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Peer-Review und Entscheidungen der Journalredaktion

Peer Review und Redaktionsprozesse

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Der Peer-Review Prozess ist ein Mechanismus zur Qualitäts-sicherung wissenschaftlicher Arbeiten. Im Peer-Review begutachten wissenschaftliche Experten die Paper und Manuskripte anderer Wissenschaftler, um eine hohe Qualität wissenschaftlicher Publikationen zu gewährleisten. Peer-Reviewer entscheiden jedoch nicht über die Annahme oder Ablehnung eines Papers, sondern sprechen lediglich Empfehlungen aus.

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Der Peer-Review Prozess ist ein Mechanismus zur Qualitäts-sicherung wissenschaftlicher Arbeiten. Im Peer-Review begutachten wissenschaftliche Experten die Paper und Manuskripte anderer Wissenschaftler, um eine hohe Qualität wissenschaftlicher Publikationen zu gewährleisten.

Peer-Reviewer entscheiden jedoch nicht über die Annahme oder Ablehnung eines Papers, sondern sprechen lediglich Empfehlungen aus.

In Journals mit Peer-Review wird die Entscheidung über die Annahme eines Manuskripts durch die Herausgeber/Redaktion des Journals getroffen.

In der Tat ist die Redaktion des Journals der zentrale Entscheidungsträger.1

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Entscheidungsprozesse bei Journals

Nachdem ein Paper eingereicht wurde, wird dieses i.d.R. von der Redaktion des Journals begutachtet, um zu entscheiden, ob es zum Peer-Review eingereicht wird, oder nicht. Erst wenn die Entscheidung nach dieser ersten Begutachtung positiv verlaufen ist, wird es an einen oder mehrere Peer-Reviewer übergeben.

Schlussendlich entscheidet die Redaktion des Journals über die Annahme oder Ablehnung des Manuskripts zur Publikation auf Basis der Berichte der Peer-Reviewer.

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Autor reicht Paper ein

Paper wird durch Journal

Redaktion begutachtet

Peer-Review des Papers

Entscheidung über die

Annahme durch Journal

Redaktion

Autor wird über die

Entscheidung informiert

Einige Paper werden bereits

vor dem Peer-Review abgelehnt.

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Erste Durchsicht

Jährlich werden ca. 3 Millionen Manuskripte bei wissenschaftlichen Journals eingereicht. 1

Aufgrund der großen Menge an Einreichungen, begutachten viele Journals die Paper bereits vor der Weiterreichung zum Peer-Review. Die folgenden Punkte werden insbesondere während dieser ersten Durchsicht überprüft.

Passt das Paper zu den thematischen Schwerpunkten des Journals und wird es von

Interesse für die Leserschaft sein?

Erfüllt das Manuskript mindestens die minimalen Qualitätsanforderungen und ist es gut genug

geschrieben, um zum Peer-Review eingereicht zu werden?

Wurden die Vorgaben des Journals von den Autoren eingehalten?

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Journal Redakteure durchsichten hunderte von Manuskripten pro Jahr. Eines der ersten Dinge, was von den Redakteuren angeschaut wird, ist das Anschreiben. Oftmals wird der weitere Prozess bereits hier abgebrochen, wenn die Studie nicht interessant genug erscheint.

Deshalb ist es wichtig, dass Autoren ein gut aufgesetztes Anschreiben verfassen, welches die Bedeutung und Stärken der Forschung betont. Zudem sollte auch eine gute Begründung geliefert werden, weshalb das Manuskript für das Journal passend ist. Die Redakteure/ Lektoren schauen sich dann das Abstract an und überfliegen die Einleitung und einige der Darstellungen und Tabellen, um die Qualität abzuschätzen.

Vorteile der Erstdurchsicht:1. Wenn ein Manuskript deutlich ausserhalb des Themenbereichs des Journals liegt, ermöglicht eine schnelle Ablehung die baldige Einreichung bei einem anderen Journal.

2. Es wird keine Zeit der Peer-Reviewer verschwendet, indem sie Manuskripte begutachten, die deutlich unterhalb der Qualitätsanforderungen liegen.

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Wussten Sie?Zwischen 6% und 60% der eingereichten Manuskripte werden bereits nach der ersten Durchsicht abgelehnt.2

Eine andere Studie hat gezeigt, dass 21% der Einreichungen aller Disziplinen bereits bei der ersten Durchsicht von der Redaktion des Journals abgelehnt werden.3

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Peer-Review

I.d.R. werden 2 Peer-Reviewer (und bis zu 6) für das Peer-Review ausgesucht. Idealerweise sind die Peer-Reviewer Experten auf dem entsprechenden Gebiet.

Journals haben oftmals bereits eine Anzahl von Peer-Reviewern mit einem guten Track-Record für hohe Qualität engagiert, oder sie durchsichten Bibliographien oder kontaktieren Forscher auf Konferenzen und Seminaren, um passende Reviewer zu finden.1 Die meisten Journals fragen erst einmal bei den Reviewern an, befor sie sie engagieren.

Journals müssen dabei darauf achten, dass sie Reviewer auswählen, die genügend Expertise besitzen, um das Manuskript zu beurteilen. Aus diesem Grund kann es länger dauern, bis sehr technische Papers oder solche aus sehr spezifischen Fachgebieten begutachtet werden, da es länger dauert, einen geeigneten Peer-Reviewer zu finden.

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Einige Journals bieten Autoren die Möglichkeit, bevorzugte und weniger bevorzugte Reviewer zu nennen. Autoren sollten diese Möglichkeit nutzen, wenn sie zur Verfügung steht, da hierdurch die Zeit der Suche nach Reviewern eingespart werden kann.

Zudem haben Studien gezeigt, dass Paper, die von Reviewern begutachtet wurden, welche von den Autoren vorgeschlagen wurden, höhere Publikationschancen haben, als soclche, die von Journal-gewählten Reviewern begutachtet wurden.4,5

Das Peer-Review ist beendet, wenn alle Reviewer ihre Gut-achten mit Kommentaren zum Manuskript and das Journal gesendet haben. I.d.R. geben Journals den Reviewern 3 bis 4 Wochen Zeit für ihre Arbeit.6 Jedoch verfolgen nur wenige Journals strikte Vorgaben zur Einhaltung der Fristen, weshalb es schwer ist, die genaue Dauer des Peer-Review Prozesses vorherzusagen.6

Gängige Formen des Peer-Review

Einfachblind: Autoren haben keine Kenntnis über die Namen der Reviewer.

Doppelblind: Die Namen der Autoren sowie der Reviewer werden einander nicht bekannt gegeben.

Offenes Peer-Review: Die Namen der Autoren und reviewer sind beiden Seiten bekannt.

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Endgültige Entscheidung

Die Redaktion des Journals betrachtet das Feedback der Peer-Reviewer und trifft die endgültige Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung des Papers. Im Folgenden finden Sie einige der häufigsten Entscheidungen, die getroffen werden:

1. Annahme ohne weitere Änderungen (Annahme): Das Journal wird das Paper in seiner Originaform veröffentlichen. 2. Annahme nach geringfügiger Überarbeitung (Annahme): Das Journal wird das Paper publizieren, fordert jedoch geringfügige Verbesserungen. 3. Annahme nach extensiver Überarbeitung (Annahme): Das Journal wird das Paper publizieren, fordert jedoch extensive Verbesserungen. 4. Revidieren und Neueinreichung (bedingte Ablehnung): Das Journal ist gewillt, eine Neueinreichung in Erwägung zu ziehen, wenn der Autor weitreichende Änderungen vornimmt. 5. Ablehnung (endgültige Ablehnung): Das Journal wird das Paper nicht veröffentlichen, auch wenn der Autor weitreichende Veränderungen vornehmen würde.

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Endgültige Entscheidung

Die 1. Option: Annahme ohne Änderungen ist sehr selten.

Die 2. Option: Annahme nach geringfügiger Überarbeitung ist das beste Resultat, das Autoren erhoffen können.

Wenn das Paper endgültig abgelehnt wird, macht es wenig Sinn, es im selben Journal nochmals zu versuchen.

Wenn das Journal die Publikation ledigich mit vorbehalt abgelehnt (bedingte Ablehnung) hätte, wäre es in dieser Form mitgeteilt worden. Eine endgültige Ablehnung bedeutet, dass das Paper nicht den Qualitätsstandards oder den Fachgebieten des Journals entspricht und auch nach gründlicher Überarbeitung nicht in Erwägung gezogen würde.

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Die Redaktion sprichtIm Allgemeinen kann ich Manuskripte in drei Gruppen zuordnen:

1) Beiträge mit exzellenter Qualität, die einen Beitrag leisten. 2) Arbeiten mit zufriendenstellender Qualität, die einen Beitrag leisten können und 3) Beiträge in schlechter Qualität, die keinen Beitrag leisten.

Die Kategorien 1 und 3 sind schnell zu bearbeiten, während die meisten Beiträge Kategorie 2 zuzuordnen sind. Diese Manuskripte erfordern einige Zeit, bevor eine Entscheidung getroffen werden kann. 7

- Ehemaliger Journal Redakteur

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Stimmen Peer-Reviewer und die Journal-Redaktion mit ihren Ansichten über das Mansukript immer überein?

Die Entscheidungsmethoden der Journal-Redaktion können unterschiedlich sein: manche lehnen das Manuskript ab, wenn lediglich einer der Peer-Reviewer eine Ablehnung vorgeschlagen hat, während sich andere für eine Ablehnung entscheiden, wenn sich die Mehrheit für eine Ablehnung ausgesprochen hat, oder sich alle Reviewer einstimmig für die Ablehnung ausgesprochen haben. Es kommt jedoch häufig vor, dass Peer-Reviewer über dasselbe Manuskript unterschiedlicher Meinung sind.8,9 Ein Journal Redakteur ist sogar der Meinung, dass “Einstimmigkeit zwischen Reviewern eine Seltenheit ist.”10

In Fällen mit widersprüchlichem Feedback kann sich die Journal- Redaktion entscheiden, das Paper an einen 3. Reviewer zu senden, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. In solchen Fällen dauert der Peer-Review Prozess für die Autoren noch länger.

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Stimmen Peer-Reviewer und die Journal-Redaktion mit ihren Ansichten über die Publikation überein?

In Wirklichkeit tendieren Reviewer eher dazu, eine Annahme als eine Ablehnung vorzuschlagen.10 Somit enstcheidet sich die Journal Redaktion oftmals dazu, ein Paper ebzulehnen, obwohl es von den Peer-Reviewern eigentlich zur Publikation vorgeschlagen wurde.

Das Peer-Review Verfahren ist eigentlich dazu gedacht, Autoren bei der Verbesserung ihrer Manuskripte zu helfen, und eher weniger um eine Publikationsentscheidung zu treffen, was die Aufgabe der Redaktion des Journals ist.

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Kommentar vom Journal

Der Hauptgrund des Peer-Reviews liegt darin, Redakteuren von Journals die notwendigen Informationen zu liefern, um die

richtige Publikationsetscheidung zu treffen.

Das Peer-Review soll auch den Autoren dabei helfen, ihr Paper auf ein hinreichendes Niveau für die Publikation zu bringen. 11

- Nature

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SCHLUSSFOLGERUNGEN

Aufgrund der vielen Anfragen zur Publikation müssen Top-Journals oftmals sogar Manuskripte hoher Qualität ablehnen. Einige der Gründe liegen in zu vielen Einreichungen, Platzbegrenzungen oder einem thematischen Fokus, der nicht dem des Journals entspricht.2

Während Peer-Reviewer und die Journal Redaktion klar und schnell entscheiden können, welche Manuskripte definitiv abgelehnt werden, ist die Entscheidung für viele Manuskripte jedoch eine Herausforderung.12

Letztendlich trifft die Journal Redaktion die endgültige Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung eines Papers, basierend auf eigenen Entscheidungen über die Qualität und den Wert des Beitrags sowie die Kommentare der Peer-Reviewer.10

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Quellen:

1. House of Commons Science and Technology Committee (2011). Peer review in scientific publications Vol 1. House of Commons: London, UK.2. Schultz DM (2010). Rejection rates for journals publishing in the atmospheric sciences. Bulletin of the American Meteorological Society, 91(2): 231-243. doi: 10.1175/2009BAMS2908.1.]3. Thomson Reuters (2011). Increasing the quality and timeliness of peer review: A report for scholarly publishers [white paper]. Available at: http://scholarone.com/media/pdf/peerreviewwhitepaper.pdf4. Hutchings A (2006). Differences in review quality and recommendations for publication between peer reviewers suggested by authors or by editors. JAMA, 295(3): 314-317.5. Wager E, Parkin EC, Tamber PS (2006). Are reviewers suggested by authors as good as those chosen by editors? Results of a rater-blinded, retrospective study. BMC Medicine, 4: 13. doi: 0.1186/1741-7015-4-13.6. Association of Learned and Professional Society (2000). Current practice in peer review. Results of a survey conducted during Oct/Nov 2000. Association of Learned and Professional Society Publishers: Worthing, UK.

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Quellen:

7. Samet JM (1999). Dear author-advice from a retiring editor. American Journal of Epidemiology, 150(5): 433-436.8. Rothwell PM & Martyn CN (2000). Reproducibility of peer review in clinical neuroscience: Is agreement between reviewers any greater than would be expected by chance alone? Brain, 123(9): 1964–9.9. Ray JG (2002). Judging the judges: The role of journal editors (editorial). Quarterly Journal of Medicine, 95: 769-74.10. Coronel R (1999). The role of the reviewer in editorial decision-making. Cardiovascular Research, 43(2): 261-64. doi: 10.1016/S0008-6363(99)00177-7.11. Nature. Peer-review policy. Last accessed August 4, 2011. Available at: http://www.nature.com/authors/policies/peer_review.html12. Howard L & Wilkinson G (1999). Peer review and editorial decision-making. Neuroendocrinology Letters, 20(5): 256-260.

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