1 Erwerbsverläufe von Jugendlichen im Zeitalter der Globalisierung Lehrstuhl für Empirische...

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Erwerbsverläufe von Jugendlichen im Zeitalter der

Globalisierung

Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung

Prof. Hans-Jürgen Andreß

WS 2006/2007

Seminar: „Globalisierung und soziale Ungleichheit“

Referat von Alexander Freier

Köln, den 06.02.2007

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1. Einführung

2. Wo Globalisierungsfolgen für Junge besonders groß sind

3. Anpassungsstrategien junger Menschen

4. Fazit und Diskussion

Gliederung

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1.Einführung

1.1 Auswirkungen der Globalisierung

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

- Forschungsfragen

- untersuchte Länder

2. Wo Globalisierungsfolgen für Junge besonders groß sind

3. Anpassungsstrategien junger Leute

4. Fazit und Diskussion

Gliederung

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1.1 Auswirkungen der Globalisierung

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Globalisierung ist gekennzeichnet durch vier

Wandlungsprozesse:

1. Internationalisierung von Märkten

2. Deregulierung, Privatisierung und Liberalisierung

3. Weltweite Vernetzung mittels neuer Informations- und Kommunikationstechnologien

4. Bedeutungszuwachs der Märkte und deren Beeinflussung durch „externe Schocks“

1.1 Auswirkungen der Globalisierung

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1.1 Auswirkungen der Globalisierung

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Positive Auswirkungen:

+ allgemeine Verbesserung der Lebensstandards in modernen Gesellschaften

+ Produktivitätszuwächse

Negative Auswirkungen:

- Zunahme unerwarteter Marktentwicklungen

- rapide soziale und ökonomische Wandlungsprozesse

- abnehmende Vorhersagbarkeit von ökonomischen und sozialen Entwicklungen

- wachsender Bedarf an Flexibilität in den Unternehmen

1.1 Auswirkungen der Globalisierung

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1.1 Auswirkungen der Globalisierung

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Zunahme verschiedener Formen der Unsicherheit:

• Akteuren fällt es schwer, langfristig bindende Lebenslaufentscheidungen zu treffen

• Trotz Globalisierung gewinnen lokale Routinen und regionale Traditionen als Orientierungshilfe an Bedeutung

• Abbau des Wohlfahrtsstaats verstärkt Verunsicherung

• Verschiebung der Machtkonstellation am Arbeitsmarkt

• Individuelle Arbeitsmarktressourcen und individuelle Merkmale werden für den Erwerbsverlauf immer wichtiger

• Vertrauensbeziehungen sind immer schwerer aufzubauen und aufrechtzuerhalten

1.1 Auswirkungen der Globalisierung

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1.Einführung

1.1 Auswirkungen der Globalisierung

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

- Forschungsfragen

- untersuchte Länder

- Annahmen

2. Wo Globalisierungsfolgen für Junge besonders groß sind

3. Anpassungsstrategien junger Leute

4. Fazit und Diskussion

Gliederung

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• Forschungsprojekt der Uni Bamberg unter Leitung von Prof. Hans-Peter Blossfeld

• Projektlaufzeit September 1995 bis Februar 2005

• Untersuchung der Auswirkungen des Globalisierungsprozesses auf individuelle Lebensverläufe von Menschen in modernen Gesellschaften

• Daten der letzten 30 Jahre auf Grundlage von Panel- und Lebensverlaufsdatensätze (für BRD u.a. SOEP)

• 14 Länder in fünf Wohlfahrtsregime untersucht

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

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Vier Forschungsphasen:

1. Übergang von der Jugend in das Erwachsenenalter und die während dieser Zeit stattfindende Etablierung im Arbeitsmarkt sowie deren Auswirkungen auf die Familienbildung und Fertilität

2. Erwerbsverlauf von Männern in der Mitte ihrer beruflichen Karriere

3. Erwerbsverlauf von Frauen unter besonderer Berücksichtigung von Frauenentwicklung und Mutterschaft

4. Späte Erwerbskarriere und den Übergang in den Ruhestand

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

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Annahmen und Vorgehen:

• Auf der Makroebene gibt es fünf verschiedene Ländercluster

• Jedes Cluster repräsentiert verschiedene Systeme, die den Einfluss der Globalisierung filtern und so auf der Mikroebene Lebensverläufe beeinflussen

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

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Einteilung in fünf Wohlfahrtsregime:

• Liberale: Kanada, USA und Großbritannien

- Arbeitsmarkt sehr offen und flexibel

- „Hire-and-Fire“-Prinzip

- Gewerkschaften schwach

- persönliche Ressourcen entscheidendes Erfolgskriterium

• Konservative: Deutschland, Niederlande und Frankreich

- zentralisierte Lohnsysteme

- rigider Arbeitsmarkt und Bildungsregulierungen erzeugen geschlossenes Beschäftigungssystem

- gut vernetzte und qualifizierte Insider werden bevorzugt

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

Alex Freier

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Einteilung in fünf Wohlfahrtsregime:

• Sozialdemokratische: Norwegen und Schweden

- umfassendes System sozialer Sicherheit und sozialer Fürsorge

- Betreuung kleiner Kinder sichergestellt

• Familienorientierte: Italien, Spanien, Mexiko und Irland

- extremer Insider-Outsider-Markt

- Unsicherheit fast nur bei den Außenseitern

- Sonderstellung Irlands

• Post-sozialistische: Estland und Ungarn

- schneller Wandel von geschlossenen zu offenen Systemen

- Ältere wuchsen in sicheren Arbeitssystemen auf

- Geburtenrate der Jüngeren fällt steil ab

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

Alex Freier

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Forschungsfragen:

• Wie gelingt Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter den Bedingungen der Globalisierung der Einstieg in den Arbeitsmarkt?

• Bewirkt Globalisierung durch die Flexibilisierung von Beschäftigungsverhältnissen eine Zunahme von Unsicherheiten beim Berufseinstieg?

• In welcher Weise beeinflussen länderspezifische Institutionen das Ausmaß von Unsicherheiten beim Berufseinstieg?

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

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Forschungsfragen:

• Wie wirken sich veränderte berufliche Einstiegs- und Beschäftigungsmuster bei jungen Menschen auf deren familiäre Entscheidungen aus?

• Entwickeln junge Menschen unter den Bedingungen zunehmender Unsicherheit neue, alternative Entscheidungsstrategien?

1.2 Das Forschungsprojekt „Globalife“

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1. Einführung

2.Wo Globalisierungsfolgen für Junge besonders groß sind

2.1 Warum sind junge Menschen besonders betroffen?

2.2 Arbeitsmarkt

2.3 Bildung

2.4 Familienplanung

3. Anpassungsstrategien junger Menschen

4. Fazit und Diskussion

Gliederung

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• Keine Berufserfahrung und damit keine stabile Verankerung im Arbeitsmarkt

• Gerade Übergang von Schule/Universität in den Arbeitsmarkt schwierig

• Oft kein Rückgriff auf soziale Netzwerke möglich

• Besonders leichte Anpassung der Arbeitsverträge möglich, was meistens Verschlechterung bedeutet

• Durch starke Gewerkschaften und Kündigungsschutz bleiben Insider noch weitgehend verschont und Outsidern wird der Zugang erschwert

2.1 Warum sind junge Menschen besonders betroffen

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• Die Auswirkungen der Globalisierung sind je nach Wohlfahrts- und Arbeitsmarktregime sehr unterschiedlich

• Insider-Outsider-Märkte: Arbeitslosigkeit und zeitlich befristete Beschäftigungsverhältnisse nehmen zu (Südeuropa, Deutschland)

• Zunahme prekärer Selbständigkeit in Südeuropa

• Zunahme Teilzeitbeschäftigung in den Niederlanden

• Liberale Märkte: wachsende Einkommensverluste über die Generationen hinweg (USA, Großbritannien)

2.2 Arbeitsmarkt

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• Junge Menschen sind die Verlierer des Globalisierungsprozesses

• Zunehmende Unsicherheiten beim Einstieg in das Erwerbsleben

• Zunahme prekärer, atypischer Formen der Beschäftigung

• Geringere Einkommen

2.2 Arbeitsmarkt

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1. Einführung

2.Wo Globalisierungsfolgen für Junge besonders groß sind

2.1 Warum sind junge Menschen besonders betroffen?

2.2 Arbeitsmarkt

2.2.1 Vergleich USA – Deutschland

2.3 Bildung

2.4 Familienplanung

3. Anpassungsstrategien junger Menschen

4. Fazit und Diskussion

Gliederung

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• in USA absolutes Unsicherheitsniveau durch höhere Berufsmobilität weit höher als in Europa

• aber dort kein Insider-Outsider-Arbeitsmarkt

• hire AND fire führt zu veränderter Wahrnehmung von Arbeitsmarktunsicherheit und Flexibilität

• europäische Jugendliche empfinden ihr Schicksal als härter

• in Europa bedeutet „Outsider-Sein“ oft einen identitätsgefährdenden, dauerhaften Ausschluss vom Arbeitsmarkt

• flexible Beschäftigungsverhältnisse werden nur als Behelfs- und Übergangslösungen angesehen

2.2.1 Vergleich USA – Deutschland

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• Wird für junge Menschen im Globalisierungsprozess immer wichtiger

• Besonders Berufseinsteiger ohne Qualifikationen hart von Globalisierung betroffen

• Aber: bei Berufseinstieg sind Bildungsschwache leicht im Vorteil

• Bildungsproletariat in moderner Wissensgesellschaft zunehmend chancenlos

• Globalisierung verstärkt insgesamt die soziale Ungleichheit innerhalb der jungen Generation, weil individuelle Ressourcen durch zunehmende Konkurrenz an Bedeutung gewinnen

2.3 Bildung

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• Erfahrung von Unsicherheit hat Konsequenzen für familiäre Entscheidungsprozesse

• Eingehen einer Partnerschaft und die Familiengründung wird aufgeschoben oder völlig darauf verzichtet

• Paradox: gerade in familienorientierten Staaten sinkt die Geburtenrate aufgrund der zunehmenden Erfahrung von Unsicherheiten deutlich

• Absage an die Wertewandel-Hypothese

2.4 Familienplanung

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• Gründung einer Familie erfordert ein Mindestmaß an wirtschaftlicher und sozialer Zukunftssicherheit

• Verzicht auf Kinder ist somit eine ökonomisch und sozial rationale Reaktion des Individuums auf strukturelle Entwicklungen

• „Wer nicht weiß, ob er nächstes Jahr Arbeit hat, schiebt die Familiengründung auf“ (Blossfeld)

• Zurückhaltendes Fertilitätsverhalten in Osteuropa, in skandinavischen Ländern ist die Geburtenrate höher

2.4 Familienplanung

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1. Einführung

2. Wo Globalisierungsfolgen für Junge besonders groß sind

3. Anpassungsstrategien junger Menschen

3.1 Allgemeine Strategien

3.2 Geschlechtsspezifische Strategien

4. Fazit und Diskussion

Gliederung

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3. Anpassungsstrategien junger Menschen

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1. Langfristig bindende Entscheidungen werden zunehmend aufgeschoben

- Jugendphase wird zum „Moratorium“ (Aufschub vor dem endgültigen Schritt ins Leben eines Erwachsenen, den die Jugendphase bietet)

- Übergänge ins Erwerbsleben verlaufen oft chaotisch

2. Zunehmendes Ausweichen in Alternativrollen

- längerer Verbleib im Bildungssystem

- Praktika, Auslandsaufenthalte

3.1 Allgemeine Strategien

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3. Herausbildung von flexibleren Formen der Partnerschaft

- nicht-eheliche Lebensgemeinschaften

- Gruppe der Alleinstehenden wird größer

- späteres Eingehen fester Partnerschaften

3.1 Allgemeine Strategien

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• Männer können oft nicht mehr als alleiniger Ernährer einer Familie fungieren

• Gründung eines eigenen Familienhaushaltes wird hinausgeschoben (Mittel- und Osteuropa)

• unqualifizierte Frauen weichen in die traditionelle Rolle der Hausfrau und Mutter aus

• hochqualifizierte Frauen wägen Berufschancen ggü. Kinderwunsch ab

• in Ländern mit schlecht ausgebauter Kinderbetreuung entscheiden sich viele der qualifizierten Frauen für den Beruf

3.2 Geschlechtsspezifische Strategien

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1. Einführung

2. Wo Globalisierungsfolgen für Junge besonders groß sind

3. Anpassungsstrategien junger Menschen

4. Fazit und Diskussion

Gliederung

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• Folgen der Globalisierung führen in verschiedenen Länderkontexten nicht zum gleichen Ergebnis

• Globalisierungsprozess trifft auf verschiedene, fest verankerte institutionelle Strukturen, die als spezifische Filter wirken

• Diese Institutionen wandeln sich im Zuge des Globalisierungsprozess, bleiben aber von zentraler Bedeutung

• „Die Jungen müssen sich zunehmend mit befristeten Arbeitsverträgen, phasenweise niedrigem Verdienst oder qualitativ schlechter Arbeit anfreunden“ (Blossfeld)

4. Fazit und Diskussion

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Das Beispiel Irlands:

• Bilderbuchbeispiel, wie ein Land von der Globalisierung profitieren kann

• Abnahme von Unsicherheit festgestellt

• Deutlicher Wiederanstieg der Heirats- und Geburtenrate seit Mitte der 1990er Jahre

• Irlands Konkurrenzvorteil ist jedoch nur relativer Natur

4. Fazit und Diskussion

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……

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit

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