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Samstag, 14. März 2015 Nummer 61 13 Stadt und Kreis Böblingen Bonbons 1299. Lieferung Gleich zweimal war diese Woche in Kreistagsausschüssen der Ausbau und die Elektrifizierung der Schönbuchbahn Thema gewesen. „Maximal 37,5 Millio- nen Euro“ schießt das Verkehrsministe- rium hierfür zu – woran sich Holzgerlin- gens Bürgermeister und Kreisrat Wil- fried Dölker rieb. Er schlug vor, doch das Wörtchen „maximal“ aus dem Be- schlussantrag zu streichen. Schließlich sei es ja nicht so, dass man nicht auch mehr Geld aus Stuttgart akzeptiert hätte. Wenn, dann solle da doch „minimal“ ste- hen, so Dölker. Mini also statt maxi, denn es darf ruhig ein bisschen mehr sein. Etwas mehr durfte es in der vergangenen Schönaicher Gemeinderatssitzung auch für Norbert Mezger sein. Der Fraktions- vorsitzende der CDU/FWV durfte am Dienstagabend unverhofft die Spitzen- position auf der Verwaltungsbank gegen seinen angestammten Gemeinderatsses- sel eintauschen. Der Grund: Bürger- meister Tobias Heizmann fehlte wegen Krankheit, der Stellvertreter musste also ran, um die Sitzung zu leiten. Eine Auf- gabe, die Mezger übrigens prima meis- terte. So souverän sogar, dass er in seiner ersten Amtshandlung gleich mal einen Punkt von der Tagesordnung strich. Die mit Spannung erwartete Diskussion über die Zukunft des Waldfreibads wollte er nicht ohne Schultes durchziehen. Er er- klärte, dass sich dass Gremium stattdes- sen am Dienstag noch einmal zu einer Sondersitzung versammeln darf. Den möglichen Maxi-Auftritt ließ Mezger folglich aus, zeigte Größe und gab sich mit geringerer Einflussnahme zufrieden. Ein Beispiel, das Schule machen sollte, findet die Bonbon-Fabrik. Oftmals ist etwas weniger einfach mehr. Genau das Gegenteil trifft für die Fern- sehmacher von Newtopia zu. Da kann es gar nicht spektakulär genug zugehen in der menschlichen Versuchsanordnung. Ein „Zusammenbruch“ und die Einliefe- rung ins Kran- kenhaus kommt gerade recht, um die Aufmerksam- keit zu erhö- hen und die Quote nach oben zu trei- ben. Nachdem Böblingen ja keine Sport- halle mehr hat, aus der in alle Welt gesendet wird, müssen wir uns jetzt eben mit Teil- nehmern bei Casting-Shows und Survival- Camps zufrie- den geben. Unsere Frau für Newtopia, Isolde Ansel, erfüllt derzeit alle Erwar- tungen der Privatfernseh-Macher aufs Beste. Erst klappt sie, siehe oben, zu- sammen. Klingt spektakulär. Ist aber vermutlich genauso überzogen wie die Berufsbezeichnung Schulleiterin. Wo- möglich war nämlich der Zusammen- bruch einfach Unterzuckerung einer Diabetikerin. Was sich aber medial nicht so gut ausschlachten lässt. Klar, eigent- lich gehen Krankheiten niemanden was an. Wer sich aber so ins Schaufenster stellt, hat schon mehr als einen leichten Hang zum Exhibitionismus und muss solches Tratschen in Kauf nehmen. Ohnehin ist die 55-Jährige diese Wo- che mitten im Fadenkreuz gestanden. Über ihren Mitbewohner Andre rutschte ihr ein nett gemeintes „Er ist schwarz, aber das macht nichts. Ohne ihn hätten wir nichts zu essen. Ich liebe ihn“ raus. Welch ein gefundenes Fressen auch für das mediale Flaggschiff der politischen Korrektheit in Sachen Rassismus. Die BILD-Zeitung nahm sich der Böblinge- rin gleich ganz liebevoll an. Wie es eben ein solches Blatt der ausgefeilten Empa- thie tut. Und wir tun dies nun auch noch. Allerdings mit einem gewissen Bauch- grimmen. Schließlich ist uns nicht ent- gangen, dass der geistige Vater John de Mol, der Erfinder dieser Versuchsanord- nungen mit menschlichen Karnickeln wie im Big-Brother-Container, seine Fir- ma verkauft hat. Für schlappe 500 Mil- lionen Euro, aus denen bis zu 1,1 Milliar- den werden können. Je nach Erfolg. Soll- ten wir mit diesen Zeilen auch dazu bei- tragen, bitten wir um die Überweisung einer kleinen Provision. Die spenden wir sofort an eine Selbsthilfegruppe Fern- sehgeschädigter. Manfred Ruckh Morgen gibt es wieder das Sonntagsessen – inzwischen seit 20 Jahren Foto: Winkler/Archiv Präsentieren stolz den Filmstreifen (v.l.) Reinhard Knoblich, Wilfried Kapp und Jürgen Sostmann KRZ-Foto: Thomas Bischof Info Zur Arbeitsgruppe Böblinger Flughafenge- schichten haben sich Wilfried Kapp, Rein- hard Knoblich und Hans-Jürgen Sostman zu- sammengeschlossen. Sie erforschen die Ge- schichte des Flughafens von der Gründung als Militärflugplatz bis zur Erschließung des heutigen Flugfeldes. Weitere Informationen über die Geschichte des Böblinger Flug- hafens im blog http://flughafenbb.word- press.com/. In diesem Jahr feiert der Flug- hafen seinen 100. Geburtstag. „Wir sind an allem über die Böblinger Stadt- und Flugha- fengeschichte und über die US-Nutzung interessiert“, sind die drei Böblinger für wei- teres Material dankbar. Sie gestalten in Er- gänzung zur Ausstellung im Städtischen Museum eine Ausstellung in der Motor- world, die am Sonntag, 26. Juli, eröffnet wird. Kontakt über folgende Adressen: Wil- fried Kapp, (0 70 31) 23 44 23, w.kapp@t-on- line.de; Reinhard Knoblich, (0 70 31) 27 99 72, [email protected] und Hans-Jürgen-Sostmann, (0 70 31) 4 27 11 58, [email protected]. Diesmal ist Fritz Schindler gut gelandet Flughafen-Historiker sind jetzt im Besitz eines Bildstreifens vom Flugzeugunglück des Luftakrobaten in Böblingen Seit sechs Jahren sind Wilfried Kapp, Reinhard Knoblich und Jürgen Sostmann unterwegs, um Geschichten und Material rund um den Böblinger Flughafen aufzuspüren. Jetzt hat den Hobby- Historikern der Zufall in die Hände gespielt und ihnen ein Geschenk zum 100. Geburtstag des Flughafens beschert. Von Otto Kühnle BÖBLINGEN. Es kommt unscheinbar daher, kaum fünf Zentimeter breit, keine 20 Zenti- meter lang. Wenn man die quadratischen Bilder aus dem Ziehharmonika-Faltgefäng- nis befreit, läuft im wahrsten Sinn des Wor- tes ein Film ab. Die Fotostrecke mit 100 Bil- dern zeigt die dramatische Kollision zweier Flugzeuge am 18. September 1930 (die KRZ berichtete), bei der vier Menschen ums Leben kamen. Der Luftakrobat und Flieger Fritz Schindler wollte von einem Flugzeug zum anderen mit einer Leiter umsteigen – im Flug in der Luft über Böblingen. Das Kunst- stück sollte von einer dritten Maschine aus mit einer Filmkamera festgehalten werden. Was tatsächlich auch geschah. Bereits am Tag nach dem Unglück in Böblingen vermel- dete der sozialdemokratische Pressdienst, dass „die Bildstreifen, die die Ursache der Katastrophe einwandfrei ergeben werden“, . . . „vorläufig von der Flugpolizei beschlag- nahmt“ wurden. Und eben jene Fotos, die den Zusammenprall, den Absturz sowie den Aufprall der Maschinen auf Sindelfinger Gemarkung in der Nähe der heutigen Auto- bahn und des Baumarkts Hornbach zeigen, sind jetzt wieder in Böblingen angekommen. Für das glückliche Ende der Bilder-Odys- see sorgte Jessica Lenz aus dem bayrischen Freising. Gekauft hatte sie die Bilder vor circa 20 Jahren auf einem Flohmarkt in Mossburg. Womöglich, so erinnert sie sich in einer Mail an Reinhard Knoblich, war es auch ein Modellbau-Flohmarkt, denn ihr damaliger Freund war begeisterter Modell- flieger, der Flohmarkt fand auf einem klei- nen Flugplatz statt. Gerade volljährig und frisch zusammengezogen, notorisch knapp bei Kasse, wehrte sich Jessica Lenz gegen den Kauf. „Da sind vier Menschen gestor- ben“, pries der Verkäufer die Bilder. „Als wäre es ein Verkaufsargument und keine Tragödie“, wollte sie die „sündteuren“ Bil- der nicht haben. Der Freund setzte sich durch, die Ge- schichte hinter den Bildern blieb aber rätselhaft. Als die Besitzerin sich jetzt daran machte, den Speicher zu räumen, weil ein neues aufs Dach musste, fiel ihr der Streifen erneut in die Hände. „Die Bilder sind jetzt schon 17 Jahre in meinem Besitz, und ich hatte sie oft in der Hand mit dem Gefühl, dass sie eigentlich nicht zu mir gehören, sondern vielleicht zu den Angehörigen“, schrieb sie an das Flughafen-Trio aus Böb- lingen. Sie habe sie „bestimmt tausendmal durchgeblättert und versucht, mir das zu er- klären“, sei aber nicht dahinter gekommen. E-Mails, ein Einschreiben und Worte der Erleichterung Bis sie im Internet auf die Homepage aus Böblingen gestoßen war. Da fügten sich Bil- der und Geschehen zusammen. hatte doch Kino-Bauer in Böblingen einen Film drehen lassen, der zum Dokument des Unglücks wurde. Der Bildstreifen stammt laut Knob- lich, Kapp und Sostmann eindeutig vom Film, dessen Copyright bei King-Film liegt. Für die drei ist es das wiederaufgetauchte Beweismittel aus dem Jahr 1930. Jessica Lenz freut sich, dass „ich eine Gelegenheit gefunden habe, die Bilder dorthin zu führen, wo sie ,zu Hause’ sein können“. Gesehen haben sich die Hobby-Historiker und Bil- der-Besitzerin nicht. Aber den Filmstreifen kündigte sie per E-Mail an: „Herr Schindler und seine Flugkollegen sind per Einschrei- ben unterwegs zu Ihnen. Bitte geben Sie mir Bescheid, wenn sie eingetroffen sind.“ Und wie ein erfreutes Aufatmen klingt die letzte E-Mail: „Jetzt bin ich froh, dass Herr Schindler diesmal gut gelandet ist.“ P.S.: Landegebühren mussten Kapp, Knoblich und Sostmann keine berappen. „Eigentlich ein Grund zum Nachdenken“ Sonntagsessen der Diakonie feiert seinen 20. Geburtstag – Interview mit Organisator Manfred Ruckh Von Florian Lieb BÖBLINGEN. Was am 8. Oktober 1995 als „Mit- tagstisch für Menschen in Not“ begann, fei- ert morgen seinen 20. Geburtstag. An 25 bis 27 Sonntagen richten 20 Kochgruppen aus evangelischen, katholischen und freikirch- lichen Kirchengemeinden in Böblingen von Oktober bis April ein Essen für Obdachlose und Bedürftige im Haus der Diakonie aus. Zum Jubiläum sprach die KRZ mit Koordi- nator Manfred Ruckh. Herr Ruckh, morgen gibt es kein Sonntags- essen im Haus der Diakonie – macht die zwei Jahre junge neue Küche schon schlapp? Wir feiern ja dieses Jahr 20. Geburtstag und da sind wir mehr Gäste als sonst. Denn die Kochgruppen der Kirchengemeinden sind alle eingeladen, mit 80 bis 90 Leuten. Da ist das Haus der Dia- konie zu klein für, daher findet das Es- sen um 11.15 Uhr im Arbeiterzentrum der Katholischen Be- zirksseelsorge statt. Sie selbst sind seit zwölf Jahren der ver- antwortliche Koordi- nator, was hat sich seither verändert – und was nicht? Das Schöne ist: Jede Kochgruppe hat ihre eigene Art, wie sie den Sonntag gestaltet. Aber wir haben versucht, etwas Kultur rein- zubringen, dass die Menschen nicht nur essen, sondern auch was mitnehmen. Aller- dings bin ich kürzlich erschrocken. Und wieso das? Alle zwei Jahre mache ich eine Zahlenanaly- se zu unseren Gästen und stellte fest, wie sich innerhalb von zwei Jahren die Alters- armut im Kreis vergrößert hat. Früher waren mehr Jüngere beim Sonntagsessen, das hat sich verschoben. Jetzt sind die Leute zwi- schen 45 und 78 Jahre alt. Wie schätzen Sie die Armutslage im Kreis ein? Wenn wir immer von einem reichen Wirt- schaftsstandort Böblingen reden, muss man auch feststellen, dass laut Jobcenter 6400 Be- darfsgemeinschaften im Kreis Böblingen le- ben. Wir müssen erkennen, dass es Armut gibt. Auch beim seit 20 Jahren währenden Sonntagsessen. Eigentlich ist das kein Grund zum Feiern, sondern zum Nachdenken. Ursprünglich war das Sonntagessen nur ein halbes Kalenderjahr geplant, jetzt feiern sie den 20. Geburtstag. Wie kam’s? Weil sich gezeigt hat, dass es notwendig, dass ein Bedarf da war. So einfach. 20 Kirchengemeindegruppen richten das Essen derzeit aus, ist da keiner am Absprin- gen oder Schwächeln? Momentan nicht. Aber die Leute werden natürlich auch älter, die aus den Kirchen- gemeinden kommen. Und es kommt schon mal vor, dass eine Kochgruppe sagt, wir sind jetzt 80 und können das nicht mehr machen. Aber ich hab’ auch neue Kochgruppen dazu- geholt, dafür bin ich als Organisator da. Warum gibt es das Essen eigentlich nur im Winterhalbjahr? Bedürftigkeit verabschiedet sich ja nicht in den Sommerurlaub. Da haben wir schlicht die Kräfte und die Menschen nicht dazu. Im Sommer können die Bedürftigen auch einander oder in einem Biergarten aushelfen, wenn die Tage länger und wärmer sind. Da ist ihre Not dann nicht so groß. Im Winter sind die Leute mehr in sich, weil das Wetter trostloser ist. Da sind sie froh, wenn sie von draußen rein ins Warme können. Wir sind dann wie ein klei- ner Stall von Bethlehem, sag’ ich immer. Amsterdamer Straße w ird voll gesperrt BÖBLINGEN (red). Die Amsterdamer Straße wird wegen der Sanierung der Versorgungs- leitungen in der Zeit von Mittwoch, 18. März, bis voraussichtlich 8. Mai zwi- schen dem Maurener Weg und der Luxem- burger Straße voll gesperrt. Dies teilt die Stadtverwaltung mit. Der Maurener Weg wird auf Höhe der Amsterdamer Straße halbseitig gesperrt. Während der Bauzeit entfällt in der Amster- damer Straße die Haltestelle „Amsterdamer Straße“ des öffentlichen Personennahver- kehrs. Ebenso entfällt die Haltestelle „Ge- leener Straße Kita“. Nutzer dieser beiden Haltestellen werden gebeten, die Haltestelle „Amsterdamer Straße“ im Maurener Weg zu nutzen. Diese wird innerhalb des Maurener Wegs verlegt. Die Haltestelle „Geleener Straße“ wird in die Pontoiser Straße verlegt. Wursttest im Fleischermuseum BÖBLINGEN (red). Am Dienstag, 31. März, lädt das Deutsche Fleischermuseum Böblingen um 19 Uhr mit den Metzgern der Fleischer- innung Böblingen zu einem Wursttest mit ausgewählten Wurstsorten ein. Durch das Programm führt Hans Beck, ehemaliger Ge- schäftsführer der Fleischerinnung Böblin- gen. Ehrenobermeister Paul Lipp bringt das Wissen um die Sorten und die Qualität der ausgewählten Wurstproben nahe, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Besucher bekommen die vorgestellten Wurstsorten zum Probieren und erfahren, auf was bei der Bewertung zu achten ist. Prof. Kurt Nagel, Vorsitzender des Vereins Deutsches Fleischermuseum, ergänzt das Programm mit Ausführungen zur Geschich- te der Wurst. Tickets sind zum Preis von 5 Euro im Deutschen Fleischermuseum oder unter Telefon (0 70 31) 669 16 91 zu haben.

DiesmalistFritzSchindlergutgelandetist das Haus der Dia-konie zu klein für, daher findet das Es-sen um 11.15 Uhr im Arbeiterzentrum der Katholischen Be-zirksseelsorge statt. Sie selbst

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Page 1: DiesmalistFritzSchindlergutgelandetist das Haus der Dia-konie zu klein für, daher findet das Es-sen um 11.15 Uhr im Arbeiterzentrum der Katholischen Be-zirksseelsorge statt. Sie selbst

Samstag, 14.März 2015 Nummer 61 13Stadt undKreis Böblingen

Bonbons

1299. LieferungGleich zweimal war diese Woche inKreistagsausschüssen der Ausbau unddie Elektrifizierung der SchönbuchbahnThema gewesen. „Maximal 37,5 Millio-nen Euro“ schießt das Verkehrsministe-rium hierfür zu – woran sich Holzgerlin-gens Bürgermeister und Kreisrat Wil-fried Dölker rieb. Er schlug vor, doch dasWörtchen „maximal“ aus dem Be-schlussantrag zu streichen. Schließlichsei es ja nicht so, dass man nicht auchmehr Geld aus Stuttgart akzeptiert hätte.Wenn, dann solle da doch „minimal“ ste-hen, so Dölker. Mini also statt maxi, dennes darf ruhig ein bisschen mehr sein.

Etwas mehr durfte es in der vergangenenSchönaicher Gemeinderatssitzung auchfür Norbert Mezger sein. Der Fraktions-vorsitzende der CDU/FWV durfte amDienstagabend unverhofft die Spitzen-position auf der Verwaltungsbank gegenseinen angestammten Gemeinderatsses-sel eintauschen. Der Grund: Bürger-meister Tobias Heizmann fehlte wegenKrankheit, der Stellvertreter musste alsoran, um die Sitzung zu leiten. Eine Auf-gabe, die Mezger übrigens prima meis-terte. So souverän sogar, dass er in seinerersten Amtshandlung gleich mal einenPunkt von der Tagesordnung strich. Diemit Spannung erwartete Diskussion überdie Zukunft des Waldfreibads wollte ernicht ohne Schultes durchziehen. Er er-klärte, dass sich dass Gremium stattdes-sen am Dienstag noch einmal zu einerSondersitzung versammeln darf. Denmöglichen Maxi-Auftritt ließ Mezgerfolglich aus, zeigte Größe und gab sichmit geringerer Einflussnahme zufrieden.Ein Beispiel, das Schule machen sollte,findet die Bonbon-Fabrik. Oftmals istetwas weniger einfach mehr.

Genau das Gegenteil trifft für die Fern-sehmacher von Newtopia zu. Da kann esgar nicht spektakulär genug zugehen inder menschlichen Versuchsanordnung.Ein „Zusammenbruch“ und die Einliefe-rung ins Kran-kenhauskommt geraderecht, um dieAufmerksam-keit zu erhö-hen und dieQuote nachoben zu trei-ben. NachdemBöblingen jakeine Sport-halle mehr hat,aus der in alleWelt gesendetwird, müssenwir uns jetzteben mit Teil-nehmern beiCasting-Showsund Survival-Camps zufrie-den geben. Unsere Frau für Newtopia,Isolde Ansel, erfüllt derzeit alle Erwar-tungen der Privatfernseh-Macher aufsBeste. Erst klappt sie, siehe oben, zu-sammen. Klingt spektakulär. Ist abervermutlich genauso überzogen wie dieBerufsbezeichnung Schulleiterin. Wo-möglich war nämlich der Zusammen-bruch einfach Unterzuckerung einerDiabetikerin. Was sich aber medial nichtso gut ausschlachten lässt. Klar, eigent-lich gehen Krankheiten niemanden wasan. Wer sich aber so ins Schaufensterstellt, hat schon mehr als einen leichtenHang zum Exhibitionismus und musssolches Tratschen in Kauf nehmen.

Ohnehin ist die 55-Jährige diese Wo-che mitten im Fadenkreuz gestanden.Über ihren Mitbewohner Andre rutschteihr ein nett gemeintes „Er ist schwarz,aber das macht nichts. Ohne ihn hättenwir nichts zu essen. Ich liebe ihn“ raus.Welch ein gefundenes Fressen auch fürdas mediale Flaggschiff der politischenKorrektheit in Sachen Rassismus. DieBILD-Zeitung nahm sich der Böblinge-rin gleich ganz liebevoll an. Wie es ebenein solches Blatt der ausgefeilten Empa-thie tut. Und wir tun dies nun auch noch.Allerdings mit einem gewissen Bauch-grimmen. Schließlich ist uns nicht ent-gangen, dass der geistige Vater John deMol, der Erfinder dieser Versuchsanord-nungen mit menschlichen Karnickelnwie im Big-Brother-Container, seine Fir-ma verkauft hat. Für schlappe 500 Mil-lionen Euro, aus denen bis zu 1,1 Milliar-den werden können. Je nach Erfolg. Soll-ten wir mit diesen Zeilen auch dazu bei-tragen, bitten wir um die Überweisungeiner kleinen Provision. Die spenden wirsofort an eine Selbsthilfegruppe Fern-sehgeschädigter.

Manfred Ruckh

Morgen gibt es wieder das Sonntagsessen – inzwischen seit 20 Jahren Foto:Winkler/Archiv

Präsentieren stolz den Filmstreifen (v.l.) Reinhard Knoblich,Wilfried Kapp und Jürgen Sostmann KRZ-Foto: Thomas Bischof

Info

Zur Arbeitsgruppe Böblinger Flughafenge-schichten haben sich Wilfried Kapp, Rein-hard Knoblich undHans-Jürgen Sostman zu-sammengeschlossen. Sie erforschen die Ge-schichte des Flughafens von der Gründungals Militärflugplatz bis zur Erschließung desheutigen Flugfeldes.Weitere Informationenüber die Geschichte des Böblinger Flug-hafens im blog http://flughafenbb.word-press.com/. In diesem Jahr feiert der Flug-hafen seinen 100. Geburtstag. „Wir sind anallem über die Böblinger Stadt- und Flugha-fengeschichte und über die US-Nutzunginteressiert“, sind die drei Böblinger fürwei-teres Material dankbar. Sie gestalten in Er-gänzung zur Ausstellung im StädtischenMuseum eine Ausstellung in der Motor-world, die am Sonntag, 26. Juli, eröffnetwird. Kontakt über folgende Adressen: Wil-fried Kapp, (0 70 31) 23 44 23, [email protected]; Reinhard Knoblich, (0 70 31)27 99 72, [email protected] undHans-Jürgen-Sostmann, (0 70 31) 4 27 11 58,[email protected].

Diesmal ist Fritz Schindler gut gelandetFlughafen-Historiker sind jetzt im Besitz eines Bildstreifens vom Flugzeugunglück des Luftakrobaten in Böblingen

Seit sechs Jahren sind Wilfried Kapp,Reinhard Knoblich und Jürgen Sostmannunterwegs, um Geschichten und Materialrund um den Böblinger Flughafenaufzuspüren. Jetzt hat den Hobby-Historikern der Zufall in die Hände gespieltund ihnen ein Geschenk zum100. Geburtstag des Flughafens beschert.

Von Otto Kühnle

BÖBLINGEN. Es kommt unscheinbar daher,kaum fünf Zentimeter breit, keine 20 Zenti-meter lang. Wenn man die quadratischenBilder aus dem Ziehharmonika-Faltgefäng-nis befreit, läuft im wahrsten Sinn des Wor-tes ein Film ab. Die Fotostrecke mit 100 Bil-dern zeigt die dramatische Kollision zweierFlugzeuge am 18. September 1930 (die KRZberichtete), bei der vier Menschen umsLeben kamen. Der Luftakrobat und FliegerFritz Schindler wollte von einem Flugzeugzum anderen mit einer Leiter umsteigen – imFlug in der Luft über Böblingen. Das Kunst-stück sollte von einer dritten Maschine ausmit einer Filmkamera festgehalten werden.

Was tatsächlich auch geschah. Bereits amTag nach dem Unglück in Böblingen vermel-dete der sozialdemokratische Pressdienst,

dass „die Bildstreifen, die die Ursache derKatastrophe einwandfrei ergeben werden“,. . . „vorläufig von der Flugpolizei beschlag-

nahmt“ wurden. Und eben jene Fotos, dieden Zusammenprall, den Absturz sowie denAufprall der Maschinen auf SindelfingerGemarkung in der Nähe der heutigen Auto-bahn und des Baumarkts Hornbach zeigen,sind jetzt wieder in Böblingen angekommen.

Für das glückliche Ende der Bilder-Odys-see sorgte Jessica Lenz aus dem bayrischenFreising. Gekauft hatte sie die Bilder vorcirca 20 Jahren auf einem Flohmarkt inMossburg. Womöglich, so erinnert sie sich ineiner Mail an Reinhard Knoblich, war esauch ein Modellbau-Flohmarkt, denn ihrdamaliger Freund war begeisterter Modell-flieger, der Flohmarkt fand auf einem klei-nen Flugplatz statt. Gerade volljährig undfrisch zusammengezogen, notorisch knappbei Kasse, wehrte sich Jessica Lenz gegenden Kauf. „Da sind vier Menschen gestor-ben“, pries der Verkäufer die Bilder. „Alswäre es ein Verkaufsargument und keineTragödie“, wollte sie die „sündteuren“ Bil-der nicht haben.

Der Freund setzte sich durch, die Ge-schichte hinter den Bildern blieb aberrätselhaft. Als die Besitzerin sich jetzt daranmachte, den Speicher zu räumen, weil einneues aufs Dach musste, fiel ihr der Streifenerneut in die Hände. „Die Bilder sind jetztschon 17 Jahre in meinem Besitz, und ichhatte sie oft in der Hand mit dem Gefühl,dass sie eigentlich nicht zu mir gehören,sondern vielleicht zu den Angehörigen“,

schrieb sie an das Flughafen-Trio aus Böb-lingen. Sie habe sie „bestimmt tausendmaldurchgeblättert und versucht, mir das zu er-klären“, sei aber nicht dahinter gekommen.

E-Mails, ein Einschreibenund Worte der ErleichterungBis sie im Internet auf die Homepage aus

Böblingen gestoßen war. Da fügten sich Bil-der und Geschehen zusammen. hatte dochKino-Bauer in Böblingen einen Film drehenlassen, der zum Dokument des Unglückswurde. Der Bildstreifen stammt laut Knob-lich, Kapp und Sostmann eindeutig vomFilm, dessen Copyright bei King-Film liegt.Für die drei ist es das wiederaufgetauchteBeweismittel aus dem Jahr 1930. JessicaLenz freut sich, dass „ich eine Gelegenheitgefunden habe, die Bilder dorthin zu führen,wo sie ,zu Hause’ sein können“. Gesehenhaben sich die Hobby-Historiker und Bil-der-Besitzerin nicht. Aber den Filmstreifenkündigte sie per E-Mail an: „Herr Schindlerund seine Flugkollegen sind per Einschrei-ben unterwegs zu Ihnen. Bitte geben Sie mirBescheid, wenn sie eingetroffen sind.“ Undwie ein erfreutes Aufatmen klingt die letzteE-Mail: „Jetzt bin ich froh, dass HerrSchindler diesmal gut gelandet ist.“

P.S.: Landegebühren mussten Kapp,Knoblich und Sostmann keine berappen.

„Eigentlich ein Grund zumNachdenken“Sonntagsessen der Diakonie feiert seinen 20. Geburtstag – Interview mit Organisator Manfred Ruckh

Von Florian Lieb

BÖBLINGEN. Was am 8. Oktober 1995 als „Mit-tagstisch für Menschen in Not“ begann, fei-ert morgen seinen 20. Geburtstag. An 25 bis27 Sonntagen richten 20 Kochgruppen ausevangelischen, katholischen und freikirch-lichen Kirchengemeinden in Böblingen vonOktober bis April ein Essen für Obdachloseund Bedürftige im Haus der Diakonie aus.Zum Jubiläum sprach die KRZ mit Koordi-nator Manfred Ruckh.

Herr Ruckh, morgen gibt es kein Sonntags-essen im Haus der Diakonie – macht diezwei Jahre junge neue Küche schon schlapp?Wir feiern ja dieses Jahr 20. Geburtstag undda sind wir mehr Gäste als sonst. Denn dieKochgruppen der Kirchengemeinden sind

alle eingeladen, mit80 bis 90 Leuten. Daist das Haus der Dia-konie zu klein für,daher findet das Es-sen um 11.15 Uhr imArbeiterzentrum derKatholischen Be-zirksseelsorge statt.

Sie selbst sind seitzwölf Jahren der ver-antwortliche Koordi-nator, was hat sichseither verändert –und was nicht?

Das Schöne ist: Jede Kochgruppe hat ihreeigene Art, wie sie den Sonntag gestaltet.Aber wir haben versucht, etwas Kultur rein-zubringen, dass die Menschen nicht nuressen, sondern auch was mitnehmen. Aller-dings bin ich kürzlich erschrocken.

Und wieso das?Alle zwei Jahre mache ich eine Zahlenanaly-se zu unseren Gästen und stellte fest, wie

sich innerhalb von zwei Jahren die Alters-armut im Kreis vergrößert hat. Früher warenmehr Jüngere beim Sonntagsessen, das hatsich verschoben. Jetzt sind die Leute zwi-schen 45 und 78 Jahre alt.

Wie schätzen Sie die Armutslage im Kreis ein?Wenn wir immer von einem reichen Wirt-schaftsstandort Böblingen reden, muss manauch feststellen, dass laut Jobcenter 6400 Be-darfsgemeinschaften im Kreis Böblingen le-ben. Wir müssen erkennen, dass es Armutgibt. Auch beim seit 20 Jahren währendenSonntagsessen. Eigentlich ist das kein Grundzum Feiern, sondern zum Nachdenken.

Ursprünglich war das Sonntagessen nur einhalbes Kalenderjahr geplant, jetzt feiern sieden 20. Geburtstag. Wie kam’s?Weil sich gezeigt hat, dass es notwendig, dassein Bedarf da war. So einfach.

20 Kirchengemeindegruppen richten das

Essen derzeit aus, ist da keiner am Absprin-gen oder Schwächeln?Momentan nicht. Aber die Leute werdennatürlich auch älter, die aus den Kirchen-gemeinden kommen. Und es kommt schonmal vor, dass eine Kochgruppe sagt, wir sindjetzt 80 und können das nicht mehr machen.Aber ich hab’ auch neue Kochgruppen dazu-geholt, dafür bin ich als Organisator da.

Warum gibt es das Essen eigentlich nur imWinterhalbjahr? Bedürftigkeit verabschiedetsich ja nicht in den Sommerurlaub.Da haben wir schlicht die Kräfte und dieMenschen nicht dazu. Im Sommer könnendie Bedürftigen auch einander oder in einemBiergarten aushelfen, wenn die Tage längerund wärmer sind. Da ist ihre Not dann nichtso groß. Im Winter sind die Leute mehr insich, weil das Wetter trostloser ist. Da sindsie froh, wenn sie von draußen rein insWarme können. Wir sind dann wie ein klei-ner Stall von Bethlehem, sag’ ich immer.

Amsterdamer Straßewird voll gesperrtBÖBLINGEN (red). Die Amsterdamer Straßewird wegen der Sanierung der Versorgungs-leitungen in der Zeit von Mittwoch,18. März, bis voraussichtlich 8. Mai zwi-schen dem Maurener Weg und der Luxem-burger Straße voll gesperrt. Dies teilt dieStadtverwaltung mit.

Der Maurener Weg wird auf Höhe derAmsterdamer Straße halbseitig gesperrt.Während der Bauzeit entfällt in der Amster-damer Straße die Haltestelle „AmsterdamerStraße“ des öffentlichen Personennahver-kehrs. Ebenso entfällt die Haltestelle „Ge-leener Straße Kita“. Nutzer dieser beidenHaltestellen werden gebeten, die Haltestelle„Amsterdamer Straße“ im Maurener Weg zunutzen. Diese wird innerhalb des MaurenerWegs verlegt. Die Haltestelle „GeleenerStraße“ wird in die Pontoiser Straße verlegt.

Wursttest imFleischermuseumBÖBLINGEN (red). Am Dienstag, 31. März, lädtdas Deutsche Fleischermuseum Böblingenum 19 Uhr mit den Metzgern der Fleischer-innung Böblingen zu einem Wursttest mitausgewählten Wurstsorten ein. Durch dasProgramm führt Hans Beck, ehemaliger Ge-schäftsführer der Fleischerinnung Böblin-gen. Ehrenobermeister Paul Lipp bringt dasWissen um die Sorten und die Qualität derausgewählten Wurstproben nahe, heißt es ineiner Pressemitteilung.

Die Besucher bekommen die vorgestelltenWurstsorten zum Probieren und erfahren,auf was bei der Bewertung zu achten ist.Prof. Kurt Nagel, Vorsitzender des VereinsDeutsches Fleischermuseum, ergänzt dasProgramm mit Ausführungen zur Geschich-te der Wurst. Tickets sind zum Preis von5 Euro im Deutschen Fleischermuseum oderunter Telefon (0 70 31) 669 16 91 zu haben.