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#SPRICHMITMIR DAS IT-MAGAZIN VON FERCHAU ENGINEERING < atFERCHAU #13 > <12> BIG DATA IM PROFISPORT // Mit Kennziffern zu Höchstleistungen <21> WIR SIND EIN TEAM // Wie Mensch und Roboter künftig zusammenarbeiten <06> < GEMEINSAM EINSAM > Wie uns das Leben in der digitalen Welt verändert

IT Magazin atFERCHAU 2014/02

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#SPRICHMITMIR

D A S I T - M A G A Z I N V O N F E R C H A U E N G I N E E R I N G

<atFERCHAU #13>

<12> BIG DATA IM PROFISPORT // Mit Kennziffern zu Höchstleistungen <21> WIR SIND EIN TEAM // Wie Mensch und Roboter künftig zusammenarbeiten

<06>

< GEMEINSAM EINSAM > Wie uns das Leben in der digitalen Welt verändert

impressum ihr weg zu uns

atFERCHAU Ausgabe 02 | 2014 Auflage: 71.000 6. Jahrgang

Die Dosis macht das Gift

Liebe Leserinnen, liebe Leser, man kann es auch übertreiben, selbst mit den angenehmen Dingen. Die moderne Kommunikationstechnik zeigt uns das Dilemma nachdrücklich auf: Einerseits wollen und können wir immer online sein, andererseits setzt uns die Kommunikation unter permanenten Handlungsdruck. Die schlimmsten Icons für Digital Natives sind heute »Kein Netz«, »Akku leer« und »Seite lädt«. Die schlimmste Botschaft für Digital Immigrants ist: »100+ ungelesene E-Mails«.

Die Vorteile der elektronischen Post liegen auf der Hand: Man kann sie wie einen Brief nutzen, nur wesentlich schneller und direkter. Komplexe Themen oder persönliche Belange sollten – wenn möglich – der direkten Kommunikation vorbehalten bleiben. Auch ich bin ein Teil der Entwicklung: Auf rund 50 E-Mails pro Tag muss ich unbedingt reagieren, dafür sind morgens, mittags und abends je eine Stunde reserviert.

Überlastung ist ein aktuelles Phänomen, Abschalten ein wohlfeiler Ratschlag. In vielen Positionen können es sich die Menschen heute allerdings nicht mehr leisten, ihre Kommunikationswege systematisch zu blockieren. Angesichts des Interessen-konflikts gehen inzwischen einige Unternehmen dazu über, E-Mails aus der internen Kommunikation zu verbannen oder die Server kategorisch am Feierabend abzuschalten. Ich habe meine Zweifel, dass sich durch derartige Aktionen der Lauf der Welt aufhalten lässt. Letztlich muss jeder Mensch für sich selbst lernen, seine Kommunikation zu strukturieren und das rechte Maß zu finden. Pauschale Lösungen helfen hier nicht weiter, denn die Interessen der Menschen sind nun mal nicht einheitlich.

Durch Social Media wurden die Karten noch einmal neu gemischt – die asynchrone Kommunikation per E-Mail teilt sich auf in viele Dialoge, die parallel und synchron geführt werden. In unserer Titelgeschichte der aktuellen ›atFERCHAU #13‹ zeigen wir, wie die Entwicklung der Kommunikation unser Leben verändert. Der Trend zur Digitalisierung macht auch vor »der schönsten Nebensache« nicht halt: Wie »Big Data« den Profisport voranbringt, lesen Sie auf Seite 12. IT-Consultants von FERCHAU erleichtern auch die Arbeit von Ärzten – unsere Reportage bei der Firma RICHARD WOLF Medizintechnik zeigt Ihnen, wo der digitale Fortschritt wirkt.

Viel Spaß beim Lesen

HERAUSGEBERFERCHAU Engineering GmbH Steinmüllerallee 2 51643 Gummersbach Fon +49 2261 3006-0 Fax +49 2261 3006-99 [email protected] ferchau.de

CHEFREDAKTION (V. I. S. D. P.)

Martina Gebhardt REDAKTIONSTEAMDirk Cornelius Kerstin Kraft Patrick Mytanz Dietmar Schönherr Christoph Sedlmeir

GESTALTUNGMatthias Müller Fon +49 211 63559150 grafish.de REDAKTION EXTERNBernd Seidel & Friends Fon +49 89 890683620 seidelfriends.de

DRUCKGronenberg Druck & Medien 51674 Wiehl Fon +49 2261 9683-0

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D A S I T - M A G A Z I N V O N F E R C H A U E N G I N E E R I N G

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SOCIAL-MEDIA-MANIEWer wie wo im Netz unterwegs ist.

DIE PERFEKTE WELLE IT-Consultants verstärken das Entwicklungsteam der RICHARD WOLF GmbH, eines führenden Anbieters von Stoßwellen-Technologie.

DAS DIREKTE GESPRÄCH IST TOTWir diskutieren, arbeiten und verlieben uns per Internet. Wir sind auf das direkte Gespräch nicht mehr angewiesen. Was macht das mit uns?

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< b r a n c h e n g e f l ü s t e r >

BEACONS: NEUE WAFFE FÜR DEN EINZELHANDELDigitale Leuchtfeuer sollen Kunden künftig durch Shops und Einkaufszentren lotsen.

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DIE VERMESSUNG DES SPORTSImmer ausgefeiltere Big-Data-Analysen verhelfen Sportlern zu Höchstleistungen und spülen Geld in die Vereinskassen.

MOST WANTED: BIG-DATA-EXPERTEN Neue Technologien brauchen neue Fachkräfte. Laut Analystenstudien sind bis 2016 vier Millionen Big-Data-Spezialisten gesucht. Was müssen die können?

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VON DER IDEE ZUM PROTOTYPIn Mannheim ist ein Center of Competence (CoC) für den Bereich Medical enstanden, das sich mit integrierten Services deutschlandweit positioniert.

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LÜGENDETEKTOR IM NETZForscher aus Österreich wollen im Projekt PHEME erforschen, wie sich Falschmeldungen in Social-Media- Kanälen rasch entlarven lassen.

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MENSCH-ROBOTER- INTERAKTION KI-Papst Wolfgang Wahlster erklärt im Interview, wie Menschen und Roboter künftig im Team arbeiten.

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GEWINNSPIEL

ART OF ENGINEERING: VOM BEAMEN UND ANDERSSEHEN»Liquid Space« lautete das Motto des vierten Wettbewerbs der Reihe FERCHAU ART OF ENGINEERING.

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BAUM DER ERKENNTNISHabe ich das richtige Zeitmanagement?

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Quellen: 1 Statista 2 Facebook 3 Bitkom 4 destatis – Stand: 07/2014, falls nicht anders angegeben.

TÄGLICH WERDEN ÜBER WHATSAPP MEHR ALS 700 MILLIONEN FOTOS VERSCHICKT.

51,8@KATYPERRY

0,076

TWITTER-FOLLOWERin Millionen User, Stand: März 2014

FACEBOOK 1,28 MILLIARDEN

EIN NUTZER VON WHATSAPP VERSENDET IM MONAT 1.200 NACHRICHTEN.

1,2

2

3

1

1

WHATSAPP 0,5 MILLIARDEN NUTZ

ERWE

LTWE

IT

DER DEUTSCHEN INTERNETNUTZER

NUTZEN DIE SOZIALEN MEDIEN AKTIV.

NETZWERK ANGEMELDET;SIND IN EINEM SOZIALEN

DREI VIERTEL

ZWEI DRITTEL

81 PROZENT DER DEUTSCHEN INTERNET- NUTZER ZWISCHEN 16 UND 24 JAHREN NUTZEN DAS NETZÜBER MOBILE

ENDGERÄTE.IN DE

UTSC

HLAN

D GIBT

ES

40 M

ILLION

EN

SMAR

TPHO

NE-BE

SITZER

.

4

1

41,85@BARACKOBAMA

50,21@JUSTINBIEBER

@ANGIE_MERKEL

TWITTER 0,25 MILLIARDEN

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Wie uns das Leben in der digitalen Welt verändert

GEMEINSAM EINSAM

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Stell dir vor, es gäbe eine Welt, in der wir noch miteinander sprechen müssten! In der wir noch einen Sinn hätten für einen schüchternen Augenaufschlag oder ein schelmisches Grinsen, ein verschmitztes Zwinkern oder ein grimmiges Stirnrunzeln.

Diese Welt ist verschwunden, ganz offiziell. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das Jahr 2014 zum Jahr der digitalen

Gesellschaft erklärt. Wir diskutieren, arbeiten, wirtschaften und verlieben uns per Facebook, WhatsApp oder E-Mail.

Wir sind auf das direkte Gespräch nicht mehr angewiesen.

Was macht das mit uns?

#sprichmitmir

Mit allen vernetzt, aber niemandem nah. Wie verändert die digitale Welt Ihr Leben?

Diskutieren Sie mit uns ab dem 05. November 2014 auf Facebook:

#sprichmitmir

»Verdammt, was ist nur los mit diesem Kerl? Was sieht er sich an? – Die Welt?« Cameron Power

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A nfang des Jahres ging ein Twitter-Foto um die Welt, festgehalten vom Australier Cameron Po-wer, 30, am Morgen des 5. Februar 2014, in Syd-

ney Petersham Station: Pendler stehen am Bahnsteig und warten. Mit gesenktem Kopf starren sie auf ihr Smartphone. Alle – bis auf einen. Er steht etwas abseits, trägt weißes Hemd und schwarze Hose, hält die Arme verschränkt. Er blickt um sich mit besorgter Miene. Power zückte sein eige-nes Smartphone, fotografierte die Szene und twitterte das Bild mit den Worten: »Verdammt, was ist nur los mit diesem Kerl? Was sieht er sich an? – Die Welt?«

Das Bild wurde ein Twitter-Hit, 26.906 Menschen teilten es. Die Follower erkannten sich offenbar selbst wieder: Sie stehen auch gerne mit gesenktem Kopf und starrem Blick an Bahnhöfen, in Zugabteilen oder an Bushaltestellen. Wer wartet, vernetzt sich eben. Niemand denkt daran, wie irrwitzig das aussieht. Als ihnen nun der Spiegel vorgehalten wurde, reagierten sie ironisch bis scho-ckiert: Dieser moderne Typ Mensch be-schäftigt nicht nur die Twitter-Gemeinde, sondern auch die Wissenschaft. Sherry Turkle ist Psychologin und Soziologin am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Sie erforscht seit vier Jahrzehnten das Verhältnis zwischen Mensch und Ma-schine. Zuletzt erschien ihr Buch: »Ver-loren unter 100 Freunden: Wie wir in der digitalen Welt seelisch verkümmern«. Für sie gibt es einen tieferen psychologischen Grund, dass Leute in Blogs, Chats und Kontaktforen abtauchen: Menschliche

Beziehungen sind kompliziert und verlet-zend. Das Netz bietet Kontakt ohne Nähe. »Die heutige Welt ist voller Menschen, die gern mit vielen Leuten in Kontakt stehen, sie sich aber gleichzeitig gern vom Leib halten.« Der Mensch im digitalen Zeitalter lebe »gemeinsam einsam«.

Was Cameron Power auf einem Bahnsteig bei Sydney fotografierte, ist ein Gleichnis für Turkles wissenschaftliche Beobachtungen. Ob wir miteinander ver-bunden sind oder nicht, hängt nicht mehr davon ab, wie weit entfernt wir voneinander sind, sondern welche Technologie uns zur Verfügung steht. Ein Bahnhof, ein Flug-hafen, ein Café sei kein kommunaler Ort mehr, sondern nur noch einer des räumli-chen Zusammentreffens, schreibt Turkle. Die Leute kämen zusammen, redeten aber nicht mehr miteinander. »In einem Café in der Nähe meiner Wohnung hängt fast jeder am Laptop oder Smartphone, während er seinen Kaffee trinkt. Ich kenne diese Leu-te zwar nicht, aber irgendwie vermisse ich trotzdem ihre Anwesenheit.«

Nicht nur im öffentlichen Raum sind Menschen anwesend und abwesend zu-gleich. Kommunikationsexperte Robert Spengler beobachtet dasselbe Phänomen sowohl im beruflichen Alltag als auch in seinem engsten privaten Umfeld. Speng-ler ist Coach und Vortragsredner; als »Regisseur für Kommunikation« analy-siert er Dialoge und Verhaltensweisen. Das fängt zu Hause an: Seine Töchter waren endlich mal wieder zu Besuch, Spenglers Ehefrau hatte gekocht, nun saß die Familie vor dampfenden Töpfen und Tellern. Da holte eines der erwachsenen Kinder sein Smartphone hervor, fotogra-fierte das Mittagessen, stellte die Bilder auf Instagram und Facebook und wartete auf Likes. Irre, fand Spengler, das Smart-phone als Mittagsgast. Die Kommuni- kation am Tisch war in diesem Moment gestört. »Wir verlieren den Respekt vor unserem Gegenüber«, sagt Spengler.

Darin sieht Spengler das Problem: Jeder ist mit jedem vernetzt, aber die so-zialen Medien drohen uns von unserem sozialen Leben abzuschneiden. »Wir ver-schicken E-Mails und WhatsApp-Nach-richten, posten auf Instagram und Face-book, aber nehmen unser Gegenüber in seiner Gestik und Mimik nicht mehr wahr.«

Weil Spengler glaubt, dass viele verlernen, wie menschliche Kommunikation funkti-oniert, hat er den Ratgeber »Menschen-gewinner« geschrieben: für alle, »die mit Leichtigkeit auf Facebook 1.000 Freunde sammeln, aber Schwierigkeiten haben, im Café jemanden anzusprechen.« Während das direkte Gespräch verkümmert und wir »gemeinsam einsam« leben, feierte Facebook in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag. Über eine Milliarde Menschen nutzen das soziale Netzwerk und viele wei-tere Twitter und WhatsApp. Wir stecken in dem Dilemma, dass soziale Medien beides sind – echt doof und ziemlich geil.

Der Medienpsychologe Erich Weich-selgartner, Leibniz-Zentrum für Psycho-logische Information und Dokumentation (ZPID), analysiert Forschungsergebnisse zu der Frage: Wie und warum werden soziale Medien genutzt? Er sagt: »Der Mensch hat zwei Bedürfnisse: soziale Verbundenheit und Selbstdarstellung.« Medien wie Facebook & Co. verlängerten diese Bedürfnisse ins Netz und machten es leichter, sie zu befriedigen. Deswegen haben sie Erfolg.

Der britische Autor Tom Cheshire be-spricht in einem Artikel für »Wired« die Freude an der Selbstdarstellung. Forscher der Harvard-Universität hätten in einer

»Er sieht traurig aus. Vielleicht ist der Akku leer.«

@timmillwood

»Ich hasse Leute, die LEBEN wollen.«

@TimiCantisano

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Studie (2012) herausgefunden: Wer über sich selbst spricht, ist so glücklich, als hät-te er Sex; dieselben Hirnzentren sind aktiv. Im direkten Gespräch, schreibt Cheshire, reden wir zwischen 30 und 40 Prozent der Zeit über uns selbst; in sozialen Medien hingegen sind es über 80 Prozent.

Probe aufs Exempel auf der Facebook-Startseite der Autorin: Ein »Freund« hat sein Profilbild geändert, 26 Leute »liken« es; der nächste zeigt Bilder seiner CD-Release-Party; ein anderer wirbt für seinen Sohn, der versucht, einen DJ-Battle zu ge-winnen; derselbe, der eben sein Profilbild geändert hat, wechselt nun das Hinter-grundbild in eine jubelnde Menschenmen-ge auf einem Open-Air-Konzert und kom-mentiert es: »pssst, eigentlich sollte ich doch arbeiten«; ein weiterer postet ein Foto, das drei Bierflaschen zeigt, Schaum quillt über den Flaschenrand, dazu der Text: »Bier im Eisschrank vergessen – irgendwie keine gute Idee«. Die kleine Stichprobe un-terstreicht, was die US-Studie gezeigt hat: Die meisten Nutzer reden im Netz über sich selbst – und sei es noch so belanglos.

Natürlich gibt es auch andere Ent-wicklungen: Politische Aktivisten orga-nisieren sich, Kreative werfen Ideen hin und her. Doch selbst bei der digitalen Avantgarde regiert zunehmend das Ober-flächliche. »Der Informationsfluss ist im-mens hoch, höher denn je«, sagt Monika Hoinkis, Professorin für Design an der Fachhochschule Potsdam. »Es erreichen

uns unglaubliche Massen an Nachrichten. Es redet jeder mit jedem – aber mit wem? Und eigentlich redet man nicht, man sagt etwas.« Man müsse eine Kommunikation erreichen, die nicht nur kurz und knapp ist, sondern auch »nachhaltig«.

Der beste Ort, um damit anzufan-gen, ist die weltweit wichtigste Konferenz rund um digitale Kultur: die re:publica in Berlin. Dort treffen sich die Pioniere der digitalen Gesellschaft, all jene, die daran glauben (oder glaubten), dass die Cyber-welt ein Segen ist. Die Aufgabe für Hoinkis und ihr Team war, mit Designobjekten die Konferenz zu gestalten. Sie sollten stö-ren: vertraute Technologien hinterfragen und den digitalen Alltag in ungewöhnli-chen Perspektiven zeigen. Sie stellten ihr Designprojekt unter das Motto: Conver-sation Starters! – Gesprächshilfen!

Eine der Installationen auf der re:publica14 haben die Studierenden Erik Weber und Christin Renner entwickelt: we all start as strangers. Am Anfang ihrer Idee stand die Frage: Welche Wirkung hat die di-gitale auf unsere alltägliche Kommunikati-on? In den weiten Räumen der re:publica installierten sie schwarze Kästen, groß wie Computer, in Rot leuchteten Fragen auf: Wie viel Ähnlichkeit hat dein Facebook-Profil mit dir? Glaubst du an die Gesell-schaft, in der du lebst? Wie Steine, über die man stolpert, sollten die Kästen die Be-sucher aufrütteln. Sitzgrüppchen bildeten sich, einige der digitalen Pioniere saßen beisammen wie Familien beim Picknick. Als wären sie dankbar für ein Gespräch, bei dem das Gegenüber Gesicht zeigt.

Die Studierende Renner beobachtete die Gespräche, notierte einige Antwor-ten mit Stift und Zettel. »Ich hatte be-fürchtet, dass die Leute nur im Internet offen sind – aber das Gegenteil hat sich gezeigt. Die meisten sind weitaus offener, wenn sie sehen, mit wem sie reden.«

Stell dir vor, die Welt, in der wir mitein- ander sprechen müssen, gibt es noch. //

Wie sind Sie in sozialen Netzen un-terwegs, was bewegt Sie, was nervt Sie? Diskutieren Sie mit uns auf Facebook unter: #sprichmitmir.

ICH BIN DANN MAL OFFLINE! Drei Viertel aller Deutschen nutzen das Netz. Aber was ist mit den übrigen?

ferchau.de/read/it142a

web-special

mehr informationen

Das Designprojekt Conversation Starters! der FH Potsdam conversationstarters.de

Interview mit Cameron Power zu #theguywithoutaphone bit.ly/1bo7rdq

Tom Cheshire über digitale Medien und wie sie uns verändernbit.ly/IyYmRy

Sherry Turkle über ihr Buch »Verloren unter 100 Freunden« bit.ly/1eQ6Flk

»Mir fiel erst nichts Sonderbares auf.

Da sieht man mal, wie normal dieses Menschenbild

geworden ist.« @VatoLoco1337

»Facebook ist für mich eher ein Sammelsurium vergangener Erlebnisse als ein Abbild meiner Persönlichkeit.«

»Facebook ist für mich wie eine Tätowierung: Wenn ich mir das Ganze in 20 Jahren anschaue, werde ich es bereuen.«

Monika Hoinkis, Professorin für Design an der FH Potsdam, mischt die re:publica14 auf.Robert Spengler, Coach und Regisseur für Kommunikation: »Wir verlieren den Respekt vor unserem Gegenüber.«

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Teilnehmer re:publica14

Teilnehmer re:publica14

RICHARD WOLF Medizintechnik

DIE PERFEKTE WELLE Zwei bis vier Millionen Bundesbürger leiden an Nierensteinen.

Die RICHARD WOLF GmbH ist mit ihrer Stoßwellen-Technologie einer der weltweit führenden Branchenanbieter.

Für die Entwicklung der kommenden Generation von Geräten hat sich das Team der RICHARD WOLF GmbH mit

FERCHAU-IT-Consultants verstärkt.

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Deutschland ist nach den USA und Japan der weltweit drittgrößte

Produzent von Medizintechnik.• Zuwachsraten von rund fünf Prozent jährlich• Exportquote von über 60 Prozent• Gesamtumsatz 24 Milliarden Euro (2012)• ca. 175.000 Beschäftigte• neun Prozent des Umsatzes werdenForschung und Entwicklung investiert

Quelle: BVmed, Wikipedia

Die RICHARD WOLF GmbH wurde im Jahre 1947 in Knittlingen gegründet und beschäftigt 1.500 Mitarbeiter, hat weltweit 14 Tochtergesellschaften und über 120 Vertretungen. Im Bereich der Medizintech- nik stellt RICHARD WOLF Produkte für die endoskopische Diagnose und Therapie im Bereich der Humanmedizin sowie für ESWL und ESWT her. // richard-wolf.com MICHAEL REICHLINSenior Account Manager IT, FERCHAU Engineering Karlsruhe

über richard wolf medizintechnik

ferchau.de/go/karlsruhe

mehr informationen

[email protected]

weitblick

Wie nun aber macht man aus den gegebenen Komponenten ein für Arzt und Patient optimales System? »Zu-

nächst ist es wichtig, die Arbeit des Arztes und die Abläufe der Behandlung

genau zu verstehen, um sie etwa durch Algorithmen zur Tischpositionierung ideal unterstützen zu können«, erklärt Rüdiger Bayer. Der 51-Jährige, ebenfalls von FERCHAU Karlsruhe, verstärkt das Team als IT-Architekt. »Gemeinsam mit den Kollegen von RICHARD WOLF haben wir uns intensiv mit Ärzten aus-getauscht, haben uns von externen Gutachtern Rat geholt, waren häufig in Kliniken, haben im Team Vorschläge erarbeitet, Prototypen getestet, Ideen verworfen, neue entwickelt und diese dann in Software gegossen«, erinnert sich Bayer. »Eine ergonomische Bedie-nung gestalten ist ein iterativer Pro-zess, den gibt es nicht von der Stange«, lautet sein Fazit.

Als IT-Plattform entschied sich RICHARD WOLF für Open-Source-Produkte; die Unabhängigkeit von ei-nem Hersteller war dazu die Triebfe-der. Für die Steuerung des »PiezoLith 3000Plus« greifen heute zahlreiche Technologien ineinander: Linux fun-giert als Betriebssystem, die Software basiert auf dem Qt-Framework. Als Entwicklungswerkzeuge kommen un-ter anderem QtCreator, Eclipse, aber auch VI zum Einsatz. »Verschiedene Mi-krocontroller arbeiten mit einem Zen- tralrechner zusammen, um die Periphe- riegeräte zu steuern. Dieser wiederum kommuniziert über Ethernet mit den Bedieneinheiten, die in der Regel aus zwei bis drei Rechnern bestehen«, er-klärt IT-Architekt Bayer.

»Ein weiterer Schwerpunkt unse-rer Arbeit war es, neue Softwareent-wicklungsmethoden und -techniken einzuführen«, erläutert Softwarepro-jektleiter Hans-Dominik Müller. Dazu gehörten automatisierte Unit-Tests, Continuous Integration, agile Metho- den (Scrum) und die entsprechende IT-Infrastruktur für das Projekt. »Team-geist« ist für die beiden FERCHAU-ITler »der« Erfolgsfaktor für das Projekt. »Die unterschiedlichen, individuel-len Stärken unserer Mitarbeiter und der Mitarbeiter von FERCHAU haben sich ideal zu einem Team ergänzt«, unterstreicht Michael Burkhardt von RICHARD WOLF. //

A uf der Basis von mehr als 30 Jahren Erfahrung mit der piezoelektrischen Stoßwellen-Technolo-gie hat die RICHARD WOLF GmbH mit dem

»PiezoLith 3000Plus« die neueste Lithotripter-Generation auf den Markt gebracht. Der Clou: »Ein gemeinsam durch WOLF und FERCHAU von Grund auf überarbeitetes ergonomisches Be-dienkonzept«, wie Hans-Dominik Müller erklärt, IT-Consultant von FERCHAU Karlsruhe und Softwareprojektleiter. »Das Ziel der Neuentwicklung ist es, dem Arzt die Handhabung so einfach wie möglich zu machen, damit er sich auf den Patienten, die Lokalisation und die Behandlung konzentrieren kann«, führt Müller aus.

Startschuss für das Projekt war 2008. Die Experten von RICHARD WOLF erarbeiteten im ersten Schritt das Sys-temkonzept und beschlossen 2009, das interne Projektteam durch FERCHAU-IT-Consultants zu komplettieren. »Von den bis zu 20 Personen am Gesamtpro-jekt waren in der Hochphase vier Mitar-beiter von FERCHAU beteiligt«, erklärt Michael Burkhardt, Gesamtprojektlei-ter ESWL von RICHARD WOLF.

Bei den Vorgängermodellen war ein gutes räumliches Denkvermögen vom Arzt gefordert: den Behandlungstisch, auf dem der Patient liegt, dreidimensio- nal in die richtige Position fahren und gleichzeitig das Ultraschallgerät im Auge haben, um den Nierenstein in den Fokus des Stoßwellengerätes zu posi-tionieren. Müller dazu: »Für erfahrene Ärzte war das machbar.« Konkret: Die bisherige Steuerung sollte in eine PC-basierte Handhabung mit software- und computergestützter automatischer Positionierung und In-Bild-Navigation überführt werden, die dem Arzt die An-wendung signifikant vereinfachen.

Die Bedienung der neuen Generati- on bedeutet den Einsatz von berührungs-empfindlichen Flachmonitoren, die dem Arzt Ortungssysteme dual, simultan und in Realtime anzeigen können. Ist der Stein mit Fadenkreuz markiert, fährt der Behandlungstisch den Patienten auto-matisch in die Behandlungsposition. Sobald der Stein im Therapiefokus ist, können die Stoßwellen ihn zertrümmern. Zudem muss eine räumliche Trennung von Patient und Arzt möglich sein, um die Belastung zu minimieren.

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68 BALLKONTAKTE / SPIEL 83 PROZENT PASSGENAUIGKEIT

2 GEKLÄRTE BÄLLE6 FOULS

23 GEWONNENE ZWEIKÄMPFE7 GEWONNENE TACKLINGS

140 PULSFREQUENZ 113. MINUTE

2 TORE6 SCHÜSSE AUFS TOR

1 TOR12 TORSCHÜSSE IM STRAFRAUM

129 MINUTEN EINSATZ PRO TOR

DATENFLUT IM PROFISPORT

Big Data für Big Business

Die IT erobert den Sport: Daten sollen helfen, Wettkämpfer, Teams, Sportstätten, Verkaufsprozesse und Berichterstattung zu optimieren.

Big Data, so wird kalkuliert, ist die Grundlage für Big Business.

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Zur Fußball-WM schrieb die »Süddeutsche Zeitung«: »Miroslav Klose hat vor der WM mehr Länderspieltore erzielt als die gesamte italienische Mannschaft.« Und setzte noch eine Erkenntnis drauf: »Per Mertesacker ist 30 Zentimeter größer als die kleinsten Spieler

beim Turnier.« Hintergrund war eine umfassende Artikelserie zur Frage, »was Zahlen über die WM-Teams verraten«. Der klare Trend: Daten werden immer wichtiger für den Profisport. Das betrifft nicht nur die Berichterstattung, sondern auch das Training der Athleten, die Taktik, die Vermarktung und die Vernetzung in den Sportstätten. »Die US-Clubs sind Vorrei-ter bei Big Data, aber auch hierzulande steigt die Bedeutung der Daten im Profisport und im Sportjournalismus immer weiter an«, sagt Michael Steinbrecher, Professor für Journalismus an der TU Dortmund und ehemaliger Moderator im »Aktuellen Sportstudio« des ZDF. Bayer Leverkusen bietet etwa die App »Heimspiel« an, mit der man über freie Funknetze im Stadion Zugriff auf Statistiken und Videos erhält. Geplant ist die Echtzeit-Anzeige von Schlan-gen vor Toiletten und Bierständen, um die kurze Halbzeit optimal zu nutzen. Die Football-Mannschaft der New England Patriots hat ihr Stadion zur vergangenen Saison mit 360 WLAN-Access-Points ausgestattet, damit die Zuschauer während des Spiels den »Second Screen« ihres Smartphones nutzen können. Schließlich wollen 30.000 Fans gleichzeitig auf eine Video-Zeitlupe zugreifen oder eigene Fotos hochladen. Die Kraft der Datenflut weckt die Phantasie der Vereins- manager: »Sportclubs können durch Big Data neue Geschäfts-modelle umsetzen«, erklärt Carsten Bange, Geschäftsführer des Würzburger Forschungs- und Beratungsinstituts Business Application Research Center (BARC). Neue Geschäftsmodelle für ein Big Business: So setzt die amerikanische National Football League (NFL) pro Jahr neun Milliarden Dollar um, die Rennserie NASCAR erzielt Einnahmen von drei Milliarden Dol-lar, und die 18 Clubs der Ersten Fußball-Bundesliga kommen auf Umsätze von knapp 2,2 Milliarden Euro. Ein Meilenstein der Entwicklung ist im Buch »Moneyball« aus dem Jahr 2003 beschrieben: die Strategie des kalifornischen Baseball-Teams »Oakland Athletics«, anhand moderner statis-tischer Kennzahlen vornehmlich billige Spieler zu rekrutieren, die bei den klassischen Bewertungsmethoden durch das Raster gefallen waren. Die Serie der »A’s« von 20 gewonnenen Spielen in Folge hat bis heute Bestand. Ziel war es, das Bauchgefühl bei Entscheidungen durch zusätzliche Fakten zu fundieren. Heute ist die Messung von Laktatwerten normal, Dutzende Kameras und Funksensoren im Stadion entwerfen »Heatmaps« der Spie-ler auf dem Feld, die Torlinienkameras sind einsatzbereit, und selbst die Positionen von Golfbällen auf dem Fairway werden lasergenau vermessen. »Die meisten Trainer in der Fußball-Bundesliga nutzen inzwischen Daten zur Analyse der Spieler-leistungen«, berichtet Sportexperte Steinbrecher. Im Zuge von Big Data werden isolierte Kennzahlen – etwa die absolute Zahl der gewonnenen Zweikämpfe – durch Korrelatio-nen abgelöst, erläutert BI-Experte Bange: »Etablierte Verfahren wie die Mustererkennung lassen sich anwenden, um versteckte Abhängigkeiten zu entdecken.« So können zwei durchschnittliche

Spieler auf dem Platz unter Umständen besser miteinander har-monieren als zwei Mannschaftskameraden, deren klassische Kennzahlen für sich betrachtet höher sind. Möglich machten dies »der im Überfluss vorhandene Speicherplatz zu vertretbaren Preisen sowie die Datenflut, die das System permanent füttert«. Bei der Ortungstechnologie »RedFIR« des Fraunhofer-Instituts IIS stehen im gesamten Spiel zentimetergenaue Positionsdaten in Sekundenbruchteilen zur Verfügung, und in Formel-1-Fahr-zeugen stecken rund 250 Sensoren, die bis zu 25 MB an Teleme-triedaten in die Box funken. Pro Runde. In Deutschland kooperieren der DFB und die TSG Hoffen-heim mit dem Softwarehersteller SAP. Sensoren an Schienbein-schonern, Trainingskleidung und Bällen erfassen unter anderem Sprints, Geschwindigkeit und Ballkontaktzeit, damit das Training individuell angepasst werden kann. So können beispielsweise Spielsituationen in 2D- oder 3D-Ansichten räumlich dargestellt und Ballbesitzquote sowie Spielertendenzen ausgewertet wer-den. Allerdings sei es ein großer Schritt von der reinen Samm-lung der Daten zur intelligenten Analyse, sagt BARC-Chef Ban-ge: »Die echte Herausforderung liegt darin, die für den Trainer relevanten Informationen zu ermitteln und aufzubereiten.« Bei der Fußball-WM hatte die spanische Mannschaft übrigens die größte Erfahrung aller Teams, schrieb die »Süd-deutsche«. Geholfen hat es nicht, schon in der Vorrunde war Schluss. In solchen Fällen greift man traditionell auf die Lebens-weisheiten großer Fußballer wie Adi Preißler zurück: »Grau ist alle Theorie – entscheidend ist auf dem Platz.« //

Prof. Dr. Michael Steinbrecherehemaliger Sportstudio-Moderator (links)

Carsten BangeGeschäftsführer des Forschungs- und Beratungsinstituts BARC (rechts)

mehr informationen

Was Sie schon immer über American Football wissen wollten … advancedfootballanalytics.com

DFB-Team-Manager Oliver Bierhoff über die Berechenbarkeit des Sportsbit.ly/1kastRe

»NEUE NAHRUNG FÜR DIE FANS«Interview zum Thema »Big Data im Sport« mit dem ehemaligen Sportstudio-Moderator Michael Steinbrecher

web-special

ferchau.de/read/it142b

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Kleine Sender – »Beacons« – haben das Potential, die Grenzen zwischen Online- und Offline-Welt zu überbrücken. Der Handel rechnet sich viele Vorteile aus, doch auch in anderen

Branchen öffnen sich interessante Anwendungsfälle.

Beacons: Die Digitalisierung der echten Welt

LEUCHTFEUER FÜR KÄUFER

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Der Einzelhandel hat eine neue Waffe für den Wettbewerb mit den Web-Konzernen entdeckt: kleine Funk-sender. Mit diesen

»Beacons« (deutsch: Leuchtfeuer) soll die Abwanderung der Käufer ins Web gestoppt werden. Keine leichte Aufga-be, weiß auch Achim Himmelreich, Vize-präsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V.: »Der stationäre Handel ist der Verlierer der Internet-Re-volution, doch Beacons bieten ihm nun die Möglichkeit, endlich die Nachteile gegen-über dem Online-Handel zu kompensie-ren.« Mit den Sendern bekämen Händler einen digitalen Kanal für die Kundenan-sprache, der über die Marketing-Funkti-onalität der Website hinausgeht.

Das Funktionsprinzip hinter den aus der Seefahrt bekannten »Baken« oder »Signalfeuern« ist einfach: Beacons sen-den eine Nachricht aus, die von moder-nen Smartphones mit iOS oder Android aufgefangen wird. Diese leiten das Signal an einen Server des Händlers weiter, der auf die individuelle Kennung des Beacons reagiert. So kann er relativ genau den Ort des Kunden bestimmen, um ihn je nach Kontext zum Betreten des Ladens zu animieren, zusätzliche Produktinforma-tionen zu übermitteln oder gezielte Kauf-anreize zu setzen. »Beacons sind über-aus interessant, weil sie viele bekannte Probleme einfach lösen können«, sagt Stefan Wolpers, Produktmanager und ein Organisator der Berliner Start-up-Szene.

Da der Einsatz der Beacons nicht auf den Handel beschränkt ist, haben sie ein gewaltiges Potential – in Muse-en können die Funkfeuer mit der pas-senden App Informationen zu einzelnen Exponaten freischalten, und integriert in Fahrradschlössern, Schlüsselbunden und Brillen schützen sie Werte. Eine An-wendung hat Nivea im Video vorgestellt: Mit einem speziellen Beacon-Arm-band kontrollieren Eltern den Stand-ort ihres Kindes am Strand – wenn der

vorgegebene Radius verlassen wird, schlägt das Smartphone Alarm.

Im aktuellen Hype stürzten sich derzeit aber viele auf die sogenannten »Low-hanging Fruits«, räumt der Ber-liner Experte Wolpers ein: »Da kommen vielen Leuten erst mal Coupons und der Einzelhandel in den Sinn.« In der Tat ver-bindet der Handel viele Hoffnungen mit der Technologie, etwa eine neue Dimensi-on der Kundenansprache, individualisier-te Angebote und eine digital-persönliche Beziehung zu Menschen, die inzwischen überwiegend online einkaufen. Wolpers verweist in diesem Zusammenhang auf den Trend zum »Omnichannel« und die Vereinheitlichung der Kundenansprache – Menschen informieren sich offline und kaufen online, um die Ware wieder offline zu retournieren. Oder eben umgekehrt.

»Der junge Digital Native unterschei-det nicht mehr zwischen verschiedenen Kanälen«, bestätigt auch BVDW-Vizeprä-sident Himmelreich. Der Kunde erwar-te heute, dass er digitalen Zusatznutzen auch im Laden auswählen kann und es auf seiner sogenannten »Customer-Journey« keine Brüche mehr gibt. »Deswegen muss sich der stationäre Handel in die digita-le Wertschöpfung integrieren und seine Angebote umstellen beziehungsweise auf verschiedene Zielgruppen abstimmen.« Im Zusammenspiel mit den allgegenwärtigen Smartphones öffneten Beacons einen kos-tengünstigen Kanal für Kaufanreize.

Die Technik basiert auf dem Funk-standard Bluetooth Low Energy, der auch als BLE oder Bluetooth Smart bezeichnet wird. Vorteile sind der geringe Stromver-brauch und eine leichtere Integration. Die Gretchenfrage aber ist: Wie bekomme ich Kunden dazu, die App des Anbieters vorab zu laden, Bluetooth im Smartphone dauerhaft zu aktivieren und Push-No-tifications zuzulassen? Bei der invasiven Technologie komme es darauf an, dem Kunden einen entsprechenden Gegen-wert zur Verfügung zu stellen, fordert Experte Wolpers: »Es muss sich für ihn wirklich lohnen, dass der Händler massiv in seine Kommunikationswelt eintritt.«

Auch BVDW-Vizepräsident Himmel-reich hat schon seine Erfahrungen mit Beacons gesammelt: »Wenn Sie an je-der Ecke der Innenstadt mit Nachrichten zugespamt werden, nervt das ziemlich schnell.« Daher fordert er eine Professi-onalisierung der Angebote: »Die Händler brauchen eine vernünftige Datenanalyse und ausreichend Intelligenz im Backend,

um Botschaften zu verschicken, die der Kunde als relevant erachtet.« Dass ein kleiner Filialist diese Aufgabe kaum in Eigenregie stemmen kann, sei auch klar, so Himmelreich. Ein sinnvoller Schritt mit Mehrwert seien »Meta-Apps« etwa eines Einkaufszentrums, eines Bahnhofs oder eines Flughafens. »Hier kann ich die Bea-cons für die Indoor-Navigation nutzen und gleichzeitig interessante Angebote der teilnehmenden Geschäfte bekommen.«

In intelligenten und relevanten An-wendungen sieht auch Beacon-Experte Wolpers die Zukunft der Leuchtfeuer: »Es sind die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens, die im Hintergrund funktio-nieren, ohne dass man sich darum küm-mern muss.« //

Kleine Bluetooth-Sender informieren den Käufer über aktuelle Angebote und lotsen ihn durch den Laden.

NEUES POTENTIAL FÜR ALTE INSTITUTIONEN?Das ausführliche Interview mit dem Berliner Beacon-Experten Stefan Wolpers zum Potential und zu den Grenzen der Beaconsender.

ferchau.de/read/it142c

web-special

mehr informationen

Informationen zum Thema Beacons beekn.net

Bekannter Anbieter von Beacons estimote.com

Thesen: Digitalisierung des Handels bit.ly/UbUoDK

»Der Digital Native unterscheidet nicht mehr zwischen verschiedenen

Kanälen.«

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Es war im April 2006, Facebook hatte keine hundert Mitarbeiter, da holte Geschäftsführer Mark Zuckerberg den »Datengott« ins Team.

Er hieß Jeff Hammerbacher, war 23 Jahre alt, hatte in Harvard studiert und galt als Mathegenie. Er sollte analysieren, wie die Leute das soziale Netzwerk nutzten. Facebook, Google oder Yahoo profitieren seit langem von Big Data: Sie sammeln Daten aus E-Mails, Kommentaren, Likes, wenden einen Algorithmus an, und der spuckt aus, was die Firmen so erfolg-reich macht: Kundenprofile.

Auch deutsche Firmen wollen das Potential von Big Data nutzen: Wie tickt unser Kunde? Das hilft, Produkte zu entwickeln oder Trends zu erkennen. Die Beratungsfirma McKinsey schätzt zum Beispiel, dass Unternehmen welt-weit 600 Milliarden Dollar absetzen könnten, wenn sie mehr über den aktu-ellen Standort ihrer potentiellen Kun-den wüssten.

Big Data verspricht Erfolg, und des-wegen suchen Unternehmen nach Mit-arbeitern, die sich damit auskennen. 4,4 Millionen Jobs werden bis 2016 in diesem Bereich entstehen, prognostiziert

die Marktforschungsfirma Gartner. In Deutschland rangieren Big-Data-Spe-zialisten an zweiter Stelle auf der Liste der meistgesuchten IT-Fachleute, hinter Softwareentwicklern (Quelle: Bitkom). Big-Data-Profis bringen Daten zum Spre-chen. Damit sie die Daten verstehen, müssen sie wissen, worauf sie hören sol-len. »Wer einen Spezialisten sucht, muss wissen, welches Problem er mit ihm lösen will«, sagt Stephan Pfisterer, Be-reichsleiter Bildung und Personal beim IT-Branchenverband Bitkom. »Es fallen überall Daten an. Wie kann ich sie sinnvoll nutzen? Wenn ich es nicht schaffe, klare Ziele zu formulieren, wird mein Big-Data- Projekt scheitern.«

Auch Facebook hatte ein spezifi-sches Problem, das Hammerbacher lö-sen sollte: An manchen US-Universitäten floppte das soziale Netzwerk, an ande-ren hob es ab. Der Datenwissenschaftler sollte analysieren, woran das lag. Ist das Ziel formuliert, geht es um die Frage: Was brauche ich, um die gewünschte Erkenntnis zu errechnen? Ein Datenwis-senschaftler allein genügt nicht. Ham-merbacher baute innerhalb von zwei Jahren ein Team aus mehreren Leuten auf, die riesige Datenberge sammelten und auswerteten.

»Die Rolle des Informatikers im Un-ternehmen ändert sich«, sagt Pfisterer: Er rückt vom Rand ins Zentrum. Die IT-Fachleute der Big-Data-Zukunft werden deshalb nicht länger Informatiker heißen. »Es macht aus psychologischen Gründen Sinn, ihnen neue Namen zu geben«, sagt Pfisterer. Es geht nicht darum, die Infor-matik neu zu erfinden; alles, was Big-Data- Experten wissen müssen, wird an Hoch-schulen bereits gelehrt. Es geht darum, die Erwartungen an Big Data auf mehrere Mitarbeiter zu verteilen. //

DIE FACHWELT DISKUTIERT NEUE BERUFSBILDER

Data-Scientist: Es gibt Tausende Verfahren, um Daten zum Sprechen zu bringen. Die Kunst ist, zu wissen, welches Verfahren sich gerade jetzt eignet. Ein Data-Scientist wählt die erforderlichen Daten aus, bereitet sie auf und wendet ein intelligentes System an, um die erwünschte Erkenntnis zu erlangen. Ein mühsamer und komplexer Prozess. Hierfür braucht der Data-Scientist Kenntnisse in der Statistik und der Mathematik, er sollte die verschiedenen Datenbanktechnologien anwenden können und fit im Programmie-ren sein, aber auch Wissen über die Bran-che haben, in der das Unternehmen tätig ist. Er sollte die Kunst beherrschen, unter Kollegen beliebt zu werden: Um erfolgreich zu sein, braucht er die Daten aus allen Abteilungen. Er ist der Alleskönner im Big-Data-Team, der Prototyp des neuen Nerd.

Data-Artist: Er ist der Technikkünstler im Team und präsentiert die Ergebnisse so, dass sie für die Chefs in den Unternehmen verständlich werden. Er visualisiert die Da-ten mithilfe von Grafiken und Diagrammen.

Data-Architect: Er unterstützt den Data-Scientist beim Aufbereiten der Daten und in der Wahl des Analysetools. Der Data- Architect braucht dafür vor allem techni-sches Wissen über Datenbanktechnologien, Datenanalyse und Business-Intelligence.

Information-Broker: Er unterstützt den Data-Scientist beim Beschaffen der Daten: Er weiß, wo es welche Daten gibt und wie man sie abgreift. Zudem entwickelt er Ideen, für welches Projekt-ziel welche Daten erforderlich sind.

Dateningenieur: Wer ihn einstellt, bekommt Technikwissen pur. Der Dateningenieur besorgt und wartet die für das Generieren von Daten erforderliche Hard- und Software.

Data-Change-Agents: Sie sind die Menschfänger im Team. Sie machen verständlich, was Big Data ist und wofür man es braucht, damit der Wandel ge-lingt. Sie haben das fachliche Wissen, um die Datenspezialisten zu begreifen, und beherrschen es, andere von ihren Ideen zu überzeugen. Sie haben das große Ganze im Blick und greifen ein, wenn es Probleme gibt auf menschlicher Ebene.

links

Artikel über Jeff Hammerbacher in Businessweek von Ashlee Vance buswk.co/1e2sH2q

Leitfaden Big Data im Praxiseinsatz, Bitkom e. V.bit.ly/1mZb10U

Fraunhofer IAIS: Trainingsangebote Data-Scientistbit.ly/1t4Ytty

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Baum der Erkenntnis

HABE ICH DAS RICHTIGEZEITMANAGEMENT?

Wie häufig checkst du deine Mails ?

MINÜTLICH

Wie bitte?!Wach endlich

auf !

Nein

Ja

Du hastdas richtigeZeitmanage-

ment!

Ja

Nix wie raus hier!

Du solltesteinen Gang

runter- schalten!

Du verschwendest

deine Zeit!

Ja Nein

Ja

ERLEDIGST DU AUFGABEN OFT NUR BIS ZUR HÄLFTE?

WOMIT BEWEGST DU DICHAUF GESCHÄFTSREISEN?

3 X AM TAG 1 X PRO WOCHE

WIE SCHNELL ANTWORTEST DU AUF MAILS?

MINÜTLICH

1 X AM TAG GAR NICHT

AUTO FLUGZEUG BAHNWIE REAGIERST DU, WENN DAS INTERNETZUSAMMENBRICHT?

HÖRST DUIM BÜRO EIN

LEISES TICKEN?

WIE KOMMST DU AN DEINEBORDKARTE?

WIE REAGIERST DU, WENN DER ZUG

VERSPÄTUNG HAT?

DU BEKOMMSTEINEN WUTANFALL

DU MACHSTGEMÜTLICH

KAFFEEPAUSE

WAS IST DEINMOTTO AMTELEFON?

ONLINE-CHECK-IN AM VORABEND

DU WARTESTAM SCHALTER

ARBEITEST DU MIT

TO-DO-LISTEN?

DELEGIERSTDU GERN

AN ANDERE?

IST ES DEINEARMBANDUHR?

KURZ UNDKNAPP!

ALLES AUS-DISKUTIEREN!

WANN GENAUMACHST DU

FEIERABEND?

PÜNKTLICH

WENN DERCHEF GEHT

WENN DAS PUTZTEAM

KOMMT

HAST DUEIGENTLICH EIN HOBBY?

ANGELN

AUTORENNEN

WIE LANGEDAUERT DEINE

MITTAGSPAUSE?

SO LANGEWIE MÖGLICH

DU MACHSTGAR KEINE

HÄLTST DUDICH AN

TEMPOLIMITS?

ERFOLGREICH?

KLAR!

GUTER WITZ!

Ja Nein

Ja Nein

NeinJa

Inhalt: Heike Kottmann

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Chaos auf den Straßen Londons. Ein wütender Mob zieht randalierend durch die Stadt, und das berühmte Riesen-rad London Eye steht in

Flammen!« Sekundenschnell verbreitet sich die Nachricht über soziale Netzwer-ke. Schon nach wenigen Minuten taucht sie auch in journalistischen, für ihre Se-riosität geschätzten Online-Medien auf. Diese beziehen sich auf Augenzeugen-berichte bei Twitter. Es stellt sich jedoch heraus: Die Meldung ist eine Ente – das Feuer erfunden.

Auf die Idee, ein Frühwarnsystem zu entwickeln, um die Vertrauenswürdigkeit von viralen Inhalten automatisch zu che-cken, kamen Forscher der Wiener MO-DUL University nach Unruhen in London im Jahr 2011. Das Problem damals: Zwar waren Polizei und Rettungsdienste in der Lage, die Organisation der Proteste über soziale Netzwerke mitzuverfolgen, konn-ten aber nicht feststellen, welche Informa-tionen richtig und welche falsch waren.

An dem im Januar 2014 gestarte-ten und von der EU geförderten Projekt PHEME arbeiten Forscher aus sieben Ländern. Deren Ziel ist es, große Men-gen an usergenerierten Daten schnell zu analysieren, zu kategorisieren und anhand von Datenbankabgleichungen einzuschätzen, um in kritischen Situ-ationen zeitnah reagieren zu können.

Forschungsleiter Dr. Arno Scharl dazu: »Gerüchte und Falschmeldungen in so-zialen Netzen sind oft schwer verifizier-bar, da bei sehr kurzen Nachrichten der Kontext fehlt und auch wenig über den Autor einer Nachricht bekannt ist.«

Die Forscher konzentrieren sich auf die Ermittlung von vier Arten von zweifel-haften Inhalten: Spekulation, kontrover-se Darstellung, Fehlinformation (unbe-wusst) und Desinformation (bewusst). Zu bestimmen, ob eine Information in eine dieser Kategorien fällt, ist bisher eine große Herausforderung. Zur Bewertung arbeitet das PHEME-Team mit Partnern aus den Bereichen linguistische Daten-verarbeitung, Text-Mining, der Analyse von sozialen Netzwerken und der Infor-mationsvisualisierung zusammen.

Die Analyse der Richtigkeit basiert auf drei Faktoren: (1) den in der Meldung enthaltenen Informationen entsprechend ihrer Semantik, also der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke, und ihrer Syn-tax beziehungsweise den Regelsystemen zur Bildung von Sätzen. Sie werden (2) anschließend anhand von externen als vertrauenswürdig eingestuften Daten-quellen überprüft. Abschließend (3) fließt die Art der Verbreitung in die Be-wertung mit ein, also: Wer empfängt die Information zu welchem Zeitpunkt und von wem stammt sie?

Klaus Eck, Geschäftsführer der Eck Consulting Group und Social-Media-↘

Wahr oder unwahr?

LÜGENDETEKTORIM NETZ

Falschmeldungen in sozialen Netzwerken können bedeutungslos untergehen, sie können

aber auch gravierenden Einfluss auf unser Leben nehmen. Ob Lügen im Netz erkennbar sind, erforscht

ein internationales Team im Projekt »PHEME«.

Twitter-Meldung über den Account von AP am 23.04.2013: »Präsident Barack Obama wurde durch eine Explosion im Weißen Haus verletzt.«Der Dow Jones sinkt um 145 auf rund 14.554 Punkte ab. Der vorübergehende Wert-verlust liegt bei rund 140 Milliarden Dollar.

read.bi/1xuurw6

Twitter-Meldung des Welt-Redakteurs Robin Alexander vom 05.07.2014: »Anlässlich der China-Reise von Bundes-kanzlerin Angela Merkel wurden Anstecknadeln mit der türkischen statt der chinesischen Flagge verteilt.«Die türkische Zeitung »Takvim« berichtet von diplomatischen Verstimmungen und einer angeblichen Entschuldigung der Kanzlerin.

bit.ly/WLzfCv

Twitter-Meldung eines Fake-Accounts von Entertainment Tonight vom 22.10.2012: »Bei Pop-Star Justin Bieber wurde Krebs diagnostiziert.«In der Folge erscheinen mehrere Posts und YouTube-Videos von kahlrasierten Fans, die ihre Loyalität ausdrücken.

huff.to/1s1f65G

social-media-falschmeldungen

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Experte, sieht die Entwicklung solcher Technologien kritisch: »Es mag sinnvoll sein, einen Überblick über virale Ent-wicklungen zu erhalten, aber was bringt der Wahrheitsgehalt einer Nachricht, wenn diese falsch ist und dennoch be-reits sehr große Verbreitung erfahren hat? Dann muss sie dennoch ernst ge-nommen und darauf reagiert werden.« Falsche Bewertungen können, so Eck, großen Einfluss auf die Wahrnehmung eines Produktes, eines Service oder

einer Person haben und die Reputation massiv schädigen.

Von Ecks Kritik lässt sich Forscher Arno Scharl nicht beeindrucken. »Die öffentliche Meinung wird von Nachrich-tenmedien und sozialen Plattformen be-einflusst, und damit auch nachgelagerte Entscheidungen. Generell profitieren von PHEME alle Entscheider, die entwe-der sehr schnell auf neue Nachrichten reagieren müssen oder mit einer großen Informationsflut konfrontiert sind, so

dass eine rein manuelle Selektion nicht mehr zielführend ist.« Zu den Zielgrup-pen zählten für ihn Journalisten, Ärzte, Klimaforscher, Investoren oder Mitar-beiter von Umwelt-Verbänden.

Wie die erforschten Technologien künftig dem freien Markt und damit Un-ternehmen und Endverbrauchern zur Verfügung stehen sollen, wird derzeit ge-prüft. Ziel ist es, das Projekt PHEME nicht nur wissenschaftlich, sondern auch kom-merziell erfolgreich zu machen. //

Arno Scharl »Die Qualität der Information hängt stark von deren sozialem Kontext ab.«

Bild: MODUL University Vienna

Forschungsprojekt PHEME pheme.eu

Web Intelligence und Medienbeobachtung weblyzard.com

Der Sonos PLAY:1 ist Netzwerkplayer und Mono-Aktivbox in einem. Nettes Spielzeug, könnte man meinen. »Klingt aber sensationell gut«, wie die Tester des Hi-Fi-Portals von »Stereoplay« und »Audio« urteilten. Kombiniert mit dem Sonos PLAY:3, der mit drei digitalen Verstär-kern bestückt ist, und dem Sonos BRIDGE, bringt er die Wände zum Wackeln – in je-dem Raum. Drahtlos vernetzen und mit-tels App intuitiv steuern ist selbsverständ-lich. Sie möchten das Sonos-Soundpaket

gewinnen? Dann loggen Sie sich ein unter: ferchau.de/go/it-gewinnspiel und beantworten Sie folgende Frage: Wie viel Umsatz erwirtschaften die Vereine der Ersten Bundesliga (in Deutschland)? Tipp: Aufmerksam die Seite 13 lesen. Einsendeschluss ist der 28.11.2014. Viel Glück!

Gewinner der Xbox one der letzten Ausgabe ist: Herr Georg Herbst von der BMW AG, Leipzig. Herzlichen Glück-wunsch!

atFERCHAU-Gewinnspiel

ferchau.de/go/it-gewinnspiel

mehr informationen

SENSATIONELLER SOUND

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Wie Mensch und Maschine zum Team werden

»AUCH ROBOTER MÜSSEN DAS

VERGESSEN LERNEN!«

Professor Wolfgang Wahlster, Illustration: Julian Rentzsch

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Sie sind von einer renommierten deutschen Computerzeitschrift als KI-Papst in die »Hall of Fame der größten IT-Persön-lichkeiten« aufgenommen worden, Herr Professor Wahlster. Künstliche Intelligenz und Religion – passt das zusammen?

Nein, und der »Papst-Titel« passt nicht so recht. Denn die KI ist ein Teil-gebiet der Informatik mit starken inter-disziplinären Bezügen zu Hirnforschung, Systembiologie, Kognitionspsychologie und Linguistik. Sie ist aber keine Meta-wissenschaft und hat mit Jüngern oder dem Papst schon gar nichts gemein. KI ist auch kein Glaubensbekenntnis, dass man den Menschen durch Computer ersetzen könnte, sondern sie ist eine ganz normale Ingenieurwissenschaft. Sie ist die Avant-garde der Informations- und Kommunika-tionstechnik.

Benötigen wir überhaupt ethische Werte-vorstellungen für die KI?

Ja, wie sie Isaac Asimov bereits im Ansatz in seinen »Grundregeln des Roboterdienstes« aus dem Jahre 1942 formuliert hat. Man sollte autonomen Computersystemen als deren Entwickler schon gewisse ethisch-moralische Re-geln mitgeben, in deren Rahmen sie dann frei planen können – aber das ist keine Hexerei und noch lange kein menschli-ches Bewusstsein. Das sprachbasierte Hilfesystem UC für das Betriebssystem UNIX beantwortet zum Beispiel die Frage: Wie lösche ich mit einem Kurzbefehl alle TMP-Dateien auf meinem Rechner? Aber das System verweigert die Antwort auf die Frage: Wie kann ich sämtliche Dateien auf der Platte meines Kollegen löschen? Das ist noch eine sehr elementare Ethik.

Roboter sind nicht gerade für Gefühls-ausbrüche bekannt; welche menschlichen Gefühle können Sie bereits erkennen?

Wir haben für Telekommunikationsun-ternehmen ein System zur Sprecherklas-sifikation entwickelt, das automatisch das Geschlecht und die ungefähre Altersklasse des Anrufers erkennt sowie die Sprache, die er spricht. Diese verschiedenen Para-meter wurden mithilfe akustischer Fre-quenzanalysen aus unzähligen Stimmpro-ben herausgefunden und die Ergebnisse mit Lernalgorithmen auf die Computer übertragen. Die Trefferquote bei vier Al-tersklassen liegt bei über 90 Prozent. Aus den Stimmparametern wird auch regis-triert, ob jemand stark emotionalisiert ist: Wütende Anrufer kommen dann nicht un-nötig in eine lange Warteschleife.

Im Film »Silent Running« von 1972 pokert Bruce Dern in der Rolle des Astronauten Freeman Lowell mit seinen verbliebenen Robotorkollegen Huey und Dewey. Alles nur Science-Fiction, oder können Roboter mittlerweile wirklich bluffen?

Und wie! Ich kenne diesen Film auch, und wir haben am DFKI bereits einen eige-nen Poker-Bot entwickelt: einen virtuellen Pokerspieler für einen realen Pokertisch mit echten Karten, die mit RFID-Chip verse-hen sind. Unser virtueller Charakter beob-achtet die menschlichen Spieler, zieht seine Schlüsse daraus und mimt das Pokerface. Selbst seine Sprachausgabe berücksichtigt zur atmosphärischen Abrundung einen psy-chologischen Pokerslang. Algorithmisch ist dieser Softbot dem Poker-Laien überlegen

und weist bessere Pokerstrategien auf. Der Mensch hat aber eine zu große Bandbreite in der Körpersprache, die heutige KI-Syste-me noch nicht in allen Nuancen erkennen und richtig interpretieren können.

Ist das die Herausforderung zukünftiger Entwicklungen?

Unbedingt! Es ist eine der größten Her- ausforderungen, aus der Beobachtung eines menschlichen Partners heraus dessen Zie-le, Pläne und weitere Aktivitäten vorauszu-sagen. Momentan befinden wir uns gerade an der Schwelle zu einer neuen Roboterge-neration, die zu einer echten Mensch-Ro-boter-Kooperation führen könnte. Erste Tests laufen gerade in verschiedenen Un-ternehmen bei der Automobilproduktion. Dort arbeiten neuartige Leichtbauroboter mit humanoidem Ausweichverhalten als Produktionsassistenz mit einem Menschen am Band zusammen, der ihnen sagt, was sie zu tun und zu lassen haben.

Wie erkläre ich denn dem Roboter seine Arbeitswelt?

So, wie es zahlreiche Programmier-sprachen gibt, gibt es auch computerge-rechte Sprachen zur Wissensrepräsen-tation, zum Beispiel die »Web Ontology Language«, kurz OWL. Mit der kann man, vereinfacht gesprochen, dem Computer seine Umwelt begrifflich erklären. Dazu kommen Regelsysteme und Planungs-systeme, mit denen KI-Systeme aus ei-ner kleinen Menge von Anfangswissen prinzipiell unendlich viele neue Aussagen oder Handlungsalternativen ableiten kön-nen. Wie ein Kind lernt auch der Roboter zunächst vielleicht nur anhand von Bau-klötzchen, zwischen einem Turm und ei-nem Haus zu unterscheiden. Werden diese visuellen Informationen intelligent verallge-meinert, so kann das System später auch den Eiffelturm als Turm identifizieren.

»Prognose ist, dass es in zehn Jahren

kaum noch Smartphones, Notebooks und

Tablets geben wird.«

»Wir befinden uns gerade an der Schwelle einer neuen Robotergeneration, die zu einer wirklichen Mensch-Roboter-Kooperation führen könnte«,

sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung und technisch-wissenschaftliche Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz – DFKI GmbH

in Saarbrücken, Professor Wolfgang Wahlster.

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Also ohne Erfahrungswerte kann aber auch ein Computer nichts lernen …

… richtig. Aber wir haben ja bereits 20 – 30 Jahre lang dran gearbeitet, diesen KI-Systemen ein Anfangswissen in Form von Ontologien mitzugeben, was nun in großen Zukunftsprojekten wie Industrie 4.0 zum Einsatz kommt, um alle Funktio-nen in einer Fabrik zu beschreiben. Diese Entwicklungen will nun auch Google für seine Zwecke nutzen.

Genau, was ruft denn nun Google in puncto Robotik auf den Plan?

Googles langfristiges Interesse ist es, von der Suchmaschine zur Antwortmaschine zu werden. Die ursprüngliche Google-Suche lieferte ja nur Fundstellen für mögliche Antworten, aber meist noch keine direkte Antwort auf eine Frage. Zukünftig stellt der Benutzer eine Frage und erhält dann wie von einem menschlichen Experten auf dem Gebiet der Frage eine klare Antwort.

Und zukünftig lernt dann der Roboter vom Roboter?

Ja, das gibt es in Ansätzen heute schon in unseren Forschungslaboren, aber dieses Problem ist längst nicht gelöst. Wir befinden uns noch im Frühstadium der Forschung zu Roboter-Teams und haben dazu gerade erst ein neues Forschungs-projekt unter der Bezeichnung »Hybrid Social Teams (HYSOCIATEA)« ins Leben gerufen. Gemischte Teams aus mehreren Menschen und verschiedenen Robotern sowie Softbots und virtuellen Charakteren sollen komplexe Aufgaben gemeinsam erledigen und sich dabei untereinander wechselseitig ergänzen und helfen.

Oft wird populärwissenschaftlich behauptet, KI-Systeme könnten ja nur das umsetzen, was man ihnen eingefüttert hat.

Das ist natürlich barer Unsinn. Wir sind als Entwickler selbst oft fasziniert,

welche neuen Lösungen KI-Systeme fin-den. Selbst bei der Weltmeisterschaft der Fußballroboter kann man immer wieder Spielzüge sehen, die Erstaunen auslösen und natürlich so nicht programmiert wur-den. Sie entstehen aus der Kommunika-tion und Kooperation mehrerer autonom agierender KI-Systeme.

Aber Roboter sind ja nicht zum Fußball-spielen erfunden worden, sondern sollen auch verseuchte Kernkraftwerke reinigen.

Deshalb sind wir auch in dem von der EU geförderten Projekt TRADR (Long-Term Human-Robot Teaming for Robot-Assisted Disaster Response) am DFKI dabei, Tech-nologien zu entwickeln, die gemischte Teams aus Menschen und Robotern bei Katastropheneinsätzen unterstützen. Ziel des Projekts ist es, das von den robotischen Teamplayern erworbene Erfahrungswis-sen zu speichern, zu verarbeiten und bei künftigen Einsätzen zu nutzen. Dazu wer-den die Sensorinformationen einzelner Roboter und unterschiedlicher Teams fu-sioniert, damit der Roboter sein Vorgehen an die veränderte Situation anpassen und unter Umständen sogar seine nächste Herausforderung antizipieren kann.

Kann ein Roboter das Erlernte dann auch wieder vergessen?

Auch Roboter müssen lernen zu ver-gessen beziehungsweise zu selektieren. Vergessen gehört zur Intelligenz. Es wird ja vermutet, dass der Mensch im Schlaf sei-ne Erfahrungen und sein Wissen verdich-tet, einordnet und verknüpft. KI-Systeme sind keine simplen Datenbanken, die alles Neue einfach nur zusätzlich speichern. Neu gelernte Aussagen werden mit dem bestehenden Wissen abgeglichen und kön-nen bereits gespeicherte Wissensstruktu-ren nachträglich durch eine selbstent-deckte Verallgemeinerung ändern. Sonst würden die Systeme auf Dauer auch viel zu langsam werden.

Wie sehen Sie die »humanoide Zukunft«?Prognose ist, dass es in zehn Jahren

kaum noch Smartphones, Notebooks und Tablets geben wird. Wir werden den Com-puter als solchen nicht mehr wahrneh-men, sondern anhand von Datenbrillen, Sprachcomputern, smarten Uhren und Körpersensoren in engem Kontakt mit der virtuellen Welt des Internets stehen. In-telligente Räume von morgen werden mit

Ambient-Anzeigen und -Sensoren über-zogen sein. Wir betreten den intelligen-ten Fahrstuhl, drücken keine Taste mehr, sondern das System erkennt uns und weiß, in welches Stockwerk wir wollen.

Klingt nach Kontrollverlust. Wo sehen Sie die größte Hürde bei der Einführung solcher Systeme?

Der Schutz der Privatsphäre, die infor-mationelle Selbstbestimmung, die Sicher-heit, aber auch der barrierefreie Zugang für jeden Bürger sind zwingende Notwendig-keiten bei der Einführung dieser komplexen soziotechnischen Systeme, denn schließ-lich steht weiterhin der Mensch im Mittel-punkt all dieser Entwicklungen: Die Com-puter sollen sich ja mithilfe von künstlicher Intelligenz besser dem Menschen und dessen Bedürfnissen anpassen und nicht umgekehrt. Künstliche Intelligenz ist zwar besser als natürliche Dummheit, kann und darf den gesunden Menschenverstand aber nicht ersetzen.

Herr Professor Wahlster, vielen Dank für das Gespräch. //

»Künstliche Intelligenz ist zwar besser als natürliche

Dummheit, kann und darf den gesunden

Menschenverstand aber nicht ersetzen.«

(* 2. Februar 1953 in Saarbrücken) Prof. Wahlster ist der Gründungsdirektor und CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Er forscht und lehrt an der Universität des Saarlandes, ist Träger des Deutschen Zukunftspreises und Mitglied der Nobelpreis-Akademie in Stockholm, der Nationalakademie Leopoldina und von acatech. Prof. Wahlster ist einer der »Väter« von Industrie 4.0, berät die Bundesre-gierung und ist eingebunden in die Future- Internet-Programme der EU.

Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz

dfki.de

Google Knowledge Graph

bit.ly/1rmkwul

über wolfgang wahlster

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. WOLFGANG WAHLSTER

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Volker Harren ist immer einer der Ersten, die morgens das Mannhei-mer Büro von FERCHAU betreten – oft schon ge-gen sieben schließt er

die Tür zu seinem Reich auf: einem kom-pletten Elektroniklabor, vollgestellt mit PCs, Monitoren, Mess- und Prüfgeräten, Lötstationen und Handbüchern. Harren ist Projektleiter für die Elektronikent-wicklung bei FERCHAU in Mannheim und, wie er scherzt, »der Mann fürs Grobe«. Seit 15 Jahren entwickelt er Elektronik-geräte vom Design über die Erstellung von Schaltplänen, Layouts und Tests bis zur endgültigen Abnahme. Sein An-spruch: »Mindestens Stand der Technik.« Einen anderen Job kann sich Harren nicht vorstellen: »Meinen ersten C64 habe ich damals auseinandergenommen, Kom-ponenten ausgetauscht und erweitert – dann war die Flamme entzündet.« Sein Spezialgebiet heute: Blutzucker-Mess-geräte. Hier erbringt das CoC medical für einen großen Hersteller umfangreiche Entwicklungsleistungen.

Leiterplatten und Mikrocontroller al-lein schaffen noch keinen Mehrwert, die integrierte Software ist unverzichtbar. Im Stockwerk unter dem Elektroniklabor sitzen

zwei Dutzend Entwickler an ihren Rechnern, darunter Fachleu-te für Requirements-Engineering, Architektur und Testing. Marco Singer ist einer von ihnen, und er leitet die Arbeiten zur Anpassung von Elek-tronikgeräten an lokale Märkte – 15 Spra-chen sind mindestens nötig für ein globales Portfolio. Zurzeit laufen vier Projekte par-allel, und es gibt eine entscheidende Her-ausforderung: »Die Übersetzer müssen die Texte in der originalgetreuen Darstellung der Screens auf dem Gerät bearbeiten können und sofort sehen, ob sie in den zur Verfügung stehenden Platz passen.«

Das Team um Singer hat Add-ins für »Passolo« entwickelt, das Standardpro-gramm für Übersetzungen. »Wir liefern

eine Schnittstelle zum sogenannten Screen-Provider des Geräts, der die XML-Daten zur Screen-Beschreibung in ein Bild umwandelt«, erläutert der Ex-perte. Der Nutzer von Passolo, also der Übersetzer, sieht sofort, wie sein Text später im Gerät aussieht. Das spart läs-tige Abstimmungen, meist über Konti-nente hinweg. Darüber hinaus kann der

Die IT entwickelt sich zunehmend zum Fortschrittsmotor der Medizin,

beide Felder wachsen immer enger zusammen. FERCHAU hat auf den

Markt reagiert: In Mannheim ist ein Center of Competence (CoC)

für den Bereich Medical enstanden, das sich mit integrierten Services

deutschlandweit positioniert.

Integrierte Entwicklung von Software und Elektronik

VON DER IDEE ZUM PROTOTYP

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Kunde mit dem System und der von Singer erstellten Screen-Definition in XML be-reits Bedienhandbücher und Trainings-materialen entwickeln, ohne dass die Entwicklung abgeschlossen ist. »Damit verkürzen wir die Timeline im gesamten Entwicklungsprozess«, sagt er. In der übergreifenden Bündelung der Gewer-ke Software, Hardware, Verifikation und Konstruktion liegt der Schlüssel zum Er-folg in einem umkämpften Markt: Allein europäische Hersteller von Medizintech-

nik setzen pro Jahr über 100 Milliarden Euro um. Und die Nachfrage steigt –

nicht nur in den Schwellenlän-dern, sondern auch – wegen des

demographischen Wandels und der besseren Versor-

gung – in den Industrie-nationen. Mit dem neu- gegründeten CoC medi-cal in Mannheim bün-delt FERCHAU seine Kompetenzen in der Medizintechnik, um seinen Kunden bun-desweit integrierte D iens t le is tungen anzubieten.

Und noch etwas mehr: »Wir wickeln zunehmend Projek-te vollständig intern ab und können im

CoC auch Prototypen, also physische Ge-

genstände von Platinen bis zu ganzen Geräten,

ausliefern«, erklärt Nils Heimfeld, Business Mana-

ger CoC medical & IT. »Im Vergleich zu den klassischen

FERCHAU-Services erweitern wir damit unser Portfolio um eine Di-

mension.« Das Angebot umfasst Ge-räte für den Endnutzer sowie Betriebs-mittel für den Produktionsprozess. Auch wenn sich die Wertschöpfungs-ketten in der Medizintechnik langsa-mer verändern als in den Sektoren Automotive oder Aviation, ist Heimfeld vom Nutzen der Bündelung überzeugt: »Unternehmen brauchen externe Ent-wicklungspartner, denn neue Geräte oder Produktgenerationen sind extrem aufwendig und fordern eingespielte Pro-zesse auch in der Dokumentation, der Verifikation und der Zertifizierung.« Die Planung steht: Ende des Jahres zieht das CoC in neue Räume um.

»Beim Scope eines Projekts können wir auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden eingehen«, sagt Tho-mas Huber, der das CoC medical leitet. Organisatorische Gegebenheiten und interne Regulative des Auftraggebers machen verschiedene Szenarien nötig, in denen die Aufgaben der Projektleitung, der Entwicklung und der Verifizierung zwischen dem Kunden und FERCHAU bedarfsgerecht aufgeteilt werden. Eben-so vielschichtig sind die Projekte, die von den CoC-Experten in den vergange-nen Jahren umgesetzt wurden: Neben Blutzucker-Messgeräten entwickelten sie unter anderem Pumpensysteme, Programme für Produktionsprozesse, eine Medikamenten-Verpackungsanlage und leisteten die Fehleranalyse (Last-Level-Support) für Hersteller. »Obwohl Medical unsere Kompetenz ist«, er-gänzt Huber, »absolvieren wir darüber hinaus auch Engineering-Projekte in anderen Branchen.«

Davon profitiert hat auch Sven Kai-ser, der medizinische Informatik studiert hat und seit zwei Jahren an Bord ist. Der überzeugte Apple-Anwender hat das erweiterte und neugestaltete User-In-terface eines Lecksuchgeräts für Rohre und für den industriellen Einsatz mitent- wickelt. Nun lässt sich das Gerät über eine App auf dem iPad steuern. »Ich war von den Kundengesprächen bis zur Ent-wicklung der SW-Architektur involviert und hatte schnell viel Eigenverantwor-tung.« Kaiser hat sein »Hobby zum Be-ruf« gemacht, und er freut sich schon auf sein erstes Radiologie-Projekt, denn er hat sich im Studium auf Bildverar-beitung spezialisiert und ein passendes Praxissemester absolviert: »Wenn man acht Stunden am Tag im Einsatz ist, muss die Arbeit einfach Spaß machen.«

Derweil ist der FERCHAU-Elek- tronikexperte Harren schon wieder auf dem Sprung. Er verlässt das Büro bereits am Nachmittag, da er sich um das von ihm geleitete Karate-Dojo im nahegelegenen Wiesloch kümmern muss. »Durch flexible Arbeitszeiten habe ich abends Zeit für die Trainingsgruppen, das er-gänzt sich wunderbar.« Seit 27 Jah-ren macht er Kampfsport, und sein Erfolgsrezept gibt er gerne an den Nachwuchs weiter: »Wenn euch et-was Spaß macht und ihr ein bisschen dafür tut, dann schafft ihr es, den Me-chanismus in alle anderen Lebens- bereiche zu transportieren.« //

weitblick

über das coc

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Deutschland ist nach den USA und Japan der weltweit drittgrößte Produzent von Medizintechnik. Die Zuwachsrate beläuft sich auf rund fünf Prozent pro Jahr, der Gesamtum-satz lag 2013 bei knapp 23 Milliarden Euro.

Quelle: BVmed, Wikipedia

Das Mannheimer Center of Competence (CoC) medical von FERCHAU ist bundes-weit tätig und nach EN 13485 zertifiziert. Die Mitarbeiter bieten eine vollständi-ge Projektabwicklung einschließlich Entwicklung von Hard- und Software sowie Verifizierung und Support. Geliefert werden Prototypen und Betriebsmittel.

Volker Harren, Projektleiter für die Elektronik-entwicklung bei FERCHAU in Mannheim.

Nils Heimfeld, Business Manager CoC medical & IT

Fon +49 621 126130

[email protected]

NILS HEIMFELDBusiness Manager CoC medical & IT

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Teleportation ist eine der faszinierends-ten Utopien von Science-Fiction-Auto-ren. Christian Zöllner hat diese Ideen in seiner Installation »Ready to Cloud« für ART OF ENGINEERING interpretiert.

»Auch, wenn die User in der Wolke stehen: Mit Cloud-Computing im Sinne der

IT hat meine Installation ›Ready to Cloud‹ nichts zu tun«, beschreibt Produkt- designer Christian Zöllner, Gewinner des diesjährigen interdisziplinären Wettbewerbs FERCHAU ART OF ENGINEERING, seine Installation. Was ist »Ready to Cloud« dann? Ein holographisches Display, ba-

sierend auf zwei miteinander via Internet verbundenen künstlichen Wolken – er-zeugt in einer Nebelmaschine und acht Meter hoch in den Raum aufsteigend.

»Ready to Cloud ermöglicht Kom-munikation über Raumgrenzen hinweg und simuliert Teleportation«, nennt das

»BEAMEN WAR SCHON IMMER MEIN DING«

1. Platz

ART OF ENGINEERING 2014

LIQUID SPACE – ALLES IST FLÜCHTIG

Zum vierten Mal in Folge hatte FERCHAU Kreative dazu aufgerufen, das Spannungsfeld von Kunst und Technik neu zu beleben. Gesucht waren dieses Jahr Konzepte, Objekte und

Installationen zum Thema »Liquid Space«. atFERCHAU stellt die Sieger vor.

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Die Erde bebt mehr als 100-mal am Tag. Diplomdesignerin Annalena Kluge verdichtet die seismischen Aktivitäten in pulsierendes Licht.

»Seismo Light kann als Gebrauchs-gegenstand, Medien- und Kunstobjekt begriffen werden, welches in seiner alltäglichen Präsenz Raumkonzepte un-serer Zeit mit einer bedeutungsvollen Botschaft verbindet«, erklärt Annalena Kluge ihre Einreichung für AoE 2014.

Konkret: Seismo Light greift auf die Real-Time-Daten der großen seismolo-gischen Institute zu und konzentriert das permanente Beben der Erde auf das pul-sierende Punktlicht eines plastisch figu-rierten LED-Rasters. Das elektronische Herzstück des Echtzeit-Lichts setzt sich zusammen aus zwei Mikrocontrollern, einem Arduino Uno und einem Arduino- Wi-Fi-Shield, sowie einem Spannungwand-ler, einer Sicherung, einem PWM (Puls-Weiten-Modul, welches benötigt wird, um die LEDs zu dimmen) und einem LED-Board.

Sobald Seismo Light mit dem Internet verbunden ist, wird eine Verbindung mit

dem dafür entwickelten Server aufgebaut. Dieser sendet die seismischen Datenströ-me an das Lichtobjekt, welches sie darauf-hin in pulsierende Lichtsignale transfor-miert. Hinter der Server-Applikation steckt ein Node.js-programmiertes System, wel-ches die RSS-Daten verschiedener Erdbe-beninstitute (USGS, EMSC, GFZ) auf einem Server zusammenfügt, übersetzt, sortiert und zeitgleich an die Webapplikation und Seismo Light weitergibt.

Mit »EYEsect« erforscht Designer Sebastian Piatza die Grenzen der hu-manzentristischen Raumwahrnehmung. Bei AoE 2014 hat er mit seiner Arbeit den dritten Platz belegt.

»Mich hat schon immer interes-siert, wie die Welt mit anderen Augen aussieht. Etwa, wie Facettenaugen von Insekten die Welt aufnehmen, wie sich das anfühlt und das Körperempfinden verändert«, erklärt der Designer Sebas-tian Piatza. Sein »Out-of-Body Apparatus«

»EYEsect« erlaubt es Menschen, den Raum neu zu erfahren, über die eigene stereoskopische Weltsicht hinaus.

EYEsect ist keine Prothese – im Ge-genteil. Während Prothesen Geräte sind, die verlorengegangene Fähigkeiten er-setzen, greift EYEsect den Cyborg-Ge-danken auf, das Bestreben, sich digital zu erweitern. Komponenten sind ein Da-tenhelm, der aus GFK besteht (Harz, mit Eisenpulver vermengt, plus zusätzliche Passscheiben für magnetische Eigen-schaften der Oberfläche) und Folgendes beinhaltet: zwei Industriekameras inklu-sive Weitwinkel-Objektiven, eine Oculus-Rift-3D-Datenbrille mit Converter, einen Miniprozessor, bestückt mit SSD/RAM, einen Li-Po-Akku und einen Spannungs-wandler.

Die greifbaren Kameramodule las-sen sich via Magnete an jeder Stelle am Helm anbringen. »Durch diese zwei einzeln und händisch bewegbaren Kame-raaugen wird je ein Bild auf je ein Auge im Helm projiziert. Mit horizontalen 240 Grad ist das maximale Gesichtsfeld von EYEsect deutlich breiter als das eines Menschen mit 180 Grad«, erklärt Piatza. Sind die Kameraaugen am Helm, bei-spielsweise an den Seiten, angebracht, so sieht der Nutzer mit dem einen Auge nach links, mit dem anderen nach rechts.

»Der Kopf baut etwas völlig Neues zusammen. Etwas, was im wahrsten Sin-ne fließt, denn die Großhirnrinde kann die ungewohnten Informationen und Perspektiven nicht schnell genug verar-beiten«, führt Piatza aus.

SEISMO LIGHT: DER PULS DER ERDE

2. Platz

EYESECT: WER ANDERS SIEHT, SIEHT ANDERS AUS

3. Platz

mehr informationen zur aoe 2014

bit.ly/1rUMPBk

Zöllner. Die Sache mit dem Beamen in-teressiert ihn schon seit langem. »Aus-gehend von einer Recherche in Science-Fiction-Filmen, habe ich zwei Videos geschnitten, die beide Pole des Projekts beschreiben: einmal eine Kompilation von Star-Trek-Teleportationssequenzen von 1965 bis 2009 und einen ebenfalls diesen Zeitraum umfassenden Zusam-menschnitt visionärer Hologrammtech-nologien«, erklärt er die Hintergründe.

Und wie funktioniert »Ready to Cloud?« In zwei räumlich getrennten Orten stehen

zwei identische Set-ups. Diese umfas-sen je zwei Wolkengeneratoren, LED-spots, einen 3D-Scanner (X-Box-Kinect), einen Projektor, einen Teleporter-Ring und eine Prozessoreinheit. Die Set-ups werden von zwei Teleportationstechni-kern begleitet, die auch die Verbindung der beiden Wolken via Internet einrichten.

Die Lichter gehen aus, der Raum wird dunkel, und in der Wolke erscheint, mit Blitzen der echtzeitlich reaktive 3D-Scan des Users vor der Wolke. Sofort danach wird der Scan des Users von der anderen

Seite »eingebeamt«. Auf der anderen Seite im zweiten Set-up passiert genau dasselbe.

Die Darstellung ist durch die Wolken- projektion räumlich und wirkt hologra- phisch. Beide User treffen sich in der Wol- ke und können sich gegenseitig verformen, morphen oder über einfache, gesamt- motorische Gestik miteinander kommuni- zieren. Nach rund 30 Sekunden löst sich die Wolke wieder auf. Zöllners nächstes Ziel: »Ich möchte ›Ready to Cloud‹ in einem transkontinentalen Aufbau probieren.«

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Mit mehr als 6.000 Mitarbeitern in über 60 Niederlassungen und 60 Technischen Büros bundesweit ist FERCHAU Deutschlands Engineering-Dienstleister Nr. 1. Unser Engineering-Know-how und unsere Branchenkompetenz in Fachbereichen wie Fahrzeug- und Informationstechnik, Anlagen- und Maschinenbau, Elektrotechnik, Schiffbau und Meeres- sowie Luft-/Raumfahrttechnik basieren auf fast 50 Jahren Erfahrung und Erfolg am Markt. Wir sind ganz in Ihrer Nähe und bieten Ihnen die passenden Kompetenzen und das passende Equipment für Ihre Aufgaben.

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