160106 tgz armando schaut frauen tief in die augen

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Mittwoch, 6. Januar 2016 OstschweizerKultur 25

Bild: Hanspeter Schiess

Fatih Özcelik und das Modell des islamischen Friedhofs in Altach: Ein Zeichen, dass Migranten und ihre Werte in Vorarlberg angekommen sind.

SerieObjektgeschichten

Tausende, oft Zehntausendevon Kunstwerken oderGegenständen umfassenmanche Sammlungen inMuseen und Archiven. Ineiner losen Serie bittenwir Mitarbeiterinnen undMitarbeiter, uns ein Objektoder Werk vorzustellen,zu dem sie eine besondereBeziehung haben. (red.)

Weitergehen mit AngekommenenVorarlberg hat eine reiche Migrationsgeschichte: Im Vorarlberg-Museum wird sie unkonventionell thematisiert undpräsentiert – etwa von Fatih Özcelik, der häufig Führungen mit Zuwanderern macht. Er selbst ist gebürtiger Dornbirner.BETTINA KUGLER

BREGENZ. Noch bevor wir mitdem ausserplanmässigen Rund-gang beginnen, im Zickzack sei-nen Lieblingsobjekten einen Be-such abstatten, bleibt Fatih Öz-celik zwischen Treppenaufgangund Lift stehen. Eine Installationdes Vorarlberger Künstlers Hu-bert Lampert hängt da, ein zartesGebilde aus Metallstäben. «Wassiehst du?», will er wissen. Zu-nächst nicht mehr als zufällig imLuftzug spielende Teile. Dannaber zeigt es sich plötzlich: DasWort «ZeitRaum» wird lesbar. Esreicht, den Blickwinkel zu än-dern. Gut, wenn eine Ausstellungdazu beiträgt.

Fatih Özcelik denkt gerneüber Grundsätzliches nach.Wenn er mit Gruppen im Vorarl-berg-Museum unterwegs ist,dann zeigt der 37jährige Kultur-vermittler nicht einfach aufSammlungsstücke hinter Glasund weiss jeweils, wie alt undkostbar sie sind oder wem sieeinmal gehört haben. Er fragtvielmehr: Wie kommen sie hier-her? Wer sagt, dass sie im Mu-seum gezeigt werden sollen? Wiespricht man über sie?

Kontakte zur «Community»Die Menschen, die er zu Füh-

rungen unten im Atrium des Vor-arlberg-Museums begrüsst, füh-len sich nicht selten fremd andiesem Ort, angestarrt – etwa,weil sie ein Kopftuch tragen.«Fremdhässige», so hiessen sie inVorarlberg lange, die Zugezoge-nen, die Reingeschmeckten, obsie aus Südtirol kamen oder ausder Türkei, aus Kärnten odervom Balkan. Fatih Özcelik ist ge-bürtiger Dornbirner, die Elternleben seit 1973 hier; er verstehtsich als Netzwerker, hat guteKontakte zur türkischen «Com-munity» und weiss, wie man siegut erreichen, «abholen» kann.

Wirbel um einen FriedhofGerade in Kultureinrichtun-

gen fragen sich Menschen wiesie: Was mache ich hier? Gehöreich dazu? Da passt es, dass aufeinem von Fatih Özceliks Lieb-lingsobjekten in der landesge-schichtlichen Ausstellung «Vor-arlberg. Ein Making-of» ein Text-band angebracht ist. «Wer binich?», steht unter dem Modelldes islamischen Friedhofs Alt-ach, von Bernardo Bader Archi-

tekten geplant und 2013 mit demAga-Khan-Preis ausgezeichnet.

Für einmal wird die Antwortgleich mitgegeben, in einemWort, das Einheimischen wie Zu-wanderern Gesprächsstoff bie-tet: «Ein Heimatsuchender».Zehn Prozent der BevölkerungVorarlbergs sind Moslems, dieHälfte davon haben die österrei-chische Staatsbürgerschaft. DerFriedhof, neben dem in Wien dereinzige islamische in Österreich,löste eine lebhafte Debatte aus,sagt Özcelik. Dass es ihn gibt,auch hier im Museum, zeigt,dass Moslems Teil der Gesell-schaft sind.

Das westlichste Bundeslandder Alpenrepublik versteht sichals Einwanderungsland mit Tra-dition; früh hat die Textilindus-trie «Gastarbeiter» angezogen;die meisten sind mit der Zeit an-gekommen, haben eine zweiteHeimat gefunden. Das sollte sichauch in der Sammlungs- undDokumentationstätigkeit desMuseums spiegeln, findet FatihÖzcelik. Er selbst hat ein «Vielfal-tenarchiv» gegründet.

Mit der Sammlung und Prä-sentation im Vorarlberg-Mu-seum aber kann er ebenfalls zu-frieden sein. 2013 wurde es nacheiner Umbauphase und konzep-tionellen Neuorientierung wie-dereröffnet; zum See hin zeigt esseine historische Fassade, stadt-

einwärts zum Kornmarkt einneues, architektonisch aufse-henerregendes Gesicht.

Auf mustergültige Weise ver-bindet das Vorarlberg-MuseumGeschichte und Gegenwart; eswagt spannende Kontraste undKonfrontationen, lädt ein, ge-nauer hinzuschauen, eigene Er-fahrungen einzubringen undsich Gedanken zu machen. Etwaüber die Schaufel, die der Künst-

ler Wolfgang Flatz im Raum überdie Vorarlberger Arbeitswelt andie Wand gehängt hat. Über dieSpeisekarte aus dem «Ländle-Kebab» in Dornbirn, in einerVitrine neben Spezialitäten undProspekten aus aller HerrenLändle. Oder die Kunstleder-Sporttasche der einstigen «Jugo-Liga», die es nicht mehr gibt. «Sieist das Lieblingsobjekt unseresDirektors», sagt Fatih Özcelikschmunzelnd. Geschichte wirdim Vorarlberg-Museum verstan-den als das, was Menschen derRegion bewegt.

Ein Land von A bis ZIm Museum kommen sie mit

ihren Geschichten zu Wort.Buchstäblich: Die Ausstellung«Sein & Mein» beispielsweisepräsentiert noch bis zum 18.Januar das Land als «akustischePassage» – als Hör-Ausstellung,die mit Stimmen, Erinnerungen,Geräuschen und musikalischenFragmenten Lebenswelten ver-gegenwärtigt. In den Räumenvon «buchstäblich vorarlberg»gibt es Einblicke in die Samm-

lung als buntes, staunenswertesSammelsurium, rubriziert nachStichworten von A bis Z. Unter Fwie «fremd» zieht Fatih Özcelikeine Schublade heraus mit Fotosvon Migranten, aus den Sechzi-gern, aus den Achtzigerjahren,Türkinnen in Einbauküchen,Männer beim Gebet. Längst sindsie Angekommene – in einemMuseum, das nicht stehenblei-ben, sondern mit seinen Besu-chern weitergehen will.

«Was ‹fremd› ist,hängt davon ab,

wer das Sagen hat.Auch im Museum.»

Fatih ÖzcelikKulturvermittler

Armando schaut schönen Frauen tief in die AugenAuf in die beliebten Traumländer Italien und Argentinien! Doch Vorsicht: Hinter der schönen Oberfläche und den flotten Schlagern steckt auch eine düstere Seite.Auf nach Sirnach also, wo gesungen, getanzt, geschmachtet wird, wo die Operette Sirnach ihrer neuen Produktion «Maske in Blau» den letzten Schliff verleiht.DIETER LANGHART

SIRNACH. Haben Sie «Frühling inSan Remo» noch im Ohr? Eve-lyne schwärmt von ihm. KennenSie «Schau einer schönen Fraunie zu tief in die Augen»? Arman-do singt davon. Schon seit 1937,als Fred Raymonds «Maske inBlau» in Berlin Premiere feierte.Und erneut am 9. Januar, wennsich erstmals der Vorhang hebtan der Operette Sirnach.

Dann kommt der MitgiftjägerWas für eine bittersüsse Ge-

schichte! Mann malt Frau. Ar-mandos Porträt «Maske in Blau»wird ausgezeichnet, die Unbe-kannte verspricht, aus Argenti-nien wiederzukommen. Evelynekehrt zurück, gibt sich zu erken-nen, die zwei gestehen einanderihre Liebe. Doch da ist noch einMann. Pedro ist ihr nachgereist,

er will ihre Liebe. Und ihr Geld.Wird das gutgehen? Es wird.

Dafür sorgen der Regisseur(Leopold Huber) und der musi-kalische Leiter (Martin Baur), derChoreograph (Kinsun Chan) undder Bühnen- und Kostümbildner(Klaus Hellenstein); dafür sorgenzwei Solistinnen und fünf Solis-ten, Ensemble und Orchester;viele sind aus der Region, man-che seit Jahren dabei. Und dafürsorgen der Vorstand des VereinsOperette Sirnach und zahlloseHelfer, die eine solche Produk-tion alle drei Jahre erst möglichmachen.

Treu: Publikum und Sponsoren«Maske in Blau» kostet rund

eine Million. Sechs von zehnFranken bringen die Zuschauerein, sechs von zehn Karten sindbereits verkauft, und die Unter-stützung durch die Sponsoren

sei «höher als erwartet», hiess esan der Hauptprobe am Montag.

Leopold Huber, Co-Leiter desSee-Burgtheaters in Kreuzlin-gen, inszeniert bereits die dritteOperette in Sirnach. Als er denStoff gelesen hatte, habe er sichgefragt: «Naja, was machen wirdaraus?» Griffig sei diese Revue-Operette, weil nicht Literatur,sondern direkt für die Bühne ge-schrieben. «Die Operette ist alsoberflächlich verschrien, dochdas stimmt nur teilweise.» Dennhinter der Operette stecke dasVolkstheater und hinter demVolkstheater stecke die Comme-dia dell’arte. Hubers Domänen.

Rothenberger im HinterkopfHuber packt einen gehörigen

Schuss Ironie in seine Inszenie-rung (siehe Ausgabe vom 27.12.),spielt mit den Gegensätzen Fik-tion und Realität, will «unterhal-

ten ohne Reue». Und AusstatterKlaus Hellenstein sagt: «Ich hatteAnneliese Rothenberger im Hin-terkopf. Ich will eine Glamour-welt erschaffen wie in einemFernsehstudio.»

Bild: Urs Bucher

«Maske in Blau»: Evelyne (Petra Halper), Armando (Reto Hofstetter).

FINISSAGE

Ernte 2015

SCHAFFHAUSEN. Die jurierte Jah-resausstellung «Ernte» im Kunst-museum vereint alle zwei JahreWerke von Schaffhauser Künst-lern und gibt mit 20 Positioneneinen Einblick in das aktuelleKunstschaffen der Region.Bis 10.1. (Führung 11.30 Uhr);Di–So, 11–17 Uhr

Florian Schwarz

KONSTANZ. Die Fotografien «Closeby and far beyond. Portraits fromalong the way» sind bis 11. Ja-nuar auf grossen Plakaten alstemporäre Installation in derStadt zu sehen. Schwarz eröffnetseine Ausstellung am 8. Januarum 19 Uhr im Gewölbekeller desKulturzentrums am Münster.

Letzte KUB-ArenaBREGENZ. Zum Abschluss derAusstellung «Yes & No» der NewYorker Künstlerin Amy Sillman –der letzten Ausstellung im Rah-men der KUB-Arena überhaupt –führt Kuratorin Eva Birkenstockdurch die Ausstellung (8.1., 17Uhr), dann unterhält sich dieKünstlerin mit dem New YorkerPsychoanalytiker David Lichten-stein (9.1., 18 Uhr).Bis 10.1., Kunsthaus

Anton HenningFRIEDRICHSHAFEN. Zur Finissagevon «Anton Henning – Malereiohne Skrupel» im Zeppelin-Mu-seum referiert Kunstwissen-schafter und MedientheoretikerWolfgang Ullrich über Hennin,gder die Geschichte der moder-nen Malerei wie kaum ein ande-rer zeitgenössischer Künstlerverinnerlicht hat.So, 10.1., 11 Uhr

«Wings» mit HarfeWINTERTHUR. Rigolo Swiss Nou-veau Cirque verlängert seinGastspiel von «Wings In MyHeart» bis zum 28. Januar. Heuteund morgen tritt zudem RüdigerOppermann auf, der «DeutscheMeister der keltischen Harfe».Halle 52 (Do–So); www.rigolo.ch

Führung zu Wilhelm Volz

KONSTANZ. Die Städtische Wes-senberg-Galerie bietet zur Aus-stellung «Wilhelm Volz. 1855–1901. Märchen, Mythos & Musik»heute um 15 Uhr eine öffentlicheFührung an.

Operette SirnachMaske in Blau

Premiere: Sa, 9.1., 18 Uhr23 Aufführungen bis 19.3.Beginn: Fr 19.30, Sa 19,So 15.30 Uhr (Premiere undDerniere 18 Uhr)Dauer: 2.5 StundenSpielort: GemeindezentrumDreitannenReservationen: 0719663366(Do–Sa 15.30–18.30 Uhr,www.operette-sirnach.ch,Schalter Gemeindezentrum

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