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10 Jahre Ego-State-Therapie in Deutschland - Jubiläum in Rottweil
November 2014
Die Körpersprache der Ego-States Elfie Cronauer
Elfie Cronauer, Parkstraße 22, 41061 Mönchengladbach - e.cronauer@t-online.de
ÜbersichtKörperliche Wirklichkeit des Daseins
Somatosensorisches Gedächtnis
Ressourcenorientierung als Basis
Der körpertherapeutische Zugang in EST
Von der Erfahrung zur Reflexion
Anwendungen, Ergebnisse, Diskussion
Elfie Cronauer November 2014
Körperliche Empfindungen, Eindrücke und Bewertungen bilden die Grundlage für unser Empfinden von uns selbst und sind die Grundlage unserer Identität und unseres Bewusstseins
Mensch und Tier sind mit biologisch verankerten Aktionssystemen ausgestattet, die die Erhaltung der Art und das Überleben sichern
Elfie Cronauer November 2014
Wir sind vor allem soziale Lebewesen, die auf biologische Weise dauernd miteinander interagieren
Erlebnisse von Hilflosigkeit, Demütigung oder körperliche Schädigungen beeinträchtigen das zielgerichtete Handeln, führen zu physiologischen Veränderungen und können dazu führen, dass der Kontakt zu inneren Vorgängen verloren wird (vd Kolk, 2006)
Elfie Cronauer November 2014
Körper Erleben
sensorische Brücke -> Affektbrücke
Elfie Cronauer November 2014
Körper Erleben
sensorische Brücke <- Affektbrücke
Elfie Cronauer November 2014
Somatosensorische Erinnerungen
sind im impliziten Gedächtnis gespeicherte, nicht bewusste Gedächtnisinhalte
können durch Dissoziation entstehen und physische Aspekte von traumatisierten Teilen der Person repräsentieren
sind beispielsweise verkörpert durch bestimmte Haltungen wie Erstarren, unwillkürliche Bewegungen, Übererregung, Dysregulationen auf verschiedenen Ebenen uam
Elfie Cronauer November 2014
Somatosensorische Erinnerungen
können bewusst erfahren, verstanden und prozessiert/verarbeitet werden.
Dadurch wird eine Integration von unbewussten und mit der Lebensgeschichte unverbunden körperlichen Empfindungen/Zuständen in die Lebensgeschichte der Person möglich.
Elfie Cronauer November 2014
Vorgehen: Basis Ressourcenorientierung
A priori: Jeder Mensch verfügt über Ressourcen. M. Erickson: Im Unbewussten jeder Person sind die natürlichen Kräfte zur Selbstheilung vorhanden
A priori: Im Körper einer Person gibt es mindestens eine Stelle/Region, die sich neutral oder gut anfühlt - implizite Ressource.
Elfie Cronauer November 2014
Diese „Körperressource“ ist eine positive somatopsychische Erfahrung
kann achtsam wahrgenommen werden
wird erfahren im Hier-und-Jetzt - duale Aufmerksamkeit
kann und soll erweitert/ausgebaut und intensiviert werden (Gendlin's: focusing stützt sich auf das Prozesswissen des Körpers)
Elfie Cronauer November 2014
Basis: Ressourcenorientierung
Basis: Ressourcenorientierung
Bei der „Körperressource“ handelt es sich um eine „bottom-up“ Erfahrung
Oft gibt es eine Verknüpfung mit positiven Erinnerungen an Bewegungen. Diese wiederum können assoziiert sein mit einem oder mehreren ressourcenvollen Ego-States
Diese Erfahrung wird als Ich-stärkend gespürt und erlaubt Sicherheit und Stabilität in der weiteren Arbeit
Elfie Cronauer November 2014
1. Wahrnehmen einer positiven somatosensorischen Erfahrung - „Körperressource“
Elfie Cronauer November 2014
Neugier schaffen Implikationen der Körperressource
Es ist sicher, Empfindungen und Gefühle zu haben
Körperliche Empfindungen und Eindrücke verändern sich ständig
Körpersensationen können identifiziert und in Worte gekleidet werden (Top-Down-Prozess)
Organismisch „unabgeschlossene“ Handlungen können wie in einem natürlichen Zyklus abgeschlossen werden.
Elfie Cronauer November 2014
Neurobiologische Aspekte
Unter extrem hohem Stress sind die cortikalen Funktionen herabgesetzt, unüberlegtes, reflexhaftes Verhalten nimmt zu
Die cortikale Gehirnregion, die in der Lage ist, emotionale Zustände zu beeinflussen (Verbindung zum limbischen System), ist der mediopräfrontale Cortex. Diese Region ist involviert in Introspektion, d.h. in das Wahrnehmen von inneren Zuständen.
Elfie Cronauer November 2014
Neuobiologische Aspekte
Traumatisierte Menschen sind subcortical überwältigt von starken körperlichen Prozessen. Diese werden fehlinterpretiert und führen zu einer Eskalation von Gefühlen und Handlungen
Die Erfahrung einer Körperressource im Hier-Und-Jetzt ist ein wichtiger Lernschritt, in Sicherheit achtsam den Körper zu beobachten und damit die Arousal-Verbindung zu entkoppeln.
Elfie Cronauer November 2014
Sicherheit in der therapeutischen Beziehung
Fähigkeit Übererregung oder Untererregung zu modulieren (window of tolerance)
Eingangspunkt/Fokus ist der Körper: Schmerzen, Missempfindungen, unwillkürliche Bewegungen, Haltungen usf
Aufbau einer Körperressource
Behandlungsregeln
Elfie Cronauer November 2014
Window of tolerance
Text
Ogden/Minton,2000
Elfie Cronauer November 2014
Der körpertherapeutische Zugang in der Ego-State-Therapie
Ermöglicht die Verbindung zu finden zwischen schmerzlichen physischen Erfahrungen und scheinbar davon losgelösten, die Kompensationsmöglichkeit des Individuums überfordernden Lebenserfahrungen
Fördert die physiologische Verarbeitung im Organismus - aktiviert Selbstheilungskräfte
Elfie Cronauer November 2014
Ermöglicht das affektive Erinnern und bewirkt empathisches Verstehen der im Körper dissoziierten sensomotorischen Erinnerungen und die damit verbundenen Affekte, Beziehungsmuster, Einstellungen, Verhaltensweisen
Fördert durch das Verbinden dissoziierter Informationen die integrative Arbeit im Sinne der Stufe des Erkennens: Phillips/Frederick 2003.
Elfie Cronauer November 2014
Duale Aufmerksamkeit und Aktivieren von Neugier/Exploration
Fokussieren der störenden Empfindung
Achtsames Wahrnehmen der störenden Körperempfindung und/oder Begleiten und „Verfolgen“ (tracking) der impliziten Erinnerungen an damit assoziierte unangenehme Erinnerungen.
2. Sensorische Brücke Zugang zu Ego-States
Elfie Cronauer November 2014
Meine Füße tun immer
weh
2. Körperressource
1. Schmerzsymptom
3.Focusing/Bottom-Up/Achtsames Beobachten
2. Die sensorische Brücke zu einem Ego-State fördern
Elfie Cronauer November 2014
Ich kann meine Füße nicht leiden
Meine Füße tun immer
weh
2. Körperressource
1. Schmerzsymptom
3.Focusing/Bottom-Up/Achtsames Beobachten
Wir waren so arm....
Text
4. Ego-State
3. Zugang zu einem Ego-State - von innen gespürt - Erkennen
Durch diese Arbeit können nonverbale Ego-States „aufgespürt“ werden durch Assoziationen, affektives Erinnern und Mentalisieren im Sinne einer „theory of ( embodied) mind“ (Kern, 2014).
„…der Körper (hat) ein leibliches Situationswissen…der Mensch (hat) die Fähigkeit…auf körperliche Art Situationen vorreflexiv zu verstehen…“ (Kern, 2014,29)
3. Von der Erfahrung zur Reflexion Integration
Elfie Cronauer November 2014
2. Körperressource
1. Schmerzsymptom
Wir waren so arm....
Text
4. Ego-State
3. Kontakt zum Ego-State, zu dessen System an Affekten, Einstellungen,
Verhaltensweisen... Ich hatte zu kleine Schuhe
Körperressource
4. Integration des Ego-States durch Kontakt zu Ressourcen, Verstehen, Mentalisieren, Trost
Innere Stärke
Ich kann nichts dafür...es war
so,es ist vorbei
4. Ego-State
Elfie Cronauer November 2014
6 J., Scham, Armut, Einschulung
Reflexion „Top-Down“
Erfahrung „Down-Up“
Regelkreise
adap. von Bruce Perry, 2012
Elfie Cronauer Rottweil 2014
Cortex
LimbischesSystem
Zwischenhirn
Hirnstamm
Blutdruck Herzschlag
Körpertemperatur
Bindung Sexualität
Emotionale Reaktion Motorik
Erregung Schlaf
Appetit/Sättigung
Abstraktes Denken Konkretes Denken
Bindung Zugehörigkeit/Affiliation
Bei hinreichender Stresstoleranz weiteres Fokussieren der störenden Empfindung und ggffs Einsatz weiterer therapeutischer Interventionen (Somatic experiencing, Hakomi, Selbsthypnose, EMDR, Bewegungstherapie uam)
Verarbeitung auf der körperlichen Ebene
Affektbrücke zu traumatischen Erfahrungen zu anderen Ego-States und weitere Verarbeitung (Einordnung in das Narrativ)
Von der Erfahrung zur Reflexion Prozesshaftes Verarbeiten
Elfie Cronauer November 2014
Eine somatische Brücke mündet nicht immer in eine Affektbrücke oder im Gewahrwerden eines Ego-States.
Verarbeiten findet dann auf der körperlichen Ebene statt: Durch Etablieren einer Körperressource und achtsames Beobachten von Körperempfindungen, Pendeln zwischen angenehmer und unangenehmer Körperempfindung (Levine 2006) und einer dadurch erlebten Verbesserung der Selbstregulationsfähigkeit.
4. Verarbeitung nur auf der Körperebene
Elfie Cronauer November 2014
Literatur
Damasio A.(2003). Der Spinoza-Effekt. München
Gendlin E. (1987). Dein Körper - dein Traumdeuter. Salzburg
Jonas D.F., Jonas A.D (2008). Signale der Urzeit.Würzburg
Kern E. (2014). Personzentrierte Körperpsychotherapie. München
Levine P.(1998). Das Erwachen des Tigers. Essen
Ogden P., Pain,C., Minton,K., FisherJ. (2006). Trauma and The Body.
Phillips M., Frederick C.(2003). Handbuch der Hypnotherapie bei posttraumatischen und Dissoziation Störungen. Heidelberg
Storch M., Cantieni B., Hüther G., Tschacher W. (2010. 2.Aufl.). Embodiment. Göttingen
van de Kolk B. (2006) Geleitwort II zu Marlock G., Weiss H. (Hrsg). Handbuch der Körperpsychotherapie. Stuttgart
Elfie Cronauer November 2014
10 Jahre Ego-State-Therapie Deutschland Cronauer/Leutner 2014
Arbeitsblatt : Anleitung zum Aufbau einer Körperressource
A: TherapeutIn B: KlientIn
! A: „Bitte nehmen Sie achtsam ihren Körper wahr und schauen/achten/ suchen Sie nach einer Stelle/ einer Region, die sich neutral oder auch gut anfühlt.“
! B benennt die Stelle und zeigt sie
(um den Zugang zu erleichtern, geht es auch, die Situation aus der Anfangsübung zu nehmen)
! A lässt B diese Region intensiv erspüren, in dem sie die Worte von B wiederholt (Gendlins focusing) ohne zu interpretieren, und regt dadurch weitere Untersuchung und Neugierde an (pacen, pacen, pacen); kleinste körperliche Reaktionen beachten, dies zeigt meistens eine Erweiterung und Veränderung an (shift). Zeit dafür lassen!
! Anregen, dahin zu atmen und den Rahmen erweitern: z.B. „ist es in Ordnung, diesen Eindruck stärker zu machen? ....Wenn Sie das spüren, gibt es ein Wort oder ein Bild dazu?....Während Sie dies wahrnehmen, was geschieht dann mit ihrer Atmung/mit ihrem Herzschlag?... Der Klientin folgen statt zu forcieren
zusätzliche Möglichkeit: A lässt B anhand dieses Gesamtempfindens auf der Lebenslinie (noch weiter) zurück „wandern“, bis ihr eventuell eine ähnliche Situation oder eine Schlüsselsituation für dieses Empfinden einfällt (Affektbrücke nach Watkins, 1971)
Es gibt jetzt eine Situation, die real in einem bestimmten Lebensalter stattgefunden hat und lebhaft nachempfunden wird. Sie ist vergangen und gleichzeitig in der Gegenwart präsent.
A fragt B. „Wie möchten Sie für sich diese Situation nennen?“
A lädt B ein, sich selbst in dieser Situation aus der Beobachterposition anzuschauen. B soll nun diese Person von damals wie eine dritte Person beschreiben.
Dies ist ein ressourcenvoller Ego-State, assoziiert mit der Körperressource
A fragt: „Möchten Sie diesem Ego-State/ dieser Seite/diesem inneren Anteil einen Namen geben?“
www.susanne-leutner.de
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