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Soziologische theorien

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Soziologische Theorien kompakt von Prof. Dr. Martin Endreß Universität Trier © 2012 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München. im August wurden zahlreiche eBooks kostenlos zum Download angeboten, in dieser Zeit habe ich dieses Buch runtergeladen, Heruntergeladen am | 13.08.13 11:56, in diesem Verständnis gebe ich diese Datein weiter - 14 Komparative Übersicht

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Page 1: Soziologische theorien

226 Komparative Übersicht

Autor Aspekt

Marx Durkheim Simmel

Ansatz Materialismus (Analyse ökonomischer Strukturen)

Methodologischer Holismus (‚Positivismus‘)

Formale Soziologie

Soziologie-verständnis

(Sozialphilosophischer Vorläufer)

Wissenschaft von den Institu-tionen (Zwang)

Soziologie als Analyse von Vergesellschaftungsprozes-sen und -formen

Methodik Dialektik (Denken in not-wendig zu überwindenden Widersprüchen)

Soziologische Tatbestände wie Dinge betrachten

Analyse von Wechselwir-kungen

Erklärungs-vorstellung

Dialektisch im Ausgang von ökonomischen Strukturen

Soziales durch Soziales erklären (Dreischritt: kausal, funktional, pathologisch)

Verursachungskonstellatio-nen

Gesell-schafts-begriff

Klassengesellschaft: Besitz – Besitzlosigkeit

Moralische Tatsache (Reali-tät sui generis); zugleich Arbeitsteilungs- und Solida-ritätszusammenhang

Prozessual: komplexe Ver-flechtung von Wechselwir- kungen

Gesell-schaftstypen

Klassenlose, Sklavenhalter-, Feudal-, kapitalistische und kommunistische Gesell-schaftsformation

Segmentär differenzierte (tra-ditionale) und funktional differenzierte (moderne) Gesellschaften

Traditionale und moderne Gesellschaft

Macht und Herrschaft

Herrschende – Beherrschte (antagonistische Klassenver-hältnisse)

-- --

Soziale Ungleichheit

Arbeitsteilung und Ausbeu-tung (Besitz–Besitzlosigkeit)

-- --

Sozialer Wandel

Teleologisch; Widersprüche zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen führen (sofern bewusst) zu revolutionären Umbrüchen

Offener Prozess; dynamisie-rende Faktoren: Volumen und Dichte der Bevölkerung; Arbeitsteilungsformen

Von einer Konzentrik zur Kreuzung sozialer Kreise; dynamisierender Faktor: fortschreitende Individuali- sierung

Soziale Differenzie-rung

Klassen: Besitz–Besitzlosig-keit an Produktionsmitteln – antagonistische Klassenver-hältnisse

Segmentäre Differenzierung – funktionale Differenzie-rung

Pluralisierung sozialer Kreise

Soziale Integration

Klassenbewusstsein („Klasse für sich“)

Produktion von Kollektivbe-wusstsein: Mechanische Solidarität qua Geburt, Organische Solidarität qua Arbeitsteilung

Soziologische Apriori, Kreuzung sozialer Kreise

Zeitdiagno-se: moderne Gesellschaft

Ökonomisch begründete Ausbeutung und Entfrem-dung (Zwangsphänomene)

Individualisierung führt zu Anomie und Demoralisie-rung (Desintegration)

Individualisierung sowie Auseinandertreten von subjektiver und objektiver Kultur

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Page 2: Soziologische theorien

227

Autor Aspekt

Weber Elias Parsons

Ansatz Verstehende Soziologie (methodologischer Individua-lismus)

Prozess- und Figurationsso-ziologie

Handlungsanalytische Sys-temtheorie

Soziologie-verständnis

Wissenschaft vom sozialen Handeln

Wissenschaft der Verflech-tungszusammenhänge

Gesellschaftstheorie und Theorie der Sozialwissen-schaften

Methodik Erklären und Verstehen (idealtypische Begriffe)

Historische Analyse Funktionsanalyse sozialer Systeme

Erklärungs-vorstellung

Ursächlich erklären (Wahl-verwandtschaften, z.B. Calvinismus und Kapitalis-mus)

Identifizierung historischer Entwicklungsmuster (Struk-turen)

Erklären über die Identifizie-rung not-wendig zu lösender Funktionsprobleme

Gesell-schafts-begriff

Prozessual: Vergesell- und Vergemeinschaftung; das Nebeneinander von Wertsphären

Verflechtungszusammenhang (Handlungsketten, Figuratio-nen)

Normativ integrierter Funkti-onszusammenhang; funktio-nal stabilisiertes ‚Ganzes‘ (AGIL)

Gesell-schaftstypen

(Frühe, vormoderne – mo-derne Vergesellschaftungsty-pen)

Monozentrische – Multizen-tische Gesellschaften

Primitive, hochkulturelle, vormoderne und moderne Gesellschaft

Macht und Herrschaft

Herrschaftstypen (charisma-tische, traditionale, rational-legale) als Institutionalisie-rungsformen von Macht

Figurationen als historisch spezifische Machtkonstellati-onen

Politisches System (theore-tisch: nicht übergeordnet); Medium: Macht

Soziale Ungleichheit

Klassenlagen und ständische Lagen; Besitz- und Erwerbs-klassen, Soziale Klassen

Ausschließungsprozesse: Etablierte – Außenseiter

Einkommen, Macht, Prestige

Sozialer Wandel

Ambivalenter, offener Pro-zess; kulturelle Rationalisie-rung (Entzauberung) und gesellschaftliche Rationali-sierung (Bürokratisierung)

Offener Prozess: Konkur-renzkampf, Wandel von Figurationen aufgrund nicht-intendierter Handlungsfol- gen; Zivilisierungsprozess: vom Fremd- zum Selbstzwang

Evolution: gerichteter und unumkehrbarer Prozess; evo-lutionäre Universalien führen zur Steigerung gesellschaftli-cher Anpassungsfähigkeit

Soziale Differenzie-rung

Differenzierung kultureller Wertsphären

Figurationen, Machtungleichgewichte

Fortschreitende Subsystem-bildung (Differenzierung löst Folgeprobleme von Differen-zierungen)

Soziale Integration

Legitimitätsglaube an Herr-schaftsordnungen, Zurech-nungsmodi (Fachschulung, bürokratische Prozesse)

Zwang: qua fortschreitender Affektkontrolle vom Fremd-zwang zum Selbstzwang; Zunahme langer Handlungs-ketten: Interdependenzen

Institutionalisierung (Rollen) – Internalisierung (Normen) – Sozialisierung (Motive); Erwartungsstrukturen; wechselseitige intersystemi-sche Austauschbeziehungen (double interchanges) und Kontrollhierarchie

Zeitdiagno-se: moderne Gesellschaft

Kulturelle Pluralisierung und gesellschaftliche Bürokrati-sierung führen zu Sinn- und Freiheitsverlust

Individuell: Über-Ich-Domi-nanz Gesellschaftlich: Monopoli-sierungen

Folgeprobleme funktionaler Differenzierung

Komparative Übersicht

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Page 3: Soziologische theorien

228 Komparative Übersicht

Autor Aspekt

Schütz Berger & Luckmann

Ansatz Sozial- und Wissenstheorie Sozial-, Wissens- und Gesellschaftstheorie

Soziologie-verständnis

Reflexive Analyse der Strukturen der Le-benswelt

Reflexive Analyse der Konstruktionsprozesse sozialer Sinnzusammenhänge

Methodik Phänomenologisch sowie wissens- und hand-lungsanalytisch

Sozialkonstruktivistisch (wissens- und hand-lungsanalytisch)

Erklärungs-vorstellung

Verstehend-rekonstruktiv Verstehend-rekonstruktiv

Gesell-schafts-begriff

Geflecht von Wirkensbeziehungen und Wis-sensordnungen

Geflecht von Wirkensbeziehungen und Wis-sensordnungen in wechselseitiger Formierung von Institutionalisierungs- und Legitimie-rungsprozessen

Gesell-schaftstypen

(Frühe – moderne Gesellschaften) (Frühe – moderne Gesellschaften)

Macht und Herrschaft

Wissensformierung Wissensformierung, Deutungsmacht und soziale Kontrolle

Soziale Ungleichheit

Ungleiche Verteilung von Wissen Ungleiche Verteilung von Wissen als Res-source für politische Beteiligung und die Akkumulation von Lebenschancen

Sozialer Wandel

Grundlegende Prozessperspektive: fundamen-tale Dialektik; Habitualisierung – Typisierung – Institutionalisierung

Grundlegende Prozessperspektive: fundamen-tale Dialektik; Habitualisierung – Typisierung – Institutionalisierung

Soziale Differenzie-rung

Sinndifferenzierung in mannigfaltige Wirk-lichkeiten

Symbolische Sinnwelten als soziale Kon-struktionen kommunikativer Prozesse; Institu-tionalisierung von Wissensmodi und Wis-sensakteuren

Soziale Integration

Geteiltes Wissen Nomosbildender Prozess qua kommunikativer Praktiken und Konstruktionen

Zeitdiagno-se: moderne Gesellschaft

Sinnpluralisierung Kulturelle Pluralisierung

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Page 4: Soziologische theorien

229

Autor Aspekt

Habermas Luhmann Coleman

Ansatz Kritische Gesellschaftstheo-rie

Systemtheorie Rational-Choice Theorie

Soziologie-verständnis

Aufklärung, Gesellschafts-theorie

Soziologie als Theorie der Gesellschaft

Aufklärung über Kausalzu-sammenhänge

Methodik Rekonstruktive Analyse (normativer Implikationen)

Konstruktivistisch (Beobach-tungen zweiter Ordnung) – Koevolution von Sozialstruk-tur und Semantik

Nutzenkalkulatorisch (allge-meine Theorie)

Erklärungs-vorstellung

Verstehend-rekonstruktiv Erklären durch Verweis auf die Strukturen gesellschaftli-cher Differenzierungsformen (funktionale Analyse)

Deduktiv-nomologisch; Makro-Mikro-Makro-Erklärungen

Gesell-schafts-begriff

Systemisch stabilisierter Zusammenhang sozial inte-grierter Gruppen

Soziales System als Kommu-nikationssystem (kommuni-kative Erreichbarkeit = Welt-gesellschaft)

Soziales System als Tausch-system

Gesell-schaftstypen

Frühe, hochkulturelle, mo-derne Gesellschaften

Segmentäre, stratifizierte, funktional differenzierte Gesellschaften

Traditionale (symmetrische), moderne (asymmetrische) Gesellschaften

Macht und Herrschaft

Politische und administrative Systeme und Eliten

Moderne Gesellschaften als der Idee nach ent-hierarchisierte Gesellschaften

Herrschaftsbeziehungen aufgrund von Verfügungs- und Tauschrechten; struktu-relle Dominanz korporativer Akteure qua Ressourcenak-kumulationschancen

Soziale Ungleichheit

Ungleiche materielle Repro-duktion

Ausschluss aus gesellschaft-lichen Teilsystemen (Exklu-sion)

Bildung und Verfügen über Ressourcen

Sozialer Wandel

Rationalisierung (Versprach-lichung des Sakralen, Sys-temausdifferenzierung)

Differenzierungsdynamik Asymmetrisierung sozialer Beziehungen

Soziale Differenzie-rung

Lebenswelt in institutionelle Ordnungen, System in Sub-systeme gegliedert

Segmentäre, stratifikatori-sche, funktionale Differen-zierung

Schichten

Soziale Integration

Sozialintegration (kommuni-kativ, Lebenswelt) und Sy-stemintegration (strategisch, System), Recht und Solidari-täten

Kontingenzreduktion qua Stabilisierung von Erwar-tungsstrukturen; gleichzeitige Unter- und Überintegration

Normative Integration und Tausch

Zeitdiagno-se: moderne Gesellschaft

Kolonialisierung der Le-benswelt durch systemische Imperative

Weltgesellschaft, Risiko Entdifferenzierung, Ökolo-gie, Massenmedien, Exklusi-onsprozesse

Asymmetrische Gesellschaft

Komparative Übersicht

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Page 5: Soziologische theorien

230 Komparative Übersicht

Autor Aspekt

Foucault Bourdieu

Ansatz Strukturale Machtanalyse Strukturalistischer Konstruktivismus

Soziologie-verständnis

Aufklärung über die Kontingenz und Macht-förmigkeit von Diskursen und (institutionel-len) Praktiken

Aufklärung über das scheinbar Selbstver-ständliche

Methodik Archäologie Genealogie

Analyse gesellschaftlicher (symbolischer) Reproduktionsprozesse und damit einherge-hender Anerkennungen und Verkennungen

Erklärungs-vorstellung

Historische (genealogische) Analyse von Machtformen

Historisch-genetisch

Gesell-schafts-begriff

Historische Formierung des Sozialen durch Diskurse (Epistemai) und Dispositive (diskur-sive und nicht-diskursive Praktiken)

Sozial und symbolisch strukturierter Raum unterschiedlicher Machtfelder

Gesell-schaftstypen

Diskurs- und Dispositivformationen als Epochenschwellen

Frühe und moderne Gesellschaften (Tausch)

Macht und Herrschaft

Überwachung (soziale Kontrolle), Diszipli-nierung, Gou-vernementalität und Biopolitik

Symbolische Macht; Herrschende und beherrschte Klassen mit klassenspezifischen Habitus und Lebensstilen

Soziale Ungleichheit

Regulierung des Zugangs zu Diskursen (Macht) und Strukturierung sozialer Wirk-lichkeit durch Raum-Zeit-Sozial-Regime

Klassenstruktur aufgrund ungleichen Kapital-volumens und ungleicher Kapitalstruktur (Distinktionsgeschmack als Abgrenzungsme-chanismus)

Sozialer Wandel

Wandel von Diskursformen (von Epistemai) und Dispositiven

Veränderungen der feldspezifischen Konver-tierungsregeln für Kapitalien durch Positions-kämpfe

Soziale Differenzie-rung

Diskurse (Epistemai) Macht (Dispositive)

Kapitalvolumen, -struktur und -laufbahn in sozialen Feldern, Distinktion über Geschmack

Soziale Integration

(Normalisierung, Disziplinierung, Regierung) qua ‚internalisierter‘ sozialer Kontrolle; historische (institutionelle, diskursive) For-mierung

Klassenspezifische Strukturierung der Habi-tus; illusio- und hysteresis-Effekte; sym-bolisches Kapital und Herrschaft

Zeitdiagno-se: moderne Gesellschaft

Niedergang des humanistischen Macht-Wissen-Komplexes; evtl. Ende des Menschen als Episteme der Moderne

Ökonomisierung des Sozialen

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