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„Kommunale Dolmetscherdienste im deutschsprachigen Raum – Analysen für die Praxis“15.-16.10.2013 am FTSK Germersheim

Dolmetschinszenierungen- eine innovative Aus- und Fortbildungsmethode

für (Fach)DolmetscherInnen

Şebnem BahadırArbeitsbereich Interkulturelle Germanistik, Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft Germersheim

Die Aus-/Fort-/Weiterbildungsmethode„Dolmetschinszenierungen“

Erforschung, Methodenentwicklung und Anwendung seit 1998 in außeruniversitären und akademischen(Fach)Dolmetscherausbildungsmaßnahmen (z.B. Weiterbildung für KrankenhausdolmetscherInnen am AKHWien 1999/2000; seit 2003 Weiterbildung „Interkulturelles Dolmetschen“ bei INTERPRET Schweiz; seit 2002Qualifizierung zum Sprach- und Kulturmittler SpraKuM und zum Sprach- und Integrationsmittler SprInt an derDiakonie Wuppertal)

Vorarbeiten am FTSK Germersheim/Johannes Gutenberg Universität Mainz: MedInt - Development of a ModelCurriculum For Healthcare Interpreters (2007-2009) (www.medical-interpreting.eu)

Spezialisierung (ab WiSe 2012/2013) / Studienschwerpunkt (ab WiSe 2013/2014) Fachdolmetschen inmedizinischen, sozialen und behördlichen Einsatzbereichen im Master Translation am ArbeitsbereichInterkulturelle Germanistik (unterstützt vom Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und FrauenRLP)

Innovatives Lehrprojekt „Dolmetschen als Inszenierung – ein neuer kritischer und emanzipatorischerAnsatz in der Dolmetschdidaktik“ (seit April 2013), (gefördert durch das Gutenberg Lehrkolleg, JGU)

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Team

Projektleitung Dr. phil. Şebnem Bahadır

Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit und Koordination

Liliana Bizama

Webpräsenz und Öffentlichkeitsarbeit

Ivana Calciano

Lehre Anna Boguna, Birsen Serinkoz, Yasmine KhaledMiriam Hocine Bacha, Julia Yakushova

Technik Julia Yakushova

Praktikantin Sara-Maria Roemer

Arbeitsfelder des Projekts „Dolmetschen als Inszenierung“

- wissenschaftliche Begleitung der Lehre durch audiovisuelle wie auch schriftliche Dokumentation und Auswertung der Dolmetschinszenierungsarbeit

- Erarbeitung und Anwendung (Erprobung; Weiterentwicklung) von Lehr- und Lernmaterialien

- Disseminierung und Veröffentlichung der Auswertungen und Ergebnisse

- Organisation von Informationsveranstaltungen, Fachgesprächen und –tagungen, Train-the-Trainers-Seminaren

- Erarbeitung von Verknüpfungspunkten mit anderen Bereichen der Translationsdidaktik zur Anwendung der Methode, z.B. in der Übersetzer- und Konferenzdolmetscherausbildung

- Erarbeitung von Verknüpfungspunkten für die Anwendung/Adaptation der Methode in der Lehre in anderen Disziplinen

- Disseminierung der Methode in (weiteren) außeruniversitären Aus-/Weiter-/Fortbildungen

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Dolmetschinszenierungen

Dolmetschen als ‚ganzkörperliche‘ (ganzheitliche) Handlung

Dolmetschen als eigenständige und gleichzeitig fremdbestimmte, neutrale und gleichzeitig beteiligte/subjektive Haltung und Handlung

Dolmetschen als Pendelbewegung zwischen Distanz und Nähe,als Bricolage, als Aufführung und Inszenierung

Theoretische Grundlagen 1:Translationswissenschaftliche Ansätze, die TranslatorInnennicht nur als ‚Kopf-‘ sondern auch als ‚Körpermenschen‘ betrachten(Emotionen – Körpersprache – psychosoziale Kompetenz)

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Dolmetschinszenierungen

DolmetscherInnen als teilnehmende BeobachterInnen, SchauspielerInnen,Regisseure

DolmetscherInnen mit „Dazwischenidentitäten“ als „Experten desDazwischenraums“, als Dritte (Partei/Seite) in der Kommunikation, alsFremde/Späterkommende (Dolmetschen im Trialog / „Quadrilog“ / „Multilog“)

Theoretische Grundlagen 2: Ethnographische, soziologische, theateranthropologische und theaterpädagogische Ansätze, Theorien der Performance Studies, die sich mit der Position(ierung) des Dritten/des Anderen/des Fremdenbeschäftigen

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Dolmetschinszenierungen

3 Rollen, die die TeilnehmerInnen in den Trainings übernehmen(= 3 Rollen, die FachdolmetscherInnen im Feld übernehmen)

1) SchauspielerIn: teilnehmen, darstellen

− Aktive Teilnahme an den Übungen, Workshops, Proben, Aufführungen: Ausarbeitung von Szenarien in Teams, zunächst in Fragmenten, dann als Gesamtheit

− Jede(r) TN spielt mit, stellt verschiedene Personen dar(Rollenarbeit / Szenarienarbeit mit Input und mit Beteiligung von Fachkräften)

− DolmetscherIn = zentrale Rolle in der Inszenierungsarbeit, aber TN übernehmen auch die Rolle des/der Anderen (DolmetscherIn „spricht als“ und „verkörpert“ im Akt des Dolmetschens Migrant, Arzt, Lehrer, Polizist, Psychologe, Sozialarbeiter etc)

Empathiefähigkeit („Darstellungskompetenz“) als grundlegende Kompetenz fürs Dolmetschen:Mitgefühl („Sich-in die andere Person-hinein versetzen-können“) versus Mitleiden/Sympathie

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Dolmetschinszenierungen

2) BeobachterIn: beobachten, reflektieren, bewerten

− Haltung/Verhalten/Handlungen der anderen Kommunikationspartner in der Dolmetschsituation

− Dolmetschverhalten der anderen TN (somit Dolmetschstrategien und -techniken der Anderen)

− Eigenes Dolmetschverhalten (somit eigene Dolmetschstrategien und -techniken, nach dem „Spielen“ und später auch während des „Spielens“)

Fremdreflexions- und Selbstreflexionskompetenz als grundlegende Kompetenz fürs Dolmetschen(teilnehmende Beobachtungsprotokolle; Selbstreflexionsprotokolle)

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Dolmetschinszenierungen

3) RegisseurIn: entscheiden, verändern

− Diskutieren über die Inszenierungen, kritisieren und kritisiert werden, Kritik annehmen

− Mitarbeiten an der Gestaltung und Veränderung der Szenarien, vor, während und nach denInszenierungen

Kritikfähigkeit und Entscheidungskompetenz als grundlegende Kompetenzen fürs Dolmetschen

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Dolmetschinszenierungen

4 Phasen der Dolmetschinszenierungsmethode

Folgende Arbeitsschritte führen von einem Grobszenario zu multiplen Inszenierungen:

1. Übungen (Training)

2. Workshops

3. Proben

4. Aufführungen („Dolmetschinszenierungen“)

Dauer der Dolmetschinszenierungsarbeit an einem Grobszenario: ein Tag, ca. 8 Stunden, bei besonders komplexen Dolmetschszenarien auch zwei Tage

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Dolmetschinszenierungen

1. Übungen (Training): „Körperarbeit“

A. Übungen am Anfang jeder Inszenierungsarbeit

a) Atem-, Körper- und Artikulationsübungen

b) Übungen zum Raumverhalten, zur Körperhaltung und -sprache (Gestik, Mimik, Gang, proxemische Beziehungen, Berührungsverhalten)

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Dolmetschinszenierungen

1. Übungen (Training): „Körperarbeit“

B. Szenarienspezifische Übungen zum Raum z.B. Nähe- und Distanz-, und Berührungsverhalten in einem Raum mit ‚vielenInteraktionspartnern‘ (Interaktionsrituale – Machtverhältnisse)

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Dolmetschinszenierungen

1. Übungen (Training): „Körperarbeit“

C. Szenarienspezifische Übungen zu Mimik, Gestik, Blick z.B. in Interaktionen, in denen mehrere AnsprechpartnerInnen miteinander ‚konkurrieren‘(‚multilogische Kommunikation‘)

D. Szenarienspezifische Übungen zur Stimme: z.B. Einsatz der Stimme als Regulierungsinstrument bei Gesprächen, in denen alle durcheinander sprechen (beruhigend, dominant, bestimmt, in den Hintergrund gedrängt, zurückhaltend, sanft ...)z.B. Shadowing in verschiedenen Sitzpositionen als Vorübung für die Dolmetschtechnik Flüsterdolmetschen

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Dolmetschinszenierungen

2. Workshops: „InszenierungsVORarbeit“ an Themen und Fragmenten im Grobszenario

A. Themen- und kontextspezifisch (allgemeiner sozio- und migrationspolitischer / soziokultureller Kontext)z.B. Kulturalisierung, Vorurteile, Stereotypisierung, Vertrauen, Bevormundung, Macht, Hierarchien,Geschlechterverhältnisse, Vereinnahmung, Vertreterfunktion, Frontenbildung, etc

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Dolmetschinszenierungen

2. Workshops: „InszenierungsVORarbeit“ an Themen und Fragmenten im Grobszenario

B. Rollenspezifisch (Rollenprofile der beteiligten Akteure)

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Dolmetschinszenierungen

2. Workshops: „InszenierungsVORarbeit“ an Themen und Fragmenten im Grobszenario

C. Szenarienspezifische Dolmetschtechniken und – strategien: - Konsekutivdolmetschen, Flüsterdolmetschen, Sitzpositionen (im Dreieck, hinter KlientIn, neben

KlientIn, neben Fachkraft, hinter Fachkraft, zwischen KlientInnen), Ich-Form vs 3. Person-Singular,- Rückfragen, Zwischenfragen, Paraphrasierung, Zusammenfassung, Verstärkung, Abschwächung,

Registerwechsel, Perspektivenwechsel, „kulturelle“ Erläuterungen während des Dolmetschens, im Vor- und/oder Nachgespräch

D. Berufspolitische/-ethische Aspekte: - Neutralität / Unparteilichkeit / Allparteilichkeit- Vollständigkeit – Genauigkeit- Transparenz - Verschwiegenheit (Schweigepflicht)

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Dolmetschinszenierungen

3. ProbenZusammensetzung der Szenenfragmente – Durchprobieren multipler „Lösungen“ (Änderung derAuftragsspezifikationen / Rollenprofile / Beziehungskonstellationen etc.; Rollentausch)

4. Inszenierungen (=Aufführungen)„und noch einmal von vorn, aber anders“

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Didaktische Prinzipien der Dolmetschinszenierungen

Verlangsamung

FragmentierungVergrößerung

Iteration

Verdichtung

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Ziele der ‚Dolmetschinszenierungen‘:

flexibler und (selbst)reflexiver Umgang mit den räumlichen, emotionalen, non-verbalen und verbalen,situativen und politischen, sozialen und kulturellen Bedingungtheiten der jeweiligen Dolmetschsituation

Erprobung situationsspezifischer „Darstellungstechniken“, Konfliktlösungsstrategien undEntscheidungsprozesse

Dolmetschtätigkeit = ‚Arbeit‘ am Fragment (d.h. an einer Geste oder an einem Wort) und gleichzeitig am Ganzen (d.h. Verhaltens- und Handlungsweisen unterschiedlicher InteraktionspartnerInnen, Situationsdynamik, Gesprächsverlauf; soziokulturelle, migrationspolitische, institutionenspezifische Kontextbedingungen etc)

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Kontakt: dolminsz@uni-mainz.de / bahadir@uni-mainz.de

Weitere Infos unter: http://www.fb06.uni-mainz.de/deutsch/659.php

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