Biodiversität der (terrestrischen) Stadtfauna · PDF fileStraßenbäume 66 46 7...

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Biodiversität der (terrestrischen) Stadtfauna Peter Werner, Institut für Wohnen und Umwelt GmbH

2. Fachsymposium „Stadtgrün“ 11. - 12. Dezember 2013 in Berlin-Dahlem

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna 1

Biodiversität

der

(terrestrischen) Stadtfauna

Peter Werner

Institut Wohnen und Umwelt GmbH

und

Kompetenznetzwerk Stadtökologie - CONTUREC

2. Fachsymposium „Stadtgrün“

11. – 12. Dezember 2013 in Berlin-Dahlem

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Gliederung

1. Kenntnisse zur Stadtfauna

2. Zugänge

3. Artenreichtum und Merkmale der Stadtfauna

4. Säugetiere, Vögel und Wirbelose

5. Mensch-Natur-Kontakt

4

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Anzahl der Angaben (n=124)

Indikator genau geschätzt ohne

Gefäßpflanzen 53 37 28

Vögel 77 27 16

Tagfalter 55 26 33

Säugetiere 5 7

Fledermäuse 25 1

Amphibien 61 4

Reptilien 24 7

Fische 9 1

Heuschrecken 9 3

Libellen 11 3

Straßenbäume 66 46 7

Grünflächen je EW 79 27 17

Schutzgebiete 100 20 6

Ergebnisse Wettbewerb Bundeshauptstadt der Biodiversität

Kenntnisse

(ohne Fledermäuse)

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

30,0

35,0

40,0

45,0

% o

f a

ll r

eco

rde

d t

ax

a

Evans (2010)

Luck (2007)

capital award

Kenntnisse

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Stadt-Umland-Gradienten

(McKinney 2008)

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

y = 24,661x - 1,4632 R² = 0,1959

0

20

40

60

80

100

120

0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00

Tagfalter

y = 59,705x + 2,0156 R² = 0,2228

0

50

100

150

200

250

300

0,00 1,00 2,00 3,00 4,00

Brutvögel

y = 368,4x - 49,796 R² = 0,3565

0

200

400

600

800

1.000

1.200

1.400

1.600

0,00 1,00 2,00 3,00 4,00

Gefäßpflanzen

Arten-Areal-Kurven

X-Achse = log km² Stadtfläche Y-Achse = Artenzahlen

Quellen: u. a. IUCN/DUH, CBI, eigene Daten

„Cross-taxonomic studies are needed to better understand the different drivers of urban biodiversity.“ (Shwartz et al. 2013)

„Der Artenreichtum an Tagfaltern korrelierte positiv mit der Artenzahl an Vögeln und Gefäßpflanzen, aber es gab keine positive Korrelation zwischen dem Artenreichtum von Vögeln und Gefäßpflanzen.“ (Dallimer et al. 2012, eigene Übersetzung)

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Die Stadt in der Region

Die städtische Matrix

Grünflächen und grüne Infrastruktur

Zugänge

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Working Group – Comparative Urban Ecology

Mehr als 180 Städte weltweit ausgewertet

Komplette Artenlisten erfasst (Gefäßpflanzen bzw. Vögel – über

15.000 Pflanzen- und 2.500 Vogelarten)

Globaler Vergleich

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Einflussgrößen

Stadtmerkmale (z. B. Stadtgröße, Bevölkerung, Küsten-, Flussnähe,

Gebirge, Klima, Landnutzungsverteilung, Einkommensverhältnisse,

Stadtgeschichte, Umland usw.)

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Nearktis (grün), Palearktis (braun), Neotropis (gelb), Afrotropis

(blau), Orientalis (violett), and Australis (orange) - zoogeogr.

Regionen.

Regionaler Einfluss

0.0

0.2

0.4

0.6

0.8

1.0

Pro

port

ion

E N E N E N E N E N E N E N

All Realm

E = Exotic

N = Native

n 54

0.0

0.2

0.4

0.6

0.8

1.0

Pro

po

rtio

n

E N E N E N E N E N E N

All Regions

Vögel

Anteil nicht-einheimischer Pflanzenarten

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Einflussnahme

Direkte Einflussnahme

Indirekte Einflussnahme

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Hausgärten: in Großbritannien werden zwischen 19% und 27% der Stadtfläche von privaten Hausgärten eingenommen (Smith et al. 2006).

Fledermäuse: die effektive Größe eines Parks kann deutlich größer sein als die eigentliche Parkgröße, abhängig davon wie die Umgebung durchgrünt ist (Loeb et al. 2009).

Bedeutung der städtischen Matrix

‘‘Die Verbesserung der Qualität der Matrix kann

für den Schutz zahlreicher Arten von höherer

Bedeutung sein, als eine Veränderung der

Flächengrößen oder Flächenverteilung von

einzelnen Grünflächen…”

(Prugh et al. 2008, eigene Übersetzung)

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Städtische Park- und Grünflächen

Untersuchte städtische

Park- und Grünanlagen

in Flandern (Belgien)

Auf 0,03 % der Gesamt-

fläche sind

29 % aller wildwachsen-

den Gefäßpflanzen und

49 % aller Brutvögel

Flanderns zu finden

(Cornelis & Hermy 2004)

(Klaus Mehret)

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Anzahl Arten in

Städten

(Mitteleuropa)

Anzahl Arten

in

Deutschland

% Anteil

der Arten in

Städten

Coleoptera (Käfer) 1190 6492 18,3

Heteroptera (Wanzen) 360 865 41,6

Lepitoptera

(Schmetterlinge) 1800 3602 50,0

Diptera (Zweiflügler) 1668 9213 18,1

Vertebrata (Wirbeltiere 244 389 62,7

Amphibia (Amphibien) 10 20 50,0

Reptilia (Reptilien) 4 13 30,8

Aves (Vögel) 200 260 76,9

Mammalia (Säugetiere) 30 96 31,3

Artenreichtum der städtischen Fauna

Quellen: Klausnitzer 1998, Völk u. Blick 2004, BfN-Datenblätter Aufruf 08.12.13)

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Physiologische Toleranz

Große Verbreitungsareale

Generalisten (Nahrung, Ressourcen,…)

Hohe Reproduktions- und Überlebensrate

Anpassungsfähigkeit an anthropogene Aktivitäten

Wenige natürliche Feinde und Konkurrenten

Anpassungsfähigkeit an fragmentierte Landschaftsräume

Hohes Einwanderungspotenzial (leicht verändert nach Adams & Lindsay 2009)

Merkmale der städtischen Fauna

Medienwerkstatt Mühlacker wikipedia planetepassion.eu Volker Kirchberg

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Überlebensraum

(Schwarz & Flade 2000) Wikipedia.org

Great Tit (Parus major)

urban rural

Magpie (Pica pica)

urban rural

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Carnivore

Stadtpopulation Landpopulation

Überlebensrate

Jungtiere

Überlebensrate

Alttiere

Überlebensrate

Jungtiere

Überlebensrate

Alttiere

Amer. Rotfuchs 0,33 0,32 0,20 0,28

Rotluchs 0,83 0,82

Koyote 0,84 0,80 0,21 0,56

Eur. Dachs 0,36 0,64 0,71 0,80

Eur. Rotfuchs 0,40 0,48 0,41

Kitfuchs 0,92 0,51

Waschbär 0,54 0,74 0,66 0,70

Überlebensraum

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Interaktionen

Spitzenprädatoren regulieren Mesoprädatoren

Beispiel San Diego

Bei zunehmender Fragmentierung fällt der Koyote als Spitzenprädator

aus und die Dichte der Mesoprädatoren (z. B. Katzen) nimmt zu. Als

Folge reduziert sich die Vielfalt an buschbrütenden Vögeln.

Michael Ireland/Fotolia Scott Weese

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Säugetiere (Mammalia)

Kommensale, Nahrungs- und

Habitatgeneralisten

Häufigste Taxa

Langschwanzmäuse

Wühler

Fledermäuse

Fuchs

Igel

Eichhörnchen

Omnivoren, Carnivoren, Insectivoren

z. T. sehr hohe Bestandsdichten (R.

norvegicus, Mus sylvaticus, V. vulpes)

wikipedia

Packham

wikipedia

Vegetationsreiche, gut strukturierte Habitate (z. B. bieten am bodenliegene Holzstücke und Äste für

Kleinsäuger gute Schutzmöglichkeiten gegenüber Räubern), Konnektivität, Permeabilität und wenig Konkurrenz bzw. Gefährdung durch freilaufende

Hunde und Katzen sind wichtige Faktoren.

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Vögel (Aves)

Hohe Mobilität

Saisonale Effekte

Vögel der Felsenlandschaften und

Höhlenbrüter sind dominante Arten der

Innenstädte, wie z. B.

Haustaube/Felsentaube (Columba livia forma

domestica)

Mauersegler (Apus apus)

Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)

Sesshafte und soziale Arten

Granivoren und Omnivoren (Europa) bzw.

Granivoren und Frugivoren (Tropen)

wikipedia

O. Werner

Gelbscheitelbülbül, wikipedia

(Werner u. Zahner 2009)

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Vögel (Aves)

Veränderungen im Zugverhalten (z. B.

Rotkehlchen)

Mehr Brutfolgen (z. B. Blaumeisen)

Änderungen beim Gesang (z. B. Kohlmeisen)

Vom scheuen Wald- zum Stadtvogel (z. B.

Eichelhäher)

Änderung Nahrungsverhalten (z. B. Amseln)

Zunahme und Rückgang (z. B. Türkentaube)

Dramatische Rückgänge bei Haussperlingen

und Staren

Alle Fotos: wikipedia

Habitatqualität und ausreichende Nahrungsangebote in Brutzeiten

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Vogelmonitoring

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Wirbellose (Invertebrata)

Dominanz kleiner bis mittelgroßer Generalisten

Anteil herbivorer Arten höher als im Umland

Hoher Reichtum an Totholzbewohnern (ein

Drittel aller im Wald lebenden Käfer sind Totholzbewohner)

Am häufigsten untersuchte Taxa sind Tagfalter und

Laufkäfer

Interaktionen zwischen Pflanzenarten (Diskussion über

einheimische Arten und nicht-einheimische Arten) und

Insektenvorkommen

Bei Schmetterlingen spielen Zugang zu

Nektarressourcen und Wirtspflanzen der Larven

eine große Rolle

In tropischen Städten sind Konnektivität und

Wasserverfügbarkeit wichtige Faktoren

Ameisen, Springschwänze und Milben sind schlechte

Indikatorarten für den Urbanisierungsgrad

wikipedia

Rüsselkäfer, Andreas Haselböck

wikipedia

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Region Habitat Matrix

Beeinflussungen

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Neueinwanderer und invasive Arten

Neue Anpassungen

Dynamik

n24 Gabriele Hubrich

MeyersMedien

MeyersMedien

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Mensch-Natur-Kontakt

Zoo von Sydney, O. Werner

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Mensch-Natur-Kontakt

„The pigeon paradox:

dependence of global

conservation on urban

nature“

Dunn et al. 2006

dieweltreisenden.de

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Stern.de, 2.12.2013

Die Zukunft?

Werden mechanische „Vögel“ in Zukunft die „Stadtluft“ beherrschen?

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Müller, Ignatieva, Nilon, Werner & Zipperer (2013): Patterns and trends in urban biodiversity and landscape design, Chapter 10

Sukopp & Werner (1982) Werner & Zahner (2009)

Grundlagen desVortrags

2. Fachsymposium „Stadtgrün“, Berlin-Dahlem: Werner, Stadtfauna

Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit

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