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Situation von pflegenden Angehörigen Bernd Tews Geschäftsführer Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. Zuhause gut versorgt? Zukunftsmodelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen

Forum Versorgung "Zuhause gut versorgt?": Vortrag von Bernd Tews (10. September 2014)

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"Zuhause gut versorgt? Zukunftsmodelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen" - unter diesem Motto stellte die Techniker Krankenkasse (TK) am 10. September 2014 Modelle und praktische Lösungsansätze für die Versorgung Älterer auf dem Forum Versorgung in Berlin vor. Im Rahmen der TK-Veranstaltungsreihe „Forum Versorgung“ standen u.a. als Gesprächspartner bereit: der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege, Staatssekretär Karl-Josef Laumann, die Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland, Ulrike Mascher sowie die Gesundheitsministerin Nordrhein-Westfalens, Barbara Steffens. Dieses Dokument ist der Vortrag von Bernd Tews, Geschäftsführer des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e.V., der auf dem Forum Versorgung am 10. September 2014 in Berlin gehalten wurde. Weitere Infos zur Veranstaltung gibt es auch unter http://www.tk.de/tk/653414. Der Vortrag kann für redaktionelle Zwecke und mit dem Hinweis "Quelle: Techniker Krankenkasse" honorarfrei verwendet werden. Eine Nutzung zu Werbezwecken ist ausgeschlossen.

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Situation von pflegenden AngehörigenBernd TewsGeschäftsführer Bundesverband privaterAnbieter sozialer Dienste e.V.

Zuhause gut versorgt?Zukunftsmodelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen

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2 Bernd Tews Forum Versorgung

Der bpa• Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. vertritt

bundesweit über 8.500 Pflegeeinrichtungen.

• Seit fast vierzehn Jahren kooperieren die TK und der bpa im Bereich der Schulung pflegender Angehöriger. 2001 haben wir ein richtungsweisendes Konzept aus drei Modulen entwickelt: bedarfsorientierte Pflegekurse, häusliche Schulungen und Beratungen, Überleitungspflegen.

• Ziel war es, an der Bedarfslage der pflegenden Angehörigenanzusetzen und Informationen zu spezifischen Krankheits- u. Pflegesituationen verknüpft mit einem sozialem Austauschangebot mit praktischen Schulungen in Kursen und der Häuslichkeit anzubieten. Die akute Situation im Krankenhaus aber auch in der eigenen Wohnung ist zusammen mit den Versorgungsbedarfen und Ressourcen der Angehörigen Ausgangspunkt der Planung, Schulung und Anleitung.

• Rund 3.000 Pflegeberater/innen sind bundesweit flächen-deckend nach §45 SGB XI im Einsatz.

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Bedeutung pflegender Angehöriger

• Pflegende Angehörige sind die tragende Säule der Sicher-stellung der pflegerischen Versorgung. Im Vorfeld der Pflege-bedürftigkeit übernehmen sie ca. 90 % der Leistungen; liegt eine Pflegestufe vor, stellen sie zu 70 % in der Häuslichkeit die Pflege allein oder zusammen mit Pflegediensten sicher.

• Ambulante Pflege bedingt ein informelles Hilfesystem, alleinige professionelle Hilfe ist personell und materiell nicht leistbar. Pflegedienste sind daher auf funktionierende Kooperationsbeziehungen angewiesen.

• Befragungen belegen, die präferierte Versorgungsform ist die eigene Häuslichkeit in der gewohnten Umgebung. 64 % würden durch Angehörige und / oder Pflegedienste versorgt werden wollen (Bertelsmann).

• Die Zahl der potentiellen pflegenden Angehörigen geht jedoch zurück, die Wohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen lassen die Ressource erheblich schwinden.

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Pflegende Angehörige und ihre Situation • Bei den pflegenden Angehörigen handelt es sich in der Regel um

Ehepartner/in oder Töchter/Schwiegertöchter. Erstere sind häufig selbst hochaltrig und gebrechlich. Letztere stehen zusätzlich vor der Vereinbarkeit mit dem Beruf und der eigenen Familie und im Spannungsverhältnis zu Geschwistern, die oftmals nicht ortsansässig sind.

• Die pflegenden Angehörigen sind physisch und psychisch und auch finanziell stark belastet. Sie fühlen sich für die Bewäl-tigung der Pflege- und Lebenssituation des Pflegebedürftigen verantwortlich, sind die zentrale Kontaktperson und organisieren und kommunizieren mit dem übrigen Hilfesystem, z. B. dem Pflegedienst.

• Häufig fehlen Informationen hinsichtlich der Beratungs-, Ent-lastungs- und Unterstützungsangebote. Die verschiedenenLeistungsansprüche, Leistungserbringer, Kostenträger und fehlende zugehende niedrigschwellige Entlastungsangebote für sich und ihre Pflegetätigkeit stellen oft scheinbar kaum überwindbare Barrieren dar.

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Zufriedenheitsbefragung Pflegekurse

87 % der Befragten haben das Gefühl, dass ihnen der Kurs persönlich etwas gebracht hat.

76 % der Befragten beabsichtigen, das erworbene Wissen „auf jeden Fall“ aktiv in den Pflegealltag einzubringen.

91 % der Befragten würden „bestimmt“ oder „wahr-scheinlich“ wieder an einem Kurs teilnehmen.

98 % würden die Teilnahme an dem Pflegekurs „bestimmt“ oder „wahrscheinlich“ weiterempfehlen.

Quelle: Eigenerhebung über alle Vertragspartner, 2011 Befragung Qualitätszirkelraster

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Zufriedenheitsbefragung Häusliche Schulungen

74 % „Die Schulung hat mir persönlich etwas gebracht“.

77 % Das erworbene Wissen kann ich „auf jeden Fall aktiv“ in den Pflegealltag einbringen.

86 % Würden „bestimmt“ oder „wahrscheinlich“ wieder eine Schulung in Anspruch nehmen.

93 % Würden die Schulung „bestimmt“ oder „wahrscheinlich“ einer anderen Person weiterempfehlen.

Quelle: Eigenerhebung über alle Vertragskassen des bpa, 2011 Befragung Qualitätszirkelraster

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Erfordernisse der Situation der Angehörigen

• Pflegende Angehörige benötigen einen niedrigschwelligen Zugang und aufsuchende Informations- Beratungs- und Entlastungsangebote. Diese müssen sich konkret auf ihre Versorgungssituation und den aktuellen Bedarf beziehen.

• Unterstützungssysteme müssen an den relevanten Schnittstellen ansetzen, insbesondere im Krankenhaus (Überleitungspflege) und beim Hausarzt (Info über Hilfesystem) aber auch durch den Arbeitgeber (Pflegezeit).

• Trotz der geplanten Maßnahmen des Pflegestärkungsgesetzes, wie z. B. dem Ausbau niedrigschwelliger Leistungen für Angehörige, sind weitere gezielte Maßnahmen erforderlich.

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Erfordernisse der Situation der Angehörigen• (Pflicht-) Pflegeberatung nach § 37 Abs. 3 SGB XI:

Qualitätssicherung und praktische Hilfestellung der Pflegeperson bei Bezug von Pflegegeld sind deutlich unterbewertet, was eine Zielerfüllung verhindert. Die Leistung ist so auszugestalten, dass mindestens 1 Stunde pro Besuch zur Verfügung steht und die Pflegebedürftigen und Angehörigen den Umfang, innerhalb der Leistungsdeckelung des SGB XI, selbst wählen können.

• Die Schulungsleistungen nach§ 45 SGB XI für pflegende Angehörige sollten mit der Pflegeberatung nach § 37 Abs. 3 SGB XI zusammengelegt werden. Beide Leistungen, d.h. die Beratung / Schulung sowie die Anleitung der Pflegebedürftigen, könnten aus einer Hand erfolgen.

• Pflegekurse sollten parallel einen zusätzlichen Anspruch auf Versorgung der pflegebedürftigen Menschen in der Häuslichkeit oder Tagespflege auslösen.

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Erfordernisse der Situation der Angehörigen

• Pflegebedürftige Menschen sollten im Rahmen ihrer Sachleistungsansprüche auch die Möglichkeit haben, für sich und ihre pflegenden Angehörigen bei zugelassenen qualifizierten Pflegeeinrichtungen, Beratungsleistungen oder geeignete Entlastungsangebote einzukaufen.

• Der im Rahmen des Pflegestärkungsgesetzes geplante Anspruch auf eine mindestens zehntägige Freistellung bei vollem Lohnausgleich sollte zügig umgesetzt werden.

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