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JUNI 2012 P.b.b. Verlagspostamt 2340 Mödling · Zul.-Nr. GZ 02Z031249 M · Postnummer: 6 BLACKOUT DAS UNTERSCHäTZTE RISIKO FACHMAGAZIN DER ÖSTERREICHISCHEN E-WIRTSCHAFT

FÖE Oesterreichs Energie 06-2012

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Oesterreichs Energie ist das Fachmagazin der österreichischen E-Wirtschaft und Nachfolgemedium der 1948 gegründeten ÖZE – Österreichische Zeitschrift für Elektrizitätswirtschaft, beziehungsweise des bis 2010 erscheinenden VEÖ Journals. Es erscheint zehn Mal pro Jahr und richtet sich vor allem an österreichische Meinungsbildner in Politik, der Industrie und den Ministerien, ebenso an Führungskräfte der Elektrizitätswirtschaft, sowie anderen Industriezweigen und Repräsentanten von Behörden, Schulen, Universitäten und Medien.

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Energiezukunft gemeinsam gestalten

Unter diesem Motto findet mit Oesterreichs Energie Kongress der Branchentreffpunkt des Jahres statt, bei dem die Entscheider der Branche mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Medien zusammenkommen. Hochkarätige Referenten und Diskussions-partner aus dem In- und Ausland werden Ihnen ihre Sicht auf die Herausforderungen der E-Wirtschaft präsentieren und Hand-lungsoptionen darlegen. Nutzen Sie dazu den Rahmen für einen intensiven Erfahrungsaustausch.

17.– 18. Oktober 2012 , Congress Innsbruck Tel +43 (0) 1 501 98 304 | Fax +43 (0) 1 501 98 902www.energiekongress.at | [email protected]

Informieren sich jetzt unterwww.energiekongress.at und melden Sie sich direkt an!

Oesterreichs Energie Kongress 2012

Fachmagazin.indd 1 5/30/2012 9:49:50 AM

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Juni 2012 Oesterreichs Energıe. · 3

Inhalt · Editorial

Bei den „energy-talks“ in ossiach plädierten die experten dafür, beim ausbau der netze bald zu neuen ufern aufzubrechen

Seite 42

Jeder einzelne, aber besonders die Wirtschaft, wird von stromausfällen getroffen

Seite 4

Intensives Nachdenken

Österreich hat eine der sichersten Strom-versorgungen Europas, und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Es ist daher sicher keine Panikmache und kein Versuch von Effekthascherei, wenn wir dieses Heft unsers Fachmagazins unter das Thema „Blackout“ gestellt haben. Vielmehr drängt sich das Thema auf, wenn man die politische und mediale Diskussion vor allem im deutschsprachigen Raum der vergangenen Monate aufmerksam verfolgt hat. In der Stromversorgung ist es in den vergangenen Jahren einfach enger gewor-den, und jetzt ist intensives Nachdenken gefordert. Das Risiko großer europäischer Blackouts ist definitiv gestiegen, das zeigen Sicher-heitsstudien im In- und Ausland und auch seitens der Versicherungswirtschaft. Darum haben wir dem Thema Blackout auch eine eigene Veranstaltung gewidmet, über die wir allerdings erst im kommenden Heft des Fachmagazins berichten können.Die Blackout-Gefahr steht auch in engem Zusammenhang mit der Energiewende, die uns in mehreren Beiträgen in diesem Heft ebenfalls intensiv beschäftigt. Weitere Themen sind Smart Meter, Smart Grids, alternative Energien und Technik. Interessant für Insider ist sicher „Teil 2“ unserer Serie über die Lenkungsaus-schüsse von Oesterreichs Energie, diesmal über den Bereich Erzeugung. In Summe wurde jedenfalls ein dickes Infopaket zusammengestellt, das Ihnen das lange Warten bis zur nächs-ten Ausgabe, die erst im August erscheint, verkürzen soll.

Ihre

4 Das unterschätzte Risiko: Blackout Das österreichische Stromnetz hat ein hohes

Sicherheitsniveau, aber auch die beste Elektrizitätsinfrastruktur ist verwundbar

10 Blackouts betreffen jeden Ein länger dauernder Stromausfall hätte gravierende

Auswirkungen auf jeden Einzelnen

16 „Gemeinsam für mehr Transparenz“ Der Energiehandel und die Energiepreise sollen

leichter durchschaubar werden

22 Die Wende kommt nicht vom Fleck Deutschland hat große Probleme mit der Energiewende

28 „Fairness und Partnerschaft“ In der Grünen Mark setzt die Energie Steiermark auf

den grünen Weg in die Zukunft. Wie er diesen gehen will, skizziert Vorstandsdirektor Christian Purrer

31 Als wäre nichts passiert Milan Frühbauer über die mangelnde Einsicht im

Hinblick auf die begrenzte Finanzierbarkeit des staatlichen Pensionssystems

32 Vom Kraftwerk bis zum Kunden Der Lenkungsausschuss „Erzeugung“ von

Oesterreichs Energie behandelt ein breites Themenfeld

38 Bulle oder Bär Auch wenn Aktien und Anleihen der Energieversorger

zu den soliden Investments zählen, gehören sie schon lange nicht mehr zu den Lieblingen der Investoren

42 Wenig Rückenwind für neue Netze Ab dem Jahr 2020 werden die Erneuerbaren mit der

Netzinfrastruktur kaum mehr beherrschbar sein, warnten die Experten bei den „Energy Talks“

45 Überraschende Zusammenhänge Christof Zernatto über Emissionszertifikate, die ab

2013 von der E-Wirtschaft ersteigert werden müssen

46 „Was man sich vorgenommen hat, ist richtig“ Die Energiewende steht bei den Lieferanten der

E-Wirtschaft im Vordergrund jeder Diskussion

49 Neue Spielregeln auf vernetzten Märkten Zukunftsforscher Andreas Reiter über die neue Logik

auf digital vernetzten Märkten

51 Brennpunkt Europa Eurelectric-Jahreskongress in Malta, Informationen

über die Zukunft der Erneuerbaren

52 Kleine Organismen mit großer Power Algen geben aktuell Anlass, die Bandbreite der

Solarenergienutzung in neuem Licht zu sehen

56 Live is life Bei der „Smart Grids Week“ zeigte sich das

Fachpublikum besonders an den Projekten im Realbetrieb interessiert

58 Standardisation Corner

59 Bücher

60 Blitzlichter

62 Termine

62 Impressum

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Energiezukunft gemeinsam gestalten

Unter diesem Motto findet mit Oesterreichs Energie Kongress der Branchentreffpunkt des Jahres statt, bei dem die Entscheider der Branche mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Medien zusammenkommen. Hochkarätige Referenten und Diskussions-partner aus dem In- und Ausland werden Ihnen ihre Sicht auf die Herausforderungen der E-Wirtschaft präsentieren und Hand-lungsoptionen darlegen. Nutzen Sie dazu den Rahmen für einen intensiven Erfahrungsaustausch.

17.– 18. Oktober 2012 , Congress Innsbruck Tel +43 (0) 1 501 98 304 | Fax +43 (0) 1 501 98 902www.energiekongress.at | [email protected]

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Blackout

4 · Oesterreichs Energıe. Juni 2012

Unterschätzes Risiko Blackout

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Blackout

Juni 2012 Oesterreichs Energıe. · 5

Unterschätzes Risiko Blackout

Wenn die Welt dunkel, kalt und chaotisch Wird, Zeichnet

iMMer öfter ein Grosser stroMausfall dafür VerantWortlich.

das österreichische stroMnetZ kann ZWar ein hohes

sicherheitsniVeau VorWeisen, aber die anforderunGen an die netZe

steiGen MassiV und auch die beste elektriZitätsinfrastruktur ist

VerWundbar: oesterreichs enerGie treibt deshalb die diskussion

über die iMMer schWieriGer Werdende situation der netZe und

notWendiGe MassnahMen GeGen blackout-Gefahren Voran.

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Blackout

Vor fast genau einem Jahr gingen in der gesamten niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover um

Punkt 22.35 Uhr schlagartig alle Lichter aus. Die Folgen: eine halbe Million Men-schen ohne Strom, 750 Notrufe in kürzester Zeit, erste Plünderungen, Feuerwehr und Rettungsdienste im Großeinsatz. Trotz solcher Szenarien wird das Risiko von Blackouts generell unterschätzt und dies, obwohl gerade im vergangene Jahrzehnt mit mehreren Blackouts in Europa und Nordamerika demonstriert hat, wie schwer auch die besten Elektrizitätsinfrastruk-turen der Welt gegen Naturgewalten, tech-nische Risiken und gegenüber Sabotage-versuchen zu schützten sind.Beispiele sind die Blackouts von 2003 in den USA und Kanada, der Blackout 2003 in Italien und der Schweiz, der Blackout von 2006, der Deutschland und weite Teile West-europas umfasste und der Blackout nach dem Erdbeben- und Tsunami-Ereignis in Japan 2011. Der Wirtschaft sind die Gefahren von Blackouts bewusst, doch vor allem private Haushalte unterschätzen diese. Im Schnitt haben diese pro kW Strom, die sie wegen eines Blackouts nicht bekommen, Kosten von bis zu 16,3 Euro. Bei einem Blackout fallen sofort Beleuchtung, Elektrogeräte, Kommunikationsgeräte und Verkehrsam-peln aus. Nach einer Stunde ohne Strom beginnen Lebensmittel zu verderben, weil Kühlschränke oder Kühltruhen nicht mehr laufen. Nichtelektrische Heizungen stoppen

mangels Steuerung durch elektrisch betrie-bene Steuergeräte, das Warmwasser geht zu Ende. Nach vier Stunden fallen Mobilfunk-netze ebenso aus wie die Treibstoffversor-gung an den Tankstellen und Schranken an Eisenbahnüberquerungen. Nach spätestens 24 Stunden funktionieren auch das Telefon-festnetz, die Gas- und Wasserversorgung und Dienstleistungen nicht mehr, beispiels-weise weil Bezahlsysteme von Banken und Handel ausfallen.

536 Mio. Euro SchadenEin Blackout von zehn Stunden würde in Österreich einen Gesamtschaden von über 536 Mio. Euro verursachen und das, obwohl Österreich mit einer Nichtverfügbarkeit von Strom im Ausmaß von 30 Minuten jähr-lich europaweit an drittbester Stelle hinter Deutschland und den Niederlanden liegt. Diese geringen Ausfallszeiten zeigen ein hohes Sicherheitsniveau an. Es gibt aber keine Marktmechanismen, die in Rich-tung einer Stärkung der Versorgungssi-cherheit wirken. Versorgungssicherheit ist untrennbar mit dem Gut Strom verbun-den, und Stromkunden haben daher wenig Information oder Einwirkungsmöglich-keiten. Die Forderung nach einem verstärkten Netzausbau ist deshalb – trotz guter Ver-sorgungsicherheit – von großer Dringlich-keit. „Neue Netze sind die Grundlage für die Nutzung der erneuerbaren Energien“, unterstreicht Barbara Schmidt, Generalse-kretärin von Oesterreichs Energie.

InfoDie austrian Power Grid aG (aPG) ist für das heimische Übertragungsnetz auf der höchstspannungsebene ver-antwortlich. Das aPG-netz erstreckt sich auf einer tras-senlänge von etwa 3500 km, welches das unterneh-men mit einem team von 450 Mitarbeitern betreibt, instand hält und den anfor-derungen laufend anpasst. aPG austria arbeitet eng mit den netzbetreibern der nachbarländer Österreichs zusammen.

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Blackout

Ein Ausbleiben von Netzinvestitionen zur Erhaltung des Niveaus der Versorgungs-sicherheit werde zwar lange Zeit keine Auswirkungen auf die aktuelle Sicherheit haben, aufgrund der langen Vorlaufzeiten derartiger Investitionen sei allerdings auch keine rasche Reaktion auf eine aktuelle Ver-schlechterung der Lage möglich. Es ist daher notwendig, bereits heute für die Anforde-rungen der Zukunft zu planen und zu bauen, fordert Schmidt: „Heute sind unsere Netze auf den durchschnittlichen Stromverbrauch ausgelegt und dafür auch gut geeignet; das ist jedoch für die Energiezukunft zu wenig“, erläutert sie. Die Netze müssten intelligenter werden, damit sie das Wechselspiel des Wet-ters, das die Ökostrommengen bestimmt, ausbalancieren können.

Anforderungen steigen In Österreich steigen die Anforderungen an die Netze. Konkret heißt das: Bis 2020 wird sich die installierte Windleistung auf 3000 MW verdreifachen und die Leistung der Fotovoltaikanlagen auf das Zwölffache (1200 MW) steigen. Damit wird die instal-lierte Leistung bei erneuerbaren Energien bereits über der sommerlichen Niedriglast des Jahres 2010 liegen. An heißen, wol-kenlosen Sommertagen dürfte dann kein konventionelles Kraftwerk mehr in Betrieb sein, weil der Strom aus erneuerbaren Ener-gien Vorrang im Netz hat.Und auch die deutsche Energiewende wirkt sich auf Österreichs Netze aus: Im Februar 2012 importierte Österreich den Rekord-

wert von 6200 MW Strom, vor allem aus deutschen Windenergieanlagen und deckte damit zwei Drittel des Bedarfs.

„Keimzelle“ des BlackoutsUnterbrechungen der Stromversorgung können jedenfalls im Allgemeinen zwei Ursachen haben, erläutert Klaus Kaschnitz, Abteilungsleiter Betriebsmanagement und Ökostrom bei der Austrian Power Grid (APG). Zum Einen durch ein „Energiedefi-zit“, die Nachfrage ist also größer als die Erzeugung, sodass Verbrauchsabschal-tungen notwendig werden, und zum Ande-ren durch einen „Stromstau“ in den Netzen wegen unzureichender Transportkapazi-täten. Strom kann dann nicht mehr in der nachgefragten Menge vom Erzeuger zum Verbraucher transportiert werden. Das ist „die Keimzelle eines Blackouts“.Der Grund: Wenn eine Leitung überlastet wird, fällt sie aus oder sie wird kontrolliert abgeschaltet. Dadurch werden andere Lei-

„Guter Strom“„Guter Strom“ wird den Abnehmern mit einer Spannung von 230 V und einer Frequenz von 50 Hz – bei engster Toleranz – bereitgestellt. 49,8 oder 50,2 Hz gelten bereits als extreme Abweichung. Zu Zeiten des kommunistischen Osteu-ropas waren dort die Frequenzschwankungen zum Teil so hoch, dass die West- und Ostnetze nicht direkt miteinander verbunden werden konnten.Die Anpassung der Netzfrequenz an den hohen westeuropäischen Standard erfolgte über „Gleichstrom-Kurzkupplungen“ (GKK). In Österreich waren solche GKK in Dürnrohr für den Stromaustausch mit der damaligen Tschechoslowakei und in Wien-Südost (Leitungsverbindung mit Ungarn) in Betrieb. Die Anlagen wurden mittlerweile abgebaut.

Foto: Earthzine

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Blackout

tungen, die deren Kapazitäten auffangen müssten, ebenfalls überlastet, sodass auch hier die Versorgung unterbrochen wird. Kaschnitz: „Das ist eine Kaskade im Sekun-dentakt. Man kann an den Monitoren nur online zusehen, aber nicht eingreifen“.

Kleine Ursache, große WirkungIm November 2006 waren etwa große Teile Europas nach dem Motto „Kleine Ursache, große Wirkung“ von einem Blackout betrof-fen. Damit ein in einer deutschen Werft gebautes Kreuzfahrtschiff sicher über die Ems in die Nordsee fahren konnte, wurde eine den Fluss überspannende 380 kV-Lei-tung kontrolliert abgeschaltet, nachdem die Auswirkungen auf das Gesamtnetz – die Last situation – simuliert worden war und keine Verletzung des so genannten „(n-1)-Kri-teriums“ erkennbar gewesen ist. Soll heißen: Auch bei einem störungsbedingten Ausfall eines Betriebsmittels erfüllt das Netz seine bestimmungsgemäße Aufgabe. Tatsächlich kam es jedoch unerwartet zu einer hohen Lastflussveränderung auf einer 380 kV-Lei-tung, die in der Folge ausfiel.Die Ursache wird in einem Abschlussbe-richt im Auftrag des deutschen Wirtschafts- und Technologieministeriums als „bislang

unbekannt“ bezeichnet; vermutet wird eine plötzlich erhöhte Einspeisung von Wind-kraftstrom. Wie auch immer: Die Folge waren weitere Lastflussverschiebungen, die „Überlastungen und automatische Abschaltungen weiterer Übertragungslei-tungen kaskadenartig in Richtung Süden nach sich zogen“, so der Abschlussbericht, und zu „weit räumigen Versorgungsunter-brechungen in Mittel- und Südwesteuropa“ führten. Das „Blackout“ durch kontrollierte Abschaltungen dauerte rund 35 Minuten. Ohne diesen gezielten „Lastabwurf“ wären die betroffenen Bereiche größer gewesen, und der Störfall hätte wahrscheinlich auch länger gedauert.Nun könnte reflexartig angenommen werden, das Problem würde in dieser Grö-ßenordnung nicht entstehen, wären die „Stromautobahnen“ nicht vernetzt. Der APG-Experte widerspricht jedoch: „Ein großes Netz macht Sinn und dessen Aufbau war ein gescheiter Gedanke.“ Schon aus Gründen der Solidarität: „Wenn etwa ein Kraftwerk in Österreich ausfällt, hilft ganz Europa“: Ein kontinentaleuropäisches Netz aus 24 nationalstaatlichen Netzen versorgt gegenwärtig rund 450 Mio. Menschen mit Strom.

Neue Netze sind die

Grundlage für die Nutzung der

erneuerbaren Energie.

Barbara schmidt, Generalsekretärin von oesterreichs energie

Cyber-Attacken: „Unmöglich ist nichts“Nicht nur von der Volatilität der Stromerzeugung und deren Einspeisung in die Netze droht Ungemach, sondern auch von Cyber-Attacken. „Die im Sommer 2010 bekannt gewordene Schadsoftware Stuxnet könnte ein Angriffstool zur Sabotierung von großen Industrieanlagen im Rahmen eines mit Cybermit-teln ausgetragenen Konfliktes sein“, heißt es in der Abteilung IKT-Sicherheit des Abwehramtes auf den Internetseiten des heimischen Verteidigungsministeriums. Und: „Mit einem Schad-code für jede erdenkliche Industriesteuerung ist aufgrund der ungenügenden Absicherung von Steuerungen zu rechnen. Mitt-lerweile sind etwa bereits Angriffe auf Stromzähler, die mit dem Internet verbunden sind, bekannt geworden“.Die Spezialisten empfehlen deshalb die Installierung geeig-neter Beratungs- und Prüforgane auf nationaler Ebene sowie die Entwicklung von Normen zur sicheren Implementierung von Steuerungen für besonders wichtige, besonders gefährliche und besonders gefährdete Unternehmen.

Was kommt nach Stuxnet?Stuxnet ist zwar seit zwei Jahren bekannt und mittlerweile unschädlich gemacht, aber damit ist die Gefahr von Schadsoft-ware nicht gebannt. Erst kürzlich wurde das Spionagevirus „Flame“ entdeckt. Was noch alles unerkannt im Umlauf ist, weiß freilich niemand.Gerhard Kreuzer vom Wien Energie Stromnetz Verteilmanage-ment schätzt die Gefahr einer Cyberkriminalität und einen Angriff auf die Stromnetze emotionslos-nüchtern ein: „Unmög-

lich ist nichts“. Gefahr drohe nicht nur von außen; ein Angriff sei auch von innen, etwa durch eigene Mitarbeiter, möglich. „Und das ist noch schlimmer.“ Bei der Wien Energie Stromnetz beschäftigt sich deshalb ein Mitarbeiter ausschließlich mit der Cybersicherheit.Die Enttarnung der Stuxnet-Schadsoftware betrachtet man nicht, als ginge einem das nichts an. Kreuzer: „Die Steuerungs-geräte, die im Iran Ziel der Attacke gewesen sind, haben wir auch im Einsatz.“

Entwarnung bei Smart MetersBei Smart Meters – den intelligenten Stromzählern – sieht man kein besonderes Gefährdungspotenzial: Zwar kann man sie ferngesteuert ein- und ausschalten, aber ein Szenario, wonach ein Angreifer eine große Zahl oder sogar alle Smart Meter auf einen Schlag ausschaltet, ist laut Kreuzer nicht real: „Das geht schon deshalb nicht, weil die hierfür erforderliche Bandbreite nicht vorhanden ist. So ein Abschalten könnte nur sukzessive erfolgen. Es würde sofort bemerkt werden und Gegenmaßnah-men auslösen.“Nicht ganz so entspannt sieht man die Dinge bei Smart Grids: Zur Kommunikation brauche man Internetverbindungen, die zwar gut geschützt sind, aber dennoch Angriffsmöglichkeiten bieten könnten. Wie wichtig der Schutz nationaler Infra strukturen am Beispiel der Stromnetze ist, illustriert APG-Betriebsmanager Klaus Kaschnitz mit einem Zitat aus einer Studie: „Eine Woche Blackout überlebt unsere Gesellschaft nicht“.

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Blackout

Da in der Energiewirtschaft die volatilen Energieträger Fotovoltaik und Windkraft an Bedeutung gewinnen – wobei diese Energie formen eben spontan und schwer planbar zur Verfügung stehen – werden die Prämissen für die Netzplanung unsi-cherer. „Die Vorhersagbarkeit der Netzbe-lastung wird immer schwieriger“, formu-liert Kaschnitz.

„Nehmen, was das Wetter hergibt“Die wachsende Gefahr, dass sich Störungen in Übertragungsnetzen zu großräumigen Versorgungsunterbrechungen aufschau-keln, hat mehrere Ursachen:

■ Windkraft und Solarenergie sind nicht „disponibel“: Man muss nehmen, was das Wetter hergibt – unabhängig vom tatsächlichen Bedarf. Gas- oder Pump-speicherkraftwerke sind hingegen gut steuerbar; sie lassen sich bei Lastspitzen kurzfristig hochfahren und auch schnell wieder abschalten.

■ Wind- und Solarparks stehen meist irgendwo im Abseits; Windräder werden häufig auch offshore – auf See in mehr oder weniger großem Abstand von der Küste – gesetzt. Die Distanzen zwischen den Erzeugungseinheiten und den Regio-nen mit hohem Stromverbrauch sind des-halb erheblich und driften immer weiter auseinander. Ein Beispiel: Das Burgenland hat hohe Windkraftkapazitäten, doch diese sind „verbrauchsfern“, sodass der Strom über weite Strecken transportiert werden muss. Bei Gas- oder Kohlekraftwerken

ist das anders: Sie wurden und werden aus ökonomischen Gründen möglichst in Regionen mit hoher Nachfrage nach elek-trischer Energie gebaut, sodass die Über-tragungswege vergleichsweise kurz sind.

■ Wind- und Solarstrom werden unabhän-gig vom Bedarf ins Netz eingespeist; ein Überschuss muss daher zwischenge-speichert werden. Der „worst case“ ist also ein Sonntag mit geringem Strom-verbrauch, viel Sonne und starkem Wind. Man braucht Pumpspeicherkraftwerke, um das Stromangebot an die Nachfrage anzupassen und auch hierfür wieder leistungsfähige Übertragungsleitungen, um den überschüssigen Strom zu den Speichern zu bringen. Was die Leistungs-fähigkeit dieser Anlagen betrifft, ist Österreich – topografisch bedingt – relativ besser dran als Deutschland. Die deutschen Pumpspeicher mit einer Gesamtkapazität von rund 8000 MW sind in wenigen Stunden leer.

■ Stromüberschuss hat auch eine ökono-mische Komponente: Er kann oft nicht mehr verkauft, nicht einmal verschenkt werden; im Extremfall müssen etwa die deutschen Netzbetreiber dafür zahlen, dass sie ihn los werden.

Die Herausforderungen an die Netzkapa-zität und die Netzstabilität werden in den nächsten Jahren noch größer werden. Das bedeutet etwa, dass bei vielfach erhöhter Kapazität 2020 – je nachdem ob der Wind weht oder Flaute herrscht – innerhalb von ein bis zwei Stunden Strom in der Größen-ordnung der Produktion der gesamten Kette unserer Donaukraftwerke ins Netz einge-speist wird – oder eben auch nicht.

Von einem Stromausfall wären weite Teile Europas, Österreich inklusive, betroffen.klaus kaschnitz, leiter Betriebsmanagement und Ökostrom austrian Power Grid (aPG)

Foto: Wien Energie

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Blackout

Noch dynamischer, wenngleich auf nied-rigerem Niveau, vollzieht sich die Fotovol-taikentwicklung: Deren installierte Gesamt-kapazität lag in Österreich Ende 2011 bei 175 MW; Ende 2012 werden es voraussicht-lich 325 MW sein.

Dynamische Entwicklung, schleppender Netzausbau In Deutschland sind gegenwärtig 25.000 MW Fotovoltaikkapazität installiert. Dies ist eine Leistung, die etwa dem Zehnfachen der gesamten österreichischen Donaukette ent-spricht. Je nachdem ob die Sonne scheint, oder nicht, können 15.000 bis 20.000 MW Strom aus Fotovoltaikanlagen ins Netz ein-gespeist werden – oder eben auch nicht. „Das entspricht mehr als dem Doppelten der Spitzenlast von ganz Österreich“, illustriert Kaschnitz.Bei solchen Dimensionen ist nachvollzieh-bar, dass man bei der APG den schleppenden Netzausbau bei unserem Nachbarn- nach Pressemeldungen sind dort von 1834  km Trasse erst 214 km gebaut und 100 km in Betrieb – „mit Sorge“ betrachtet: Von einem Stromausfall wären nämlich weite Teile Europas, Österreich inklusive, betroffen.Doch auch in Österreich ist die nachhal-tige Stromversorgung noch nicht völlig gesichert: Ein 380-kV-„Sicherheitsring“ soll die Stromanspeisung aller großen Ver-brauchszentren von zwei Seiten sowie die Einspeisung neuer Windkraftanlagen und Pumpspeicherkraftwerke ermöglichen. Eine Lücke im Südosten Österreichs wurde 2009 mit der „Steiermarkleitung“ geschlossen; eine zweite Lücke im Westen klafft jedoch immer noch. Mit der „Salzburgleitung“ wird das Ringkonzept voraussichtlich erst 2020 komplettiert sein.

„Blackout-Planspiel“ für WienVon einem Blackout im APG-Netz wäre auch die Bundeshauptstadt betroffen, weil sich der Versorgungsbereich der Wien Ener-gie Stromnetz GmbH nicht im Inselbetrieb betreiben lässt. Künftig soll dies jedoch möglich sein, erklärt Gerhard Kreuzer vom Wien Energie Stromnetz Verteilnetzma-nagement.Bereits vor drei Jahren hat man sich in Wien intensiv mit dem Thema Blackout und den möglichen Folgen beschäftigt, nach-dem man zuvor, nicht nur in Österreich, Stromnetze eigentlich nicht als „kritische

Infrastruktur“ betrachtet hatte. Die Initia-tive hierzu ging von der Wiener Magistrats-direktion aus, die im Rahmen der Vorberei-tung zur Euro 2008 bei Wien Energie Strom-netz anfragte, welche Auswirkungen ein großflächiger Stromausfall hätte.In der Folge wurde die Gruppe „Krisenma-nagement und Sicherheit“ in der Magis-tratsdirektion (MDKS) beauftragt, das Thema aufzuarbeiten. So etwa mit allen Einsatzorganisationen, also Polizei, Ret-tung, Feuerwehr, Hilfsdienste, dem Bundes-heer sowie dem Krankenanstaltenverbund und zudem mit Versorgern, vor allem aus dem Lebensmittelbereich.Kreuzer: „Das Planspiel ging von einem Blackout aus, das um sieben Uhr beginnt und 24 Stunden dauert. Die Fragestellung lautete: Wie geht man damit um?“

Chaos droht binnen kurzer Zeit Zu allererst sei es wichtig, ein Black-out überhaupt als solches zu erkennen und von einem kleinräumigen Störfall zu unterscheiden. Die Einsatzorganisationen werden über den in Wien flächendeckenden Behördenfunk (BOS) sowie mit Fax kommu-nizieren. Die Handynetze werden nämlich schnell überlastet sein.Die Bevölkerung wird aufgerufen, zu bestimmten Zeiten dem Radio Informa-tionen zu entnehmen. Das kann der größte Teil der Bevölkerung über netzunabhängige Geräte wie Autoradios oder Handys, deren Radioempfangsteil vom Mobilfunknetz unabhängig ist. Das Telefonfestnetz in Wien funktioniert, nicht jedoch der Betrieb von Schnurlostelefonen und Telefonen mit Stro-manschluss sowie Nebenstellenanlagen.„Innerhalb des Gürtels wird der Ver-kehr zusammenbrechen“, schildert Kreu-zer weiter und zwar nicht nur wegen der Ampeln, die ausfallen: Auch der öffentliche Verkehr wird betroffen sein. Eine Niederflur-straßenbahn kann im Gegensatz zu älteren Baureihen nicht händisch bewegt werden; das ist fatal, wenn die Garnitur mitten auf einer Kreuzung zum Stehen gekommen ist.

Feuerwehr zu Fuß unterwegsDie Feuerwehr wird Hochbetrieb haben und ihr Notruf wahrscheinlich zusammenbre-chen. Sie wird vor allem mit der Befreiung von Personen aus steckengebliebenen Auf-zügen beschäftigt sein, was lange dauern dürfte, da die Einsatzkräfte mit ihren Fahr-

In Wien funktioniert

bei einem Blackout

keine einzige Tankstelle.

Gerhad kreuzer, Wien energie stromnetz Verteilnetzmanagemnt

Foto: Wien Energie

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Juni 2012 Oesterreichs Energıe. · 11

Blackout

zeugen hoffnungslos im Stau stecken blei-ben und daher nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad ihre Einsatzorte erreichen können. In den Lifts wird bald Finsternis herrschen, da die vorgeschriebenen Notbeleuchtungen nur so lange funktionieren, als die Batte-rien geladen sind. Aber auch die Brandge-fahr wird steigen und zwar durch unsach-gemäßes Hantieren mit Kerzen. Solche Zimmerbrände wird man mit Wasser aus Kübeln löschen müssen. Durch genügend hohen Eigendruck sollte in Wien wenigstens die Wasserversorgung weiter funktionieren.Krankenhäuser müssen über eine Notstrom-versorgung für mindestens 24 Stunden ver-fügen; die tatsächliche Dauer hängt davon ab, wie viel Dieselkraftstoff für die Genera-toren gebunkert ist und wie viele Verbrau-cher mit welcher Leistung angeschlossen sind. Die Arzneimittelversorgung scheint zunächst weitgehend gesichert, doch beim Nachschub kann es zu Problemen kommen, die sich wahrscheinlich erst später bemerk-bar machen.„In Wien funktioniert bei einem Blackout keine einzige Tankstelle“ (Kreuzer); Einsatz-

fahrzeuge würden jedoch vom Bundesheer aus deren Tanks versorgt werden können. Apropos Bundesheer: Es würde auch eine Notverpflegung der Bevölkerung mit Feld-küchen sichern.Ein beträchtliches Problem tut sich im Fremdenverkehr auf: Im Wien nächtigen im Tagesdurchschnitt rund 30.000 Menschen. Die Notbeleuchtung in Hotels ist auf zwei Stunden ausgelegt. Dann wird es finster und die Hotels müssen, Vorschrift ist Vorschrift, evakuiert werden. Niemand weiß, wohin mit Zehntausenden, die auf der Straße stehen. Kreuzer: „Auf so etwas kommt man erst, wenn man sich damit beschäftigt“.Nicht minder schwer wiegt das Problem, das auf den Lebensmittelhandel zukommt: „Wenn die Kühlkette länger als vier Stunden unterbrochen ist, muss nicht nur Tiefkühl-ware, sondern auch Ware aus dem Kühl-regal vernichtet werden. Man darf diese Lebensmittel, selbst wenn sie noch ein-wandfrei sind, nicht einmal verschenken“, erklärt Kreuzer. Nicht nur über diese Konsequenz müsse man intensiv nachdenken. ■

Die größten Blackouts in der StromversorgungJahr Region Ursache

Zahl der Betroffenen (zirka)

Dauer bis zur vollständigen Wiederversorgung

1998 Neuseeland techn. Defekt 70.000 vier Wochen

1999 Brasilien (70 %) Naturereignis 97 Mio. 5 Stunden

2001 Indien techn. Defekt 226 Mio. 12 Stunden

2003 Nordost-Amerika Kraftwerks- und Leitungsausfälle 50–60 Mio. fast 48 Stunden

2003 Londonwartungsbedingte Freischaltungen

400.000 40 Minuten

2003 Italien hohe Leitungsbelastung 50 Mio. 20 Stunden

2003 Dänemark/SüdschwedenLeitungsabschaltungen und Kraftwerksausfall

k. A. k. A.

2004 Trier (D)/Luxemburgzeitliches Zusammentreffen von Kurzschluss und Wartungsarbeiten

k. A. ca. 4,5 Stunden

2004 Spanientechn. Defekt/menschliches Versagen

2 Mio. 5 Blackouts in 10 Tagen

2005 Münsterland extreme Witterung 250.000 mehrere Tage

2005 Indonesien techn. Defekt 100 Mio. 7 Stunden

2006Mittel- und Südwesteuropa

Zusammentreffen von Leitungsab-schaltung und Lastflussänderung

mehrere Mio. 37 Minuten

2009Großteil von Brasilien, Paraguay

starker Regen und Sturm 87 Mio. 7 Stunden

2011 Teile von Brasilien techn. Defekt 53 Mio. 16 Stunden

Quellen: „Power Blackout Risks“, CRO Forum 2011 und „Analyse und Bewertung der Versorgungssicherheit in der Elektrizitätsversorgung“, Consentec 2008

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12 · Oesterreichs Energıe. Juni 2012

Blackout

Blackouts betreffen jeden

Durch den steigenden Stromver-brauch und den Umbau des Energiesystems stoßen die Strom-

netze in Spitzenzeiten an ihre Kapa-zitätsgrenzen. Die Gefahr eines Blackouts steigt, und oft genügt dann nur ein kleiner Anstoß für den Stromausfall. Die Schäden, die ein Blackout verursacht, sind dage-gen enorm, denn unsere Gesellschaft ist vom Funktionieren elektrischer Systeme abhängig. Am unmittelbarsten spürt die vernetzte Gesellschaft ein Blackout natürlich durch den schrittweisen kompletten Wegfall von Kommunikations- und IT-Infrastrukturen. Stromabhängige Endgeräte wie Desktop-Computer, Server sowie Kabel- und DSL-Modems (Digital Subscriber Line) fallen sofort aus, heißt es im Bericht des Aus-

schusses für Bildung, Forschung und Tech-nikfolgenabschätzung für den deutschen Bundestag. Akkubetriebene, mobile Geräte können je nach Ladezustand und Nutzungsweise noch ein paar Stunden oder Tage genutzt werden. Doch da in Laptops integrierte Modems von Orts- bzw. DSL-Vermittlungsstellen abhängig sind, die spätestens nach ein paar Stunden ausfallen, ist ein Internetbetrieb nur noch zeitlich begrenzt möglich. Ana-loge Telefonapparate können vorerst weiter betrieben werden; diese werden über Tele-fonkabel von Ortsvermittlungsstellen mit Strom versorgt, die über einen Energiepuf-fer verfügen. Die Fernvermittlungsstellen könnten so, über Notstromaggregate ver-sorgt, acht Stunden bis vier Tage weiterar-beiten.

elektriZität ist der treibstoff unserer hochtechnisierten Gesellschaft. ein

länGer dauernder stroMausfall Würde ihren Motor ZuM stillstand brinGen –

Mit GraVierenden ausWirkunGen auf Jeden einZelnen. VON DIETER ADAMETZ

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Blackout

Blackouts betreffen jedenAuch das Mobilfunknetz kann mittelfristig aufrechterhalten werden: Die Endgeräte sind, je nach Akkuladestand, vorerst nicht betroffen, da die zentralen Vermittlungs-stellen bei funktionierender Notstromver-sorgung noch etwa acht bis 48 Stunden funktionieren. „Schwächstes Glied“ in dieser elektronischen Kommunikationskette sind allerdings die Basisstationen. Sie verfügen über einen Energiepuffer von nur 15 Minu-ten bis maximal acht Stunden. Außerdem ist damit zu rechnen, dass Mobilfunknetze dauerhaft überlastet sind.

„Schwächstes Glied“ BasisstationVon einer funktionierenden Kommunika-tionsinfrastruktur hängen jedoch vielfäl-tige Dienstleistungen ab: Mit groben Ein-schränkungen müsste etwa der Geldver-kehr rechnen: Banken müssen geschlossen bleiben, Geldautomaten würden ausfallen. Onlinebanking ist nicht mehr möglich, der bargeldlose Zahlungsverkehr kommt zum Erliegen. Bei einem tagelangen Stromaus-

fall würde die Nachfrage nach Bargeld stark steigen, was wiederum aufgrund der geschlossenen oder im Notbetrieb arbei-tenden Banken zu gravierenden Problemen führen würde.

Verkehr kommt zum ErliegenVon einem Back-out sind sowohl der Indi-vidual- als auch der öffentliche Nah- und Fernverkehr betroffen: In Ballungszentren fallen Straßenbeleuchtung, Ampel- und Belüftungsanlagen sofort aus. Schranken-anlagen öffnen sich nicht mehr, Straßen-bahnen und Oberleitungsbusse bleiben stehen. Es kommt zu Unfällen und Staus. In den Städten bleiben U-Bahnen stehen und müssen evakuiert werden. Elektrische Züge bleiben auf offener Strecke, auf Brücken oder in Tunneln liegen. Stellwerke und Wei-chen können nur mehr von Hand bedient werden. Da die Treibstoffpumpen ausfallen, kann auch an den Zapfsäulen nicht mehr getankt werden.Trotz der extensiven Notstromversorgung der Flughäfen würde der Luftverkehr auf

InfoVon einer funktionierenden kommunikationsinfra-struktur hängen vielfältige Dienstleistungen ab. Bei einem Blackout müsste etwa der Geldverkehr mit großen einschränkungen rechnen. Banken müssen geschlossen bleiben, Geld automaten würden ausfallen. onli-nebanking ist nicht mehr möglich, der bargeldlose zahlungsverkehr würde zum erliegen kommen.

Fotos: Lachkovics, Wien Energie, Fuchs/IMP Erlangen

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Blackout

ein Minimum reduziert werden, da vor allem Probleme im Bereich der Flughafenlogistik entstehen. Im Schifffahrtsbereich kommt zudem das Be- und Entladen zum Erliegen, da die Kräne nicht mehr mit Strom versorgt werden können. Außerdem kann die Lage-rung von gefährlichen oder verderblichen Gütern nicht mehr gewährleistet werden.Nicht zu unterschätzen sind auch die Aus-wirkungen im Trinkwasser- und Abwas-serbereich: Die Wasserförderung durch Pumpen kann bereits nach kurzer Zeit zum Erliegen kommen. Glück haben nur Städte, wo die Wasserversorgung über genug natür-lichen Wasserdruck verfügt. Voraussetzung dafür ist ein hohes Gefälle der Wasserver-sorgungsanlagen. Durch den Ausfall der Mess- und Regel-technik sowie der Pumpen wird auch die Wasseraufbereitung stark gehemmt, heißt es im Bericht weiter. Die Abwasserentsor-gung bricht zusammen, da der Abtrans-port vielerorts auf Pumpen und Hebewerke angewiesen ist. In Kläranlagen kommt die Abwasserbehandlung zum Erliegen, was die Umweltverschmutzung und Seuchenge-fahr ansteigen lässt.

Probleme im GesundheitswesenDa die Krankenhäuser bei einem großflä-chigen und längerfristigen Stromausfall ausschließlich auf ihre eigene Notstrom-versorgung angewiesen sind, müssten Abteilungen geschlossen werden. Arztpra-xen werden zum Teil ebenfalls gesperrt, da viele Diagnoseapparate Strom benötigen und Ärzte in Krankenhäuser oder zu Sam-melstellen berufen werden. Bereits in der ersten Woche könnte ein Mangel an Insu-lin, Blutkonserven, Blutprodukten, Sterilgut und frischer Wäsche entstehen.Auch die Versorgung mit Medikamenten ist zunehmend schwieriger, wenn die Vorräte der Krankenhausapotheken aufgebraucht sind. Eine bedarfsgerechte Belieferung durch Hersteller und Handel bleibt aus. Im

schlimmsten Fall sehen sich die Kranken-häuser dann mit schwindenden Kraftstoff-reserven ihrer Notstromaggregate konfron-tiert. Auch Apotheken können Medikamente nicht mehr nachbestellen, die richtige Lagerung der Medikamente wird immer schwieriger. In den Alten- und Pflegeheimen sind die Aufzüge, Pflegestationen und die Essensbereitung auf Strom angewiesen, was große Probleme bei der Versorgung und Pflege auslösen würde.In der Lebensmittelversorgung ist mit gra-vierenden Problemen zu rechnen: So hat der Stromausfall Auswirkung auf die landwirt-schaftliche Nutztierhaltung, Milchgewin-nung, Stallreinigung, Fütterung, Beleuch-tung und Klimatisierung. Bei einem lang andauernden Stromausfall – insbesondere im Winter – kann es sogar zum Massenster-ben von Tieren in Großbetrieben kommen.Im Lebensmittelhandel kann die fachge-rechte Lagerung und Kühlung der Lebens-mittel nicht mehr gewährleistet werden, und auch die Kassensysteme würden nicht mehr funktionieren. Es kommt zu Proble-men bei der bedarfsgerechten Nachliefe-rung, die Preise steigen an. Bereits nach einer Woche können in den von Stromaus-fällen betroffenen Gebieten die Lebensmit-telvorräte zur Neige gehen. Dass ein längeres Andauern einer solchen Gesamtsituation generell als zermürbend empfunden wird, steht außer Frage. Darü-ber hinaus kann es – durch den Wegfall von elektronischer Sicherheitstechnik und der stark eingeschränkten Kommunikations-möglichkeiten – in der Folge auch zu einem Steigen der Kriminalitätsrate kommen. Wie Studien belegen, kann also ein längeres Blackout die Gesellschaft schwer destabi-lisieren. Doch schon häufigere kurze Black-outs gefährden Wirtschaftsstandorte. So verursachen Blackouts – die kurz mehrmals am Tag auftreten können – beispielsweise in den USA jährlich einen ökonomischen Scha-den von bis zu 164 Mrd. US-Dollar. ■

Durch den Ausfall von Mess- und

Regeltechnik sowie von

Pumpen ist bei einem

Blackout auch die Wasser-

aufbereitung gestört.

Foto: Flexliner Langendorf

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Politik

Ausbau von Pump-speicherkraftwerken

Um den Ausbau von Pumpspeicherkraft-werken in Österreich, Deutschland und der Schweiz voranzutreiben, haben Wirt-schafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner, der deutsche Wirtschafts- und Technologieminister Philipp Rösler sowie die schweizerische Energiebundes-rätin Doris Leuthard eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Durch die bessere Abstimmung mit Deutschland und der Schweiz könnten österreichische Kapazi-täten effizienter genutzt und neue Poten-ziale erschlossen werden, erklärte Mitter-lehner.Für den Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien seien Pump speicherkraftwerke notwendig, betonte wiederum Rösler. Aufgrund der gemeinsamen Erklärung könnten kon-krete Schritte für die länderübergreifende Nutzung vorhandener Speicherkapazitäten und für gemeinsame Aktivitäten zu deren Ausbau getätigt werden.

Neues GasmarktmodellDie Verordnung zur Neugestaltung des Netzzuganges und der Bilanzierung für den österreichischen Gasmarkt wurde von der E-Control Austria beschlossen und soll ab 1. Jänner 2013 in Kraft treten. Das neue Modell soll den Zugang zu den Fernleitungsnetzen vereinfachen sowie den Markteintritt für Gaslieferanten erleich-tern. Vor allem Kleinkunden sollen von der Öffnung der internationalen Gasdreh-scheibe für den Inlandsmarkt profitieren,

sagen die beiden Vorstände der E-Control, Walter Boltz und Martin Graf. Ein vertraglicher „One-Stop-Shop“ und eine koordinierte engpassfreie Kapazitäts-verwaltung würden bestehende Barrieren für neue Gasanbieter beseitigen und neue Handelsmöglichkeiten zur Belebung des Wettbewerbes schaffen. Ein liquider Gas-handelsplatz erhöhe auch die Versorgungs-sicherheit durch vielfältigere Bezugsmög-lichkeiten.

Japan ist atomstromfreiGut ein Jahr nach der Katastrophe in Fukushima wurde der letzte noch aktive Reaktor „Tomari 3“ im Norden Japans zu Wartungsarbeiten heruntergefahren. Japan verfügt noch über 50 Reaktoren, die nunmehr alle abgeschaltet sind. Keiner der Reaktoren, die seit des Atomunglücks zu Wartungsarbeiten „ausgeschaltet“ worden sind, durften bisher wieder in Betrieb gehen. Die Regeln wurden so verschärft, dass Atomkraftwerke nicht nur einen Stresstest der Internationalen Atomener-giebehörde bestehen, sondern auch die Zustimmung der örtlichen Mandatsträger erhalten müssen.

Um den Strombedarf in Japan decken zu können, wird nun vermehrt auf den Einsatz von Kohle, Gas und Erdöl zur Strompro-duktion gesetzt. Japanische Stromkonzerne warnen jedoch vor Engpässen während der heißen Sommertage. Nach Angaben von Kansai Electric Power könnte aufgrund des hohen Strombedarfs für Klimaanlagen der Bedarf das Angebot um 20 Prozent über-steigen.

USA verhängen Strafzölle auf SolarimporteDas us-handelsministe-rium verhängte wegen Preisdumpings strafzölle zwischen 31 und 250 Pro-zent auf chinesische solareinfuhren. Denn die konkurrenz aus china setzt solarunternehmen in den usa, aber auch in Deutschland massiv zu, da sie wegen staatli-cher subventionen ihre Produkte unter den her-stellungskosten anbieten würden, begründete das us-handelsministerium die strafzölle. Der deutsche solarworld-konzern, der die klage zusammen mit einigen us-unternehmen in den Verei-nigten staaten ins rollen gebracht hatte, begrüßte die sanktionen. „illegale chinesische handels-praktiken zerstören den solarmarkt und gefährden zahlreiche arbeitsplät-ze“, betonte solarworld-unternehmenschef Franz asbeck. er zeigte sich davon überzeugt, dass das urteil aus den usa ein signal an europa sei, wo vergleichbare Maßnahmen ergriffen werden müssten.

Kroatien: Strom- und Gas-preise steigenDie kroatische regierung hat für haushalte eine Gaspreiserhöhung von 22 Prozent sowie eine strompreiserhöhung um 20 Prozent beschlossen. Für teile der industrie bleibt der Gaspreis in den kommenden Monaten un-verändert, für öffentliche einrichtungen wird Gas um 6,75 Prozent billiger. Wirtschaftsminister radi-mir cacic rechtfertigte die erhöhungen, indem er be-tonte, dass kroatien einen der niedrigsten energie-preise in europa habe.

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Politik

„Gemeinsam für mehr Transparenz“der enerGiehandel und die enerGiePreise sollen durch die „reGulation on

enerGy Market inteGrity and transParency“ (reMit) leichter durchschaubar

Werden – auch Wenn noch Manche fraGen unGeklärt sind.

Wir freuen uns, diese Veranstal-tung gemeinsam mit der Ener-gie-Control Austria auszurich-

ten; es ist ja nicht selbstverständlich, dass so etwas geschieht“, betonte die General-sekretärin von Oesterreichs Energie, Bar-bara Schmidt, beim Kongress über die „Regulation on Energy Market Integrity and Transparency“ (Remit) Ende Mai in Wien. Schmidt erläuterte, die Remit-Verordnung der Europäischen Kommission sei seit Ende Dezember des Vorjahres in Kraft. Da es sich um eine Verordnung handle, könnten viele Bestimmungen unmittelbar angewandt werden und bedürften keiner Übertragung in einzelstaatliches Recht. Dies betreffe insbesondere zentrale Bestimmungen, wie

etwa das Verbot des Insiderhandels und der Marktmanipulation sowie die Pflicht zur Veröffentlichung von Insiderinformationen.Laut Schmidt bereitet die europäische Agentur der Regulierungsbehörden (ACER) in Abstimmung mit den nationalstaatlichen Regulierungsbehörden die Registrierung der von Remit betroffenen Marktteilnehmer vor. Gemäß dem Zeitplan der Kommission soll das Datenformat für die Registrierung im Sommer veröffentlicht werden. Hinsichtlich der Details sind aber noch manche Fragen offen, stellte Schmidt fest. So gelte es etwa, detailliert zu definieren, was mit den Begriffen „Insiderhandel“ sowie „Marktmanipulation“ gemeint sei. Oesterreichs Energie wolle nicht zuletzt

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Politik

InfoDie „regulation on energy Market integrity and trans-parency“ (remit) ist seit 28. Dezember 2011 in kraft. sie beinhaltet regeln für das Verhalten von Marktteil-nehmern auf den Groß-handelsmärkten für strom sowie erdgas. Verboten sind der insiderhandel, die aufforderung zum insider-handel, die Marktmanipu-lation sowie der Versuch der Marktmanipulation. allerdings gibt es bis dato keine vollständige liste verbotener Vorgangsweisen. Die energieunternehmen müssen der acer Funda-mentaldaten melden, um ihr die Überwachung des handels zu ermöglichen.

mit Veranstaltungen wie dem Remit-Kon-gress ihre Mitglieder möglichst frühzeitig über die anstehenden Herausforderungen informieren und den Dialog mit den Regu-lierungsbehörden führen, um zur Lösung der offenen Fragen beizutragen. Die E-Wirt-schaft bekenne sich zur Transparenz des Marktes. Bereits seit Sommer 2011 würden Daten hinsichtlich der Kraftwerksleistung und des -einsatzes freiwillig an die Transpa-renzplattform der für Zentraleuropa maß-geblichen Leipziger Energiebörse EEX gemeldet. Oesterreichs Energie habe sich an der Erarbeitung von Remit aktiv beteiligt. „Für die E-Wirtschaft ist es wichtig, dass es europaweit harmonisierte Regeln für den Energiehandel und gleiche Transparenz-anforderungen für alle Marktteilnehmer gibt. Ein österreichisches Vorpreschen wäre dagegen nicht ratsam“, betonte Schmidt. Überdies müsse Remit auch für kleine Ener-gieunternehmen leistbar sein.

Einheitliches Regelwerk notwendig E-Control-Vorstand Walter Boltz warnte davor, die Reichweite von Remit zu unter-schätzen. Von den diesbezüglichen Bestim-mungen seien keineswegs nur die Energie-händler betroffen, sondern nicht zuletzt

auch die Betreiber von Kraftwerken sowie Erdgasspeichern: „Remit betrifft somit wesentlich mehr Marktteilnehmer als gemeinhin angenommen wird.“ Laut Boltz macht die Europäisierung der Handelstä-tigkeit auch eine Europäisierung der Über-wachung des Handels erforderlich. Auch sei es sinnvoll gewesen, eigene Regeln für die Überwachung des Energiehandels zu schaffen, statt jene für den Handel mit Finanzprodukten zu übernehmen. „Die Finanzmarktaufsicht zielt ja eher auf die Stabilität der Märkte als auf die Transpa-renz des Handels und der Preise. Bezüglich des Energiehandels liegt der Schwerpunkt der Kontrolle dagegen eher auf den letzte-ren beiden Punkten“, erläuterte Boltz. Wie der Regulator hinzufügte, sind mit der Verordnung etwa 85 Prozent der Remit-Bestimmungen unmittelbar in Kraft getre-ten. Umzusetzen seien „nur noch einige Details, vor allem die Durchsetzungs- und Überwachungsrechte sowie die Strafbe-stimmungen“. Ein ähnliches System wie Remit bestehe in den USA bereits seit längerem, fügte Boltz hinzu. Die dortigen Regulierungsbehörden verfügten über umfassende Rechte gegen Marktmanipulationen. Auch im Handels-raum der skandinavischen Energiebörse Nord Pool bestehe seit 2002 ein Verbot des

Foto: EEX

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Politik

Insiderhandels sowie der Marktmanipu-lation. In Italien, Frankreich, Spanien und Portugal seien ebenfalls entsprechende Bestimmungen in Kraft. „Wir als Regu-latoren waren uns daher mit der E-Wirt-schaft einig, dass es sinnvoll ist, ein euro-paweit einheitliches Regelwerk zu schaffen. Andernfalls wären im Extremfall 27 unter-schiedliche Systeme für die Marktüber-wachung entstanden, und das wollte nie-mand.“

Mit einem Fuß im KriminalWerner Fleischer, Mitglied des Vorstands der Verbund Trading AG, sprach sich für

eine Unterstützung von Transparenzmaß-nahmen aus und stimmte dieser Fest-stellung des Regulators zu: „Auch wir als Energieunternehmen halten es für sinnvoll, ein eigenes Überwachungssystem für den Energiehandel zu etablieren und nicht die Regeln für den Finanzmarkt zu überneh-men.“ Der Umgang mit Remit sei kompli-ziert genug. Unter anderem bestehe die Gefahr, dass die Energieunternehmen ACER sowie den jeweiligen nationalstaatlichen Regulie-rungs- sowie Marktaufsichtsbehörden dieselben Daten jeweils gesondert melden müssten. „Die Verpflichtung zu solchen

„Wir brauchen eindeutige Verhaltensmaßregeln“ Werner fleischer, Vorstand der Verbund tradinG aG, über die

herausforderunGen und ProbleMe rund uM reMit.

Oesterreichs Energie: Die remit-Verordnung ist seit 28. Dezember 2011 in kraft. Was hat sich dadurch für die energie-handelsunternehmen geändert? Werner Fleischer: Die formellen Vorschriften sind viel strik-ter geworden. Wir mussten unsere internen Regelwerke erheb-lich verändern und unseren Mitarbeitern noch stärker bewusst machen, was Insiderhandel und was Marktmanipulation sein kann.

Oesterreichs Energie: Beim remit-kongress von oesterreichs energie sagte der Vorstand der energie-control austria, Walter Boltz, der zunehmende grenzüberschreitende handel mache auch eine grenzüberschreitende handelsüberwachung nötig, um Marktmissbrauch zu verhindern. Werner Fleischer: Ich sehe das nicht ganz so. Mit der wach-senden Integration der Märkte in den EU-Mitgliedstaaten ent-steht ein einheitlicher, großer Markt. Je größer aber ein Markt ist, desto geringer ist die Chance eines einzelnen Unternehmens, ihn zu beeinflussen. Eine stärkere Marktintegration ist somit sicher ein Mittel, Manipulationen hintanzuhalten, sofern es sie

überhaupt gibt. Klar ist allerdings: Wenn man schon euro-

päische Regeln für die Marktüberwa-chung einführt, sollten diese in der nationalstaatlichen Handhabung nicht wieder auseinanderfließen. In Deutschland beispielsweise wird eine „Markttransparenzstelle“ geschaffen, die zwischen Regulator und Kartellbehörde angesiedelt ist. Das ist eine Besonderheit, die es in

keinem anderen EU-Mitgliedstaat gibt.

Oesterreichs Energie: sie sagten beim remit-kon-gress von oester reichs energie, sie kämen sich vor, als ob sie „mit einem Fuß im kriminal“ wären. Was heißt das?Werner Fleischer: Etli-

che Vorschriften im

Rahmen von Remit sind noch nicht sehr konkret, müssen aber eingehalten werden. Das ist mit dem Risiko behaftet, dass eine Handlung als strafrechtlich relevant eingestuft werden kann, obwohl das auf den ersten Blick trotz sorgfältiger Überlegungen nicht zu vermuten ist.Ein Beispiel ist die Frage, wann Insiderinformationen zu melden sind oder was Marktbeeinflussung heißt. Letzteres ist umso problematischer, als schon die versuchte Marktmanipulation strafbar ist. Wir brauchen unbedingt eindeutige Verhaltensmaß-regeln für unsere Mitarbeiter. Es muss klar sein, was zulässig ist und was nicht.

Oesterreichs Energie: Was sind die nächsten umsetzungs-schritte im rahmen von remit, und welche herausforderungen ergeben sich dadurch für die energiehändler? Werner Fleischer: In den kommenden Monaten müssen sich alle Marktteilnehmer bei ACER, der Agentur der europäischen Regulierungsbehörden, registrieren lassen. Außerdem sind die Datenformate für die Übermittlung der Handelsdaten festzule-gen. Ich fürchte, ACER unterschätzt, wie kompliziert es sein kann, von verschiedenen Quellen die Daten einzusammeln und zu einem vernünftigen einheitlichen Datenformat zu kommen.

Oesterreichs Energie: im zusammenhang mit den Veröffent-lichungspflichten für insiderinformationen meint ein Vertreter von acer, so heiß werde das alles nicht gegessen. Werner Fleischer: Das ist eine gute Nachricht. Hundertprozen-tige Sicherheit gibt es nirgends. Angemessene Maßnahmen hin-sichtlich der Sicherheit technischer Systeme, aber auch, was die Fehleranfälligkeit von Prozessen, was den menschlichen Faktor betrifft, müssen als ausreichend anerkannt werden.

Oesterreichs Energie: sie sind im rahmen von oesterreichs energie mit remit befasst. Was wird getan, um den Mitgliedern den umgang damit zu erleichtern? Werner Fleischer: Oesterreichs Energie wurde sehr früh ini-tiativ und hat einen Leitfaden entwickelt, der erläutert, was Insiderhandel und Marktmanipulation sind. Auch finden immer wieder Informationsveranstaltungen statt. Erfreulich wäre dabei allerdings eine etwas größere Zahl von Teilnehmern. Das Thema müsste auch noch breiter gestreut und an die Entschei-dungsträger herangetragen werden. Es sind ja im Prinzip alle, die im liberalisierten Markt tätig sind, betroffen.

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Politik

Mehrfachmeldungen sollte nach unserer Auffassung tunlichst vermieden werden“, empfahl Fleischer. Und er fügte warnend hinzu: Nicht zuletzt bringe Remit „ein bisher nicht gekanntes Ausmaß an Strafbe-stimmungen. Wir sind gewissermaßen mit einem Fuß im Kriminal. Da hört der Spaß auf.“ Alle Entscheidungsträger und Akteure im Stromhandel müssten sich daher intensiv mit den Anwendungsproblemen der Remit auseinandersetzen. Um den Energieunter-nehmen den Umgang mit Remit zu erleich-tern, habe Oesterreichs Energie daher einen Leitfaden erstellt. „Allerdings ist dessen Beachtung noch kein Freibrief für rechts-konformes Verhalten“, stellte Fleischer fest (siehe auch Interview, Seite 18).

Gesunder Menschenverstand ACER-Experte Volker Zuleger erläuterte, Remit basiere im Wesentlichen auf drei Säulen: erstens dem Verbot des Insiderhan-

dels und der Marktmanipulation, zweitens der Marktüberwachung und drittens der Rechtsdurchsetzung. Die in der Verordnung enthaltene Definition des Marktmissbrauchs beruhe auf den ein-schlägigen Bestimmungen für den Finanz-markt. Eine vollständige Liste der erfassten Tatbestände gebe es nicht. Welche Informa-tionen die Unternehmen den Behörden zu melden hätten, werde noch festgelegt. Das diesbezügliche Datenformat wolle die ACER bis Ende Juni festlegen. Jedenfalls werde der Handel automatisch überwacht. In Ver-dachtsfällen werde ACER die nationalstaat-lichen Behörden informieren, die ihrerseits dann die Untersuchungen vorzunehmen hätten.Allerdings werde auch Remit nicht so heiß gegessen wie gekocht, stellte Zuleger klar. Es könne durchaus vorkommen, dass ein Energieunternehmen aufgrund technischer Probleme trotz aller Bemühungen nicht in der Lage sei, seiner Pflicht zur Veröffentli-

„Der Markt muss Klarheit haben“ WolfGanG Von rintelen, director leGal & coMPliance der eeX, über den

uMGanG der leiPZiGer enerGiebörse Mit reMit

Oesterreichs Energie: Wie bereitet sich die eeX auf remit vor? Wolfgang von Rintelen: Als Börse sind wir nach deutschem Recht bereits zur umfassenden Überwachung des Handels verpflichtet. Die Börse selbst ist sicher und manipulationsfrei. Remit stellt uns im Bereich Insiderhandel vor neue Herausfor-derungen, da diese Regelungen bislang nicht für den Energie-markt galten. Wie die Marktteilnehmer brauchen auch wir Klar-heit darüber, was eine Insiderinformation ist. Diese anfängliche Unsicherheit im Umgang mit diesen neuen Regelungen wird durch zunehmende Erfahrungen und Präzisierung durch Acer wettgemacht werden.

Oesterreichs Energie: Wie wird die zusammenarbeit der han-delsüberwachungsstellen mit acer und den nationalstaatli-chen regulatoren in sachen remit funktionieren? Wolfgang von Rintelen: Die diesbezüglichen Aufgaben der Handelsüberwachungsstellen sind noch nicht festgelegt. Wir als EEX decken über unser Joint-Venture EPEX viele Marktge-biete ab und haben bereits jetzt umfassende Kooperationen mit verschiedenen nationalen Energie- und Finanzmarktaufsehern. Hinzu gekommen ist ACER, die hier koordinierende Aufgaben hat und die grenzüberschreitenden Aktivitäten überwacht. In Deutschland wird die Bundesnetzagentur neue Zuständigkeiten im Bereich der Überwachung erhalten. Insgesamt müssen sich neue und alte Aufsichtsbehörden unter-einander und mit uns koordinieren. Dies gilt insbesondere auch für die Koordination von ACER und ESMA, zuständig für den Finanzmarkt, im Bereich der Marktverhaltensaufsicht. Diese Koordination wird aus unserer Sicht eine der großen Herausfor-derungen der kommenden Zeit sein. Wichtig ist die Abstimmung der verschiedenen Zuständigkeiten, hier sind die Rechtsgrund-lagen recht unpräzise. Vermeiden sollte man durch Doppelzu-

ständigkeiten gegenüber den Marktteilnehmern eine nicht ein-heitliche Verwaltungspraxis. Dies führt zu Verunsicherung und im Ergebnis nicht zu einer besseren Aufsicht.

Oesterreichs Energie: Die Markttransparenzstelle (Mts) ist eine deutsche Besonderheit, die zwischen der Bundesnetz-agentur und dem Bundeskartellamt angesiedelt ist. Was wird bei der Mts zusätzlich zu ihrer eigenen Marktüberwachung wesentlich sein? Wolfgang von Rintelen: Das Markttransparenzstellengesetz, wie es sich gerade im Gesetzgebungsverfahren in Deutschland befindet, hat zwei Regelungsbereiche: Zuweisung der Zuständig-keit der Überwachung nach Remit an die Bundesnetzagentur in Zusammenarbeit mit dem Bundeskartellamt und die Datenerhe-bung durch die Markttransparenzsstelle zum Zwecke der Ver-hinderung von Wettbewerbsverstößen. Was wir vermeiden müssen, ist, dass es zu doppelten Meldungen kommt und der Zugang zu den Märkten dadurch nicht zusätz-lich erschwert wird mit der Gefahr, dass die Marktteilnehmer den Markt verlassen. Das wäre genau das Gegenteil von dem, was mit der Liberalisierung der europäischen Energiemärkte erreicht werden sollte.

Oesterreichs Energie: ist das eine realistische Perspektive? Die energieunternehmen haben eigene handelsgesellschaften aufgebaut. Die sperrt man doch nicht zu, bloß, weil einen die Behörden ein bisschen ärgern. Wolfgang von Rintelen: Für der Großen wird das möglich-weise weniger gelten, wir denken da eher an die kleineren und mittleren Unternehmen. Wenn der interne und externe Aufwand für eine Marktteilnahme zu groß wird, besteht die realistische Gefahr, dass ein Handelsteilnehmer seinen Handel an der Börse einschränkt.

Wir brauchen europaweit harmonisierte Regeln für den Energiehandel.Barbara schmidt, Generalsekretärin von oesterreichs energie

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Politik

chung von Insiderinformationen nachzu-kommen oder dass Veröffentlichungen irr-tümlich unterblieben. Zuleger ersuchte die Vertreter der Energieunternehmen, „an den gesunden Menschenverstand der Mitarbei-ter in den Behörden zu glauben“. Niemand sei vor Fehlern gefeit. Komme es allerdings bei einem Unternehmen immer wieder zur Verletzung von Vorschriften, könne es „den Behörden niemand verübeln, wenn diese hellhörig werden“.

Grenzüberschreitende ÜberwachungÜber die Besonderheiten der Umsetzung von Remit in Deutschland berichtete Jan-Welf Selke von der Bundesnetzagentur (BNetzA), dem deutschen Gegenstück zur E-Control; in Deutschland wird zusätzlich zu den bestehenden Behörden eine „Markt-transparenzstelle“ (MTS) eingerichtet.Das diesbezügliche Gesetz könnte gegen Jahresende in Kraft treten. Die MTS habe die Vermarktung sowie den Handel mit Strom und Erdgas auf Großhandelsebene zu überwachen. Ihre Aufgaben sollen von der BNetzA und dem Bundeskartellamt wahr-genommen werden, die einen diesbezüg-lichen Kooperationsvertrag zu schließen, die Geschäftsführung der MTS zu bestellen und die Datenerhebung zu koordinieren hätten. Auch nach Ansicht der Behörden sollten Doppelmeldungen von Daten vermie-den werden, versicherte Selke: „Wenn die Marktteilnehmer ACER Daten liefern und

ACER diese an die MTS weitergibt, ist das aus unserer Sicht ausreichend.“ Grundsätz-lich solle die MTS den Handel auch grenz-überschreitend überwachen.Es sei vorgesehen, auch in Deutschland tätige ausländische Energieunternehmen zu verpflichten, ihr Daten zu liefern. Die Stra-fen sind laut Selke erheblich: Bei Marktma-nipulation belaufen sie sich auf bis zu einer Mio. Euro.Aus Sicht von Karl-Peter Horstmann, Head of Markets Regulation der RWE Supply & Trading, ist die seitens ACER geplante zen-trale Plattform zur Veröffentlichung der Insiderinformationen grundsätzlich sinn-voll. Allerdings sollten nach seiner Auffas-sung auch regionale Lösungen sowie die Veröffentlichung solcher Informationen auf den Websites der Energieunternehmen zulässig sein (siehe Interview Seite 21).

Gemeinsame DefinitonJohannes Mayer, der Leiter der volkswirt-schaftlichen Abteilung der E-Control, fügte hinzu, die Behörden „wollen gemeinsam mit der Energiewirtschaft definieren, was im Energiehandel erlaubt ist und wie die Transparenzvorschriften umzusetzen sind. Dies ist ein laufender Prozess, der nie abge-schlossen sein wird.“ Hinsichtlich der Ver-öffentlichung von Insiderinformationen seien zentralere Plattformen gegenüber der Veröffentlichung der Informationen auf individuellen Unternehmenswebsites grundsätzlich zu bevorzugen. „Im Strom-bereich geht der Weg in diese Richtung, im

Remit betrifft wesentlich mehr

Marktteilnehmer, als gemeinhin angenommen.e-control-Vorstand Walter Boltz

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Politik

Gasbereich ist dies noch nicht klar“, sagte Mayer. Die E-Control erwarte sich von den Marktteilnehmern, „dass sie sich auch selbst Gedanken bezüglich der Compliance machen. Bekanntlich seien schon derzeit der Insiderhandel und die Marktmanipula-tion verboten.“ Edgar Röck, Leiter Portfoliomanagement und Trading der Tiwag, resümierte, „wir sind bei Remit auf einem guten Weg. Wich-tig ist, sich bewusst zu machen: Es han-delt sich um einen Weg, nicht um etwas,

das irgendwann abgeschlossen sein wird.“ Die Energieunternehmen benötigten Zeit, um sich auf die neuen Bedingungen ein-zustellen. Die Behörden und die Energie-branche müssten zusammenarbeiten und ein gemeinsames Verständnis hinsichtlich der Remit-Vorschriften entwickeln. „Ziel aller Bemühungen muss es letztlich sein, einen gemeinsamen europäischen Markt zu schaffen, auf dem für alle Marktteilnehmer die gleichen Bedingungen gelten“, konsta-tierte Röck. ■

„Wir befürchten Doppelmeldungen“karl-Peter horstMann, head of Markets reGulation bei rWe suPPly & tradinG,

iM GesPräch über die reMit-uMsetZunG in deutschland

Oesterreichs Energie: Was ändert sich durch remit für rWe supply & trading?Karl-Peter Horstmann: Im Strombereich nicht viel. Hier sind wir seit langem Vorreiter in Sachen Transparenz. Im Strombe-reich haben wir Kraftwerksdaten immer schon veröffentlicht und insbesondere über die Transparenzplattform der Leipziger Energiebörse EEX Fundamentaldaten wie Kraftwerksverfügbar-keiten der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.Im Gasbereich sind die Änderungen größer, nicht zuletzt, weil es noch keine entsprechende EEX-Plattform gibt. Also muss ACER, die Agentur der europäischen Regulierungsbehörden, festlegen, was als Insiderinformation gilt und ab welchem Schwellenwert eine solche Information zu veröffentlichen ist.

Oesterreichs Energie: Wo sehen sie die größten herausforde-rungen bei der remit-umsetzung?Karl-Peter Horstmann: Die eine Herausforderung ist die zukünftige Meldung der Handelsdaten, die zweite die Umset-zung des Markttransparenzstellengesetzes in Deutschland. Wir befürchten, dass es zu doppelten Meldungen an und Anforde-rungen von ACER und Markttransparenzstelle kommen könnte.

Oesterreichs Energie: Was erwarten sie sich von der transpa-renzrichtlinie strom der eu-komission, die auch im kommen ist?Karl-Peter Horstmann: Ich erwarte mir mehr Rechtssicherheit. In der Richtlinie wird näher definiert, was zu veröffentlichende Fundamentaldaten im Strombereich sind und wie, wann und wo diese Informationen zu veröffentlichen sind.

Oesterreichs Energie: es heißt, remit könnte für kleinere unternehmen so kompliziert und teuer werden, dass sie sich vom handel zurückziehen?Karl-Peter Horstmann: Das sollte bei der Ausgestaltung der Regulierung vermieden werden, etwa durch die Einführung von Schwellenwerten, weil ansonsten die Liquidität des Marktes reduziert werden könnte. Der Energiehandel ist und bleibt not-wendig für die Preisbildung, für die damit verbundene Abgabe von Investitionssignalen und natürlich auch für den Wettbe-werb. Wichtig ist aber, dass kleine Anlagenlagenbetreiber, selbst wenn sie sich aus dem Handel zurückzögen, nicht von ihrer Berichtspflicht befreit werden – diese resultiert aus dem Anla-genbetrieb, nicht aus dem Handel.

Foto: EEX

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Politik

MinisterWechsel in einer kritischer Phase, Gefahr der kosteneXPlosion bei

der enerGie und rückstand beiM erreichen der Ziele: deutschland hat Grosse

ProbleMe Mit der enerGieWende, doch die kanZlerin bleibt kühl. VON STEFAN MAy

Regionale Ursache, ferne Wirkung: Die CDU verliert die Wahlen in Deutschlands bevölkerungsreichs-

tem Bundesland Nordrhein-Westfalen – und schon gerät die Energiewende ins Wanken. Spitzenkandidat der Union bei der Wahl am 13. Mai war Umweltminister Norbert Rött-gen gewesen, drei Tage nach seiner Nieder-lage wurde er von Bundeskanzlerin Angela Merkel entlassen. Unmittelbar nach Rött-gens Desaster war es Bayerns Ministerprä-sident und CSU-Chef Horst Seehofer gewe-sen, der am Sessel des Umweltministers zu sägen begonnen hatte. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) müsse reformiert, eine Lösung für künftige Gaskraftwerke gefunden werden, und die Stromnetze wären rasch auszubauen, sonst wäre „die Energiewende in Gefahr“, warnte Seehofer.Tatsächlich hat die Energiewende in den letzten Monaten an Bewegung verloren und das, obwohl die Deutschen weiterhin den eingeschlagenen Weg für richtig halten:

69 Prozent der Bürger stehen laut Umfrage hinter der Energiewende. Röttgens flugs nominierter Nachfolger heißt Peter Altmaier (CDU), der aber bis zu seiner Ernennung kein ausgewiesener Umweltpo-litiker war, doch er ist Merkel treu ergeben. Altmaier versuchte erst gar nicht, um sein Kompetenzdefizit herumzureden. Doch er machte auch klar, dass mit ihm kein Kurs-wechsel eingeläutet werde. Er wolle Rött-gens Weg fortsetzen, ließ er wissen. Und: „Die Energiewende ist eine gesamtgesell-schaftliche Herausforderung.“

Drohender PreisanstiegDoch die Gesellschaft scheint im Lauf der Zeit zu bocken, denn langsam geht es ans Geld der Haushalte. Dass die Energiewende die Deutschen etwas kosten werde, daran hatte die Regierung allerdings von Anfang an keinen Zweifel gelassen. Aber auch in der Politik regt sich Ärger über drohende Preislawinen. So äußerte etwa

Die Wende kommt nicht vom Fleck

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Politik

die Grünen-Abgeordnete Renate Künast die Vermutung, dass „irgendjemand kräftig mit-schneiden müsse, wo doch der Strompreis an der Börse sinke, aber bei den privaten Haushalten steige“. Jüngste Ängste über Preiserhöhungen hängen mit den gestie-genen Kosten für die Offshore-Windenergie zusammen, mit der allerdings berechtigte Hoffnungen auf eine hohe Ausbeute verbun-den werden. Für die Industrie drängt die Zeit, deshalb drängt diese den neuen Umweltminister: „Die kommenden Monate sind entschei-dend für das Gelingen der Energiewende“, mahnte etwa der Präsident des Bundes-verbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel. Zwei große Probleme warten auf eine Lösung (auch) durch Alt-maier; beide scheinen ziemlich verfahren: Die Endlagerung für Deutschlands Atom-müll und die Kürzung der Solarförderung um 30  Prozent – ein Beschluss des deut-schen Bundestags, den die Länderkammer inzwischen gestoppt hat. Nun hat sich ein Vermittlungsausschuss der Frage anzuneh-men, was neuerliche Verzögerungen bedeu-tet. Der liberale Wirtschaftsminister Philipp Rösler, mit dem es Röttgen aufgrund dessen wirtschaftsliberaler Annäherung an die Energiethemen nicht leicht gehabt hatte, sicherte Altmaier jedenfalls „faire Zusam-menarbeit“ zu. Gleichzeitig forderte er, dass der Strom für Unternehmer und Verbrau-cher „bezahlbar“ bleiben müsse. Im Lager der erneuerbaren Energien gibt man sich vorerst zurückhaltend: Man wolle Peter Altmaier noch nicht beurteilen, hieß es dort auf Anfrage von Oesterreichs Ener-gie. Es werde im EEG bei der Fotovoltaik zu Änderungen kommen, davon gehe man aus, aber nach der Gegenwehr in der Länder-kammer werde erwartet, dass diese „nicht so scharf ausfallen“ werden, wie ursprüng-lich geplant. Auch Peter Frey, Geschäftsführer des Solar-valley Mitteldeutschland, des Solarclusters im Raum Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, wollte „noch nichts sagen“. Im Augenblick wären die Bundesländer am Zug, doch sei man als Branche optimistisch, „dass die Einsicht um sich greift, dass man mit der Solarenergie sorgsam umgehen muss“. Frey pochte auf das Zugeständnis von mehr Zeit: „Wesentlich ist der Zubau von fünf bis sieben GW in den nächsten zwei Jahren,

das ist die Botschaft“, sagte der Solar-valley-Vertreter. Bei den Vergütungssätzen zur Einspeisung wäre das „mehr als die FDP will, aber weniger als bisher“. Die entstan-dene Verunsicherung wäre der „im Augen-blick negativste Effekt“.

Kippende LeuchttürmeIm Solarvalley ist auch Q.Cells angesiedelt. Der Fotovoltaikkersteller musste kürzlich Insolvenz anmelden. Wenig später, Mitte Mai, erwischte die Zahlungsunfähigkeit den Nachbar von Q.Cells und ebenfalls Solar-hersteller, Sovello. First Solar in Frankfurt an der Oder muss 1200 Stellen abbauen – allesamt noch vor kurzem Leuchttürme der Wirtschaft im Gefolge der Energiewende, speziell in Ostdeutschland. Laut Frey gibt es zwei Erklärungen dafür: Die Entwicklung in Deutschland ebenso wie auf dem Weltmarkt, wo derzeit die dop-pelte Produktionskapazität vorhanden sei. Deshalb lautet sein Credo für Deutschland: Mehr Forschung, denn: „‚Nicht-Forschung‘ können die Chinesen noch besser“, meint Frey.Dass sich die Länder quer legten, selbst solche, in denen die Union regiert, als es darum ging, bei der Solarenergie die Schrauben anzudrehen, hat einen tieferen Grund: Die erneuerbaren Energien beschäf-tigen mittlerweile einen hohen Prozentsatz der Bevölkerung in Deutschland: Voriges Jahr arbeiteten 381.600 Menschen in der Branche, bis 2030 könnte es eine halbe Mio. Arbeitnehmer sein, hat die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (gws) in einer Studie errechnet.Inzwischen hat sich sogar der zuständige EU-Energiekommissar Günther Oettinger eingeschaltet und vor einem Scheitern der Energiewende in Deutschland gewarnt. Er verlangte eine bessere Abstimmung der Energiepolitik. Die Energiewende sei eine „Herkulesaufgabe“ und ihr Gelingen „völlig offen“.Dann setzte auch noch der Bundespräsident eins drauf: Bei der Übergabe der Ernen-nungsurkunde an Altmaier sagte Joachim Gauck deutlich, er wünsche sich, dass die Verantwortlichen gemeinsam handelten, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Völlig pessi-mistisch zeigt sich die Linke in Deutschland angesichts des Ministerwechsels in turbu-lenter Zeit: „Altmaier ist das letzte Aufgebot der Kanzlerin, um die so genannte Ener-

InfoBei sonnenenergie erreichte Deutschland eine neue spitzenleistung: Die solar-anlagen schafften eine Gesamtleistung von mehr als 20.000 MW. Das ent-spricht der leistung von mehr als 20 atomkraftwer-ken. Wenn die einspeisung steigt, steigt aber auch die vereinbarte Förderung pro anlage, was den abnehmer teuer kommen kann.

Die Energiewende ist eine gesamt-gesell schaftliche Heraus-forderung.Peter altmaier, deutscher umweltminister

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Foto: RWE

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Politik

giewende nicht völlig gegen die Wand zu fahren“, sagte die Linke-Politikerin Dagmar Enkelmann.

Kompromiss gesuchtAltmaier kündigte inzwischen an, in der Frage der Solarförderung noch vor der Som-merpause einen Kompromiss mit den Län-dern zu finden.Etwas mehr als eine Woche nach dem CDU-Wahldebakel in Nordrhein-Westfalen und nur wenige Tage nach dem Wechsel im Büro des Umweltministers lud Merkel dann zu einem Gipfel mit den Ministerpräsidenten, also faktisch den Landeshauptleuten, der 16  deutschen Bundesländer. Wieder ein Gipfel mit Merkel also, nur einen Monat nachdem sie schon einmal zu sich ins Bun-deskanzleramt gerufen hatte, damals aller-dings Vertreter von Wirtschaft und Inte-ressenverbänden. Die Themen hatten sich nicht verändert: Der nach wie vor nicht in Bewegung kommende Stromnetzausbau, die fehlenden Investitionen in neue Gas-kraftwerke, die schließlich der Ersatz für die wegfallenden Atomkraftwerke werden sollen, und ein drohender Kostenanstieg für die Konsumenten. Nach Zahlen des Bundes-verbandes der Energie- und Wasserwirt-schaft hat sich die Summe staatlicher Steu-ern und Abgaben beim Strompreis seit 1998 verzehnfacht. 2011 fielen 23,7 Mrd. Euro an. Den größten Betrag machten die Förderkos-ten für erneuerbare Energien mit 13,5 Mrd. Euro aus. Merkel wollte deshalb ein Zei-chen setzen, denn die Stimmen, wonach es an einem Energiefahrplan in Deutschland fehle und die Koordinierung zu wünschen übrig lasse, wurden immer lauter. Die deut-schen Stadtwerke sprachen etwa von einem „heillosen Durcheinander von Kompetenzen und Personen“.

BDEW gegen „Bayernwerk“Da und dort wurden die Unmutsäußerungen mit der Forderung verbunden, Merkel solle die Energiewende zu Chefsache erklä-ren. Einer, der dies verlangte, war Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Er setzte Merkel auch schon vor dem Treffen die Daumenschrauben an: Sollte die Regierung nun in Sachen Energie nicht rasch voran-kommen, werde sein Land einen Alleingang machen und zur staatlichen Energieversor-gung zurückkehren: „Dann gründen wir ein Bayernwerk“, drohte er.

Das wiederum gefiel der Hauptgeschäfts-führerin des Bundesverbands der deutschen Energie und Wasserwirtschaft (BDEW), Hil-degard Müller, überhaupt nicht: „Autarkie-gedanken halte ich für volkswirtschaftlich falsch. Wir werden dann teuer aneinander vorbei bauen“, sagte sie. Für Müller hat der Netzausbau in ganz Deutschland Priorität.Am Ende des Gipfels verkündete Merkel dann nichts Unerwartetes: „Wir wollen den Erfolg“, sagte sie nach dem Treffen mit den Länderchefs. Mit ihnen will sie nun jedes Halbjahr in dieser Sache zusammenkom-men. Alle gelobten, die Energiewende künf-tig besser steuern zu wollen. Konkretes blieb aus. Prompt folgten hämische Kritik aus der Opposition und ängstliche Rufe aus der Wirtschaft: „Wenn du nicht mehr weiter weißt, dann bilde einen Arbeitskreis“, kom-mentierte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. Transparenz in Sachen Strompreis-entwicklung verlangte Keitel. Und der Prä-sident des Deutschen Industrie- und Han-delskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, warnte die Bundesregierung vor einem Scheitern des Ausbaus der Öko-energien.

Bei Sonnenenergie SpitzeDiese holen inzwischen kräftig auf. Bei Son-nenenergie erreichte Deutschland eine neue Spitzenleistung: Die Solaranlagen schafften erstmals eine Gesamtleistung von mehr als 20.000 MW. Das entspricht der Leistung von mehr als 20 Atomkraftwerken. Dieses Son-nenlicht hat allerdings auch seine Schatten-seiten: Denn steigt die Einspeisung, steigt auch die vereinbarte Förderung pro Anlage. Das kann dem deutschen Abnehmer, der dies über die EEG-Umlage bezahlt, teuer zu stehen kommen. In ihrer wöchentlichen Videobotschaft räumte die Kanzlerin einen Rückstand beim Netzausbau ein. 3800 km neue Stromautobahnen wären nötig, die Netzbetreiber rechnen mit Kosten von 20 Mrd. Euro bis 2022. Weitere 4400 km Netz müssten optimiert werden. Die Energie-wende sei machbar, beruhigt Merkel. Doch selbst in der schwarz-gelben Koalition mehrten sich die Zweifel. Und der schei-dende EnBW-Chef Hans-Peter Villis warnte vor Stromausfällen aufgrund der schlep-penden Umsetzung der Vorhaben.Altmaier kündigte nur wenige Tage nach seiner Ernennung ein Zehn-Punkte-Pro-gramm an, das er noch vor dem Sommer

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Foto: Siemens

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Politik

vorlegen wolle: vornehmlich Energiewende und Klimaschutz. Dabei würden die Progno-sen des eigenen Hauses auf den Prüfstand gestellt; dies betreffe die Erwartungen an den künftigen Stromverbrauch ebenso wie die Einsparszenarien etwa durch mehr Energieeffizienz. Gleichzeitig kündigte Alt-maier an, Geringverdiener vor zu hohen Kosten schützen zu wollen. Strom dürfe nicht zum Luxusgut werden, begründete er sein Vorhaben. Doch schon flackert es unheilvoll am Hori-zont: Die Anzahl der Stromversorgungs-störungen steigt nach Angaben der ener-gieintensiven Unternehmen an. Laut einer Mitgliederbefragung des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) haben die Störungen im Zuge der Energiewende seit 2009 um rund 30 Pro-zent zugenommen. Das Umweltbundesamt hingegen sieht zumindest keinen Bedarf an neuen Kohlekraftwerken. Die bereits in Bau befindlichen Anlagen würden ausreichen, heißt es. Stromausfälle aufgrund der Ener-giewende wären nicht zu erwarten, beru-higte das Umweltbundesamt. Der Umweltminister will nun einen Konsens über fünf Punkte erzielen: Die Unumkehr-barkeit des Atomausstiegs, das gemeinsame Festhalten am Ausbauziel der erneuerbaren Energien, den Einsatz für uneingeschränkte Versorgungssicherheit, die Verzahnung von

Wind- und Solarenergie mit dem Netzaus-bau und das Vermeiden von Wettbewerbs-nachteilen und sozialen Problemen durch zu hohe Energiepreise.

Gebühren neu berechnenDoch das Gegenteil könnte eintreten. Denn nach einem Gerichtsurteil, das der Beschwerde von 300 Gas- und Stromnetz-betreibern Recht gab, sind Teuerungen nicht ausgeschlossen: Demnach müsste die Bundesnetzagentur die Durchleitungsge-bühren neu berechnen, was bedeutet, dass die Netzbetreiber rückwirkend für mehrere Jahre höhere Entgelte verlangen dürften. Dies könnte den Strompreis in die Höhe treiben.Schließlich meldete sich Bundespräsident Gauck erneut in Sachen Energie zu Wort: Angesichts der Milliardenausgaben für die Förderung erneuerbarer Energien warnte er davor, „die Energiewende per Planwirt-schaft“ umzusetzen. Die CDU-Ministerprä-sidenten wiederum forderten die Regierung auf, Lösungen für die anstehenden Pro-bleme zu finden, vorrangig, um die „Ener-giewende zu meistern“. Anfang Juni kam es dann zu dem von Seehofer schon lange geforderten Spitzentreffen der Chefs der drei in der Regierung vertretenen Parteien. Herausgekommen ist in Sachen Energie-wende aber erneut nichts. ■

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Wirtschaft

Wien Energie revitalisiert Kraftwerk

Das Wasserkraftwerk Opponitz, das seit fast 90 Jahren über 25.000 Haushalte mit Strom versorgt, wird in den nächsten Jahren von Wien Energie modernisiert. Neben der Errichtung einer Fischaufstiegs-hilfe wird die Wehranlage in Göstling erneuert und damit die Restwassermenge in der ybbs nachhaltig erhöht sowie der Hochwasserschutz verbessert. Die Investi-tionssumme beträgt rund 30 Mio. Euro. Der Baubeginn der Wehranlage soll im Früh-jahr 2013 erfolgen, die Fertigstellung des neuen Druckstollens in Opponitz ist für 2017 geplant.

EVN baut Wind- und Wasserkraft aus Die EVN baut ihre Stromerzeugung aus Wind- und Wasserkraft weiter aus. Auch in das Stromnetz soll investiert werden. Ziel ist, bis 2017/18 die Windkraftkapazitäten zu verdreifachen, so EVN-Vorstandsspre-cher Peter Layr. Der Windkraftausbau soll vor allem im östlichen Weinviertel und im Brucker Becken erfolgen. Die EVN will ihren Kraftwerkspark um kleinere Einheiten vor allem an ybbs, Kamp und Erlauf erweitern.

Das 800-MW-Kohlekraftwerk Walsum bei Duisburg muss wegen Materialfehler nach-gerüstet werden und soll im September 2013 ins EVN-Eigentum übergehen. Über eine Pönale werde man mit dem Hersteller Hitachi Gespräche führen, hieß es.Layr zeigte sich optimistisch, dass die EVN im Gesamtjahr 2011/12 Umsatz und ope-ratives Ergebnis auf dem Vorjahresniveau halten könne.

110-kV-Leitung Villach Süd Nachdem der von der Kärntner Energie-landesrätin Beate Prettner erstellte positive Bescheid für die Errichtung der 110-kV-Freileitung Villach Süd nun bestä-tigt wurde, ist er rechtskräftig, und Lan-deshauptmann Gerhard Dörfler will daher in Verhandlungen mit der Kelag treten. Dörfler: „Für mich ist klar, dass die aus-reichende Stromversorgung für die wirt-schaftliche Entwicklung der Stadt Villach unverzichtbar ist.“ Gleichzeitig werde er sich bemühen, gemeinsam mit der betrof-fenen Bevölkerung und der Kelag nach Lösungen zu suchen. Dörfler zeigte sich zuversichtlich, da sich die Kelag in der Ver-gangenheit „stets als fairer Partner bei der Umsetzung von Projekten erwiesen habe.“

Gutes Jahresergebnis bei Illwerke VKW VKW hat im Jahr 2011 einen Konzernge-winn von 43 Mio. Euro erwirtschaftet. Das ist eine Steigerung um 2,8 Mio. Euro im Vergleich zum Jahr 2010. Trockenheit hatte die Stromproduktion der Illwerke VKW 2011 massiv beeinflusst. Doch trotz ver-mehrten Stromzukaufs konnte der Gewinn leicht gesteigert werden. Illwerke VKW führt dies auf Optimierungen im Strom-handel zurück.Für das laufende Jahr rechnen die Vorarl-berger allerdings mit einem Gewinnrück-gang. Als Gründe werden die aktuelle Entwicklung der Stromhandelspreise und höhere Instandhaltungskosten genannt. Der VKW-Konzern meldete für das ver-gangene Jahr eine Bilanzsumme von 653,24 Mio. Euro, der Stromumsatz betrug 4204,1 Mio. kWh.

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Warnung vor ungehemmter Förderung Bei der energiewende in europa droht einiges schiefzulaufen, warnt e-control-Vorstand Walter Boltz und mahnt eine bessere koordination ein. insbesondere bei den kosten sei mehr realis-mus nötig. so dürfe es etwa keine ungehemmte Ökostrom förderung geben, unterstreicht Boltz.Die in Deutschland laufende Debatte über die energiewende habe exemplarisch eine reihe von Problembereichen aufgezeigt. Das gelte etwa für den fehlenden stromnetzausbau, aber auch einen suboptima-len kraftwerkseinsatz; im süden Deutschlands „sei zu viel abgeschaltet worden“, während der norden von Windkraft-strom überschwemmt sei. Der netzausbau könnte dem nachbarn 57 Mrd. euro kosten, so Boltz. Das stromnetz stehe schon ziemlich unter Druck: „Wir hoffen, dass es die nächsten zwei, drei Jahre zu keinen stromausfällen kommt. aber die Wahr-scheinlichkeit ist deutlich gestiegen.“

Erfolgreiches Geschäftsjahr für Kelagim Geschäftsjahr 2011 stie-gen die umsatzerlöse der kelag auf 1660 Mio. euro leicht an (2010: 1528 Mio. euro). Das konzernergeb-nis belief sich auf 92 Mio. euro (2010: 91 Mio. euro). Das unternehmen wandte 2011 rund 173 Mio. euro für investitionen auf. als Bilanzgewinn für 2010 weist die kelag 30 Mio. euro aus.Der stromabsatz war im Jahr 2011 mit 20.922 Mio. kWh etwas größer als im Jahr davor, der Gasabsatz stieg um 39 Prozent auf 6207 Mio. kWh, der Wärme-absatz sank witterungs-bedingt um knapp acht Prozent auf 1638 Mio. kWh.

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Wirtschaft

Grünes Licht für ÖBB-Kraftwerk

Nach der Umweltverträglichkeitsprü-fung liegt nun ein positiver Bescheid des Landes Salzburg für das geplante ÖBB-Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos vor. Das Kraftwerk mit einer Leistung von 130 MW soll pro Jahr 13 GWh Strom erzeugen, was dem Bedarf von 1400 Rei-sezügen auf der Strecke von Wien nach Bregenz entspricht.Derzeit erzeugen die ÖBB nur 34 Prozent der benötigten Energie selbst, ein weiteres Viertel kommt aus Partnerkraftwerken. Der Rest muss zugekauft werden. Die Bauarbeiten für das Kraftwerk werden voraussichtlich im Herbst 2013 anlaufen. Die Inbetriebnahme ist für 2018 vor-gesehen.

Milliardenfusion unter Stromnetzausrüstern Im Markt der Stromnetzausrüster entsteht ein neuer „big player“: Der amerikanische Eaton-Konzern übernimmt die irische Cooper Industries. Den Wert der Übernahme bezifferten die beiden Firmen mit 11,8 Mrd. US-Dollar (9,1 Mrd. Euro).Die Unternehmen stellen unter anderem Anlagen und Zubehör für Stromnetze her und bieten Dienstleistungen rund um die Energieversorgung an. Sitz des neuen Konzerns wird Irland sein, die Aktie wird aber an der New yorker Börse gehandelt. Im vergangenen Jahr machten die Unter-nehmen in Summe einen Umsatz von 21,5 Mrd. Dollar.

Ausbau des ältesten Innkraftwerks Die Tiwag plant die Erweiterung und Modernisierung des ältesten Innkraftwerks Tirols, dem seit über 70 Jahren bestehen-den Kraftwerk Kirchbichl. Rund 100 Mio. Euro sollen unter anderem in eine neue Fischwanderhilfe, eine vierte Turbine sowie in ein Dotierkraftwerk investiert werden. Allein durch die zusätzliche Turbine wird sich die Regeljahreserzeugung von derzeit 131 GWh um 45 GWh erhöhen, was dem Jahresverbrauch von 12.000 Haushalten entspricht. Die Leistung der Anlage wird von derzeit 25 MW auf rund 46 MW stei-gen. Die Erweiterung des Kraftwerks soll 2017 abgeschlossen sein.

E.on verkauft Gasnetz Die deutsche E.on verkauft ihr 12.000 km langes Erdgasnetz zur Versorgung von 40 Mio. Haushalten in Deutschland und den Nachbarländern für 3,2 Mrd. Euro an eine Gruppe von Finanzinvestoren. Die Transaktion soll im dritten Quartal 2012 abgeschlossen werden. Nötig sind noch die Zustimmung des deutschen Bundeskartell-amts sowie des Wirtschaftsministeriums. Zum Erwerberkonsortium um die austra-lische Bank Macquarie gehört neben Inves-toren aus Kanada und Abu Dhabi auch der deutsche Versicherungskonzern Munich Re/Ergo. Die Trennung vom Ferngasnetz ist Teil eines Verkaufsprogramms bei E.on, um Schulden abzutragen. Außerdem können die Belastungen aus dem deutschen Atom-ausstieg besser verkraftet werden.

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Verbund verkauft Anteile

kaprun hat das rennen um den kauf der Verbund-anteile an den kitzstein-horn-Gletscherbahnen gemacht. Über 45 Prozent der aktien der Gletscher-bahnen kaprun aG gehen an ein örtliches Bieterkon-sortium. Über den kauf-preis für die 27.000 aktien wurde stillschweigen vereinbart. im Bieterkon-sortium sind die kapruner tourismusholding Gmbh, eine 100-Prozent-tochter der kapruner Wirtschaft-streuhand Gmbh des örtlichen Vizebürgermei-sters erich riedlsperger, die Gemeinde kaprun, der örtliche tourismusverband und die liftgesellschaft vertreten.

Riesenverlust bei Windkraft-konzernDie weltweite Flaute in der Windkraftbranche hat auch dem dänischen Bran-chenführer Vestas hohe Verluste beschert. Das erste Quartal brachte ein Minus von 162 Mio. euro und damit fast eine Verdoppe-lung der Verluste. zwölf Monate zuvor waren es 85 Mio. euro. Der umsatz stieg leicht von 1,06 auf 1,1 Mrd. euro. Vestas hatte im letzten Jahr vor allem – neben rückläufigen staatlichen subventionen für die Windkraft – mit chinesischer konkurrenz zu kämpfen.

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Wirtschaft

„Fairness und Partnerschaft“in der Grünen Mark setZt die „Green coMPany“ enerGie steierMark

auf den Grünen WeG in die Zukunft. Wie er diesen Gehen Will, skiZZiert

Vorstandsdirektor christian Purrer iM interVieW Mit oesterreichs enerGie.

VON ERNST BRANDSTETTER

oesterreichs energie: sie haben sich für die kommenden Jahre einiges vorgenom-men. Was sind aus ihrer sicht die wich-tigsten aufgaben der energie steiermark?christian Purrer: Es geht darum, den Konzern von der ausschließlichen Positio-nierung als Energieversorger wegzubringen und als modernes Dienstleistungsunter-nehmen aufzustellen; eines, das partner-schaftlich und fair agiert. Unser derzeitiges Standardgeschäft, 600.000 Kunden mit Strom, Erdgas und Fernwärme zu beliefern, wird kein Geschäftsmodell sein, mit dem es gelingt, das Unternehmen auch in Zukunft werthaltig zu positionieren. Die Energiewende und ein völlig geänder-tes Kundenverhalten werden zusätzlich von einer technologischen Neuausrichtung des Strom-, Wärme- und Gasmarktes begleitet. Denken Sie an die großen Herausforde-rungen im Zusammenhang mit der dezen-tralen Erzeugung, die Veränderungen durch Smart Home, Smart Grid und Smart Meter oder an die völlig neuen Möglichkeiten der E-Mobilität. Das macht eine Neuausrich-tung des Unternehmens dringend erforder-lich.

oesterreichs energie: Welche investi-tionschancen sehen sie bei den erneuer-baren energien?christian Purrer: Wir bauen aktuell im Süden von Graz zwei Wasserkraftwerke mit einem Investitionsvolumen von rund 165 Mio. Euro. Das Projekt Gössendorf ist bereits in Probebetrieb, Kalsdorf kommt 2013. Wir sind optimistisch, dass wir auch für unser Projekt in Graz-Puntigam bereits in den kommenden Wochen einen positiven UVP-Bescheid bekommen. Wir haben zahl-reiche weitere Projekte in der Schublade, die

allerdings noch in der Evaluierungsphase sind. Die Wasserkraft bleibt dabei sicher im Mit-telpunkt, aber wir werden unser Portfolio, das im Moment relativ klein ist, wesentlich erweitern, etwa um einige Windkraftwerke oder auch um Biogas und Biomasse. Eine Schiene, wo wir sehr großes Interesse erkennen, ist die Fotovoltaik. Sie spielt auch eine ganz wichtige Rolle für das Image des Unternehmens. Mittlerweile gibt es über 2500 Anlagen, die wir mit Kunden errichtet haben und deren Überschuss-strom wir abnehmen.

oesterreichs energie: Wie soll es auf der investitionsseite insgesamt weitergehen?christian Purrer: Eine Eigenkapitalaus-stattung von 60 Prozent versetzt uns erfreu-licherweise in die Lage, eine solide Basis für Investitionen zu haben. Wir planen in den kommenden fünf Jahren Investitionen im Umfang von bis zu 800 Mio. Euro – im Wesentlichen für Projekte erneuerbarer Energie.Parallel dazu wird es auch eine massive Modernisierung unserer Strom- und Gas-netze geben müssen, um die Versorgungs-sicherheit für unsere Kunden auch weiter hin gewährleisten zu können. Die schwierige topographische Lage unserer Netzgebiete stellt uns hier immer wieder vor Sondersituationen.

oesterreichs energie: Gibt es Potenziale in der steiermark oder wollen sie, wie andere elektrizitätsunternehmen auch, im ausland investieren?christian Purrer: Unser Kernmarkt bleibt weiterhin die Steiermark. Hier setzen wir auf eine faire Partnerschaft mit den

Wir planen in den

kommenden fünf Jahren

Investitionen in der Höhe

von 800 Mio. Euro.

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Zur Person

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Wirtschaft

50 regionalen und städtischen EVU und wollen neue Kooperationen anbieten. Dieses Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit den städtischen und regionalen Versorgern hat es im Landesenergiekonzern nicht immer gegeben. Wir meinen aber, dass sich für alle Beteiligten gute Chancen auftun können, wenn wir uns im Rahmen von Projekten zusammentun und so Kosten senken können.Die Energie Steiermark wird aber auch weiterhin Optionen in den Nachbarländern analysieren. Wir sind ja in Südosteuropa mit Fernwärmeaktivitäten in Tschechien,

der Slowakei, Slowenien, Ungarn und Rumänien erfolgreich – auch wirtschaftlich gesehen. Rund 250 unserer insgesamt über 1700 Mitarbeiter sind in diesen Tochter-gesellschaften beschäftigt. Unser größter Markt ist dabei die Slowakei, wo mehr als 150.000 Kunden versorgt werden und der Jahresumsatz bereits bei 50 Mio. Euro liegt. In der tschechischen Stadt Jihlava (Iglau) errich-ten wir aktuell ein neues

Dipl.-ing. christian Purrer, Jahrgang 1955, studierte Bau-ingenieurwesen an der tu Graz, wo er nach studienabschluss als assistent tätig war. im Jahr 1989 wechselte Purrer in die steweag. 2005 wurde Purrer die Verantwortung für sämtliche Vertriebssegmente, das trading und das Portfolio- und risiko-management in der steweag-steg übertragen. seit 1. april 2012 ist Purrer Vorstandssprecher der ener-gie steiermark aG. er ist für Finanzen, controlling, kommunika-tion, Personal, recht, netze, infrastruk-turmanage-ment und Material-wirtschaft verant-wortlich.

Foto: Energie Steiermark

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Wirtschaft

Biomasseheizkraftwerk, das noch heuer in Betrieb gehen soll.

oesterreichs energie: energieeffizienz wird immer wichtiger. sehen sie diesen Bereich als Geschäftsfeld, und welche Maß-nahmen kann ein unternehmen wie die energie steiermark setzen?christian Purrer: Wir werden dieses Thema in den nächsten fünf Jahren zu einem zentralen Schwerpunkt machen. Die Steigerung von Absatzmengen ist nicht länger die Maßzahl unternehmerischen Erfolgs. Der Verbrauch bei den Haushalten nähert sich einer Stagnation. Dazu kommen die gesetzlichen Vorgaben rund um das Thema Energieeffizienz. Unsere Kunden erwarten von uns neue Angebote – von der Beratung bis zur Umsetzung. Wir werden eine Vielfalt innovativer Services und Dienstleistungen anbieten. Vor wenigen Tagen haben wir etwa mit einem österreich-weit neuartigen Onlineshop gestartet, über den wir mehr als 300 Energiesparprodukte anbieten.

oesterreichs energie: Das Geschäftsjahr 2011 ist für energie steiermark mit einer Gewinnsteigerung um fast ein Fünftel sehr gut gelaufen. Welche entwicklung erwarten sie in den kommenden Jahren?christian Purrer: Wer einen realistischen Blick auf die aktuellen Entwicklungen der internationalen Energiemärkte, auf die Akti-vitäten des Regulators und die Umbrüche in unserer Branche macht, der weiß, dass die Luft sehr dünn geworden ist. Unser Unternehmen belasten zusätzlich die alten Gaslieferverträge mit Russland, und die kalorische Erzeugung macht uns große Sorgen. Dazu kommt, dass ein starkes Engagement im Bereich von „Green Energy“ nicht nur mit einem hohen Kapi-taleinsatz verbunden ist, sondern sich auch die Erträge aus diesem Bereich sensibel darstellen. Eine euphorische Erwartungs-haltung muss ich also dämpfen.

oesterreichs energie: auch in der steier-mark gehen die Wogen hoch, wann immer die energie steiermark ein großes kraft-werks- oder leitungsprojekt verwirklichen will. Wie ist der stand bei den aktuellen Projekten? Was sagen sie Politik, Verwal-tung und Projektgegnern, wenn es gilt, ihre Vorhaben zu verteidigen?

christian Purrer: Ich habe bereits bei meinem Antritt eines ganz klar gemacht: Wir bleiben eine Green Company und werden jede Möglichkeit nützen, erneuer-bare Energieerzeugung umzusetzen. Dafür gibt es in der Steiermark einen überaus erfreulichen Rückhalt der großen Kräfte in der Politik und ein klares Bekenntnis der Landesregierung. Aber: Wir werden keines unserer Projekte gegen den massiven Wider-stand von großen Bevölkerungskreisen durchziehen. Vielmehr trachten wir danach, in Einklang mit unseren Kunden und den Beteiligten vor Ort zu agieren.Das ständige Verhindern von Projekten führt zu extrem hohen Planungskosten und aus der Sicht der Umweltschutzorganisa-tionen auch immer wieder zu Niederlagen. Ich stehe für einen Dialog. Wir fordern aber auch die konstruktive Mitarbeit der Umweltschützer ein. Ich glaube, dass wir gemeinsam mit den Grünen und den NGO nach steirischen Potenzialen für eine grüne Energieerzeu-gung suchen müssen. Wir werden dazu im Juli einen runden Tisch organisieren und die Gespräche von uns aus offensiv in Gang bringen.

oesterreichs energie: Was braucht die steiermark an investitionen im Bereich der elektrizitätsinfrastruktur?christian Purrer: Der Bedarf an Investitio-nen im Netzbereich ist überaus groß. Durch den starken Zuwachs im Bereich der dezen-tralen Erzeugung haben wir eine Reihe von technischen Herausforderungen zu bewäl-tigen. Dies gilt auch für alle Entwicklungen rund um Smart Grid. Hier laufen bereits zahlreiche Tests und Pilotversuche.

oesterreichs energie: Welche entwicklung erwarten sie bei den strompreisen?christian Purrer: Wir sind der günstigste aller 50 steirischen Anbieter und liegen im Österreichvergleich im günstigen Mittelfeld. Wir werden unsere Kunden auch künftig ausschließlich mit dem Label „atomstrom-frei“ beliefern. Was die Auswirkungen der Energiewende betrifft, gehe ich davon aus, dass der „grüne Weg“ – so wie es sich im Moment darstellt – nicht unbedingt sofort zu einer Preisanpassung nach oben führen muss. Längerfristig gehen allerdings sämt-liche Prognosen von steigenden Stromprei-sen aus. ■

Die Steigerung der Absatz menge

ist nicht länger die einzige

Maßzahl unter-nehmerischen

Erfolgs.

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Dkfm. Milan Frühbauer, langjähriger Chefredakteur der Wochenzeitschrift „industrie“, Journalist und Universitätslektor für Öffentlichkeitsarbeit

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Kommentar von Milan Frühbauer

Als wäre nichts passiert

Es klingt schon wie ein eingefrorener Posthornton: Immer wenn die OECD, die Europäische Kommission, der Internatio-nale Währungsfonds (IWF) oder einer der vielen internationalen Standort-Benchmar-ker die ökonomische Situation Österreichs strukturell analysieren, taucht das Stich-wort „Pensionsreform“ auf. Mit erhobenem Zeigefinger werden wir dann mehr oder minder höflich ermahnt endlich Schritte zu setzen, um das tatsächliche Pensionsan-trittsalter an das gesetzliche anzugleichen. Denn innerhalb der OECD ist die Lücke zwischen Ist und Soll hierzulande fast die Größte. Sie wird nur noch von Luxemburg übertroffen. Das Thema ist also seit vielen Jahren auf der Tagesordnung. Zahllose Experten und Dutzendschaften von Politikern weisen mit schöner Regelmäßigkeit auf die Notwen-digkeit des Unvermeidlichen in dieser Problematik hin. Praktisch wöchentlich werden Studien zu den Grenzen der Finan-zierbarkeit des staatlichen Pensionssys-tems via Umlageverfahren veröffentlicht. Und in jeder mittelfristigen Budgetper-spektive findet sich die Floskel „von der Dämpfung der Dynamik beim Bundeszu-schuss zum Pensionssystem.“Umso ernüchternder ist dann der Blick in die Pensionsrealität dieses Landes. Im Vorjahr gab es insgesamt 123.000 Pen-sionszuerkennungen. Und jetzt kommt der Paukenschlag: Nur 21,4 Prozent der Neupensionisten des Jahres 2011 bekamen den Pensionsbescheid aus dem Titel der regulären Alterspension. Also nicht einmal ein Viertel. Hingegen waren bei knapp 23 Prozent die geminderte Arbeitsfähigkeit bzw. die Erwerbsunfähigkeit der Pensions-grund.Die Zahl jener Pensionisten, die nach der viel zitierten „Hacklerregelung“ vor dem Erreichen des gesetzlichen Pensionsan-

trittsalters in den Ruhestand verabschie-det wurden, nähert sich mittlerweile der 100.000er-Marke.Deren nochmalige Verlängerung – auch unter erschwerten Zutrittsbedingungen – kostet dem Fiskus bis zum Jahr 2021 zusätzlich 650 Mio. Euro. Um diesen Betrag hätte man die staatliche Prämie bei der geförderten Zukunftsvorsorge völlig ungekürzt belassen können. Das wäre eine Investition in die Zukunft, nämlich zur Schließung drohender Pensionslücken, gewesen.Noch immer werden also demografische Realitäten nicht zur Kenntnis genommen. Im Jahre 1970 standen durchschnittlich 43 Erwerbsjahren immerhin 34 Jahre des Pensionsbezuges gegenüber. Vierzig Jahre später ist die Lage völlig anders: Den durchschnittlich 35 Jahren im Erwerbs-leben stehen im Durchschnitt 48 Jahre Ruhegenuss gegenüber. Alle Verantwort-lichen kennen diese Zahlen. Alle wissen, dass ohne aktives Gegensteuern der Bun-deszuschuss zu den Pensionen in der kom-menden Dekade explodieren muss. Aber die Entwicklung bei den Pensionsbescheiden wird munter und linear extrapoliert – als wäre nichts passiert. Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass sich allein im Bereich der Neupensionisten aus dem Personalstand der Stadt Wien im Vorjahr mehr als die Hälfte vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet hat. Mit schöner Regelmäßigkeit führt die Bundeshaupt-stadt das regionale Ranking der Frühpen-sionisten unter den Gebietskörperschaften unangefochten an. Ein mehr als weither-ziges Pensionsrecht und eine starke Per-sonalvertretung monokoloren Zuschnitts machen es möglich.Und so warten wir alle gespannt auf den nächsten OECD-Bericht und auf die näch-ste „Pressestunde“ mit dem Sozialminister.

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„Von der Technik bis zur Umwelt“

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Juni 2012 Oesterreichs Energıe. · 33

Wirtschaft

„Von der Technik bis zur Umwelt“serie: teil 2

der lenkunGsausschuss erZeuGunG behandelt ein breites theMenfeld: Von den

technischen oPtionen der nutZunG Verschiedener enerGieressourcen, über die

uMWeltreleVanten asPekte bis hin Zur (VersorGunGs-)sicherheit und Qualität.

VON HARALD HORNACEK

Der Lenkungsausschuss Erzeu-gung ist einer von drei Lenkungs-ausschüssen, die in Oesterreichs

Energie mit aktuellen Fragestellungen der E-Wirtschaft befasst sind. „Dieser Len-kungsausschuss hat sicherlich eines der breitesten Felder abzudecken“, betont Tomas Müller, Leiter des Bereichs Erzeu-gung bei Oesterreichs Energie: „Letzten Endes werden hier Themen behandelt, die die ganze Palette der Stromerzeugung mit allen Verzweigungen in die Technik, Wirtschaft und Umwelt betreffen.“ Gelei-tet wird der Lenkungsausschuss Erzeu-gung von Karl Heinz Gruber, Vorstand der Verbund Hydro Power AG und zugleich Spartensprecher Erzeugung bei Oesterrei-chs Energie. Seine Stellvertreterin sowohl im Lenkungsausschuss wie auch in der Sparte ist Susanna Zapreva-Hennerbichler, Geschäftsführerin Wien Energie.

Nach vorne schauenDie aktuellen Herausforderungen im Bereich Erzeugung stellen die E-Wirtschaft vor eine Fülle von Fragen, für die eine nachhaltige und zukunftsorientierte Herangehensweise gesucht wird. Denn die Antworten auf die Fragestellungen der Energieaufbringung sind entscheidend für alle Investitionen in der Energiewirtschaft und entscheiden die Energiezukunft. So soll beispielsweise die Realisierung

des von der Politik geforderten Ausbaus der erneuerbaren Energien, speziell der Wasserkraft, zu dem sich die E-Wirtschaft bekennt, in die Tat umgesetzt werden. Es wird an der Steigerung der Energieeffizienz gearbeitet, indem zum Beispiel die Kraft-Wärme-Kopplung künftig verstärkt genutzt werden soll.Doch nach wie vor sind Fragen in tech-nischer, legistischer wie auch finanzieller Sicht ungeklärt. Auch die Diskussion um CO

2-Reduktionen und -Zertifikate weist

noch viele offene Aspekte auf. Und schließ-lich ist auch das große Thema Versorgungs-sicherheit mit allen seinen Facetten der zeitnahen Strombereitstellung und -quali-tät ein wesentlicher Faktor in der Arbeit des Lenkungsausschusses.„Österreich ist durch seine gebirgige Landschaft sehr begünstigt für die Speiche-rung von Energie in (Pumpspeicher-)Kraft-werken. Dieses aktuelle Thema wird aber nicht nur durch die ausreichende Sicher-stellung der Finanzierung bestimmt, son-dern ist im Gesamtzusammenhang mit dem Beitrag aller bestehenden und zukünftigen Kraftwerke für eine gesicherte Stromver-sorgung zu sehen“, ergänzt Müller. Das ist nur ein Ausschnitt von Themen, die den Lenkungsausschuss Erzeugung beschäftigen. Über alle diese Themen steht das Bestreben nach nachhaltiger Energie-aufbringung mit Zukunft.

InfoDer lenkungsausschuss erzeugung von oester-reichs energie ist besonders breit aufgestellt. es werden themen behandelt, welche die gesamte Palette der stromerzeugung mit allen Verzweigungen in technik, Wirtschaft und umwelt betreffen. Dabei sind vor allem die antworten auf die Fragen der energieaufbrin-gung für alle investitionen in der energiewirtschaft und damit für die energie-zukunft entscheidend.

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oesterreichs energie: Die umsetzung des kriterienkatalogs Wasserkraft ist im laufen. Welche aktuellen herausfor-derungen sehen sie hier für die e-Wirt-schaft?karl heinz Gruber: Grundsätzlich ist festzuhalten, dass es zur Erreichung der verbindlichen Energie- und Klimaziele in Österreich bis 2020 zu einem Ausbau der Wasserkraft kommen muss. In diesem Zusammenhang soll der nunmehr beschlos-sene Kriterienkatalog des Bundes bei neuen Wasserkraftwerksprojekten für die Abwägung des öffentlichen Interesses herangezogen werden und so zu einer Klar-stellung der Sinnhaftigkeit jedes einzelnen Projektes beitragen.Die damit beabsichtige Beschleunigung des Genehmigungsprozesses ist grund-sätzlich zu begrüßen, allerdings ist derzeit noch unklar, auf welche Art und Weise die Anwendung des Katalogs in der Praxis tatsächlich erfolgt.Offen ist vor allem, welche Auswirkungen die Ergebnisse der Prüfung nach dem Kriterienkatalog auf das davon unab-hängige erforderliche Genehmigungsver-fahren, etwa nach dem Wasserrechtsver-fahren oder dem UVP-Verfahren, haben. Die erstmalige Anwendung des Kata-logs anhand eines konkreten Projektes wird zeigen, wie das widerspruchsfreie Zusammenwirken mit den Vorschriften und Vorgaben der Länder funktionieren kann. Im Hinblick auf die beabsichtigte

Energiewende muss das eine pragma-tische Vorgehensweise im Sinne der Wasserkraft vorzeigen.

oesterreichs energie: in der öffentlichen Diskussion ist oft von der notwendigkeit einer „strategischen Planung der Wasser-kraftwerke“ zu hören. Besteht hier wirklich nachholbedarf?karl heinz Gruber: Dem Begriff der strategischen Planung wird in der Öffent-lichkeit derzeit ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt. Tatsache ist, dass schon in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart für die Realisierung von Wasserkraftwer-ken eine Art der holistischen strategischen Planung angewendet wurde. Wasserkraft-projekte wurden und werden grundsätzlich nur dort geplant, wo neben der technischen Machbarkeit auch die ökologische und ökonomische Umsetzung realistisch und sinnvoll erscheint. So sieht die aktuelle Pro-jektliste der Unternehmen von Oesterreichs Energie den Ausbau von 3,7 TWh oder rund 20 Prozent des als technisch wirtschaft-lichen Wasserkraftpotenzials für die näch-sten Jahre vor.Bei der Aufstellung der aktuellen Pro-jektliste wurden von den Projektwerbern schon im Vorfeld entscheidungsrelevante Kriterien als Basis für ihre strategischen Planungen herangezogen. Im nun vorlie-genden Kriterienkatalog wird diese Vorge-hensweise auch für die Länder empfohlen, wobei im Hinblick auf die Erreichung der

karl heinZ Gruber, Verbund hydro PoWer-Vorstand und

VorsitZender des lenkunGsausschusses erZeuGunG,

fordert Von der Politik ein klareres bekenntnis

Zur Wasserkraft. daZu Müsste die erZeuGunG der

erneuerbaren aus Wasserkraft den GeWässerökoloGischen

schutZGedanken GleichGestellt Werden, und die Vorteile

der stroMerZeuGunG aus Wasserkraft Müssten Verstärkt

ins beWusstsein der öffentlichkeit Gerückt Werden.

„Klares Bekenntnis zur Wasserkraft“

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Ziele der Energiestrategie die sinnvollen Wasserkraftpotenziale für die Stromerzeu-gung gesichert werden sollten. Für den Lenkungsausschuss steht fest, dass bei der Anwendung der Kriterien aus den fachlichen Überlegungen über die aktu-ellen Wasserkraftprojekte hinaus emp-fohlen werden kann, dass ein um Natio-nalparks und Welterbestätten reduziertes technisches, wirtschaftliches Restpotenzial von 12,8 TWh als machbares Potenzial zu erschließen ist. Natürlich nur, wenn in der Bewertung die zusätzliche Erzeugung der erneuerbaren Energien aus heimischer Wasserkraft den gewässerökologischen Schutzgedanken aus der WRRL gleichge-stellt wird, wozu von Seiten der Politik ein klares Bekenntnis zur Wasserkraft erforderlich ist. Unter Berücksichtigung all dieser Vorgaben würden dann im besten Falle nur rund 50 Prozent des tatsächlich in Österreich vorhandenen Abfluss potenzials von rund 90 TWh erschlossen werden.

oesterreichs energie: eng verbunden mit dem ausbau der erneuerbaren energien ist die Frage der Genehmigungsdauer der Verfahren für Wasserkraftwerke. Was muss hier aus ihrer sicht geschehen?karl heinz Gruber: Die Errichtung von Wasserkraftwerken besitzt neben den Vor-teilen der heimischen CO

2-freien Energie-

erzeugung zwei weitere unnachahmbare Vorteile: Mit der Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung wird eine Natur aus zweiter Hand geschaffen – dies ist bei keiner anderen erneuerbaren Energieform möglich – und die volkswirtschaftlichen Erfolge sind in und für Österreich unver-gleichbar hoch. Daher ist es das Bestreben der Unterneh-men von Oesterreichs Energie, die Dauer der Genehmigungsverfahren für Wasser-kraftwerke auf das gesetzlich vorgesehene Maß von in Summe 15 Monaten für zwei Instanzen zu beschränken. Um dies zu ermöglichen, sollten im Rahmen der beste-henden rechtlichen Rahmenbedingungen alle zweckmäßigen Anstrengungen unter-nommen werden, wie etwa

■ Schaffung des klaren Bekenntnisses zu heimischen Energieinfrastrukturpro-jekten – besonders von Wasserkraftwer-ken – durch einen nationalen Schul-terschluss von Gebietskörperschaften, Politik und E-Wirtschaft

■ Bereitstellen ausreichender personeller Ressourcen in allen Verfahrensabschnit-ten der Genehmigungsverfahren, das heißt temporäre Aufstockung an Behör-denexperten, Verstärkung von länder-übergreifenden Kooperationen, Einsatz externer nichtamtliche Sach-verständiger

■ Anerkennung der aktuellen Kraftwerks-liste und des Netzausbaues als priori-täre Infrastrukturprojekte.

oesterreichs energie: Welche aktuellen, vor allem technischen herausforderungen sehen sie in der Frage der Möglichkeit der speicherung von energieträgern?karl heinz Gruber: Der effiziente Ein-satz von Energiespeichern zur Erzeugung von elektrischer Energie wird, durch die unregelmäßige und schwer vorherseh-bare Einspeisung von Wind- und Sonnen-energie in die Übertragungsnetzwerke, zu einem zentralen Thema der Europäischen Energiezukunft. Die Entwicklung der verschiedenen Speichertechnologien wird in den kommenden Jahren primär durch ihre energiewirtschaftlichen Realisierbar-keiten bzw. Notwendigkeiten bestimmt. Dabei sind jene technologischen Potenziale umzusetzen, die gesamtwirtschaftlich den höchsten Nutzen bzw. die höchste Effizi-enz besitzen.Eindeutig die Nase vorne haben dabei Pumpspeicherkraftwerke, die durch die besondere Technik als einzige in der Lage sind, höchst effizient und nachhaltig die temporären CO

2-freien Stromüberschüsse

und Strommängel aus Wind- und Foto-voltaikanlagen mit extremen Leistungs-gradienten zu kompensieren. Derartige Anlagen können einen fundamentalen Stellenwert einnehmen, für andere Spei-chertechnologien kommen darüber hinaus regionale Einsatzmöglichkeiten in Frage.

karl heinz Gruber: „Wasserkraftprojekte werden nur dort geplant, wo neben der technischen Machbarkeit auch die ökologische und ökonomische umsetzung sinnvoll erscheint.“

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„Klares Bekenntnis zur Wasserkraft“

Zur Erreichung der Klimaziele muss die Wasserkraft ausgebaut werden.karl heinz Gruber, Verbund hydro Power-Vorstand

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oesterreichs energie: Die kraft-Wärme-kopplung, kWk, soll künftig verstärkt genützt und ausgebaut werden. Welche Fragen sind aus ihrer sicht hierbei noch zu klären, sowohl in technischer, legis-tischer wie auch finanzieller sicht?susanna Zapreva-hennerbichler: Gas-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sind ein entscheidender Baustein für das Erreichen der Europäischen Klima- und Energieeffi-zienzziele. Durch die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme wird eine wesentlich höhere Brennstoffnutzung ermöglicht als in Anlagen, in denen Strom und Wärme getrennt erzeugt wird. Eine derartige Ein-sparung von Primärenergie, wie sie hochef-fiziente KWK-Anlagen erbringen, wird von keiner anderen derzeit am Markt verfüg-baren Energietechnologie erreicht.Da KWK-Anlagen einen Brennstoffnut-zungsgrad von 80 Prozent und mehr erreichen, werden auch beträchtliche ökologische Vorteile erzielt. Die Technolo-gie ist ausgereift und seit Jahrzehnten im erfolgreichen Einsatz.Die wirtschaftliche Situation von thermischen Anlagen ist derzeit in ganz Europa schlecht. Dies entsteht, weil geför-derte Einspeisungen von erneuerbaren Energieanlagen die thermischen Kraft-werke aus dem Markt drängen. Was wir aktuell benötigen, ist eine Unterstützung für Gas-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen,

damit die Versorgungssicherheit gewahrt bleibt.Deutschland hat bereits auf diese Situation reagiert und die Förderungen für KWK-Anlagen deutlich erhöht. In Österreich haben wir derzeit gar keine Förderungen für KWK-Anlagen.

oesterreichs energie: co2-thematik sowie

aktuelle Diskussion um „set-aside-zerti-fikate“: Wie ist hier der aktuelle status, welche themen sind aus sicht des len-kungsausschusses offen? susanna Zapreva-hennerbichler: Ein-griffe in bestehende und funktionierende Systeme, um den Preis zu beeinflussen, sind nie vorteilhaft. Diese Tendenz ist aber in letzter Zeit leider vermehrt erkennbar, egal ob es sich um „Set-aside“ oder um Kapazi-tätsmärkte handelt. Bei „Set-aside“ würde es sich um einen nachträglichen Eingriff in ein etabliertes System handeln. Der Diskus-sionsprozess zu diesem Thema in Oesterrei-chs Energie ist noch nicht abgeschlossen.

oesterreichs energie: thema Versor-gungssicherheit: Wie kann die e-Wirt-schaft auch künftig die gesicherte Verfüg-barkeit von fossilen ressourcen, speziell Gas aus russland, sicherstellen? Welche alternativen werden forciert?susanna Zapreva-hennerbichler: Herausforderung vor dem Hintergrund der

die Wirtschaftliche situation therMischer anlaGen ist

derZeit in GanZ euroPa schlecht, saGt susanna ZaPreVa-

hennerbichler, Geschäftsführerin Wien enerGie und

stellVertretende VorsitZende des lenkunGsausschusses

erZeuGunG. uM die VersorGunGssicherheit Zu Wahren,

Plädiert sie für förderunGen für kWk-anlaGen, eine

realistische diskussion ZuM theMenkoMPleX co2-eMissionen

und eine Verlässliche inVestitionssicherheit für

neue kraftWerksanlaGen soWie die VerhinderunG Von

„strandedinVestMents“.

„Unterstützung für KW K-Anlagen“

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Entwicklungen am Energiemarkt ist, im Spannungsdreieck von leistbarer, umwelt-schonender sowie sicherer Energieversor-gung die richtigen Maßnahmen rechtzeitig zu treffen. Die Themen Versorgungssicher-heit und Versorgungszuverlässigkeit, auch von Primärenergieträgern, spielen dabei eine wesentliche Rolle.Während die Gasimporte im Jahr 1994 bei 4,9 Mrd. m³ lagen, betrugen sie zehn Jahre später schon 7,1 Mrd. m³. Das ist ein Anstieg um 45 Prozent. Im Jahr 2011 lag der Erdgasverbrauch bei 9,2 Mrd. m³. Dabei kommen 64 Prozent aus Russland, sieben Prozent aus Norwegen, zehn Prozent aus Deutschland und 19 Prozent sind aus Österreich.Wichtig in diesem Zusammenhang ist, auf Diversifikation zu achten, sodass zumin-dest eine teilweise Umsetzung der Gas-pipelineprojekte sinnvoll erscheint.

oesterreichs energie: in Diskussion steht derzeit die Möglichkeit der speicherung von energieträgern. Wie weit sind hier die technischen und legistischen aspekte gediehen? Wie steht es um die Finanzie-rung möglicher Projekte?susanna Zapreva-hennerbichler: Österreich hat durch seine Wasserspei-cherkraftwerke exzellente natürliche Voraussetzungen. Wichtig dabei ist, dass die politischen Rahmenbedingungen auch passen und keine zusätzlichen Belastungen der Erzeugung hinzukommen. Pumpspei-cherkraftwerke sind derzeit die sinnvollste und wirtschaftlichste Speichertechnologie im Vergleich zu anderen Möglichkeiten wie Druckluft-, Methan- oder Wasserstoff-speicherung. Was wir wollen, ist ein „level playing field“ mit anderen erneuerbaren Energien. Andere Speichertechnologien, wie beispielsweise die Methanisierung, sind technisch machbar. Die Kosten sind jedoch noch sehr hoch. Und auch hier wird die Frage der Umweltbeeinflussung noch eine Rolle spielen.

oesterreichs energie: Der ausbau der erneuerbaren energien bedingt Planungs-sicherheit für die e-Wirtschaft. Welche Fragen sind hier aus ihrer sicht noch offen bzw. ungeklärt?susanna Zapreva-hennerbichler: Mit der Realisierung von im Bau befindlichen erneuerbaren Energieprojekten würde sich das 34-Prozent-Ziel verwirklichen lassen. Dafür ist es aber wichtig, dass im Rahmen der bestehenden rechtlichen Rahmenbe-dingungen die Genehmigungsverfahren im Energiebereich rasch und unbürokratisch durchgeführt werden. Dazu kommt, dass der Ausbau von Wind-, Fotovoltaik- und Wasserkraftwerken zeitgleiche Investiti-onen in die Netze für elektrische Energie erfordert.

oesterreichs energie: Produktions-anlagen sollen den Marktregeln unterworfen werden, die e-Wirtschaft fordert ein „Gleichgewicht im Markt“ in Bezug auf Förderungsproblematik bzw. Förderungsdauer. Wie stehen sie zu dieser Frage?susanna Zapreva-hennerbichler: Offen ist, wie es nach 2020 auf EU-Ebene weiter-gehen wird, d. h. ob neue und verbindliche erneuerbare Energieziele gesetzt werden. Wenn die „grünen“ Energien einen großen Anteil der Erzeugung ausmachen, werden Fragen der Marktintegration relevant. Das heißt, wie kann Strom aus erneuerbaren Energie trägern in den EU-Binnenmarkt integriert werden. Aufgrund des stetig ansteigenden Anteils erneuerbarer Energie an der Stromerzeu-gung wird diese Frage immer relevanter. So ist es wichtig, dass auch Elektrizität aus erneuerbaren Quellen in Zukunft verstärkt auf Marktsignale reagiert. Vor allem neue Technologien sollen gefördert werden, um den Marktzugang zu erleich-tern. Eine generelle Förderung aller Erneu-erbaren ist genauso schlecht wie eine Unterförderung.

susanna zapreva-hennerbichler: „Gas-kraft-Wärme-kopplungsanlagen sind ein entscheidender Baustein für die erreichung der europäischen energieeffizienzziele.“

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„Unterstützung für KW K-Anlagen“

Elektrizität aus erneuerbaren Quellen muss stärker auf Marksignale hören.susanna zapreva-hennerbichler, Wien energie-Geschäftsführerin

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Wirtschaft

Bulle oder Bär

auch Wenn aktien und anleihen der enerGieVersorGer iMMer noch Zu den

soliden inVestMents Zählen, Gehören sie schon lanGe nicht Mehr Zu den

ausGesProchenen lieblinGen der inVestoren. der hauPtGrund dafür ist die

unklare haltunG der Politik. VON GERLINDE MASCHLER

Das politische Risiko für Versorger wird derzeit für Brasilien niedriger bewertet als für Europa.“ Das ist

eine Aussage, die einigermaßen provokant klingt. Aaron Alber, seines Zeichens Aktien-analyst der Raiffeisen Bank Internatio-nal, bringt damit allerdings die skeptische Stimmung der professionellen Investoren, die tagtäglich nach Erfolg versprechenden Aktien und Anleihen Ausschau halten, auf den Punkt: Europa gilt als politisch unver-lässlich, wenn es um Entscheidungen für oder gegen Kraftwerke geht. „Großpro-jekte wie Kaprun wären heute nicht mehr umsetzbar“, sagt der Analyst. Das heißt im Klartext: Die Politik beißt sich an den immensen Widerständen aus der Bevöl-kerung gegen neue und bestehende Kraft-

werke die Zähne aus. Plakatives Beispiel: Deutschland nimmt innerhalb von wenigen Tagen nach dem Atomunfall von Fukus-hima seine sieben ältesten Kernkraftwerke vom Netz und beschließt drei Monate danach den Ausstieg aus der Atomkraft. Derart rapide Entscheidungen kommen beim Finanzmarkt nicht gut an. „Das macht Aktien von Utilities nicht gerade attraktiv“, bestätigt demnach auch Erste Bank-Analyst Christoph Schultes.Der Kontinent braucht aber zusätzliche Energie, denn der Bedarf nimmt trotz der immer höheren Effizienz zu. Die Energiever-sorgung der nächsten Jahre und Jahrzehnte sei keineswegs gesichert, sagt Aaron Alber: „Versorgungsschwierigkeiten im letzten und vorjährigen Winter sind ein Alarmzei-

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Wirtschaft

Bulle oder Bärchen, dass wir bereits an Grenzen angelangt sind. Ich glaube, wir brauchen tatsächlich einmal einen echten Engpass, damit die Leute das realisieren“, mahnt Alber.

Solide KapitalstrukturDie inländischen Stromfirmen wollen bis 2020 rund 16 Mrd. Euro investieren, davon rund die Hälfte in Verteiler- und Übertra-gungsnetze. Und für Europa errechnete die Regulierungsbehörde E-Control Ende des Vorjahres, das bis zum Jahr 2020 dreistel-lige Milliardensummen allein in die Strom-netzinfrastruktur gesteckt werden müssen. Die Unternehmen des Sektors seien robust und hätten eine ausreichend solide Kapital-struktur, um sich zu attraktiven Zinsen zu refinanzieren und dennoch gute Gewinne zu machen, hieß es. Während der Regulator die Investitionen für die Strom erzeugende Branche also als „durchaus verkraftbar“ bezeichnet, bleibt die Investorenseite für die Zukunft verhal-ten, urgiert unisono klare politische Ansa-gen und prüft derzeit grundsätzlich fast jede Investition in neue Anlagen mit Argus-augen auf ihre Rentabilität. Zudem bewer-ten die Finanzmärkte jedes neue Kraftwerk

auch nach den unausweichlichen Folgekos-ten, die durch den dringenden Bedarf an zusätzlichen Übertragungsnetzen entste-hen. Schon jetzt sind die Zentren der Erzeu-gung nicht ident mit den Zentren des höchs-ten Verbrauchs. Die vielen Investitionen in erneuerbare Energieträger zeigen die Gren-zen der Netze.

Gesamtkonzept fehltAlber vermisst vor allem ein gesamteuro-päisches Konzept, damit sich die dringend nötigen Investitionen in die Energieversor-gung der nächsten Jahre und Jahrzehnte realisieren lassen – und er ist nicht der Ein-zige, in dessen Augen die Zeit drängt.Auch Teresa Schinwald, Aktienanalystin mit Schwerpunkt Energiesektor bei der Raiff-eisen Centrobank, sieht vor allem die Ver-säumnisse der Politik als Grund, dass die Aktienkurse der E-Versorger in den letzten Jahren alles andere als abgehoben haben: „Dem Sektor fehlt derzeit die Planungssi-cherheit und das macht ihn bei den Anle-gern eher unbeliebt.“ Die Energieversorger seien derzeit in den gängigen Portfolios untergewichtet – ein Phänomen, das nun schon einige Jahre anhalte, so die Analystin.

Infoeuropa gilt als politisch unzuverlässig, wenn es um entscheidungen für oder gegen kraftwerke geht, weshalb die stimmung bei aktienanalysten und professionellen investoren derzeit von skepsis geprägt ist. und dies, obwohl die unternehmen des sektors robust sind und eine solide kapitalstruktur aufweisen können.

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Internationale AktienE.ON (Deutschland)Die Aktie der deutschen E.ON, die zu den größten Energieversor-gern weltweit gehört, hat sich innerhalb des letzten Jahres deut-lich schlechter als der Frankfurter Aktienindex DAX entwickelt. Hintergrund war die vorjährige Energiewende in Deutschland, unter der das Unternehmen massiv zu leiden hatte. Analysten sehen den Eingriff der Politik und der Regulierungsbehörden sowie die zusätzlichen Kosten für den Klimaschutz (CO

2-Zertifi-

kate) als belastende Faktoren für den Konzern.Hingegen werden die im Zuge der besseren Konjunktur anzie-hende Energienachfrage und die stabile Umsatzentwicklung sowie die Neuverhandlung der Gaslieferkontrakte und die Expansion in regulatorisch weniger riskante, aber wachstums-stärkere Märkte positiv bewertet.

Enel (Italien)Im Vergleich zum europäischen Aktienindex Euro Stoxx 50 ver-zeichnete die italienische Enel über den Zeitraum des letzten Jahres eine stabile Kursentwicklung.Der Konzern ist einer der größten Energieversorger der Welt und mit der Übernahme der spanischen Endesa im Jahr 2007 in 40 Ländern vertreten (mehr als 60 Mio. Kunden). Demzufolge konnte er im abgelaufenen Jahr von einer sehr guten Entwicklung der Emerging Markets – insbesondere Lateinamerika, Osteuropa und Russland – profitieren. Darüber hinaus ist der Versorger relativ günstig bewertet und bietet eine überaus attraktive Divi-dendenrendite von rund zehn Prozent. Mit Vorsicht be obachten die Investoren analog zu E.ON hingegen die verstärkten Regu-lierungsschritte und die Klimaschutzkosten.

RWE (Deutsch-land)Die deutsche RWE kann sich als einer der größten europäischen Versorger dem zunehmend regulierten Umfeld in Europa ebenso wenig wie ihre Mitbewer-ber entziehen. Der Aktienkurs lag zuletzt deutlich unter der Entwicklung des deutschen DAX. 2011 sank das Ergebnis insbesondere wegen der vorzeitigen Stilllegung von Kernkraftwerken und der Brennelementesteuer stark. Belastend wirkten sich auch geringe Stromerzeugungs-margen und verlustbringende Gasbezugsverträge aus. Aller-dings sehen die Investoren die Fundamentaldaten des Konzerns bei stabilem Umsatz als attraktiv bewertet an. Der Effekt aus dem Atomkraftausstieg ist laut Analysen in der aktuellen Bewertung bereits enthalten. Darüber hinaus sollte die RWE von mittelfristig wieder anziehenden Strom- und Gas-preisen profitieren.

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Nicht zuletzt liefern die derzeit erzielbaren Strompreise den Finanzinvestoren aus-reichend Stoff zur Skepsis: Das steigende Umweltbewusstsein und der Wunsch nach Erhalt von Naturräumen in der Bevölke-rung, die sich in den letzten Dekaden in massiven Protesten gegen neue Wasser-, Kern- oder Kohlekraftwerke ausdrückten, hätten über Umwege auch ihren Nieder-schlag in der Energiepreispolitik, ausge-hend vom Bemühen um eine nachhaltige Energieversorgung, gefunden.

„Green Investments“ wirkenEine Regulierung der Netztarife bedeutet für die Unternehmen zwar stabilere, aber auch geringere Margen sowie ein höheres Marktrisiko, und politische Vorgaben wie etwa die Regelung der CO

2-Zertifikate

schränken ebenso die Preisgestaltung ein. Das österreichische Ökostromgesetz för-dert die innovative Erzeugung und den sinnvollen Einsatz erneuerbarer Energien durch Garantiepreise. Pro Jahr stehen jetzt 50 Mio. Euro an Förderungen für Neuan-lagen und mittels Verordnung festgesetzte Einspeistarife über einen festgelegten Zeit-raum von zumeist 13 bis 15 Jahren zur Ver-

fügung – mit klaren Folgen für die Bildung der Großhandelspreise.„Green Investments haben bereits Auswir-kungen auf die Strompreise. Die Preise am Spotmarkt gehen zurück, da sich die Strom-preise kurzfristig nach der so genannten Merit-Order-Kurve definieren. Das heißt, nur variable Kostenkomponenten, die bei erneuerbaren Energieträgern sehr gering sind, werden berücksichtigt. Eine Annähe-rung der Preise für Grundlast und Spitzen-last lässt sich ebenfalls feststellen“, erklärt Christoph Schultes einen weiteren Faktor für die Zurückhaltung der Investoren, die die Ertragslage der Versorger zwar als stabil, jedoch keineswegs als berauschend beurteilen.Auf der anderen Seite werden Neuinvesti-tionen in die Gewinnung nachhaltiger Ener-gie als sehr attraktiv bewertet, da aufgrund der geförderten Preise „die Unternehmen eine höhere Sicherheit bei der Planung haben“, so Teresa Schinwald. Dass die Finanzkrise und ihre bis heute spürbaren Nachwirkungen das Gesamtbild noch getrübt haben, liegt auf der Hand. Eric Janca, Portfoliomanager der Hypo Capi-tal Management, erinnert, dass vor allem

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Unternehmen mit einem hohen Investiti-onsbedarf in der Krise „zum Spielball des Marktes“ wurden. Eine „aktuell immer noch angespannte Lage“ ortet auch Christoph Schultes: „Die Unternehmen notieren zurzeit zu relativ niedrigen Multiples (Anm.: Kenn-zahlen). Utilties haben in letzter Zeit mit vielen Problemen zu kämpfen. Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen, fal-lende Strompreise oder auch extrem nied-rige Spar-Spreads machen Aktien von Utili-ties nicht gerade attraktiv. Daneben ist der Sektor sehr spätzyklisch; das heißt, eine Outperformance gegenüber den anderen Sektoren werden wir voraussichtlich erst nach dem Aufschwung sehen, auf den wir aber auch noch warten“, sagt Schultes.

Attraktiver AnleihenmarktSollte sich somit ein Energieversorger der-zeit über den Aktienmarkt frisches (Eigen-)Kapital holen wollen, wäre das Umfeld alles andere als positiv. Kein Zufall also, dass aktuell neue Aktienemissionen in Kürze nicht in Sicht sind. Das Umfeld für die Aufbringung von Fremdkapital mittels Anleihen ist hingegen, abgesehen von einer Durststrecke Mitte des vergangenen Jahres, als der Markt für Unternehmensanleihen ziemlich „ausgetrocknet“ war, wieder gut. Zu durchaus attraktiven Konditionen für die Emittenten: Mit Kupons zwischen vier und fünf Prozent ist die Finanzierung nicht teuer und im Markt trotz aller kritischen Stimmen immer wieder gut zu platzieren. Eine Indikation gibt zum Beispiel eine aktu-elle Eurobondemission über 500 Mio. Euro des polnischen Gasproduzenten PGNiG, die mit einem Kupon von vier Prozent vom Markt mühelos aufgenommen wurde. Da Anleihen für die Versorger klassische Instrumente der Kapitalaufbringung sind, setzen auch die großen heimischen Unter-

nehmen darauf: Die Verbundgesellschaft emittierte im Jahr 2009 zwei Anleihen über 500 bzw. 840 Mio. Euro zu 4,75 Prozent, die breit gestreut an europäischen Investoren, insbesondere in Deutschland, verkauft wurden.

Hohe DividendenrenditenWer sich ausschließlich am österreichi-schen Anleihenmarkt finanzieren will, hat nur beschränkte Möglichkeiten, denn der Kapitalmarkt ist bekanntermaßen hierzu-lande nicht besonders gut entwickelt, so Eric Janca. Einerseits müssten sich des-halb heimische E-Unternehmen um auslän-dische Anleger bemühen. Andererseits biete aber der österreichische Retail-Markt die Chance, sich an besonders „treue“ Privatan-leger zu richten. „Jedenfalls werden Versor-ger heute auch daran gemessen, wie sie ihre Schulden abbauen. Viele von ihnen haben bereits ihre Eigenkapitalbasis gestärkt, indem sie nichtstrategische Beteiligungen aus früheren Zeiten verkauft haben und sich damit auf ihre Kernmärkte konzentrie-ren“, erklärt Janca.Neben der Kapitalausstattung und dem Verschuldungsgrad fokussieren die Börsen bei Versorgern wie auch bei anderen Wert-papieren auf die gängigen Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder den Unternehmenswert im Verhältnis zur absoluten Ertragskraft (EV/Ebitda). Ein besonderes Augenmerk gilt aber den jähr-lichen Dividendenrenditen, die mit durch-schnittlichen Werten zwischen sechs und acht Prozent sehr hoch sind und deutlich über sonstigen Renditen, die zurzeit am Kapitalmarkt mit Aktien oder Anleihen zu erzielen sind, liegt. „Wir achten bei Utilities verstärkt auf die Dividende, da die Wachs-tumsfantasien meistens begrenzt sind“, fasst es Christoph Schultes zusammen. ■

Die Finanzkrise und ihre Nachwirkungen trüben das Gesamtbild.eric Janca, Portfoliomanager hypo capital Management

emittenten können mit durchaus attraktiven konditionen rechen.Foto: photos.com

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Wirtschaft

Wenig Rückenwind für neue Netze

ab deM Jahr 2020 Werden die erneuerbaren Mit der euroPäischen

netZinfrastruktur kauM Mehr beherrschbar sein, Warnten die eXPerten bei den

„enerGy talks“ anfanG Mai in ossiach. für den aufbruch Zu neuen ufern bleibt

also nur Mehr WeniG Zeit. VON GILBERT WALDNER

In Krisenzeiten wie diesen ist die Eupho-rie bei der Formulierung von Energie-sparpotenzialen und Effizienzsteige-

rungen zwar etwas zurückgegangen, aber der Weg ist längst eingeschlagen. Damit eine Erderwärmung um mehr als zwei Grad Cel-sius bis zum Jahr 2050 verhindert werden kann, müssen bis dahin allein in Europa etwa 80 Prozent der Treibhausgasemissi-onen reduziert werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei die erneuerbaren Energien. Während ihr konsequenter Ausbau bisher noch vergleichsweise einfach in das beste-hende Energieversorgungssystem zu inte-grieren war, stehen jedoch ab 2020 größere Herausforderungen bevor, meint Carsten Pape vom Fraunhofer Institut für Wind-energie und Energiesystemtechnik Kassel.Eine aktuelle Leitstudie für Deutschland, an der das Institut mitgearbeitet hat, spielt mehrere Szenarien durch und zeigt, dass schon 2020 die installierte Leistung der

erneuerbaren Energie deutlich über der zu erwartenden Netzhöchstlast liegen wird. Michael Feist von den Stadtwerken Han-nover wagt sich kaum vorzustellen, wohin dann der stetig steigende Energieüber-schuss gehen soll. Er spricht von 15.000 MW Lastflanken, die auszugleichen sind. Er denkt an Bayern, das nach dem Atomkraft-ausstieg „short“ sein, also zu wenig Energie produzieren werde, und versteht, dass der Autohersteller VW schon an den Bau eige-ner Kraftwerke denkt.

Zu wenig politischer WilleDie Probleme sind zahlreich, der poli-tische Wille, entsprechende Rahmenbedin-gungen zu schaffen, oder die Bereitschaft der Investoren, die gewaltigen Summen für die nötige Infrastruktur in die Hand zu nehmen, ist hingegen durchaus enden wol-lend. Roger Kohlmann vom deutschen Bun-desverband der Energie- und Wasserwirt-

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Wirtschaft

Wenig Rückenwind für neue Netze

schaft geht etwa davon aus, dass allein in seinem Land in den nächsten acht Jahren 380.000 km neue Leitungen vor allem im Verteilnetz gebaut werden müssen, um auf die immer dezentralere Energieversorgung mit den Erneuerbaren reagieren zu können. Das kommt einer Investition von 21 Mrd. Euro gleich. Aber was helfen Leitungen, wenn Speicher und zuverlässige Steuer-systeme fehlen? Im Verlauf der Tagung wurde immer klarer: Man kommt um ganz-heitliche Lösungen nicht herum, weil in Zukunft alle Energiesysteme zusammen-spielen müssen: Gas, Strom und Wärme in so genannten „Hybridnetzen“. Das war auch das Motto der heurigen Energy Talks. Dass dabei der Informations- und Kommu-nikationstechnologie eine besondere Auf-gabe zukommen wird, ist sicher. Das Pro-blem dabei ist, dass die Technologie dahin-ter nirgends über Pilotanlagen hinausge-kommen ist. Wenn die Wissenschaft etwa davon redet, dass man konventionelle und erneuerbare Energieerzeuger über intel-ligente Netze zu virtuellen Kraftwerken zusammenspannen werde, dann ist das in der großtechnischen Anwendung noch graue Theorie, heißt es.Nicht einmal über die Grundvorausset-

zungen für Smart Grids war man sich in Ossiach einig. Andreas Breuer, Leiter Neue Technologien beim deutschen Stromriesen RWE, sieht es wie viele seiner Kollegen in der traditionellen Energiewirtschaft nicht als Grundvoraussetzung an, jeden Strom-abnehmer und möglichen Einspeiser von Ökostrom mit einem intelligenten Strom-zähler zu beglücken, den mutmaßlich seine Gesellschaft finanzieren muss. Für ihn rei-chen Sensoren an neuralgischen Punkten im Netz (etwa Trafos), um die Steuerbarkeit zu gewährleisten.

Offene EnergieplattformenDer wissenschaftliche Leiter der Energy Talks, Albrecht Reuter, warf provokant die Frage in die Runde, ob es denn nicht das „Schreckgespenst“ für die Energiewirt-schaft wäre, wenn die neuen intelligenten Stromzähler quasi staatlich verordnet würden; schließlich geht es dabei um Sys-tementscheidungen. Man muss sich fragen, ob Europas Energieversorger weiter alles in der Hand haben werden, oder ob es, wie viele IT-Spezialisten glauben, offene Platt-formen geben wird, auf denen völlig neue Geschäftsmodelle entstehen? Sebastian Lehnhoff von der Universität Oldenburg

InfoBisher war es ein schreckge-spenst der industrieländer, dass die elektrifizierung der entwicklungsländer die Welt beim klimaschutz zurückwerfen werde. Dieser theorie widersprach Volker krey vom interna-tional institute for applied systems analysis in ossiach deutlich. er geht vielmehr davon aus, dass der ersatz ineffizienter Brennstoffe die emission von treibhausga-sen reduziert. krey meinte zudem, dass die sukzessive Verknappung der ressour-cen nicht quasi automatisch zur erfüllung der klimaziele führen werde.

Foto: fotolia.com

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Wirtschaft

sieht es jedenfalls noch „als Riesenheraus-forderung, die komplexen Rechenprozesse im Netz zu orchestrieren, blitzschnell Ent-scheidungen zu treffen oder automatisiert treffen zu lassen“. Hans-Jürgen Appel-rath, Professor für praktische Informatik, beklagte zudem, dass man sich in seiner Sparte bisher viel zu wenig mit den so genannten Hybridnetzen beschäftigt habe.Aber offenbar hat man auch zu wenig darauf geschaut, was die Konsumenten wollen, meinte Manfred Broy, Software- und System-Engineers-Professor an der TU München. Er prophezeit, dass „die ange-sprochenen Plattformen nicht von den tra-ditionellen Energieunternehmen kommen würden. Da werde viel zu oft vergessen, was der Verbraucher eigentlich wolle.“ Ob Internetfirmen wie Google, Software-spezialisten wie SAP oder gar große insti-tutionelle Investoren so bald in den Markt einsteigen werden, sei jedoch noch fraglich.

Andreas Huber von EQT Partners vertritt solche Investoren. Er sieht gute Chancen, dass diese in Anlagen und Infrastruk-tur, also in die Hardware, investieren – in Software und Neuland, also in Technologie und Innovation, allerdings nicht. Da wären seiner Meinung nach die Staaten gefordert. Kohlmann sieht die Politik jedoch „para-lysiert in ihrer Angst vor der Komplexität der Zusammenhänge“. Er war deshalb nicht der Einzige, der bei den Gesprächen einen Masterplan forderte und dazu Teams aus Politik, Wirtschaft und Regulatoren, welche die Rahmenbedingungen für die Energie-plattformen der Zukunft erarbeiten sollten. Es müssten kurz-, mittel- und langfristige Lösungen gefunden werden, meint Kohl-mann, da die Zeit dränge.Bis 2030 müssten jedenfalls die ersten Anlagen für „Power to Gas“ stehen. Dass die zersplitterten politischen Zuständigkeiten dieses Unterfangen nicht gerade unterstüt-zen, wurde mehrfach kritisiert. Da tut man sich in Asien leichter. Hier werde im Gegen-satz zu Europa investiert, so Werner Stein-ecker, Vorstandsmitglied der Energie AG. Sein Unternehmen hat im großen Stil intel-ligente Stromzähler installiert und schafft damit schon die Laststeuerung im Verteil-netz. Das sei eine Investitionsentscheidung, die man nach den positiven Erfahrungen jederzeit wieder treffen würde, unterstrich Steinecker. Der wissenschaftliche Leiter der Energy Talks, Albrecht Reuter, hakte wiederum bei der Unsicherheit der Politik ein. Zum Abschluss der Energy Talks hob er einen „Club Ossiach“ aus der Taufe. Dieser ist ein beratendes Gremium von Topexperten, das Handlungsempfehlungen für die Poli-tik abgeben, systembildende Projekte in der Industrie initiieren, Forschungslücken aufzeigen und Lösungsansätze entwickeln soll. ■

Ökostrom im Gasnetz als JokerEine Energiewende ohne Speicherung von Strom aus Erneuerbaren im Gasnetz halten inzwischen nur noch wenige für möglich. Die Potenziale sind gewal-tig. Robert Hinterberger von der heimischen New Capital Energy Invest ortet im europäischen Gasnetz 75 Mrd. Normkubikmeter Speicherplatz, allein in Deutschland das 3000-Fache der Pumpspeicherkapazitäten, im mit Wasser-kraft gesegneten Österreich immer noch das 18-Fache. Strom aus Erneuerbaren könnte also im großen Stil in Form von synthetischem Methan und Wasserstoff im Gasnetz gespeichert werden, und das dezentral.Auch wenn die Wirkungsgradverluste noch relativ groß sind, wie Arnold Picot von der Uni München meint, sei es allemal besser, als Windkraft abschalten zu müssen. Immerhin liegt der Wirkungsgrad bei der Umwandlung von Strom zu synthetischem Methan bei 60 bis 65 Prozent. Großtechnische Anlagen fehlen allerdings.Noch spannender wird die Umwandlung, wenn man auch noch die Mobili-tät in die Überlegungen mit einbezieht. Erstens braucht man eine Lösung für Schwertransporte, die kaum am Elektroauto abzuwickeln sind und zweitens ließe sich dann laut Gert Müller-Syring von DBI Gas- und Umwelttechnik auch das Gastankstellennetz endlich ausbauen. Derzeit verfügt ganz Deutschland nämlich nur über insgesamt 88 solche Tankstellen. Dabei sei dies die mit Abstand umweltfreundlichste Verbrennungstechnologie, so Müller-Syring. Die Fahrzeuge würden mit bewährter Technologie fahren und im Verhältnis nur rund die Hälfte eines E-Autos kosten.

Foto: Markus Sider

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Kommentar von Christof Zernatto

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Dr. Christof Zernatto, Sprecher des Forums Versorgungssicherheit

Das Forum Versorgungssicherheit ist ein gemeinnütziger Verein. Es setzt sich für die langfristige Sicherung und Erhaltung der hohen Qualitätsstandards der österreichischen Energie- und Wasserversorgung ein. Es wird bereits von über 220 bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport getragen.www.versorgungssicherheit.at

Überraschende Zusammenhänge

Ab 2013 müssen die Unternehmen der E-Wirtschaft als einzige Branche sämt-liche Emissionszertifikate, die sie für ihre Kraftwerke brauchen, und die ihnen bisher weitgehend gratis zugeteilt wurden, ersteigern. Diese Vorgabe hatte noch vor einiger Zeit vielen große Sorge bereitet. Wie stark würden sich dadurch die Kosten der Stromproduktion erhöhen, wie gefährlich könnte es werden, wenn große internatio-nale Konzerne unter Umständen versuchen würden, kleine Märkte wie Österreich abzuräumen?Viele dieser Befürchtungen scheinen sich heute nicht zu bewahrheiten: Die am Emis-sionshandelssystem beteiligte europäische Industrie hat 2011 gegenüber 2010 rund zwei Prozent Treibhausgase eingespart. In Summe mit anderen Faktoren führte das zu einem Überschuss von rund 900 Mio. Emis-sionszertifikaten, rund doppelt so viel wie 2010 – und zu einem Quasizusammenbruch des ETS-Markts. Der Preis, der 2008 einmal 30 Euro erreicht hatte und lange um 15 Euro pendelte, sackte in den vergangenen Wochen auf 6,5 Euro ab. Schlecht für die Staaten, die sich von der Zertifikatsversteigerung hohe Einnahmen erwartet hatten, mit denen man beispielsweise erneuerbare Energien fördern könnte und schlecht auch für die Lenkungswirkung der Versteigerung. Wenn diese nämlich die Stromproduktion aus fossilen Energien nicht stark verteuert, bleiben auch die Anreize gering, in erneu-erbare Energien zu wechseln.Also ist es Zeit nachzudenken, denn immerhin plant die EU ja ein neues „Klima-Package“ für 2030. Klimakommissarin Connie Hedegaard regte unter anderem an, die Versteigerung der Emissionsrechte zu verzögern. Aber auch so genannte „ Set-asides“, also die Herausnahme von Emissionszertifikaten aus dem Markt, seien gute Maßnahmen zur Stabilisierung

des Preises. Mit der künstlichen Verknap-pung der Zertifikatsanzahl soll so die durch die Energieeffizienzrichtlinie von Energiekommissar Günther Oettinger und das Ziel der Energieeinsparung um 20 Pro-zent ausgelöste sinkende Nachfrage nach CO

2-Zertifikaten ausgeglichen werden. Die

EU-Kommission sieht nämlich einen CO2-

Preis von 30 Euro als notwendig an. Nur auf diesem Weg, so meint man, könne es gelingen, weiterhin Anreize für Investi-tionen in Energieeffizienzmaßnahmen und kohlenstoffarme Technologien aufrechtzu-erhalten. Auch die unterirdische Lagerung von CO

2 (Carbon Capture & Storage – CCS)

würde sich damit nicht rentieren.Der Zwiespalt, der sich hier zeigt, macht deutlich, auf welch unsicherem Unter-grund die Wege in die Energiezukunft gebaut werden. Setzt man auf Effizienz, ruiniert man die ETS-Schiene. Setzt man auf ETS, muss es zu einer Revision der Effizienzstrategie kommen. Baut man etwa die erneuerbaren Energien stark aus, sinken die Einsatzzeiten der thermischen Kraftwerke, also gibt es weniger Emissi-onen und damit verfallen auch die Preise für Emissionszertifikate, weil schlicht weniger benötigt werden.Das sind Wechselwirkungen zwischen Poli-tikfeldern, die sowohl sicher nicht vorher-gesehen und auch nicht erwünscht waren. Denn damit wird das System instabil und die Zukunftsplanungen für Unternehmen, die in neue Energiesysteme investieren wollen, ebenso. Man fragt sich, was das Ziel ist, und gewinnt den Eindruck, dass selbst die zentralen Institutionen bei der Planung der Energiezukunft im Dunkeln tappen. Für die Versorgungssicherheit ist das nicht unbedingt ein gutes Signal.

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Wirtschaft

Thomas Kresser, Alstom Deutschland-Vorstandssprecher, nahm direkten Kurs auf das brennendste Thema der

Energiepolitik, als er das diesjährige tech-nische Journalistenkolloquium seines Kon-zerns in Mönchengladbach eröffnete: „Der Schuss nach Fukushima war schnell, aber die vorgegebenen Zeitspannen entsprechen nicht der Realität.“ Was man sich vorge-nommen habe, sei zwar richtig, aber „heute sagt niemand die Wahrheit über die künfti-

gen Kosten und die technischen Herausfor-derungen“. Allein in Deutschland sieht Kresser ein Investitionserfordernis von 150 bis 200 Mrd. Euro in den kommenden Jahren. Und hier zeigten sich die Grenzen des Mög-lichen, auch mit Hinweis auf die allgemei-nen Probleme der Finanzmärkte. Kresser: „Was die Banken heute leisten müssen, ist enorm, und da gehen sie bei der Finanzie-rung von kritischen Projekten natürlich

„ Was man sich vorgenommen hat, ist richtig“

die enerGieWende steht bei den lieferanten der e-Wirtschaft iM VorderGrund

Jeder diskussion. dabei Geht es daruM, deren folGen strateGisch erfolGreich Zu

ManaGen. VON ERNST BRANDSTETTER

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Wirtschaft

noch weiter auf Distanz. Die Risiken werden eben deutlich gesehen.“ Eine Hoffnung sei allerdings, dass andere Institutionen mit den nicht gerade rasenden Renditen besser auskommen könnten. Kresser verwies dabei insbesondere auf Lebensversicherungen und Pensionsfonds, die in die Finanzierung der Energiewende einsteigen könnten.

Große Balanceprobleme Ob und wie die Energiewende vonstattenge-hen werde – eines sei jedenfalls unumstöß-lich: „Der Atomausstieg wird bleiben.“ In der Konsequenz müsse man sich aber klar sein, dass es jetzt darum gehe, die Folgen dieser Entscheidung zu managen, unter-strich Kresser. Das größte Problem dabei

sieht der Alstom-Chef darin, dass man das Balanceproblem zwischen erneuerbaren Energien und konventionellen Energien „grandios unterschätzt“ hat. Kresser: „Der politische Wille ist schneller als die Syste-mänderung.“ So komme es, dass man jetzt über neue Lösungen der Finanzierung nach-denken müsse.Kresser hält es für zielführend, die Finan-zierung der in Deutschland benötigten Gaskraftwerke über das Thema „Kapa-zitätsbereitstellung“ zu versuchen, denn bereits jetzt sei klar: „Das alte, etablierte Geschäftsmodell muss umgestellt werden.“ Volker Schüle, Global Product Manager Thermal Services bei Alstom, erwartet, dass für thermische Anlagen in Deutsch-land in Zukunft jährlich etwa nur noch 1000 Betriebsstunden pro Jahr möglich sein werden. Gas werde zudem teurer, sodass auch ein Revival der Kohle denk-bar sei: „Kohle ist längst nicht tot, obwohl politisch problematisch“, führt Kresser aus. Aber neue, effizientere Kohlekraft-werke seien immer noch besser als alte, weniger effiziente. Diese Diskussion müsse man in Deutschland wieder begin-nen, meint er.

CCS als ÜbergangslösungObwohl vor allem seitens der verschiedenen Umweltgruppen umstritten bzw. bekämpft, sieht Alstom die Speicherung von CO

2 (CCS)

in alten Gaslagerstätten oder porösen Gesteinsschichten als empfehlenswerte Lösung für eine Übergangsphase von eini-gen Jahrzehnten. Dabei habe sich das Bild der Einsatzmöglichkeiten in jüngster Zeit auch gewandelt, erklärte Andreas Brautsch, Direktor der Forschungsprogramme bei Alstom.

Verstärkung im Wind-BusinessMit der, durch Übernahme eines spanischen Herstellers zugekauften Wind-sparte positioniert sich Alstom in Richtung Größe und Internationalität. Interessante Märkte liegen weniger in Nordeuropa, sondern sind vielmehr die iberische Halbinsel, Großbritannien, Frankreich, Italien und zunehmend auch Überseemärkte wie die USA, Brasilien, Indien oder Japan. Inzwischen wurden 2200 Windturbinen mit einer Gesamtleistung von mehr als 3000 MW verkauft und in 120 Windfarmen installiert. Neuestes Spitzenprodukt des Hauses ist die Turbine „Haliade 150“. Sie ist mit einer Leistung von sechs MW eine der größ-ten am Markt erhältlichen Windanlagen. Wie bei allen Großanlagen ist man auch hier auf eine getriebelose Bauweise umgestiegen, der Generator arbei-tet mit Permanentmagneten. Auch der Rotor erreicht neue Dimensionen: Mit einem Durchmesser von 150 m hätten fast zwei Großflugzeug Airbus A 380 mit einer Spannweite von je 79 m im Rotorkreis Platz.

Foto: Alstom

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Wirtschaft

Kraftwerk NeurathWas moderne Kohlekraftwerke können, soll das Kraftwerk Neu-rath von RWE demonstrieren, das sich derzeit im Inbetrieb-nahmeprozess befindet. Es handelt sich dabei um die erste und mit zwei mal 1100 MW größte braunkohlegefeuerte Anlage mit ultrakritischen Prozesswerten. Wichtiger Bestandteil des Anla-genpakets ist neben niedrigen Emissionswerten auch die hohe Flexibilität in allen Lastbereichen, die bisher nicht gerade zu den Tugenden von Braunkohlekraftwerken gehörte. Neurath weist mit über 43 Prozent den höchsten Wirkungsgrad auf, der bisher mit Braunkohle erreicht wurde. Die CO

2-Emissi-

onen pro kWh, die bei bestehenden Anlagen im Bereich von 1200 bis 1300 g liegen, befinden sich hier bei 950 g. Ein sicherer Last-betrieb ist ab 49 Prozent der Volllast garantiert, die Geschwin-digkeit des Lastwechsels liegt bei 30 MW pro Minute. Der maximale Druck im Kessel erreicht 295 bar und erfordert Leitungen mit Wandstärken von teilweise mehr als zehn Zen-timeter. Die Dampftemperatur geht bis 600 Grad. Pro Sekunde können maximal 227,4 kg Kohle verstromt werden. Die Dampf-

turbine ist eine der größten, die weltweit bisher gebaut wurden. In Summe können durch die neue Anlage rund acht Mio. Men-schen mit Strom versorgt werden, die Emissionen sind um sechs Mio. t geringer als bei bisherigen Anlagen.

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Foto: Alstom

Standen früher Kohlekraftwerke als zen-trale Einsatzmöglichkeiten von CCS im Fokus, verschiebe sich dieser jetzt in Rich-tung Gaskraftwerke und industrielle Anla-gen, beispielsweise Zementindustrie, Öl und Gas, Eisen- und Stahlproduktion. Wäh-rend sich die globalen CO

2-Emissionen aus

Kraftwerken 2005 auf 9,5 Gt pro Jahr belie-fen, summierte sich der Ausstoß industriel-ler Anlagen auf 7,7 Gt. Um eine nachhaltige Reduktion des CO

2-

Gehalts in der Atmosphäre zu erreichen, sei eine Reduktion dieser Emissionen durch-aus empfehlenswert. Die Technologien, so Brautsch, seien inzwischen einsatzbereit. In weiterer Folge könnte abgetrenntes CO

2

auch als Wertstoff in der Industrie verwen-det werden. Brautsch sieht hier die Produk-tion von Kraftstoffen, Kraftstoffzusätzen oder Düngemitteln als Einsatzmöglich-keiten.Auch die Umsetzung von CO

2 zu Methan

mittels Strom, der zu Off-Peak-Zeiten sonst nicht genützt werden kann und die Ein-speisung in das Gasnetz sei eine Option. Momentan stellen die niedrigen Wirkungs-grade jedoch noch ein Hindernis dafür dar. Brautsch: „Wenn der Wirkungsgrad einmal zwischen 40 und 60 Prozent liegen wird, haben wir tolle Arbeit geleistet. Bedenkt man, dass die besten Gasturbinen

zudem einen Wirkungsgrad von maximal 60 Prozent haben, so ergeben sich daraus Gesamtwirkungsgrade von 24 bis 36 Pro-zent – immer noch besser, als die Windrä-der abzustellen.

Aufschwung der PumpspeicherDie Markttrends bei Strom sind derzeit nicht gerade günstig für Pumpspeicher, die dennoch von allen, die sich mit der Energiezukunft auseinandersetzen, drin-gend gefordert werden. Pumpspeicher, so Richard Zickermann, Head of Sales bei Alstom in der Schweiz, benötigen „einen Spread von etwa 1,25 der Strompreise zwi-schen Schwachlastzeiten und Hochlast-zeiten“. Aktuell gebe es einen generellen Trend zu höheren Strompreisen, aber auch zu höherer Volatilität. Das erfordere auch neue Technologien, insbesondere regelbare Pumpleistung und die Möglichkeit schnel-ler Lastwechsel.Neue Schaufelgeometrien und innovative Systeme zur Schaufelsteuerung bei Pump-turbinen ergänzen das Paket. Zickermann sieht Chancen für eine Vielzahl von Pro-jekten, aktuell vor allem Modernisierung und Ausbau von bestehenden Anlagen. Es werde aber in den Alpen auch einige neue und interessante Standorte geben, schil-dert er. ■

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Kommentar von Andreas Reiter

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Mag. Andreas Reiter, ZTB Zukunftsbüro

[email protected]

Neue Spielregeln auf vernetzten Märkten Auf digital vernetzten Märkten gibt es, wenn überhaupt, eine Logik: der Bezie-hungswert ist wichtiger als der Produkt-wert. Da wird zum Beispiel neulich ein kleines Unternehmen mit 13 Mitarbeitern, nur zweijähriger Geschichte und kaum nennenswertem Umsatz um eine Mrd. Dollar aufgekauft. Die übernommene Firma: Instagram, ein Online-Fotodienst, mit dessen App Nutzer von Smartphones ihre Fotos mit außergewöhnlichen Effekten bearbeiten und ins Netz stellen können. Der Käufer: Facebook – zufällig kurz vor seinem Börsengang. So weit, so typisch für die Akquisitions-politik der virtuellen Ökonomie: ein großer Spieler inhaliert ein Start-up zu exorbitanten Preisen, vielleicht auch um es Mitbewerbern wie Google oder Twitter wegzuschnappen. Übernimmt in der realen Wirtschaft ein etabliertes Unternehmen ein junges, erwirbt es in der Regel eine Nutzen stiftende Innovation oder zusätz-liche Kompetenzen. Auf digitalen Märk-ten hingegen gibt es andere strategische Motive für Übernahmen, oft steht der reine Beziehungswert im Fokus. Facebook über-nahm mit dem Kauf von Instagram 30 Mio. Nutzer – Beziehungsgeflechte, die sich in sozialen Netzen irgendwann, so wohl auch die Hoffnung, monetarisieren lassen. Über die Nachhaltigkeit solcher Business-Modelle kann man lange diskutieren – die Veränderung der Märkte und der Kon-sumkultur durch digitale Kommunika-tionstechnologien aber ist unbestritten. Traditionelle Wachstumstheorien verlieren in einer Netzwerkgesellschaft zuneh-mend ihre Gültigkeit, ob das so genannte „Pareto-Prinzip“ (20 Prozent der Kunden generieren 80 Prozent des Umsatzes) oder das volkswirtschaftliche Modell der „Langen Wellen“ von Kondratieff, dem-zufolge jeweils eine große Basisinnova-tion für lange Wachstumszyklen sorgt. Vernetzte Märkte bringen immer wieder neue Spielregeln und neue Ertragsmodelle hervor, wie z.B. den „Long Tail“: auf Online-Märkten lässt sich nicht nur mit der Masse, sondern auch in kleinen Nischen eine hohe Wertschöpfung erzielen.

Die digitale Gewerbezone ist zwar immer noch unberechenbar und sprunghaft, aber die Zeit der großen Zocker und Geschich-tenerzähler ist weitgehend vorbei. Dies hat mehrere Gründe. Erstens ist die jetzige Gründergeneration im Netz nicht ver-gleichbar mit den Garagenkindern der 1990er Jahre, die ihre IT-Firmen wie eine Wohngemeinschaft führten, mit Scootern um den Schreibtisch fuhren und vor dem Börsengang noch schnell eine Runde Tisch-fußball spielten. Vielmehr ist heute eine neue Generation mit unternehmerischem Denken am Zug, die digitale Technologien nicht im virtuellen Raum, sondern in der Regel konkrete nutzerorientierte Problem-lösungen für Konsumenten entwickeln.Zweitens sind Konsumenten heute generell weit besser informiert, in Peer-Gruppen vernetzt und kritischer als noch vor einigen Jahren. Beziehungswirtschaft ist für sie keine Marketingphrase, sie fordern von Firmen in der Tat soziale Intelligenz und soziale Verantwortung ein. Überhaupt hat sich der Grundton in der Gesellschaft deutlich verändert: Nachhaltigkeit und Werteorientierung spielen, vor allem seit der Finanzkrise, eine gewichtige Rolle. Und drittens sind die Risikokapitalgeber nach dem Platzen der großen Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende heute gewiefter und hinterfragen Geschäftsmodelle sehr genau. Die jüngste Aktientalfahrt nach dem Bör-sengang von Facebook ist auch eine Korrek-tur des übermäßigen Hypes im Vorfeld.Auch im digitalen Gewerbegebiet gibt es jedenfalls eine Hausordnung, an der ein Unternehmen nicht vorbei kann. Para-graph eins: Den Kunden zuhören, auf ihre aktuellen Bedürfnisse eingehen und ihre künftigen vorwegnehmen. Ein erfolg-reiches Unternehmen wird erkennen, dass die knappste und kostbarste Ressource für Kunden Zeit ist, und wird diese mit mobilem Service bestmöglich bespielen. So, wie es Tony Hsieh, CEO des legendären Onlineshops Zappos (2009 von Amazon übernommen) einmal treffend formulierte: „We are a service company that happens to sell shoes.“

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50 · Oesterreichs Energıe. Juni 2012

Technik

OVE-Richtlinien: R-6-Reihe erweitert

Der Österreichische Verband für Elektro-technik (OVE) widmet dem Thema Blitz- und Überspannungsschutz für Fotovol-taikanlagen zwei neue Richtlinien: OVE-Richtlinie R 6-2-1 behandelt den Schutz von Fotovoltaikanlagen gegen Folgen von Blitzeinwirkungen und Überspannungen atmosphärischen Ursprungs. OVE-Richtli-nie R 6-2-2 nennt die wesentlichen Anwen-dungsgrundsätze für Überspannungs-schutzgeräte und beschäftigt sich mit dem Schutz von Fotovoltaikanlagen gegen tran-siente Überspannungen, die durch direkte und indirekte Blitzeinwirkung verursacht werden kann.

CO2-Emissionen auf

Rekordhoch Die weltweiten CO

2-Emissionen sind im

vergangenen Jahr um 3,2 Prozent gestie-gen. Sie haben damit ein Rekordhoch von 31,6 Gt erreicht. Das teilte die Interna-tionale Energieagentur (IEA) mit. China hat mit 9,3 Prozent den größten Anteil am Emissionszuwachs. In den USA ging der CO

2-Ausstoß um 1,7 Prozent zurück. Dazu

beigetragen haben laut IEA der Ersatz von Kohle- durch Erdgaskraftwerke sowie ein relativ milder Winter.

Energetische Gebäudesanierung Eine aktuelle Erhebung des Deutschen Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO) zeigt, dass der Primärenergiebedarf von Wohngebäuden durch eine energetische Komplettsanierung um bis zu 80 Prozent reduziert werden kann. Umfangreiche

Modernisierungsmaßnahmen kosten allerdings durchschnittlich zwischen 50.000 und 150.000 Euro, das sind im Schnitt etwa 400 Euro pro m2 Nutzfläche.Der Ersatz von Ölheizungen durch effizien-tere Modelle ist dagegen eine Einzelmaß-nahme mit vergleichsweise starker Folge-wirkung. Deshalb sollen einzelne Effizi-enzmaßnahmen stärker gefördert werden, wünscht sich Martin Reichard, Geschäfts-führer des IWO Österreich. Letztlich trage auch eine Teilsanierung zum Erreichen der energiepolitischen Ziele bei.

Effizientestes Gaskraftwerk der Welt In Düsseldorf soll das effizienteste Gas-kraftwerk der Welt entstehen. Voraus-sichtlich ab 2016 soll das Kraftwerk in Lausward am Rhein mit einem Wirkungs-grad von bis zu 85 Prozent Strom und Fernwärme produzieren. Seine Errichtung soll rund 500 Mio. Euro kosten. Das mit einem Wirkungsgrad von rund 60 Prozent derzeit weltweit effizienteste Gaskraft-werk betreibt der Energiekonzern E.on im bayerischen Irsching. 60 Prozent der ein-gespeisten Energie werden dort in Strom verwandelt. Da in Düsseldorf zusätzlich Restwärme aus den 600 Grad heißen Abga-sen wiederverwertet werden soll, könnten noch rund 25 Prozent mehr Energie genutzt werden.

Architekturmodell für Smart GridsMit dem Smart Grid Architecture Model (SGAM) hat Siemens Infrastructure & Cities eine Methodik entwickelt, mit der Energie-versorgungsunternehmen und Industrie Systemaspekte von Smart Grids darstellen können. Das Modell lässt sich zur Visu-alisierung, Validierung und zum Aufbau von Smart-Grid-Projekten, aber auch zur Standardisierung im Rahmen von Smart Grids einsetzen. Außerdem entwarfen die Entwickler Migrationsszenarien für eine vorhandene installierte Basis. Daher kam als Ergebnis weniger die Blaupause einer Smart-Grid-Architektur heraus, sondern eine Methodik zur Entwicklung von Refe-renzarchitekturen für Smart Grids.

Ausschreibung zu E-Mobilität Der klima- und energie-fonds hat sein Programm „leuchtturm Österreich e-Mobil – Grenzüber-schreitende interoperable elektromobilität“ gestartet. erstmals sind antrag-steller aus dem in- und ausland aufgerufen, grenzüberschreitende angebote und e-Mobi-litätslösungen in den Bereichen e-Fahrzeuge, infrastrukturen und nut-zergerechte anwendungen zu entwickeln. Die Förderung 2012 basiert auf drei säulen: Fahr-zeuge, nutzer und infra-struktur. sie wird um die aspekte „einbindung aus-ländischer Projektpartner im konsortium“, „ergän-zung der Forschungs- und entwicklungsaktivitäten in den Bereichen Fahr-zeuge, lade- und Betan-kungsinfrastruktur“ sowie „ergänzende elektromobi-litätsrelevante reservie-rungs-, Buchungs- und abrechnungssysteme in Österreich“ durch entspre-chende Demonstrations- und umsetzungsanteile ergänzt. Großvolumige Projekte (mindestens zwei Mio. euro Fördersumme) können bis zum 8. oktober 2012 eingereicht werden.

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Brennpunkt Europa

Eurelectric-Jahreskongress in Malta und Mitteilung über die Zukunft der ErneuerbarenanfanG Juni fand in Malta der eurelectric-JahreskonGress statt. über

400 deleGierte hatten sich auf die felsiGe insel beGeben, uM den steiniGen WeG

in richtunG eines VersorGunGssicheren, WettbeWerbsfähiGen und nachhaltiGen

euroPäischen elektriZitätsMarktes Zu diskutieren. VON MICHAEL SEBANZ

Das Motto der Konferenz „Politics versus Industry: On the Cliff Edge“ sollte auch die politischen Entschei-dungsträger einmal mehr darauf hin-weisen, dass bei allen Anforderungen, die an die Branche gestellt werden –man denke an Themen wie den RES- und Infrastrukturausbau, Klima-schutz, Smart Grids und Smart Meters sowie die immer wieder beschworene Verwirklichung des europäischen Energiebinnenmarktes – nicht auf die Bedürfnisse der Unternehmen ver-gessen werden dürfe. Nur wenn die Politik es schafft, stabile gesetzliche Rahmenbedingungen zu garantieren, kann die Branche, so der Präsident des europäischen Elektrizitätsdach-verbandes und CEO des italienischen Energiekonzerns ENEL, Fulvio Conti, das nötige Kapital in die Hand nehmen, um die erforderlichen Groß-investitionen zu tätigen.Generaldirektor Philip Lowe, der in Vertretung von EU-Energiekommissar Günther Oettinger nach Malta gekom-men war, erinnerte an die großen energiepolitischen Schritte der letzten Jahre, insbesondere an das 3. Energie-binnenmarktpaket; ein viertes Paket, so Lowe, sei nicht erforderlich, man müsse den Markt nur arbeiten lassen. Manchmal sei zwar ein Eingreifen der öffentlichen Hand nötig, dieses sollte aber jedenfalls marktbasiert erfolgen, dürfe nicht übers Ziel hinausschießen und auch nicht zu einer Dauerlösung werden.

Weniger ZertifikateMit Klimakommissarin Connie Hede-gaard und Entwicklungskommissar Andris Piebalgs nutzten zwei wei-tere Größen der EU-Kommission die Gelegenheit zum Austausch mit der

E-Wirtschaft. Hedegaard forderte mit-telfristige Klimaziele und ließ erneut durchblicken, dass sie noch vor dem Sommer einen Vorschlag für die künst-liche Verknappung der verfügbaren Emissionszertifikate („set-asides“) via Verschiebung der Auktionstermine vorlegen werde.Eurelectric-Vizepräsident und E.ON-Chef Johannes Teyssen unterstützte den Emissionshandel zwar ausdrück-lich als europäisches, marktbasiertes und innovationsförderndes Instru-ment, bemängelte aber dessen aktu-ell katastrophalen Zustand, der keine Rücksicht auf die Entwicklungen in den Bereichen Effizienz und Erneu-erbare genommen habe. Keinesfalls dürfe man bis 2020 warten, um das System zu sanieren.Oesterreichs Energie war mit seinem Vizepräsidenten, Verbund-Chef Wolf-gang Anzengruber, prominent am CEO-Panel der Eurelectric-Konfe-renz vertreten. Anzengruber erin-nerte daran, dass sich die Branche im Bereich des Energievertriebs damit konfrontiert sieht, dass Teilnehmer auf den Markt drängten, die bisher noch nichts mit der Strombranche zu tun gehabt hätten. Auch Themen wie der E-Mobilität und neuen Dienst-leistungskonzepten müsse man sich stellen. Die Rolle Österreichs, das mit seinen Pumpspeichern ein wichtiger Partner beim Ausbau erneuerbarer Energien in ganz Europa ist, unter-strich Anzengruber mit Nachdruck.Einen Tag nach der Konferenz von Malta, am 6. Juni, ließ auch die EU-Kommission in Form einer nicht-legislativen Mitteilung wissen, wie sie sich den Weg in eine „erneuerbare Zukunft“ vorstellt. Aus ihrer Sicht lässt sich das 20-Prozent-RES-Ziel

bis 2020 nur dann kosteneffizient erreichen, wenn alle Beschlüsse auch in allen Mitgliedstaaten umgesetzt werden und wenn es kohärente För-derregelungen gibt.

Erneuerbare EnergienGeht es nach dem Willen der Kommis-sion, sollen sich die Mitgliedstaaten bei der Festlegung und Änderung von Förderregimen besser koordinieren und den Handel mit erneuerbarer Energie untereinander intensivieren. EU-Energiekommissar Oettinger plä-diert ausdrücklich dafür, Wind- und Solarenergie dort zu erzeugen, wo es wirtschaftlich sinnvoll sei, und damit in ganz Europa zu handeln.Eine ver-stärkte energiepolitische Zusammen-arbeit im Mittelmeerraum wurde ebenfalls angeregt. Großinves titionen in der Region würden durch einen integrierten regionalen Markt in den Maghreb-Ländern erleichtert. Importe von Strom aus erneuerbaren Energie-quellen nach Europa wäre dann eben-falls möglich.Die EU-Kommission kündigte an, schon jetzt mit der Ausarbeitung eines neuen, innovationsfreundlicheren und kostensenkenden Rahmens für die RES-Politik nach 2020 zu beginnen. ■

InfoMichael sebanz ist leiter des Brüsseler Büros von oesterreichs energie und berichtet in dieser rubrik über die aktuellen themen aus der eu-zentrale. oesterreichs energie garantiert mit einem starken team und einer effizi-enten Branchenvertretung in Brüssel, dass die stimme der österreichischen e-Wirtschaft in der eu gehört wird und entscheidungen im sinne der Branche getroffen werden.

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52 · Oesterreichs Energıe. Juni 2012

Technik

alGen PräGen die erdGeschichtliche entWicklunG bis heute und Geben aktuell

Wieder anlass, die bandbreite der solarenerGienutZunG in neueM licht Zu sehen.

VON HELMUT MITTEREGGER

Die weltweit erste vollkontinuierliche Anlage, die auf Mikroalgen setzt, arbeitet seit Oktober 2011 beim

europaweit größten thermischen Energie-lieferanten Vattenfall. Sie nutzt Kohlen-dioxid aus den Verbrennungsprozessen des Braunkohlekraftwerks Senftenberg im nordöstlichen deutschen Bundesland Bran-denburg. Entwickelt wurde die industrielle Algenzuchtanlage vom jungen Technologie-unternehmen ecoduna aus Bruck an der Leitha in Niederösterreich, welches welt-weit als Innovationsführer in der Entwick-lung von Photobioreaktoren angesehen wird.Vattenfall hatte bereits vor einigen Jahren begonnen, Algen als CO

2-„Fresser“ zu testen.

Nach erfolgreichen Versuchen setzte das schwedische Unternehmen nun konsequent den nächsten Schritt und hat gemeinsam mit ecoduna die industrielle Umsetzung in Form eines effizienten Photobioreaktors gestartet. Die neue Anlage in Senftenberg umfasst ein fotoaktives Volumen von rund 50.000 l.

Die zwölf Reaktortürme mit einer Höhe von sechs m enthalten neuartige Platten-systeme und werden mittels elektrischer Antriebe gedreht. Die Herausforderung bei der Umsetzung dieses Projektes lag darin, dass die Reaktortürme dem Sonnenver-lauf nachgeführt werden müssen, damit die Reaktorplatten jederzeit parallel zur Sonneneinstrahlung stehen, um ein erfolg-reiches Wachstum der Algen zu gewährlei-sten.

Proteine, Öl und KohlehydrateDie maximale Abweichung der Türme zum Sonnenstand darf nicht mehr als ± vier Grad betragen, wie Spezialisten des ebenfalls in Österreich ansässigen Unternehmens Spörk Antriebssysteme erklären. Das Unterneh-men mit Sitz in Bad Vöslau zeichnet für die komplette Planung der Steuerungs- und Antriebstechnik sowie für deren Umsetzung im Bereich Schaltschrankbau, Verkabelung, Programmierung und Inbetriebnahme vor Ort verantwortlich. Der Komplettanbie-ter von mechanischen und elektronischen

Kleine Organismenmit großer Power

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Juni 2012 Oesterreichs Energıe. · 53

Technik

Lösungen im Antriebs- und Automatisie-rungsbereich liefert unter anderem auch Komponenten für die Biomasseindustrie. Im innovativen Algenzuchtprojekt wurden bei jedem Turm Sensoren eingebaut, die den pH-Wert, den CO

2-Wert, den Salzge-

halt sowie die Temperatur der Algenlösung messen.Anhand der gemessenen Werte werden der Algenlösung genau definierte Mengen Koh-lendioxid sowie Sauerstoff und Wasser automatisch zugeführt. Sämtliche Mess-werte werden kontinuierlich aufgezeich-net und in einer Datenbank gesichert. Für die Regelung und Steuerung dieser Anlage wurde eine speicherprogrammier-bare Steuerung (SPS) von Jetter eingesetzt, sodass auch sämtliche anlagenrelevanten Parameter über eine Visualisierung effizient verändert werden können.„Mikroalgen sind eine Möglichkeit, Ener-gieprobleme der Gegenwart zu lösen. Seit Milliarden von Jahren sind sie schon als perfekte Energiespeicher tätig, da sie als Hauptbestandteile Proteine, Öl und Koh-lenhydrate enthalten“, erläutert dazu etwa Otto Pulz, Experte für phototrophe (Licht-energie nutzende) Biotechnologie am Pots-damer Institut für Getreideverarbeitung. Algenöl unterscheidet sich rein chemisch

betrachtet nicht von Mineralöl und kann zu allen gängigen Treibstoffsorten verarbei-tet werden. Pulz nennt 300.000 Arten von Mikroalgen, die Öl produzieren können. Mikroalgen wie „Botryococcus braunii“, „Chlorella“ oder „Scenedesmus“ hätten wachsendes Potenzial.Auch Jiri Masojidek von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften zeigt sich von den bisherigen Pilotprojekten des ecoduna-Teams begeistert und unterstrich das „ein-malige Konzept des Photobioreaktors“. Der Forscher gehört bereits zur dritten Genera-tion von Phykologen, die im tschechischen Trebon auch an den vielseitigen Einsatz-möglichkeiten von Algen forschen.

Biomasse statt Abgase Durch das kontinuierliche System sowie die Nutzung der gesamten eingestrahlten Sonnenenergie ist es bei der Technologie von ecoduna erstmals möglich, Kraftwerks-abgase in großen Mengen in wertvolle Bio-masse umzuwandeln. Durch den Schritt von Laborausstattungen und kleineren Prototypen hin zu Anlagen industrieller Größe hat man einen Meilenstein für die grüne Biotechnologie gesetzt. Besondere Eckpunkte der sogenannten „hängenden Gärten“ mit der rechtlich geschützten

Kleine Organismenmit großer Power

InfoMikroalgen sind eine Möglichkeit, die energie-probleme der Gegenwart zu lösen. sie sind äußerst gute energiespeicher, weil sie als hauptbestandteile Prote-ine, Öl und kohlehydrate enthalten. experten sind 300.000 arten von Mikro-algen, die Öl produzieren können, bekannt.

Foto: Universität Wien

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Technik

Bezeichnung „Phobior“ sind unter anderem der minimierte Platzverbrauch und Einspa-rung von elektrischen Pumpen durch die Nutzung natürlicher Phänomene. So steigen etwa die eingespeisten Gasmen-gen perlenförmig nach oben und erzeugen nützliche Pump- und Durchmischungs-effekte. Der Photosynthesevorgang wird damit unter sehr effizienten Bedingungen realisiert. Während bei anderen Systemen teilweise auch Abschattungen vorgenom-men werden müssen, um die empfindlichen Algen zu schützen, kann bei der Anlage in Senftenberg die volle Nutzung der Son-nenenergie durch die maximale Oberfläche gewährleistet werden. Die modulare Kon-struktion sorgt für flexible Anwendungs-möglichkeiten, da auch einzelne Photobio-reaktoren entnommen werden können, etwa für Servicezwecke, die Kontinuität aber gewahrt bleibt.Der nächste Meilenstein für ecoduna, rund um die Geschäftsführer Martin Mohr und Franz Emminger, ist aktuell die Fertigstel-lung der weltweit größten industriellen Anlage zur Produktion von hochwertigen Omega-3-Fettsäuren aus Algen im Ener-giepark Bruck an der Leitha. Das Investi-tionsvolumen beträgt rund 1,2  Mio.  Euro und wird aus Mitteln der Europäischen Union im Rahmen des Programmes „eco-innovation“ gefördert. Mit Cluster Biofuels Denmark und dem britischen Unterneh-men Greenacres Energy wird das Start-up-Unternehmen ebenfalls heuer zwei Anlagen errichten. Außerdem bereitet das Unterneh-

men weitere große Projekte vor, unter ande-rem mit dem Flugzeughersteller EADS, der österreichischen OMV sowie einer Reihe anderer nationaler und internationaler Partner.

„Abfallprodukt“ SauerstoffWährend das einzige „Abfallprodukt“ in der Algenzucht der Sauerstoff aus der Photo-synthese ist, eröffnet sich bei der Ernte der Mikroalgen eine Vielzahl an stofflichen Ver-wertungsmöglichkeiten. Pharmaprodukte, Nahrungsmittel, Kosmetika, Biotreibstoffe und weitere Stoffe können – je nach Art der verwendeten Algenstämme – in großem Maßstab generiert werden. Algen produzie-ren hunderte von Metaboliten, von denen aber nur einige ökonomisch interessant sind. Diese so genannten Sekundärmetabo-liten enthalten beispielsweise Karotinoide oder Triglyceride, die besonders interes-sante Einsatzspektren aufweisen.Dass Algen in der Hitliste der nachwach-senden Rohstoffe aufsteigen, zeigen bei-spielsweise auch Aktivitäten des deutschen Fraunhofer Instituts „Umsicht“. Es ist an einem EU-Konsortium beteiligt, das in Süd-spanien Mikroalgen in einer Abwasserauf-bereitungsanlage züchtet, um daraus groß-technisch Biokraftstoffe wie Methan oder Diesel sowie Rohstoffe für die Fischzucht-, Kosmetik- oder Futtermittelindustrie zu gewinnen. Ziel des Konsortiums ist es, in den kommen-den Jahren einen integrierten Prozess zu entwickeln. Die Prozesskette reicht von der

Die größte Anlage zur

Produktion von Omega-3-

Fettsäuren aus Algen entsteht in

Bruck/Leitha

Foto: www.ecoduna.com

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Technik

Nährstoffeliminierung aus lokalen Abwäs-sern über Algenzucht und -ernte sowie die Herstellung und Charakterisierung von Algenöl, die Extraktion weiterer Inhalts-stoffe und deren Überführung in höherwer-tige Wertstoffe mit entsprechenden Markt-potenzialen bis zur nachgeschalteten Bio-kraftstoffproduktion. Um die Kosten der Algenzucht gering zu halten, werden die Algen in circa zehn ha großen Abwasserteichen gezüchtet. Die Anlage El Torno in Andalusien wird mit kom-munalem Abwasser (bis zu 10.000 m³/Tag) gespeist. Es enthält für das Algenwachstum wichtige Nährstoffe, die in einem Aufberei-tungsprozess herausgefiltert werden.

Rettung aus der KlimafalleHerauszufinden, welche Algenart sich dort am wohlsten fühlt, ist der erste Schritt. Sind die Algen gewachsen, müssen sie vom Wasser getrennt, sprich geerntet werden. Nach der Sedimentation und Filtration respektive Zentrifugation wird das Öl aus den Algen extrahiert. Zurück bleibt Algen-bio masse, ein organischer Rückstand, der zusammen mit den Feststoffen aus dem Abwasser aufgeschlossen und zu Biogas und Kohlendioxid vergoren wird. Das Biogas wird wahlweise zu Biomethan ver-edelt, das als Kraftstoff dient, oder in geeig-neten Anlagen thermisch genutzt wird.Der Frage, wie uns Algen aus der Klima-falle retten können, gehen auch Forscher des Fraunhofer-Instituts für Grenzflä-chen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in

Stuttgart nach. Es betreibt Produktions-reaktoren im Freiland gemeinsam mit den Unternehmen Fair-Energie und Subitec, das als Fraunhofer-Spin-off gegründet wurde. Wesentliches Ziel der Stuttgarter ist es, die CO

2-fressenden Algen in Öl zu verwandeln,

das als hocheffizienter Biokraftstoff nutz-bar ist. Im Fokus stehen besonders Eico-sapentaensäure (EPA), eine Omega-3-Fett-säure, und die marine Mikroalge „Phaeo-dactylum tricornutum Utex 640“, die alle wichtigen Kriterien für einen industriell nutzbaren EPA-Produzenten vereint. Unter Laborbedingungen wurden alle rele-vanten Betriebsparameter und insbeson-dere Mediumsbestandteile detailliert unter-sucht. Als optimal erwies sich bei diesen Versuchen Harnstoff als Stickstoffquelle, eine mittlere Begasungsrate von 0,66  vvm (volume per volume per minute) und eine relativ niedrige Kohlendioxidkonzentration von 1,25 Prozent (v/v). Der EPA-Gehalt liegt im Labor und Freiland bei fünf Prozent der Gesamtbiotrockenmasse.Hieraus resultieren EPA-Produktivitäten in der Größenordnung von 27  mg EPA/l/Tag im Jahresdurchschnitt. Ein EPA-Anteil von 30 Prozent an den Gesamtfettsäuren verein-fache den Aufreinigungsprozess, so die For-scher in einem Zwischenbericht. Treibstoffe aus Algen lassen sich zu den Biokraft-stoffen der dritten Generation rechnen und bergen aus Sicht vieler Experten jedenfalls großes Potential, auch als neuen Pfad für CO

2-Abscheidung (Carbon Dioxide Capture

and Storage; CCS). ■

Um Kosten gering zu halten, werden Algen in Spanien in großen Abwasserteichen gezüchtet

Foto: Dechema

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56 · Oesterreichs Energıe. Juni 2012

Technik

Live ist lifebei der „sMart Grids Week“ ende Mai ZeiGte sich das fachPublikuM besonders an

„liVe-ProJekten“ interessiert. als VorZeiGeProJekt iM realbetrieb Präsentierte

sich Vor alleM das deMonetZ iM biosPhärenPark Grosses Walsertal. VON MONIKA BACHHOFER

Die Entwicklung von Smart Grids ist in eine spannende Phase eingetre-ten, weil man nun erste konkrete

Praxiserfahrungen aus den in Österreich laufenden Modellprojekten erhält. Dies war der allgemeine Tenor bei der „Smart Grids Week“, der internationalen Fachta-gung, die Ende Mai in Bregenz zum sie-benten Mal über die Bühne ging. Gastgeber der 250 Besucher: der Energiedienstleister Illwerke VKW und das Land Vorarlberg. Neben Themen wie Sicherheitsaspekte im Smart Grid, Möglichkeiten der Integra-tion Erneuerbarer sowie neue Marktrollen und Geschäftsmodelle, riefen vor allem die aktuellen Pilotprojekte für aktive, bidirek-tionale Verteilnetze, die nunmehr im Real-betrieb arbeiten, großes Interesse hervor. Die erforderlichen Komponenten wurden dabei in zwei Netzabschnitten – im Großen Walsertal/Vorarlberg und im Salzburger Lungau – installiert. „Mit dem Live-Betrieb des Demonetzes im Biospährenpark Großes Walsertal sammelt Vorarlberg äußerst wichtige Erfahrungen“, so Werner Friesenecker von der Vorarlber-ger Energienetze GmbH, einer Illwerke VKW-Tochter. Im Sinne der Energieautono-mie strebt das Tal eine hundertprozentige

Selbstversorgung mit regionaler, erneuer-barer Energie an. Das bedeutet unter ande-rem auch, dass die Energieträger Wasser, Sonne und Biomasse ausgebaut werden müssen. Mehrere bestehende Kleinwasser-kraftwerke erbringen derzeit eine Gesamt-leistung von drei MW. Das ungenutzte Potenzial liegt bei weiteren zehn MW.

Konventionelle Methoden reichen nichtDie vorhandene Netzinfrastruktur ist jedoch mit den derzeit angeschlossenen Einspei-seanlagen bereits voll ausgelastet. Der Anschluss von zusätzlichen Einspeiseanla-gen ist mit den konventionellen Methoden der Netzregelung nicht mehr möglich. „Mit unserem Demonstrationsnetz und seiner intelligenten Spannungsregelung testen wir einen Lösungsansatz in der Praxis und sind zuversichtlich, damit die vorhan-denen Netzreserven soweit mobilisieren zu können, dass dem weiteren Ausbau rege-nerativer Energiequellen zur Stromerzeu-gung in dieser Region nichts mehr im Wege steht“, zeigte sich Friesenecker überzeugt.Gestützt wurde das Projekt Großes Walser-tal dabei auch vom Klima- und Energie-fonds, der ebenfalls bei der „Smart Grids

InfoDas Vlotte-Projekt konnte anfang Mai erfolgreich Bilanz ziehen, indem es aktuell 357 e-autos auf die straße gebracht hat. Das kommt 2,5 Mio. zurück-gelegten km und einer einsparung von 400 t koh-lendioxid gleich. Damit sind die gesteckten ziele dieses e-Mobilitäts-Praxisprojektes zum Großteil erreicht bzw. noch übertroffen worden. Die gesamte, für das Projekt benötigte energie wurde über zusätzliche erneuerbare energieträger gewonnen.

Foto: illwerke/vkw

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Juni 2012

Week“ verteten war. Der Fonds hatte dabei die Erarbeitung einer Ökoenergieexportregion gefördert; dabei geht es um ein Konzept, um vorhandenes Öko energiepotenzial zu nutzen und die wirtschaftliche Potenz der Region zu stärken.

„Vlotte“ Erfolge für E-MobilitätSmart Grids spielen aber auch als Infrastrukturvorausset-zung für eine breite Einführung von Elektromobilität eine große Rolle. Hier kann die Illwerke VKW aktuell darauf verweisen, dass – nach einer dreijährigen Pilotphase – bis Anfang Mai bereits 357 E-Autos auf die Straße gebracht werden konnten. Das kommt 2,5 Mio. zurückgelegten km und einer Einsparung von 400 t Kohlendioxid gleich. Damit sind die gesteckten Ziele zum Großteil erreicht bzw. sogar noch übertroffen worden.Zur Erinnerung: Die Region Rheintal war Ende 2008 als erste von insgesamt acht Modellregionen für das Projekt „E-Mobi-lität“ des Klima- und Energiefonds ausgewählt und mit 4,7 Mio. Euro Fördermittel ausgestattet worden. 2010 wurden der „Vlotte“ weitere 550.000 Euro zugesprochen. „Wir haben eine Mio. Euro in das Projekt investiert“, so Illwerke VKW-Vorstand Christof Germann. Er verweist zudem darauf, dass die gesamte, für das Projekt benötigte Energie über zusätz-lich erneuerbare Energieträger gewonnen wurde. Dazu hatte der Konzern drei Fotovoltaikanlagen mit einer Nutzfläche von 757 m² und ein Kleinwasserkraftwerk errichtet. Mit 120  Stromstellen wurde eine flächen deckende Ladeinfra-struktur geschaffen und ein drei Stationen umfassendes Schnellladenetz installiert. Ein ebenfalls interessanter Aspekt des „Vlotte“-Pilotpro-jekts: Der primäre Plan, an Verkehrsknoten und in Regionen mit hoher touristischer Infrastruktur so genannte Mobili-täts-Hubs mit E-Autos, E-Rädern und E-Rollern zum Auslei-hen zu installieren, fand äußerst wenig Anklang. So ist die Nachfrage in Lech endend wollend und in Bregenz gar nicht vorhanden gewesen. Das Projekt „Vlotte“ wird aber auch nach dem nunmehrigen Ende der Förderphase auf jeden Fall fortgeführt, betont Germann.

25 Mio. Euro frisches GeldDer der Klima- und Energiefonds wird für heuer 25 Mio. Euro frisches Geld für intelligente Projekte in die Hand nehmen. Nach fünf Ausschreibungen des Forschungs- und Technologieprogrammes „Neue Energien 2020“, aus dem 542 Projekte mit rund 300  Mio. Euro Investitionsvolumen her-vorgegangen sind, hat der Fonds Ende Mai mit „e!Mission.at – Energy Mission Austria“ ein neues Kapitel aufgeschlagen. Strategische Basis ist dabei die Energieforschungsstra-tegie für Österreich, ihre Themenfelder sind: Intelligente Netze (Stromnetze, thermische Netze, Verbundprojekte und transnationale Kooperationen), Energieeffizienz und Ener-gieeinsparung (Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe, energieeffiziente Produkte, Systemlösungen und Gebäude), erneuerbare Energien (Bioenergie, Fotovoltaik, Solarthermie, Geothermie und sonstige erneuerbare Energieträger und Umwandlungstechnologien) sowie E-Speicher. ■

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58 · Oesterreichs Energıe. Juni 2012

Standardisation Corner

Funkfrequenzplanung immer komplexerBei Oesterreichs Energie koordiniert die Frequenzplanungs- und -prü-fungsstelle (FPP) zentral die Nutzung der Frequenzressourcen der öster-reichischen Energiewirtschaft und stimmt sie österreichweit ab. Die Komplexität dieser Koordinierung ist in den letzten Jahren angestiegen. Folglich haben sich einige Mitglieds-unternehmen sowie die FPP nach einer professionellen Lösung umge-sehen, die sowohl die Mitgliedsunter-nehmen bei der Planung unterstützt als auch Oesterreichs Energie die Koordinierung erleichtert. Nach intensivem Vergleich fiel die Wahl auf das Tool CHIRplus_FX von LS Telcom1. Dieses verfügt über die notwendige Funktionalität, bietet eine modulare Benutzeroberfläche und ermöglicht den einfachen Daten-austausch zwischen der FPP und den Unternehmen sowie mit der Behörde. Damit ist die einheitliche Begleitung von der Planung über die Beantragung bis zur Genehmigung mit einem ein-zigen Tool möglich und die angedachte Umstellung auf rein elektronische Fre-quenzanträge bereits vorbereitet.Gerade in Zusammenhang mit den ambitionierten Zeitvorgaben für Smart Meter ist nicht nur die raschere Abwicklung der Beantragung auf elektronischem Weg relevant. Auch die Simulationen unter Berücksich-tigung der topografischen Gege-benheiten werden immer wichtiger. Letztere erlauben beispielsweise die Berechnung der gegenseitigen Stö-rungen von Funkstationen und damit deren Lage oder Parameter zu verbes-sern. Für Smart Meter wird dies inso-fern wesentlich sein, da hier mit der Versorgung von großen Gebieten mit Funkdiensten (Coverage bzw. Abde-ckungsrechnung) zu rechnen ist.CHIRplus_FX setzt für die Frequenz-berechnungen international abge-

stimmte und etablierte Recommen-dations der ITU-R2 ein. Da diese Empfehlungen auf einer breiten Basis entstehen, werden sie durchaus als De-facto-Standard betrachtet. Für die Berechnung der Funkstrecken sowie Störungen und Interferenzen in CHIR-plus_FX kommen die Recommenda-tions ITU-R P.530 bzw. ITU-R P.452 und ITU-R P.1546 zum Einsatz. Die gesamte Liste an ITU-R-Recom-mendations zur Radiowellenausbrei-tung ist unter dem Link http://www.itu.int/rec/R-REC-P/en zu finden. Diese sind, sowie alle ITU-R-Recom-mendations und -Reports, seit Ende 2010 online kostenlos verfügbar.Jede dieser ITU-Empfehlungen defi-niert bestimmte Charakteristika der Wellenausbreitung. Die darin enthal-tenen Parameter können an die loka-len, branchen- oder unternehmens-spezifischen Gegebenheiten angepasst werden. Dieser Schritt ist ganz wesent-lich, da sich diese Konfiguration direkt auf die Ergebnisse auswirkt.

ITU-R-Recommendation P.530Die ITU-R P.530 stellt Methoden zur Verfügung, um Ausbreitungseffekte für ortsfeste Funkstrecken mit Sicht-verbindung zu berechnen, dazu gehö-ren unter anderem

■ diverse Beugungs- und Dämp-fungseffekte,

■ Mehrwegeausbreitung und daraus resultierende Effekte,

■ Berücksichtigung der Regenmenge und

■ Frequenzselektive Störungen.

Außerdem enthält das Dokument meh-rere Strategien mit schrittweiser Anlei-tung, um mögliche Beeinträchtigungen zu minimieren. Schließlich wird auf Grund der berechneten gesamten Aus-fallswahrscheinlichkeit auf andere

ITU-Recommendations verwiesen, die sich im Detail mit der Fehlerrate und der Verfügbarkeit beschäftigen.

ITU-R-Recommendation P.452In der ITU-R P.452 werden Berech-nungsmethoden für die gegenseitige Beeinflussung von Funkstationen an der Erdoberfläche über 0,1 GHz behan-delt. Diese Betrachtung ist notwendig, da dieselben Frequenzen an anderen Standorten oder gar am selben Stand-ort wieder verwendet werden. Um dabei eine zufriedenstellende Koexis-tenz zu erreichen, ist für eine entspre-chende Entkoppelung zu sorgen.In dieser Empfehlung werden die möglichen Störungsszenarien behan-delt:

■ direkte Sichtverbindung (Line-of-Sight)

■ Beugungseffekte ■ Duct-Ausbreitung in der Nähe von Wasserflächen

■ Reflexion und Brechung an Luft-schichten

■ Streuung durch Hydrometeore (Schneeflocken, Regen, Hagel)

Die natürliche Atmosphäre besteht aus einer statistischen Verteilung der obigen Störungsszenarien, je nach Umgebungs- und Witterungsbedin-gungen. Um die Realität widerzuspie-geln, werden die einzelnen Störungs-szenarien getrennt voneinander berech-net und dann – mit entsprechenden Faktoren gewichtet – überlagert.Bei Fragen oder Interesse am Tool wenden Sie sich bitte an Dipl.-Ing. Armin Selhofer, MSc; Oesterreichs Energie, Technisches Consulting unter [email protected] oder unter Tel.: 01/501 98-232.

1 http://www.lstelcom.com/de/index.php?rub_id=1242 International Telecommunication Union-Radiocommu-

nication Sector

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Juni 2012 Oesterreichs Energıe. · 59

Bücher

PR-Leitfaden für neue Energien

krampitz, i. (2012): Mehr Markterfolg durch mehr Medienpräsenz. Berlin: VDe Verlag Gmbh. 224 seiten, kartoniert. isBn 978-3-00-036647-5, € 29,90Dieser Leitfa-

den erläutert, wie pas-sende PR-Maßnahmen, richtige Themen und Zielmedien ausgewählt werden und gibt Hilfestellung bei der Erstellung von Zeit- und Maßnahmenplänen. Anhand von branchenspezifischen Beispielen erklärt die Autorin unter anderem, wie PR-Konzepte erstellt und der Erfolg der Medienarbeit gemessen werden kann. Hauptaugenmerk legt das Buch auf Inter-netmarketing und Social Media, Internati-onale PR, Maßnahmen und Werkzeuge der Medienarbeit sowie auf die Entwicklung und Umsetzung von PR-Strategien und -konzepten. Die Autorin richtet sich mit ihren Ausführungen vor allem an Geschäftsführer, Marketing- und PR-Ver-antwortliche von Biomasse-, Solar- und Windfirmen.

Regenerative Energietechnikreich, G./reppich, M. (2012): regenerative energietechnik – Überblick über ausge-

wählte tech-nologien zur nachhaltigen energieversor-gung. Berlin: springer-Verlag Gmbh. 200 seiten, gebun-den. isBn 978-3-8348-0981-0, € 25,65.Dieses Buch beschreibt Grundlagen

ausgewählter Technologien zur Nutzung regenerativer Energiequellen und kon-zentriert sich hierbei vor allem auf die Umwandlung von Solarstrahlung und Windenergie. Weiters werden die Erzeu-gung, die Speicherung und der Transport von Wasserstoff sowie Bauarten und Anwendungen von Brennstoffzellen erläu-tert.Zielgruppen dieses Werkes sind Studie-rende der Energie- und Umwelttechnik, des Maschinenbaus und der Ingenieurwissen-schaften sowie Praktiker und die interes-sierte Öffentlichkeit.

Wettbewerbs-orientierter Vertrieb in der Energiewirtschaft

köhler-schulte, c. (2011): Wettbewerbs-orientierter Vertrieb in der energiewirt-schaft – kun-denverlustprä-vention, neue Geschäfts-felder und Produkte, optimierte Geschäfts-

prozesse. 2., völlig neu bearbeitete auflage. Berlin: ks-energy-Verlag. 256 seiten, kartoniert. isBn 978-3-9813142-3-6, € 46,90Der Wettbewerb im Energiemarkt wird stärker, neue Energielieferanten und -dienstleister kommen auf den Markt und die Wechselbereitschaft der Kunden hält an.Die zweite Auflage dieses Buches befasst sich unter anderem mit dem Wechsel-verhalten von Kunden sowie Strategien zur Verhinderung von Kundenabwande-rung, mit neuen Geschäftsfeldern, mit Kalkulation und regionaler Preisfindung sowie der Abrechnung von neuen Pro-dukten in SAP. Weiters enthält die Publi-kation eine tabellarische Übersicht über Softwarelösungen für individuelle Aus-schreibungen.

Handbuch Elektro-mobilität 2012korthauer, r. (2012): handbuch elektromobi-lität 2012 – die heraus-forderung von morgen. Frankfurt: eW Medien und kon-gresse Gmbh. 224 seiten, kartoniert. isBn 978-3-8022-1061-7, € 32,–.elektromobilität wird in zusammenhang mit der energiewende zu einem immer wichtigeren thema. Dieses Buch beleuchtet die einzelnen aspekte dieser technologie aus gesell-schaftlicher, rechtlicher und technologischer sicht und setzt sich mit den herausforderungen und Möglichkeiten der nut-zung von elektromobilität auseinander.

Energiesparen kostet nichtsstockinger, V. (2012): energie-sparen ko-stet nichts – tipps für den rich-tigen um-gang mit heizung, lüftung, Was-ser, strom. stuttgart: Fraunhofer irB Verlag. 112 seiten, kartoniert. isBn 978-3-8167-8545-3, € 9,90.Der autor zeigt in diesem Buch auf, wie der ener-gieverbrauch und damit auch die kosten erheblich gesenkt werden kön-nen, indem vorhandene technik sinnvoll eingesetzt wird. anhand von kon-kreten Beispielen von dem umgang mit heizung, lüf-tung, strom und Wasser erläutert er Maßnahmen, um energie einzusparen.

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60 · Oesterreichs Energıe. Juni 2012

Blitzlichter

Energie Steiermark mit neuem Service-CenterSeit Anfang Mai setzt die Energie Steier-mark mit der Eröffnung eines neuen Ser-vice-Centers in Leoben bei der Betreuung ihrer Kunden auf neue Qualität. Das neue Service-Center im Leoben City Shopping ist Anlaufstelle für rund 110.000 Kunden aus der gesamten Obersteiermark. „Wir setzen damit ein deutliches Zeichen, unsere Kunden in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen“, sagte Vorstandssprecher Christian Purrer. Informationen zur Strom-rechnung, An- und Abmeldung werden durch umfassendes Service und neue Ange-bote rund um die Themen Energieeffizienz und E-Mobilität erweitert.

Bürgersolarkraftwerk ging ans NetzNur zwei Monate nach der offiziellen Prä-sentation des Fotovoltaikbeteiligungsmo-dells von Wien Energie ist die erste Anlage des Solarkraftwerks in Betrieb gegangen. Das erste Bürgersolarkraftwerk steht am Freigelände des Wien Energie-Kraftwerks Donaustadt. Dort speisen insgesamt 2100 Fotovoltaikmodule mit einer Leis tung von 500 kWp Energie ins Wiener Strom-netz. Damit können 200 Haushalte mit Sonnenstrom versorgt werden. Die Paneele haben eine Solargesamtfläche von rund 3360 m2 und sind auf einem rund 8000 m2 großen Platz montiert. In Summe werden pro Jahr 500.000 kWh Strom erzeugt. Bis zum Herbst sind insgesamt vier Solarkraftwerke mit einer Leistung von 2000 kWp an vier Standorten geplant. Sie sollen dann Ökostrom für insgesamt 800 Haushalte liefern. Für die Umwelt bedeutet dies eine jährliche Einsparung von rund 800 t CO

2.

Spatenstich für größten Windpark Österreichs

Die ersten Windräder der 3-MW-Genera-tion drehen sich bereits im Burgenland; Anfang Mai wurde nun ein neuer Schritt zur erneuerbaren Stromautarkie gesetzt. In Andau begann der Bau des größten Windparks Österreichs mit einer Gesamt-leistung von 273 MW. Die 79 Anlagen sind Windräder der neuen Generation. Erzeugt ein bestehendes Windrad Strom für gut 1000 Haushalte, werden diese Windräder der 3-MW-Klasse beinahe doppelt so viel Strom produzieren. 200 solcher Windräder sind bereits genehmigt und werden schritt-weise in den nächsten Jahren errichtet.Der Windpark wird vom Betreibertrio Bewag, ImWind und Püspök Group in Andau und Halbturn errichtet. Damit wird die Windkraftleistung des Burgenlands um einen Schlag um mehr als 60 Prozent erhöht.

Linz AG macht aus Abfall EnergieDie Linz AG will ab Ende 2012 rund 150.000 t Reststoff und 50.000 t Klär-schlamm in einem eigenen Heizkraftwerk verbrennen. Dabei entsteht Strom für 30.000 und Fernwärme für 20.000 Haus-halte. 145 Mio. Euro hat das Unternehmen in das Kraftwerk und in die dazugehörige Reststoffaufbereitungsanlage gesteckt. Der Klärschlamm kommt aus der Regionalklär-anlage Asten, die Abfälle setzen sich aus Rest- und ungefährlichem Gewerbemüll zusammen.Die Linz AG versorgt derzeit 60.000 Haus-halte mit Fernwärme, bis 2015 sollen es 70.000 sein. Bei der neuen Anlage, welche die Abfallentsorgung und die Energie-gewinnung kombiniert, handelt es sich um das größte Investment in der Geschichte des Infrastrukturkonzerns, betonte General direktor Alois Froschauer.

Neuer deut-scher Umwelt-minister

Der saarländische cDu-Politiker Peter altmaier wurde im Mai im deut-schen Bundestag als neuer umweltminister angelobt. er löste den zuvor von kanzlerin angela Merkel entlassenen norbert rött-gen ab. altmaiers wich-tigste aufgabe im neuen amt wird die umsetzung des geplanten atomaus-stiegs und der energie-wende sein. zu den wichtigsten offe-nen Fragen zählen derzeit der ausbau der netze für strom aus erneuerbaren energien, die erhöhung der energieproduktion aus regenerativen Quellen, der Bau neuer fossiler kraftwerke und die suche nach einem endlager für atommüll.

Verbund setzt auf Nach-haltigkeitDer Verbund präsentierte ende Mai seinen zehnten nachhaltigkeitsbericht und stellte dabei, neben kennziffern zu Wirtschaft, umwelt und Gesellschaft, den Dialog mit seinen stakeholdern ins zentrum. Der Bericht wurde anläss-lich einer stakeholder-live-simulation präsentiert, bei der 35 studenten in die rollen von e-Wirtschaft, kunden, anrainern, Politik und umwelt-nGo schlüpf-ten, um den Weg in eine sichere energiezukunft für Österreich im Jahr 2030 festzulegen.

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Juni 2012 Oesterreichs Energıe. · 61

Blitzlichter

Erdgastaxis fahren Konkurrenz davon

Umwelttaxis liegen im Trend. Nahezu 400 Erdgastaxis sind bereits auf Öster-reichs Straßen im Einsatz. Im Bundes-länder-Ranking führt Oberösterreich mit mehr als 120 Erdgastaxis. Dahinter folgt Wien mit rund 100 Fahrzeugen. Platz drei belegt Tirol mit 83, davon 75 allein auf Innsbrucks Straßen. Neben den positiven Aspekten für die Umwelt hat Erdgas viele wirtschaftliche Vorteile für die Taxiun-ternehmen. Während die Treibstoffpreise bei Benzin und Diesel steigen, blieb der Preis für Erdgas nämlich seit Jahren stabil. Hinzu kommen Förderungen für die Anschaffung eines Erdgastaxis in den Bundesländern.

Erstes Klimafest der Verbund-KlimaschuleDas erste große Klimafest der Klima-schule der Verbund AG und des National-parks Hohe Tauern weckte Anfang Juni an den Schulen in Kärnten, Salzburg und Tirol großes Interesse. 103 Klassen mit 1814 Schülern nahmen an der Veranstal-tung rund um die Themen Klima, Energie und Klimaschutz teil.Karl Gollegger, einer der Verbund-Gründer der Klimaschule verwies auf das große Interesse an den Angeboten: „Wir wollen hier vermitteln, welchen Beitrag jeder Ein-

zelne zum Klimaschutz leisten kann. Der Verbund setzt dabei maßgeblich auf Strom aus Wasserkraft und unterstützt so die hei-mische Klimabilanz.“

Erster Regeltrafo für Smart Grid installiertDie Energie AG hat mit der Installation des österreichweit ersten regelbaren Orts-netztransformators in Eberstalzell einen weiteren Meilenstein gesetzt. In diesem Teilnetz muss der neue Trafo im Vollbetrieb den Ausgleich zwischen Energieeinspei-sung aus 70 dezentralen Fotovoltaikanla-gen und der Stromabgabe an die Verbrau-cher herstellen. Zugleich muss er höchste Spannungsqualität für alle Kundenanlagen garantieren.Der Spezialtransformator muss die schnell schwankenden Erzeugungsleistungen der Sonnenenergie ausgleichen, ohne dass es

zu Spannungsabsenkungen oder -anhe-bungen im Netz kommt. „Das ist eine zen-trale Aufgabe, denn bei aller Bereitschaft, auf die erneuerbaren Energien zu setzen, darf die Versorgungssicherheit darunter nicht leiden“, sagte Energie AG-General-direktor Leo Windtner.

Neue Partnerschaft fürs KlimaDie Wien Energie Fernwärme versorgt das Wiener „Media Quarter Marx“ seit knapp einem Jahr mit Heißwasser und Wärme. Nun sind beide Unternehmen eine Klima-schutzpartnerschaft eingegangen, die – unter Einbeziehung der TU Wien – ein jähr-liches Monitoring der CO

2-Einsparungen,

die durch den Fernwärmeeinsatz möglich sind, vorsieht. Schätzungen gehen davon aus, dass der gesamte Standort mit seinen 40.000 m2 Nutzfläche seine CO

2-Emissionen

um 279 t pro Jahr reduzieren kann.

„Sonnenkraft-werk Zwenten-dorf“ startet

Das von der eVn und vom land niederösterreich am standort des nie in Betrieb gegangenen atomkraft-werks zwentendorf ins leben gerufene Fotovol-taikbeteiligungsmodell ist gestartet. es steht unter dem titel „sonnenkraft-werk zwentendorf“. ab 4. Mai konnten anteile am ausbau der anlage erwor-ben werden. Die eVn erzeugt in zwen-tendorf bereits seit 2009 strom aus sonnenenergie. Die bestehende Fotovoltaik-anlage soll nun aber um 1300 Paneele bzw. rund 250 kW erweitert werden. Die eVn wolle den Weg in eine erneuerbare energie-zukunft gemeinsam mit ihren kunden gehen, betonte Vorstandssprecher Peter layr. erweise sich das Modell in zwentendorf als erfolg, sollen weitere sonnenkraftwerke mit Bürgerbeteiligung folgen.

Fernwärme-anschlüsse verdoppelnDie energie Graz hat ende Mai eine Prognosen bis zum Jahr 2030 vorgelegt, wonach sie die zahl der an die Fernwärme ange-schlossenen haushalte von 35.000 (stand: 2006) über 46.000 (stand: 2011) auf künftig 80.000 steigern will. allein im Vorjahr seien weitere 27 MW ans netz gegangen, darunter 2300 haushalte, hieß es.

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62 · Oesterreichs Energıe. Juni 2012

Termine

IMPRESSUMherausgeber und MedieninhaberÖsterreichs E-WirtschaftBrahmsplatz 3, A-1040 WienTelefon: +43 1/501 98-0 Telefax: +43 1/505 12 18E-Mail: [email protected] Internet: www.oesterreichsenergie.atredaktionErnst Brandstetter, ChefredakteurMag. Dieter Adametz, Chefredakteur-Stv.Monika Bachhofer, Chefin vom DienstMelanie Krenn, BA, RedakteurinVerlegerÖsterreichischer Wirtschaftsverlag GmbH,Grünbergstraße 15, A-1120 WienTelefon: +43 1/546 64-0Telefax: +43 1/546 64-528anzeigenFranz-Michael Seidl (Verkaufsleitung), DW [email protected];Erhard Witty (Objektleiter), DW 283 [email protected] Weber (Service), DW 482E-Mail: [email protected]: Nr. 18, gültig ab 1. Jänner 2012DVR: 0368491abonnementAboservice Österr. WirtschaftsverlagTel.: +43 1/740 40-7812Fax: +43 1/740 40-7813E-Mail: [email protected] Inland: € 135,– Ausland: € 171,–Mitglieder Inland: € 83,–Mitglieder Ausland: € 119,–Alle Preise inklusive Mehrwertsteuer und Versandkosten.Abonnements, die nicht einen Monat vor Ablauf des Bezugsjahres storniert werden, laufen weiter.GrafikJohannes PuflerdruckHerstellung: Samson Druck GmbH, A-5581 St. Margarethen 171, www.samsondruck.atcopyrightDie Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheber-rechtlich geschützt. Eine Verwendung ohne Einwilligung der Redaktion ist nicht gestattet. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeiche-rung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.fremdbeiträgeVoraussetzung für die Einreichung eines Fachbeitragmanu s kriptes an die Redak-tion der Zeitschrift ist, dass die Arbeit weder in derselben noch in einer anderen Sprache publiziert bzw. an anderer Stelle zur Publikation eingereicht wurde. Mit der Annahme und Veröffentlichung des Manuskriptes gehen alle Rechte an den Herausgeber über.Kommentare und Fachbeiträge geben die Meinungen der jeweiligen Autoren wieder und müssen sich nicht mit der Ansicht der Redaktion decken.Entgeltliche Einschaltungen sind als solche gekennzeichnet und liegen in der redaktionellen Verantwortung des Auftraggebers.erscheinungsweise: zehnmal pro JahrGrundlegende richtung dieser Zeit-schrift: Wahrnehmung der gemeinsamen Interessen aller Mitglieder von Oester-reichs Energieoffenlegung der eigentumsver-hältnisse nach dem Mediengesetz: Oesterreichs Energie, Brahmsplatz 3, A-1040 WienVerlags, erscheinungs- und herstellungsort: WienP.b.b. Verlagspostamt: A-2340 Mödling

Juli 2012

5. bis 6. Juli

Anwenderforum Thermische EnergiespeicherForum, Neumarkt (D)Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut (OTTI), Frau Anita Scheidacker, Wernerwerkstraße 4, 93049 RegensburgTel.: +49 941/296 88-55, Fax: +49 941/296 88-54 E-Mail: [email protected], Internet: www.otti.de

12. bis 13. Juli

14th Centre for Competition and Regulatory Policy WorkshopWorkshop, Wien (A)Wirtschaftsuniversität Wien, Augasse 2–6, 1090 WienTel.: +43 1/313 36-0, Fax: +43 1/313 36-740 Internet : www.wu.ac.at

August 2012

27. bis 28. Juli

Einsatz von Strompreisprognosen in der PraxisSeminar, Wien (A)Institute for International Research (IIR), Frau Mag. Doris Kropacz, Linke Wienzeile 234, 1150 WienTel.: +43 1/891 59-323, Fax: +43 1/891 59-200E-Mail: [email protected], Internet: www.iir.at

September 2012

17. Bis 18. September

Netzferne Stromversorgung mit PhotovoltaikFachforum, Regensburg (D)Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut (OTTI), Frau Anita Scheidacker, Wernerwerkstraße 4, 93049 RegensburgTel.: +49 941/296 88-55, Fax: +49 941/296 88-54 E-Mail: [email protected], Internet: www.otti.de

25. September

Remit – Umsetzung in der PraxisInformationstag, Würzburg (D)EW Medien und Kongresse GmbH, Frau Claudia Wiesert, Reinhardtstraße 32, 10117 BerlinTel.: +43 30/28 44 94-176, Fax: +43 30/28 44 94-170 E-Mail: [email protected], Internet: www.ew-online.de

25. und 26. September 2012

Kraftwerksingenieure in Wärmekraftanlagenseminar, kraftwerk Mellach, neudorf ob Wildon

In Kooperation mit der Verbund Thermal Power GmbH & Co KG findet das Seminar im neuen Kraftwerk Mellach statt. Das Programm gliedert sich wie immer in spannende und aktuelle Vor-träge, eine Besichtigung der Anlagen vor Ort sowie den Erfahrungsaustausch in Gruppenarbeiten. Nutzen Sie die Möglichkeit, sich mit Kollegen aus der österreichischen E-Wirtschaft auszutau-schen, und nehmen Sie viele wertvolle Kontakte mit in Ihren Arbeitsalltag.

Oesterreichs Energie Akademie

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Juni 2012 Oesterreichs Energıe. · 63

Termine

2. und 3. Oktober 2012

Österreichs E-Wirtschaft kompaktseminar, Wien

Lernen Sie bei diesem Seminar wirtschaftliche und technische Zusammenhänge der E-Wirtschaft kennen, und erfahren Sie mehr über die Hintergründe und die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Erzeugung, Netze, Handel & Vertrieb und Recht. Darüber hinaus erhalten Sie Einblicke in die energie-wirtschaftlichen Mechanismen der EU und die wichtigsten technischen Regelwerke von Österreichs Energie. Eine Exkur-sion zur Austrian Power Grid Control rundet das Angebot ab.

17. und 18. Oktober 2012

Oesterreichs Energie Kongress 2012kongress, innsbruck

Seien Sie dabei, wenn sich die Entscheider der Branche mit Ver-tretern aus Politik, Wissenschaft und Medien auf Oesterreichs Energie Kongress treffen. Hochkarätige Referenten und Diskus-sionspartner aus dem In- und Ausland werden Ihnen ihre Sicht auf die Herausforderungen der E-Wirtschaft präsentieren und Handlungsoptionen darlegen. Nutzen Sie dazu den Rahmen für einen intensiven Erfahrungsaustausch – denn nirgendwo sonst kommen so viele Branchenvertreter in Österreich zusammen!

5. November 2012

Brussels Energy live – Institutionen und Entscheidungsfindung in der EUseminar, Brüssel

Europa wächst zusammen und auch im Energiebereich werden heute die wesentlichen Weichen in Brüssel gestellt. Nutzen Sie die Möglichkeit, Oesterreichs Energie und die Instituti-onen in Brüssel live zu erleben, und lernen Sie die Abläufe und Entscheidungsprozesse besser kennen. So sind Sie in der Lage, Ihre Anliegen im europäischen Rahmen richtig zu positionie-ren! Mit seinem Brüssler Büro ist Oesterreichs Energie im Zentrum der europäischen Energiepolitik etabliert und bietet exklusiv für seine Mitgliedsunternehmen Einblick in die Lob-byarbeit vor Ort.

13. bis 15. November 2012

Grundlagenseminar Netzrückwirkungenseminar, salzburg

Bei diesem Grundlagenseminar erhalten Sie eine Übersicht über die Arten von Netzrückwirkungen sowie eine Einfüh-rung in die elektrotechnischen Grundlagen der Entstehung von Oberschwingungen und deren Auswirkungen. Auch das Thema Messtechnik bildet einen praktischen Schwerpunkt des Seminars. Am 3. Tag (Workshop Messtechnik) werden einerseits Grundlagen behandelt, andererseits besteht für die Teilnehmer auch die Möglichkeit, selbstständig Messaufgaben zu wählen. Als Vortragende erwarten Sie der Seminarleiter und Ziviltech-niker Dipl.-Ing. Dr. techn. Rudolf Mörk-Mörkenstein sowie weitere erfahrene Referenten aus den Mitgliedsunternehmen.

14. bis 15. November 2012

Fortbildungsseminar für Arbeitnehmer-schutzverantwortliche: Meister und Sicherheitsvertrauenspersonen (SVP) im Elektrizitätsunternehmenseminar, salzburg

Das SVP-Fortbildungsseminar richtet sich an Sicherheits-vertrauenspersonen im Elektrizitätsunternehmen, die ihre Aufgabe als SVP bereits einige Zeit wahrnehmen. Im Rahmen des Seminars können sich die Teilnehmer über die aktuelle Gesetzeslage informieren und durch den Erfahrungsaustausch über die Unternehmensgrenzen hinweg neue Impulse für Ihre Tätigkeit mitnehmen. Das Seminar wird durch erfahrene Prak-tiker aus den Elektrizitätsunternehmen sowie einem Experten des Arbeitsinspektorates begleitet.

20. November 2012

Recht in der Energiewirtschaftseminar, Wien

Binnenmarktrichtlinie, ElWOG, E-RBG, ÖkoStromG, VSG, EZG – die rechtlichen Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft werden immer komplexer. Damit steigen auch die Anforderun-gen an Mitarbeiter in der Energiewirtschaft. Selbst Nicht-juristen müssen heute in der Lage sein, die Feinheiten der gesetzlichen Grundlagen zu kennen. Und genau hier setzt unser Seminar an. Wir vermitteln Ihnen rechtliches Grundwissen und eine Einführung in die wichtigsten aktuellen Themenfelder des Elektrizitätswirtschaftsrechts. Damit Sie sich in Zukunft auch innerhalb des rechtlichen Rahmens der Energiewirtschaft gut zurechtfinden!

27. bis 28. November 2012

Betrieb von elektrischen Anlagen nach ÖVE/Önorm EN 50110seminar, Graz

Gemäß ÖVE/Önorm EN 50110 muss jede elektrische Anlage unter einer Person, dem/der Anlagenverantwortlichen, betrieben werden. Diese trägt die Verantwortung für alle technischen und organisatorischen Tätigkeiten, die für den sicheren Betrieb der elektrischen Anlage erforderlich sind. Bei dieser Veranstaltung erhalten Sie alle wichtigen Informationen in einem praxisori-entierten Rahmen zur ÖVE/Önorm EN 50110, um technisch und rechtlich korrekt Ihre elektrischen Anlagen betreiben zu können.

Information und Anmeldung:

1040 Wien, Brahmsplatz 3 Tel.: +43 1/501 98-304 Fax: +43 1/501 98-902 E-Mail: [email protected] Internet: www.akademie.oesterreichsenergie.at

Oesterreichs Energie Akademie

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siemens.com/energy

Der Energiebedarf der Welt erfordert Antworten für alle Energieträger.

Einige Länder verfügen über Wind. Einige über Gas. Andere über Kohle. Deshalb ist eine Antwort nicht genug.

Die Energiequellen auf unserer Erde sind ungleich verteilt: Einige Länder verfügen über Öl, andere über Wind oder über Wasserkraft. Manche müssen Energie importieren. Unab-hängig von den Energiequellen steht jedoch fest, dass der Energiebedarf Tag für Tag steigt. Genau deshalb ist eine einzige Antwort nicht genug.

Siemens bietet eine umfangreiche Palette an nachhaltigen Antworten für die individuellen Anforderungen, die es überall auf der Welt zu erfüllen gilt. Mit unseren zuverlässi gen, innovativen Technologien und unserer einzigartigen, welt-weiten Kompetenz können wir unseren Kunden effi ziente Lösungen für die Energieversorgung liefern – maßge-schneidert für die jeweiligen lokalen, ökologischen und ökonomischen Erfordernisse.

Wir tragen dazu bei, die Welt weniger abhängig von fossi-len Energieträgern zu machen. Gleichzeitig dämmen wir den Klimawandel ein, indem wir mit neuen Technologien die Nutzung konventioneller Energieträger so sauber wie nie zuvor machen. Auch im Bereich von Wind-, Solar- und Wasserkraft stehen wir unverändert zu unserer Verpflich-tung, die Ressourcen unserer Erde schonend, verantwor-tungsvoll und effizient zu nutzen.

Der Weg zu einem nachhaltigen Energiesystem erfordert eine Vielzahl verschiedener Antworten – schnelle Antworten, die auch in Zukunft tragfähig sind.

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