DiesmalistFritzSchindlergutgelandetist das Haus der Dia-konie zu klein für, daher findet das Es-sen...

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Samstag, 14.März 2015 Nummer 61 13Stadt undKreis Böblingen

Bonbons

1299. LieferungGleich zweimal war diese Woche inKreistagsausschüssen der Ausbau unddie Elektrifizierung der SchönbuchbahnThema gewesen. „Maximal 37,5 Millio-nen Euro“ schießt das Verkehrsministe-rium hierfür zu – woran sich Holzgerlin-gens Bürgermeister und Kreisrat Wil-fried Dölker rieb. Er schlug vor, doch dasWörtchen „maximal“ aus dem Be-schlussantrag zu streichen. Schließlichsei es ja nicht so, dass man nicht auchmehr Geld aus Stuttgart akzeptiert hätte.Wenn, dann solle da doch „minimal“ ste-hen, so Dölker. Mini also statt maxi, dennes darf ruhig ein bisschen mehr sein.

Etwas mehr durfte es in der vergangenenSchönaicher Gemeinderatssitzung auchfür Norbert Mezger sein. Der Fraktions-vorsitzende der CDU/FWV durfte amDienstagabend unverhofft die Spitzen-position auf der Verwaltungsbank gegenseinen angestammten Gemeinderatsses-sel eintauschen. Der Grund: Bürger-meister Tobias Heizmann fehlte wegenKrankheit, der Stellvertreter musste alsoran, um die Sitzung zu leiten. Eine Auf-gabe, die Mezger übrigens prima meis-terte. So souverän sogar, dass er in seinerersten Amtshandlung gleich mal einenPunkt von der Tagesordnung strich. Diemit Spannung erwartete Diskussion überdie Zukunft des Waldfreibads wollte ernicht ohne Schultes durchziehen. Er er-klärte, dass sich dass Gremium stattdes-sen am Dienstag noch einmal zu einerSondersitzung versammeln darf. Denmöglichen Maxi-Auftritt ließ Mezgerfolglich aus, zeigte Größe und gab sichmit geringerer Einflussnahme zufrieden.Ein Beispiel, das Schule machen sollte,findet die Bonbon-Fabrik. Oftmals istetwas weniger einfach mehr.

Genau das Gegenteil trifft für die Fern-sehmacher von Newtopia zu. Da kann esgar nicht spektakulär genug zugehen inder menschlichen Versuchsanordnung.Ein „Zusammenbruch“ und die Einliefe-rung ins Kran-kenhauskommt geraderecht, um dieAufmerksam-keit zu erhö-hen und dieQuote nachoben zu trei-ben. NachdemBöblingen jakeine Sport-halle mehr hat,aus der in alleWelt gesendetwird, müssenwir uns jetzteben mit Teil-nehmern beiCasting-Showsund Survival-Camps zufrie-den geben. Unsere Frau für Newtopia,Isolde Ansel, erfüllt derzeit alle Erwar-tungen der Privatfernseh-Macher aufsBeste. Erst klappt sie, siehe oben, zu-sammen. Klingt spektakulär. Ist abervermutlich genauso überzogen wie dieBerufsbezeichnung Schulleiterin. Wo-möglich war nämlich der Zusammen-bruch einfach Unterzuckerung einerDiabetikerin. Was sich aber medial nichtso gut ausschlachten lässt. Klar, eigent-lich gehen Krankheiten niemanden wasan. Wer sich aber so ins Schaufensterstellt, hat schon mehr als einen leichtenHang zum Exhibitionismus und musssolches Tratschen in Kauf nehmen.

Ohnehin ist die 55-Jährige diese Wo-che mitten im Fadenkreuz gestanden.Über ihren Mitbewohner Andre rutschteihr ein nett gemeintes „Er ist schwarz,aber das macht nichts. Ohne ihn hättenwir nichts zu essen. Ich liebe ihn“ raus.Welch ein gefundenes Fressen auch fürdas mediale Flaggschiff der politischenKorrektheit in Sachen Rassismus. DieBILD-Zeitung nahm sich der Böblinge-rin gleich ganz liebevoll an. Wie es ebenein solches Blatt der ausgefeilten Empa-thie tut. Und wir tun dies nun auch noch.Allerdings mit einem gewissen Bauch-grimmen. Schließlich ist uns nicht ent-gangen, dass der geistige Vater John deMol, der Erfinder dieser Versuchsanord-nungen mit menschlichen Karnickelnwie im Big-Brother-Container, seine Fir-ma verkauft hat. Für schlappe 500 Mil-lionen Euro, aus denen bis zu 1,1 Milliar-den werden können. Je nach Erfolg. Soll-ten wir mit diesen Zeilen auch dazu bei-tragen, bitten wir um die Überweisungeiner kleinen Provision. Die spenden wirsofort an eine Selbsthilfegruppe Fern-sehgeschädigter.

Manfred Ruckh

Morgen gibt es wieder das Sonntagsessen – inzwischen seit 20 Jahren Foto:Winkler/Archiv

Präsentieren stolz den Filmstreifen (v.l.) Reinhard Knoblich,Wilfried Kapp und Jürgen Sostmann KRZ-Foto: Thomas Bischof

Info

Zur Arbeitsgruppe Böblinger Flughafenge-schichten haben sich Wilfried Kapp, Rein-hard Knoblich undHans-Jürgen Sostman zu-sammengeschlossen. Sie erforschen die Ge-schichte des Flughafens von der Gründungals Militärflugplatz bis zur Erschließung desheutigen Flugfeldes.Weitere Informationenüber die Geschichte des Böblinger Flug-hafens im blog http://flughafenbb.word-press.com/. In diesem Jahr feiert der Flug-hafen seinen 100. Geburtstag. „Wir sind anallem über die Böblinger Stadt- und Flugha-fengeschichte und über die US-Nutzunginteressiert“, sind die drei Böblinger fürwei-teres Material dankbar. Sie gestalten in Er-gänzung zur Ausstellung im StädtischenMuseum eine Ausstellung in der Motor-world, die am Sonntag, 26. Juli, eröffnetwird. Kontakt über folgende Adressen: Wil-fried Kapp, (0 70 31) 23 44 23, w.kapp@t-on-line.de; Reinhard Knoblich, (0 70 31)27 99 72, knoblich@diezenhalde.de undHans-Jürgen-Sostmann, (0 70 31) 4 27 11 58,h.j.sostmann@gmx.de.

Diesmal ist Fritz Schindler gut gelandetFlughafen-Historiker sind jetzt im Besitz eines Bildstreifens vom Flugzeugunglück des Luftakrobaten in Böblingen

Seit sechs Jahren sind Wilfried Kapp,Reinhard Knoblich und Jürgen Sostmannunterwegs, um Geschichten und Materialrund um den Böblinger Flughafenaufzuspüren. Jetzt hat den Hobby-Historikern der Zufall in die Hände gespieltund ihnen ein Geschenk zum100. Geburtstag des Flughafens beschert.

Von Otto Kühnle

BÖBLINGEN. Es kommt unscheinbar daher,kaum fünf Zentimeter breit, keine 20 Zenti-meter lang. Wenn man die quadratischenBilder aus dem Ziehharmonika-Faltgefäng-nis befreit, läuft im wahrsten Sinn des Wor-tes ein Film ab. Die Fotostrecke mit 100 Bil-dern zeigt die dramatische Kollision zweierFlugzeuge am 18. September 1930 (die KRZberichtete), bei der vier Menschen umsLeben kamen. Der Luftakrobat und FliegerFritz Schindler wollte von einem Flugzeugzum anderen mit einer Leiter umsteigen – imFlug in der Luft über Böblingen. Das Kunst-stück sollte von einer dritten Maschine ausmit einer Filmkamera festgehalten werden.

Was tatsächlich auch geschah. Bereits amTag nach dem Unglück in Böblingen vermel-dete der sozialdemokratische Pressdienst,

dass „die Bildstreifen, die die Ursache derKatastrophe einwandfrei ergeben werden“,. . . „vorläufig von der Flugpolizei beschlag-

nahmt“ wurden. Und eben jene Fotos, dieden Zusammenprall, den Absturz sowie denAufprall der Maschinen auf SindelfingerGemarkung in der Nähe der heutigen Auto-bahn und des Baumarkts Hornbach zeigen,sind jetzt wieder in Böblingen angekommen.

Für das glückliche Ende der Bilder-Odys-see sorgte Jessica Lenz aus dem bayrischenFreising. Gekauft hatte sie die Bilder vorcirca 20 Jahren auf einem Flohmarkt inMossburg. Womöglich, so erinnert sie sich ineiner Mail an Reinhard Knoblich, war esauch ein Modellbau-Flohmarkt, denn ihrdamaliger Freund war begeisterter Modell-flieger, der Flohmarkt fand auf einem klei-nen Flugplatz statt. Gerade volljährig undfrisch zusammengezogen, notorisch knappbei Kasse, wehrte sich Jessica Lenz gegenden Kauf. „Da sind vier Menschen gestor-ben“, pries der Verkäufer die Bilder. „Alswäre es ein Verkaufsargument und keineTragödie“, wollte sie die „sündteuren“ Bil-der nicht haben.

Der Freund setzte sich durch, die Ge-schichte hinter den Bildern blieb aberrätselhaft. Als die Besitzerin sich jetzt daranmachte, den Speicher zu räumen, weil einneues aufs Dach musste, fiel ihr der Streifenerneut in die Hände. „Die Bilder sind jetztschon 17 Jahre in meinem Besitz, und ichhatte sie oft in der Hand mit dem Gefühl,dass sie eigentlich nicht zu mir gehören,sondern vielleicht zu den Angehörigen“,

schrieb sie an das Flughafen-Trio aus Böb-lingen. Sie habe sie „bestimmt tausendmaldurchgeblättert und versucht, mir das zu er-klären“, sei aber nicht dahinter gekommen.

E-Mails, ein Einschreibenund Worte der ErleichterungBis sie im Internet auf die Homepage aus

Böblingen gestoßen war. Da fügten sich Bil-der und Geschehen zusammen. hatte dochKino-Bauer in Böblingen einen Film drehenlassen, der zum Dokument des Unglückswurde. Der Bildstreifen stammt laut Knob-lich, Kapp und Sostmann eindeutig vomFilm, dessen Copyright bei King-Film liegt.Für die drei ist es das wiederaufgetauchteBeweismittel aus dem Jahr 1930. JessicaLenz freut sich, dass „ich eine Gelegenheitgefunden habe, die Bilder dorthin zu führen,wo sie ,zu Hause’ sein können“. Gesehenhaben sich die Hobby-Historiker und Bil-der-Besitzerin nicht. Aber den Filmstreifenkündigte sie per E-Mail an: „Herr Schindlerund seine Flugkollegen sind per Einschrei-ben unterwegs zu Ihnen. Bitte geben Sie mirBescheid, wenn sie eingetroffen sind.“ Undwie ein erfreutes Aufatmen klingt die letzteE-Mail: „Jetzt bin ich froh, dass HerrSchindler diesmal gut gelandet ist.“

P.S.: Landegebühren mussten Kapp,Knoblich und Sostmann keine berappen.

„Eigentlich ein Grund zumNachdenken“Sonntagsessen der Diakonie feiert seinen 20. Geburtstag – Interview mit Organisator Manfred Ruckh

Von Florian Lieb

BÖBLINGEN. Was am 8. Oktober 1995 als „Mit-tagstisch für Menschen in Not“ begann, fei-ert morgen seinen 20. Geburtstag. An 25 bis27 Sonntagen richten 20 Kochgruppen ausevangelischen, katholischen und freikirch-lichen Kirchengemeinden in Böblingen vonOktober bis April ein Essen für Obdachloseund Bedürftige im Haus der Diakonie aus.Zum Jubiläum sprach die KRZ mit Koordi-nator Manfred Ruckh.

Herr Ruckh, morgen gibt es kein Sonntags-essen im Haus der Diakonie – macht diezwei Jahre junge neue Küche schon schlapp?Wir feiern ja dieses Jahr 20. Geburtstag undda sind wir mehr Gäste als sonst. Denn dieKochgruppen der Kirchengemeinden sind

alle eingeladen, mit80 bis 90 Leuten. Daist das Haus der Dia-konie zu klein für,daher findet das Es-sen um 11.15 Uhr imArbeiterzentrum derKatholischen Be-zirksseelsorge statt.

Sie selbst sind seitzwölf Jahren der ver-antwortliche Koordi-nator, was hat sichseither verändert –und was nicht?

Das Schöne ist: Jede Kochgruppe hat ihreeigene Art, wie sie den Sonntag gestaltet.Aber wir haben versucht, etwas Kultur rein-zubringen, dass die Menschen nicht nuressen, sondern auch was mitnehmen. Aller-dings bin ich kürzlich erschrocken.

Und wieso das?Alle zwei Jahre mache ich eine Zahlenanaly-se zu unseren Gästen und stellte fest, wie

sich innerhalb von zwei Jahren die Alters-armut im Kreis vergrößert hat. Früher warenmehr Jüngere beim Sonntagsessen, das hatsich verschoben. Jetzt sind die Leute zwi-schen 45 und 78 Jahre alt.

Wie schätzen Sie die Armutslage im Kreis ein?Wenn wir immer von einem reichen Wirt-schaftsstandort Böblingen reden, muss manauch feststellen, dass laut Jobcenter 6400 Be-darfsgemeinschaften im Kreis Böblingen le-ben. Wir müssen erkennen, dass es Armutgibt. Auch beim seit 20 Jahren währendenSonntagsessen. Eigentlich ist das kein Grundzum Feiern, sondern zum Nachdenken.

Ursprünglich war das Sonntagessen nur einhalbes Kalenderjahr geplant, jetzt feiern sieden 20. Geburtstag. Wie kam’s?Weil sich gezeigt hat, dass es notwendig, dassein Bedarf da war. So einfach.

20 Kirchengemeindegruppen richten das

Essen derzeit aus, ist da keiner am Absprin-gen oder Schwächeln?Momentan nicht. Aber die Leute werdennatürlich auch älter, die aus den Kirchen-gemeinden kommen. Und es kommt schonmal vor, dass eine Kochgruppe sagt, wir sindjetzt 80 und können das nicht mehr machen.Aber ich hab’ auch neue Kochgruppen dazu-geholt, dafür bin ich als Organisator da.

Warum gibt es das Essen eigentlich nur imWinterhalbjahr? Bedürftigkeit verabschiedetsich ja nicht in den Sommerurlaub.Da haben wir schlicht die Kräfte und dieMenschen nicht dazu. Im Sommer könnendie Bedürftigen auch einander oder in einemBiergarten aushelfen, wenn die Tage längerund wärmer sind. Da ist ihre Not dann nichtso groß. Im Winter sind die Leute mehr insich, weil das Wetter trostloser ist. Da sindsie froh, wenn sie von draußen rein insWarme können. Wir sind dann wie ein klei-ner Stall von Bethlehem, sag’ ich immer.

Amsterdamer Straßewird voll gesperrtBÖBLINGEN (red). Die Amsterdamer Straßewird wegen der Sanierung der Versorgungs-leitungen in der Zeit von Mittwoch,18. März, bis voraussichtlich 8. Mai zwi-schen dem Maurener Weg und der Luxem-burger Straße voll gesperrt. Dies teilt dieStadtverwaltung mit.

Der Maurener Weg wird auf Höhe derAmsterdamer Straße halbseitig gesperrt.Während der Bauzeit entfällt in der Amster-damer Straße die Haltestelle „AmsterdamerStraße“ des öffentlichen Personennahver-kehrs. Ebenso entfällt die Haltestelle „Ge-leener Straße Kita“. Nutzer dieser beidenHaltestellen werden gebeten, die Haltestelle„Amsterdamer Straße“ im Maurener Weg zunutzen. Diese wird innerhalb des MaurenerWegs verlegt. Die Haltestelle „GeleenerStraße“ wird in die Pontoiser Straße verlegt.

Wursttest imFleischermuseumBÖBLINGEN (red). Am Dienstag, 31. März, lädtdas Deutsche Fleischermuseum Böblingenum 19 Uhr mit den Metzgern der Fleischer-innung Böblingen zu einem Wursttest mitausgewählten Wurstsorten ein. Durch dasProgramm führt Hans Beck, ehemaliger Ge-schäftsführer der Fleischerinnung Böblin-gen. Ehrenobermeister Paul Lipp bringt dasWissen um die Sorten und die Qualität derausgewählten Wurstproben nahe, heißt es ineiner Pressemitteilung.

Die Besucher bekommen die vorgestelltenWurstsorten zum Probieren und erfahren,auf was bei der Bewertung zu achten ist.Prof. Kurt Nagel, Vorsitzender des VereinsDeutsches Fleischermuseum, ergänzt dasProgramm mit Ausführungen zur Geschich-te der Wurst. Tickets sind zum Preis von5 Euro im Deutschen Fleischermuseum oderunter Telefon (0 70 31) 669 16 91 zu haben.

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