DasUnsagbare singen

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Nizza Thobi verleiht mit ihrem Programm „Ein Koffer spricht“ den Opfern des Holocaust Stimme Merkur Lokales KULTUR Dienstag, 23. November 2010 | Nr. 271 von VON THOMAS SCHAFFERT

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Dienstag, 23. November 2010 | Nr. 27136 Lokales KULTUR.

REDAKTION

KULTUR

Manuela DollingerTel. (089) 8 93 56 59 14Fax (089) 89 3 56 59 10lk-wuermtal@merkur-online.de

AKTUELLESIN KÜRZE

AUSSTELLUNGChristine Wielandstellt im Rathaus ausDie Gemeinde Kraillingehrt Christine Wielandmit einer Ausstellung imörtlichen Rathaus. DieMalerin hat 2009 denStarnberger Kunstpreis er-halten und ist damit fürzwei Jahre StarnbergerStadtmalerin. ChristineWieland lebt seit mehr als20 Jahren in Krailling undhat die ersten zehn Jahreauch hier gearbeitet. DieAusstellung bietet eineRückschau auf ihr Schaf-fen in den vergangenenzwei Jahrzehnten und ver-anschaulicht einen Reife-prozess: Beginnend beiden frühen gegenständli-chen Arbeiten, die alsVorbereitung für die Abs-traktion dienten, über die13 Jahre währende abs-trakte Arbeit bis zu derRückkehr zum Gegen-ständlichen vor sechs Jah-ren. Zur Eröffnung derWerkschau am kommen-den Donnerstag, 25. No-vember, um 19 Uhr wirddie Kunsthistorikerin undGaleristin Margrit Lurzeinführende Worte spre-chen. Die vom Kulturför-derverein Krailling mitor-ganisierte Ausstellung un-ter dem Titel „20 JahreKrailling – 20 Bilder“kann anschließend zu denÖffnungszeiten des Rat-hauses besichtigt werden.

KINODas Schicksal vonMischlingskindernDer Verein für Deutsch-französische-englischePartnerschaft Gauting lädtgemeinsam mit dem Gym-nasium und der Realschu-le am heutigen Dienstag,23. November, zu einerVorführung des engli-schen Films „Rabbit-ProofFence“ von Regisseur Phi-lip Noyse ein. Dabei gehtes um die Situation derMischlingskinder in Aus-tralien, die um 1930 ge-waltsam ihren Aborigine-Familien entrissen wur-den, um sie in Umerzie-hungsheimen angeblich indie weiße Gesellschaft zuintegrieren. Tatsächlichaber wurden die Kinder zuArbeitern und Hausange-stellten ausgebildet undausgenutzt. Der Film istmit deutschen Untertitelnversehen und läuft um18.15 Uhr im GautingerFilmcasino. Der Eintrittkostet für Erwachsene sie-ben Euro, Schüler zahlenvier Euro. hvp

KONZERTGitarrenzyklus:Jazz zum AbschlussMit einer Huldigung anden Jazz beschließt derMünchner Gitarrist Ste-phan Stiens am Sonntag,28. November, in der Pa-singer Fabrik seinen fünf-teiligen Gitarrenzyklus„Music of der Americas“,der ihn durch Nord-, Mit-tel- und Südamerika führ-te. Auf dem Programm ste-hen unter anderem Werkevon Baden Powell, WesMontgomery, TheloniousMonk und William Wal-ton. Das Konzert auf derKleinen Bühne der Fabrikbeginnt um 18 Uhr, Kar-ten zum Preis von 15 Eurokönnen unter Telefon89 92 90 89 oder per Faxan die Nummer89 92 90 89 reserviert wer-den. mm

karibische Vegetation, dieschwarze Fäulnis der Ver-gänglichkeit, das Feuerrot derLeidenschaft, die buntenFarbkleckse tropischerFrüchte.

Sanders große Liebe gehörtsüdamerikanischen Rhyth-men wie dem Joropo mit sei-nen gegenläufigen Betonun-gen von rechter und linkerHand. Er wurde in der „Emo-ción Caracas“, Nummer fünfim Block der Eigenkomposi-tionen, zum feurigen Tempe-ramentsausbruch mit Stereo-wirkung. Nicht fehlen durftennatürlich die großen Europä-er, Bert Kaempferts „SpanishEyes“, „Strangers in theNight“, schottische und iri-sche Traditionals. Schließlichschwebte ein furioser „I GotRhythm“-Gershwin als pro-grammatisches Motto überdem gesamten Abend, den dieSander-Fans mit nicht endenwollendem, prasselnden Bei-fall belohnten.

Spannung war schon amKnistern, als AnnemarieDetsch der Fan-Gemeinde ih-ren Liebling näher vorstellte.Sander sei, so die Bürgermeis-terin, in der Planegger Hut-feldstraße aufgewachsen undhabe sich dort als Elfjährigeerstmals mit dem großen In-strument vertraut gemacht.Als Preisträgerin im Wettbe-werb „Jugend musiziert“ er-hielt sie schon während ihrerSchulzeit ein Stipendium,später konzertierte sie mit denMünchner Philharmonikern.

Im Kupferhaus machte sichdie Interpretin einmal mehrauf eine „musikalische Welt-reise“. Sie ließ Disharmonienbrodeln beim heißen brasilia-nischen Rhythmus eines „Girlfrom Ipanema“ und beim Bo-lero ihres eigenen Titels „So-larpa“. Die „Habanera anora-da“ wurde zu in Tönen er-zählter Magie, so gelassen wiedrängend malte sie in üppigenKlangfarben die prallgrüne

VON ELISABETH BRANDL

Planegg – Der rote Teppichführte diesmal vom Foyer imPlanegger Kupferhaus gerade-wegs in eine Wellness-Oase.Die „Happyhour“ begann, alsNora Sander in die Saiten ih-rer Harfe griff und nach undnach ihr Publikum mit sanf-tem Klanggeflüster verführte,als hätte sie einen Hebel um-gelegt. Gefangen genommenvon Tönen, die wie rundeTropfen perlten, saßen dieZuhörer im vollen Saal undwaren einfach nur entspanntund glücklich.

Ausgerollt hatte den provi-sorischen feuerroten Laufstegam Sonntag die GemeindePlanegg. Nach Elmar Wepperund Florian Gallenberger gabSander auf dem guten Stücksich und ihrem Heimatort alsdritte Kandidatin in SachenKunst die Ehre. Dann trug siesich ins goldene Buch derWürmtalgemeinde ein. Die

Wie in einerWellness-Oase

Publikum feiert die Harfenistin Nora Sander

KUPFERHAUS .............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Ins goldene Buch trug sich Nora Sander im Beisein von Bürgermeisterin Detsch ein. FOTO: JS

dann plötzlich spritzig-per-kussiven Geige mit der Chan-sonsängerin Zwiegesprächeführt.

In Ilse Webers Gedichtbleibt ein einsamer Koffernach der Deportation seinesBesitzers ausgeplündert aufdem Appellplatz liegen undbeklagt seinen Eigentümer.In der tief ins Herz treffendenVertonung des Trios ruft eralle, die heute hören können,auf zum Widerstand gegendas Vergessen.

einer so lebendigen Gedenk-Kultur hat auch der aus Grä-felfing stammende Pianist Pe-ter Wegele, der sowohl mitinnovativen Eigenkomposi-tionen und meisterhaften Ar-rangements wie auch mit sei-ner differenziert-flexiblenKlavierbegleitung kongenialmit der jüdisch-deutschenLiedermacherin, Gitarristinund Journalistin korrespon-diert. Ebenso unersetzlich istNiki Kampa, wie er auf seinererst geschmeidig-lyrischen,

heutiger Jugend noch einmalzum Klingen zu bringen.

Spätestens, als eine spon-tan aufgeforderte Abiturien-tin das Sühnegebet von PapstJohannes XXIII vorliest oderdas ganze Publikum einenSegenswunsch der 1944 hin-gerichteten Chana Seneszmitsingt – worauf die Sänge-rin ihre eigenen Zuhörer er-griffen um eine Zugabe bittet– ist der Funke längst überge-sprungen.

Unschätzbaren Anteil an

Verfolgung oder Vernich-tung.

Das ist kein Liederabendzum ästhetischen Genuss er-habener Kulturgüter undauch kein Informationsabendzur historischen Dokumenta-tion des Holocaust, sondernein schmerzhafter, authenti-scher Versuch, zumindest ei-nigen wenigen unter den Mil-lionen unschuldiger Opferposthum die Stimme zu lei-hen und deren ausradierteLebensspuren in den Ohren

ger Schatten wandert, erläu-tert, fragt, mahnt, scherzt, be-schwört – und mit ihrem un-nachahmlich erdig-tiefenTimbre singt: Lieder aus denGhettos von Warschau oderWilna, aus den Konzentrati-onslagern von Theresienstadtoder Sobibor, Schicksale ausMünchen oder Würzburg,aus der versunkenen Weltdes Ostjudentums oder desmodernen Israel, auf Jid-disch, Ladino oder Hebrä-isch, über Liebe und Glaube,

VON THOMAS SCHAFFERT

Gräfelfing – Schon vor demKonzert im Gräfelfinger Bür-gerhaus mischt sich die be-rühmte „kleine Frau mit dergroßen Stimme“ am Freitagunter das nicht gerade dichtgedrängte Publikum. Sieumarmt Freunde, spricht Un-bekannte an und setzt ihrenDialog auch auf der dunklenBühne unablässig fort, wo sievor den Bildern auf der Lein-wand barfuß wie ein unruhi-

Das Unsagbare singenNizza Thobi verleiht mit ihrem Programm „Ein Koffer spricht“ den Opfern des Holocaust Stimme

Perlen geistlicher VokalmusikMusica Sacra gibt Adventskonzert in der Pfarrkirche St. Elisabeth

Planegg – Die Musica Sacraschöpft in diesem Advent ausdem vielfältigen Formen-schatz geistlicher Jubelliederquer durch die Jahrhunderte.Von den Zeiten der Renais-sance bis zur Gegenwartspannen Kompositionen fürChor, Soli oder Soloinstru-ment den Bogen beim Ad-ventskonzert am kommendenSonntag, 28. November, inder Pfarrkirche St. Elisabeth.Den Hauptpart übernimmtunter Leitung von LudwigGötz der Oratorienchor Mu-sica Sacra. Es musizieren wei-ter der Jugendchor der katho-lischen Gemeinde und dieSolisten Barbara Zacherl (So-pran), Wolfgang Bünten (Te-nor), Stephanie Hamburger

(Flöte), Nora Sander (Harfe),Roswitha Timm (Violoncello)und Anton Waas ( Orgel).

Die Motetten im an-spruchsvollen Programm for-dern in ihren vielschichtigenHarmonien jeden Chor, obdas „Tröstet tröstet meinVolk“, von Heinrich Schützzu sechs Stimmen, AntonBruckners „Tota pulchra esMaria“ für neun Stimmenoder gar das „Svyiati-Heilig“von John Tavener. Der zeitge-nössische Tondichter schriebdas Stück 1995 für Solocellound zwölf Chorstimmen. „Eshat eine irre Wirkung“,schwärmt der Dirigent undgibt zu, dass er ein besondererFan der modernen Chorlite-ratur sei. „Und besonders

gern mache ich völlig unbe-kannte neue Stücke.“

Götz ist auch sehr zufrie-den, dass es ihm gelingt, beiJohn Rutters Mass of the chil-dren seinen dreistimmigen Ju-gendchor mit elf bis 15-jähri-gen Mädchen in den sechs-stimmigen Oratorienchor zuintegrieren. „Jungen sindnicht dabei, weil sie in diesemAlter gerade Schwierigkeitenmit dem Stimmbruch haben“,erklärt Götz. „Die kommendann später in den Gospel-chor.“

Barockfreunde werdensich über die Händel-Arie„Meine Seele hört im Sehen“mit Barbara Zacherl freuen.Für die Romantiker stehtauch Sergej Rachmaninows

Ave Maria zur Auswahl oderMax Regers Wiegenlied. Gar„Das Tor zu verzaubertenGärten“ wird StephanieHamburger öffnen. Impres-sionen wie diese legte derFranzose Charles Koechlinseinem Werk für Flötensolozugrunde. Bei seinen dreiStücken aus „Les Chants deNectaire“ ließ sich der Kom-ponist von seinem Lands-mann, dem Lyriker AnatoleFrance und dessen Text „Auf-ruhr der Engel“ inspirieren.

Das Konzert in St. Elisa-beth beginnt am Sonntag um20 Uhr. Karten zu fünf, zehnund 15 Euro sind ab 19 Uhran der Abendkasse erhältlich,ansonsten in der BücherstubePollner. eb

PASINGER FABRIK ...............................................................................................................................................................................................................

Hör-Abenteuermit Don QuijoteAufdieSpurendesRittersvonder traurigen Gestalt könnensich Besucher der Pasinger Fa-brik am Donnerstag, 2. De-zember, ab 20 Uhr begeben.Der Schauspieler SebastianHofmüller, die Cellistin GiselaAuspurg und der Pianist undSänger Bastian Pusch (Foto)haben die Geschichte vonDon Quijote von der Manchazu einem Hör-Abenteuer ver-arbeitet. Wie in einem klei-nen Hörspiel sind Musik undText miteinander verwoben.Die Einwürfe von Cello undKlavier lassen die ErlebnissedesHeldenmusikalisch leben-dig werden – eine Mischungaus Klassik und Jazz, die ei-gens für das Projekt kompo-niertwurde.KartenzumPreisvon zwölf Euro gibt es beiMünchen Ticket. FOTO: FKN

UnglaublicheKlangeffekte

VON ARNO PREISER

Planegg – Als „Ohren-schmaus im Kupferhaus“ wardas Jahreskonzert des Akkor-deonorchesters „Funtasten“der Kreismusikschule Fürs-tenfeldbruck und der Musik-schule Planegg-Krailling an-gekündigt. Und es wurdenicht zu viel versprochen.Nicht nur für MusiklehrerGünter Glauber, der mitrei-ßend dirigierte, war es ein„Super-Konzert“ – auch fürdas am Samstag zahlreiche er-schienene Publikum. DasKonzert, das Claudia Merkmoderierte, bot auch ein bril-lantes Gastspiel des Duos„Bayan Plus“ mit KonstantinIschenko, mehrfacher Welt-meister im Akkordeonspiel,sowie Maxim Heinitz.

Aus der Knopfharmonikaholte das Duo Klangeffekteheraus, die eine Klaviaturkaum zulässt. Näherte es sichbeim Eingangsallegro aus Vi-valdis Konzert für zwei Violi-nen und Orchester den Orgel-tönen von Bachs Bearbeitung,so wuselte es beim Scherzoaus der Orchestersuite h-Mollnur so über die Knöpfe. Bei Pi-azzolla-Tangos stellten dieVirtuosen „Oblivion“ als me-lancholisches „Vergessen“dem „Libertango“ als aufge-helltem Sich-Wiegen gegen-über. Aus ihrer russischenHeimat spielten die Musikerdie „Fantasie über russischeVolksweisen“ von Viktor Gri-din, wegen des komplexen,mit Schwierigkeiten befrach-teten Aufbaus scherzhaft alsKuddelmuddel bezeichnet.Erneut ließen sie bei filigran-artigen Passagen oder erre-gendem Tremolo aufhorchen.

Dem Beifall dankten sie mit

dem Stück „Lezginka“, womitChatschaturjans Ballettsuite„Gaianeh“ als Tumult endet.Imitierte das Duo hier unteranderem Trommelschläge, sogaben bei den Akkordeonen-sembles Schlagzeuger kraft-voll den Takt vor. Das begannmit „Happy Cha Cha“ und„Full Power“. womit die Ak-kokids Olching den Abend er-öffneten. Die „Funtasten“ ent-sprachen der unterschiedli-chen Stimmung einiger „Skiz-zen“ von Jürgen Ganzer. DasStück „Die zertrümmerte Ka-thedrale“, die Václav Trojan

beim Anblick der zerstörtenDresdener Frauenkircheschrieb, beeindruckte als Kla-ge, wobei tiefe Töne der Pedal-stimme einer Orgel ähnelten.

Im zweiten Teil des Kon-zertes warteten die „Funtas-ten“ mit einer unterhaltsamenSuite auf. Berührend ertöntevom Elektronium „GabrielsOboe“ (aus dem Film „TheMission“), bis „Die drei Mus-ketiere“ mal lustig, mal weh-mütig auftraten. Bombastischgenug wirkte das „StarWars“-Thema. Ein Mädchen-Trio machte aus dem Schlager„Thank You for the Music“ ei-ne Bühnenshow. Beim Finalebestätigten alle Mitwirkenden„We are friends“. Zuvor hatteMusikschulleiter ThomasSchaffert Elisabeth Glauber-Diehl für zehnjährige organi-satorische Tätigkeit mit dersilbernen Nadel des Deut-schen Harmonika-Verbandesgeehrt.

AKKORDEON-KONZERT .............................................................

Musikalische Klageüber Zerstörung derDresdner Frauenkirche

Nizza
Rechteck

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