Grundlagen der europäischen Friedensordnung nach 1945 · 2 1.Einführende konzep1onelle...

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MichaelBrzoskaIns1tutfürFriedensforschungundSicherheitspoli1kander

UniversitätHamburg

Grundlagen der europäischen Friedensordnung nach 1945

2

1. Einführendekonzep1onelleÜberlegungenzuFriedensordnungeninEuropa

2. PhasenundIns1tu1onen

Deba%enfrage:WäreEuropademFriedennäher,wennNATOundEU1991zugunstenneuergesamteuropäischerIns@tu@onenaufgelöstwordenwären?

3. AktuelleKrisederFriedensordnunginEuropa

Gliederung

3

ZweiAusprägungenvonFrieden

Kein Krieg Dauerhaft gesicherte Konfliktlösung ohne Gewalt

Konflikt-Gewalt

Grundlagen

4

KonzepteeuropäischerFriedensordnungen

4

„WesIälische“„Post-WesIälische“ Friedensordnung

SouveränitätderStaaten GemeinsameWerte (Menschenrechte)

GesicherteGrenzen Rechtaufna1onale Selbstbes1mmung

Abrüstung/ wirtschaRlicheundRüstungskontrolle gesellschaRlicheVerflechtung

Gewaltverzicht Streitschlichtung

Op1mis1scher LiberalismusRealismus

5

FriedensproblemeinEuropanach1945

5

„DauerhaRe“RivalitätenDeutschland–FrankreichEngland–FrankreichDeutschland–Polen…..

AggressorDeutschlandUmstri\eneGrenzenGroßmachtansprücheRevisionis1scheIdeologien

Ost-WestKonflikt

6

WieFriedenschaffen?Friedendurch

•  Abschreckung•  Abrüstung

•  Völkerverständigung•  Demokra1sierung

•  Völkerrecht•  Interna1onaleOrganisa1onen•  WirtschaMlicheIntegra1on•  GesellschaMlicheVernetzung•  Poli1scheIntegra1on

6B.Meyer,KonfliktregelungundFriedensstrategien,Wiesbaden2013

7

PhaseneuropäischerFriedenspoli1knach1945

7

MassiveAbrüstungs-KSE-VertragKriseAufrüstungverhandlungenundweitereVerträge

19451955196519751985199520052015

BeginnBeginnderEndedesErneuterOst-West Entspan-KaltenOst-Konflikt nungspoli1kKriegesWestkonfliktEuroparatKSZE OSZEEGKSEWGErweiterungenEWG/EG/EUNATONATO-ErweiterungWTOEndeWTO

8

NATOn  Gründungsjahr

1949

n  HistorischerHintergrundn  KalterKrieg,2.Weltkrieg

n  GrundlegendesRa1onalTheoriedesRealismus;Machfheorie;Militärallianz

n  Zielsetzungen„KeepRussiaout,theUSinandGermanydown“

n  MitgliedschaM1949:USA,Kanada,Benelux,Dänemark,Frankreich,Island,Italien,Norwegen,Portugal,UK1952:Griechenland,Türkei1955:Deutschlandab1998:einigeosteuropäischeStaaten2011:28Staaten(26inEuropa)

Organisa1onen

9

WarschauerVertragsorganisa1onn  Gründungsjahr

1955n  HistorischerHintergrund

KalterKriegn  GrundlegendesRa1onal

TheoriedesRealismus;Machfheorie;Militärallianzn  Zielsetzungen

GegengewichtgegenNATO,EinbindungosteuropäischerStaaten

n  MitgliedschaMUdSSR,CSSR,Polen,DDR(bis1990),Ungarn,Rumänien,Bulgarien,Albanien(bis1968)

Ø  Auflösung

Juli1991

10

Europaratn  Gründungsjahr

1949

n  HistorischerHintergrund2.Weltkrieg(US-amerikanischeAnregung)

n  GrundlegendesRa1onalLiberaleFriedenstheorie;WertegemeinschaM

n  ZielsetzungVerbreitungundSicherungvonMenschenrechtsstandardsundDemokra1e

n  MitgliedschaM1949:Nord-undWesteuropäischeStaaten1950:DeutschlandAb1990:OsteuropäischeStaaten2011:47Mitglieder(1Beitrifskandidat)

11

EuropäischeUnionundVorläuferGründungsjahr

1951:EuropäischeGemeinschaMfürKohleundStahl1957:Euratom1957:EuropäischeWirtschaMsgemeinschaM1993:EuropäischeGemeinschaM2009:EuropäischeUnion

HistorischerHintergrund2.Weltkrieg(Deutsch-französischeIni1a1ven)

GrundlegendesRa1onalLiberaleFriedenstheorie;wirtschaMlicheIntegra1on

Zielsetzungenn  KontrollederdeutschenSchwer-undNuklearindustrien  AbschaffungvonZollschranken(abMife1950er)n  SchaffungeinesgemeinsamenMarktes(abMife1980er)n  KoordinierungvonAußen-undSicherheitspoli1k(seitfrühen1970ern)n  GemeinsameSicherheits-undVerteidigungspoli1k(ab1999)

12

Mitglied-schaR

13

EUHandel

Handel mit EU-Mitglieds- und anderen Staaten

QuelleEurostat

14

Ratfürgegensei1geWirtschaRshilfe(RGW)Gründungsjahr

1949HistorischerHintergrund

GegengewichtgegenMarshall.Plan;AusbauderwirtschaMlichenBeziehungenuntersozialis1schenStaaten

GrundlegendesRa1onalErweiterungderMachtbasisderUdSSR,AusnutzungvonSkaleneffekten(größereProduk1onsmengen)

Zielsetzungenn  AusbauderInfrastrukturn  FörderungdesHandelsunddesTechnologietransfersn  GemeinsamePlanungundSteuerungderIndustrieproduk1onn  Arbeitsteilung(z.B.DDR:Feinmechanik,Elektronik)

MitgliedschaRUdSSR,CSSR,Polen,DDR(1950bis1990),Ungarn,Rumänien,Bulgarien,Albanien(bis1961),Mongolei(ab1962),Kuba(ab1972),Vietnam(ab1978)

Ø AuflösungJuli1991

15

KonferenzfürSicherheitundZusammenarbeitinEurope(KSZE)undOrganisa1onfürSicherheitund

ZusammenarbeitinEuropa(OSZE)

15

1975:Konferenzvon55StaateninHelsinki,EinigungaufSchlussakte(einschließlich„Helsinki-Dekalog“mit3„Körben“)1991:ChartavonParis1994:FormalisierungderOSZE

n  Konfliktverhütungszentrum(KVZ)n  Bürofürdemokra1scheIns1tu1onenundMenschenrechten  HoherKommissarfürna1onaleMinderheitenn  BeauMragterfürdieFreiheitderMedienn  WienerDokumentundweitereInstrumentefürTransparenzn  Feldmissionen

16

HelsinkiDekalog

16

1.  Souveräne Gleichheit, Achtung der der Souveränität innewohnenden Rechte

2.  Enthaltung von der Androhung oder Anwendung von Gewalt 3.  Unverletzlichkeit der Grenzen 4.  Territoriale Integrität der Staaten 5.  Friedliche Regelung von Streitfällen 6.  Nichteinmischung in innere Angelegenheiten 7.  Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, einschließlich

der Gedanken-, Gewissens-, Religions- und Überzeugungsfreiheit 8.  Gleichberechtigung und Selbstbestimmungsrecht der Völker 9.  Zusammenarbeit zwischen den Staaten 10. Erfüllung völkerrechtlicher Verpflichtungen nach Treu und

Glauben

17

AktuelleKriseeuropäischerFriedensordnung

17

•  Ins1tu1onelleArrangements

•  WachsenderWertekonflikt?

•  UngelösteundGrenzkonflikte

•  (Wieder-)aufrüstung

•  ZerfallderEU?

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ZweiAusprägungenvonFrieden

Kein Krieg

Dauerhaft gesicherte Konfliktlösung ohne Gewalt

Konflikt-Gewalt

1. NATO 2. Europarat

3. Europäische Union

4. KSZE/OSZE

6. „Versöhnung von unten“

5.BilateraleArrangements

InterlockingIns1tu1ons

NATO Erweiterung

Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit

NATO Partnership for Peace

Geopolitik in Europa? Militärallianzen

Geopolitik in Europa? Wirtschaftsunionen

Eura

sian

Eco

nom

ic

Uni

on

EU Erweiterung

EU Assozierungs- und Partnerschaftsabkommen

Source: Wikipedia

Ideologische Gegenmodelle ?

„Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama)

Kapitalismus + Liberalismus

„Vierte politische Theorie“ (Alexander Dugin)

Großrussischer Nationalismus + Anti-libertäre „ewige Werte“

Lokale Konflikte als „Stellvertreterkriege“?

Moldau

Ukraine Süd- und Nordkaukasus

Syrien

Armenien/Azerbaijan

Zentralasien

Kosovo

Rüstungswettlauf?

Quelle: SIPRI

Zerfall der EU?

•  Unterschiedliche Zielvorstellungen für die EU

•  Demokratiedefizite

•  Intransparenz

•  Komplexe Entscheidungswege

•  Nationale Doppelspiele

•  Ökonomische Ungleichheit

•  Wirtschaftskrise

Quelle: Eurostat

De-Eskalationspotenzial Ost.West

Geopolitik Stopp der NATO-Osterweiterung? “Cordon sanitaire“ in Europa?

Ideologie

Rückkehr zum „Helsinki Kompromiss“ (Nichteinmischung) ? Öffnung der EU als Solidargemeinschaft ?

Lokale Konflikte „Frozen conflicts“ (Moldau, Georgien, Armenien/Azerbaijan,

Kosovo, Ukraine?) Minderheitenrechte (Ukraine, baltische Staaten, Nord-

Kaukasus,…) Rüstungskonkurrenz

Neue Anläufe für Rüstungskontrolle

:

Stabilisierung der EU ?

Wirtschaftspolitik Abbau von Arbeitslosigkeit und Ungleichheit

Sozialpolitik

Öffnung der EU als Solidargemeinschaft Sicherheits- und Militärpolitik

Beschränkung auf zivile Aspekte

Demokratisierung Aufwertung des EU-Parlamentes gegenüber Rat Stärkung des Subsidiaritätsprinzpes

:

27

LeseempfehlungenReinhartMutz,EuropäischeFriedensordnungen,in:Hans-JoachimGiessmannundBernhardRinke,HandbuchFrieden,Wiesbaden2011,S:225-235WilfriedLoth,EuropasEinigung:EineunvollendeteGeschichte,Frankfurt2014EgonBahr,Ostwärtsundnichtsvergessen.Poli1kzwischenKriegundVerständigung,Freiburg2015KurtTudyka,DasOSZE-Handbuch:DieOrganisa1onfürSicherheitundZusammenarbeit,2.Auflage,Opladen2014Hans-GeorgEhrhart•SabineJaberg•BernhardRinke•JörgWaldmann,DieEuropäischeUnionim21.Jahrhundert,Opladen2007

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