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Akademie Mode und Design Düsseldorf
Ästhetik und Designtheorie
Dozentin: Nina Kloth M.A.
Hausarbeit
Von Bildserien zu
seriellen Techniken in
der Kunst
Tetyana Repetya
04.03.2011
Mode- und Designmanagement, DM 18
5. Semester
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ............................................................................................................. 2
1. Serielle Wiederholung und Charakter der Serie .................................................. 2
2. Serialität im Werk Andy Warhol’s.................................................................... 2
3. Serialität und die Einzigartigkeit eines Kunstwerkes ........................................... 4
4. Mode als Serienprodukt ................................................................................... 4
Schlussbetrachtung ................................................................................................ 5
Anhang: Abbildungen ............................................................................................ 6
Literaturverzeichnis ............................................................................................. 11
Abbildungsverzeichnis..................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
2
Einleitung
Das Prinzip der Wiederholung und der Serie ist ein großer Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. Es
zeigt sich im Konsum von massenproduzierten Waren, in Pflegeserien der Kosmetikindustrie, in
serienmäßigen Ausstattungen von Autos, in der Informations- und Filmkunst als Reportageserien und
Fernsehserien und vieles mehr.1
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit Bildserien und seriellen Techniken in der Kunst. Im
Rahmen dieser Untersuchungen soll, nach einer Begriffsbestimmung, anhand des Werkes von Andy
Warhol, das Prinzip des Seriellen in der Kunst beleuchtet werden. Als wichtige Aspekte, werde ich
sowohl auf die Rolle der Massenmedien als auch auf die unterschiedlichen Formen des Ordnens und
Erzählens in seinen Arbeiten eingehen.
Anschließend sollen die Auswirkungen des Seriellen auf die Kunst und auf die Einzigartigkeit eines
Kunstwerkes untersucht werden.
Schließlich werden thematische Zusammenhänge in Bezug auf die Mode betrachtet.
1. Serielle Wiederholung und Charakter der Serie
Eine Serie besteht aus der Wiederholung und ist somit ihr Grundmuster.2 Man könnte sie auch als eine
Folge gleichartiger Dinge beschreiben. Ihre einzelnen Glieder sind damit durch die Wiederholung
miteinander verbunden. In der Kunst geschieht das nicht nur additiv, durch Hinzufügen des immer
gleichbleibenden Objektes, sondern Bildelemente können regelmäßig abgewandelt wiederkehren, bis
hin zu ihrem Gegensatz.3 Die Serie ist generell ein offenes Prinzip und potentiell unendlich.
2. Serialität im Werk Andy Warhol’s
Der US-amerikanische Grafiker, Künstler und Filmemacher Andy Warhol, der sowohl als
Mitbegründer und bedeutendster Vertreter der amerikanischen Pop-Art-Kunst gilt, begann in
den frühen 1960er Jahren, aus bekannten Produkten wie Campbell-Suppendosen, Coca-Cola-
Flaschen oder dem Zwei-Dollar-Schein Siebdrucke aus Fotovorlagen herzustellen (siehe Abb.
2 und 6). Das Besondere an seiner Kunst war nicht nur die Technik, sondern auch die serielle
Darstellung dieser alltäglichen, aus der Werbewelt bekannten Abbildungen. Seine
künstlerische Idee dabei war es nicht, das Triviale zu Kunst zu erheben, sondern die Kunst
selbst trivial werden zu lassen.
1 Vgl. Heinrich, C. (2001), S 7
2 Vgl. ebd.
3 Vgl. Görgen, A. (2001), S. 45
3
Er bediente sich dabei der Vervielfältigungstechnik und benutzte hin und wieder farbliche und
fototechnische Eingriffe. Mit dieser neuen Technik versuchte er sich des menschlichen in der
Kunst zu entledigen und Kunst als etwas Reproduzierbares und Mechanisches zu sehen. Die
Technik des Siebdrucks erlaubte es ihm ein Motiv so oft wie er wollte zu vervielfältigen und
zu verändern. Dasselbe Motiv konnte dadurch in verschiedenen Größen, Anordnungen und
Farben neu zusammengestellt werden. Es glich einer Art Massenproduktion, die Kunst zu
einem beliebig reproduzierbaren Gut machte, wie es in der damaligen Konsumgesellschaft für
unzählige andere Güter üblich und charakteristisch war. Die Bezeichnung seines Ateliers als
„Factory“ zeigt die Konzentration auf den modernen Produktionsprozess in seinen Arbeiten
und damit die Abkehr von den Regeln künstlerischer Produktion, die aus der klassischen
Malerei bekannt war.4
Die Auswahl seiner Motive ist ein Abbild der amerikanischen Medienwirklichkeit, mit ihren
Hochglanzmagazinen, der Fernseh- und Konsumkultur und ihrer Protagonisten und Ikonen.
Objekte aus der Konsumgesellschaft, die von ihren Medien inszeniert wurden. Ob Marilyn
Monroe (siehe Abb. 1), Campbell-Suppen, Coca-Cola oder Waschmittel, sie alle fungierten
als Sinnbild der aktuellen amerikanischen Gegenwart. Seine bekannte „Disasters Serie“ zeigt,
dass er selbst vor härteren Motiven aus den Massenmedien nicht zurückschreckte.5 (siehe
Abb. 3, 4). Noch heute wird diese Trivialität seinen Kunstwerken oft vorgeworfen.
Mit seinen Stilmitteln der Gitterstruktur, Reihung und Repetition bekommen seine Bilder
einen unverwechselbaren Anstrich. Er bedient sich aber nicht der einfachen Wiederholung
seiner Motive, sondern variiert in Kontrast, Anschnitt und Farbgebung seiner als Serie
präsentierten Bilder, so dass jedes seiner Gemälde die Wirkung eines einzigartigen
Kunstwerkes hinterlässt. Diese bewussten Unregelmäßigkeiten zwingen dazu, eine
künstlerische Absicht hinter den seriellen Darstellungen zu vermuten. Bloße und stumpfe
Wiederholung trivialer Mythen der Massenkultur, genügte nicht seinen Ansprüchen.6
Vielmehr kreiert er Gemälde aus massenmedialen Ikonen, eine Art abstrakte Kunst aus den
„alltäglichen Motiven der Konsumkultur“7.
4 Vgl. Heinevetter/Sanchez (2008), S. 163
5 Vgl. Heinevetter/Sanchez (2008), S. 165
6 Vgl. Heinevetter/Sanchez (2008), S. 169
7 Vgl. Heinevetter/Sanchez (2008), S. 173
4
3. Serialität und die Einzigartigkeit eines Kunstwerkes
Das Stilmittel der Repetition, als Markenzeichen Warhols, die serielle Multiplikation und
Variation einer stets identischen Vorlage, hat bei näherer Betrachtung eine Veränderung der
Wirkung und der Originalität des ursprünglichen Kunstwerks zur Folge. Schon Nietzsche
thematisierte, dass die „ewige Wiederkehr des Gleichen“, eine „Endlosschlaufe“8, also die
statische Repetition ein und desselben Motivs, letztendlich zum Verlust seiner Bedeutung
führt. Leonardo da Vinci’s „Mona Lisa“, auf der Warhol dasselbe monotone Verfahren
anwendete wie auf Marilyn Monroe (siehe Abb. 5), zerstört letztendlich ihre Aura und
banalisiert die ursprüngliche Arbeit da Vinci’s in höchstem Maße. Durch die Wiederholung
ein und desselben Motivs zerstreut er den Fokus des Betrachters und verweigert so die
Konzentration auf ein einziges Abbild.9 Der deutsche Essayist Walter Benjamin, prophezeit
schon in seinem 1936 veröffentlichten Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner
technischen Reproduzierbarkeit“, dass die Zeiten der Originalität bald der Vergangenheit
angehören würden und beschreibt bereits dessen Folgen: „Was im Zeitalter der technischen
Reproduzierbarkeit des Kunstwerks verkümmert, das ist seine Aura“10
.
4. Mode als Serienprodukt
Auch in der Mode lässt sich der Einfluss der Reproduzierbarkeit, auf ihre Exklusivität und
Einzigartigkeit beobachten. Vor Beginn der Serienproduktion von Textilien und Mode gegen
Ende des 18. Jahrhunderts, war ein Bekleidungsstück etwas Einzigartiges und meist ein für
eine bestimmte Person individuell gefertigtes Produkt. Mit der Möglichkeit der technischen
Vervielfältigung und seriellen Produktion, verlor das Bekleidungsstück seine Aura der
Einzigartigkeit. Gerade in der heutigen Zeit der billigen Massenproduktion von Bekleidung,
wird die Austauschbarkeit der in den Mode- und Kaufhäusern ausgestellten Konfektionen
augenfällig. Ausgenommen der exklusiven und für eine kleine zahlungskräftige Schicht
gefertigten Unikate der großen Designer, ist Mode mehr und mehr zu einem
Massenkonsumgut geworden. Wenngleich die Ästhetisierung und Exklusivität der Produkte
durch die Werbebemühungen der Marketingabteilungen gut zu funktionieren scheinen,
verlieren sie schnell ihre Anziehung und die Bekleidungsstücke verkommen, nach relativ
kurzer Zeit, zu einem gewöhnlichen Wegwerfprodukt.
8 Vgl. Beyeler/Frei (2000), S. 8
9 Heinevetter/Sanchez (2008), S. 173
10 Vgl. Benjamin, W. (1936), S. 5
5
Schlussbetrachtung
In einer Welt, in der uns Serien alltäglich umgeben, in der eine Neuheit in immer kürzerer
Geschwindigkeit die nächste jagt, scheinen Serien besonders erfolgreich zu sein. Andererseits
haben wir ein tiefes Bedürfnis nach Stabilität und Einzigartigkeit. In diesem Widerspruch
befindet sich auch die Betrachtung des Seriellen in der Kunst. Ob durch die Serie nicht unsere
Kultur verkümmert oder ob sie nur eine logische und evolutionäre Weiterentwicklung unserer
Kultur ist, bleibt auf den ersten Blick schwer zu beantworten. Der Verlust der Aura des
Einzigartigen, ist in dieser Entwicklung scheinbar unausweichlich. Der „radikale Bruch mit
der originären Aura des Kunstwerks“11
hat durch die technischen Möglichkeiten der
Reproduktion, die Postmoderne Gesellschaft und die Kunst nachhaltig beeinflusst.12
Ein
Verlust an Qualität, scheint es dennoch beinahe nicht zu geben. Bestenfalls ein Verlust der
gefühlten Qualität, als Folge der Inflationierung von Motiven und Produkten. Auch Walter
Benjamin betonte, dass mit der technischen Reproduktion, die Kopie dem Original in nichts
mehr nach steht.13
Darüber hinaus entwickeln sich neue Kunstformen, sogar eigenständige
Kunsttechniken wie die Fotografie und der Film, mit unkonventionellen und alternativen
Bildsprachen. Diese folgenschwere Entwicklung sowohl für die Wahrnehmung als auch für
die Kunst selbst, beeinflusst und bereichert unser Verständnis und unsere Interpretation von
Kunst. Selbst eine serielle Wiederholung kann, aus einer anderen Perspektive betrachtet, eine
Eigenständige Schönheit und Qualität entwickeln. Der französische Schriftsteller Michel
Houellebecq formuliert es noch überschwänglicher: „Das einzig wahre Glück liegt in der
Wiederholung. In der monotonen Wiederkehr des Immergleichen“.14
11
Vgl. Heinevetter/Sanchez (2008), S. 162 12
Vgl. Ebd. 13
Vgl. Benjamin, W. (1936), S. 4 14
Vgl. Houellebecq, M (2000), S. 12
6
Anhang: Abbildungen
Abb. 1: Marilyn, 1967
7
Abb. 2: Campbell’s Soup Cans, 1962
8
Abb. 3: Green Disaster Ten Times, 1963
9
Abb. 4: Lavender Disaster, 1963
10
Abb. 5: Mona Lisa, 1963
11
Abb. 6: 210 Coca-Cola Flaschen, 1962
Literaturverzeichnis
Benjamin, W. (1963). Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.
Zeitschrift für Sozialforschung.
12
Ernst Beyeler, G. F. (2000). Andy Warhol, Series and singles. Köln: DuMont.
Görgen, A. (kein Datum). Die Unschuld des Auges - Serielle Wiederholung und die Suche
nach den Ursprüngen.
Heinrich, C. (2001). Serie - Ordnung und Obsession. In Monets Vermächtnis. Ostfildern Ruit:
Hatje Cantz.
Houellebecq, M. (2. . November 2000). Ich habe einen Traum. die Zeit(Nr. 45).
Nele Heinevetter, N. S. (2008). Was mit Medien. Stuttgart: UTB GmbH.
Romain, Lothar: Andy Warhol. München: Bruckmann 1993
Abbildungsverzeichnis
Abb 1: Marylin 1977, Romain Lothar: Andy Warhol. München: Bruckmann 1993, S. 77
Abb 2: Campbell’s Soup Cans, 1962, Ebd…………………………………………. S. 82
Abb 3: Green Disaster Ten Times, 1963, Ebd………………………….………….S. 119
Abb. 4: Lavender Disaster, 1963, Ebd…………………………………...………. S. 123
Abb. 5: Mona Lisa, 1963, Ebd…………………………………...………………….S. 99
Abb 6: 210 Coca-Cola Flaschen, 1962, ………………………………….Internetquelle 1
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Quelle 1 :http://www.ansichtskarten-
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