Dorfwettbewerb: Doppelortschaft vertritt Ostbelgien auf ...voneinander lernen. Trotz-dem verschwand...

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GrenzEchoMontag, 24. Juni 2019 EIFEL · ARDENNEN 11

● VALENDER

Die Dorfgemeinschaft Mon-tenau–Iveldingen setzte sichbeim Dorfentwicklungsge-spräch mit der Jury nur knapp,aber letztendlich verdient ge-genüber den Wettbewerberndurch. Diese bestanden ausMaldingen und dem Bergvier-tel der Stadt Eupen. Neu war indiesem Jahr, dass sich auchstädtische Viertel präsentierenkonnten. Eine weitere Neue-rung bestand in der Präsenta-tion der Teilnehmer. Diesefand mit dem Dorfhaus Valen-der an einem neutralen Ortstatt und es gab keine Bege-hungsbesuche im Vorfelddurch die Jury.

Maldingen warzahlenmäßig amstärksten vertreten.

Zahlenmäßig war das DorfMaldingen mit seiner Delega-tion am stärksten vertreten,während das Bergviertel nuraus dem Vertreter des Anima-tionszentrums Ephata be-stand. Nach der Begrüßungdurch Gemeinschaftsministe-rin Isabelle Weykmans hattendie Teilnehmer dann die Mög-lichkeit, ihr Projekt der Juryvorzustellen.

Nach einer ersten Runde derOrtsvorstellungen im Allge-

meinen (zehn Minuten proDorf) mit Fragen und Benen-nung von Herausforderungen,folgte die nächste Runde imabwechselnden Austausch zuvier aktuellen Kernfragen derDorfentwicklung, auf die sichdie Teilnehmerdörfer vorbe-reitet hatten. Diese vier Kern-fragen lauteten: Wie ist dasDorf darauf vorbereitet, dasswir weniger, älter und bunterwerden (demografische Ent-wicklung)? Wie bereiten sichdas Dorf und die Vereine imDorf auf die Zukunft vor? (Zu-kunft der Vereinsarbeit, Infra-struktur, Zusammenarbeit...)Wie tragen Sie als Dorf dazubei, dass die Bürger eine Sensi-bilität für den Erhalt alter Bau-substanz und Schaffung einerneuen Baukultur gewinnen?Wie konkret und bewusst istder Klimawandel fürs Dorfund was können die Bürgerhier unternehmen?

Während des Mittagessensberiet die Jury über die Bewer-bungen und gab nach der Pau-se Tipps, gute Beispiele undpositive Ermunterungen fürdie zukünftige Arbeit an dieTeilnehmer weiter, ehe das

Endergebnis verkündet wur-de. Sieger wurde die Dorfge-meinschaft Montenau-Ivel-dingen. Roger Kohnen, Leiterder Dorfgruppe, war mehr alsüberrascht: „Wir hatten nieund nimmer mit einem Sieg

gerechnet. Wir sind zum er-sten Mal angetreten, und Mal-dingen hat schon mehrfachan diesem Wettbewerb teilge-nommen und viel mehr Erfah-rung. Auch die Bewerbung desBergviertels in Eupen war inmeinen Augen stark. Leiderfehlte die Partizipation der Be-völkerung bei dieser Vorstel-lung, da der Leiter alleine an-wesend war.“

Auf die Frage, was den Aus-schlag gegeben haben könnte,meinte Kohnen: „Ich glaube,dass die Beteiligung der Ju-gend an unserem Projektletztendlich den Ausschlaggab. Wir haben Teilnehmerquer durch das gesamte Al-tersspektrum der Anwohnerund das war in den Augen derJury wichtig. Diese Auszeich-nung ist kein Ziel, sondern derAnsporn für uns, nun unsereVorhaben umzusetzen, damitwir den Vorschusslorbeeren

gerecht werden.“Gerd Brüls von den Ländli-

chen Gilden, die den Dorfent-wicklungspreis organisieren,schlug in die gleiche Kerbe:„Die Bewerbung vom Berg-viertel war sicherlich gut, dochfehlte bei der Vorstellung heu-te die Unterstützung der Be-teiligten. Zwischen Maldingenund Montenau-Iveldingenging es sehr eng zu. Der sozia-le Aspekt war der Jury sehrwichtig und da hat Montenaupunkten können, weil sichhier alle demografischenSchichten einbringen. Auchdie Präsentation in einemFilm, der auch einen Drohnen-überflug beinhaltete, hat inmeinen Augen Eindruck aufdie Jury hinterlassen.“

Lieber in derVereinswelt die Kräftebündeln

In ihren Ausführungen gingdie Jury vor allem auch auf dasThema Vereinsleben ein: „Mirist lieber in einer Dorfgemein-schaft, die 20 Vereine besitzt,die Kräfte in einigen größerenVereinen zu bündeln unddann dafür drei, vier, fünf ster-ben zu lassen, anstatt alle vorsich hin vegetieren zu lassen.“Ebenfalls referierte Otmar We-ber über den mangelnden öf-fentlichen Nahverkehr in denländlichen Gegenden und for-derte mehr Einsatz.

Dass er dabei aber an denTatsachen vorbeiredete unddieses Problem nicht vonDorfgemeinschaften geregeltwerden kann, wo selbst die Ge-meinden oftmals gegen eineWand rennen, war dem Red-ner nicht bewusst.

Am gestrigen Sonntagkonnte man die drei teilneh-menden Gemeinschaften be-suchen und sich über die Pro-jekte informieren. (glo)

Dorfwettbewerb: Doppelortschaft vertritt Ostbelgien auf europäischer Ebene

Der Dorfwettbewerb be-schreitet in diesem Jahrneue Wege. Die Veranstal-ter wollten weg voneinem reinen Wettbewerb,vielmehr sollen die Teil-nehmer miteinander undvoneinander lernen. Trotz-dem verschwand der Triebzu einem freundlichenWettbewerb unterein-ander nicht so ganz, undam Ende gab es aucheinen Sieger.

Gruppenbild aller Teilnehmer am Dorfentwicklungspreis 2019: Letztlich machte die Dorfgemeinschaft Montenau-Iveldingen dasRennen. Fotos: NC-Media

Platz eins für Montenau-Iveldingen

Die Vertreter aus Montenau-Iveldingen hatten gar nicht mit demErgebnis gerechnet und freuten sich sehr.

lich), die Erklärung, warumLothringisch seine Mutter-sprache ist, warum er mitsechs Jahren ganz schnellFranzösisch gelernt hat oderwarum er sich wohl genötigtgefühlt hat, ein Loblied aufden Osterhasen zu schreiben.

Wie in der Werbung ange-kündigt, war der Konzert-abend direkt “per du”, “gemüt-lich, wie im Wohnzimmer”,unterhaltsam, voll gespicktmit humorvollen Einlagen,dabei auch sehr tiefgründig,immer engagiert, getragenvon ehrlichem Aufbegehrengegen Unterdrückung, Hass,Dummheit und Falschheit,dies aber immer in einemmenschenfreundlichen, ge-winnenden Ton. Ganz starkdie zwei Solo-Lieder von Mar-cel Adam zu Beginn der zwei-ten Konzerthälfte, einmal diedeutsche Version des Anti-To-desstrafe-Liedes “Vorsicht Go-rilla !” und anschließend dieGeschichte vom Mädchen unddem Apotheker.

Begeisternd, wie der Lieder-macher - in der französischenKultur zu Hause - die schwieri-gen deutschen Texte auswen-dig vortrug und gleichzeitigseine Finger auf der Gitarre„herumspringen ließ”. MarcelAdam, der Charmeur mit iro-nischem Unterton, der pa-ckende Geschichtenerzähler,trifft den Nerv des Publikums

● BÜLLINGEN

Marcel Adam, lothringi-scher Liedermacher und seinezwei “Christians” haben amFreitag ein Benefizkonzert ge-geben, den voll besetzten Ki-nosaal in Büllingen begeistertund dafür stehende Ovatio-nen erhalten.

Marcel Adam, mit 68 Jahrenimmer noch top-fit und in derLage, Frauen dahinschmelzenzu lassen, um sie gleich daraufwieder auf den Plan zu rufen,wenn er ihnen vom stillen Lei-den der einsamen, ach so sen-siblen Männer am Küchen-tisch erzählt und den Frauenverschmitzt dafür den Schwar-zen Peter zuschiebt. Auf denAufschrei der Weiblichkeit rea-giert er mit seinem unwider-stehlichen Lächeln, und schonist wieder alles in Butter.

Marcel Adam war bis Freitagin Ostbelgien recht wenig be-kannt. Im Umfeld der Hilfsor-ganisation “Menschen fürMenschen - Ostbelgien” ist erzwar seit langer Zeit ein Be-griff, war er doch schon mehr-mals für sie aktiv. Hinzu kamnoch eine Handvoll begeister-ter Anhänger aus Mürringenund Rocherath, die ihn unbe-dingt wieder mal auf einer ost-belgischen Bühne sehen woll-ten. Sie konnten den Mürrin-ger Theaterverein überzeugen,als Veranstalter des Benefiz-konzerts für “Menschen für

Menschen Ostbelgien” unddie “Krebshilfe im Süden Ost-belgiens” einzusteigen.

Soweit die Vorgeschichte.Das Ergebnis ? Die AnhängerMarcel Adams haben am Frei-tag viele neue Multiplikatorengefunden - Er war gewiss nichtdas letzte Mal in Ostbelgien zuGast - jede Wette.

Akkordeonist forderte„Gefahrenzulage“,nachdem sein Stuhlgekippt war.

Das Konzert war in jederHinsicht vom Feinsten: “La fi-ne équipe” nennt Marcel sichund seine beiden “Lieblings-musiker”, Christian Di Fan-tauzzi und Christian Conrad.Letzterer ist ein Gitarrenvir-tuose aus Saarbrücken, der fürseine gekonnten Soli immerwieder einen Zwischenap-plaus vom überaus wachenPublikum erhielt. Fantauzzi,der Dritte im Bunde, einKnopf-Akkordeon-Zauberer,hat italienische Wurzeln undein bewegtes Leben aufzuwei-sen: zwischen Fremdenlegionund Akkordeon-Weltmeistergibt es in seinem Leben so vie-le Zwischentöne wie sein Ak-kordeon Knöpfe hat. Er hat dasBüllinger Publikum fasziniert,

geradezu in seinen Bann gezo-gen. Entsprechend ging auchein entsetztes Raunen durchden Saal, als er bei den erstenAkkorden des Liedes „Sie beißtund sie kratzt” samt Stuhlnach hinten kippte. ZumGlück nichts Ernstes: einStuhlbein war in einem Spaltzwischen improvisierter Vor-bühne und Hauptbühne desKinos kurzerhand 50 Zentime-ter tief verschwunden, wasMarcel Adam kurzerhand mitder Forderung nach einer Ge-fahrenzulage quittierte.

Sowieso faszinierte Marcel

Adam - seine Fans kennen undlieben das - den ganzen Abendnicht nur durch seine Lieder,sondern auch durch die Ge-schichten, die er mit ihnenverbindet: Etwa Episoden ausseiner Kindheit in Großblit-tersdorf an der Saar mit demHofbrunnen als Kühlkeller,oder liebevoll-zärtliche Erin-nerungen an seine Großmut-ter Anna, die ihn großgezogenhat, zwischendurch vergnügli-che Schilderungen der “Dreckund Heck”- Lieder aus seinerJugendzeit (leider nur für dieKonzertbesucher verständ-

stets haargenau, passt sichihm gekonnt an. Bei ihm undseiner “fine équipe” gibt eskeinen festen Konzertablauf.

Beim obligatorischenSchlusslied “Von guten Mäch-ten wunderbar geborgen” vonDietrich Bonhoeffer, verbun-den mit der Bitte, sich nichtvon Propaganda und politi-schen Rattenfängern einneh-men zu lassen, hätte man imBüllinger Kino “Scala” eineStecknadel fallen hören kön-nen. Und obschon er im Laufedes Abends von Jacques Brelgeschwärmt hatte, der in sei-ner Karriere nie eine Zugabegegeben habe, ließ sich MarcelAdam, der die vereinbarte Zeitschon um ein Viertel überzo-gen hatte, von den stehend ap-plaudierenden Konzertbesu-chern doch noch zwei weitereLieder abringen. Warum gehtein Konzert mit Marcel Adamund seinen Begleitern so un-ter die Haut ? Ist es seine ange-nehme Stimme ? Ist es sein ge-winnendes Lächeln? Seine an-sprechenden Geschichten mithohem Selbsterkennungspo-tential? Sein Engagement fürden kleinen Mann? Wahr-scheinlich die gekonnte Mi-schung von allem, gekoppeltmit einem treffsicheren Ge-fühl für das Publikum. Ein tol-ler Abend, der - wie eine Besu-cherin meinte - nach Wieder-holung schreit. (red)

Musik: Liedermacher Marcel Adam begeisterte bei Benefizkonzert für die Krebshilfe und „Menschen für Menschen“

Marcel Adam (rechts) begeisterte im Kino Scala mit seiner Musik,aber auch mit seinen Geschichten. Foto: privat

Lothringer “Geheimtipp” schlug im Kino Scala voll ein

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