Antwort auf Hrn. Dumas's Rechtfertigung wegen eines Plagiats

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L i r b i g , Ankcoti utif llplrrr Dumas's Bechtfwtigufig eta !%I

das Gas aitgefangen wird, wenn es nocltmab cmciwint, urn es sodann einttr ge~iaitea chemischn Pnifung iirilcrwerfen zu kiinnen.

Aqonommen, die Irrlicliler hestekn aus hrennendwi Gascn, so kann man nach der beschriebe~ien Bcobachlunp niit (;tun4 anpebm, die Entziindung der h e lcijnnc- durch iiatiirlich yor- komntetides. wlbstentzundiches Phosphunvuwerstoffgns gt-sciiehen.

Carlsruhe, den 30. Octokr IMi.

-Antwort auf Hrn. Dumas's Rechtf'ertigiii~g') wegen eines Ylagiats ;

yon .I. Liebig.

So wierlenvbrtig e% Firr niich auch ist. tnicli in einett Priori- tiitsstreit niit Hemt 1) ulna s einaiilassen ~ so kiwi1 i d i ,jetzf,

wo dcr Gcgenstand ZIV iilfentlichen Besprechung pckotimen is$ die Gninde nicht wrenthnltcrr, wclche den Yowurf tics Plqiats ZII niotiviren rrrniCgen.

Ich liitbe itn Witttetsernestcr 1840/,, die Suhstanz meim Vortrags alter Jiv Aiiwcn&ing d t ~ orgamschen Clicmic auI Thier- physiologie u n t l Pathologic, iticinen detiinlipen Zuhitrwn in der Foriii Ton si&n Propositiuiicn , A n f q F'ebrunr, diktirt; tlieses Pihiat ndan den Rauni yon 18 cng gewbriebc.nen Quart- seiteti eiii, i d utnfdslc demnticli etwas nrclir als die b l o b .tiitthcilring tliescr Propositionen.

lcli Iiutte schoii dainals die ?\lrsicht, ein kleines Wcrk Uber clieniisclle Tlticrphysiologie heraaszugebcti und da tlic Sclillsse, zn tlencii icli gelangtc, tleii lierrsclicndeti Ansiclitell iibcr Ernah- rung, Reapinttioti etc. sclinurstracks entgegeii wwen , uttd eine ubereilte Publication in so wirhligen Dingen mir cine Art von

*) A n d e s de chimie T. IV. p. 115.

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\'crcehm pegen dio WisscnschsIt ni seyn schicn, so santltt! icll zu dcrsc:!ben Xeit (also iin Anfang des Jahrcs 1541) das ohen crniiliiite Diktat an drci der arisgezcichnetsten mir befrctindetcn Pliysiologen Drutschlands und zwer nn die Herm Professoren \IiiII<:r in Berlin, T it!di?mann in Fieiticlberg i d IVagn er in Giitliiigcn., uni mir ihren M I i tind die Erfahrtmgen ni . er -

bittcii , wrlchc in p!iysiologischer Hinsicht .:meinen Ansicliten denkberer Wcise rnfgcg.cn wiircii.

l!nlcr einer dicser l'roposilioiien liandclte ich den Respira- lionsprozcfs ab und die Beziehuiigai dcr Cdlc als Respirations- niittcl.

Ilic zwcile Proposition hciht : die ~icks fo~ ta l t i gcn Nah- rwii+wtiitlel uiis drvr P/lirnzenrcirha siiid idenlisch in iluer Zu- SdiWIlCliSCtZUfl~ [nit tkri Bestmtdtlreilen des B1irlt.s.

Eine andere: Zuckm, Ainy lm, G'uimi siiid Leine Sah- niiigsi~iitlel, sic dieiicn zur Uildung dcs Fettes und Z I I ~ kspi- ration.

Da nun im WiHterseniestcr 18*0/,, unter nieinLn Zuhorern sich cin trelllicher junger Chemiker befimd, der iiiir son D u m a s selbst, einpfnhlen war, (Hcrr Narignac aus Genf, Be- genwiirtig Professor dcr Cheinie in Genf, damals nucli Eleve der Bergsclide in Paris) und diescr junge Mann, Endc Februar 1841 nach Pans zuriicbreiste, so 'hatte ich allen Gmid zu glauben, tlafs mine Ansichtcn den fraluziisixheli Chernikcrn , nariientlich Ilerrn Dumas, niclit unbekannt gcWicben waren.

Zu diescr Zeit, oder etwas spater erschien dio Arbeit der llemn D u m a s und Boussingault fiber die Zusenimenselzung tier Lull, sic war von Betrachtungcn uber die Ursaellcn des constanten Saucrstoni.er~ritltnisscs dcr Atlnosphiire begleitet , welche, iiian kann beinaiic sugen .cv6rtlich, in dem \.on lrrir

yublizirtcn Werke *La chimie . organique tlppliquee h l'agriculturo el a la physiologic,. Paris, Fortill, Masson b. COIIIP. iw, cuthallcn sind.

Licatig, Atitirort t i o f Ifrrrn ni in ius*s ~ t c / ~ t j ; l ~ ~ ~ p , , , ! l

tcegm eines Plagido. 353

Zu diesem Unrechte fiigte Herr D u m a s ein zweites, denn in von ihm Ende Au,gst publizirten Vorlesung entwickelte er den Ernalmmngsprocefs iin Thiere mit Zugrundelegung mciner eignen und den in Giefsen angcstellten Forschungen i i ier die Zusammensetzung der stickstoffhaltigen vegetabilischen Nahrungs- mittel, ohne die Grundlage zu nennen, die ihn zu seinen Schliis- sen berechtigte.

Ich sage, es waren nwine Forschungen, weil sich erstens Herr D u m a s ntrnals mit der .4nalyse des Pflanzenfibrins, -Al- bumins, -Casein's bcschifiigt hat; weil zmeikns , die Ana- lysen des Klebers und Pflanzenalbumins von Herrn B o u s s i n g a u l t eine yon der des Fibrins und Albuniins im Blute abweichende Zusammensetzung ergeben haben und weil drittens Herr Durn a s vor den1 Jahr iMi keine Analysen des Blutes oder des Fibrins und Albumins im Blute angestellt hat.

Ich bitte wohl zu beachten, dafs es in Paris als eine Art yon nothwendigem Schutz angosellen wird , die unhedeutendste neue Erfatirung oder Thatsache sogleich der Publicitnt ZII fiber- geben oder der Akademic niitzutheilen, dafs wenn also eine der wichtigstcln und fur die Pbysiologie erfolgrciclisten Entdecliun- g e n , die Entdeckung narnlich dcr Gleichheit in d r r Zusnmmen- sebung dcs Pflnnzen- Fibrins, -.4lburnins und -Caseins mit den Blutbestandtheileu, der hkademie in Paris nicht mitgetheilt wird, so kanii man daraus den sichern Schlufs ziehen, dafs keine linter- suchungen in Frankreich daniber gemacht morden sind. H ~ R N u l d e r hatte zwar vor mir Protein als ein Produkt der Zersctzung des Pflanzenalbumins erhalten allein auch Horn liefei-t mit Kali hehandelt Protein, ohne dafs hieraus geschlossen werden kann, dafs Horn identisch rnit Fibrin oder Albumin ist.

Ehe sich Herr Pr. D e n i s nn mich wandte um ZIV Stiitze seiner wichtigen Entdeckung iiber die Verwandiung des Blut- Fibrins in Albumin und Casein eine vergleichende Analyse des

Annal. d. Chemie u. P h m . XLI. Ma. 3. Heft. 23

Fibrins und Blutserums zu veranlassen, waren ron ihm olle iMiUel erschopll, uin die Pariser Cheiniker zu dicser Unlersuchuiig zu rermcigen, j a die von ihni entdeckte Thatsache, ich bittc: wolil zu beachten, eine Thatsache, war der Gegenstand des Spltes und Hohnes der Pariser Chemiker nnd Physiologen zu- samniengeriomrnen; und nun kommt einer daron und will be- Impten , dafs niclit nut' die Identitiit des Blutfibrins und Alhu- milis, welche seit drei Jahren durcli M u l d e r dargelhan war, iieh aucli die IdentiBt der stickstoff hattigen Pflanzenstttfft., vor dcri. in dern hiesigen Laboratorium unternommenen Untersuchun- gen ~ welclic Jalirc in Anspruch nuhmen, in Paris bekannt und nls cine auqernaclite Wahrheit angenommen gewesen szy.

IIm D u m a s ist nicht gewohnt, sriiie Untersuchungen allein zii machen, er bedient sicli ~ R Z U gutmiitliiger Gehulfen, welche seinen Tiscli niit Speisen besetzen die sie zuhereitei: und sic11 niit den Brockcn bcgnugen, die davon abfallen. Wer ist es dciin, der niit ilim die Zusammensetzung der genannten stickstofkbettigeri Pflanzenstolfe \-or dun1 Jahr 1841 ermiltelt hat? Jetzt, ivo er sieht, welchen Nutzen er AUS den Erfidhrungcn und Arbeiten des Herrn B o u s s i n g a u l t zu ziehen vermag, dcr ohne seine Hiilfe zu seinen wiclitigen urid schatsbaren Resultaten zu gelnngen wufste, jetzt escamotirt er ihin rlas 'Instrument RUS dcr Hand und wili uiis glaoben iriachen, als ob nur er dirauf zn spielen verstande. Wiihrend Herr D u m a s seine Iifiti? in werth- losen Spekulationen iiber Substitutionsthcorie zersplittcrte , hdben wir in Deutschland neue Gruben er6ffnet , deren Bedeuliing icli selbst ihrn in diesen Annaien Bd. XXXVIII. S. 193. zum klaren Bc- wufstseyn gebracht habe. Erst seit dieser Zeit hat sich Herr Uu- m a s diesen Rictitungen zugewendet, aber giebt ihrn diese Hcrablas- sung das Recht sich unserer E n e zu berniichtigen? Warum hat denn Herr D u m a s den Knoten niclit zerhauen zur Zeit, wo es ein Verdienst gewesen wiire, seine gegenwartigen Ansichten gel- tend zu inachen, wo er wit ansah und gescheheu lid, d d s sich

toqen eiries Plaqka&. 355

seine. Collegen in der Ahadeniio in den Fragen iiher die Fahr- hanigkeit der thirrischen Gallerte vor den Augen der Welt pro- stituirten?! Er that es nicht, weil itim d s ~ Verstiindriifs erst spiiler aufgeschlossen wurde , weil ihm vallig unbckannt war, welche Bestoiidheile der Pflanzen in der Blutbildung Antheil nehnten.

Wie ist denn Herr D u m a s zu der Formcl C,8. H,, N,, O , , fir Fibrin und Albumin gekomnten? Diese Formel driickt niim- lieh kein Atomgewicht aus, sondern ich habe sie aus der Zu- sammensetzung der Choleinsaiire und dcr Harnslure construirt, sie ist der Ausdruck einer Combination, die sich auf die Ana- lyse des Blutes stiitzt, und kann nur durch dicse Combination gerechtfertigt werden.

Was die Ansicht des H e m D u m a s uber den Respirations- procefs betrim, so Itat lenge vor ihm und mir die fnlnz6sische und dcutsche Physiologie die Meinung L a v o i s i e r ' s , dafs in der Lunge selbst ein I'urbrcnnungsprocefs vor sich gehe, als falsch crknniit und in allcn ncuern physiologischen Werken ist ange- nonimen, dufs (lie Wdrrncentwickclung, soweit sie von dem Blute abhiingig sey, (denn man srichte sic noch andcrwirts) nicht in den grotsen Bliitkaiialen, sondern in den feinsten Gefiifsen statt- finden iniisse.

Was Herr D u m a s zur Begriindung seiner Ansichten in der Form ron unmotivirten Meinungen, die er bei diesem und jenem Bericlite gegufsert ha t , anhhrt , finde ich unpassend und unwiir- dig, weil sie sich niclit auf Unlersuchungen stiitzen. Dergleichen Meinungen werden t r k zurn Gegcnstande einer Widerlegung gemaclit, ebcn weil es nur Meinungen sind und sie dfirfen defs- hrlb aiclit als Beweise gelten, um Ansichten zu s t w e n , die keinen experimentellen Hintergrund haben.

Die letzte Bemerkung, (denn die iibrigen sind keiner Er- iriihnung werth) die ich zu maclien habe, betrim die SchlW

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356 L i e b i g , Anluort auf H m n Diinias's Rerlrtfertrjrung.

des Herrn Dumas iiber den Uqmng des Stidrstoffs in dm Pflanzcn. Herr D n m a s fihrt a n , dafs ihn die Angabe des Herrn S c h a t t e n m a n n fiber die Gnst ige Wirkung der Ammoniak- salzc auf die Vegetation, welche vor der Bekanntmachung m e t nes Buches zu seiner KenntniFs gekommen sey, verahlafst habe, die Quelle des Stickstolfs dem Ammoniali zuzusclirciben.

Was nun die Angabe des Herrn S c h a t t e n n i a i i n belriffl, so zeigt sie nur , wio iuibekarint ihm, Herr11 D u m a s , und den franaijsisclien Ockotiooien die Erfahrungm sind , die man in Ilclgien, in Deutschland und England seit so langer Zeit iiber deli Einflufs dcs UFins und der Ammoniaksalze auf die l'cgeb-

tion gemacht hat, schon H. Davy fuhrt in seiner 1814 er- schienenrn Agriculturchernie an, dafs vor allern gihwtig sich das liolilensaure Animoniak gezeigt habe, und sclbst aus dem ,Allgemeinen hnzeiger der Deutschen,'. einer ZeitschriR, welche alles dem Leben urid den Gewerhen Mutziiche bespricht, kiinnen empfehlende Artiliel uber die gtiilstige Wirkung des scliwefel- sauren Ammoniaks citirt werden, und es sollte mich nicht wan- dern, wenn gerade durch dieses Blatt Herr S c h a t t e n n i a n n , (ein Elsgfser, Besitzer des ausgezeichneten Alsunwerkes bei Biixweiler) vemnlafst wurde, vergleichende Versuche anzustellen.

Ob nun abrr aus den1 Stickstoff des schuefelsauren Am- moniaks , was Herr S c ha t t e n m a n n als Dungmittel anwttndte, verniinftigenveise Schliisse gezogen werden konnten oder durf- ten, iiber den Ursprung des Stickstotfs in den Pflanzen der Ur- wilder Brasiliens , ehe meine Untersuchung iiber den Aminoniak- gelialt des Regenwassers bekannt ivurde, darhber wird Niemand im ZvveiFel seyn. Diese Schltisse konnten vorher keine Geltung haben.

Meirie Unterstichung des Regenwassers w a r viele Monate vorher bekannt, ehe sie durch mein Buch verbreitet wurde, sie w a r auch Herrn D u m a s friiher bekannt; es ist wenigstens nicht wahrscheinlich , dafs Herr B o us s i n g a u 1 t die Kenntnifs dersel-

I; i cb ig, Milsclrerlicli mid die (~~hrull~.slkeor.ie. 351

ben 6t?inein Mitarbeiier ini Felde der Ylqsiologie vorentlialten hat, da er lange vor der Publikation meincs Buches, sich ver- d a f , fmd , eine Correspondenz dariiber mit iiiir anzukniipfen.

Was die Rleinung betrifl1, dafs in der Vegetation Wasser zerselzt wcrde, so bedurfte es der Versuclie des Hrn. Boussin- g a u l t iiicht, UUI sie ale cine ausgcmdchte Wahrheit aiuusehen, iii lieiner oinzigen phpiologisclien odor chcmischen Schria ist je bezwcifclt worden, dafs iiur das Wasser den Pflanzen den WMS- serstolf zur Bildung des Wachses, des Terpentiiidls etc., so wie zu allen wasserstoffhalligen Bestaiidllieileii liefern kaim Die Beweise fur so schlagendc Beobaclitiingcii und Thatsachen, wie bit! S a us su r e gelicfert hat, in ricuen Experimenten zu suchen, ist eiiic Krankheit, init der die Yliysiologeii von jeher heimge- such1 worden sind. J. r..

Mitucherl ich und die Ghrungst.beorie.

In eineni voni IIerrn Mitscherlicli vor der Akadeniie in Berlin gehaltenen Vortrag , welclier gegen ineine Ansicht uber die Fiuliiifs und Gahmng gcriclitet ist, benutzt derselbe einige leicht zu erklarende Thatsachen, urn die Existenz der katalyti- scheii Kraft in eiiier neiien Form auhecht zu erhalten.

Icli bemerke H e m Yitscherlich, dafs alle seine Bewoisc keinen Wertti haben, so lange der Grundstein seiner Ansicht niclit feststeht; ehe er also erkliirt haben wird, warum die Aethermi- schung bei i40° uod nicht bci 780 (dem Kochpunkt des Nkohols) siedet ehe cr uns dio katalytischc Wirhng eines Sandkorns ailscinandcr setzt, durch welches das Knallsilbcr zum Verputt'en gebracht wird, will ich niir (lit. hliilic niclit geben, in eine niihore Betraclitung seiner Versuche cinzugchcn. Ich rathe ihni iibrigens seine Theorie auf die MilchgChrung nicbt auszudehnen, damit

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