Beitrag zur Kenntniss des rothen und grauen Gneisses des Erzgebirges

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232 Q u i ra c k e , Bur Kmnhifs des Gneifses

Beitrag zur Kenntnifs des rothen und grauen Gneifses des Erzgebirges ;

von G. Quincke.

Auf den Unterschied, der zwischen den verschiedenen Gneifsen des Erzgebirges besteht , und die Thatsache, dafs man zwei vollstandig getrennte Hauptgruppen , den rothen und grauen Gneirs, bei denselben unterscheiden kann , hat zuerst Herr Mi i l l e r in L e o n h a r d und Bronn ' s Jahrbuch fur Mineralogie $1 aufinerksarn gemacht. Der rothe und der graue Gneifs bilden nach diesen Untersuchungen zwei (lurch petrographische Beschaffenheit und Structurverhaltnisse, sowie wahrscheinlich auch durch ihr Alter verschiedene Gesteine, so dafs die Varietaten einer jeden der beiden Gruppen unter sich durch petrographische Uebergange und dieselbe Archi- tectur zusanimengehorige Gneirsregionen bilden , die von denen der anderen Groppe durch scharfe Grenzen getrennt sind.

Die Moglichkeit, auch in chernischer Beziehung zwischen diesen beiden Gneifsgruppen einen Unterschied nachzaweisen, wird wesentlich durch das von Prof. B n n s e n **I aufgestellte Gesetz der vulkanischen Gesteinsbildungen gegeben , dern eine sehr grofse Zahl von alteren und jiingeren Gesteinen unterworfen ist, wie viele im Laboratorium desselben aus- gefuhrte, zurn Thcil noch niclit veroffentlichte Analysen be- weisen. Trotz der grofsen Mannigfaltigkeit , welche sich in den Gesteinsvarietaten solcher Gruppen auszusprechen pflegt und die anch bei diesen Gneifsen des Erzgebirges in ihren

*) 1850, S. 592. **) Pugg. Ann. LXXXIl l , 197.

des Emgebirges.

Structur - und Mischungsverhaltnissen stattfindet, lafst sich doch mit Hulfe jenes Gesetzes schon aus der Analyse der wichtigsten Gesteine einer solchen Gruppe die Frage ent- scheiden, ob die Bildungen derselben ausschliefslich plutoni- schen Ursprungs sind, oder ob sie im Laufe der geologischen Perioden eine Metamorphose erfahren haben. Erst wenn diese Frage mit Sicherheit fur eine griifsere Anzahl von Ge- steinen entschieden ist , wird eine tiefere Einsicht in das Wesen solcher Umbildungen zu hoffen sein, die auf mehr als blofse hypothetische Voraussetzungen gestiitzt ist.

Um in diesem Sinne zu dem noch fehlenden experimen- tellen Material einen kleinen Beitrag zu liefern, veranlafstc mich Hr. Prof. B u n s e n , die hier mitgetheilten Analysen der hauptsachlichsten Gneifsvarietaten des Erzgebirges auszufiih- pen. Das Material zu denselben hatte Hr. Prof. B u n s e n durch Hrn. C o t t a erhalten, der dasselbe auf einer Excursion im Annaberger Revier, deren Resultate in L e o n h a r d und B r o n n’s Jahrbuch fur Mineralogie*) rnitgetheilt sind, gesam- melt und mit Rucksicht auf eine chemische Untersuchung ansgewahlt hatte. Die bei den folgenden Analysen in Pa- renthese stehenden Zahlen beziehen sich auf diese Mit- theilung.

Ich gebe zunachst die Analyse derjenigen Varietlt des rothen Gneifses, die dem Granit am nachsten steht und pe- trographisch zu demselben gerechnet werden kann.

A.

(5) . Gneifs, granitahnlich, zum rothen gehorig, zwischen Laubsdorf und Eppendorf ; ein gleichmafsiges, feinkorniges Gernenge von rothem Feldspath mit Quarz und grauem Glimmer.

*) 1853, S. 39.

2% Q ~ 2 ' 7 1 c k e , atGr Kmntnifs dss Giteifses

Gefunden Berechnet *) Kieselerde 76,28 75,66 Thonerde 14,17 (

Kallrerde 1,i4 Magnesia 0,4 1 Kali 4,18

Eisenoxydul 2,04 \ 16,21 14,80

f $31 0,52 3,11

Natron 1,78 4,lO 100,oo 100,OO.

Dick Gestein enthalt auf 1 Theil tiormaltrachptisches nur 0,0373 normalpyroxenisches Gestein.

B. (3). Gneirs , granitahnlich, wie der vorige, zum rothen

gehtirig, zwischen Metzdorf und Flohe am rechten Gehange. Nach einer von Hrn. Dr. E a s t e r ausgefuhrten Analyse, bei welcher die Thonerde durch den Verlust bestimmt ist,

Gefunden Berechnet Kieselerde 75,61 75,52

} t3,71 Thonerde Eisenoxydul Kallrerde 2,27 Magnesia 1 , l i Kali 3,95

14,71

1,75 0,48 3,12

Natron 3,35 4,21 100,OO 99,99.

Dieser Gneik enthalt auf 1 Theil normaltrachytisches 0,0309 normalpyroxenisches Gestein.

Diese beiden Gesteine A und B stimmen, wie man sieht, fast genau mit der normaltrachytischen Zusammensetzung uberein, wie sie sich denn auch petrographisch dem wahren Granit am meisten nahern. Es folgt daraus, dafs sie ur- sprungliche Gesteine und noch von keiner Metamorphose be- riihrt sind.

Diesen normaltrachytischen Endgliedern reihen sich nun

*) Diese Zahlen sind nach der Methode der kleinsten Quadrate be- rechnet.

des Ersgsbirges. 235

andere Gesteine an, die, wie es bei den jungeren plutoni- schen Gebilden der Fall ist, sich in jene Endglieder verflofsen und granitische Mischlingsgesteine sind. Ein solches ist ein Gestein, das von C o t t a ebenfalls mit (3) bezeichnet ist :

C. Gneirs, granitahnlich wie B, nur dichter und fester,

von derselben Localitat wie B, ebenfalls zum rothen gehorig. (3).

Gefunden Kieselerde 73,88 Thonerde Eisenoxydul Kallrerde 1,13 Magnesia 0,54 Kali 4.57

':$!! 16,98

Natron 2,90 100,oo

Berechnet 73,83

15,82

2,49 0,95 2,94 3;96

99,99. I____

Dieses Gestein enthalt auf 2 Theil normaltrachytisches 0,2124 normalpyroxenisches. Ihin reiht sich eine andere Gebirgsart an, die ebenfalls zum rothen Gneil's von M i i l l e r gerechnet wird, von N a u m a n n aber Glirnmertrapp genannt worden ist, von einer Localitat zwischen Metzdorf und Thie- mendorf bei Oederan.

D. (1). Glimmertrapp, zum rothen Gneifs gehorig, grau

und feinkornig. Gefunden

Kieselerde 72,74 Thonerde Eisenoxydul 4,12 137g'} 18,03

Berechnet 71,88

16,94

Kallrerde 2,99 3,21 Magnesia 1,66 1,40 Hali 1,70 2,77 Natron 29% 3380

100,oo 100,oo.

Dieses Gestein enthllt auf 1 Theil normaltrachytisches 0,2045 normalpyroxenisches.

236 Q u i n c k e , zur Kenntriifs des Grieifses

Ganz im Gegensatz zu diesen krystalliniscli - granitischen Gesteinen steht nun eine Reihe Gebirgsarten, die rnineralo- gisch und petrographisch eine mehr glirnmerschieferartige Beschaffenheit und eine von den vorigen so abweichende Zu- samrnensetzung zeigen, dab sie nothwendiger Weise anderen Ursprungs sein mussen. So wechselt der niit A bezeichnete Gneifs von einer Localitat zwischen Laubsdorf und Thiemen- dorf bei Oederan mit einem glimmerschieferahnlichen Gestein ab, in welchem Feldspath nnd Granat eingesprengt sind und das von C o t t a mit (7) bezeichnet worden ist.

E. Kieselerde 65,.17 Thonerde 2 i,83 Eisenoxydul 5,98 Hallterde 0.90 Magnesia 1 ;86 Hali 3,07 Natron 1.18

99,99.

Dieses Gestein enlhalt also viel mehr Thonerde und Ei- senoxydul und viel zu wenig Kalkerde, als scinem Kieselerde- gehalt entsprechen wurde, wenn es dem obigen Gesetze folgte. Aufserdem ist der Magnesiagehalt in ihm grofser als der Kalkerdegehalt, was bei den dem Gesetze folgenden Gebirgsarten nicht der Fall ist.

Fast ganz dieselbe Zusammensetzung zeigte auch ein Handstuck (8) von derselben Localitat, das nur durch seine rolhe Farbe von E verschieden war und wie die Analyse zeigt nur etwas mehr Eisenoxydul und weniger Thonerde enthalt.

F. Hieselerde 65,69 Thonerde f9,85 Eisenoxytlul 8,72 Kallterde 0.85 Magnesia 0;90 Kali 2,54 Xatron 1 ;24

99,99.

des Erzgebirges. 237

Diese Varietaten E und F des r-othen Gneifses stehen in ihrer Zusammensetzung dem Freiberger grauen Gneifse sehr nahe, dessen normalste und gewohnlichste Varietlt (1 1) fol- gende Zusammensetzung zeigte.

G. Kieselerde Thonerde Eisenoxydul Kallterde Magnesia Kali Natron -

66,04 16,lO 5,77 230 2,16 3,95 3,18

100,oo.

Auch bei diesem Gestein ist der Gchalt an Eisenoxydul und Thonerde grofser , als die Kieselerdemenge fordern wurde, wenn das Gestein dem Gesetz folgte. Ebenso ist der Kalkerdegehalt zu klein und Magnesia nur unbedeutend we- niger als Kalkerde vorhanden.

Diese Analysen zeigen nun eine aurserordentliche Aehn- lichkeit mit Analysen von Thonschiefern und Gebirgsarten, die in Gesteine von entschieden plutonischem Character ohne Aenderung ihrer Zusammensetzung ubergehen und von denen Dr. C a r i u s *) nachgewiesen h a t , daQ sie metamor- phische Thonschiefer sind. Ich will hier ein paar Analysen von Thonschiefern folgen lassen , die von Localitaten her- riihren , in deren Nahe keine plutonischen krystallinischen Gebilde vorkommen, welche eine Metamorphose bewirkt haben kiinnten.

1. 1st eine Analyse von Thonschiefer aus dem Glalzer Uebergangsgebirge , wie sit? B i s c h o f f in seinem Lehrbucli der chemischen und physikalischen Geologie (Bonn 1850, 11, S. 995) anfuhrt.

*) Diese Annalen XCIV, 45 ff.

238 Q ti in c k e , rur Kmrztreifs des Gneifses

2. 1st ein Thonschiefer vom oberen Vorwerk bei Len- genfeld aus der Nahe von Eichgriin in Sachsen, aus dem die unter 3, 4 und 5 angefuhrten Gesteine durch Metamorphose entstanden sind.

Kieselerde Thonerde Eisenoxydul Manganoxydul Kallterde Magnesia Kali Natron

i . 64,lt 20,31

89% -

0,57 1,iz

99,99

2. 60,38 22,44

6,93 0,28 0,24 3,67 3,91 2,i 5

100,oo.

Die folgenden Analysen 3, 4 und 5 beziehen sich auf metnmorphische Thonschiefer , die, wie Dr. C a r i us a. a. 0. gezeigt hat , durch Metamorphose des Gcsteins 2 entstandeu sind und deren Vorkomtnen in der angefuhrten Ahhandlung S. 51 ff. beschrieben ist, wo sie auch mit den Nummern 3, 4 und 5 bezeichnet sind :

3. Kieselerde 62,32 Thonerde 24,74 Eisenoxydul 5,85 Manganoxydul 0,29 Kallierde 0,42 Magnesia 1,83 Kali 3,75 Natron 0,so

100,oo

4. 65,85 2040 5,14 0,56 0,40 1,67 437 1,91

100,oo

5. 61,47 24,69 6,59 0,14

1,92 2,87 2,14

0,is

100,oo.

Alle diese Analysen zeigen grofse Aehnlichkeit mit un- seren Gneifsanalysen E, F und G. Bei ihnen ist auch der Eisen- oxydul- und Thonerdegehalt griifser im Vcrhaltnifs Zuni Ge- halt an Kieselerde, wie er sein miil'ste , wenn die Gebirgs- arten dem B u n s en'schen Gesetzc folgten, der Kalkerdegehalt zu lrlein und auch ger inger als die Magnesia. Unsere Gneifse

des Erqebirgeb. 239

E, F und G nahern sich also in ihrer Durchschnittszusam- mensetzung gewissen Thonschiefern aufserordentlich, so dafs man sie, ebenso wie die unter 3, 4 und 5 aufgefuhrten Ge- steine , fur metamorphische Thonschiefer halten mochte, wie sie die Gneifsbildungen so haufig zeigen.

Wollen wir aus diesen wenigen Analysen einen Schlufs auf die chemische Zusainmensctzung der Gneifsvarietaten des Erzgebirges ziehen , so scheint daraus hervorzugehen, dals ein Theil der zum rothen Gneifs gerechneten Varietaten ur- sprungliche plutonische Gesteine sind; dars dagegen ein an- derer Theil der Varietaten des rothen Gneifses und der graue Gneifs metamorphischc Thonschiefer sind, bei denen, wie zwischen Laubsdorf und Eppendorf, die mit ihnen zu- sarrimen vorkomrnenden urspriinglichen plutonischen Gesteine (A) diese Umwandlung herbeifiihrten. In welcher Weise diese Urnwandlungen vor sich gegangen sind, ob an Ort und Stelle oder unter von den1 jelzigen Vorkommen yanz abweichenden Verhaltnissen, das ist eine Frage, deren Losung einer Zeit vorbehalten bleiben mufs, wo umfasseridere Beobaclitungen diesen Gegenstand mehr anfgeklirt haben.

Es mogen hier noch die Resultate der von niir angestell- ten Analysen folgen, wie sie unmittelbar aus den Wagungen abgeleitet sind :

Kieselerde Thonerde Eisenoxydul Kalkerde Magnesia Kali Natron Gliihverlust

A. 75,91 14,11 2,03 1,14 0,40 4,16 1,77 1,16

C. 74,46 15,22 1,89 1,13 0,55 4,61 2,93 1,15

D. 73,96 14,14

4,19 3,04 1,69 1,73 2,93 f ,30

100,65 101,94 102,98

240 Ch i o zi zi a , Nothen aus dem chmischen

Kieselerde Thonerde Eisenox ydul Kalkerde Magnesia Kali Natron Gltihverlust -

E. 63,11 21,14 5,79 0,87 1,81 2,98 1,14 3,21

100,05

F. 65,09 19,61 8,6 1 0,84 0,89 2,51 1,22 4 1 1

102,88

G. 66,46 16,20 5,81 2,82 2,t a 3,98 3,20

102,23. 1,59

Not,iaen ails dem chemisclien Laboratorium zu Mailand ;

von L. Chiozza. (Brietliche Mittheiluug.)

Einwirkung der salpetrigen Saure auf Naphtylarniti.

Hr. R. G a n a h l hat einige Versuche rnit dem Naphtyl- aniin angestellt. Leitet man salpetrige Darnpfe in ein Gemenge von Naphtylamin und etwas Wasser, so inacht sich sogleich eine Gasentwickelung bemerkbar, die auf einer Zersetzung des Naphtylamins beruht; die Masse farbt sich blau nnd dann allmalig purpurfarben, durch die Bildung d e s von P i r i a als Naphtamein bezeichneten Oxydationsprodncts. Bei langer an- dauernder Einwirkung der salpetrigen Saure erhalt man einen harzartigen Riickstand nebst einer kleinen Menge eines kry- stallinischen Pulvers , das sich leicht und unter citrongelber Farbung in Alkohol auflost.

Man erhalt letztere Substanz leichter und reichlicher, wenn man mit Wasser befeuchtetes salpetersaures Naphtyl- amin derselben Behandlung unterwirft. In diesem Falle geht die Zersetzung schneller vor sich und es entwickelt sich

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