG Rezeption, München, 29.01.2011

cbn

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Relevanz der Nutzungssituation

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Rahmen-Analysein der M&K

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BestehendeTheorie-Angebote

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Nutzungssituationenals Rahmen

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Ausblick

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Rahmen-Analysein der M&K

2

BestehendeTheorie-Angebote

4

Nutzungssituationenals Rahmen

5

Ausblick1

Relevanz derNutzungssituation

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Handlungstheor. Referenzmodell

Renkstorf 1989: 332

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Zwiebelmodell der Mediennutzung

Schweiger 2007: 30

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Interaktive Settings

Quiring & Schweiger 2006: 11

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Ein Gerät, viele Nutzungen

Spiel Buchlektüre E-Mail Musikhören Film

http://www.flickr.com/photos/wien/4785433512/sizes/l/in/photostream/

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Ein Angebot, viele Kontexte

http://www.flickr.com/photos/iwouldstay/21909971/

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Multiple parallele Nutzungen

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Soziale Aushandlung

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http://www.flickr.com/photos/clover_1/3240983079/sizes/o/

Situation als Teil des »Dispositivs«

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Soziale Konstitution von Medien

• Situation als Teil des Medien-Dispositivs (Hickethier 1995)

• Soziale Institutionen als Teil des »Medienkompaktbegriffs« (Schmidt 2003)

• Medien als Einheit aus technischer Form und sozialen Protokollen (Gitelman 2006)

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Neue Medien(nutzungsmuster)

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Zwischenfazit 1

• Situation spätestens seit Nutzenansatz fester Teil der Mediennutzungs-Theorie

• Wachsende Relevanz in konvergenten Medienumgebungen als Konstitutive wie Variable

• Wachsender Bedarf nach Modellen von Strukturen, Prozessen, Typen der Nutzungssituation

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1

Relevanz der Nutzungssituation

3

Rahmen-Analysein der M&K

4

Nutzungssituationenals Rahmen

5

Ausblick

BestehendeTheorie-Angebote

2

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Bestehende Theorie-Angebote

• Nutzenansatz (Renckstorf 1989)

• Mediengattungen (Schmidt 1994)

• Domestizierung (Hartmann 2009)

• Rezeptionsmodalitäten (Suckfüll 2004)

• Kommunikationsmodi (Hasebrink 2004)

Kommunikative Gattungen (Ruth Ayaß)Typen (Schütz & Luckmann)

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Nutzenansatz

• Mediennutzung als »soziales Handeln« (Renckstorf 1989: 314)

• Kongruent mit Goffmanscher Rahmen-Analyse

• Keine Typisierung oder theoretische Ausbuchstabierung von Nutzungssituationen

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Mediengattungen

• Sozialisatorisch erworbene Schemata für Produktion, Angebot und Rezeption (Rusch 1993, Schmidt 1994)

• Umfassen materiell-sinnliche, inhaltliche, und Nutzungs-Aspekte (Involvement, Evaluation, Einstellung)

• Orientieren Identifikation, Selektion, Interpretation, Evaluation, Regulierung

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Mediengattungen

• Feine Erfassung des Medienangebotes und metakommunikativer Paratexte

• eher langfristige Prozesse, wenig je-situative Aushandlung

• kognitivistisch, kein Medienhandeln

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Domestizierung

• Langfristiger Prozess (häuslicher) »Aneignung sowohl der Medieninhalte als auch der Medien als Objekte« (Hartmann 2009: 306)

• betont soziale Kontexte, Materialität, Habitualisierung

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Domestizierung

• holistisch, erfasst Medium als Objekt und Inhalt

• eher langfristige Prozesse, wenig je-situative Aushandlung

• bleibt auf Ebene gruppen-/haushalts-spezifischer Typenbildung

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Rezeptionsmodalitäten

• Individuell dominante, medien-übergreifende kognitiv-affektive Strategien/Heuristiken der Selektion und Verarbeitung (Suckfüll 2004)

• Modalitätswechsel zum Erregungs- und Emotionsmanagement

• Matching Modalität/Angebot führt zu Kompetenzerleben

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Rezeptionsmodalitäten

• empirisch gut operationalisiert

• kognitivistisch, kein Medienhandeln

• situativ individualistisch, keine soziale Aushandlung

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Kommunikationsmodi

• »spezifisches Muster von Erwartungen und Handlungsweisen (.), mit denen die Nutzer versuchen, eine bestimmte kommunikative Funktion zu realisieren« (Hasebrink 2004: 73)

• zunehmend locker gekoppelt mit zunehmend multifunktionalen Kommunikationsdiensten als Komplementär von Medienschemata

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Kommunikationsmodi

• fasst Rolle des Medienartefaktes

• fasst Handeln, nicht kognitivistisch

• situativ individualistisch, keine soziale Aushandlung

• keine parallelen Interaktionsstränge

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Zwischenfazit 2

• Disperses Feld an Theorieangeboten

• tendenziell kognitivistisch

• tendenziell individualistisch

• tendenziell wenig Typisierung auf sozialer Ebene

• tendenziell wenig je-situative Aushandlung

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Relevanz der Nutzungssituation

2

BestehendeTheorie-Angebote

4

Nutzungssituationenals Rahmen

5

Ausblick3

Rahmen-Analysein der M&K

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Rahmen-Analyse in der M&K

• »Genre-Rahmen« als Produktion, Angebot und Rezeption übergreifende Sinnstrukturen (Willems 2000)

• »Medien-Rahmen« (Höflich 2003 u.ö.)

• Praktiken des Bloggens/ der Social Web-Nutzung (Schmidt 2005, 2009)

• Aneignung z.B. von Mobilfunk (Wirth, von Pape & Karnowski 2008)

• Rahmungskompetenz als Medienkompetenz (Pietraß 2003 u.ö.)

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»Medien-Rahmen«

• Gesamt aus Potenzial einer Komm.-Technologie und sozialem Gebrauch

• technisch präformiert, sozial ausgehandelt, subjektiv wahrgenommen

• Konstitutiver Bezugspunkt von Vergemeinschaftungen

• umfasst Medien- und prozedurale Regeln

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Joachim R. Höflich

»Ein Medienrahmen umreißt Sinnvorgaben wie auch medienspezifisch limitierte Handlungs- bzw. Kommunikationsmöglichkeiten... Der Medienrahmen wird subjektiv wahrgenommen, obwohl er technisch durch die Kommunikationspotentiale der jeweiligen Kommunikationstechnologien präformiert wird. Er wird aber auch kommunikativ zusammen mit anderen konstitutiert und damit auf eine intersubjektive Grundlage gestellt.«

mensch, computer und interaktion (2003: 39)

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Praktiken des Bloggens

Schmidt 2005, 2009

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Zwischenfazit 3

• Rahmen-Analyse für Gebrauch neuer Medien fruchtbar expliziert, aber:

• ... wenig vergleich- und operationalisierbare Artikulation von Strukturen und Prozessen (nur »dichte Beschreibungen«)

• … kein medienübergreifendes Modell (nur neue Medien)

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Relevanz der Nutzungssituation

3

Rahmen-Analysein der M&K

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BestehendeTheorie-Angebote

5

Ausblick

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Nutzungssituationals Rahmung

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Erving Goffman

»I assume that when individuals attend to any current situation, they face the question: What is it that‘s going on here?«

Frame Analysis (1974: 8)

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Rahmen und Rahmung

Situative Aushandlung

Gesellschaft: Institutionalisierung

Gruppe: Domestizierung

Biographie: Sozialisation

Makro/StrukturNutzungsmutzer: Rahmen

Mikro/HandlungNutzungsepisode: Rahmung

strukturiert

re/produziert

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Rahmen (Struktur)

• »Organisationsprinzipien« für Situationen

• Sozial geteilte Konventionen für Erleben und Verhalten

• markieren raumzeitliche Einheit von Elementen

• Schaffen Erlebnis-»Welten für sich«

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Nutzungsmuster als Rahmen

Sozial geteilte Konventionen für• (Gezeigte) selektive Aufmerksamkeit

• (Gezeigte) Emotion & Einstellung

• Interpretative Schemata

• Gratifikationserwartungen und Bewertungsschemata

• Skripte, Regeln, Regieanweisungen für Verhalten

• »Erscheinungsformeln«: Rollen

• »Klammern«: metakommunikative Rahmensignale

• »Transformationsregeln«: Relation zu anderen Rahmen

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Rahmung (Handlung)

• Fragil und offen: Ambiguität, Irrtümer, Täuschungen, Brüche, Rahmen-Spiele

• Viele Rahmen-in-Rahmen (»Module«)

• Fast immer mehrere Rahmen aktiv

• Metakommunikativ durch »Klammern« abgesichert

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Nutzungsepisode als Rahmung

Selektion

Interpretation

Intention

(meta)komm. Handeln

RahmenEgo

Selektion

(meta)komm. Handeln

Intention

Interpretation

RahmenAlter

Affordances(kognitiv & empraktisch)

Rahmensignale

Rahmung

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3 Schichten medialer Kommunikation

in Anlehnung an Pietraß 2003

SituationRahmungen 1

Vermittlung

Nutzung

Rahmungen 2

Rahmungen 3

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http://www.flickr.com/photos/prawnpie/285542571/sizes/o/

Rahmen 1: Reale Situation

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Rahmen 2: Mediale Vermittlung

http://www.flickr.com/photos/evilpeach/2605655523/sizes/o/

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http://www.flickr.com/photos/evilpeach/2605655523/sizes/o/

Tel AvivTrunkener Soldat erschießt Kameramann

Rahmen 2: Mediale Vermittlung

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Rahmen 3: Nutzungs-Situation

http://www.flickr.com/photos/clover_1/3240983079/sizes/o/

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Relevanz der Nutzungssituation

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Rahmen-Analysein der M&K

2

BestehendeTheorie-Angebote

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Nutzungssituationenals Rahmen

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Ausblick

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Nutzungssituation als Rahmung

• Vermeidet Individualismus und Kognitivismus anderer kw. Modelle

• Artikuliert medien-übergreifend Prozesse und Strukturen von Nutzungsepisoden

• Kongruent mit aktuellen soz. Praxis-Theorien statt kw. »Sonder«-Theorie

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Offene Punkte

• Prozesse der Institutionalisierung/Aneignung und des sozialen Wandels

• Rahmen-Erwerb in der Sozialisation

• »Agency« interaktiver Medien-Objekte in der individuellen Mediennutzung (Couldry 2006, Latour 2005)

• Methodische Umsetzung